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5 Seiten

Ich stehe am Fenster......

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Kai B.
Ich stehe am Fenster, sehe in die Nacht hinaus, schwelge in Gedanken.
Ich sehe zu den Sternen hinauf und denke an sie.
Ich höre Schritte, dreh mich aber nicht um, ich nehme ihre Nähe wahr und fühle sie auf mich zukommen.
Nun wird sie ihre Arme um meine Taille legen, mich von hinten umarmen und sich eng an mich schmiegen.
Und sie wird fragen:
„Was siehst du?“
Und dabei auf die Nacht deuten, auf die Sterne; so wie wir es immer taten.

Doch nichts geschieht, keine Schritte nähern sich mir, ich drehe mich um und sehe nichts.
Nun wird mir mal wieder schmerzlich bewusst das es nie mehr so sein wird, sie nie wieder hinter mich tritt, mich nie wieder fragen wird....mich nie wieder umarmen wird.
Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück, besonders an die letzten 5 Monate mit ihr.
Kennen lernten wir uns vor über 3 Jahren- nein- zum ersten Mal begegneten wir uns vor über 3 Jahren, denn richtig kennen lernten wir uns erst in den letzen 5 Monaten.
In den letzten 5 Monaten war so einiges anders, als in der Zeit davor, aber ich will von Anfang an berichten.
Vor über 3 Jahren trafen wir das erste Mal aufeinander, die Sympathie war da, wir trafen uns immer öfter.
Aus Sympathie wurde Liebe und wir zogen ein Jahr danach zusammen.

Eigentlich führten wir eine recht harmonische Beziehung, wir waren glücklich zusammen.
Vor 1 ½ Jahren klagte sie über starke Kopfschmerzen und Schwindelanfälle.
Auf meine Aufforderungen sich doch durchchecken zulassen, reagierte sie nicht.
Nun, ich war nur ihr Begleiter auf ihrem Weg durchs Leben, aber leben, das musste sie alleine und so ließ ich sie mit meinen Aufforderungen in Ruhe.
Sie war schließlich erwachsen.
Eines Abends, als ich spät nach Hause kam, entdeckte ich sie völlig abwesend am Fenster stehend.
Ich ging zu ihr, wollte sie von hinten umarmen, so wie wir es immer machten, doch sie entzog sich mir, ging mir aus dem Weg.

Auf mein fragen hin bekam ich keine Antwort, sie ging wortlos ins Bett.
Sie erklärte mir auch am nächsten Tag nicht den Grund, ging mir aus dem Weg, entzog sich mir, weinte heimlich im Schlafzimmer, wurde gereizt und depressiv.
Ich hatte keine Ahnung was mit ihr los war und meine Bitten um Aufklärung wurden von ihr abgeschmettert.
Dieses ging Wochen so, bis ich dann platze, es nicht mehr ertragen konnte.
Ich sagte ihr, dass ich dies alles nicht mehr aushalten könnte, das wir uns doch immer alles sagen konnten.
Da rückte sie mit der Wahrheit raus.
Sie stand da, sah mich an und unterbreitete mir mit ruhiger, kalter Stimme, dass sie einen Gehirntumor hätte, inoperabel.
Ich stand da, konnte oder wollte es nicht wahr haben.
Ich sah sie fassungslos an, konnte nichts denken, nichts fühlen.
In mir war alles taub, alles leer.....
Ich stand da und bewegte mich für einige Minuten keinen Millimeter.
Sie drehte sich um zum Fenster und sah in die Nacht hinaus.
Ich konnte nichts machen, nichts sagen, ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen.
So nahm ich meine Jacke und ging in die Nacht.
Ihre Worte hallten immer wieder in meinen Ohren: Gehirntumor........inoperabel..........Gehirntumor...........inoperabel.........
Ich schüttelte meinen Kopf, beschleunigte meine Schritte, nahm nichts mehr von der Umgebung wahr.
Die Nacht kühlte meine brennende Seele und ich versuchte wieder zur Fassung zu kommen.
Ich weiß nicht wie lange ich so durch die Gegend lief, aber es waren sicher einige Stunden.
Als ich die Wohnung betrat, stand sie noch immer am Fenster und starrte hinaus.
Ich ging zu ihr, blieb einige Schritte hinter ihr stehen und fragte:
„Wie lange noch?“

