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3 Seiten

Zeit für die Liebe

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Es war mir eigentlich ganz unmöglich, dich zu lieben, es war mir nicht erlaubt und dennoch konnte ich nicht anders. Ich war zerrissen von Glück und Pein, es war ganz ungemein schmerzlich dich zu lieben, doch gleichzeitig auch wunderschön. Sehnsucht und Moral waren erbarmungslose Feinde, die einen Kampf in mir vollführten und mich dabei fast in Stücke sprengten. Die Moral verbot mich dich zu lieben, doch die Sehnsucht verlangte bedingungslos nach dir, nach einem der wundervollsten Menschen, die ich je traf und nie zu vergessen vermag. Ich war mir ganz gewiss, dass du was ganz Besonderes bist. Wenn ich dich sah, wenn ich deine Augen blickte, die funkelnden, strahlenden, fröhlichen, warmen Augen, dann strahlte mein Herz mit der Sonne um die Wette und gewann. Doch was? Ganz gewiss nicht deine Liebe, dieses Glück besaß ich nicht. Du erwiest mir deine Nähe mit entsprechender Distanz. Mir blieb nur der Traum und die Hoffnung, dass die Zeit für mich tickt. Die Hoffnung, dass sich die Distanz verkürzen und ich dein Herz irgendwann erreichen würde, war unverwüstlich, denn ich fand immer einen Tropfen, der die Hoffnung benetzte und sie so vor dem Austrocknen schützte.
Der Platz in deinem Herzen war schon belegt, es war nicht die rechte Zeit um anzuklopfen, denn ich hätte ohnehin nur gestört. Meine Liebe kämpfte nicht weiter um dich, es wäre egoistisch gewesen und ich wollte schließlich nur dein Glück. Ich ließ dich gehen. Ein Buch half mir bei diesem Schritt, alleine hätte ich es nicht geschafft. Es fand den Weg zu meinem Herzen, berührte mich so stark, von den Worten ging so viel Liebe aus, dass es mir ein klein wenig davon schenkte und mir so Trost spendete.
Mein Herz war zuvor schon fast tot vor Liebe, es pochte nur noch leblos vor sich hin und nahm tiefschwarze Farbe an. Erst das Lesen dieser mit Liebe getränkten Worte hauchten meinem Herzen wieder Leben ein. Ganz langsam kehrte es ins Leben zurück, es war erfüllt durch die Liebe geschriebener Worte und glücklicher Augenblicke, ebenso durch die Gewissheit, dass der Tag kommen wird an dem der Platz in einem anderen Herzen für mich reserviert ist, vielleicht nicht in deinem, aber in irgendeinem.


Die Zeit verging, es war nun schon ein paar Jahre her, seitdem ich dich gehen ließ, ich bin inzwischen in eine andere Stadt gezogen und es ist einiges passiert, doch eins hatte sich nicht geändert: Ich war immer noch obdachlos und auf der Suche nach der Unterkunft in einem Herzen.

Ich griff aus einem spontanen Impuls heraus nach meinem Handy und schrieb dir eine SMS. Ich wusste nicht, ob deine Handynummer noch stimmte, aber ich dachte mir: „Probier es einfach! Vielleicht hast du ja Glück.“ Und tatsächlich, innerhalb weniger Minuten piepte mein Handy. Uns so tauschten wir ein paar Nachrichten aus, in denen wir dann auch ein Treffen vereinbarten. In der Zwischenzeit schrieben wir uns täglich Mails, in denen ich dann auch erfuhr, dass der Platz in deinem Herzen inzwischen geräumt wurde. Doch ich wagte es nicht, die Hoffnung in mir zu schüren, denn ich wollte nicht noch einmal solche Schmerzen erleiden. Ich wusste auch nicht, wie meine Gefühle nach 2 Jahren zu dir aussehen würden und so hatte ich einfach nur eine Freundschaft im Sinn, denn du warst ein netter Kerl und wir haben uns immer gut verstanden, also was sollte dem im Wege stehen?

Wir setzten uns ins Café, unterhielten uns ganz entspannt und gingen anschließend ins Kino, bevor du mich zu meiner Freundin gebracht hast. Es war ein netter Tag mit dir. Doch war da mehr? Ich konnte es nicht sagen. Ich übernachtete dort und träumte in der Nacht von dir, es war ein so wunderschöner Traum, aber ich schüttelte ihn schnell wieder ab und begab mich zurück in die Realität.

Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, diesmal in Begleitung von meiner Freundin und ihrem Freund, das hattest du selbst vorgeschlagen. Das war sehr amüsant, weil sich die beiden ständig neckten und sie so jede Comedyshow ersetzten. Jetzt erst fiel mir auf, wie gut du riechst und ich suchte insgeheim deine Nähe. Ich verbot mir allerdings, mich wieder in dich zu verlieben. Zum Abschied umarmten wir uns und irgendwie wirktest du ein wenig traurig, aber ich dachte diese Beobachtung wäre wieder nur ein Produkt meiner Fantasie und schob den Gedanken beiseite.

Nach dem Wochenende tauschten wir weiter regelmäßig Mails aus und irgendwann stelltest du mir die Frage, ob es wahr wäre, dass ich damals, etwas von dir wollte, als du noch gebunden warst. Diese Frage konnte ich ohne große Umschweife bejahen und du hast daraufhin deine Bewunderung dafür ausgedrückt, dass ich damals geschwiegen habe. Aber deine nächste Frage bereitete mir Kopfschmerzen, ich habe lange gegrübelt und mich gefragt, warum du mir diese Frage stellst.
Ich konnte dir nicht sagen, wie es heute mit meinen Gefühlen aussieht, weil ich mir darüber selbst noch nicht im Klaren war. Ich ließ die Frage ungeklärt, doch in der nächsten Mail hast du mich wieder mit ihr konfrontiert und diesmal kam ich nicht umhin dir eine Antwort zu geben und ich antwortete wahrheitsgemäß weder mit „ja“, noch mit „nein“. Nun wollte ich von dir erfahren, ob das irgendwie von Bedeutung wäre und ich musste mich eine Weile im Warten üben, doch es hat sich gelohnt, denn du gabst mir die Antwort auf meinen langersehnten Traum vergangener Tage.

Du liebst mich, das weiß ich, aber lieb’ ich dich auch? Einst liebte ich dich, heute liebst du mich. Die Wahrheit ist, wir haben uns geliebt, ich dich, du mich, doch wir liebten beide nicht zur selben Zeit.
 
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Kommentare  

danke dir! ja, aber glaube nicht, dass das einfach war. aber soll ich dir was verraten? das reale ende sieht ein wenig anders aus, denn ich bin jetzt tatsächlich mit ihm zusammen, aber es hätte so ausgehen können, wie ich es geschrieben habe.
lg simone


Simone Cyrus (15.12.2005)

ich finde die sotry richtig gut und sie hat mich auch berührt.tja, so ist die liebe.man kann es sich nie aussuchen wen und wann man liebt,es passiert einfach.ich finde es beeindruckend,dass du deine schmerz so gut verkaften konntest.nicht jeder kann das.....5 punkte

aleks maljevic (15.12.2005)

dann hoffe ich nur, dass es für beide gut ausgeht, so oder so. weil alles im leben zwei seiten hat, weiß man das immer erst viel später und erkennt auch den tieferen sinn jeder begegnung. so, jetzt war ich wieder mal weise. lol.
lg
rosmarin


rosmarin (21.11.2005)

hallo rosmarin, ja da hast du wohl recht :-). die zeit, das ist so eine sache: manchmal lohnt es sich zu warten und sich in geduld zu üben und manchmal erweist es sich als besser, sofort zu handeln, weil es sonst zu spät sein könnte. der richtige zeitpunkt, gibt es ihn überhaupt? darüber habe ich mir ja schon in meinem einen gedicht meine gedanken gemacht. aber manchmal ist an dem spruch "man trifft sich immer zweimal im leben" was wahres dran, wie in diesem fall. ;-)
diese story ist auch, wie du schon richtig erkannt hast, mehr ein tagebucheintrag oder ein brief. es ist was autobiographisches und es ging mir nur darum meinen gedanken und gefühlen ausdruck zu verleihen. aber da es eine wahre geschichte ist, kenne ich natürlich auch das realistische ende.
lg simone


Simone Cyrus (20.11.2005)

hallo, simone, diesen text empfinde ich als tagebuchaufzeichnung, als brief oder auch nur als zwiegespräch. eine richtige geschichte ist es ja nicht, aber das macht natürlich nichts.
ja, wie wird es ausgehen? das weiß man nie. ich sage nur- alles hat seine zeit, und ein jegliches hat seine stunde - also lassen wir uns überraschen.
lg
rosmarin


rosmarin (19.11.2005)

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