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5 Seiten

Der dumme König

Kurzgeschichten · Für Kinder
Der dumme König
von Alexander Kennes

Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne. Als er sein Ende nahen fühlte, geriet er in Sorge, welchem seiner Söhne er wohl sein Reich vererben Könnte. Der Älteste war so groß und stark, dass er einen Berg wegtragen Konnte. Der Mittlere war schlau und konnte die Gedanken der anderen Menschen lesen. Der Jüngste war klein und schwach und etwas dumm. Er war aber zu jedermann freundlich, und alle Menschen mochten ihn gern.

Der alte König rief seine drei Söhne zu sich und sagte: “Ihr wisst, das mein Ende sehr nahe ist. Daher vererbe ich mein Königreich an denjenigen von Euch, der mir 3 schwere Fragen beantwortet.

Die 1. Prüfung: Was ist ein König wert?
Die 2. Prüfung: Was ist der größte Schatz im Königreich?
Die 3. Prüfung: Wie weit sind Kraft, Intelligenz und Dummheit voneinander?

Jeder von Euch hat einen Tag Zeit dafür. Sieger und Erbe ist, wer als Erster rechtzeitig und mit den richtigen Antworten wieder zu mir zurückkehrt. Die beiden anderen bekommen nichts, auch wenn sie sich bemüht haben! Ich wünsche euch Glück – bis heute Abend zum Sonnenuntergang also!“
.
Der älteste Sohn sagte: „Dann habe ich schon so gut wie gewonnen. Ich bin so stark, das ich jede Lösung herausbekommen kann! Legt die Krone schon bereit und gebt auf, Ihr armen Verlierer!“
Er lud sich gegen die Langeweile Freunde ein. Sie machten sich auf Pferden auf den Weg durch das Königreich. Aber dann blieben sie schon in den ersten großen Wäldern, um dort trotz der Schonzeit ausgiebig Jagd auf Hirsche und Wildsäue zu machen. Wie dumm und vorschnell hatte er sich doch auf diese dämlichen Fragen des Königs eingelassen! "Was gehen mich der König, die Brüder und ihre Schicksale oder die dussligen Fragen an! Meine Brüder finden die Lösung auch nicht und dann werde ich König sein, weil ich der Stärkste von uns bin! Den will ich sehen, der mich von der Krone fernhalten kann!“" sagte er verächtlich. Er warf noch einige riesige Felsbrocken durch die Gegend, damit jeder sehen konnte, wie unglaublich stark er war. Die Förster und Jäger flohen zusammen mit den Bauern der Gegend in großer Angst und Panik. Der Älteste und seine Freunde aber jagten und töteten ohne jede Rücksicht die kostbaren Schätze des Waldes, die Tiere. Die Hufe ihrer Pferde zertrampelten dabei die Gräser, die Farne, das Moos, die Pilze und die jungen Triebe der Bäume und Büsche. Sie verwüsteten die großen Wälder fürchterlich. Dann kehrte er - ohne auch nur eine Antwort gesucht zu haben - nach Hause in das Schloss zurück

Der mittlere Sohn sagte: „Ich werde der Gewinner sein, denn keiner ist so intelligent wie ich! Ich werde sie alle mit meiner Schlauheit besiegen! Die Krone und das Königreich sind mein! Meine Brüder tun mir jetzt schon leid, das sie sich die Mühe ganz umsonst machen!“
Er ritt mit lustigen Gedanken geradewegs zur Bücherei der Hauptstadt des Königreichs. Dort machte er es sich gemütlich, denn er war sicher, die Antworten auf die 3 Fragen des Königs hier zu finden. Er studierte dicke und gelehrte Bücher, doch sie konnten ihm die Antworten nicht geben. Er fragte alle seine Freunde und Bekannten und auch kluge Professoren; aber die wussten auch keine Antwort. So saß er den ganzen Tag über bis zum Sonnenuntergang am Abend und dachte und zerbrach sich den Kopf darüber, welches wohl die richtigen Antworten auf die drei Fragen des Königs wären. Schließlich musste er ohne die Lösungen in das Schloss zurückkehren. „So schlimm ist das nicht!“ dachte er bei sich. „Wenn ich als der Intelligenteste von uns nichts herausfinden konnte, haben meine Brüder erst recht versagt und keine Antworten auf des Königs Fragen! Da werde ich schon schlau genug sein, um mir den Thron auch ohne die Antworten zu nehmen!“ Und so kehrte er fröhlich pfeifend nach Hause zurück.

