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Peters Unfall ( In den Hügeln der Montagnola )

Romane/Serien · Romantisches
Ich holte das Elektroauto aus der Werkstatt und Lena kurvte begeistert vor der Werkstatt herum.
„Aber bleib auf dem Hof Lena, hörst du?“
Lena nickte und fuhr auf mich zu, im letzten Moment drehte sie ab und grinste mich dabei an. Ich drohte ihr mit dem Finger, brachte sie damit aber nur zum lachen.
„Ich nehm dir gleich den Führerschein weg du Lauser“, drohte ich mit dem Finger.
„Fang mich doch Papi, ich bin viel schneller als du.“ Dann fuhr sie in Windeseile in die entgegengesetzte Richtung.

Wir waren wieder allein auf unserem Hof.
Ich kontrollierte noch den Weinkeller und machte einen Routinegang durch die Weinterrassen. Alles war in bester Ordnung, die Rebstöcke standen gut. Bis auf ein paar kleine Steine die sich aus der Mauer gelockert hatten, war alles ok. Ich fügte sie provisorisch wieder ein und machte mir eine Notiz. Enzo sollte die Terrassenmauern in nächster Zeit mal fachmännisch untersuchen. Es wurde wieder Zeit, das Unkraut zwischen den Rebenreihen aufzulockern, damit der Boden das Regenwasser besser aufnehmen konnte. Ich holte den Traktor aus der Werkstatt und fuhr die Reihen auf und ab. Ich mußte mich konzentrieren, denn die Lenkung war sehr direkt. Ich wollte nicht Stoff für Legenden liefern, wie vor Jahren Alfiero, der betrunken ein paar Rebenreihen niedergemäht hatte.
So jetzt konnte es regnen, ich hatte die Reihen aufgelockert, der Boden konnte wieder Wasser aufnehmen. Die Wetterfrösche hatten für die kommenden Tage ergiebigen Regen gemeldet. Die Feuchtigkeit würde unseren Pflanzen gut tun.

Von der Diele aus rief ich Enzo an und vereinbarte einen Termin für übermorgen.
Dann wartete ich auf den LKW mit den bestellten Weinflaschen, der sich für heute angekündigt hatte. Der Fahrer mühte sich rückwärts den engen Fahrweg zum Weinkeller hinauf. Mit einem kleinen Gabelstapler manövrierte er die Paletten ins Flaschenlager, dann durfte ich den Empfang quittieren und nahm die Rechnung in Empfang.
Ich nahm ein paar Proben aus unseren Fässern und war sehr zufrieden mit der Entwicklung unseres Weines.
„Papa, das Auto fährt nicht mehr“, jammerte Lena.
„Dann muß ich wohl die Batterie aufladen, das dauert aber über Nacht Lena.“
Lena murrte zwar ein wenig, fügte sich aber dann.
Eva kam heraus „Ich habe Neuigkeiten. Benedetta hat die Wahl gewonnen. Mario hat gerade angerufen. Wir sollen uns am Wochenende nichts vornehmen, wir sind eingeladen. Ist das nicht schön?“
Aber erst einmal hatte ich Zeit, den Dachboden aufzuräumen. Allerlei Gerätschaften, Möbeln und anderes lagerten noch aus Don Filippos Zeiten in zwei Zimmern. Wir hatten vor die beiden Zimmer in Gästezimmer umzubauen. In einem alten Schrank fand ich mehrere Journale. Ich blätterte sie interessiert durch, es waren Aufzeichnungen über alte Weinjahrgänge. Dort waren akribisch Meßwerte notiert über Jahrzehnte hinweg, Temperaturangaben, Regenmengen und Sonnenscheindauer, sowie Weinertrag.
Was mich besonders interessierte, waren ausführliche Bodenanalysen zur Mineralzusammensetzung unserer Terrassen.
Ich rief Don Filippo an und erzählte ihm von meinem Fund.
