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5 Seiten

R.E.D.

Schauriges · Kurzgeschichten
© K.Mel
Die Kälte schlug ihm wie eine Faust ins Gesicht, obwohl erst August war, als Igor Wariev aus seiner Hütte trat und knietief im Schnee versank, der von den ersten Sonnenstrahlen des Tages zum Glänzen gebracht wurde. Igor blickte über die weißen Tannen, die er von seinem auf einer Anhöhe gelegenen Haus sah. Wald bis zum Horizont und danach fließender Übergang zum grau-weißen Himmel. Unendliche Weite und Stille, der Mensch kam Igor unendlich klein und machtlos vor. Jedes mal, wenn über Nacht der erste Schnee des Winters in Sibirien gefallen war, wurde der Mann, der doch nur ein einfacher Holzfäller war, wieder von diesem Gefühl überwältigt. Ganz in Gedanken versunken bemerkte er überhaupt nicht, dass seine nackten Füße langsam unter der Schneedecke einfroren. Erst als sein Blick einem Tannenzapfen, der vor ihm runter fiel und er die bläulich ungesund verfärbten Beine sah, wurde ihm klar, dass er zulange draußen gewesen war. Eiligst hüpfte er zurück in seine Holzhütte, wo er sich erstmal vor den Ofen setzte um seine Gliedmassen aufzuwärmen. Er versuchte mit den Zehen zu wackeln. Es ging nicht. Noch einmal. Doch auch dieses mal hatte er kein Glück. Seufzend richtete er sich auf und humpelte in die Küche, um sich einen Tee zu machen. Dies ging relativ einfach, denn die Küche lag im selben Raum wie der Ofen. Überhaupt lag Alles in ein und dem selben Raum: Wohnzimmer, Küche, Bett, Werkstatt. Nur das Klo befand sich in einem Anbau der Hütte, der nur von Außen erreichbar war. Igor ließ sich wieder in den Sessel vor dem Kamin plumpsen und sah sich im Raum um. Wieder ein Jahr vergangen. Wieder auf keinen grünen Zweig gebracht. Holztisch, drei Stühle für Gäste, die eh nie kamen, Sessel, Teppich. Die Küche mit Gaskocher, zwei Pfannen ein bisschen Besteck, Tellern und Tassen. Sein Blick fiel auf das klapprige Bettgestell und die alte schimmlige Matratze waren immer noch nicht durch ein schönes neues Ding, wie er es mal in der Stadt gesehen hatte, ersetzt worden. Und das mit seinem Rücken. Langsam kam Igor in die Jahre und da machte sein Körper auch nicht mehr alles mit. Leider konnte er sich das neue Bett nicht leisten. Er wusste auch wieso: Die Flaschen auf seinem Tisch. Dieser verdammte Alkohol würde es ihn nie zu Etwas bringen lassen. Er starrte den Wodka an und hoffte, er würde vom Tisch verschwinden und ihn in Ruhe lassen. Doch die Flasche schien ihn nur anzugrinsen. Plötzlich bewegte sie sich auf ihn zu. Sie flog durch die Luft! Die Flasche fing an abscheulich zu lachen, ihren Inhalt über ihn zu ergießen. Igor wollte aufstehen, doch er konnte nicht, er war wie festgeklebt. Das Gesöff nahm sich ein Streichholz. Zündete es an und ließ es auf seinen Fuß fallen. Sofort fing er Feuer. Schnell breiteten sich die Flammen im ganzen Raum aus. Igor wurde heiß, er bekam keine Luft. Alles begann sich zu drehen, Panik machte sich in ihm breit. Er würde verbrennen. Es knarrte. Igor sah nach oben. Ein verkohlter Balken tauchte vor seinen Augen auf und knallte ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Igor fand sich auf dem Boden neben dem Ofen wieder. Er hatte bloß geträumt. Doch seine Füße und sein Kopf schmerzten scheußlich. Erst jetzt sah er, dass er wohl eingenickt war, seine Beine in die Flammen gestreckt hatte und erst durch den Fall auf den Kopf aufgewacht war und so ernsthafte Verbrennungen abgewendet hatte.
Igor richtete sich auf. Er musste hier raus. Seine Beine waren durch die enorme Hitze wieder aufgetaut und so zog er seine Kleider an, schulterte die Axt und ging nach draußen. Dort ging er in den Schuppen, nahm Schlitten und stapfte durch den Schnee in den Wald hinein. Irgendwann hatte er den richtigen Baum gefunden und machte sich ans Fällen. Plötzlich hörte er ein Knarren. Igor, aufgeschreckt durch das Geräusch, sah sich um. Erst fiel ihm nichts besonderes auf, doch plötzlich bemerkte er in den Augenwinkeln eine Bewegung, die ihn stutzig machte. In etwa 20m Entfernung hob sich der Boden langsam an. Nicht gleichmäßig wie bei einer Erdbewegung, nein, bloß eine runde Säule von etwa 4m Durchmesser. Igor warf sich zu Boden und beobachtete das Geschehen durch einen schmalen Schlitz zwischen Boden und einem umgefallenen Baum. In der Eile hatte er keine Zeit den Schlitten zu verstecken und überhaupt, er wusste ja nicht, was ihn erwartete. Inzwischen identifizierte Igor das Ding als Metallsäule die von Menschenhand geschafft worden sein musste. Als sie mannshoch aus dem Boden ragte, öffnete sich vorne summend eine Art Türe und 3 Gestalten traten aus der Säule. Doch nur 2 