Der jüngste Sohn aber blieb stumm. Er ging auf sein Zimmer. Nachdem er eine kleine Weile über die Fragen des Königs nachgedacht hatte, schlief er auf seinem Bett ein. Da erschien ihm im Traum eine gute Fee, die genau so aussah wie seine Mutter auf dem großen Bild in der Ahnengalerie. Keiner der Brüder hatte sie kennen gelernt, denn sie war schon gestorben, als sie alle noch ganz klein gewesen waren. „Hallo Du! Erschreck Dich nicht vor mir, denn ich bin Deine gute Fee. Du musst wissen, dass auf dieser Welt jeder Mensch mit einem wahrhaft guten Herzen eine ganz eigene Fee für sich alleine hat. Höre mir nun gut zu und tue genau das, was ich Dir jetzt sage! Es soll zu Deinem Besten sein.“ sagte die Fee und pustete etwas goldenen Zauberstaub über den schlafenden jüngsten Sohn.

Als er wieder erwachte, strahlte sein Gesicht und irgendwie schien ein geheimnisvolles goldenes Leuchten von ihm auszugehen. Nun ging der jüngste Sohn hinunter in den Schlosshof. Dort unterheilt er sich mit vielen verschiedenen Leuten. Dienern, Mägden, der Köchin, dem Butler, dem Gärtner. Auch mit den Stallburschen und Kutschern tauschte er einige Worte. Dann setzte er sich zufrieden auf eine Bank vor der Einfahrt zum Schloss und wartete auf den Sonnenuntergang und die Rückkehr seiner Brüder. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, teilte er einige belegte Brote, Äpfel und Joghurt mit vorbeikommenden Händlern und Bauern. Endlich sah er seine Brüder kommen. „Hört mal her, ihr beiden, ich muss Euch etwas ganz, ganz wichtiges sagen!“ rief er Ihnen schon von weitem laut zu.

„Was Du dummer, kleiner schwacher Wicht wohl schon zu sagen hast! Geh mir aus dem Weg, sonst reite ich Dich nieder! Und wenn Du zehnmal mein Bruder bist!“ sagte der Älteste und ritt knapp an ihm vorbei auf den Schlosshof.
„Ja, er hat ganz Recht! Du bist doch sowieso dumm – warum sollten wir auf einen dummen Trottel hören? Lass Du Zwerg uns endlich vorbei und halte uns nicht auf! Du Schwächling kriegst sowieso nichts ab vom Königreich. Einen dummen König will hier bestimmt keiner haben!“ sagte der Mittlere und ritt ebenfalls eilig an dem Jüngsten vorbei.

Doch der jüngste Sohn gab nicht so leicht auf. Er rannte wie der Wind hinter den Brüdern her. Und weil er immer freundlich und gut zu jedermann gewesen war, halfen ihm nun alle Angestellten des Schlosses dabei, seine Brüder von den Pferden herunter zu holen und festzuhalten. Und dann mussten sie ihm einfach zuhören. Denn es war wirklich ungeheuer wichtig, was er ihnen zu sagen hatte.

Zur festgesetzten Stunde traten die drei Söhne wieder vor den König. Der saß in seinem goldenen Thronsessel und sprach: "Nun, habt Ihr die richtigen Antworten auf meine drei Fragen gefunden?" - "Nein, Herr König und Vater", antworteten der älteste und der mittlere der Söhne gleichzeitig. „Es war uns trotz allergrößter Mühen nicht möglich, die Antworten zu finden. Aber unser kleiner, schwacher und dummer Bruder hier muss Euch unbedingt etwas ganz Wichtiges sagen!“

