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3 Seiten

Rache ist süß?

Schauriges · Kurzgeschichten
Da steh ich nun am Grab meines Mannes. Die Schlange der Kondolierenden nähert sich langsam ihrem Ende. Gott sei Dank, denn es fällt mir immer schwerer, meine Trauermine aufrecht zu erhalten. Dass der alte Esel nun da unten in seiner Eichenkiste liegt, hat er sich selbst zuzuschreiben. Ein schlichter Kiefernsarg hätte es auch getan, aber na ja, die lieben Nachbarn. Man muss den Klatsch ja nicht noch provozieren.
Ach, sieh da, Herr Esser, der Besitzer des Restaurants „Luzia“ ist auch gekommen. Ich weiß nicht, ob ich das nun mutig oder dreist finde, denn schließlich verdankt mein Mann seine ewige Ruhe dem Hacksteak à la Luzia. Glaubt zumindest unser Hausarzt und Dr. Rauf, mein Rechtsanwalt. Na ja, die paar Tausend Entschädigung werden ihm nicht gerade wehtun, seine Geliebte kassiert bei ihm sicher mehr ab. Nein, er tut mir wirklich nicht leid. Die Männer sind sowieso alle gleich. Nach außen treusorgender, liebender Ehemann aber hinter der Fassade zeigt sich das wahre Gesicht. Auch meiner bildete keine Ausnahme, man brauchte sich ja nur mal die Grabrede anzuhören, ein wahrhafter Engel auf Erden. Diesen Mann zu verlieren wäre wirklich ein Verlust gewesen, aber ich weiß, da unten im Grab liegt nur mein Erwin, der verlogene alte Säufer. Seine Lügen sind ihm im wahrsten Sinne des Wortes im Halse steckengeblieben. Jede Demütigung und jeden Schlag habe ich ihm tausendfach heimgezahlt. Und als Bonus winkt mir jetzt auch noch eine Entschädigung.
Ich habe mir aber auch wirklich Mühe gegeben. Die Idee hatte ich, als ich mir bei der Hochzeit meiner Nichte den Magen mit einem Fleischbällchen verdorben hatte. Es gärte nicht nur in meinem Bauch, sondern auch in meinem Kopf. Nachdem ich zwei Tage zwischen Bett und Toilette verbracht hatte, mein Mann hatte sich Rücksichtsvollerweise in seiner Kneipe zurückgezogen, stand der Plan fest. Ich musste ein wenig experimentieren, denn der „Reifegrad“ des Fleisches musste genau stimmen. Zu frisch, und der Erfolg war nicht durchschlagend genug, zu „reif“, und der Geruch verriet mich. Max, der Schäferhund meiner Nachbarn erwies sich als dankbares Versuchsobjekt. Ich liebe Tiere, deshalb bekam er auch immer nur kleine Dosen meines „Rezeptes“.
Max verbrachte einige Tage in einer Tierklinik, und ich wusste, jetzt stimmt die Mischung. Da mein Hausarzt mich schon vor längerer Zeit über den Zustand von Magen und Leber meines Mannes informiert hatte, war ich mir meines Erfolges sicher. Von jetzt an war es ein Kinderspiel. Ich brauchte nur noch vor unseren Bekannten den bevorstehenden Hochzeitstag zu erwähnen. Als „liebender“ Ehemann sah der Esel sich genötigt, mich zum Essen einzuladen, denn ein Geschenk auszusuchen hätte ihn überfordert.
Am Samstag saßen wir also im Restaurant und mein Mann bestellte, wie gut ich ihn doch kenne, Hacksteak à la Luzia. Ich hatte bewusst ein Lokal mit kleinen Portionen zu hohen Preisen ausgesucht, denn mein Mann sollte nicht allzu satt werden. Zu ein paar Bierchen hinterher brauchte ich Erwin nicht überreden. Auch ich ließ mir meinen Wein schmecken. Wir verließen in heiterer Stimmung das Lokal und gingen nach Hause. Nach dreißig Ehejahren sollte man seinen Partner kennen, und richtig, Erwins erster Gang führte ihn zum Kühlschrank, seinem Bierdepot. Mein „Experiment“ lag auf einem Teller hübsch angerichtet genau vor seiner Nase. Ich hatte für den Hackfleischteig jede Menge Zwiebeln genommen und mein Mann konnte nicht widerstehen. Zufrieden rülpsend saß er 10 Minuten später mit seiner Bierflasche vor dem Fernseher, und ich wusch noch schnell das Geschirr ab. Danach ging ich zu Bett.
Würgende Geräusche rissen mich aus dem Schlaf. Ich stand auf und sah meinen Mann keuchend auf dem Badezimmerboden liegen. Leise schloss ich Bad- und Schlafzimmertür und legte mich wieder hin. Jetzt musste ich nur noch abwarten. Darüber bin ich wohl eingeschlafen, denn als ich wieder aufwachte, war es draußen hell und im Haus sehr still. Ich ging ins Bad, und da lag er nun mit blau angelaufenem Gesicht und starrem Blick. Ich rief sofort unsern Hausarzt an, der aber auch nur noch den Tod feststellen konnte. Die Polizei bestand auf einer Obduktion und ermittelten als Todesursache „Ersticken infolge heftigen Erbrechens nach Genuss von salmonelleninfiziertem Hackbraten und Alkohol“. Beim Durchsuchen der Restaurantküche fand die Polizei zwar keine Spur von infiziertem Fleisch, dafür aber zwei illegale Arbeiter aus Thailand. Das begründete wahrscheinlich die Voreingenommenheit der Polizei, auf jeden Fall fiel nicht die Spur eines Verdachtes auf mich.
Im Grunde genommen bin ich auch unschuldig. Erwin ist ja nicht an meinen Salmonellen gestorben, sondern besoffenen wie er war an seinem Erbrochenen erstickt. Die langwierigen Experimente hätte ich mir auch sparen können.
Na ja, jetzt steh ich hier am Grab. Die letzte mitleidige Hand ist gedrückt, die Beileidsbekundungen sind ausgestanden. Jetzt noch der Beerdigungskaffee, den muss ich ihm noch zugestehen, dann bin ich frei.
Tschüß Erwin! Morgen beginnt mein Leben.
 
