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Der Graf und der Nagelschmied

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
„Handwerk hat goldenen Boden“

In der mühe eines Schlosses, auf welchem ein reicher Graf wohnte, hatte ein Nagelschmied seine Hütte, worin er vom frühen Morgen bis zum späten Abend emsig sein Handwerk betrieb. Da es aber der Schmiede so viele im Lande gab und er weiter nichts verstand, als Nägel zu schlagen, so wollte es ihm trotz seines angestrengten nicht gelingen, sich mehr als den nötigsten Lebensunterhalt zu erwerben.
Der Sohn des Grafen, ein munterer, rüstiger Jüngling, kam so häufig an die Hütte und sah dem Gehämmer zu; denn er hatte sowohl an den Einfällen und Erzählungen des Mannes, als auch an dem spritzenden Feuer und dem raschen entstehen eines Nagels seine Freude.

„Wollen sie es nicht auch mal versuchen, gnädiger Herr?“ Fragte eines Tages der Schmied. „Ob sie wohl einen Nagel zu Stande bringen? Schaden wird es ihnen gewiß nicht; wozu es aber noch einmal nützen kann, das weiß ich nicht; denn es ist ja ein alter Spruch: Handwerk hat goldenen Boden.“ Der junge Graf lächelte und nahm das Eisen und den Hammer. Das ging nun freilich anfangs etwas ängstlich und unbeholfen her; aber ein gewisser edler Stolz etwas Angefangenes auch durch zu führen, und eine natürliche Freude an jeglicher Art von Übung ließ den jungen Herren nicht eher ruhen, als bis er mit einer ziemlichen Behändigkeit einen Nagel schmieden konnte. Das füllte denn so manche, seiner müßigen Stunden aus und machte dem Schmiede trotz des Zeitverlustes eine herzliche Freude.

Der junge Graf hatte eben nach dem Tode seines Vaters die reiche Erbschaft angetreten, als ihn schwere Kriegsunruhen auch schon wieder von seinen Gütern vertrieben und ihn nötigten, schnell und heimlich aus dem Lande zu flüchten. Die wenige Barschaft, welche er mit nahm, war bald verzehrt, und seine Schicksale drängten sich so, das er in einem kleinen Dorfe seinen Aufenthalt zu nehmen gezwungen war und dort zuletzt nicht mehr wusste, wie er sein Leben Fristen sollte.
Es war an einem späten Abend, als er trübselig über die Landstraße hin wanderte und sich seiner düsteren Stimmung ganz überließ. Da sah er das helle Feuer einer nahen Schmiede und hörte die eisigen Schläge des fleißigen Schmiedes. Das klang ihm so heiter und vertraut entgegen, als käme es aus der Schmiede seiner Heimat. Er konnte sich nicht zurück halten, in die Schmiede ein zutreten und den Schmied anzusprechen.
„Ihr habt wohl viel zu tun guter Schmied?“ sagte er mit zutraulicher Stimme.
„Mehr als zu viel!“ War die antwort; „Denn ich werden von allen Seiten gedrängt und kann nicht begreifen, was der Krieg mit all den Nägeln tut.“
„Habt ihr den keine gesellen?“ fragte der Graf weiter
„Man kann keine finden.“ Rief der emsige Schmied zwischen den Hammerschlägen. Das war für den bedrängten Grafen genug. Um sich sofort als Hilfe anzubieten.
„Es ist zwar nicht viel was ich verstehe,“ sagte er, „aber ich verlange auch nur den nötigsten Lebensunterhalt zum lohne, und mein Eifer soll den Mangel an Geschicklichkeit ersetzen.“ Der Meister ließ in einen Versuch machen und war hinreichend damit zufrieden. Es währte nicht lange, so war der junge Graf wieder ganz in seiner früheren Übung. Er erwarb sich die Gewogenheit des Meisters, bekam höheren Lohn und konnte von dem selben etwas zurück legen. Da er sich in seine Lage zurecht gefunden hatte, so verlebte er heitere Tage in der redlichen Familie.
Das Glück wollte aber auch, das ihm nach Ablauf der Kriegsunruhen seine Güter zurück erstattet wurden. Da erst offenbarte er dem Meister seinen Stand und Namen und versprach ihm ein Andenken an die bei ihm verlebte Zeit zu überschicken. Noch mehr aber gedachte er den wackeren Schmied seiner Heimat zu belohnen, dem er das köstliche Kleinod eines Handwerks zu verdanken hatte. Er sehnte sich danach ihn wieder zusehen. Wie staunte er aber, als er statt der früheren Hütte ein großes Haus mit einem bedeutenden Lager von Eisenwaren
Da stehen sah und daneben eine Schmiede, worin viele gesellen nicht bloß mit der Fertigung von Nägeln, sondern auch mit verschiedenen anderen Arbeiten beschäftigt waren. Der alte Meister aber stand an der Haustür und sah eben zu, wie ein Karren mit Eisenwaren beladen wurde.
Der Graf erkannte ihn sogleich, und der Gruß, womit er ihn bewillkommnete, war:
„Handwerk hat goldenen Boden!“ darüber war der Schmied hoch erfreut und bei einem Glase Wein musste dann der Graf von seinem Schicksal, während der Kriegsunruhen. Erzählen.



 
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Kommentare  

oh wie schön, eine kleine feine erzählung wie ich sie mag!
schade das es die einzige des autorenduos war.

auch, wenn das keiner mehr liest: ein paar flüchtigkeitsfehler in der grammatik haben sich eingeschlichen. besonders am ende.


Killing Joke (27.09.2007)

finde die story ganz gelungen und sie fließt auch gut dahin.gibt es mal was neues von dir zu lesen ?

snowy b. (05.07.2003)

Gefällt mir! Die Ausdrucksart passt gut zur Geschichtszeit! Weiter so!

esmias (31.05.2001)

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