24


9 Seiten

R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt. (8)

Romane/Serien · Erinnerungen · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Tim Wecnk
Zehnter Tag, 19.April 1912


Dies war für mich nun der erste Morgen in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber ich empfing ihn irgendwie nicht gerade mit besonders viel Begeisterung. Es fing schon damit an, als wir nachdem Frühstück mit unserem Gepäck in eine Kutsche stiegen und den Hafen an den Piers hinauf zum Bahnhof fuhren. Im Gegensatz zu gestern, befand sich am heutigen Tage im Hafen nicht eine Menschenseele. Selbst am Cunard-Pier, wo gestern ja wirklich das absolute Chaos herrschte und die Carpathia jetzt ruhig angelegt dalag, hielt sich außer einer einzigen Möwe und zerknüllte Papierfetzen absolut niemand auf. Und am White Star Line Pier, wo jetzt normalerweise ein gigantisches Schiff angelegt sein sollte, lagen stattdessen zwanzig kleine Rettungsboote, was als einziges von der für mich so einzigartigen Titanic übrig geblieben war, und beim Anblick dieser ,,Nussschalen“ konnte ich schon verstehen, warum viele Frauen an Bord der Titanic sich weigerten, in so ein wackeliges Boot zu steigen. Nun lagen sie mit abgeschmirgeltem Namen zur Besichtung am Pier und von dem freundlichem Begrüßungsschild, was die New Yorker für die Ankunft der Titanic extra aufgestellt hatten, begannen allmählich die bunten Blumen abzufallen und auch an den Kassenständen, wo man sich die Fahrkarten für die Europafahrt kaufen konnte, die die Titanic nach ihrer Ankunft in New York angetreten wäre, waren die Fenster versiegelt und die Werbeplakate abgerissen geworden. Ein recht bedrückendes Bild, in dem sich auch keine einzige Menschenseele zeigte.
Im Zug der Elevated Railway von Manhattan auf dem Weg nach Lakehurst war unsere Stimmung im Abteil auch nicht besser, zumal ich das erste mal das Verlangen hatte, eine Zeitung zu lesen und die letzten Nachrichten über die Titanickatastrophe durchlas. Eins muss man der Presse ja lassen. Sie kann Zeugen zwar belästigen und in den Wahnsinn treiben, aber dafür ist sie darin begabt, viele wissenswerte Informationen zu sammeln und schnellstmöglich zu veröffentlichen. So war in dieser Ausgabe zum Beispiel eine Liste von vielen vermissten oder eher verstorbenen Passagieren der Titanic vorhanden und bei einigen blieb mir wirklich vor Trauer fast das Herz stehen. Kapitän Smith, der mich am letzten Abend zum Dinner an seinen Tisch eingeladen hatte, sah man zuletzt zur Brücke gehen, wo er sich entweder vermutlich erschoss oder mit dem Schiff unterging. Ein Überlebender behauptete sogar, ihn nachdem Untergang mit einem Baby im Arm auf das gekenterte Notboot zu schwimmen gesehen zu haben, konnte ihn aber in der Dunkelheit nicht genau erkennen. Den Schiffskonstrukteur Thomas Andrews, der sich sehr für die Flugzeuge meines Vaters interessierte, verhalf anfangs vielen Passagieren zur Rettung, bis man ihn zuletzt allein im Rauchsalon der ersten Klasse sinnlos vor sich hinstarren sah. Major Archibald Butt sah man angeblich zuletzt mit Harry Molson und ein paar anderen Herren an einem Tisch Poker spielen, bis das Schiff versank. John Jakob Astor, der reichste Mann auf dem Schiff, wurde beim Versuch, zu einen der Rettungsboote zu schwimmen, vom kippenden Schornstein erschlagen. Man identifizierte seine verstümmelte Leiche später am Namenschild seines Kragens. Die Straußs gingen gemeinsam mit dem Schiff unter, nachdem Mrs. Strauß sich weigerte, ihren Mann zu verlassen, und Mr. Strauß es ablehnte, als alter Mann ein Boot zu besteigen. Benjamin Guggenheim, so sagte man, soll sich extra Abendgarderobe übergezogen haben, um wie ein Gentleman mit der Titanic unterzugehen. Arthur R. Ryerson, der seinen Stahl an Lakehurst verkaufte, George D. Widener und sein Sohn, die beide an dem Bau von Straßenbahnen in Philadelphia beteiligt waren, und der Chefzeichner Rotherick Chisolm blieben verschollen. Ihre Leichen wurden nie gefunden. Ganz besonders bedrückt aber war ich, als ich den Namen des kleinen Mädchens in der Liste las, welches einst auf Jeanettes und meinem Schoß gesessen hatte: Lorraine Allison. Dieses kleine unschuldige Mädchen überlebte als einziges Kind aus der ersten Klasse die Katastrophe nicht. Ihr kleinerer Bruder Trevor dagegen wurde vom Dienstmädchen in ein Rettungsboot gebracht.
