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With or without you - 8. Zwischenspiel

Romane/Serien · Romantisches
© Conva
A/N: Dies ist Version 2 vom 19. Juli 2005 - und ich freue mich nach wie vor über Kommentare!!!

A/N: Liebe Doska, vielen Dank für deine Kommentare!! Du weißt ja, wie sehr man sich darüber freut ;-)
Hier kommen noch einmal zwei neue Namen, aber das sollten die letzten sein, wenn alles so läuft, wie geplant. (Aber man weiß ja nie - meine Geschichten haben die Angewohnheit, oft ein Eigenleben zu entwickeln und sich unaufhaltsam in eine ganz andere Richtung als geplant fortzubewegen...)


~Zwischenspiel~

Der Comte di Drýas starrte erstaunt die Frau vor ihm an. „Sie ist davon gelaufen? Was soll das heißen?“
“Nun, mein lieber Comte, es tut mir furchtbar leid. Es ist mit schrecklich peinlich, aber ich habe keine Ahnung, wo sie sein könnte.“ entgegnete Lady Marjam mühsam darum bemüht, die Fassung zu behalten.
“Aber sie hat doch sicher einen Abschiedsbrief hinterlassen? Ich kann nicht glauben, dass sie einfach so fort gegangen sein sollte. Hat sie denn nichts erwähnt, was uns weiterhelfen könnte?“
“Ich bin sicher, Núphar wird rechtzeitig wieder hier sein, ich habe ihr erklärt, was auf dem Spiel steht. Wir glaubten eben beide, Ihr würdet noch eine Weile fort sein. Vielleicht hätte eine Nachricht von Euch...“
Der Comte unterbrach Lady Marjam wütend. „Dafür ist nun keine Zeit! Ich will ihren Abschiedbrief lesen!“ Es gelang ihm fast, bei diesen Worten äußerlich gelassen zu bleiben, doch innerlich kochte er vor Wut. Nicht nur, dass seine zukünftige Ehefrau ihm davongelaufen war, musste ihre Mutter ihm nun auch noch Vorwürfe machen.
“Mein lieber Comte“, dieser zuckte bei der zuckersüßen Anrede innerlich zusammen, „ich bin mir sicher, dass sich alles zufriedenstellend aufklären wird. Vielleicht wollte meine Tochter nur ein letztes Mal ihre Freiheit genießen, doch ich bin sicher, sie wird zurückkommen. Sie ist ein gutes Mädchen, und kennt ihre Pflichten genau.“ Selbst in ihren eigenen Ohren klang das nicht überzeugend, doch was sollte sie dem Comte sonst sagen. Insgeheim fragte sie sich jedoch, ob ihre impulsive Tochter wirklich rechtzeitig wieder zurück sein würde, oder ob sie die Hochzeit verhindern wollte. Sorgen musste sie sich um ihr Kind jedoch nicht, sein Vater hatte dafür gesorgt, dass es sich gut verteidigen konnte, was sie natürlich nicht gutgeheißen hatte. Es war höchst überflüssig und setzte dem Kind nur irgendwelche Flausen in den Kopf, wie dass es in der Lage war, alleine zu verreisen. Vermutlich war sie jetzt zu ihrem Vater unterwegs.
Der Comte hingegen fragte sich insgeheim, ob Núphars Mutter von dem Erscheinen ihrer Tochter auf dem Schützenfest wusste und wiederholte seine Bitte, den Brief zu lesen.
“Also schön, er liegt noch in ihrem Zimmer. Folgt mir bitte. Ich weiß allerdings nicht, was das bringen soll...“
Der Comte folgte Lady Marjam die Treppe hinauf in Núphars Zimmer. Es war sehr einfach eingerichtet, so wie das ganze Haus, doch bunte Decken, die er als Werke der Gypsóphila erkannte, die an den Wänden hingen, verliehen dem Raum eine warme, lebendige Atmosphäre. Skizzen von Landschaften und Tieren hingen ebenfalls an den Wänden, darunter erkannte Senécio immer wieder einen besonders edlen Schimmel.
Auf dem Schreibtisch lag eine kurze Notiz in energischer Schrift.

