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Dr.Mered und Knochenkrankheiten

Schauriges · Kurzgeschichten
Guten Tag. Schlönke kommen sie mal runter vom Tisch und das Präparat können sie auch weglegen. Das wird heute nicht benötigt. Haben alle das Wochenende gut verarbeitet? Gut!
Wer kann sich denn erinnern, wo wir letzte Woche stehen geblieben sind? Sie Schlönke. Sie können uns das sicher mal sagen, oder?
Genau bei Knochenkrankheiten. Nun hatte ich ihnen ja gesagt, dass das Thema abgeschlossen wäre, aber ich hab da noch einen kleinen Leckerbissen für sie vorbereitet. Es gibt nämlich auch Knochenkrankheiten, die ich ausgelassen habe. Nur wenige Ärzte wissen davon. Unsere Universität hütet nun mal das Wissen und ich bin der Schatzmeister. Ach was für ein Glück für sie.

Machen sie mal das Licht aus.

Hier auf diesem Foto sehen sie Manuel Kaschle aus Prag. Er ist der einzige lebende Mensch ohne Knochen. So wurde er geboren. Erstaunlicherweise ist der Kaschke in diesem Jahr 41 Jahre alt geworden. Jeder Arzt hätte nicht einmal ein Stück Brot darauf verwettet, dass er es schafft eine Woche zu überleben und nun das. Dies ist deshalb so erstaunlich, weil er sich bisher noch nie bewegt hat und es auch nie tun wird. Vielleicht sollte man die Lehre von Sport ist Gesund umdenken.
Ja, genau, er liegt nur herum. Wie Patrick schon richtig dazwischen rief, "wie ein nasser Sack".
Überlegen sie sich einmal, was für eine Last auf den Organen dieses Mannes liegt.
Auch die Kommunikation ist erschwert. Auf Grund der fehlenden Knochen kann er nicht sprechen und nur ein wenig blinzeln. Allein diese Möglichkeit bleibt ihm um sich den Mitmenschen mitzuteilen. Einmal Blinzeln heißt Trinken und zweimal Essen. Alles andere bringt der Zufall.
Die Ärzte rätseln noch, wie diese Deformation entstand. Sie sind immer noch am Rätseln. Sie warten auf den Tod Kachles um ihn aufzuschneiden um mehr über ihn zu erfahren.


Das Licht kann jetzt wieder angemacht werden. Ich werde am Schluss noch ein wenig zu diesem Fall sagen.
Schlönke, machen sie doch mal bitte das Licht wieder an und geben mir aus dem Schrank das rechte Glas. Ja, genau das.

Was sie nun hier in meinen Händen sehen, ist 200 Jahre alt. Ganz genau 211 Jahre. Wie sie bemerken liegt hier in Spiritus ein dunkler Klumpen. Ich lasse das Glas einmal herumgehen und sie dürfen raten, um was es sich handelt. Bitte seien sie vorsichtig.
Nein, es ist kein kaputter Fußball und nein, auch keine Raucherlunge. Machen wir es kurz, es ist ein Embryo. So, wie sie ihn in diesem Glas sehen, kam er im Jahre 1792 zur Welt. Die Hautfarbe verschwand nicht durch die Zeit. Sie war schon immer so. Sie ist grau, weil es Knochen sind. Kein Wissenschaftler hat je geklärt wie dies geschehen konnte, aber eine eingeführte Sonde konnte ein Bild aus dem Innern des Embryos liefern. Was wir an Organen, Blutgefäßen und Muskeln tragen, wurde bei diesem Menschen zu Knochen gebildet und alles was wir an Knochen haben, war bei diesem Fastkind einmal unfest.
Heute sind diese Eingeweide und Blutsubstanzen längst fort. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass das Glas einmal aus dem Regal fiel, keiner das merkte und wir es erst nach 10 Jahren wieder einlegen konnten. Ja, natürlich war es eine Totgeburt. Patrick was für eine bescheuerte Frage.