Ebenso standen noch viele weitere Namen auf der Liste und es machte den Anschein, dass weit mehr als die Hälfte aller Passagiere an Bord der Titanic bei dem Untergang ums Leben kamen. Und das nur durch eine große Unachtsamkeit und einer geringen Anzahl von Rettungsbooten.
Auf der nächsten Seite waren Skizzen vom Untergang der Titanic abgebildet, die überlebte Passagiere während des Aufenthaltes auf der Carpathia anfertigten und zu meiner großen Überraschung war eine von diesen Skizzen von Jack Thayer gewesen. An die Art, wie er die Skizzen gezeichnet hatte, konnte ich erkennen, dass die Titanic nun für immer und ewig sein Alptraum bleiben wird. In den Tagen nachdem Unglück entsendete J. Bruce Ismay, der Eigner der Titanic, im Auftrag der White Star Line die ,,Mackay Bennet“, die ,,Montmagny“ und die ,,Algerina“ zurück zur Unglückstelle, um dort nach Leichen oder treibenden Schiffsteilen zu suchen. In nur knapp einen Monat langer Suchaktion wurden insgesamt 324 Leichen geborgen und anschließend zur Identifizierung nach Halifax in Neufundland gebracht.
Nachdem ich die Zeitung schließlich beiseite legte, bemerkte ich, wie schweigsam meine Familie im Abteil war. Mein Vater zeichnete gerade ein paar Flugzeugpläne auf, während meine Mutter ein Buch las und meine Schwester einige ihrer Musikstücke aus ihrem Orchester einstudierte. Es schien wohl keiner wirklich in der Stimmung gewesen zu sein, irgendetwas zu bereden und so schaute ich eine Weile schweigend aus dem Fester raus und beobachtete, den Kopf an die Scheibe gelehnt, die schnell vorbeiziehende Landschaft Amerikas, meiner neuen Heimat. Durch die Rüttlung des Waggongs auf der Schiene stieß meine Stirn immer mal wieder sanft gegen die Scheibe und als ich kurz davor war, die Augen zu schließen, ergriff mein Vater plötzlich das Wort und sagte: ,,Hier habe ich übrigens noch ein paar neue Pläne für dich, Tim.“ Etwas überrascht darüber, dass er so unerwartet damit ankam, nahm ich diesen Plan entgegen und erinnerte mich beim Betrachten an die Pläne, die mein Vater mir vor einigen Monaten gegeben hatte und jetzt auf dem Grund des Atlantiks lagen. Meine Mutter fragte mich darauf: ,,Und? Freust du dich schon, bald bei deinem Vater zu arbeiten?“ Ich dachte daran, wie Thomas Andrews an dem Abend am Kapitänstisch mal zu mir meinte: ,,Ich sehe in Ihnen den kommenden Mann.“ und auf die Frage meiner Mutter antwortete ich schließlich: ,,Oh ja, ich kann es wirklich kaum noch erwarten.“ Mein Vater sah mich zuerst verwundert an und meinte zu mir: ,,Es kommt aber einiges auf dich zu, Tim. Es ist nicht mehr so, wie in der Schule.“ Ich sah aus dem Fenster und dachte daran, mit welchem Ehrgeiz und welcher Geschicklichkeit Andrews an seiner Titanic gegangen war und ich antwortete schließlich: ,,Dessen bin ich mir bewusst, Papa. Dessen bin ich mir bewusst.“
Der Zug kam nach gut einer halben Stunde in Lakehurst an und wir stiegen mit unserem Gepäck in der Hand aus dem Wagon um in eine Kutsche, die uns darauf ins Dorf zum Haus meines Vaters brachte.