„Dann schieß mal los!" sagte der König belustigt und ungläubig zu seinem jüngsten Sohn, der schwach, klein und etwas dumm war.
"Erstens", begann der Jüngste "ist der König wert, dass man seine Gebote achtet und einhält und ihm in Liebe und Treue dient. Zum andern sind die Bauern und Handwerker der größte Schatz des Königreichs. Die Arbeit der Bauer soll man dankbar schauen, hüten und schonen, denn ohne Korn wird niemand satt. Weil es dann kein Brot gibt. Und ohne das Können der fleißigen und begabten Handwerker würden alle Arbeiten im Königreich liegen bleiben. Alles würde zerfallen und kaputt gehen. Und niemand könnte es wieder reparieren.“ Der König sah seinen jüngsten Sohn erstaunt an: „Du hast die beiden ersten Fragen sehr weise und klug beantwortet, mein Sohn. Diese Antworten sind richtig! Aber es fehlt noch die Antwort auf die dritte Frage!“

Der jüngste Sohn trat zu seinen Brüdern und legte die Arme um ihre Schultern. Das war gar nicht so einfach. Dann schaute er zuerst seine Brüder und dann den König an und sagte laut und fröhlich: Und zum dritten sind Kraft, Intelligenz und Dummheit nur einen Tag voneinander."
„Wie kommst Du denn zu dieser Antwort?" fragte der König verblüfft.

"Meine dritte Antwort, lieber Vater und König, gebe ich darum: Gestern noch bin ich ein kleiner, schwacher und etwas Dummer und nur der jüngste Sohn des Königs gewesen, heute aber bin ich der jüngste von drei einigen Brüdern, die sich gern haben und zusammenhalten. Und sich dafür entschieden haben, das Königreich zusammen zu regieren. Denn wir brauchen zum rechten Regieren des Reichs die Kraft und die Intelligenz genauso wie die Freundlichkeit! Keiner wird mehr einsam oder allein sein und keiner die schwere Verantwortung eines Königs allein tragen müssen. Wir werden gemeinsam regieren und entscheiden!"

Der König dachte eine Weile nach. Dann erhob er sich von seinem Thron und ging zu seinen Söhnen. Er sah ihnen der Reihe nach mit einem liebevollen Blick fest und lange in die Augen. "Und Ihr seid euch darin auch wirklich vollkommen einig? Und wollt in Zukunft Frieden halten und alles gemeinsam tun und entscheiden?“ fragte er sie noch einmal. „Ja Herr Vater und König, das wollen wir!“ riefen die drei Söhne wie aus einem Munde aus.

„So sei es denn! Von nun an hat dieses Königreich drei Könige mit gleichen Rechten und Pflichten. " sprach der König, und legte jedem der Söhne seine Krone einmal kurz auf den Kopf, um sie dadurch zu Königen zu ernennen.

Dann umarmte er seine drei Söhne und blickte sie voller Stolz an. „Ich war ein sehr, sehr dummer König! Mit meiner Aufgabe habe ich zwischen meinen Kindern Streit und Neid gesät! Du mein Sohn,“ sagte er mit Tränen in den Augen zu dem Jüngsten, „Du hast das wahre Wunder vollbracht. Mit Deinem guten und freundlichen Herzen und Deinem guten Verständnis für Gerechtigkeit hast Du gleichermaßen das Reich vor dem Zerfall gerettet. Und verhindert, dass ein Mann mit nur einseitigem Denken und Handeln regiert. Das Schwerste im Leben ist die Einigkeit unter verschiedenen Personen zu erreichen. Denn Du hast als einziger ein gutes Herz beweisen und kannst großzügig die Kränkungen der Vergangenheit vergeben. Damit können wir endlich hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Von nun an sollst Du als der weiseste und klügste Mann in meinem Reich geachtet werden.“

Alle umarmten sich nun voller Herzlichkeit; und zum ersten Mal waren der König und seine Söhne durch das feste Band der Liebe zwischen Eltern und Kindern verbunden. Und als der alte König gestorben war, herrschten die drei Brüder als die stärksten, klügsten und gerechtesten Könige aller Zeiten glücklich und zufrieden über das Königreich. Und wenn sie nicht gestorben sind, so regieren sie noch heute.

(Ende)
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Kommentare  

Hallo, da kann ich mich Cora nur anschliessen!

Sabine Mpller (29.01.2006)

Hallo Alex, habe Dein Märchen wirklich genossen - es gefällt mir ausgezeichnet. Für Dein Alter schreibst Du wundervoll. LG Cora

Cora Corell (26.01.2006)

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