„Vielleicht können sie, Peter, etwas damit anfangen. Ich baue ja keinen Wein mehr an. Übrigens Gianfranco ist voll des Lobes über sie. Sie sind dabei, sich einen guten Namen aufzubauen. Ich habe mich ja auch schon von der hervorragenden Qualität ihres Weines überzeugen können. Behalten sie die Unterlagen, vielleicht sind sie ihnen nützlich.“ Dann bedankte er sich für den Anruf und beendete das Gespräch. Ich nahm die Journale unter den Arm und legte sie im Büro ins Regal..

„Papa, Papa“, Lena kam hereingestürmt, „ist die doofe Batterie endlich fertig? Ich will wieder autofahren.“
„Dann komm mit du Fratz, wir schauen mal.“
„Ich bin kein Fratz, du bist einer“, schimpfte Lena, konnte aber dabei ein grinsen nicht unterdrücken.
„Na, ihr habt euch aber wieder lieb“, lachte Eva, die gerade aus der Küche kam.
Ich baute die Batterie ein. Lena kletterte ins Auto und brauste davon.
„Papa, darf ich Francesca besuchen?“
„Das ist zu gefährlich, ich komme besser mit“, entschied ich.
„Und fahr nicht so schnell, sonst kannst du nicht mehr bremsen.“
Natürlich kam es, wie es kommen mußte. Lena war leichtsinnig, verlor die Kontrolle übers Lenkrad und fuhr mit Karacho in den nächsten Busch am Wegesrand. Ich rannte zu ihr „Hast du dir weh getan Lena?“ Lena weinte, sie hatte aber nur einen Kratzer an der Stirn und sich das Knie angestoßen. Das war wohl eher der Schreck. Das Auto hatte mehr abbekommen, die Stoßstange war gesplittert.
Ich nahm die Kleine in den Arm und tröstete sie. „Das Auto kann man reparieren, Lena. Hauptsache dir ist nicht so viel passiert. Tuts noch weh?“ Lena nickte und hielt ihr Knie.
„Warte ich trage dich den Hügel hinauf Lena. Das Auto hole ich später mit der Ape ab.“

Wir saßen alle gemütlich bei Waltraud und Giancarlo auf der Terrasse und schlemmten. Benedetta hatte uns eingeladen und wir alle hatten schon zur Wahl zur Institutsleiterin gratuliert.
„Jetzt muß ich aber meine Lehrtätigkeit etwas zurückschrauben. Ich mache mir keine Illusionen über den Verwaltungskram. Das heißt, du Paola und die Kollegen müssen etwas mehr schultern.“
„Kein Problem, wenn du mir eine Assistenzstelle einrichtest. Ich hätte da eine sehr qualifizierte Person im Blickfeld.“
„Mach es offiziell, ich werde es dann befürworten.“
„Bist du jetzt die Chefin, Tante Benedetta“, wollte Lena wissen.
„Meine liebe Frau ist schon immer die Chefin“, lachte Mario. Benedetta knuffte ihn liebevoll in die Seite.
„Bisher bist du doch gut damit gefahren“, schmunzelte Benedetta und gab ihrem Mario einen Kuß.
Während wir Großen uns am Tisch unterhielten, spielte Lena jetzt mit Tabbea, Tommaso und Guido im Nebenzimmer. Sie wurden von Carmela, einem der Zimmermädchen, betreut. Immer wieder drang ihr Gelächter durch die Tür, die Kinder schienen sich köstlich zu amüsieren.

Ich werde euch eine Minestrone di patate con salsiccia arrostita, einen italienischen Kartoffeleintopf mit Würstchen servieren. Das Rezept habe ich von deiner Mutter Benedetta.
