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Getrockneter Fisch und andere Glücksmacher

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
© Asasely
Was macht einen eigentlich glücklich? Manche werden sagen, es sei das Geld, oder noch besser: viel Geld. Andere dagegen werden behaupten, dass Sex der beste Glücksmacher sei, und je mehr Sex du hast, desto besser geht es dir. In Wirklichkeit jedoch hängt das Glück mit zahlreichen Umständen zusammen. Singles benötigen ganz andere Dinge, um sich glücklich zu fühlen als Familienmenschen.

Ein guter deutscher Freund von mir, der schon seit Jahren das wunderschöne Alleinsein genießt, kaufte vor ein paar Monaten ein neues Bett. Es muss außergewöhnliche Eigenschaften besitzen, denn mein Freund wurde auf einmal glücklicher als je zuvor. Jedes Mal, wenn ich ihm begegne, strahlt er tiefste Befriedigung aus, so dass ich mich jedes Mal fragen muss, ob seine Matratze speziell für glückliche Singles entworfen sei.

Der Sohn meiner anderen Freunde heißt Paul. Er ist ein sehr lustiger Kerl und hat eine beneidenswerte Biouhr. Der Moment, wenn Paul sich in die Hose macht, stimmt stetig mit der Frühstückszeit seiner Eltern überein. Da schmiert einer recht fröhlich sein Schnittchen zu Ende, während der andere entsorgt was in Pauls Windel schon geschmiert wurde und wirkt dabei weniger glücklich. Der Gerechtigkeit zur Liebe führten meine Freunde ein Schichtswindeln ein, und nun wissen sie jedes Mal Bescheid, wer an der Reihe ist, sich zu freuen.

Auch die Herkunft spielt eine große Rolle. Die Russen sind von Natur aus sehr heitere Menschen. Daher brauchen sie nicht besonders viel, um Glück zu verspüren. Meine Schwester Marina zum Beispiel ist verrückt nach getrocknetem Fisch. In Russland ist er ein unerlässliches Accessoire zum Bier, so wie gesalzene Erdnüsse im Westen. Jeder russische Säufer kennt den unverwechselbaren Geschmack des getrockneten Fisches. Marina ist unausstehlich glücklich, wenn es ihr gelingt, welchen zu besorgen. Er liegt bei ihr immer tief im Schrank versteckt, und zwei oder drei Mal im Jahr nur zu ganz besonderen Anlässen holt sie den Fisch heraus. Er ist sorgfältig verpackt, sonst würde die ganze Wohnung auch ganz schnell nach faulem Fisch stinken. Keiner kann das ertragen, außer meiner Schwester, die sagt, wir hätten davon keinen blassen Schimmer, und der Fisch so schön duftet.

Ein Bekannter aus der Ukraine - Jurij - erzählte mir neulich von einem Wundergemüsemarkt, nicht weit von Tschernobyl gelegen. Dort gedeihen die Früchte wie in einem Zauberland. Mit Begeisterung sprach Jurij von den Erdbeeren, die so groß wie Kartoffeln seien. Und schmecken sollten diese Riesen ebenso unglaublich gut. Die Erdbeeren also machen auch glücklich. Das sorglose Lächeln auf Jurijs rundem Gesicht blieb - so fürchte ich – dort für ewig festgeklebt. Sogar der drastisch zugenommene Haarausfall auf seinem Kopf holt Jurij aus diesem Wonnegemütszustand nicht zurück. Vielleicht ist es auch gut so, und die alte Römer hatten sicher recht, als sie sagten: Jedem das Seine.
 
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Kommentare  

mich interessiert auch ganz besonders die matratze!
dein text bringt eine superbotschaft rüber: lach doch mal!:D
find ich klasse und unterhaltsam
lg darkangel


darkangel (10.02.2007)

Ein recht netter Text, mit passendem Titel, gutem Anfang, schönen Beispielen und einem überraschendem Ende.
Dein Stil gefällt mir gut und ich finde eigentlich keinen Kritikpunkt.

Sehr gut, auch wenn ich mir vielleicht etwas mehr Inhalt erwartet hätte.


Redfrettchen (30.11.2003)

Schließe mich da Trainspotterin an. Echt hübsche gedankengänge, schön aneinadergereiht, kurz und zum Lesen zwiscehndurch. das mag ich ja besonders gerne.

4 pts


Smith (16.07.2003)

Kurz und hübsch. Interessante Gedankengänge,
finde ich, bittersüß und zartschmelzend,
unterhaltsam aneinandergereiht und zum
Amüsement des Lesers durchaus geeignet.
Es bleibt allerdings eine Frage offen, die ich gern
beanwortet hätte: Was für eine Matratze war das?
*lach*


Trainspotterin (14.07.2003)

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