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Brrrrr..., wie kalt!

Kurzgeschichten · Frühling/Ostern · Für Kinder
© Arnika
Brrrrr…, wie kalt! Freilandhaltung hin oder her, die Hühner blieben im schummrig beleuchteten Stall. Henne an Henne drängten sie sich auf den Stangen. Stumpfsinnig starrten sie durch die offene Tür in die regengrauen Wolken und sich ausbreitenden Pfützen. Selbst im Hühnerhaus wurde es kälter und feuchter. Man müsste die Türe schließen, aber kein Hühnchen war bereit, sich nur einen Zentimeter weit von seinem wärmenden Nachbarn zu entfernen. Bauer Tom sollte die Türe schließen, er hatte sie aufgemacht. Er sollte heizen, für mehr Beleuchtung sorgen. Sein Federvieh würde Eier legen vor Glück. Nur eben keine Eier aus Freilandhaltung und das war das Problem von Bauer Tom. Bodenhaltung kam für ihn nicht in Frage. Entweder die Hühner gehen auf den Hof oder Legen bleibt aus.

Unterdessen wurden die Hasen immer unruhiger. So kurz vor Ostern war der Mangel an frischen Eiern frappant. Opa Lampe rief eine Krisensitzung ein. Teilnahme war Pflicht. Und es kamen wirklich alle. Sich räuspernd eröffnete Lampe, als Ältester, die Runde: „Hmhmhmm. Unsere Ehre als Osterhasen steht auf dem Spiel. Wir haben keine Eier. Eier aber, Ostereier, erwartet die Menschheit von uns. Lasst uns überlegen, was zu tun ist.“ Er blickte fragend in die Runde. Es dauerte bis zögerliche Stimmen rieten Eier zu kaufen, eine Konferenz mit den Hühnern abzuhalten, Legeperlen - was ist das denn? - zu besorgen. Sogar Musik wollte man spielen, um es den Hühnchen schön zu machen. Aber so richtig überzeugend war keiner der Vorschläge. Bei Kälte wollen Hühner nicht legen. Das wussten sogar die Junghasen, die nur von Schoko-, Krokant- und Nougateiern redeten. Die Älteren nahmen es gar nicht so locker. Ostern ohne bemalte Hühnereier ist das Ende der Osterhasen, der Sturz in die Kulturlosigkeit. „Sollen die Hühner sich doch wärmer anzieh’n“, rief ein Hasenkind. Schlagartig war es mucksmäuschen still. Und dann schossen die Ideen nur so durch den Saal. Man musste Wolle sammeln, spinnen, färben, stricken. Lampe wurde ausgewählt, die Hühner zum mitmachen zu überreden. Kurz und knapp: Man wollte die Eierleger in Pullover packen.

Opa und Oma Lampe machten mit einigen Helfern Besuch im Hühnerhaus. Die Hennen fanden es ganz amüsant, lachten über die Idee von Hühnerpullovern und hielten es für ein Spiel, sich ausmessen zu lassen. Erst als die Osterhasen wieder fort waren, fragten sie sich, zu was die Langohren denn eigentlich gekommen waren. Hühner hatten Federn und die waren wärmer als alles andere. …wenn es nicht zu kalt und regnerisch war.

Hasenmänner und Hasenkinder sammelten, was sie in Feld und Wald an Wolle finden konnten. Hasenfrauen begannen zu spinnen, zu färben und die ersten Fäden wurden schon von ganz eifrigen zu Hühnerkleidern verstrickt. „Das ist chic“, staunten die Hasenmädchen. Schließlich ließen sich sogar die Hasenjungen vom Spaß am Stricken anstecken. Die ganze Nacht über waren sie fleißig. Am nächsten Morgen konnten sie den Hühnern ihre Werke bringen.

Die Hühnerschar kreischte und hielt sich den Bauch vor Lachen. Aus Albernheit zogen sich die Hennen Pullover über, stülpten sich Mützen auf und knoteten sich die verwegenenen Schals um die kurzen Hälse. Wie die Mannequins liefen sie über die Stange und, weil es gerade nicht regnete, nach draußen. Sie pickten sich durch den Hof, die Mauer entlang und um die Nase des verdutzten Hofhundes herum. Kein Hühnchen fror. Sie genossen es, im Freien zu sein, an der Luft, an den Düften aus regennasser Erde und dem wundervollen Futter, das Bauer Tom ihnen hingestreut hatte. Der aber schaute verdattert zum Fenster hinaus und traute seinen Augen nicht. Er musste den Regen-Kälte-Koller haben. Noch nie hatte es Vögel in Pullovern gegeben. Bunt waren sie, wie die Ostereier. Ungläubig setzte er sich auf sein Sofa und hoffte auf Wärme und Sonnenschein.

Das Eierlegen stellte sich vor lauter Freude über den Hofspaziergang von selber ein. Schiebkarren voll fuhren die Hasen in die Werkstatt. Weil ein paar Wollfäden in der Farbe zurück geblieben waren, erhielten die Eier diesmal hellgrüne, hellblaue oder rosa Striche. Das galt als besonders apart und kam ab diesem Jahr in Mode.

Und wie erging es Bauer Tom? Am Ostersonntag brach endlich die Sonne hervor. Bauer Tom wagte sich wieder nach draußen. Seine Hühner stolzierten wie immer in braunen und weißen Federn herum. Und tatsächlich fand auch er ein Osternest. Er hatte sogar einige bunte Eierwärmer aus Wolle dabei, was ihm ein bisschen zu denken gab.
 
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Kommentare  

Leider kann ich deine Geschichte nicht noch mal bewerten, aber ich kann dir versichern: Sehr süße Ostergeschichte. Wirklich gut gelungen.

doska (05.04.2008)

Wirklich schön und amüsant geschrieben. Nette kleine Ostergeschichte. Ich habe mir die Hühner in den bunten Pullöverchen vorgestellt und musste schmunzeln. LG Sabine

Sabine Müller (20.03.2008)

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