Sie drehte sich nicht zu mir um.
Leise sagte sie: „Drei Monate.“
Ich nickte nur, trat hinter sie, umarmte sie von hinten und drückte sie fest an mich.
Ich spürte wie angespannt sie war, wie sie zitterte, ja ich nahm sogar ihre Angst wahr.
Leise fragte ich sie, warum sie es mir nicht schon vorher erzählt hatte.
Ihre Antwort erschütterte mich.
„Ich hatte Angst du würdest dann gehen.“
Dachte sie wirklich so schlecht von mir, war ich wirklich ein so mieser Kerl?
Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf und um ehrlich zu sein, musste ich mir einiges eingestehen.
In diesem Moment wurde mir einiges klar.
Ich fragte mich, wann ich sie zum letzten Mal verführt hatte, mit aller Leidenschaft,
wann ich sie zum letzten Mal mit einem Essen überrascht hatte, mit ihr ins Kino gegangen war, ja, sie einfach mal entführt hatte, aus dem Alltag und sie mal wieder so richtig leidenschaftlich geliebt hatte.
Es war schon zu lange her.
Und wann hatte ich zum letzten Mal gesagt: Ich liebe Dich! ohne den Schatten des Alltags darauf, nicht nur aus reiner Gewohnheit, weil man dies ja tut ?
Auch dies lag schon viel zu lange zurück.
Mir wurde bewusst, dass wir Menschen eigentlich nicht richtig leben.
Wir leben nur einen kleinen Teil unseres Lebens wirklich, der Rest davon ist Alltag, Gewohnheit.
Wir nehmen uns Zeit für unwichtige Dinge und vernachlässigen die Wichtigen.
Wir tun so, als ob wir alle Zeit der Welt hätten und haben doch so wenig davon.
Und die wenige Zeit verbringen wir dann noch mit unnützen
Sachen, streiten uns oder bekriegen einander.
Aber Leben, wahrlich leben, das tun wir viel zu selten.
Zu viele Dinge werden zur Selbstverständlichkeit, zu viele einfach hingenommen, zu oft über unwichtige Dinge gestritten und darüber Wochen geschmollt.
Dies alles ging mir durch den Kopf und ich sagte ihr mit ruhiger bestimmter Stimme:
„Ich werde mit dir deinen Weg gehen, bis ans Ende dir folgen.“
Ich würde sie nicht im Stich lassen, niemals, das schwor ich mir.

Von diesem Tage an lebten wir ganz anders zusammen.
Wir redeten offener miteinander, sprachen unsere geheimsten Wünsche aus, offenbarten uns unsere Träume.
Ja, einige hatten wir uns schon vorher erzählt, nur nicht alle.
Ich genoss jeden Augenblick mit ihr, verführte sie wann immer mir danach war und sie tat das Gleiche.
Ungezwungen genossen wir unsere Liebe, unsere Lust, die Leidenschaft zwischen uns.
Ich entführte sie regelrecht und ging mit ihr dann essen.
Wir genossen unsere Zweisamkeit, teilten nun wirklich unser Leben miteinander, waren eins, unsere Herzen schlugen im selben Rhythmus.
Man kann dieses Gefühl zwischen uns nicht beschreiben, es war wahre Liebe.
Die meiste Zeit verbrachten wir zusammen, gingen mit Freunden aus, unternahmen verrückte Sachen, Dinge von denen wir schon immer träumten.
So fuhren wir einen Tag im Sommer an den Strand, sahen uns den Sonnenuntergang an, schliefen zusammen im Sand ein und wurden vom Sonnenaufgang geweckt.
Dies war ein wunderbares Erlebnis.
Wer nimmt sich schon die Zeit, um einen Sonnenaufgang oder einen Sonnenuntergang bewusst zu beobachten?
Etwas das eigentlich jeder Mensch mindestens einmal gesehen haben sollte---habt ihr es schon gesehen?
Wir gingen um Mitternacht in einem See nackt baden, schwammen im sanften Mondlicht und genossen das Wasser und die Luft auf unserer nackten Haut.
Aber auch kleinen Freuden des Tages genossen wir ausgiebig.
Morgens zusammen Frühstücken, zusammen Einkaufen zu gehen, die Nähe des Anderen genießen, ihn zu umarmen, sich an einen zu kuscheln, zärtlich zueinander zu sein, zu küssen, miteinander einen Film ansehen, wobei es völlig (scheiß) egal ist ob man den genauso interessant findet wie der Andere, einfach nur die Nähe genießen, die Zweisamkeit.
Sie auf Händen zu tragen, sie in seine Arme zu schließen, ihren Körper an den Seinem zu spüren, sie zu küssen, gemeinsam abends ins Bett zu gehen und eng aneinandergekuschelt einzuschlafen.

