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5 Seiten

Ort der Träume...

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Loxana
Es war kalt heute, aber es machte ihr nichts aus, denn der Winter gefiel ihr am besten von allen Jahreszeiten, und Schnee gab es auch im Überfluß. Der Weg zur Schule war nicht allzu weit, also lief sie, statt mit dem Fahrrad zu fahren, denn die frische Luft am Morgen machte ihr den Kopf klar. Das war auch nötig, denn es ging ihr nicht aus dem Sinn, daß sie erst seit kurzem hier wohnte, und deshalb noch keine Freunde hatte. Es war nicht schön, und sehr einsam.

Zwei Tage zuvor war ihr erster Schultag gewesen in dieser für sie neuen Stadt, und er war wirklich nicht einfach verlaufen. Erst hatte sie sich gründlich verlaufen, kam dadurch zu spät, und mußte so vor der bereits versammelten Klasse in das Klassenzimmer treten, nachdem sie einen Lehrer bitten mußte ihr den Weg zu zeigen. Alle hatten sie angestarrt, und sie wäre am liebsten im Boden versunken, und dann mußte sie sich auf den einzigen freien Platz setzten, ausgerechnet neben einen Jungen. Das es ein Junge war, war eigentlich nicht mal das Problem, aber er war verdammt gutaussehend gewesen, und hatte sie immerfort abgelenkt, da sie wieder und wieder zu ihm herüberschielen mußte, bis der Lehrer es schließlich bemerkte, und sie laut darauf hinwies, daß sie sich doch bitte auf den Unterricht konzentrieren sollte. Peinlich, peinlich, alle hatten sich ihr zugewendet, um zu sehen, was die Neue wohl getan hatte, und es waren leider nicht nur neugierige Blicke, sondern auch einige darunter, die sich ihr ins Gedächtnis bohrten, die sie nicht so schnell vergessen würde. Es kam ihr seltsam vor, vielleicht hatte sie sich auch geirrt, aber es waren haßerfüllte Blicke gewesen, die ihr versprachen, daß es ihr hier nicht gemütlich gemacht werden würde.

So vertief in ihre Gedanken, merkte sie nicht, daß sie die einzige war, die um diese Uhrzeit, es war dreiviertel Acht, diesen Weg nahm. Keine Menschenseele war zu sehen.

Als sie schon am Tor der Schule angekommen war, dem Gymnasium, runzelte sie die Stirn, denn es war verschlossen. Zweifelnd ob sie nicht eine Stunde zu früh dran war, schaute sie auf ihre Uhr. 10 Minuten vor Acht Uhr zeigte diese an, also war sie nicht zu früh, es mußte wohl daran liegen, daß das Wetter heute Nacht recht übel gewesen war, und daher wahrscheinlich viele Schüler so die Schule nicht erreichen konnten, da der Schnee in einigen umliegenden Dörfern und Städten zu hoch lag, als daß ein Bus fahren konnte.

Dann würde sie wohl wieder nach Hause gehen. Doch mit einem Mal schien es ihr allzu verlockend den kleinen Wald zu erkunden, den sie schon die beiden Tage zuvor durch die Fenster der Schule bemerkt hatte. Er lag direkt hinter dem Schulgebäude und so steuerte sie zielsicher darauf zu.

Irgenwie war es schon unheimlich, daß wirklich niemand sich blicken lies, aber sie tat es mit einem Schulterzucken ab, und meinte es läge bestimmt daran, daß es einfach den meisten zu kalt wäre, um aus dem Haus zu gehen.

Da waren schon die ersten Tannen, und unter dem Schnee blitzte das leuchtende Grün hervor, das alles ein bißchen lebendiger wirken lies. Ein kleiner Schleichweg, nur knapp einen Fuß breit, führte sie schnell inmitten alter und junger, hoher und niedriger Eichen, Fichten, Tannen und vereinzelten Birken. Schön war es, wie der Schnee und das Eis in der Sonne glitzerten wie tausend Diamanten, einfach traumhaft schön. Hier und dort knarzte es manchmal, wenn eine Ladung Schnee zu schwer für einen Ast oder Zweig geworden war, und schließlich herunterfiel.

Ein Vogel, wohl ein Rotkehlchen, aber ganz sicher war sie nicht, trällerte sein Lied hinaus in die winterliche Landschaft, um seine Reviergrenzen bekannt zu geben. Alles schien friedlich dazuliegen, als hätte es nur auf sie gewartet, damit es ihr den Atem nahm, beim Anblick dieser herrlichen Natur.

