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Die Namenlose Stadt

Poetisches · Schauriges
An windgeschleifter Berge Ufer
unter Scharlachrotem Himmel

Heimgesucht seit alter Zeit
von Chronos unstillbarer Habgier
alter Bücher argem Wissen
ungenannter Sphären Dinge

liegt die Namenlose Stadt

und schweigt

.

In zyklopisch Götzentempel
aus unendlichen Äonen
wallt herauf von dunklem Abyssal
der vergess'nen Fäulnisodem

Unter ewighohen Minaretten
Zeitgestumpfter Pracht
hinter vieler Lücken klaffend Mauern
die einst wehrhaft stark bemannt

zwischen längst verfall'nen Häusern
deren Obdach heut' verdirbt
über Herzschlag barer Straßen
und selbst tief darunter

.

wo einstig Leben heut'ger Fäulnis
schwitzt endlich
seine letzten Säfte
aus der Pergament'nen Haut

.

Zu der alten Götter Statuen Füße
einzelnd unbewusst um aller Joch
zersetzt ins Mark doch stehend noch
und längst nichts mehr als darbend

ihres dumpf ersehnten Loses
wandelt undenkbar velor'nes Grauen
stetig strauchelnd matt umher
in selbstvergess'ner Stille

ohne Mund' Aug' oder Ohr
sinnlos durch die tote Stadt
deren Hoheit vor Zeitaltern
unantastbar von der Welt

als Herrenrasse angebetet
ihre eig'nen Schöpfer übertraf
und höher noch sich aufschwang
als des Idiotengottes Thron

.

Der Flötenspieler stilles Lied
durchfährt Figuren stumpfer Gleichgult
schneidend durch ihr trock’nes Fleisch

Ungeschlachte Köpfe räkeln sich
auf kurzen Hälsen sitzend in
die ungewohnte Höh'

Vom Himmel sickert's Leichentuch
tobt Spielmanns Wind heran
treibt's Nagli far zum dunklen Steg

Seufzend wenden sich der Körper
unförmige Shilouetten um
trotten langsam ihrer Fahrt entgegen

.

In dieser düster'n Stätte
nunmehr nur sich finden
bleiche Albgesichter

Nachtmahren in der feuchten Gassen
Schatten hausend heulend nach
vergessner Tage unerreichbar
fernem Friede

An windgeschleifter Berge Ufer
unter Scharlachrotem Himmel

liegt die Namenlose Stadt

Und schweigt
 
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Kommentare  

Um ehrlich zu sein habe ich es bereits gekürzt und eine Minute nach Eintragung auf der Seite umgearbeitet.

Killing Joke (06.07.2007)

hallöchen,
ich kann mich weitestgehend anschließen. man fühlt sich zurückversetzt, aber durch die länge hält diese spannung meiner meinung nach nciht bis zum ende an...
lg darkangel


darkangel (05.07.2007)

Hallo, vielen lieben Dank. Die Seite kannte ich noch nicht. Ich besuche manchmal den Thesaurus. LG Sabine

Sabine Müller (05.07.2007)

Hallo Sabine Müller.
Danke des Kommentares halber. Hier noch eine beim dichten hilfreiche Adresse: http://synonyme.woxikon.de/


Killing Joke (05.07.2007)

Hallo, mir gefällt es von der Wortwahl, dem Inhalt. Ein interessantes Gedicht. Lg Sabine

Sabine Müller (05.07.2007)

Guten Abend rosmarin.
Danke für Dein Kommentar aus unbekannten Höhen oder Tiefen Deutschlands dringt's zu mir herab oder herauf.

Beim schreiben der obigen Zeilen habe ich festgestellt, das Dinge, die ich für meine Freunde hielt auch ganz schön fies sein können:

Takt stellte ab und an mal ein Bein und Metronom ging hin und wieder Kaffeetrinken, Rythmus verschaukelt mich gerne und Synonymwörterbuch schweigt viel.

Abgesehen davon muss ich mir einen gewissen Hang zum vielverfluchten Pathos tatsächlich auf die Stirn schreiben lassen. Stimmt. Den nehm' ich allerdings selbst nicht so ganz ernst. Das wäre nämlich recht gefährlich. Aber Pathos (Gefühl, Leid, Leiden) ist ein schönes Ding, dem man sich bei sat(y)(i)rischem bedienen kann.

Danke für Dein Kommentar!


Killing Joke (04.07.2007)

hallo, joke, ich bin beeindruckt. und da sagst du, du seist kein dichter. es klingt zwar alles sehr pathetisch und die verse sind ob der einteilung nicht so flüssig zu lesen. aber mir gefällt's. man fühlt sich zurückversetzt in längst vergangene zeiten. da liegt sie, die tote stadt, und schweigt doch nicht.
gruß von rosmarin


rosmarin (04.07.2007)

So. Hier mein erster Dichterischer Erguss auf Webstories. "Nagli far" heisst übrigens Totenschiff. Nachzuschlagen bei Wikipedia.
Das Dichten so anstrengend sein kann...


Killing Joke (04.07.2007)

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