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Ist H.P.Krocken ein Mitläufer?

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Ein freundlicher junger Mann, er genießt die Sympathie der Nachbarn. Er hilft den alten Menschen, macht Botengänge, packt gerne bei schweren Umzugskartons zu.
Ein hübscher junger Mann, gut trainiert, blonde Haare, Hans Peter Krocken.

Er müsste auch für Frauen interessant sein, aber noch fehlt ihm hier das richtige Wort. Mit dem Reden hapert es ein wenig. In der Kindheit hatte er einen Sprachfehler, er war dazu auch noch Bettnässer und Einscheißer. Das sind Folgen einer nervösen Störung, Nachwehen einer missratenen Erziehung.

Seine Mutter schaffte es gar nicht zu erziehen, weil sie ständig außer Haus war. Dabei war sie doch Hausfrau. Hans Peter stellte sich dieses Paradoxem das erste Mal als er 11 war.
Der Vater hatte sich aus dem Staub gemacht. Ja die Wohnung war voller Staub. Kein Wunder das er in eine saubere Wohnung wollte und Tante Johanna machte doch immer so schön sauber. Das konnte Hans Peter gut verstehen. Komisch war nur, dass seine Cousinen dann später auch seine Halbschwestern waren.

Der Mutter kann man keinen Strick aus der ganzen Angelegenheit drehen. Deutschland ist ein freies Land und wenn sie keine Lust auf ihre Kinder hatte, konnte kein Gericht der Welt sie dazu verpflichten sich um sie zu kümmern. Hat sie ihm auf jeden Fall immer gesagt, wenn er weinend stotterte.
Später hat sie dann einen anderen Mann geheiratet. Er war ein guter Mann und bemühte sich um den Hans Peter. War aber leider schon zu spät.

In der Schule war er der totale Hirni, er konnte keine gleichaltrigen Freunde gewinnen, weil nie eine Losbude auf dem Schulhof stand und weil er so stotterte, wurde er gehänselt.
Als eine Lehrerin ihn einmal zur Seite nahm und ihn fragte, warum er sich denn die Hänselei gefallen lassen würde, erwiderte er unkeck:

„Ich hö, hö, hörr einfach weg, denn ich hei, hei, hei, heiße ja gar nicht Hans.. Hänsel“

Dabei lachte er ganz doll, pullerte ein wenig ein, genoss das warme Gefühl und ging in seinen Klassenraum um mit Kreide beworfen zu werden.

Irgendwann hatte er vom Schlägeabwehren und Trittaushalten Muskeln bekommen. Verstärkt wurde das Ganze durch die Essensbeschaffung. Da die Mutter nie da war, jagte er im nahegelegenen Wald Rehe und Wildschweine.
Der kräftige Hans fing erst an sich zu wehren und ging dann dazu über die kleineren und schwächeren Schüler zu schlagen.
Als er in der neunten Klasse war, freute er sich schon immer auf die frisch Eingeschulten.

Die Mutter wurde mit ihm nicht fertig, weil sie nie angefangen hatte, ein Förster brachte ihn in ein Heim. Dort war er lieb und nett, ein Musterboy.
Als er zurückkehrte, weil irgendwie dieser andere Vater dann da war, glitt er wieder ab und beteiligte sich an Imkereieinbrüchen.

Seine Interessen sind heute wechselnd. Er beginnt alles, führt nichts zu Ende. Er sammelt Münzen, dann legt er sie auf die Teerstraße und versucht sie von Autos plattfahren zu lassen. Züchtet Tauben in einer Ecke in seinem Schlafzimmer und in einer anderen Ecke ein Rudel Schäferhunde. Dann ist er auf einmal total von Billard begeistert und denkt es hat was mit Hitler zu tun.

Sein Chef ist mit ihm zufrieden. Hans Peter ist wohl im Kopf nicht so hell, aber er macht die Arbeit richtig und schon bald will man ihn rauswerfen, weil man ihm den Weg nicht verbauen will. Er ist für etwas höheres geboren, sagt er immer. Chef sagt, kann er haben und heult keine bis wenig Tränen.
Hier in der Dachdeckerei hat er auch keinen richtigen Kontakt zu den Kollegen gefunden.

Manchmal kommt da aber ein Behinderter und guckt den Arbeitern beim decken zu. Dem schließt Hans Peter sich an. Er ist geistig behindert, hat Krankheiten gehabt die auf den Kopf auswirkten und ist nun auf dem Stand eines 10 jährigen Lemmings, der irgendwie schon seit 9 Jahren vergessen hat von der Klippe zu springen. Körperlich ist er ein 19 jähriger Mann. Er hat überhaupt keinen Begriff für Anständiges Verhalten und natürlich gibt es dadurch moralische und gesellschaftliche Konsequenzen. H.P. Krocken ordnet sich dem jüngeren Behindertem völlig unter.

Die beiden befreien Polarfüchse aus dem Zoo, bringen sie zum Pelzhändler und erzählen, die seien ihnen in der Einkaufsstrasse zugelaufen. Sie knacken Autos und versuchen nur auf einem Hinterrad zu fahren, Hans hat auch ein paar Münzen mit. Im Untergrund gründen sie eine Vereinigung, die vorhat in Mekka die Kaaba umzuschubsen und an jedem Dienstag will man sich ein Stück vom Ohrläppchen abschneiden und gucken ob es nachwächst.

Jetzt ist er in Haft gekommen, der Hans Peter Krocken. Der „Freund“ hat ihn gut verarscht, na er hat ihm sogar im Stich gelassen.

Getanzt hatten sie, oder eher gezappelt. Das war auf einem Dorffest in der Nähe von Bobitz. Alle lachten und freuten sich. Die Laune war perfekt und gut abgestimmt da zog der 19 jährige auf einmal eine Spitzhacke aus seinem Mantel heraus und lief auf die Lautsprecher zu. Hans Peter stand geschockt da und wusste gar nicht was passiert. Davon hatte er nichts gewusst.

Dann kam der Lemming angerannt:

„Du traust Dich wohl nicht oder? Kannst abhauen, dann mach ich das alleine“

Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Vielleicht war es so, weil er sein einziger Freund war. Hans glitt in den Blutrausch, das war irgendwie auf einmal da und dann stand in der Anklageschrift „213 Menschen umgebracht und einen Lemming“.

Manchmal schickt ihm die Mutter Staub, damit er sich zuhause fühlt und wenn manchmal will Hans nur mal wieder frisches Schaffleisch essen. Warum das Ganze? Das wird sich in einer anderen Geschichte aufklären.
 
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