Schwarz.
Sie sah nichts, alles war wie in schwarzem Nebel gehüllt, und sie wußte nicht warum. Ihr Kopf tat höllisch weh, und sie versuchte die Augen zu öffnen, um ihre Orientierung wieder zu finden. Doch es ging nicht, etwas verschloß ihr die Sicht, und auch ihre Hände konnte sie nicht bewegen....mit Entsetzen merkte sie, daß ein Seil darum geschlungen war, und zwar so fest, daß es ihr ein taubes Gefühl in ihren Händen bereitete.

Sie lag auf der Seite, doch es war warm, also mußte sie in einem Raum sein, und nicht mehr draussen im Wald. Ihr Lage war reichlich unbequem, denn die Hände waren auf dem Rücken gefesselt, und ihre Füße schienen verschnürt zu sein wie ein Paket. Sie konnte sich nicht erklären was passiert war, konnte sich nicht erinnern. Ihre Angst wurde immer größer, vor allem da sie nichts hören konnte, keine Schritte, nichts, nicht einen Laut. Mit einem Mal mußte sie würgen, denn der Knebel in ihrem Mund, anscheinend ein Taschentuch oder etwas ähnliches, war nach hinten verrutscht, und trocknete ihr die Mundhöhle aus.

Sie würgte, doch da der Knebel fest saß, war sie gezwungen alles wieder hinunterzuschlucken, um nicht zu ersticken. Danach holte sie erstmal tief Luft, und versuchte logisch zu denken. Es mußte sie wohl jemand niedergeschlagen haben, aber wer? Und warum? Völlig ohne Orientierung versuchte sie sich zu bewegen, vorsichtig in eine Richtung zu robben. Sie bekam Panik, stellte sich vor, hier zu verhungern, allein, ohne etwas zu sehen, ohne sich richtig bewegen zu können, sie war gefangen. Es war mühevoll, aber sie kam etwas vorwärts, bis sie an etwas anstieß. Was es war, konnte sie nicht sagen, nur daß es hart und eckig war, denn ihr Kopf hatte den Gegenstand schonungslos ungebremst abgekommen, als sie ihren Oberkörper nach oben streckte. Sie mußte hier raus!
Aber wie?
Die Fesseln zu lockern schien unmöglich, sie saßen viel zu fest, und sie schnitt sich leicht in die Haut, bei dem Versuch ihre Hände zu befreihen.

Dann hörte sie plötzlich etwas, ein Poltern, das Quietschen beim Öffnen einer Türe, und schließlich.....dumpfe Schritte. Sie hielt den Atem an, oh Gott, war das ihr Ende? Die Angst nahm ihr fast den Verstand, denn sie war diesem Mensch vollkommen ausgeliefert, konnte ihm nichts entgegensetzen, nur abwarten. Ja, nicht einmal bitten konnte sie ihn, daß er sie gehen ließe, denn der Knebel verhinderte jeden Laut ihrerseits. Die Schritte kamen immer näher, bis sie schließlich direkt vor ihr endeten, und da fing sie an zu beten, obwohl sie nicht an Gott glaubte, aber sie betete zu ihm, denn es schien ihre einzige Hoffnung. Es tut mir leid, daß ich nicht hier war, als du aufgewacht bist. Aber du mußt verstehen, ich mußte sicher gehen, daß uns keiner bemerkt hat! Eine helle Stimme, doch unüberhörbar, die eines Mannes, ekelhaft erschien sie ihr, denn er sagte ihr damit, daß keiner wußte wo sie war, keiner hatte es bemerkt, und niemand konnte ihr helfen. Sie merkte, wie der Mann ihr die Augenbinde abnahm, und sie blinzelte ins helle Licht, konnte erst nichts erkennen, da es sie blendete. Aber dann sah sie ihn....und eigentlich sah er harmlos aus, wie jemand den man in der Menge übersehen würde, keiner der auffällt. Braunes, schütteres Haar, eine Brille mit Goldrand, cirka 35 bis 40 Jahre alt, und etwas übergewichtig. Sie kannte ihn nicht, hatte nur noch mehr Angst, denn sie fragte sich, was er wohl mit ihr vorhätte. Er lächelte versonnen, schien sich etwas auszumalen, etwas das wohl unvermeidbar mit ihr zusammenhängen würde, denn seine Blicke wanderten von ihren Füßen langsamüber ihren Körper hinauf bis zu ihrem Haar, das lang und dunkelbraun war.