KARTOFFELEINTOPF mit gebratener Salsiccia
Minestrone di patate con salsiccia arrostita
FÜR 4 PERSONEN
500 g vorwiegend festkochende Kartoffeln
3 EL natives Olivenöl extra
750 ml heiße Gemüsebrühe
1 Lorbeerblatt
3 Stiele Thymian
3 Karotten
1 Stange Lauch
2 Salsicce
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
(1) 1 Kartoffeln schälen und in 1 cm große Würfel schneiden. In einem großen Topf in 2 EL Olivenöl anbraten. Mit heißer Brühe ablöschen und zum Kochen bringen. Lorbeerblatt und Thymian zugeben und den Eintopf abgedeckt bei mittlerer Hitze 10 Minuten kochen lassen. Inzwischen die Karotten schälen und in breite Scheiben schneiden. Den Lauch putzen, in Scheiben schneiden und gründlich waschen. Karotten und Lauch in den Topf geben und alles weitere 10–15 Minuten garen.
(2) 2 Die Salsicce in 1 cm breite Scheiben schneiden und in einer Pfanne in 1 EL Olivenöl anbraten. Die Salsicce in den Eintopf geben, Lorbeerblatt und Thymian entfernen und den Eintopf mit Salz und Pfeffer abschmecken. Sofort servieren.
Es schmeckte hervorragend und wir lobten Waltrauds Kochkünste einhellig.
„Daheim hat es nicht besser geschmeckt Waltraud“, ergänzte Benedetta.
„Hast du an die Kiste Wein für Marios Papa gedacht“, wollte Benedetta von mir wissen.
„Ich habe sie in unseren Lagerraum gestellt, ihr müßt nur nachher daran denken“, antwortete Waltraud für mich.
„Wie wäre es denn am Wochenende mit einer Radtour meine Lieben“, wollte Paola wissen und legte ihre Hand auf meinen Schenkel.
Wir nickten und schauten Paola erwartungsvoll an.
„Wir kommen früh zu euch und fahren über Monteriggioni, Castellina, Radda zur Badia a Coltibuono. Was meint ihr? Wir könnten dort übernachten und am nächsten Tag wieder nachhause fahren. Das sind gut 50 km, seid ihr so gut in Form?“
Eva schüttelte ihren Kopf. „Bist du sicher, wir schaffen das? Das ist eine ganz schön schwierige Strecke.“
„Aber sicher schafft ihr das“, sie kniff mich in den Schenkel „bei den Muskelpaketen“, kicherte sie. „Und wir Weiber sind ja eh zäh. Mein Bruno kanns brauchen und Peters Jeans spannt ebenfalls, wie ich aufmerksam registriert habe.“
„Meine liebe Schwägerin, wo du auch immer hinschaust“, lachte Waltraud.
„Das ist doch die Schokoladenseite unserer Männer, nicht wahr Eva?“
„Na dann müssen wir morgen früh, gleich nach dem duschen, mal probieren, ob noch alles paßt, sonst muß ich mein Peterl auf Diät setzen.“
„Ja unsere Männer sind nicht so diszipliniert wie wir Weiber. Ganz ruhig Bruno, ich sehe dich jeden Tag beim duschen in ganzer Pracht.“
„Ich könnte dann am Freitag auf dem Rückweg von der Uni die Kinder auflesen und mit zu uns auf den Hof bringen“, schlug Benedetta vor.
Paola brachte uns Donnerstag früh auf dem Weg zur Uni ihr Gepäck vorbei..
Freitag machte ich mit Eva einen Ausflug zur Badia, gab unser Gepäck und Paolas mit Jeans, Shirt und frischer Wäsche am Empfang ab, ließen uns die Buchung noch einmal bestätigen und reservierten gleich einen Tisch im Restaurant.
Samstag früh, hatte ich kaum Probleme mit meiner Radlermontur, sie saß knapp, es paßte aber leidlich. Eva reckte den Daumen nach oben und klatschte mit ihrer flachen Hand auf meine Sitzfläche.
„So kann ich dich mitnehmen“, spottete sie.
