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Von einem Unterbürgermeister und der Modefrau

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Es ist ein langer Text, dass muss ich zugeben. Und doch kann ich mit gutem Gewissen dazufügen, dass es ein heiterer Text wird. Wirre Gedankengänge, prasseln an intelligentes Baugebiet. Überall blühen Bilderblumen. Versuchen sie hinter den Zeilen zu sehen.


Soeben hab ich mein Arbeitszimmer eingerichtet. Eigentlich ist es gar kein Arbeits- sondern ein Katzenzimmer, aber die Katzen haben ja nichts zu sagen und soviel Raum zum Essen und Scheißen brauchen sie ja nicht. So hab ich mich dazu entschlossen hinzuzuziehen.
Der Geruch hier stört mich nicht. Viel mehr bringt er mich zum Fliegen und Träumen. Ich denke an Bauernhöfe und eine Zeit, in der noch alles in den Kanal gekippt wurde. Hier riecht es so, wie anno 1713 in der Londoner Kanalisation. Doch das schreckt mich nicht.
Die Katzen könnten in jeder Sekunde meinen PC, durch entlaufenden Urin, demolieren, oder meine Schriften mit ihren Krallen zerfleddern. Sie könnten Futterstücke in das CD-Laufwerk transportieren, mir ständig auf den Sack liegen, oder meine zum Schreibtisch gehörigen Weinflaschen umwerfen.
All das und noch viel mehr. Aber ich bin nun hier und wenn sie mir meinen PC kaputt machen, dann kauf ich mir neue Katzen und verkaufe sie an einen Pelzhändler, der Topflappen daraus macht.
Gibt es Topflappen aus Katzenfell? Ich kann mir gut vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt, irgendwelche Perverse gibt, die gerne so einen Topflappen haben würden. Lohnt es, der IHK einen Vorschlag zu machen?
Eine Pelztopflappenfabrik am Rande von Schwerin? Die Schönen und Reichen würden träumen: „Oh Pelz aus Schwerin“.
Im Moment die einzige Aufschwungchance.
Schwerin ist ein Kuhdorf. Jeder kennt jeden und jeder tut so, als wenn er den anderen nicht kennt. Es gibt verschiedene Gruppierungen mit Leuten drin, aber diese Leute wechseln immer wieder die Gruppierung. So weiß man nie, ob man es mit so einem, oder mit so einem zu tun hat. Im Grunde auch egal, weil man natürlich keinen kennt. Es gibt schlechte Stadtteile und gute, schlechte Läden, gute Läden, aber kein Laden hat auch nur annähernd gute Sachen.
Aber was lohnt sich das jammern, wir haben das schöne Schweriner Schloss. Das reicht.
Seit etwas längerer Zeit gibt es in Schwerin ein Stadtfernsehen. Kiel hat ja eins, Hamburg sowieso und Berlin ja auch. Da hat man gedacht, weil man ja auch Landeshauptstadt ist, dass man auch eigenes Fernsehen brauch.
Den ganzen Tag läuft da regionale Werbung. Nebenbei gibt es dann auch noch eine Art Tagesschau. Die ist zwar nicht aktuell, weil die nur einmal pro Monat aufgenommen wird, aber es ist ganz lustig sich den Quatsch mal anzuschauen. Wenn sie Leutchen interviewen, dann immer vor dem Schweriner Schloss oder irgendeinem Real-Markt und ständig machen sie Reklame für unseren Oberkörper. Ach quatsch Oberkörper. Ich mein Oberbürgermeister. Häh wieso heißt der eigentlich so? Gibt es auch noch einen Unterbürgermeister? Und wenn, heißt das ein Bürgermeister für untere Bürger? Touristen? Hunde? Sesamkörnchen die aus einem fahrenden Auto wehten? Mhh das wäre mal eine Frage, die man ihm stellen sollte, wenn eine Presseerklärung gegeben wird. Vielleicht mal irgendwann bei einer Presseerklärung über den Hunger und das Sterben der Schweriner Bürger: Dann werd ich da sein, aufstehen, meine Stimme durch hüsteln vorbereitet und fragen „Lieber Herr Oberbürgermeister. Das ist ja alles ganz schön und gediegen, aber wer ist der Unterbürgermeister sein und warum gibt es untere Bürger. Sind auch nicht doch auch Hunde Steuerzahler, allein durch ihr Sein. Gar nicht fein, das sein“ .
Die beiden letzten Schlusssätze würde ich rappen.
Ich glaube, er würde dazu nichts sagen. Eher könnte ich mir vorstellen, dass er tot zusammenbricht und dabei zwei Reporter unter sich begräbt. Was für eine Ehre. Ein Grab aus Oberbürgermeister.
Wenn ich mir überlege, wen ich als Grab haben würde wollen, fiel mir nur eine Mischung ein. 10 % Rudi Völler (Motivation), 12 % Roy Black (Lebensfreude), 20 % Hilsenrath (geile Schriftstellersau), 58 % die Frau, die in dem Modeladen am Teich arbeitet.
Nein, von der will ich das nicht, denn sie soll nicht sterben. Sie ist so wunderschön. Das schönste Wesen dieser Erde, arbeitet im Laden am Teich in Schwerin. Ich werde an dieser Stelle mal kurz einen Brief einfügen, den ich jetzt schreibe und dieser Frau, diesem Wesen in der nächste Woche überreichen. Am besten anonym über Post. Ok geritzt, mach ich.

