350


4 Seiten

KEEP YOUR HAND ON YOUR GUN

Romane/Serien · Spannendes
Als die drei Gestalten vor mir auftauchten, war meine rechte Hand bereits am Griff meines alten Armeerevolvers. Dort verharrte sie auch noch, als die drei anscheinend unbewaffnet vor mir standen. Doch ihre Aasgeiergesichter ließen mich weiterhin Vorsicht walten.
„Wir wollen Dir nichts tun, Gringo“, sagte einer der drei. Wahrscheinlich ihr Anführer.
„Das könnt Ihr Eurer Großmutter erzählen“, erwiderte ich.
Die drei Mexikaner sahen mich böse an. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Versucht es erst gar nicht“, warnte ich sie, doch sie wollten einfach nicht hören. Sekunden später lagen alle drei niedergestreckt auf den Boden.
„Das die Leute nie hören können“, murmelte ich und ritt weiter.

*******

Die Stadt sah nicht gerade einladend aus. Die wenigen Menschen, die ich auf den staubigen Straßen sah, schauten mich nicht gerade freundlich an. Ich fuhr mit der Hand über mein stoppeliges Gesicht. Kein Wunder. Ich hatte mich seit Wochen nicht rasiert. Ich sah bestimmt wie der letzte Penner aus.
Ich hielt vor der einzigen Cantina der Stadt an, stieg vom Pferd und betrat die Lokalität.
Sie war nicht gerade üppig besucht. Insgesamt zählte ich etwa ein Dutzend Personen, die an den verschiedenen Tischen saßen.
Der Raum sah aber sehr sauber und gepflegt aus, was ich gar nicht erwartet hatte. Der Wirt, ein kleiner Mann mit übergroßen Schnurrbart, begrüßte mich.
„Was kann ich für Sie tun?“
„Kann man bei Ihnen neben Essen auch ein Bad nehmen?“
„Si, Senor.“
„Ist das Wasser auch heiß?“
Der Wirt nickte.
„Ich warf ihm eine Goldmünze zu, die er geschickt auffing.
„Reicht das für das Essen und das Bad?“
„Si, Senor. Kommen Sie bitte mit.“

*******

Nachdem ich ein ausgiebiges Bad genommen und mich rasiert hatte, fühlte ich mich wie neu geboren. Nachdem ich noch die Kleider gewechselt hatte und mich im Spiegel betrachtet hatte, freute ich mich schon auf das Essen. Der Wirt staunte nicht schlecht, als er mich erkannte.
„Ist das Essen schon fertig?“
„Si, Senor. Das Essen kommt gleich. Setzen Sie sich doch bitte.“
Ich nickte und beobachte während ich zu einem der freien Tische ging zwei Männer und eine Frau, die sich stritten. Da ich aber nicht die geringste Lust hatte mich in diesen Streit einzumischen, setzte ich mich an einen der Tisch, da ich wußte, was passieren konnte, wenn man seine Nase in Dinge steckte, die einen nichts angingen.
Doch wie es eben im Leben so ist, konnte ich doch nicht über meinen Schatten springen und mischte mich doch ein, als einer der beiden Männer die junge Frau ins Gesicht schlug. Ich stand langsam auf und kam auf die drei zu.
Nun wurden die beiden Mexikaner auf mich aufmerksam.
„Was willst Du Gringo?
„Man schlägt keine Frau. Das ist ein Zeichen von Feigheit!“
Die beiden Männer standen auf.
„Wollen Sie mich beleidigen, Gringo“, sagte der Wortführer.
Ich antwortete erst gar nicht, spuckte ihn vor die Füße und zog meine Pistole. Sekunden später lagen die beiden Narren tot am Boden. Die Frau schaute mich unterdessen überrascht an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war auch schon der Wirt neben mir.
„Was haben Sie gemacht? Sie haben Don Ortegas Männer erschossen!“
Ich schaute ihn stumm an.
„Und?“
Der Wirt sah mich ängstlich an.
„Keiner erschießt Don Ortegas Leute ohne dafür zu büßen. Sie müssen aus der Stadt verschwinden, sonst haben sie keine ruhige Minute mehr!“
„Haben Sie ein Zimmer für mich?“
„Haben Sie mich nicht verstanden, Fremder?“
„Doch schon. Werden Sie mir ein Zimmer geben?“
Der Wirt nickte.
„Schon ...“
Ich gab dem Mann zwei weitere Goldstück und sein Gesicht machte augenblicklich ein zufriedenen Eindruck.
„Reicht das?“
Der Wirt nickte.
„Sie müssen selber wissen, was sie tun, Fremder, aber ich habe sie gewarnt.

*******

„Bonjour, Mademoiselle“, sprach ich die junge Frau an, nachdem die beiden Leichen aus der Cantina getragen worden waren, an. „Möchten Sie sich zu mir setzen?“
Die junge Frau nickte.
„Warum haben Sie das getan“, fragte sie mich, nachdem sie sich an meinen Tisch gesetzt hatte.
„Ich helfe gerne Frauen, die sich in Bedrängnis befinden.“
„Aber Sie sind ein Gringo ...“
„Und?“
Sie beobachtete mich stumm.
„Woher kommen Sie?“
„South Carolina.“
„Woher?“, fragte sie mich, denn sie konnte mit dem Namen nichts anfangen.
„Aus den Südstaaten.“
„Ach so“, bemerkte sie. „Sie sind einer der sogenannten Rebellen. Ist der Krieg nicht vorbei?“
„Für mich wird der Krieg niemals beendet sein, Mademoiselle, aber sprechen wir von schöneren Dingen. Würden Sie mir beim Essen Gesellschaft leisten?“
„Sehr gerne“, erwiderte sie. „Mein Name ist übrigens Isabella.“