Paola umrundete uns, gab aber zu meiner Überraschung keinen spöttischen Kommentar ab und ich bekam auch keinen Klapps auf meinen Hintern, wie ich es eigentlich von ihr gewohnt war. Eva mußte auch überrascht geschaut haben, denn Paola lachte und grabschte blitzschnell bei mir zu. Dann mußten wir alle lachen, stiegen auf die Räder und fuhren los. Das Wetter war mittelprächtig, dicke Wolken standen am Himmel, aber es sollte trocken bleiben. Ich steckte die Sonnenbrille in meine Brusttasche. Bis Monteriggioni arbeiteten wir uns zügig vorwärts. Die Schenkel stampften im richtigen Rhythmus. Wenn ich aus dem Sattel mußte, stellte ich fest, dass auch meine Gesäßmuskeln keine Probleme machten. Ich lief wie eine geölte Maschine. Meistens machte Paola das Tempo, aber sie beobachtete uns und nahm gegebenenfalls wieder etwas Speed weg. Bald kamen die Mauern von Monteriggioni in unser Blickfeld. Dieses kleine mauerbewehrte Dorf war so charakteristisch für unsere Toskana. Vor den Mauern machten wir am Wegesrand unsere erste Pause, Pipimachen und einen Traubenzuckerriegel knabbern, etwas Wasser trinken.
„Braucht ihr Jungs eine lockernde Massage“, wollte Paola wissen. Wir schüttelten den Kopf, momentan waren wir noch gut drauf. Aber die Hügel kamen noch, hinter Castellina und besonders nach der Passage von Radda könnten wir darauf zurückkommen. Wir radelten weiter, überquerten die stark befahrene Austostrada, dann ging es aufwärts Richtung Castellina. Ich stieg aus dem Sattel und verbrachte nahezu den ganzen Anstieg im Wiegeschritt. Meine Gesäßmuskeln, meine Schenkel und meine Waden gingen an ihre Grenzen. Die von Weinbauernhöfen gekrönten Hügel und die wunderbare toskanische Landschaft zogen an uns vorüber. Ich sog die Atmosphäre in mich ein.
„Nicht übertreiben Peter, sonst übersäuerst du“, mahnte Paola. Ich ließ mich wieder in den Sattel fallen.
Bei unserer nächsten Pause war ich für eine Massage meiner strapazierten Muskeln dankbar. Anschliessend massierte ich mein liebes Weib. Als auch Paola und Bruno fertig waren, gingen wir noch kurz in die Büsche und fuhren dann weiter.
Die Tour hatte es in sich. Wir waren ziemlich ausgepumpt, als wir Radda erreichten. Auf einer Bank am Marktplatz gönnten wir uns eine kleine Pause. Etliche Touristen beobachteten uns verstohlen von der Seite und gerieten ins tuscheln. Bewunderung und Mißbilligung hielten sich die Waage. Als wir wieder auf die Räder stiegen, pfiffen uns einige Jugendliche hinterher.
„Alles nur Neid“, meinte Paola achselzuckend, „habt ihr die Männer in Shorts mit ihren fetten Wampen gesehen, die Frauen waren auch nicht besser.“
„Wenn mein Peterle sich so gehen ließe, würde ich ihn schlachten“, kicherte Eva.
„Na, das sind ja schöne Aussichten“, brummte ich.
„Noch geht’s dir ja nicht an die Schinken, Peterle, obwohl ich beim Anblick manches Mal kannibalische Anwandlungen bekomme“, setzte Eva noch einen drauf.
Wir lachten und radelten weiter. Jetzt wurde die Strecke haarig, links und rechts begleiteten uns dichte Steineichenwälder, die Straße hatte viele Steigungen, die in die Beine gingen und Gefälle, die unsere ganze Aufmerksamkeit forderten. Dazu kamen viele unachtsame Autofahrer, die uns manchmal beinahe in den Straßengraben drängten. Kurz vor der Badia machten wir noch einmal eine kurze Pause, die Blasen drückten und die Muskeln zitterten, etwas Traubenzucker brachte wieder Energie zurück. Mein Hintern fühlte sich wie ein mürbegeklopftes Stück Fleisch an, den anderen schien es genauso zu gehen, denn sowohl Eva als auch Paola rieben sich ihre Hinterteile. Nur Bruno machte eine stoische Miene.
