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Augenblickskontakt

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten · Herbst/Halloween
Zugfahrt am frühen Oktobermorgen. Menschengedränge. Kalte Luft dringt von den Stationen in die aufgewärmten, bakteriendurchfluteten Abteile. Mein Schlaf ist unruhig. Das eintönige Murmeln lähmt jegliche Aktivität.
„Ja“- eine Männerstimme dringt durch mich und reißt mich aus dem Schlaf. Im Automatismus öffne ich meine Tasche, um die Fahrkarte zu zeigen. Doch die Stimme kam von einem Mann, der sich nun mir gegenüber ans Fenster setzt.
Graues Jacket, grauer Pullover – graues Haar...- grau erneut das Bild vor mir, kurz bevor ich einschlafe.
Husten reißt mich aus dem Schlaf. Es ist wieder der Mann gegenüber. Entnervt schließe ich die Augen, spüre seine Atemluft, spüre, wie sich seine Bazillen in meiner Lunge ausbreiten, schlafe widerwillig ein.

Husten. Er ist krank – eindeutig. Ich bin müde, zu müde, um mich seiner Atemluft zu widersetzen. Sein Haar ist kurz – die Haut gebräunt. Ich schließe die Augen, träume im Wachzustand von Sonne und wohliger Wärme.
In der Scheibe durchbrechen Lichter hundertfach den schwarzen Himmel.
Dazwischen gespiegelt seine Hände. In der einen hält er einen Bleistift. Das Jacket – der Pullover – das kurze Haar an einem reifen Gesicht – und der Bleistift: Wer ist er? In der Scheibe spiegelt sich ein Notizblock, den er auf seiner Tasche ausgebreitet hat. Striche skizzieren. Sie skizzieren ein Gesicht – einen Körper – MEINEN Körper. Er nimmt mich ein! Entreißt ein Stück von mir und verewigt es auf Papier.

Während er skizziert, presse ich die Situation in Worte – suche das, was uns beschreibt – in diesem überfüllten Zug am frühen Morgen.
Er bemerkt meinen Blick auf seinem Block. Wendet sich von der Scheibe ab, die ihn enttarnt. Wachsamkeit. An Schlafen nicht zu denken. Er zögert – hofft auf meinen Schlaf, der nicht eintritt. Ein paar Striche. Er wartet. Hustet. An seinen Händen kein Ring. Seine Aura: undefinierbar. Wachsamkeit.

Am Hauptbahnhof leert sich das Abteil. In der Erwartung, dass er aussteigt, blicke ich auf seine Tasche. Er hält sie mit dem Block darauf und schweift mit einem Blick an mir vorbei.
Bis zur nächsten Station sind wir zu zweit – im Abteil: Er mit seiner Skizze und ich mit Wortfetzen im Kopf, die noch keinen Sinn ergeben.

An der nächsten Station, wenn ich aussteige, will ich in sein Gesicht sehen. Der Zug bremst langsam. Während ich mich erhebe, richtet er sein Gesicht zu mir auf.
Ich sehe – ich glaube, ich sterbe – in diese Augen! Als erfasse er mein gesamtes bisheriges Dasein mit diesen wundertiefen Augen.

Ein Augenblickkontakt – mitgenommen in meinem Kopf und verewigt auf Papier.
 
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Kommentare  

In den ersten vier Sätzen sind mindestens vier logische Fehler:

Wie kann kalte Luft von den Stationen in die Abteile dringen, wenn der Zug fährt?
Wie kann man Menschengedränge wahrnehmen, wenn man schläft?
Wie kann ein Murmeln eintönig sein?
Warum ist es wichtig zu erwähnen, dass Murmeln jegliche Aktivität lähmt, wenn doch Schlafen ohnehin so ziemlich unaktivste ist, das man tun kann?

„… und ich mit Wortfetzen im Kopf, die noch keinen Sinn ergeben.“
Ja, genau das trifft auf diese Nichtgeschichte hier zu!


Topreader (27.12.2004)

Eigentlich schön...nur manche Adjektive klingen etwas seltsam "bakteriendurchflutet" oder "wundertief" etwa. Auch der Satz "spüre, wie sich seine Bazillen in meiner Lunge ausbreiten" klingt komisch, man kann sich nichts drunter vorstellen, ich meine, kann man wirklich spüren wie Bazillen in der Lunge kriechen? Manchmal finde ich es auch ein bisschen schmalzig, am Ende etwa, aber ansonsten schön. (4 P.)

Eden (24.12.2004)

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