Es war ein Haus in einem Stil, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Doch mit seinen flachen Wänden, dem hohen Ziegeldach, den bogenförmigen Fenstern, dem großen Hof und dem mindesten 4000m² großem Grundstück machte es auf mich einen großartigen Eindruck und ich freute mich jetzt schon darauf, in diesem Haus zu wohnen.
Die Kutsche blieb auf dem Hof vor dem Eingang stehen und wir stiegen mitsamt unseren Koffern aus. Der Kutschierter wollte uns die Koffer vorher zwar noch ins Haus tragen, doch wir waren eine bescheidene Familie und bestanden immer darauf, alles selber zu machen. Mein Vater gab ihm einfach nur den Lohn für seine Fahrt hierher und lies ihn darauf wieder mit seiner Kutsche wegtraben.
Bevor wir das Haus betraten, drehte sich mein Vater an der Eingangstür noch mal lächelnd zu mir hin und sagte: ,,Mein lieber Sohnemann, herzlich willkommen in deinem neuen zu Hause.“ Mein Vater öffnete darauf die Tür und als wir eintraten, war ich richtig erstaunt und total überrascht darüber, wie toll es hier eingerichtet war. Von draußen machte das Haus mit seinem so unbeschreiblichen Stil eher einen bescheidenen Eindruck, doch die Einrichtung gab dem ganzen nun wiederum ein vollkommen anderes Bild. Weiße Holzwände mit Verzierungen und Skulpturen. Das Wohnzimmer ausgestattet mit einem großen Kamin, vielen weichen Sesseln, Öllampen an den Wänden zwischen den Fenstern und einem Kronleuchter über dem flachen ovalförmigen Tisch. Ein Esszimmer mit einem Tisch, den man, wenn man Gäste hatte, ausziehen und vergrößern konnte. Ein glänzendes Badezimmer und mehrer abgetrennte Zimmer auf dem Dachboden, von dem eines sogar meines war. Und zusätzlich noch Räume für unsere Zwecke: ein Musikraum für meine Schwester, ein kleines Buchzimmer für meine Mutter und für mein Vater bzw. mich ein Arbeitszimmer, in dem viele historische Bilder der ersten Luftfahrtpioniere der letzten zehn Jahre aufgehängt waren. Eines der größten Bilder davon war eine Originalaufnahme des legendären ,,Whright Doppeldeckers“ von seinem 12 Sekunden Flug im Jahre 1905. Mein Vater sagte, dass in meinem Zimmer auf dem Dachboden noch eine Überraschung auf mich warten würde und von der Neugier gepackt, rannte die Treppe hoch in mein Zimmer und erblickte vollkommen überrascht Geschenke verschiedenster Größen und Formen. Meine Familie kam mir darauf ins Zimmer nachgelaufen, worauf meine Schwester mich fragte: ,,Na Bruderherz, überrascht?“ Ich sah sie alle fassungslos an und fragte: ,,Das alles nur für meinen bedürftigen Abschluss?“ darauf mein Vater: ,,Das ist doch vollkommen egal, Abschluss ist Abschluss, oder?“ ,,Na, wenn das so ist.“ Kam ich verlegen entgegen und dankte meiner Familie mit einer kräftigen Umarmung, worauf ich sofort anfing, die Geschenke auszupacken.