Personen gingen aufrecht. Die Mittlere hing schlaff zwischen den beiden anderen und wurde von diesen roh durch den Schnee geschleift. Aus dieser Perspektive konnte Igor nur erkennen, dass die beiden Äußeren schwarze Mäntel trugen und groß gewachsen waren, einer davon ein bisschen breiter, sonst beide genau gleich. Die mittlere war vollkommen nackt, doch irgendetwas war falsch an ihm. Igor konnte nicht sagen was, aber es machte ihm Angst. Angst wie er sie noch nie gespürt hatte. Sie kamen näher. Igor wollte schon aufspringen und wegrennen, als sie 10 schritte vor ihm stehen blieben. Die beiden Männer stießen die dritte Person gewaltsam in den Schnee. Sie keuchte auf, wollte sich aufrichten, knickte weg, die anderen lachten. Einer der beiden gab ihr einen Fußtritt in den Rücken. Igor höre die Rippen bersten. Röchelnd fiel die magere Gestalt zurück in den Schnee. Das Blut quoll aus ihrem Mund und färbte den Schnee rot. Der breitere der beiden griff in die Jackentasche und zog eine Pistole. Mit der anderen Hand riss er den Kopf der nackten Person herum, sodass sie in die Richtung von Igor geblickt hätte, wären die Augen nicht geschlossen gewesen. Der Schwarzmantel entsicherte die Pistole. Da öffnete die Gestalt die Augen. Rot. Die Augen waren vollkommen rot, bis auf die kleine schwarze Pupillen, die Igor flehend anblickten, ihn durchdrangen und ihn zusammenfahren ließen. Dieser Blick war durch seine Augen bis in sein Innerstes vorgedrungen und ihn dort mit einer Kälte umgeben, die ihn alles vergessen ließen, woran er bis jetzt geglaubt hatte. Der Schuss hallte durch die Wipfel der Bäume. Das Blut spritzte beim Austritt der Kugel aus dem Kopf in alle Richtungen. Die Gestalt verdrehte die Augen fiel vornüber in den Schnee und der Spuk war vorüber. Igor musste sich übergeben, doch im Mund angelangt, schluckte er es wieder hinunter, er konnte sich jetzt keinen Ton erlauben. Die Beiden schleiften die tote Person zurück in den Säulenlift, verwischten die Blutspuren, und verschwanden in der Säule wieder im Boden. Igor wartete Minuten, die ihm wie Stunden vorkamen. Erst nachdem er sich vollkommen sicher war, dass niemand wiederkehren würde sprang er auf, hastete zu seinem Schlitten und rannte so schnell er konnte. Selbst als ihm die Lunge brannte und er fast zusammenbrach eilte er weiter. Das Adrenalin ließ ihn so lange rennen, bis er bei seiner Hütte ankam und völlig erschöpft vor der Türe zusammenbrach. Es war bereits Nacht, als er wieder zu sich kam. Fröstelnd begab er sich ins Haus und machte erst mal das Feuer an, um sich dann ein Glas Schnaps einzuschenken. Vor den knisternden Flammen versuchte er das Geschehene zu verarbeiten. Doch wurde er unterbrochen, als er einen Schatten draußen am Fenster bemerkte. Er blickte hin, doch da war nichts. Er schien sich geirrt zu haben. Diese Gestalt ließ ihn nicht mehr los, obwohl er sie nur vage in Erinnerung hatte. Er sah ihre roten Augen deutlich vor sich, doch das war schon alles. Aber dies war es nicht, was ihn interessierte. Er suchte nach dem Grund, warum sie ihm falsch vorgekommen war. Er goss noch Schnaps nach und überlegte weiter. Er verlor sich in der Flüssigkeit, die im Glas schwamm. Plötzlich kam es wie ein Blitz über ihn. Jetzt wusste er, was nicht stimmte an dieser Person. Laut brummte er vor sich hin: “Sie hatte…” Er wurde unterbrochen als er ein Knarren an der Türe hörte. Hastig drehte er sich um. Das Knarren steigerte sich zu einem Klopfen. In dieser Gegend war nie jemand unterwegs, geschweige denn um diese Zeit. Igor begab sich hinter seinem Sessel in Sicherheit. Das Klopfen hörte auf. Igor versuchte sich mit der Erklärung zu beruhigen, es sei bloß ein Tier gewesen und sank zurück auf den Sessel. Das Holz splitterte durch den ganzen Raum, als die Türe mit einem gewaltigen Knall durchschlagen wurde. Igor wurde blass sank in seinen Sessel, lugte aber trotzdem über den Rand hinaus. Dort wo die vor einer Minute gerade noch die Türe war standen drei große Schatten. Sie kamen auf ihn zu und Igor konnte Männer erkennen, die genau gleich aussahen wie die beiden, die er heute schon gesehen hatte. Igor wusste, dass er jetzt handeln musste. Er wollte nach seiner Axt hechten, die auf dem Küchentisch lag, doch einer der drei war schneller. Igor wurde von dem Schlag auf den Boden geworfen. Die Luft war aus seinen Lungen gewichen und er konnte sich kaum noch bewegen. Einer der Männer riss ihn hoch, “Was hast du heute gesehen”, zischte er ihm ins Ohr. “Nichts”, stieß Igor hervor und wollte sich aus dem Griff befreien, doch das einzige, was er damit bewirkte, war, dass er einen Schlag ins Genick bekam wonach sich alles zu drehen begann.

