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4 Seiten

Unterwegs in Fanderroll (Kap. 1-2)

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
1 Unsere Geschichte beginnt in einem dieser malerischen kleinen Dörfer, die immer dann auftauchen, wenn ein zusammengewürfelter Haufen Abenteurer sich mit dem Nötigsten zu versorgen hat um Aufträge zu meistern, die Ruhm, Ehre und Erfahrung versprechen.
Diesem Umstand haben viele Dörfer ihre Existenz, aber leider auch ihre Namenlosigkeit zu verdanken, denn der Name ist, solange es nicht das Ziel einer Reise ist, völlig belanglos. Meist nur für den Durchgangsverkehr oder einen schnellen Handel auf dem örtlichen Marktplatz geschaffen, führen viele dieser Dörfer ein gar jämmerliches Dasein, welches in letzter Zeit vermehrt zu solch starken Depressionen führte, dass einige Dörfer beschlossen sich einfach durch eine Truppe Orks überfallen und praktischerweise gleich niederbrennen zu lassen, um wenigstens bei irgend etwas eine Rolle zu spielen. Dieses, für die meisten mit Namen gesegneten Dörfer übrigens völlig unverständliche Verhalten, führte immer dann zu noch mehr Schmerz und Depressionen, wenn sie irgendwann spitz bekamen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung ihresgleichen nur etwa die eines Bruchteils eines üblicherweise einen Nachmittag lang dauernden Rollenspielnachmittags beträgt. So stellte sich nun heraus, dass all die Investitionen in einen provozierten Ork Angriff und in die später folgenden Reparationszahlungen an die ork´sche Regierung (da durch das Ableben des Dorfschmiedes sowie diverser Obst-, Gemüse- und Gerüchtehändler die durchkommenden Abenteurer natürlich gezwungen waren das naheliegende Ork Camp nach allem Lebenswichtigem zu durchsuchen, und da Orks von der Allgemeinheit als nicht besonders lebenswichtig eingestuft wurden...) völlig umsonst getätigt worden waren. Auch sahen sie es gar nicht gern, wenn ein bedeutungs- und namensloser Bewohner des im Normalfall zumindest etwas bedeutungsvolleren Dorfes den Angriff überlebte, seine große Chance witterte, an Bedeutung zu gewinnen, und sich bei den oben bereits erwähnten durchkommenden Abenteurern plötzlich als der Vetter dritten Grades von irgendjemanden vorstellte um diesen Leuten irgendwelche Abenteuer
aufzuschwatzen. Und da sie nun mal das waren, was sie waren, nämlich Abenteurer, konnten sie dieses Angebot natürlich nicht ausschlagen, womit wir wieder bei den Reparationszahlungen wären.
Alles in allem war es schlecht bestellt um das Leben in einem oder schlimmer noch als Dorf. Deshalb wenden wir unsere Augen auch ganz schnell ab von diesem Elend und beginnen unsere Geschichte ein oder besser zwei Kilometer weiter in einem hoffentlich außer Sichtweite gelegenen Wald, besser sogar in einem dunklen Wald, da diese die Eigenschaft haben von depressiven, also allen, Dorfbewohnern gemieden zu werden.

