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Animatus & Alexis (Die ersten zwei Szenen eines Theaterstückes)

Poetisches · Amüsantes/Satirisches · Experimentelles
Sprecher:
Zwei Jünglinge ... von stattlichem Gebilde
Führen eines jungen Weibes Verderben schwer im Schilde
Des Weibes Zunge spitz ... trifft die Gemüter der Gemalen wie des Himmelsblitz
Doch ists des einen Jüngling Ziel ... Ihres Geistes zu schänden
Und so wird er es beenden ... Alexis und Animatus sind des Herren Namen
Die machen des Weibes Seel` zum Sklaven ...


Szene 1:

(Ein grosses Zimmer das wohl ausgestattet und geschmückt ist, in der Mitte ein
mächtiger Tisch gut gedeckt mit allerlei Schmaus, an ihm finden zwei prunkvolle
Stühle Platz, in dem Zimmer befinden sich Alexis und Animatus, Alexis blickt voll
Freude zu Animatus herüber)

Alexis: So gut er sich findet hier in meinem Hause ... Begrüss ich den Animatus mit
grossem Schank.

Animatus: Habt Dank ... edler Freund ... Was begehrte euch mein Erscheinen ... Hier
in euren Wänden für gewisse zeitlang zu verweiln` ?

Alexis: Erzählte ich euch von des Weibes` Höllentat ? Mit grosser Schand die
bedeckte meine Seel` ... Wie Dreck auf eines silbern Tellerrand` ?

Animatus: Nein ... Erzählet geschwind von des begebenen Geschehn ... Ich möchte
diese schurkisch` Tat ebenfalls verstehn`.

Alexis: Eines schönen Sommertags kam sie zu mir ... Mit einem Lächeln zart`mild wie
des Morgentau ... Ich fragte sie was sei ihr Begehr ? Doch was kam aus des spöttisch
Mund gekrochen ?

Animatus: Sagt mir was ... oh Edelmann !

Alexis: Sie entgegnete ich solle Wolllust an meines eigen` verrichten ... Meinen
heilig Körper vor Gottes Augen selbst zu Grunde richten !

Animatus: Oh weh, Oh weh ... Wer kann nur behaupten deratig Schmach ... Welch
Höllenqual muss mitgemacht das arme Geschöpf das solch`Gedank gut behütet in ihrers
Geiste pflegt.

Alexis: Des spöttisch Weib fuhr fort ... Veglich des Schatzes meines wohlgeführten
Lebens mit dem mindern` Wert eines rost`gen Kreuzers ... Und bei all der Schand ...
fühlt sich mein Gemüt gebannt ... Des abscheulich` Wesenheit doch wollt sich
schmücken ... sie schien das garnicht zu entzücken !

Animatus: Welch Wut erfüllt meines Herzen bei diesem Wort ...

Alexis: Und just an diesem Ort ...

Animatus: (unterbricht) Wär dieses Schändlich` Kindlein hier ... Geschäh` gewiss ein
Mord ... Schlachten würd ichs wie Getier !

Alexis: Oh Animatus denkt` ihr so direkt ... Des Schlachten ist nicht der Greultat
immer recht ... Auch wenn euer alltäglich Leb`nur dies gewährt ... ists für meine
Sache, meine List gar schlecht ... Dort hilft kein Blut`ges Meer beschworen mit dem
Schwert.

Animatus: So Alexis mein Getreuer ... mir ists nicht ganz geheuer ... führt mich ein
des Planes Werk was ihr so sorgfältig habt geschmiedet !

Alexis: Es soll so sein ... Auch ihr mein Freund habt eines Platzes Wert in diesem
listenreichen Werk ...

Animatus: Oh dies ist wundervolle Kund ... wie kann ich helfen dem Geschänd` Alexis
auf seinem Weg zu Rachlust an des teuflisch` Weib ?

Alexis: Ihr kennet sie ... So wie ihr war sie auf meines alljährlich Maskenball im
Anwesen meines Vaters ... Die Augen ihr nur habt vor ihrer Gestalt verschlossen ...
Beschäftigt ihr gewesen, ohja den Barden ward ihr zugewandt

Animatus: Vor solch schrecklich Kind ... kann mein rechtschaffendes Gemüt sich nicht
verstecken ... Selbst wenn des Weibes stand in der finstersten der Ecken !

Alexis: So seid net vorschnell guter Animatus ... zollt von Respekt vor der
Erscheinung des elend Kind ... denn tückisch verführerisch sie ist ...

Animatus: Hat sie Reichtum ? Hat sie Gut und Land ? Was kann sein so veführerisch
bei einer solchen Schand ?

Alexis: Braunes Haar sie hat ... geplochten zu einem schönen Zopfe ...

Animatus: Braun wie Mähne eines billig` Stuten !

Alexis: Schneeweisse Haut ... oh gar ihr Erscheinen gleicht wie einer modischen
Figur ...

Animatus: Eher bestimmt ... einer altertümlichen Skulptur ... so sprechet weiter ...
führt mich ein in eure List !

Alexis: Einfach ist sie ... kommet näher sowas höret ihr noch nie !

Animatus: (näher kommend) So sprechet edler Denker ... was er hat so gut behütet ...

Alexis: Treffen werdet ihr sie ... dafür werd ich Sorge tragen ... Doch werdet ihr
mein Guter Freund euch nicht beklagen ... nur des schänd`gen Weibsbild wirds gewiss
...
Wenn sie wird erkennen diese List ...

