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Star Trek Voyager: Borg-Space (Kapitel 07)

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
Schwaches, flackerndes Licht erhellte die Brücke teilweise. Einige Konsolen flackerten ebenfalls, andere waren völlig zerstört, so dass sich das Displayfenster verbog und die Anzeige dahinter gelöscht war. Vereinzelt gab es auch unbeschädigte Konsolen.
Die meisten Crewmitglieder lagen auf dem Boden. So auch Captain Janeway, die dabei war, sich auf den Captainssessel zurückzuzerren. Sie hatte über dem linken Auge eine Schramme, aus der Blut austrat und eine stark zerzauste Frisur, die sie aber wieder richtete.
Über der Maschinenkontrollkonsole, vier Meter rechts von ihr, lag die Leiche von Fähnrich Yuri. Sie starb an den Folgen der Explosion ihrer Konsole, die ihr Verbrennungen ersten und dritten Grades zufügte.
Als Kathryn Janeway wieder in ihrem Sessel saß und gegen einen stechenden Schmerz in ihrem Oberschenkel kämpfte, hatten schon alle anderen Brückenoffiziere ihre Plätze wieder eingenommen.
Als Kathryn gerade ihren Mund öffnen wollte um etwas zu sagen, glitten die Turbolifttüren beiseite um Tuvok Zutritt zur Brücke zu verschaffen. Janeway blickte schwerfällig zurück um es zu sehen. Wortlos bewegte er sich zur taktischen Station, wo Tom Paris ihm Platz machte. Tom ging zur Conn zurück, die ebenfalls leer stand, denn Chakotay bemerkte ebenfalls Tuvoks Rückkehr und saß nun wieder an seinem gewohnten Platz neben dem Captain.
“Schadensbericht,” stöhnte Janeway.
Tuvok betätigte einige Schaltelemente um den Schadensbericht abzurufen.
“Hüllenbrüche auf den Decks 3, 6, 7, 8 und zwölf. Viele Teile der Schiffshülle sind mit Mikrorissen übersät, Schadenskontrollteams sind unterwegs. Die Hauptenergie sowie der Warpantrieb sind ausgefallen. Es gibt 28 Verletzte und acht Tote.”
Janeway wusste nicht, wie sie über den Verlust von acht Leuten ihrer ohnehin schon spärlich besetzten Crew reagieren sollte. Sie ahnte, dass es Tote geben würde. Bei jedem registrierten Angriff der Borg gab es bisher Tote. Die acht der Voyager waren das mindeste. Sie müsste sich eigentlich freuen, dass es bloß so wenige waren, doch, alles was sie empfand, waren Rachegedanken. Doch, bei der großen Anzahl an Borg-Schiffen wäre ein Rachefeldzug wohl äußerst unlogisch. Bei dem Gedanken an die Borg dachte sie an die Drohnen im Maschinenraum und im Kasino.
“Janeway an Torres, wie geht’s den Besuchern?” sagte sie in den Interkom-Lautsprecher, als sie ihren Insignienkommunikator aktivierte.
“Torres hier. Sie scheinen tot oder abgeschaltet zu sein, Captain. Aber Sie sollten vielleicht doch mal herkommen,” schlug Torres vor, die anscheinend üble Nachrichten hatte.
“Ich kann nicht, ich habe mich am Bein verletzt. Es wäre besser, wenn Sie hochkämen, ich bräuchte noch jemanden an der Maschinenkontrolle,” wies Janeway B’Elanna an.
“Verstanden, ich bin unterwegs. Torres, Ende.” Die Kom-Verbindung brach ab.
Ein weiteres Mal betätigte Kathryn ihren Kommunikator.
“Brücke an Krankenstation. Doktor, könnten Sie mal raufkommen?”
“Das wäre momentan sehr schlecht, die Krankenstation ist überfüllt,” meinte der Doktor sorgenerfüllt.
“Es ist aber dringend, wir haben hier Verwundete,” drängelte Janeway.
“Na fein, ich bin auf dem Weg,” bestätigte der Doktor, als er den Kom-Kanal schloss.
“Mr. Paris,” ächzte Janeway der Flugsteuerungskontrolle entgegen. “Nehmen Sie Kurs auf die Koordinaten. Mit vollem Impuls.”
“Die Maschinen bringen’s nur noch auf halbe Impulskraft,” antwortete Paris.
“Verdammt,” fluchte der Captain. “Dann eben mit halben Impuls.”
Die Voyager beschleunigte. “Ach, und versuchen Sie den Borg-Schiffen auszuweichen,” vermerkte sie, Tom zugewandt, als Hinweis, nur um sicher zu gehen, nicht noch mehr Schaden zu erleiden.
Die Türen des Turbolifts öffneten sich und ließen B’Elanna Torres, die Chefingenieurin des Schiffs durch. Sie ging mit gezielten Schritten auf Captain Janeway zu und baute sich direkt vor ihr auf.
