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4 Seiten

Unterwegs in Fanderroll (Kap. 3-4)

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
3 Als Ely wieder zu sich kam war ihm ganz schwarz vor Augen, nicht weil ihm, in dem Sinne wie wir es normalerweise verstehen, schwarz vor Augen war, sondern weil er kopfüber im Erdreich steckte. Er fing an mit den Armen zu fuchteln, wie jemand, der gerade versucht einigermaßen ansehnlich zu Techno zu tanzen. Obwohl es alles andere als ansehnlich war, so brachte es ihn doch wenigstens raus aus dem Haufen Erde und Resten seiner Hütte.
Er fand sich wieder am Ende eines unterirdischen Ganges, beleuchtet von einer Fackel, die es sich in der Hand eines mindestens zwei Meter großen, gerade etwas grimmig dreinschauenden, muskelbepackten Mannes gemütlich gemacht hatte. Mit seiner anderen Hand zog er sein Schwert aus der Scheide und fing an damit vor Ely rumzufuchteln. Neben dem Riesen entdeckte Ely eine äußerst geschmeidige junge Dame mit langen feinen blonden Haaren, einem wunderschönen Gesicht und äußerst hässlichen langen Ohren, die zwischen ihren Haaren herauslugten wie kleine, zu weich geratene, Hörner. Ihr Körper war so geschmeidig, dass Elys Blicke daran entlang glitten, wie kleine und möglicherweise auch größere Kinder auf einer Wasserrutsche. Es war deshalb ziemlich schwer sie überhaupt ins Auge zu fassen. Sie war im Prinzip einem Tarnkappenbomber gar nicht so unähnlich, obwohl der eher kantig ist und keine Strumpfhosen trägt.
„Wer zum Henker bist du? !", fauchte es Ely aus dem Riesen entgegen.
Da er immer noch damit beschäftigt war seine immer noch auf der offensichtlichen Elfe hin und her gleitenden Blicke wieder einzufangen, konnte er nicht sofort antworten. Als er dann soweit war gelang es ihm wiederum kaum zu sprechen, vor Angst, die ihm plötzlich bewusst wurde.
„Iiiiiicccchhh...", brachte er gerade noch raus.
Die Elfendame mischte sich in diese angeregte Konversation ein, indem sie, mit einer dafür geeigneten Geste, ihrem Weggefährten deutete, doch sein Schwert zu senken und fing an zu sprechen, wie Elfen nun mal sprechen.
„Ich spüre starke Angst in unserem Gast unter der Erde, Nils, lasse deine Klinge ruhen, es ist genug Blut Unschuldiger geflossen diese Tage."
Der Riese Nils, offensichtlich stark angenervt, steckte sein Schwert weg und half Ely hoch. Als Ely bereits wieder stand und sich ängstlich an die Tunnelwand presste, wühlte Nils noch weiter in der Erde und bald würde sich zeigen warum. Zunächst kam eine Schaufel und Spitzhacke zum Vorschein und dann ein verdreckter fluchender Zwerg. Dieser kleine miese Zwerg muss für diesen Tunnel verantwortlich sein, dachte Ely bei sich bis ihm schließlich bewusst wurde, dass dieser Zwerg nicht nur seine Hütte auf dem Gewissen hatte, auch der größte Teil seiner Abenteuer Basis Ausrüstung war nicht mehr zu sehen. Er kochte innerlich vor Wut und vergaß dabei seine Angst völlig, doch da er nicht wusste, zu was diese Leute fähig waren, hielt er sich zusammen.
Auch Nils gefiel diese Situation überhaupt nicht, allerdings aus anderen Gründen.
„Du hast zu hoch gebuddelt!", schrie er den Zwerg an und gab ihm einen über den Deckel, was bei den Größenverhältnissen sicherlich einigermaßen amüsant aussah.
„Nun schau dir an, was du uns eingebrockt hast.", fauchte er weiter und deutete auf Ely.
Da der Zwerg sich solcherlei Dinge schon seit Tagen anhören musste, ließ er sich nicht sonderlich beeindrucken, versuchte aber trotzdem jegliche Schuld von sich zu weisen.
„Ich denke eher, dass wir das alles ihm zu verdanken haben! Er ist doch sicher einer von Domtils Mannen.“, flüsterte er Nils zu, nachdem er ihn zu sich heruntergewinkt hatte.
„Neee, ich denke die Elfe hat Recht gehabt. Unter Domtils Kommando stehen keine Menschen“, entgegnete Nils im selben Flüsterton.
Ely, der bis auf ein paar wenige Wortschnipsel, und dem Namen Domtil, nichts mitbekommen hatte, wog sich mittlerweile in Sicherheit.
„Domtil, habt ihr Domtil gesagt, ich kenne ihn. Wollt ihr auch sein Heim in Schutt und Asche legen!“, brach es aus ihm heraus.
Sehr zu seiner Verärgerung wurden daraufhin wieder einmal die Waffen gezogen um damit vor ihm rumzufuchteln.