Jedes Geschenk war für mich eine Sensation nach der anderen: Gemälde von verschiedenen Schiffen, Schiffsmodelle so wie andere Fahrzeuge zum Basteln, neue und sehr tolle Klamotten. Eben alles, was mein Herz richtig begehrte. Meine Mutter sammelte das ganze Geschenkpapier ein und mein Vater meinte darauf: ,,Also, mein Großer, dann richte dich hier jetzt erst mal ein. Wenn du was brauchst, wir sind unten.“ Ich bestätigte dies mit einem Okay, worauf meine Familie mich dann im Zimmer alleine ließ und ich mir meine Geschenke noch mal genauer ansah. Eines hatte ich übersehen gehabt und als ich es auspackte, erblickte ich etwas sehr Außergewöhnliches. Es war ein Buch mit dem Titel ,,Futility“ (Vergeblichkeit), geschrieben 1898 von Morgan Robertson und das Unglaubliche an diesem Buch war seine Handlung:

,,Es ist die Geschichte eines Passagierdampfers das mit 244m Länge das größte Schiff der Welt ist und als unsinkbar gilt. Es ist das sicherste und modernste Schiff, was die Meere je befuhr, und verfügt deshalb eine geringe Anzahl an Rettungsbooten. Auch der Luxus an Bord stellte eine vollkommen neue Ära dar und verwöhnt die Passagiere Tag und Nacht. Doch auf der Jungfernfahrt hat dieses so prachtvolle Schiff sein Ende, als es in einer kalten April Nacht mit einem Eisberg kollidiert und untergeht. Durch die geringe Anzahl der Rettungsboote kommen mehr als die Hälfte der sich an Bord befindlichen Passagiere ums Leben. Der Name des Schiffes: Titan.“

Ich legte mich darauf mal auf mein neues Bett und sah mir von dort aus die Gemälde an, die ich vorhin ausgepackt hatte und nun auf der Couch lagen. Auf allen waren Segelschiffe und Raddampfer abgebildet und ich war schon recht verwundert darüber, wie primitiv diese damaligen Schiffe im Vergleich zur Titanic waren, aber sie alle hätten einen Eisberg schneller ausweichen können.
Trotz all dem, was passiert war, so war ich doch recht stolz darauf, auf der Titanic gewesen zu sein. Sie war das erste Schiff, auf dem ich gereist bin und es waren die schönsten und aufregendsten Tage meines Lebens. Nicht nur, weil ich das Vergnügen hatte, auf ihrer Jungfernfahrt dabei gewesen zu sein, sondern weil ich dabei auch Jeanette kennen gelernt habe. Die Tage mit ihr an Bord waren wirklich etwas besonderes und es waren so unvergessliche Momente, die ich mit ihr teilte. Ich fragte mich, ob das wirklich nur Zufall war, dass wir uns auf diesem Schiff kennen lernten und schon gleich nach wenigen Tagen die Liebe in uns entdeckten. Nein! Ich glaubte mehr, dass das Schicksal es so bestimmt hatte, denn so eine wundervolle Begegnung wie diese geschieht nicht einfach so. Allerdings glaubte ich wiederum nicht, dass das Schicksal die Katastrophe mit eingeplant hatte, aber darauf will ich nun nicht wieder eingehen.
Ich setzte mich aufrecht hin und holte das Foto von Jeanette aus meiner Brieftasche, worauf ich es mir eine ganze Weile ansah und ich froh darüber war, dass ich dieses Foto einsteckte, bevor ich das Schiff verlassen hatte. Auch wenn ich in dem Moment nicht daran dachte, dass das Schiff sinken würde, so hatte ich doch eine Art Vorwarnung, die mich regelrecht dazu aufforderte, das Foto einzustecken.