Nachts, lag ich des öfteren wach, lauschte ihren Atemzügen, zog die Decke von ihrem nackten Körper und betrachtete ihn voller Liebe.
Es gibt so viele große und noch mehr kleine Dinge im Leben, die wir gar nicht richtig wahrnehmen.
Das Leben besitzt so viel Zauber, so viele glückliche Momente und meist rennen wir über sie hinweg, nehmen sie nicht richtig wahr.
Wir genossen unser Leben, bis zu dem einen Morgen, an dem ich aufwachte und sie nicht mehr wach bekam.
Sie war friedlich in meinen Armen eingeschlafen, verweilt nun an einem anderen Ort und wartet dort auf mich.
Ich weiß, wir werden uns wieder sehen, unsere Seelen werden sich wieder finden.
Ich stand an dem Morgen an unserem Bett, sah auf sie hinunter und weinte, ließ meinen Schmerz so hinaus.
Ich strich ihr eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht, strich zärtlich darüber und verabschiedete mich von ihr.
Ich erfüllte ihren letzten Wunsch, ich fuhr an das Meer und streute ihre Asche in den Wind.
Er nahm sie auf, trug sie hoch und verteilte ihre Asche weit über das Meer.
Ich stand da, sah in den Sonnenuntergang, wusste das ich sie wiedersehen würde, denn unsere Seelen gehörten zusammen und werden sich immer wieder finden.
Die Zeit nach ihrem Tod war nicht einfach für mich, war doch alles nun sehr öde und einsam.
Ohne meine Freunde hätte ich sie nicht so gut überstanden, das weiß ich.
Auch in diesen Reihen tat sich einiges in dieser Zeit, die echten Freundschaften kristallisierten sich heraus.
Die, die ich nun zu meinen Freunden zähle, sind geblieben, standen uns bei allem zur Seite und mir in der schwierigen Zeit danach.
Mit ihnen verbringe ich nun eine Menge meiner Zeit, wir gehen Pizza essen, lachen zusammen und reden über dies und das.
Freunde sind sehr wichtig, auch sie muss man pflegen und hegen.

Ohne Freunde, ohne Menschen denen man nicht egal ist, die sich um einen Sorgen, ohne diese Personen ist das Leben nicht lebenswert; es ist einsam und öd.
Drum kümmere dich um diese Menschen, lache mit ihnen, verbringe Zeit mit denen und lebe.
Gehe hinaus in die Welt, genieße jeden Augenblick als wenn es dein Letzter ist, schau dir einen Sonnenuntergang mit einem dir lieben Menschen an, oder auch alleine.
Genieße die Sonne auf deiner Haut, den Wind in deinem Haar, den Regen auf deiner Haut.
Schau dir in der Nacht die Sterne an, genieße die Stille der Dunkelheit, spüre die Unendlichkeit des Alls.
Genieße einfach das Leben, wer weiß was danach kommen mag.
Gehe mit offenen Augen durch das Leben und finde einen Menschen mit dem du das alles teilen kannst, denn es gibt nichts schöneres als diese Freuden mit jemandem zu teilen.

Ich empfehle mich nun, meine Freunde kommen gleich vorbei, wir gehen Pizza essen.
Dies alles sind nur Ratschläge, jeder muss selber wissen was er aus seinem Leben macht.
Einen schönen Tag noch.
 