„In Schwerin im Modeladen am Teich, arbeitet die schönste Frau der Welt. Vielleicht nicht die größte und beste Adresse, aber sie ist es. Im Kleinen geboren. Sie, die wunderschöne Modeladenfrau. Einen Gruß an sie, liebe Frau. Lesen sie gerade? Oder sind sie nicht da? Ach ich seh sie doch die beiden kleinen Glitzeraugen. Einen Hauch sende ich an sie. Versteck dich nicht Kleine. Ich schrieb einmal, ich würde mich von Dir zu 58 % begraben lassen. Das ist vielleicht ein komischer Liebesbeweis..ohh hab ich eben von Liebe gesprochen? Mein Unterbewusstsein redete frei also lieb ich sie. Frau im Modeladen, in Schwerin am Teich. Ich lieb dich. Dich da oben mit den glitzernden, funkelnden und verzehrenden Augen. Seh das verzehren bitte nich rein sexuell. Du kannst mich ja auch rein intellektuell verzehren. Wobei das ja sicher sehr unangenehm wäre, heißt nicht so schön. He schau nicht so bös. Mein ich ja nur als Witz. Gern würd ich öfter bei ihnen einkaufen. Gute Frau Modeladen, aber sie führen nur Damenkonfitüre oder wie das heißt und wenn ich jeden Tag käme und auch kaufen würde, würden sie ja sowieso denken, ich würde ständig eine neue Frau haben, die ich neu einkleiden muss. Nie würden sie mein Herz entdecken und mich lieben können und für die vielen „würde“ sag ich jetzt schon „Tschuldigung“. Ich weiß auch nicht was mit mir da durch gegangen ist. Was ich dir nur mit diesen Brief sagen möchte (ich hoffe dir gefällt die Haarsträhne von mir, hab sie mit einem teuren Parfüm für 90 Euro besprüht. Darfst auch mal riechen. Ist erlaubt und kostet nichts. Les weiter. Robert) ist eigentlich nur „Je Taime, I lofe und Ich liebe Dich“. Nehme diesen Brief als Wertschätzung. Von mir aus, stelel ihn als Kuriosität in deinem Schaufenster aus. Mir ist nur wichtig, dass du mich vielleicht mal anschaust und dir so denkst „Der könnte es sein. Der Autor dieses Briefes.

Schüß
ich“


Eben reichte meine Freundin eine Bierflasche Duckstein in das neue Arbeitszimmer. Dann ist sie weg und nun hab ich keinen Flaschenöffner und kann doch nicht trinken. Ich kann nämlich nicht, wie die meisten Männer, ein Feuerzeug mit einem Bier öffnen oder anders herum. Da bin ich aber gar nicht traurig und denke an den Zeitungsartikel der Schweriner Volkszeitung vom 12.12.1912:

„Deutsche Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Männer schneller sterben, die ihr Bier mit einem Feuerzeug öffnen können.

Fangen wir einmal an: Das jemand ein Bier aufmachen kann, bedeutet auch, dass er eines schon mal in dieser Art aufgemacht hat.“

Und so weiter und so weiter. Also hab ich mir auch schon einen Öffner geholt. Aber man sagt es ja auch so: „Selbst ist der Mann“. Sagen sie mal einer Frau, sie soll ein Bier aus der Küche holen und sie öffnet es nicht. Total kleines Hirn. Kinder können sie zeugen und aufziehen, aber weiter hinaus geht’s nicht.
Ist aber nicht so schlimm, weil sie uns ja gezeugt haben und wir ohne sie gar nicht sein könnten. Deswegen heil Mamas und heil Frauen.
Wo ich grad mal bei Frauen sind, fällt mir einkaufen ein und dann noch weiter das Taschen tragen. Ich muss die nämlich immer tragen und ich gebe ja zu, es sind nützliche Sachen die dann zu Hause einlanden, aber das meiste ist Schrott. Zum Ballspiel die kleinen Bürsten für Puppen und das Brot das keiner von uns isst. Und wegen all dem Scheiß muss ich meine Fingerhaut beanspruchen. Tüten schnüren nämlich gerne mal ein paar Fingerkapillaren zu und wichtige Schreibergriffel sind so gefährdet. Das weiß meine Frau nicht, weil sie meinen Erfolg, wie ich, nicht mitbekommt (vielleicht existiert er gar nicht). Auf jeden Fall habe ich Angst, dass ich in meinen Händen in 20 Jahren tiefe Furchen vom Taschen tragen habe. So wie Gitarrespieler an ihren Fingerkuppen. Würden Gitarrenspieler tausend Jahre leben, würden sie sich bis auf die Ellenbogen runterleiern. Das sagen ja so alte Sprichwörter. Oder sagen sie es nicht? Wenn sie es nicht sagen Brief an: Robert Zobel, Steinstr. 05, 19053 Schwerin oder rufen sie an 0162-9573761 oder feldblume@web.de. Sie sehen, viele Möglichkeiten zur Kommunikation. Nutzen sie, sie, sonst nutzen sie, sie oder sie und sie oder sie und sie oder ganz anders herum.
Worum ging es? Ach ja irgendwo um meine Hand, aber Leute keine Sorge, dass ist doch kein Grund zum Streit.
Fangen wir ganz neu an. Gott erschuf zwei Menschenschweine, die nicht an sich hielten und so auf die bepisste Erde verexeltiert wurden. Da zeugten sie viele Kinderchen und nun stehen wir hier. Feiern wir irgend eine Feier. Hat hier irgendwer Geburtstag? Besser wär’s, denn sonst müssen wir hier ein Fest ohne Grund feiern und das endet meist im Verderbnis, Hurerei und Sklavung. Wollt ihr das?