Auf Paolas Frage, meinte er nur „Ich jammere nur nicht gleich.“ Paola ließ ihre Hand auf seinen Hintern klatschen, was Bruno zu einem Schmerzensausruf veranlasste.
Es ging weiter, die letzten Kilometer zur Badia setzten uns noch zu, dann bogen wir auf das Sträßchen zur Badia ein, passierten die Bottega, in der die Erzeugnisse verkauft werden und rollten auf der Strada Bianca bis zum Eingang aus. Wir hatten alle wackelige Beine.
Die junge Frau an der Rezeption bewunderte uns, als ich auf ihr Fragen hin, erzählte, dass wir von Pievscola hierher geradelt waren.
Mit beachtlichem Hüftschwung führte sie uns zu unserem Appartement. Ich warf einen Blick auf die verführerischen Rundungen ihres in enge Jeans verpackten Hinterteils.
„Männer“, prusteten Eva und Paola unisono, sie hatten unser verstohlenen Blicke bemerkt. Dafür bekamen wir beide einen energischen Klapps auf den Hintern.
„So, wir sehen uns in einer Stunde, jetzt wird erst einmal ausgiebig geduscht“, schlug Paola vor. Wir nickten, schlossen unsere Tür hinter uns und schälten uns aus unseren engen Klamotten. Wir duschten gemeinsam, dann zogen wir uns langsam fürs Essen um und warteten auf Paola und Bruno.
„Hände weg“, schimpfte Eva, als ich ihr den Po tätscheln wollte. Die Jeans saß auch zu verführerisch.
„Mein Hintern fühlt sich an wie rohes Fleisch“, jammerte sie. Meiner fühlte sich ehrlich gesagt nicht anders an.
Paola und Bruno kamen auch aus ihrem Zimmer heraus.
Sie beobachtete unsere Mienen „So schlimm“, bedauerte sie uns.
„Na bis morgen früh haben wir uns sicher wieder erholt“, hoffte ich. Dann marschierten wir über den Hof zum Ristorante. Wir bestellten eine Pasta, die uns die junge Bedienung wenig später servierte.
Ein köstlicher Duft stieg von den Nudeln auf, eine Mischung aus Knoblauch, Olivenöl, Tomaten und Kräutern. Wir schaufelten uns wieder die nötigen Energiereserven hinein, die Pasta war ausgesprochen lecker. Endlich waren die Mägen voll und wir gesättigt. Ich hätte am liebsten den oberen Knopf meiner Jeans geöffnet, doch Eva schaute mich strafend an und schüttelte den Kopf. „Hoffentlich falle ich morgen nicht vom Rad, so genudelt fühle ich mich“, jammerte Eva.
„Bis morgen sind wir wieder fit, einfach den Muskelkater ignorieren und losradeln“, schlug Paola vor. Am nächsten Morgen fiel uns das aufstehen schwer, Beine und Hinterteil fühlten sich an, als ob uns jemand verprügelt hätte. Aber das legte sich schnell wieder, sobald wir unseren Rhythmus gefunden hatten. Wir genossen die wunderschönen Landschaften, durch die unser Weg führte. Der Schmerz beruhigte sich langsam. Vor Castellina sahen wir in einiger Entfernung das auf dem Hügel thronenden Weingut meines Vaters.