Mutter!
Mach dir keine Sorgen um mich, aber ich muss fort. Du verstehst das vielleicht nicht, aber es geht nicht anders. Keine Angst – ich werde mich bei dir melden, sobald alles geklärt ist.
Núphar

Die Kürze der Notiz und ihre Emotionslosigkeit bestürzten den Comte zunächst, doch musste er sich dann eingestehen, dass eine lebenshungrige junge Frau wie Núphar sicher nur schwer mit den Bedingungen zurecht kam, die ihre Mutter ihr wohl auferlegte. In diesem Fall gereichte es ihm jedoch zum Nachteil, denn er konnte aus dem kurzen Brief nicht erraten, wohin seine Verlobte sich gewendet haben könnte. Und weshalb musste sie überhaupt fort?
Noch einmal sah er sich ratlos in ihrem Zimmer um, da fiel sein Blick auf ihren Papierkorb. Ein zusammengeknülltes Blatt Papier erregte seine Aufmerksamkeit, es sah wie ein Brief aus. Mit zwei schnellen Schritten war er beim Papierkorb und nahm das Blatt heraus. Als er es glatt strich erkannte er, dass es sich tatsächlich um einen Brief handelte – und zwar von Núphars Freundin Linária! Er hatte sogar in der Hauptstadt Gerüchte davon gehört, dass Lord Órchis verliebt sei und mit der Frau geflohen wäre, da er plötzlich pleite war. Der Brief bestätigte die Gerüchte und gleichzeitig schien er noch einige andere Fragen zu beantworten: Mit einem Bleistift war ein Satz immer wieder unterstrichen worden. „ Meiner Ansicht nach sollte man nicht heiraten, ohne den Ehepartner inniglich zu lieben und von ihm ebenso geliebt zu werden!“ Einige Worte waren daneben gekritzelt: „lieben – geliebt werden“, „fort“, „Vater“. Auch sein Name stand dort.
War das der Grund für ihre Flucht, dass sie ihn nicht genug liebte? Er wusste, dass die Gypsóphila ein sehr romantisches Volk waren und allem Anschein nach war auch Núphar der Ansicht, ohne Liebe nicht heiraten zu können. Andererseits hatte sie ihn doch nach der Verlobung zum Abschied umarmt – und er hatte wie ein Trottel dagestanden, unfähig sich zu rühren, so überrascht war er gewesen. War das vielleicht nur gespielt gewesen, hatte sie da schon vorgehabt, davonzulaufen? Er wollte es nicht glauben, doch der Gedanke hatte sich nun in seinem Kopf festgesetzt. Aber was hatte sie dazu veranlasst?
Nun, er würde es hoffentlich bald erfahren. Senécio vermutete, dass Núphar auf der Suche nach ihrem Vater war, vielleicht hoffte sie, er könne ihr dabei helfen, der Heirat zu entgehen.
“Habt Ihr Eurer Tochter Leute nachgeschickt?“
“Nein, weshalb sollte ich? Sie ist doch nur aufgeregt wegen der Hochzeit, sie will noch ein letztes Mal ihre Freiheit genießen. Aber ich versichere Euch, sie wird bestimmt rechtzeitig zurück sein. Sie freut sich ja schon so...“ Lady Marjam versuchte verzweifelt, bei dem Verlobten ihrer Tochter den Eindruck zu erwecken, dass alles in Ordnung war. Natürlich war nichts in Ordnung, und das wussten sie beide, dennoch klammerte sie sich an den Gedanken, dass alles gut war, solange sie so tat. Was sollte sie auch anderes machen? Der Gedanke, dass der Comte seine Verlobung aufheben würde, erschreckte sie zutiefst.
“Unsinn. Ich glaube, sie ist zu ihrem Vater geflohen. Wenn Ihr Núphar noch keine Leute hinterhergeschickt habt, dann muss ich eben selbst losreiten.“ unterbrach sie der Comte ärgerlich. Wütend stürmte er die Treppe hinunter und verließ das Haus.