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Kommentare  

Man gönnt es dem miesen Erwin. Doch!
Geil!


Stefan Steinmetz (29.12.2005)

Liebe Ela

na Du bist mir ja eine *grins

gut geschrieben ja so manche Mordgelüste wird es geben, in dieser harten Zeit des Ignorierens und Übergehens der Menschlichkeit

Liebe Grüße an Dich von Ela


Ela (23.09.2004)

Es erschrekt mich fast, dass ein solcher Bericht als: Lustig, geil, als supper Ide, als guter vorschlag, toll, u.s.w. kommantiert wierd. Ich finde es eher tragisch, solcher Hass, soche Verachtung, und dass net man lokere unterhaltung?

Monkey (24.04.2003)

~~hehe~~
five points!


*Becci* (21.08.2002)

Äh-sehr gut,lustig.Die lockere Schreibe rundet das ganze ab.Ja die Weiber, immer hinterhältig. (Scherz) 4 Punkte

Wolzenburg (20.07.2002)

Geil! Natürlich, kurzweilig, spontan und intensiv, dazu eine gute Portion Sarkasmus... herrliche Story!

Graf Zahl (20.02.2002)

nur ein schnelles Kompliment für die Idee... dann muß ich in die Küche...
hähähä...


christine (11.08.2001)

super... endlich ne Lösung wie man unliebsame Zeitgenossen los wird *fg*

Lea (24.06.2001)

Eine gute *grins* neue Idee zum Thema "wie entsorge ich meinen Mann".

Gudrun (27.05.2001)

Hey, das war mal ein echt guter Vorschlag, sich von überflüssigem Ballast zu befreien!
Gute Idee, kurz und gut umgesetzt.


Andrea (08.03.2001)

Uff! Das muss man erst mal "verdauen" !

schwaen (05.03.2001)

tolle geschichte - schön zynisch!
das mag ich gern :-)


Kersti (01.03.2001)

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