Hier brech ich ab und frag mich, was das alles soll.

So gegen 22:30 Uhr machten wir uns alle, wir waren drei, auf zur Disco. Eine Stunde später bin ich schon wieder zu Hause. Das war damals auch mal länger. Damals hab ich getanzt, bis die Sonne schon wieder im Zenit stand und heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass ein Club so lange auf hat. Damals als in den Gaststätten noch Hunde aufeinander gehetzt wurden. Das ist übrigens eine düstere Legende, die ich selber in Umlauf gebracht habe. Das hat mir bisher jeder geglaubt. Na ja, jetzt ist es raus und ich fühl mich auch viel leichter. Irgendwie beschwingt, als würde mein Körper platzen wollen und ich hätte einen Heidenspaß daran, wen es passierte. Doch so etwas schreibt man nicht, denn Gottes Hand könnte, monthyphytonmässig, einen sofort platzen lassen. Dazu genügt eine einziges Schnippen, ach was schreib ich, dazu genügt eine einzige Zellstrukturveränderung in der Hand.
Meine Freundin, mit ihrer Freundin tanzt sicher gerade total ab und ich hab das getauscht mit euch Lesern. Was habt ich davon? Ich erzähle und erzähle, aber von ihnen kommt rein gar nichts. Sie erfahren meine Gedankengänge, kriechen durch meine Hirnzellen und können sich als Anregung nehmen was sie wollen, aber vorher bezahlen und ich? Das sie mich lesen, sollte Dank sein und ja ich danke. Da fällt mir kurz ein türkisches Sprichwort ein:

Wer dankt, der dankt seinem Herrn zu lieben, denn Dank ist Wertschätzung alles Seins. Atatürk

Atatürk hat sogar das Rechtschreibprogramm. Aber is ja klar. Wahrscheinlich haben dieses Windowsprogramm ganz viele türkische Kinder und die, müssen in deutschen Schulen immer erzählen wo sie herkommen. Auch wenn sie in Deutschland geboren wurden. Dann haben die ne Woche Zeit sich darauf vorzubereiten und tragen es dann der Klasse vor. Das machen sie alle mit Windows, also den Aufsatz dazu schreiben, und deswegen steht Atatürk da drin.
Coca Cola Deutschland hat sich vor kurzem dazu entschlossen, Coca Cola Vanille auf den Markt zu schmeißen. Fast zu spät, denn solches Gebräu hatte ich schon viele Jahre früher in London gesüffelt. Damals wollte ich ja noch an das Patent kommen, aber dann kam der erste Weltkrieg, dann hab ich mir ein Auto gekauft, der zweite Weltkrieg und nu bin ich zu spät dran. Oberspät sozusagen. Ha ha haben sie verstanden. Oberspät. Was fällt uns da ein? Genau, der Oberbürgermeister.
Würden wir diesen Text jetzt enden lassen wollen, nur mal so ne Idee, dann könnte man den Oberbürgermeister zum Abschluß noch mal mit allen Dingen verbinden können. So hat mein ein lustiges kleines Ende, dass man sich ruhig ausschneiden und in die Brieftasche legen kann. Variabel: auch in die Mantelinnentasche, unters Kopfkissen oder an den Spiegel im Flur geklebt.


Achtung hier die Trennmarke zum Abschneiden


Des Oberbürgermeister Arbeitszimmer hat einen Teppich aus Katzenfelltopflappen. Darauf öffnet er gerne ein Bier mit Schwerinerfernsehkugelschreiber und natürlich mit Ausblick aufs Schloss. Manchmal kommt die Modeladenteichschwerinerin und bringt ihm Bier. Das hat er vorher selbst reingetragen und hat deswegen Furchen an den Händen. Das Bier kühlt und sie hat vergessen es aufzumachen. Morgen will er mit türkischen Kindern ein Musical mit Atatürk aufführen.


War weniger witzig, aber als Brieftascheneinschub allerdings dringenst gut und supi

PS: Wer das liest ist blöd, wer weiter liest total beschissen und wer schon hier ist, der ist ganz verloren, wer jetzt immer noch weiter liest gehört ins wuppertaltal und wer schon bis hier geschliffen ist der ... ach ich weiß auch nich mehr
 
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René Bauer (24.10.2003)

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