Ich war einen Moment unaufmerksam, übersah einen größeren Stein, rutschte weg, stürzte wie in Zeitlupe aus dem Sattel und schrammte über den Schotter der Strada Bianca. Einen Moment war ich wie weggetreten. Ich unterzog meinen Körper einer inneren Betrachtung. Nichts schien gebrochen, aber meine Wunden brannten. Eva beugte sich über mich „Sag doch was Peterl.“ Ich bewegte den Kopf, stöhnte auf und versuchte aufzustehen. Ich hatte mir auch die Handfläche aufgeschrammt. Dann schaute ich auf mein blutiges, aufgeschrammtes Bein. Vom Knie bis zur Hüfte sickerte das Blut aus den Schürfwunden.
Paola meinte zum Bruno“ Fahr hoch zum Weingut und hol den Verwalter mit einem Auto, Peter muß behandelt werden.“ Eva nickte „Andrea hat einen Pickup, da können wir Peter auf die Ladefläche lagern und ihn oben verarzten lassen. Ruf auch einen Arzt an.“
Bruno fuhr los, Eva und Paola hockten sich neben mich.
„Das sieht schlimmer aus, als es ist, die Haut ist aufgeschrammt und muß gesäubert werden. Nur hier oberhalb des Oberschenkelansatzes scheinst du eine Platzwunde zu haben, die eventuell genäht werden muß.“ Eva gab mir einen Schluck Wasser zu trinken und wischte mir die schweißnasse Stirn. Endlich kam der Pickup, Andreas Frau steuerte ihn. „Peter kann sich auf die Rückbank legen, ich habe ein Laken hingelegt“, meinte sie. „Bruno wartet oben auf den Arzt“, ergänzte sie noch.
„So legt eure Räder auf die Ladefläche, ihr zwei habt vorne neben mir Platz.“
Die holprige Strecke ließ mich mehrmals aufstöhnen, Eva drehte sich um und schaute mich besorgt an. Ich versuchte trotz meiner Schmerzen zu grinsen, was mir aber ziemlich mißlang.
Die drei Frauen halfen mir beim aufrichten und aussteigen und stützten mich, während wir zur Werkstatt gingen. Ich mußte mich bäuchlings auf eine alte Liege legen. Die Ärztin war schon da und schüttelte den Kopf, als sie mich sah.
Dann nahm sie die Schere und schnitt meine Hose an der Seite auf, um die Wunde großflächig freizulegen.
„Ich nehme an, die Damen haben schon einmal einen nackten Mann gesehen“, grinste sie „So jetzt einmal die Zähne zusammenbeißen, in der Spritze sind Schmerzmittel und ein Antibiotikum. Dann waschen wir die Wunde aus und nähen den kleinen Riß in der Pobacke.“ Ich zuckte zusammen, als die Nadel in mein Fleisch drang.
„So die Damen ich brauche abgekochtes Wasser und ein paar saubere Stofffetzen, um die Wunde zu versorgen.“ Andreas Frau brachte das gewünschte, dann wusch die Ärztin vorsichtig die Wunde aus. Das Schmerzmittel wirkte gut und ich spürte kaum etwas, nur die Desinfektionslösung, die sie großzügig über der Wunde verteilte, brannte. Dann begann sie die Platzwunde zu nähen. „Gutes Heilfleisch, das wird bald wieder“, meinte sie nur. Sie holte einige Mullplatten und bedeckte die Wunde damit, dann meinte sie „Ich rufe jetzt das Krankenhaus an, das sollte geröngt werden. Ich glaub zwar nicht, dass etwas gebrochen ist, dafür scheinen mir ihre Muskelpakete zu ausgeprägt zu sein.“
„Muß das sein“, stöhnte ich, doch die Ärztin nickte energisch mit dem Kopf.
„Nach einer halben Stunde kam der Krankenwagen. Zwei vierschrötige Krankenpfleger luden mich auf und trugen mich auf einer Trage ins Auto.
Eva rief noch „Wohin? Kann ich mitfahren?“
„Nach Siena ins St. Catherine of Siena Medical Center“, war die Antwort und Eva stieg ein.