Jeanettes Lächeln auf dem Bild wärmte mein Herz richtig auf und obwohl ich sie jetzt ein Tag lang nicht sah, kam es mir vor, als wären es schon Wochen gewesen. War das normal? Oder hatte ich einfach nur nicht mehr alle Tassen im Schrank? Je länger ich das Foto betrachtete, desto deutlicher schien die Antwort auf meine Frage zu werden, bis ich schließlich erkannte, dass ich Jeanette unheimlich vermisste. Ich machte mir Gedanken darüber, was sie wohl jetzt gerade in Philadelphia machte. Irgendwie konnte ich spüren, dass sie gerade an mich dachte und sicher schon dabei war, einen Brief an mich zu schreiben. Dies war für mich nun Anlass, dasselbe zu tun. Also setzte ich mich an meinen kleinen Schreibtisch und fing an, einen ausführlichen Brief an Jeanette zu schreiben.
Stunden vergingen bis zum Abendanbruch und irgendwann kamen plötzlich meine Eltern verwundert darüber, dass ich mich den ganzen Tag nicht hatte blicken lassen, mit ein wenig Knabbergebäck in mein Zimmer rein. Sie setzten sich zu mir an den Schreibtisch und bestaunten meinen bereits fünfseitigen Brief, den ich bis jetzt geschrieben hatte und mein Vater meinte: ,,Meine Güte, so fleißig habe ich dich ja noch nie gesehen.“ Ich schmunzelte und entgegnete: ,,Ich hab immer das Gefühl, ich würde zu wenig schreiben. Ich kann einfach nicht damit aufhören.“ Mein Vater meinte darauf, dass ich irgendwann auch noch mal einen Brief an Onkel Frank schreiben sollte, da er ja jetzt wahrscheinlich auch schon wusste, was mit dem Schiff passiert war, und sich jetzt sicherlich große Sorgen um mich machte. Ebenso nahm ich mir auch noch vor, einen Brief an meine besten Freunde Dave, Martin und Fred zu schreiben, um ihnen mitzuteilen, dass es mir gut ginge. Aber vorerst war mir ein Brief an Jeanette zu schreiben viel wichtiger und als ich mir einen Moment lang schweigend das Porträtfoto von ihr ansah, strich mir meine Mutter mitfühlend die Wange und fragte mich: ,,Sie fehlt dir, nicht wahr?“ Ich nickte und antwortete: ,,Es kommt mir vor, als hätte ich sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.“ Mein Vater betonte darauf: ,,Das ist völlig normal, Tim“ und meine Mutter ergänzte: ,,Von einem Menschen, den man liebt, kann man auch nicht loslassen. Was glaubst du denn, wie es uns in dem ganzen Jahr erging, als du nicht bei uns warst.“ Ich wandte mich vom Foto ab und sah zu meinen Eltern hin, worauf mein Vater mich anlächelte und meinte: ,,Von dem, was ich gestern so von Jeanettes Eltern gehört habe, scheinst ein wundervoller Liebhaber zu sein.“ Ich schmunzelte nach unten und meine Mutter ergänzte: ,,Darauf sind dein Vater und ich sehr stolz, denn damit beweist du, dass du langsam erwachsen wirst.“ Verlegen fing ich an zu grinsen und sagte: ,,Ach du meine Güte, das hat mir Jeanette auch erzählt. Ihr Vater dagegen hielt mich noch eher für einen recht naiven jungen Mann.“ Meine Eltern lachten leicht und als ich darauf wieder auf das Porträtfoto schaute, fuhr ich fort: ,,Aber Jeanette ist meiner Meinung nach viel erwachsener, als ich. Sie hat so besondere Fähigkeiten und ihre wundervolle Art macht sie so....so einzigartig.“ Ich hielt meinen Eltern das Foto entgegen, worauf sie es sich ansahen und mein Vater dann meinte: ,,Sie ist wirklich ein bildschönes Mädchen.