“Wir wissen, dass du uns heute Nachmittag beobachtet hast”, sagte einer der drei mit bedrohlicher Stimme und zog ein Messer aus der Jackentasche.

“Scheisse, was wollt ihr von mir”, brüllte Igor.

Anstatt einer Antwort , bekam Igor das Messer zu spüren: Sein Kopf wurde nach hinten gerissen und der Messermann schnitt ihm langsam die Mundwinkel auf. Igor litt Qualen. Mit voller Wucht rammte der Führer der drei ihm dass Messer durch die Hand und in den Tisch. Igor schrie auf. Die Wangen rissen durch die Dehnung bis zu den Ohren auf. Die Schmerzen waren unerträglich, Igor floss das warme Blut in den Mund und er konnte kaum noch Atmen. Mit einem Zeichen bedeutete der Führer den beiden Anderen, sie sollen Igor mitnehmen. Doch das Messer nahmen sie nicht erst heraus, so dass es Igor durch die halbe Hand schnitt und im Tisch zurückblieb. Sie schleiften rissen Igor nach draußen. Einer der drei zückte eine Pistole.“Wir geben dir noch eine Chance, um uns die Wahrheit zu erzählen”.Der Schock des Messers saß tief in Igor und er hatte alle Hoffnung aufgegeben: “OK, ich hab euch gesehen, wie ihr eine Person umgebracht…”Weiter kam er nicht, die Kugel bohrte sich vom Hinterkopf durch die Schädeldecke bis zum linken Auge, trat dort aus und Igor sank in den Schnee, das übrig gebliebene Auge vor Entsetzen weit geöffnet.
 
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Kommentare  

hehe, jah tut mir leid, ich hab diese geschichte schon woanders veröffentlicht, habs jetzt hier nur reinkopiert. da ist der schlussatz wohl mitgekommen, obwohl unabsichtlich.thx für den hinweis.
nun denn, ist eigentlich keine fortsetzungsgeschichte, ich werd selber weitere kapitel schreiben...
hab ihn jetzt gelöscht...dann lest bitte mal fleissig meine geschichte, und bewertet sie auch(kommentar bitte, damit ich mich verbessern kann), denn ich hab im moment ein paar manuskripte am laufen und würd mich über konstruktive kritik freuen


K.Mel (05.11.2007)

also erstmal: erzählen kannst du. da die geschichte noch nicht fertig ist, gebe ich zu handlung, thema und corporated noch kein statement ab, denn in diesem fall müsste ich die ganze story kennen um sie beurteilen zu können.

ein tipp: wenn du anbietest das andere leser/autoren deine geschichte mit ihren ideen weiterführen dürfen, dann eröffne doch eine fortsetzungsgeschichte. da kannst du beiträge die dir nicht liegen auch wieder löschen ohne das dir jemand böse ist.

gruß,
Killing Joke


Killing Joke (31.10.2007)

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