Zwei Stunden später ritt er mit zehn seiner Leute, von denen jeder ein Handpferd mit sich führte, Richtung Süden, wo sich, wie er wusste, Ruaki Koeléria derzeit befand.
Sie legten ein scharfes Tempo an den Tag. Nach Süden hin gab es nur einen Weg, den Núphar eingeschlagen haben konnte. Er führte am Waldrand entlang nach Cicéndia und von dort weiter zu einer großen Ebene, wo der Clan der Gypsóphila sein Lager aufgeschlagen hatte, bei dem sich Ruaki derzeit befand.
Senécio hoffte, Núphar so schnell wie möglich zu erreichen. Die Straßen im Süden waren in diesen Zeiten nicht sicher, schon gar nicht für eine alleinreisende Frau.
Am dritten Tag erreichten sie morgens Cicéndia, doch sie hielten sich nur kurz in der Stadt auf, um ihre Vorräte zu erneuern. Dort trafen sie auch eine Abteilung der Armee, die in die gleiche Richtung ritt, mit dem Auftrag, die banditos zu fangen. Senécio, der dies gewusst hatte, hatte beschlossen, mit dieser Gruppe zu reiten. Dann trieben sie erneut ihre Pferde an, die sie immer wieder wechselten, damit diese so frisch wie möglich blieben.
Mittags sahen sie in der Ferne einen Punkt, der langsam größer wurde. Sónchus, der Diener des Comte, reichte diesem ein Fernrohr. Als der Comte hindurchblickte erkannte er einen Schimmel, der in gemäßigten Schritt ging. Das Pferd wirkte müde, doch noch nicht völlig ausgelaugt. Unwillkürlich bewunderte Senécio das edle Tier und seine Reiterin. Sie saß trotz des langen Weges, den sie ungeachtet ihres gebrochenen Beines zurückgelegt hatte, noch immer aufrecht im Sattel. Es war zweifellos Núphar Koeléria, deren schwarze Locken frei auf ihren Rücken fielen. Und ihr Pferd war zweifellos das gleiche wie jenes, das auf den vielen Bildern in ihrem Zimmer abgebildet war.
Während er noch das Paar betrachtete, stieß ihn auf einmal Sónchus in die Seite. „Seht, dort!“ rief er aufgeregt und deutete nach Westen zu einem kleinen Wäldchen.
Etwa zwanzig Reiter näherten sich von dort. Anscheinend hatte auch Núphar sie gesehen, denn sie trieb ihr Pferd an und galoppierte von den anderen Reitern weg.
“Das sind Banditos!“ rief der Comte aus. „Wir müssen ihr helfen!“ Er trieb sein Pferd ebenfalls an und hielt auf die Gruppe zu. Der Abstand verringerte sich zusehends, denn im Gegensatz zum Schimmel und anscheinend auch den Pferden der Banditos waren ihre Pferde noch einigermaßen frisch.
Auf einmal knallte ein Schuss los. Núphars Schimmel stieg laut wiehernd und sie wurde, einen entsetzten Schrei ausstoßend, durch die Luft geschleudert.
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Cicéndia – Zindelkraut
Sónchus – Gänsedistel
 
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Kommentare  

Schau an, schau an: Der Comte ist ja gar nicht so schnöselig, wie ich wegen der Umarmung vermutet hatte *war nur verunsichert, der Arme ;) *

ISA (31.07.2005)

Wow, nun wird es aber mächtig spannend. Wilde Banditos und dazu noch der scharfe Compte*Schleck!*
Das Kerlchen gefällt mir irgendwie, obwohl es eigentlich ziemlich meckerig ist. Aber das wird sich ja wohl irgendwann mal legen, hoffe ich.
Hm, hm, bin wiedermal sehr gespannt auf das nächste Kapitel.


Doska (17.11.2004)

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