Andreas Frau meinte „Ich fahre euch dann nach Hause, mit den Rädern reicht es euch doch bestimmt heute.“
Im Krankenhaus ging es geschäftig zu, ich mußte etwa eine halbe Stunde warten, dann rollten mich die Pfleger in den Röntgenraum und legten mich auf den Untersuchungsstisch. Das Röntgengerät summte, dann war ich fertig.
„Für heute bleiben sie hier, wir haben ein Zimmer für sie bereitet. Sie sind privat versichert“, fragte die Dame am Empfang. Eva und ich nickten, sie ließ sich von Eva die Daten geben.“
„Für heute bekommen sie von uns einen Krankenhauskittel“, meinte die Krankenschwester „ich schneide ihnen noch schnell das Trikot vom Körper.“ Nackt schlüpfte ich in den Kittel, dann mußte ich mich auf mein Bett legen.
„Ich ruf deinen Papa an und laß mich abholen, morgen früh besuche ich dich wieder mein Liebster.“ Eva gab mir noch einen Kuß, dann verließ sie den Raum. Ich versuchte etwas zu schlummern. Eine Schwester rüttelte mich an der Schulter
„Ich muß die Wunde versorgen. Vorher gebe ich ihnen noch eine Spritze mit einem Schmerzmittel.“ Sie schob meinen Kittel bis über die Taille hoch, dann spürte ich die Spritze in meinem Fleisch. Sie tätschelte kurz meine unversehrte Pobacke, um das Medikament zu verteilen. Dann nahm sie die Mulllagen von meiner Wunde und wusch sie noch einmal aus. Die genähte Stelle auf der Pobacke ist etwas gerötet, aber das ist normal. Sie haben Glück, das Fettpolster hat den Muskel vor schlimmeren bewahrt, der wurde kaum angekratzt Etwas weiter oben am Hüftknochen hätte es übler werden können. Da bleibt noch nicht mal eine Narbe nach, Dann legte sie neue Mulllagen auf meine Wunde und fixierte die durch Pflaster.
Sie zog mir den Kittel wieder herunter und legte mir die Bettdecke über.
„Wenn sie Wasser lassen müssen, ich lege ihnen die Bettflasche ins Regal. Und drücken sie die Klingel, wenn sie etwas benötigen.“
Gegen Mitternacht kam die Nachtschwester und verpaßte mir wieder eine Spritze in die Pobacke, dann wünschte sie mir eine gute Nacht.
Früh rißen mich ein junger Arzt und eine Lernschwester aus dem Schlaf „Ich schaue mir nur die Wunde an“, meinte er. Die junge Schwester schob meinen Nachtkittel über die Taille hoch, löste vorsichtig die Pflaster und entfernte die Mulllagen. Dann starrte sie mich neugierig an. Der Arzt wies sie zurecht „Sie sollen ihn nicht mit ihren Augen verschlingen, sondern vorsichtig die Wunde reinigen.“ Schon spürte ich die nächste Nadel in mein Fleisch dringen. „Antibiotikum und Schmerzmittel“, meinte er nur.
„Übrigens sie haben Glück gehabt, die Knochen sind unversehrt. Sie haben Glück, dass sie sich ein so kräftiges Muskelpolster zugelegt haben. Radfahren und laufen, tippe ich mal. Das gut entwickelte Fettpolster hier ist aber wohl eher ein Resultat der leckeren toskanischen Küche“, spottete er dann und kniff mich in die gesunde Pobacke. Die Schwester wurde rot und konzentrierte sich wieder auf die Wundversorgung. Nachdem die Wunde mit Mull abgedeckt war, konnte ich endlich mein Nachthemd wieder schicklich herunterziehen. Gegen Mittag kam Eva „Morgen darfst du raus, wenn nichts dazwischen kommt. Ich übernachte noch einmal bei deinem Papa. Lena ist unten bei Francesca, sie wünscht dir gute Besserung.“ Dann bekam ich einen langen Kuß.