“Bericht,” sagte Janeway um B’Elanna dazu zu veranlassen, ihre schlechten Nachrichten vorzutragen.
“Alle Drohnen, die aufs Schiff kamen sind tot. Ich vermute, weil sie vom Kollektiv getrennt wurden und deswegen ihr Neuralsystem zusammenbrach. Wir brauchten sie erst gar nicht niederzuschiessen, was sowieso nichts genützt hätte.”
Janeway musterte sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Torres fasste es so auf, als wollte sie fragen, warum es wenig gebracht hätte, auf die Borg-Drohnen zu feuern. Sofort antwortete sie auf Janeways ungestellte Frage: “Diese Borg-Drohnen hatten photonengeladene Körperschutzschilde, sie würden kein Phaserfeuer durchlassen. Es ist so, als seien sie schon vor dem ersten Beschuss vor jeder Art von Phaser geschützt. Ich denke, Impulsphasergewehre müssten ausreichen.”
Ein weiteres Mal öffneten sich die Turbolifttüren und der Doktor mit seinem mobilen Emitter am Arm trat ein. Er nahm sofort Kurs auf den ersten Verwundeten, der mit einer offenen Fleischwunde im Oberschenkel an der nächsten Konsole lehnte.
“Wie viele Batterien haben wir?” fragte Janeway Torres um ein Bild davon zu bekommen, wie viele Borg-Drohnen sich mit ihnen töten ließen. B’Elanna blickte auf ihr PADD, bediente ein, zwei Schaltflächen und las das Ergebnis ab.
“Wir müssten noch etwa 300 Batterien haben. Ich rate aber trotzdem zu sparen und nur zu schiessen, wenn ein Borg nahe genug ist.”
“Danke, Lieutenant. Wegtreten.” B’Elanna entfernte sich aus Kathryns Blickfeld und begab sich zur technischen Station, die sie prüfen sollte.
Janeway fand kaum Ruhe, denn kurz nach B’Elannas Abgang sah sie den holographischen Doktor vor sich stehen. Er setzte sich schräg neben Janeway und sondierte sie mit dem Peripheriegerät des medizinischen Tricorders.
“Was ist?” stöhnte Janeway wissbegierig.
“Sie haben eine leichte Oberschenkelfraktur. Ich werde Sie stabilisieren und mit in die Krankenstation nehmen.”
“Doktor ich kann nicht. Ich muss hier bleiben.”
“Captain, ich halte Sie für dienstuntauglich und wenn ich Sie für dienstuntauglich halte, dann müssen Sie mit in die Krankenstation kommen!” befahl der Doktor, der den Tricorder zuklappte.
“Nein, das steht ausser Frage. Geben Sie mir Morphium oder irgend etwas gegen diese Schmerzen, aber hier bleiben muss ich!” konterte Janeway.
“Sie wissen, dass ich als leitender medizinischer Offizier die Erlaubnis habe, Sie vom Dienst zu entbinden, wenn Sie strickte ärztliche Befehle missachten. Ich möchte es nicht tun, aber wenn Sie’s herausfordern...!” drohte der Doktor.
“Aber ich als leitender kommandierender Offizier befehle Morphium! Sofort!!” Janeway war fest entschlossen, auf der Brücke zu bleiben, kostete es, was es wollte.
“Na gut, aber Sie müssen wissen, dass ich das in meinem Logbuch vermerken werde.”
Zustimmend nickte Janeway. Der Doktor griff in sein Medi-Kit und holte einen Hyposprayinjektor heraus. Er füllte es mit einer Ampulle Morphium und injizierte es Janeway. Sie schloss die Augen um den Rückzug der Schmerzen zu genießen.
“Wenn es wieder schlimmer wird, dann kommen Sie sofort in die Krankenstation, ist das klar?!” befahl der Doktor.
“Einverstanden,” bestätigte Kathryn.
Der Doktor packte seine medizinischen Instrumente zusammen und verschwand im Turbolift.
Janeway erschrak. Sie hatte nur kurz ihre Augen geschlossen, nur um sich einen Moment zu entspannen, da wurde sie unliebsam aus ihren Meditationsversuchen gerissen. Es war die Stimme von B’Elanna Torres, die Captain Janeway einige Neuigkeiten überbringen wollte.
“Captain, ich habe den Warpantrieb überprüft,” sagte sie schließlich, als Janeway ihre Augen öffnete. “Der Warpkern hatte einen Kaskadenausfall, es wird einige Zeit dauern, ihn zu reaktivieren.”
“Wie lange?” fragte Janeway, die B’Elanna anblinzelte.
“Mindestens neun Stunden!”
Das gefiel Janeway ganz und gar nicht. Die Vorstellung, dass die Voyager neun Stunden mit halben Impuls dahin kriechen sollte, bis der Warpantrieb wieder funktionierte, war undenkbar. Doch auf einmal kam Janeway eine Idee.