2 Dieser dunkle, jedem Betrachter völlig zu Recht unheimlichen Wald, in dem die Nacht nie zu enden wollen schien (und auch an diesem Tage schien sie sich von ihrem Vorhaben, nie zu enden, nicht abbringen zu lassen), war etwa so einladend wie die Toilette einer Autobahnraststätte und wurde Nachtschattenwald genannt. Weder führte ein Pass durch ihn hindurch, noch wuchsen auf natürliche Weise die Bäume so, dass man dort einen Spaziergang hätte wagen können, ohne sich zu verlaufen. Die ganze Vegetation dort schien allen uns heute bekannten Naturgesetzen zu trotzen und zu wachsen, wie es ihr gerade in den Sinn kam. So wuchsen hier Bäume an den Baumkronen zusammen zu einem Baum. Es kam vor das die Bäume, bloß weil es möglich war, quer über den Boden, anstatt aus ihm heraus wuchsen. Einige waren so abgrundtief hässlich, dass die dort wachsenden Gräser beschlossen diese Bäume zu überwuchern um dem Rest des Waldes diesen Anblick zu ersparen. Andere wiederum hielten es für eine gar lustige Idee nur noch zweidimensional zu existieren, und so konnte man solche Bäume, im richtigen Winkel an sie heran gelaufen, übersehen und sich daran selbst zerteilen. Die Vegetation hatte übrigens auch das gute Recht dazu sich so zu verhalten, waren doch die Gesetze der Natur noch so gut wie unbekannt. Das einzige Volk, das bereits alles wusste, und es dem Rest der Welt hätte mitteilen können, verbrachte seine Zeit lieber mit dem Tragen von Strumpfhosen. Neben diesen grotesken optischen Eindrücken war der Wald voller nicht minder grotesker Geräusche, die man nicht genau einordnen konnte, einfach weil noch nie ein Mensch zuvor eine zweiköpfige Hammeramsel hat singen hören.
In diesem in vielerlei Hinsicht lebensfeindlichen und ungemütlichen Wald lebte nun ein Mann, der es irgendwie fertig brachte, trotz der gegebenen Umstände, Nacht für Nacht in diesem abscheulichen Wald zu verbringen, ohne der Vetter von irgendjemanden zu sein. Zumindest wusste er es nicht mit Sicherheit. Damals von seinen Eltern auf einem gemeinsamen Spaziergang vor Schreck fallen gelassen, als seine Großmutter sich beim Laufen spontan in zwei Teile zerlegte, lebte er hier seit frühester Kindheit.
Nachdem sie sich eine Zeit lang gewundert hatten warum überhaupt jemand in diesem Wald spazieren geht und ein kleines Menschenkind im Unterholz hinterlässt, sahen die Tiere des Waldes dies als ein Zeichen an und nahmen sich dem Jungen an. Sie wiesen ihn in die Geheimnisse des Überlebens im Wald ein, wofür er auch sehr dankbar war. Im nachhinein hätte er es jedoch als netter empfunden, wenn sie damit nicht bei den Überresten seiner Großmutter begonnen hätten, obwohl sie sicherlich das frischeste vor Ort waren. Auf diese Art und Weise lernte er zumindest sehr früh die Gefahren der Zweidimensionalität zu respektieren.
Einige besonders seltsame Exemplare brachten ihm auch das Sprechen bei. Von seiner neuen Familie hatte er auch seinen Namen erhalten, Elysium, auch Ely genannt.
Ely war mittlerweile 26 Jahre alt und hatte sich schon mit seinem Schicksal abgefunden, dem Schicksal eines Waldläufers. Waldläufer sind, entgegen weitläufiger Meinungen, nicht nur damit beschäftigt von morgens bis abends durch den Wald zu laufen und sich, um zu Geld zu kommen, ab und an einer Gruppe von Abenteurern anzuschließen, so hatte Ely damit begonnen sich seine eigene Abenteuer Basis Ausrüstung zusammen zu stellen. Die bekannterweise vor allem aus Seilen und Kletterhaken bestanden, aber auch aus allerlei anderem Nützlichen. Teils fand er die dafür benötigten Teile im Wald, als Hinterlassenschaft von dort verstorbenen Abenteurern. Vieles musste er sich jedoch mühevoll selbst basteln. Trotz dieser Umstände hatte er sein Ausrüstungsset mittlerweile schon zur Hälfte komplettiert. Zur Zeit arbeitete er an einem Kletterhaken aus Tierknochen, er hätte nur noch wenige Schliffe tätigen müssen.
Aber dazu war er gerade nun wirklich nicht in der Stimmung, nachdem er die ganze Nacht versucht hatte eine zweiköpfige Hammeramsel davon abzuhalten ihn beim Schlafen zu stören, indem sie von den Vorzügen des zweiköpfigen Lebens trällerte. Als dieses Unterfangen immer weniger erfolgsversprechend verlief, gab er das Schimpfen und Steine schmeißen auf und wollte sie braten, mindestens. Vielleicht würde er sie sogar verspeisen. Doch als er einen seiner Speere heraus holen wollte, passierte etwas, dass sein Leben verändern sollte. Gerade als er im Begriff war nach dem Speer zu greifen gab der Boden unter ihm nach. Er rutschte mitsamt seiner mit viel Liebe zusammengestellten halben Abenteuer Basis Ausrüstung, sowie diverser Bauteile seiner Hütte hinab ins Erdreich.
 