4 Um besser verstehen zu können, warum es schlauer gewesen wäre, die Bekanntschaft mit Domtil geheim zu halten, sollten wir einen kurzen Blick auf dessen bisheriges Leben werfen.
Er und Ely waren mittlerweile die einzigen im Nachtschattenwald lebenden Menschen. Besser gesagt, sie waren die einzigen, die sich nachts schlafen legen konnten, mit dem ruhigen Gewissen, wieder aufwachen zu können. Denn es kam natürlich vor, dass sich dort jemand häuslich niederließ, allerdings nie für lange Zeit. Der Grund dafür, und für alles andere was in diesem Wald noch falsch lief, war natürlich Domtil selbst.
Er lebte nun schon seit mehr als 40 Jahren in seiner silbernen Zitadelle im Herzen des Waldes. Seine Gründe dafür, den Wald in eine zweite Hölle zu verwandeln, waren vielfältig aber niemals von böser Absicht, jedenfalls anfangs nicht.
Domtil hatte sich zum Bau seiner Zitadelle für billige nachtaktive Arbeitskräfte entschieden. Da die Bauarbeiten ihm nicht schnell genug voran kamen, brachte er die ewige Nacht über den Nachtschattenwald und gab ihm den Namen noch gleich dazu. Nun war der Wald den Kartographen des Landes seit Generationen als Glückskleewald bekannt, was ihm bereits die ersten Probleme mit den Behörden einbrachte. Darauf folgte ein sich ewig hinziehender Rechtsstreit, der damit endete, dass der besagte Wald aus sämtlichen Karten ausgeschnitten wurde. Da Papier besonders rar war, und die fünfte Gardistentruppe von Birkstein (damalige Hauptstadt des Landes) noch dringend nach einem Wappen für ihre Uniformen suchte, führte eins zum anderen und fortan schmückte der Nachtschattenwald die Brust der jungen Krieger.
Jahre später fiel Domtil erneut unangenehm auf, als einige seiner im Labor erschaffenen Tiere den Wald verließen, weil sie überzeugt waren, Bulldozer würden kommen, den Wald zu roden. Da man damals weder von sprechenden Tieren noch von Bulldozern besonders angetan war, mussten sie ziemlich kostspielig wieder eingefangen werden. Da Domtil Domtil war, und nicht Krösus, konnte und wollte er die Kosten verständlicherweise nicht tragen.
Er sagte vor dem hohen Gericht von Birkstein aus, er hätte diese hellsehenden Tiere geschaffen um Katastrophen zu vermeiden, und dass sie den Wald nur hätten verlassen können, weil der von ihm beauftragte Förster seinen Arbeitsplatz nicht finden konnte. (Was ja auch durchaus verständlich ist, wenn dieser nirgends verzeichnet ist) Ihm wurde letztendlich kein Glauben geschenkt. Und wie immer, wenn es um "Glauben" oder "nicht Glauben" geht musste das Blut von irgendjemanden fließen. In diesem Fall floss das Blut der fünften Gardistentruppe von Birkstein, die ausgesandt wurde dem Treiben Domtils ein Ende zu setzen. Nach anfänglichen Erfolgen, aufgrund von guten Geländekenntnissen, die darauf beruhten, dass ihr Wappen das exakte Abbild des Waldes darstellte, wurden sie von Domtils herangezüchteter Privatarmee, bestehend aus sogenannten Fints, blutig niedergeschlagen. Nur ihr Hauptmann überlebte, der die Kämpfe in zweiter Schlachtreihe zuhause von seinem Wohnzimmer aus geführt hatte.