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Kommentare  

ich mag den text auch sehr, es gibt halt verschiedene meinungen...
traurig schön^^
lg darkangel


darkangel (10.02.2007)

so verschieden sind die Meinungen:
ich kann mich in keinem Punkt Redfrettchen anschliessen!
ich finde den Text sehr einfühlsam und traurig, aber gleichzeitig bleibt ein Hoffnungschimmer am Horizont.
wie wichtig es wäre, zu lernen hier und jetzt zu leben, jeden Moment voll auszukosten... solche Situationen machen uns klar, dass wir nicht ewig hier bleiben werden.
5 Punkte und schöne Grüße


Heidi StN (01.01.2004)

Konstruktive Kritik ist immer willkommen bei mir.
Nur bitte dann auch wirklich konstruktive Kritik!
Ansonsten: selber besser machen!


Kai B. (01.01.2004)

Hart und ohne Herz:

Was ist das hier? Bekennt euch zum Buddhismus? Love forever? In dieser Beziehung: Zu einseitig gedacht! Wie wärs damit, wenn gerade diese unendliche Liebe alles wieder zerstört?
Die Handlung der Story ist nicht sehr gespannt, hängt nur lasch daher. Aneinanderketten kann jeder die Wörter, doch interessant schreiben ist eine andere Sache.
Der Aufbau ist auch ein wenig konfus: Anfangs noch ganz in Ordnung, dann ein Überblick, dann ein Rückblick, dann die 'Botschaft'. Irgendwo ist der Wurm drinne.

Mittel.


Redfrettchen (21.12.2003)

" ... die Nähe des Anderen genießen, ihn zu umarmen, sich an einen zu kuscheln, zärtlich zueinander zu sein, zu küssen, miteinander einen Film ansehen, ..." das schreibst Du. Dann noch im selben Satz: "... wobei es scheiß egal ist..."

Wie kann man so die Stimmung zerschlagen.!


RoNa (25.06.2003)

einfach wunderschön und doch so wahnsinnig traurig...
was mich interessieren würde: wahre begebenheit?


unknown (09.08.2002)

Eine wirklich gelungene Geschichte!
Sehr poetisch, einfühlsam. Im Gegensatz zu anderen stören mich solche Ausdrucksweisen wie Luft an meiner Haut nicht - im Gegenteilt. Es symbolisiert das angenehme wie auch unangenehme Berühren, das Gefühl eines Streichelns - wie es wohl nur der Wind vermag!
Diese Geschichte ist sehr gelungen, die Stimmung kommt herüber - haucht den Leser an - wie Luft auf nackter Haut...


siegi (28.07.2001)

was mir an dem text gefällt ist die deutlichkeit, mit der du deine sehnsucht nach einem menschen äußerst, den du sehr vermißt. was mich irritiert: du versuchst in mich einzudringen, willst mir mit beinahe missionarischem eifer deine sichtweise nahelegen. so wichtig ist dir also deine botschaft. aber du läufst gefahr, damit deine leser zu vertreiben.

hier einige anmerkungen zum text:

"In mir war alles taub, alles leer..." das sind zustände, die einander ausschließen - leere kann sich nicht taub anfühlen.

"Wir gingen um Mitternacht in einem See nackt baden, schwammen in sanften Mondlicht und genossen das Wasser und die Luft auf unserer nackten Haut."
habt ihr eure haut ausgezogen, und gab es darunter noch einmal haut? haut ist doch schon nackt und braucht nicht unbedingt als solche gekennzeichnet zu werden, zumal du dieses "nackt" wenige wörter zuvor schon verwendet hast.

kurz vor dem ende deines textes wiederholst du "einsam" und "öde" - beide gefühle sind so kraftvoll, daß es ohne weiteres auffällt, wenn du sie im text wiederholst.



T. Schunk (05.06.2001)

.....mir blieb das Herz stehen, meine Atem versagte, bei Deinen Worten! Es stimmte mich traurig, gab mir aber auch Hoffnung!

Lady D (16.05.2001)

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