(beide gehen ab)



Szene 2:

(In Animatus Anwesen ... Animatus sitzt vor einem Schreibtisch mit den Händen vor
dem Gesicht verschränkt ... sperrliches Licht zur späten Abendstunde)

Animatus: Oh ... späte Stund des Uhres Zeiger schlagen ... und ich mag es nicht
wagen ... Das Pergament ist noch leer ... Wenn doch bloss schon ein Tröpflein Tinte
auf ihm wär ... Mein Freund des Federlein ... oh so saget mir doch ... wie soll es
sein ? Soll sich mein dichteres` Gemüt entfachen ... Nach ein paar Versen für des
Weibes` Herzen trachten ? Oder soll ich mich gleich rühmen ... vor meines
Heldenpracht ... erzählen wieviele Schurkisch` Räuber ich schon umgebracht ?
Oh ... mein Federlein ... so manches schriebest du schon auf bloßes Pergament ...
auf das was Gemüter dann in Flammen hält ... oder schönes Tugend Aug` ein Tränleinen
auf den Boden fällt ... Ich kann mich meines letzten Schriftzug nicht erinnern
(steht auf und schaut aus dem Fenster) ... Doch das solle mich nicht kümmern ... Oh
soviele Menschen zeigen blos ihr falsch` Gesicht ... um es zu verschliessen vor
herrschend` Schicht ... so sehr lieb ich den Gesang des Wahren ... Doch so muss ich
es wagen ... mich in diesen Tagen ... vor diesem zu verbergen ... Ein Weibe das ich
nicht kenne zu begehren ...

Alexis: (tritt ein) So sprechet geschwind mein edler Begleiter ... was er hat aufs
Pergament gebracht ... und weiter ... Besämftigt meine erbärmlich` Wissensschmacht.

Animatus: Ich ... gewiss so eilt herbei ... Mein Herz springt gleich inzwei ... Mein
Gemüt ist wahr` bemüht ... Doch das Pergament wahrt weiss` die Unschuld wie vor
vielen Augenblicken zuvor ... So schau ich nun des schwarzen Himmelszelt empor ...

Alexis: So verzweifelt nicht mein Guter ... Es kommt alles zum Reinem ... ich werds
euch just beschreiben ...

Animatus: Ich werds euch nicht versagen ...

Alexis: Euch hilft gewiss ... er wird es wagen ... Wecam der gut geschulte Maler ...
just unten auf dem Gehweg traf ich des Meisters Persone bar ... Und hielt ihm die
Taler nah ... Und wie es sich begab guter Animatus ... so wird er ein Bildness
schaffen von eures selbst ...

Animatus: Was soll dies bezwecken ? Den Pinsel auf das Bild zu legen ... von diesem
jungen Recken !

Alexis: Ihr braucht nicht zu erschrecken ... Gut geschult ist der junge Bub ... ich
leist euch kein` Betrug ... Viel gekostet hat diese Tat nun jetzt ... ich will
hoffen das er gar schönes auf das Bildniss hetzt !

Animatus: Gar schön ist nicht die Frage ... Schauet mich an ... Wieviel Schönheit
gar an meinem Bilde sehen kann.

Alexis: So lüget nicht Animatus ... ich durchschau euer schändlich Spiel ... das
treibt mit all jenem Weibe ... Doch bin ich nicht von Weibs` Natur ... Ich nehm euch
an die Leine und ihr bleibt direkt gar sturr !

Animatus: Lasst nicht streiten ... Wofür soll dies Bildniss wichtig sein ?

Alexis: So weih ich euch nun ein ... Des Bildness edler Erscheinung schicken wir dem
Weibe ... Drüber eine prunkvoll` golden Scheibe ... Auf dem das Pergamentlein sitzt
... Das sind für des Weibsbilds Augen, ja, schöne Gaben ... Doch Animatus müsst ihr
wenigstens einen Vers geschrieben haben !

Animatus: Ich bin kein Freund von Worten ... sie zu benutzen ist wie ... Schlafen an
entlegen` dreckig Orten ... Nein ein Wort sagt nie gar wahres aus ... Wohlgeformte
Verse sind nichts als ein schmuckvoll` Augenschmaus.

Alexis: Nun beleheret mich nicht über euer Manko gar ... Doch die Lösung, Oh ja sie
ist so nah ... Kennet ihr den Kadozios ?

Animatus: Den Grafen ?

Alexis: Den arabisch Grafen ja gewiss ... Den eifrig Schreiberling ... Selbst der
Bard` am Marktplatz seine Verse sing` ... Er ist wahrlich recht für unser Tun` ...

Animatus: So sollten wir ihn suchen nun ... Edler Freund ? ... Zollt er Erfolge im
litararisch Recht ?

Alexis: Der Grafe tuts ... und das zurecht ... Seine Verse begleiten Runden in
Tavernen ... Begleiten gar Menschen beim letzten Sterbegang ... Beim letzten
Klaggesang ...

Animatus: Ob Gottes Augen das gar gerne sehn ? ... Mit Versen die Letzte Ehre des
Sterbens nehm` ?

Alexis: Animatus ... ich sagte nicht, das er nicht Gottes Gust erworben hat ... Er
segnete den Grafen gut ... Mit dem edelhaften Schreibermut !

Animatus: Ich wollt ihn nicht verübeln ...

Alexis: Das hab ich dem Thore vor mir auchnicht unterstellt ... So eilet euch doch
nun ... Eine Audienz beim Grafen ist nicht leichten Gemütes zu erlangen ... und
nicht nochmal solch eldend` Wort aus eurem Munde ... sonst wird er uns auf dem
Marktplatz prangen !

(Animatus schaut Alexis nocheinmal tiefgründig grimming ins Gesicht ... danach
treten sie beide ab)
 
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