Du hast ja richtig Angst...das brauchst du aber nicht! Wenn du es mir nicht schwer machst, dann ist es schnell vorbei, vielleicht gefällt es dir sogar, wer weiß? Du bist jung und schön, genau das was ich will, bist du noch Jungfrau?....Ach, Entschuldigung, du kannst ja nicht antworten, der Knebel... Er grinste, und es war ihm anscheinend egal, ob sie nun antworten konnte oder nicht, bestimmt war es ihm sogar lieber, sie täte es nicht, denn sie war entschlossen zu schreien, wenn er den Knebel entfernen würde.

Er ging zu einem Tisch, der in der in einer Ecke des Raumes stand, und holte von dort eine Spritze. Wieder überkam sie die Panik, eine Todesangst, unvorstellbar schlimm, vielleicht wollte er sie nun töten? Einfach mit einem Gift, oder... vielleicht nur Betäuben? Aber wenn betäuben...was danach? Mit einem Mal war sie sicher, daß er sie betäuben wollte, um sie von den Fesseln befreihen zu können, ohne daß sie weglaufen oder sich wehren würde. Denn er konnte sie kaum ausziehen, wenn sie so verschnürt war. Und sie war sicher, er würde sie ausziehen, um sie zu vergewaltigen. Ja, sie war wirklich noch Jungfrau, sie war ja auch erst 15, und hatte vorgehabt sich für den richtigen Mann, bzw. Jungen aufzuheben. Alles war vorbei, er würde ihr wehtun, und sie dann töten, damit sie nichts sagen konnte...jede Hoffnung war verloren. Es pickste nur kurz, tat kaum weh, als die Spritze in ihren Oberarm drang, und dann begann es schnell zu wirken. Die Welt drehte sich, alles war weich, warm und wie in Watte gepackt....und alles war ihr egal, und zwar völlig.

Er sah sie an, und als er das verklärte Lächeln auf ihrem Gesicht sah, wußte er, daß das Mittel schon wirkte. Zufrieden damit, begann er in aller Ruhe ihre Fesseln zu lösen, nahm ihr auch den Knebel aus dem Mund, nun, vielleicht würde er ihren Mund mit etwas anderem füllen, dachte er genüßlich und voller Vorfreude, und entkleidete sie langsam, Stück für Stück.....

Sie war nun nicht mehr verkrampft, sondern völlig entspannt, und erkannte den Ernst ihrer Lage nicht mehr, denn das Mittel war so stark, daß sie zu träumen anfing. Wirre Sachen, aber alles wunderschön, sie tanzte in einem Feld voller wilder Blumen, die Sonne schien warm, dann wieder war sie in warmem Wasser, tauchte, und war rundherum zufrieden. Es mußte eine sehr starke Droge sein, denn ihre Halluzinationen nahmen kein Ende, und ob davon etwas zurückbleiben würde, oder ob sie überhaupt wieder aufwachen würde, weiß man nicht.

Blau.
Der Himmel ist so blau, dachte sie, mit dem ersten Gedanken, der ihr kam, nachdem sie aufgewacht war. Kalt war es, sie lag im Schnee, und ihre Kleider waren nicht an ihrem Körper. Aber es war ihr egal...sie fühlte einen Schmerz zwischen ihren Beinen...aber auch daß war ihr egal. Es mußten wohl die Nachwirkungen der Droge sein, daß sie nur so dalag, und von dem Ort träumte, an den man nur geht wenn man eben träumt. Der Ort, der alles möglich macht, ihr eigentliches Zuhause, ihre Gedanken- und Phantasiewelt.

Dort ist alles herrlich, grüne Wiesen, klares Wasser, alles gesund, und nicht durch irgendein umweltschädliches Mittel verseucht, dort gibt es alles wovon man träumt. Ihr Kuschelbär, den sie mit 7 Jahren noch dringend zum Schlafen brauchte war da, obwohl ihre Mutter ihn weggeworfen hatte, da er am zerfallen war, und sie drückte ihn an sich, glücklich und zufrieden. Alle ihre Lieblinge, ihre Freundinnen aus ihrer alten Stadt, sogar Fabelwesen, wie Fuchur der Drache, den sie als Kind so gern in der Unendlichen Geschichte gesehen hatte, waren hier, und nun durfte sie ihn reiten, durch die Luft sausen. Alles schien rosa, dann wieder war alles blau, aber immer war es wundervoll und ihr willkommen, denn alles was sie sich je gewünscht hatte, war hier, und schien nun wirklich zu sein. Das war ihr Heim von jetzt an, denn hier war sie diejenige die alles bestimmt, und niemand kann ihr hier etwas tun, denn alles ist gut, und das für immer.