*******

Ich weiß nicht wie auf das Thema kam, doch wir kamen irgendwann auf die drei Mexikaner zu sprechen, die ich vor Stadt erschossen hatte.
„Ist das in Ihren Land so üblich, daß Fremde auf offener Straße überfallen werden?“
Ich bemerkte ihre seltsamen Blicke, als ich von den drei Mexikanern sprach und wäre ich nicht zu sehr von ihrer Schönheit geblendet gewesen, hätten alle Alarmglocken bei mir klingeln sollen, doch so entging mir das kurze Aufblitzen in ihren Augen vollkommen.
„Die Leute in diesen Land sind arm. Sie müssen jeden Tag für ihr Überleben kämpfen. Daher zählt hier ein Menschenleben nicht sehr viel.“
„Wie überall“, murmelte ich und dachte an den verlorenen Krieg zurück.


*******

Einige Tage später

Als ich Schritte vor meiner Zimmertür hörte, zog ich blitzschnell meinen Revolver, senkte ihn aber wieder, als der Wirt hektisch das Zimmer betrat.
„Sind Sie verrückt, Monsieur Esteban. Ich hätte Sie erschießen können!“
Der Wirt blieb wie angewurzelt stehen.
„Don Ortega ist in der Stadt. Er sucht Sie überall ...“
Ich stand auf.
„Dann wollen wir ihn nicht so lange warten lassen“, bemerkte ich und folgte dem Wirt in seine Cantina.

*******

Sie betraten die Cantina. Zwei Männer, die es gewohnt waren zu befehlen und das ohne Rücksicht auf Verluste. Solche Männer gab es auch zu Genüge in meinen Land, den Südstaaten.
„Sind Sie der Gringo, der meine Männer erschossen hat“, fragte mich der Ältere der beiden.
Ich nickte.
„Sie haben eine junge Frau geschlagen. Sie waren zwei Feiglinge, die kein Benehmen hatte. Und ich hasse schlechtes benehmen!“
„Sind sie einer dieser Südstaatenglücksritter, die ihr Glück in Mexiko suchen?“
„Alles was ich will, ist meine Ruhe!“
„Die können Sie haben, wenn Sie tot sind“, sagte plötzlich der Jüngere.
Der Ältere beschwichtigte den jungen Mann.
„Sie müssen meinen Sohn entschuldigen, aber aus seinen Mund spricht die unbeherrschte Jugend.“
„Was wollen Sie, Don Ortega?“
Der Ältere grinste hinterlistig.
„Kommen Sie vor die Cantina, dann zeige ich Ihnen, was ich von Ihnen will.“
„Dann gehen Sie mal vor.“
Die beiden Ortegas verließen stumm die Lokalität. Als ich ihnen Sekunden später folgte, erwarteten sie mich bereits.
„Es ist eine Frage der Ehre, Gringo. Man erschießt nicht ungestraft meine Leute und untergräbt dadurch meine Autorität. Sie verstehen?“
Ich nickte.
„Lassen wir das viele reden, Don Ortega. Bringen wir es einfach hinter uns, Messieurs!“
Sie zogen, doch sie zogen nicht schnell genug. Don Ortega traf ich mitten in die Brust. Er kam nicht mal mehr dazu, seine Waffe zu ziehen.
Der junge Ortega war zwar schnelle, als sein Vater, hatte aber auch keine Chance. Meine Kugel zerschmetterte sein Handgelenk. Er sah mich erstaunt an und wollte seine Waffe mit der linken Hand vom Boden aufheben.
„Laß das lieber sein!“, drohte ich. Doch er wollte nicht hören. So schoß ich. Beide Kugeln schlugen Zentimeter vor ihm, in den Boden ein und überzeugten ihn davon, die Finger vom Revolver zu lassen.
Plötzlich traf mich eine Kugel von hinten in den Rücken. Ich wurde zu Boden geschleudert.
Als ich mich herumwälzte, wurde meine rechte Hand schon gefühllos und mein alter Armeerevolver entglitt meiner Hand. Dann sah ich Isabella. Sie hielt ein Gewehr in der Hand, das nach wie vor auf mich gerichtet war, und sah mich dabei haßerfüllt an.
„Warum?“, fragte ich erstaunt.
„Du hast meine Brüder erschossen, Du Bastard!“
Doch ihre Antwort hörte ich schon gar nicht mehr. Eine endlose Schwärze empfing mich und nahm mich in ihre Arme auf.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Die Dialoge sind sehr authentisch. Einziger Minuspunkt ist, dass Du die "Alarmglocken" vom Timing her etwas zu früh erklingen lässt und so das Ende ein wenig vorwegnimmst. Dennoch hatte ich beim Lesen Staub auf der Zunge und das heißt doch was, oder?

Robert Short (28.12.2005)

Die Geschichte ist nicht schlecht . Sie empfehlt sich irgendwie sogar zu einer Fortsetzung . Mich würde interessieren , was mit dem Typen passiert wenn er wieder das Bewußtsein erlangt .

Stephan Cemetery (18.10.2002)

Dumm gelaufen, kann ich da nur sagen, oder: Immer die Weiber! Machen nichts als Ärger! So gehts einem. Auch der beste Schütze fängt sich mal eine Bleivergiftung ein. Dixie forever!

Stefan Steinmetz (22.03.2002)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
MYSTERY THEATRE - Inhaltsangabe  
DARKSTONE  
DAS PHANTOM  
THE REAPER  
ANNO SATANAS  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De