Ich erzählte ihr, was der Arzt gesagt hatte. Eva lachte „Na gut, das ich dich so gut gefüttert habe. Hat dich der Speck vor schlimmerem bewahrt.“ Sie kicherte.
„Ich werde wieder wie neu, die Idee mit dem notschlachten, mußt du noch zurückstellen.“
„Na aufgeschoben, ist nicht aufgehoben“, meinte Eva und fletschte übertrieben die Zähne, dann lachte sie schallend.
„Zeig mal“, meinte sie noch kichernd und schob mir das Nachthemd hoch.
„Das schaut aber nicht gut aus“, meinte und deutete auf die genähte Stelle „Das ist ja ganz schön blaurot geworden, ich klingele mal nach der Schwester
Ein paar Minuten später kam die junge Schwester von heute früh.
„Ich weiß nicht“, meinte sie, „ich hole den Arzt.“
Nach einer Viertelstunde kam der Arzt von heute früh, er schaute sich die Wunde an, runzelte die Stirn „Sie haben recht, dass sieht nicht so gut aus, die Wunde hat sich entzündet. Ich spritze ihnen noch einmal ein anderes Antibiotikum,wenns nicht bis heute abend besser wird, müssen wir morgen noch einmal aufschneiden. Ich verlängere vorsichtshalber mal die Reservierung für ihr Bett. Tut mir leid, das müssen wir unter Beobachtung halten.“ Die Schwester zog die Spritze auf und reichte sie dem Arzt, und wieder drang die Nadel in mein Fleisch. Ich zuckte zusammen.
„Stell dich nicht an, als wenn du gerade geschlachtet wirst“, schimpfte Eva lachend.
„Wenn sie das so sagen, das wäre eine Alternative. Ich liebe nämlich saftige toskanische Schinken“, brachte er trocken heraus und kniff mich in die gesunde Pobacke. Die junge Schwester schaute ihn entsetzt an.
Erst als der Arzt und Eva schallend lachten, wurde sie rot und senkte ihren Kopf.
„Denken sie wirklich, so mit Antibiotika getränkt, würden wir auch nur einen Bissen Fleisch herunterbringen. Wir warten natürlich ein paar Tage, bis die Antibiotika abgebaut sind.“ Wieder lachte er schallend.
Da hatte noch jemand einen abgrundtiefen schwarzen Humor, wie meine Eva.
Er tätschelte mir noch mal die gesunde Backe und meinte abschliessend
„Wenn die Entzündung morgen nicht weg ist, schneide ich noch mal, bevor sich ein Abzeß bildet. Der Muskel wird dabei eher nicht beeinträchtigt, ich schneide nur im Fettgewebe. Sie haben Glück, dass es so gut ausgeprägt ist. Wenn die Wunde verheilt ist, können sie wieder radfahren.“
Eva verabschiedete sich mit einem Busserl, der Doktor verließ mein Zimmer und die junge Schwester versorgte meine Wunden.
„Unser Dottore hat einen seltsamen Humor“, kicherte die Schwester, verteilte großzügig Salbes auf Oberschenkel und Pobacke, legte dann eine neue Lage Mull auf und fixierte es mit Pflasterstreifen.
Es war etwas unbequem, auf dem Bauche zu liegen, aber notgedrungen mußte ich mich damit abfinden. Ich schlief unruhig und träumte wirres Zeug.
Nach der Wundversorgung am frühen Morgen untersuchte mich der Arzt wieder.
Die Schürfwunden heilen gut, das wird wieder wie neu. Nur hier die entzündete Stelle, da werde ich schneiden müssen, da hat sich ein Abzeß entwickelt. Ich werde reichlich infiziertes Gewebe herausschneiden und die Wunde dann klammern, die Haut ist flexibel und dehnbar genug.“
 
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eine Radtour mit schmerzhaften Folgen, aber lest selbst

Wolfgang scrittore (27.10.2015)

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