Als man sie fand, war es zu spät, denn sie war erfroren, doch lag ein seltsames Lächeln auf ihrem Gesicht, als sei sie glücklich gestorben.

Träumen wir nicht alle davon, an diesen Ort zu gelangen, von dem ich weiß, daß viele ihn kennen, und wissen, daß man nur dort wirklich daheim ist. Vielleicht ist es ja dieser Ort, der uns erwartet, wenn wir einmal sterben, wäre das nicht tröstlich? Es gibt manche unter uns, die erahnen, daß es mehr gibt, als wir sehen oder begreifen können, und ich wünschte, ich könnte Gewissheit haben, bevor ich sterben muß, dann wäre die Angst vielleicht nicht mehr da.
 
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Kommentare  

Es ist ja hinreichend bekannt, daß nicht jeder Mann auf "normalem Wege" eine Frau abbekommt und ich finde es deshalb prima, daß es für solche Typen wie Werner das PROPOFOL gibt.
Denn ohne dieses Narkotikum wäre seine körperliche Nähe für eine Frau wohl kaum zu ertragen. (Boah, der muß aussehen?!?) *grins*
Allerdings sollte unbedingt darauf geachtet werden, nicht aus Versehen die Gummipuppe von Beate Uhse mit der Spritze zu maltrieren, denn das würde das sexuelle Vergnügen doch erheblich schmälern. Für Werner natürlich.

Der Schreibstil dieser Geschichte gefällt mir sehr gut, aber ich glaube, die Darstellung einer Glückseligkeit unter Drogeneinfluß wird der schlimmen Realität einer Vergewaltigung nicht gerecht. Es klingt fast so, als wäre das Verbrechen mit der Verabreichung einer Spritze bereits entschuldigt.
Ob das in Deinem Sinne lag?


Minotaurus (19.12.2006)

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben. Speziell der Teil wo das Mädchen die Spritze bekommt und was sie fühlt danach. Auch ich praktiziere sehr gerne Geschlechtsverkehr nachdem ich den Frauen PROPOFOL gespritzt habe. Ich mag es sehr wenn die Frauen betäubt sind.

Werner (19.12.2006)

Wenn es den Vergewaltiger nicht gegeben hätte , wäre es eine Traumgeschichte ?Es wäre dann eine Traumgeschichte .Die Wirklichkeit ist kein Traum.

Freddi (23.06.2005)

Hmmm *nachdenk* ich finde deine Geschichte liesst sich sehr angenehm, du hast einen guten Schreibstil, gefällt mir sehr..doch ich finde, dass die Vergewaltigung an sich verharmlost wird... Sie spielt eine totale Nebenrolle, und ich finde, du hättest den Kontrast Sterbensangst und Erlösung ("Himmel") besser ausbauen können.

 (03.10.2002)

Es ist sehr schwierig, eine Geschichte über ein so heikles Thema wie Vergewaltigung zu schreiben, ohne zu sehr in häßliche Details abzugleiten. Dir ist das gelungen!
Stilistisch wäre es mir lieber gewesen, du hättest die wörtliche Rede in Anführungsstriche gesetzt. Das erleichtert das Lesen.
Was das Leben nach dem Tode betrifft: Das gibt es. Ich glaube nicht daran, sondern ich WEISS es. So sicher, wie ich meinen Namen weiß. Und zwar aus eigener Erfahrung. Insofern: Du hast nichts zu befürchten.
5 Punkte


Gwenhwyfar (07.06.2002)

ich fand die geschichte ziemlich gut, eigentlich war ja das thema eher zum gruseln oder zum angst haben, aber irgendwie haben die träume die du beschrieben hast die geschichte sozusagen "versüsst". Keine schlechte story hab dir auch 5 punkte gegeben!

Sebastian (13.02.2002)

Die hässlichen Geschichten, die wir im letzten Jahr ständig in den Zeitungen lasen einmal aus der Sicht eines Opfers. Gruselig! Und dann er „leichte“ Tod als Erlösung. Dass die Geschichte kein Happyend haben durfte, war klar. Trotzdem ist sich durch den genialen Schluss weniger verletzend als das, was in den Zeitungen stand, aber darum nicht weniger aufwühlend. Auch die Frage am Schluss. Ich sags mal so: Wenn man fest an etwas glaubt, dann existiert es auch, sei es nun Gott, das Monster im Keller oder jenes schöne Land der Träume, wo niemand und nichts uns weh tun kann.
Eine wunderbare Geschichte. Fünf Punkte!


Stefan Steinmetzs (09.02.2002)

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