Zum Schluss habe ich hier noch ein Foto. Danke Ute, wie aufmerksam. Eigentlich müssten sie das Problem schon an seiner Körperhaltung ersehen.
Es ist John Upple, der an Ultraglasknochen leidet. Ja, richtig, dass ist die Erweiterung der normalen Glasknochenkrankheit. Wir haben letzte Woche gelernt, dass bei Glasknochen ein Sturz ausreicht um sich alle Knochen zu brechen und das sogar ein zu fester Händedruck eine Hand zersplittern kann. Hier ist es ein wenig anders. Bei Herrn Upple reicht schon ein zu lautes Husten aus und er hat überall Brüche und fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Deswegen lebt er in einer Box. 10 qm groß. In der es keine Erschütterungen gibt. Er ist 33 Jahre alt, hatte bisher 4239 Knochenbrüche und beschäftigt sich in seiner „Schutz-Zelle“ mit Fernseh gucken. Natürlich ohne Ton und mit dem Schauen muss er auch aufpassen. Nur ganz leicht und langsam mit den Augen hin und herrollen. Ansonsten könnten zu schnelle Augenbewegungen oder selbst das Blinzeln seinen gesamten Schädel zertrümmern. Weil auch andere Bewegungen zwangsläufig zum Knochenbruch führen, liegt er fest (aber nicht zu fest) angeschnallt in einem Bett.

Zylinski, was fällt ihnen zwischen Fall 1 und Fall 3 auf? Nein das stimmt nicht. Upple und Kaschle sind nicht verwandt. Viel mehr sind beide nicht fähig sich zu bewegen. Der andere ohne Knochen und der andere mit zu schwachen Knochen. Jetzt kann man sich natürlich darüber Gedanken machen, welche Gestalt schlechter dran ist. Was meinen sie Zylinski?
Ja das finde ich auch. Wenn man so eine Krankheit nicht hat, dann kann man darüber nicht urteilen.
Wir sind nun am Ende angelangt. Wie gesagt, sollte es nur ein kleiner Einblick sein. Was wir heute gelernt haben, wird niemals Prüfungsthema werden. Also keine Angst.
Kommen wir zu den Fragen.

„Herr Dr. Mered. Wo ist die Totgeburt rausgekommen?“
Ihnen ist keine bessere Frage eingefallen. Stimmts?
„Ja stimmt“
Aber ich erkläre trotzdem. Diese versteinerte Totgeburt sollte Franzi heißen und hätte dann in Bern gelebt.
Ja Fräulein Ensched?
„Mich interessiert, ob diese drei Gestalten, oder besser zwei Gestalten eine partnerschaftliche Bindung hatten oder haben?“
Das ist eine sehr gute Frage. Manuel Kaschle zum Beispiel hatte einmal einen Goldfisch, mit dem er schmusen konnte. Eine Krankenschwester legte diesen Fisch nach Wunsch in Manuels Hautlappen, Ansonsten hatte er nicht viel Glück bei den Frauen. Wie es jetzt aussieht weiß ich nicht.
Hingegen hat der Ultraglasknochenkranke John da ein wenig Glück gehabt. Er hat eine Internetbeziehung. Nun muss man dazu noch sagen, dass er allein durch sachtes Blinzeln die Tastatur bedient. Seine Beziehung weiß nichts von seiner Krankheit und wundert sich nur, dass es immer so lange dauert, bis sie Rückantwort erhält.
Die Klingel hat geklingelt. Die nächste Stunde haben sie nicht mit mir.
Einen schönen Tag und wenn sie mir zu Diensten sein können, melden sie sich.
 
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Kommentare  

Ich finde immer mehr Gefallen an deinen verschrobenen Geschichten. Die kann man sich wirklich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Köstlicher Humor. Weiter so.

Tom (19.08.2003)

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