“Könnte man nicht den Warpkern mit Protonen beschießen, so dass er zwangsläufig aktiviert wird?”
Verwirrt blickte B’Elanna zu Janeway hinunter, die immer noch in ihrer vorschriftsmäßigen, steifen Haltung Janeway gegenüber stand.
“Theoretisch müsste es funktionieren, aber als wir das letzte Mal den Warpkern mit Protonenausstössen beschossen hatten, drohte das Schiff auseinander zu brechen.”
“Ja, das stimmt, aber damals mussten wir uns die Energie mit einer parallelen Voyager teilen und wir hatten zudem auch externen Einfluss.”
Diesmal blickte sie Janeway erstaunt an. Der Captain hatte recht, das stand ausser Frage.
Und B’Elanna war bereit, sich Kathryns Vorschlag anzunehmen.
“Ich müsste noch ein paar Modifizierungen vornehmen, bevor ich anfange.”
Janeway begann zu lächeln. Es war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie vollends zufrieden war; und das gefiel auch B’Elanna Torres.
“Wie lange dauert es?”
“Die Modifizierungen dauern vielleicht eine halbe Stunde. Wie lange es dauert, bis der Warpkern wieder läuft, hängt vom Energieoutput der Protonenausstösse ab.”
Zufrieden grinste Janeway breit. “Wunderbar. An die Arbeit, Lieutenant.”
Wortlos drehte sich B’Elanna Torres um und ging in Richtung Turbolift.
Aus reiner Langeweile berührte Janeway den heruntergeklappten Monitor, der neben der Armlehne ihres Captainsessels eingebaut war. Durch den Druck, den sie auf ihn ausübte, bewegte er sich aufrecht nach oben, so dass er im Endeffekt einen rechten Winkel mit der Zugriffskonsole darunter bildete. Automatisch erhellte das Display und zeigte einen Statusbericht, der den Zustand des Schiffes darstellte. Janeway richtete den Blick darauf und sah sich an, wie die Techniker-Teams mit den Reparaturen vorankamen. Sie schaltete von Tafel zu Tafel, jede Tafel berichtete ihr den Zustand einer bestimmten Sektion der Voyager.
Sie schaltete zur letzten Tafel, da diese Berichte auch langsam langweilig wurden. Dort stand, dass das Schiff bald wieder voll einsatzfähig sein werde. In etwa neunundzwanzig Stunden. Da kam ihr eine sinnvolle Idee.
“Harry,” meinte Janeway, die ihren Kopf ein wenig in seine Richtung drehte, “sind die Langstreckensensoren wieder verfügbar?” Harry drückte einige Tasten um sie zu prüfen.
“Nur begrenzt, Captain. Volle Leistungskapazität in etwa drei Stunden.”
Dankend nickte Kathryn und wandte sich wieder ihrem Monitor zu. Sie aktivierte volles Sensorenspektrum und scannte den gesamten halben Sektor. Die Sensoren erfassten drei Borg-Schiffe in Sensorenreichweite, keines lag jedoch auf ihrem Kurs. Janeway bemerkte, wie die drei Schiffe praktisch an ihnen vorbeiflogen, so dass vor der Voyager freies Territorium lag.
Doch plötzlich erfassten die Sensoren zwei Borg-Schiffe, die gerade in Scannerreichweite kamen. Es sah ganz danach aus, als hielten sie direkt auf die Voyager zu.
Im selben Moment, in dem Captain Janeway die beiden Borg-Schiffe bemerkte, ertönte ein Warnsignal von der Ops-Station.
“Captain, zwei Borg-Würfel haben direkten Kurs auf uns!”
“Ich weiss,” bestätigte Janeway Harrys Anmerkung auf baldigen Besuch.
Janeway überlegte kurz und erinnerte sich aus heiterem Himmel an ein Manöver, mit dem sie mal versuchte, einem Kaperschiff der Kazon zu entkommen. Ausserdem erinnerte sie sich daran gelesen zu haben, wie einst die U.S.S. Enterprise-D versuchte, einem Schiff einer gefährlichen Rasse zu entkommen.
Janeway suchte auf dem Monitor nach dem nächsten Sonnensystem und fand das Veridian-System. Sie richtete ihren Blick auf die Conn-Station, an der Tom Paris saß.
“Mr. Paris, nehmen Sie Kurs auf das Veridian-System.”
“Aye, aye, Sir,” bestätigte er den Kurswechsel.
 
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Kommentare  

hallo christian,

diesmal aufgerundete 4,5 punkte - die einbindung ins star trek universum ist natürlich sehr gut. auch der verweis auf frühere fluchtmanöver am schluss...

lg
nicolas


Nicolas van Bruenen (11.04.2007)

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