Aufgrund dieser tragischen Ereignisse wurde Domtil offiziell als "bösartiger Zauberer" abgestempelt und bekam fortan keine Prospekte mehr zugeschickt, dafür um so mehr Besuch von Abenteuerlustigen. Irgendwann fand er sich mit seiner ihm auferlegten Rolle ab und hatte im Laufe der Zeit mehr und mehr Spaß an der Sache.
Er begann damit, seine Handlanger anzuweisen die restlichen im Wald lebenden Menschen zu vertreiben und alle, die es wagten zurück zu kommen, zu töten. Um der Sache noch etwas Nachdruck zu verleihen, verpasste Domtil seinen Fints, die zunächst noch menschenähnlich waren, ein richtig übles Aussehen, das den Orks Konkurrenz machen könnte, was sie schließlich verrückt werden ließ. Da nun den ganzen Tag, nein, die ganze Nacht über Verrückte durch den Nachtschattenwald liefen, hüpften und krochen, wurde der Wald irgendwann selbst verrückt und es kam zu dem uns bekannten Erscheinungsbild.
Wer sich nun fragt, wie Ely es schaffen konnte, nicht vertrieben zu werden, der fragt sich das zu Recht. Er sollte vielleicht wissen, dass Ely damals eher einem Tier als einem Menschen glich, und so blieb er unentdeckt, bis er eines Tages Domtil selbst über den Weg lief.
Nach dem die beiden eine längere Diskussion darüber geführt hatten, welcher Rasse man Ely zuordnen könnte, kam Domtil in den Sinn, dass es gelegentlich auch etwas außerhalb des Nachtschattenwaldes zu erledigen gab und er die Fints, hässlich und abstoßend wie sie waren, niemals unauffällig einsetzen konnte. So traf er eine Abmachung mit Ely, die besagte, dass er bleiben durfte, dafür aber ab und an Erledigungen für Domtil tätigen sollte. Da Ely sehr an seinem Heim hing und auch schon immer die gewaltigen prachtvollen Städte, von denen er gehört hatte, besuchen wollte, willigte er ein. Domtil brachte ihm daraufhin alles über das Menschsein bei und sorgte dafür, dass er auch wieder wie einer aussah. Letztendlich jedoch brachte ihm dieses Arrangement nicht annährend in die Nähe einer solchen Stadt, stattdessen brachte es ihm die Probleme, in denen er jetzt, vier Meter tief unter der Erde, steckte.
 
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Hellen (25.10.2007)

jetzt, wos beginnt, interessant zu werden...

darkangel (15.08.2007)

Vorerst wird diese Geschichte nicht fortgesetzt. ich habe irgendwann das Interesse verloren und kümmere mich jetzt erstmal um andere Geschichten. Dennoch gefielen mir diese ersten beiden Teile so sehr, dass ich das ganze irgendwann mal wieder verwenden möchte. Ich weiß nur noch nicht wie und wann....

Richard Lehmann (05.08.2007)

Goil! Ne richtig schöne Fantasy-Verarsche ;)

Aves (02.07.2004)

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