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Kommentare  

Die Geschichte ist interessant. Werde ich weiter verfolgen. Die Beschreibung der Umgebung (Wald) finde ich ist dir sehr gut gelungen. Hat mich gefesselt.
Allerdings, finde ich auch, dass ein paar Sätze etwas zu lang sind.
Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt!!!


Hellen (25.10.2007)

teilweise erscheint mir dein satzbau etwas konfus. zb dieser:
"Waldläufer sind, entgegen weitläufiger Meinungen, nicht nur damit beschäftigt von morgens bis abends durch den Wald zu laufen und sich, um zu Geld zu kommen, ab und an einer Gruppe von Abenteurern anzuschließen, so hatte Ely damit begonnen sich seine eigene Abenteuer Basis Ausrüstung zusammen zu stellen." an sich nicht falsch, aber einfach zu wirr.

die idee ist meiner ansicht nach ZU leichte kost, auch wenn die beschreibungen und vergleiche unterhaltsam sind.

naja, aber wie gesagt, doch ganz lustig und unterhaltsam!
lg darkangel


darkangel (15.08.2007)

Ich habe die beiden ersten Kapitel noch einmal überarbeitet, sprich alle kleinen Fehler sowie das "Unterhosen-Thema" (das von Anfang an nur als Platzhalter dienen sollte, bis mir was besseres einfällt) entfernt. Ein paar Sachen mussten dafür natürlich umgeschrieben werden, ich hoffe, dass es auch weiterhin amüsant bleibt.

Die nächsten beiden Kapitel hab´ ich bereits hochgeladen, sollten also bald verfügbar sein.

Der Name des Landes, der ebenfalls bisher nur Platzhalter war, steht jetzt entgültig fest. Es nennt sich nun Fanderoll.

Zum Thema Konzept und ernste Texte:
Du hast schon richtig erkannt, dass die absurden Dinge, die hier und da auftauchen, zum Konzept gehören. Das ganze soll eine Parodie auf Rollenspiele und Fantasy Romane sein.
Ich habe aber auch durchaus versucht, Dinge die mir außerhalb des Fantasy Genres auf dem Herzen liegen anzusprechen, vor allem in Kap. 4. (Stichwort: Achse des Bösen)
Einen ernsten Text würde ich gerne schreiben, ich habe früher auch schon oft damit begonnen, aber nie beendet, weil ich mit dem Ergebnis nie wirklich zufrieden war. "Unterwegs in Fanderroll" soll "leichte Kost" sein, die mir momentan dazu dient ein wenig zu experimentieren und zu sehen, ob ich tatsächlich auch ein Buch zu Ende bringen kann. Deshalb auch die frühe Veröffentlichung im Netz und bei Freunden, auf diese Weise wächst der Roman stufenweise zu dem, was ich mir vorgestellt hatte. Es ist unglaublich wieviele Logikfehler sich einschleichen, die man überhaupt nicht bemerkt hat. Ich bin also weiterhin offen für Kritik und Verbesserungsvorschläge.


Richard Lehmann (29.06.2004)

Ich habe früher oft DSA gespielt, ein Rollenspiel, an welches deine Geschichte in einzelnen Elementen stark erinnert, und fand es wahrscheinlich deshalb umso amüsanter, diesen Text zu lesen. Sprachlich ist er, bis auf wenige Ausnahmen, einwandfrei und auch inhaltlich scheint alles in sich schlüssig, wenn auch streckenweise etwas absurd, zu sein (ich nehme an Letzteres gehört zum Konzept).
Interessieren würde es mich, ob du auch ernstere Sachen zu schreiben in der Lage bist. Sollte das nämlich der Fall sein, so würde das meine diesbezügliche Vermutung bestätigen, da ich eindeutig mehr Tiefsinn zwischen den Zeilen zu finden glaubte, als man auf den ersten Blick meinen könnte.

Auf Grund sprachlicher Makellosigkeit:
- (noch) 5 Punkte


Philemon (26.06.2004)

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