“ Meine Mutter ergänzte: ,,Ein richtiger strahlender Engel.“ So wurde Jeanette ja bereits oft bezeichnet und als meine Eltern mir das Foto zurück gaben, fragte ich sie: ,,Ist Philadelphia weit von hier?“, worauf mein Vater antwortete: ,,Nein, mit dem Zug sind es von hier ungefähr drei Stunden.“ Ich sah ihn total verblüfft an und fragte: ,,Nur drei Stunden?“ Mein Vater nickte und ich dachte einen kurzen Moment lang nach, bis ich dann fragte: ,,Meint ihr, ich könnte Jeanette nächste Woche schon besuchen?“ Meine Eltern blickten drauf etwas unverhofft drein, bis mein Vater meinte: ,,Weißt du, Tim. Ich kann gut verstehen, dass du Jeanette so schnell wie möglich wieder sehen möchtest, aber ich finde, ihr solltet euch vorerst etwas Zeit geben.“ Darauf ich verdutzt: ,,Zeit geben? Wofür?“ und meine Mutter antwortete: ,,Sieh mal, Tim. Ihr seid jetzt in einem vollkommen neuem Land, indem ihr euch erstmal eingewöhnen müsst. Noch dazu beginnt für euch nun euer Berufsleben und wenn ihr euch ständig besucht, würdet ihr euch gegenseitig nur im Weg stehen und bedrängen.“ Etwas bestürzt darüber, dass an der Sache was dran war, dachte ich darüber nach, bis mein Vater meinte: ,,Gebt euch ein bis zwei Monate Zeit und schreibt euch bis dahin.“, und meine Mutter ergänzte: ,,Glaub uns ruhig, Tim. Je länger ihr aufeinander wartet, desto schöner wird für euch der Moment sein, an dem ihr euch wieder sehen werdet.“ Ich lächelte freudig auf und entgegnete: ,,Ihr habt Recht.“, worauf ich einen Schlusssatz auf Jeanettes Brief schrieb und die fünf Seiten zusammengefaltet in einen Umschlag steckte. Anschließend sagte ich zu meinem Vater: ,,Ich habe mich bei dir übrigens noch gar nicht für die Fahrkarte bedankt, Papa.“ Er sah mich darauf total verwundert an und wusste nun nicht, was er wegen des Unglücks dazu sagen sollte, bis ich dann meinte: ,,Trotz, was passiert ist, bin ich wahnsinnig stolz darauf, auf diesem Schiff gewesen zu sein, denn dadurch hat sich mein größter Wunsch endlich erfüllt. Und gleichzeitig auch noch einem wunderbaren Menschen näher gebracht.“ Meine Eltern sahen mich erfreut an und meine Mutter fragte: ,,Willst du uns nicht mal erzählen, wie es an Bord war?“ ,,Und wie du Jeanette kennen gelernt hast?“, fügte mein Vater noch schnell hinzu, worauf ich geschmeichelt entgegnete: ,,Selbstverständlich will ich das.“ Ich nahm einen von den Keksen, die meine Mutter auf einem Teller für mich aufs Zimmer brachte, und lehnte mich zurück, worauf ich dann anfing zu erzählen: ,,Nun ja, wie fing denn das Ganze an. Ah ja, natürlich. Also....fünf Tage vor der Abfahrt spielten Onkel Frank und ich nachdem Abendessen ein paar Runden Billard, bis er vollkommen unerwartet einen Briefumschlag aus seiner Weste holte und ihn vor mir auf den Billardtisch legte. In diesem Umschlag war die Fahrkarte für das Schiff enthalten war, welches mein Leben für immer und ewig veränderte, nämlich die Titanic.......“

-Ende-


Veränderte Fakten der Titanic:

Für diese Geschichte habe ich einige Fakten, die über die Titanic bekannt sind, extra verändert, um die Handlung in diesem Buch besser kultivieren zu können.

Die Figur ,,Frank Beken“:
Frank Beken war ein reiner Schiffsfotograf und kam aus Cowes. Er fotografierte die Titanic von einem Boot aus, als sie auf Höhe der Isle of Whight entlang fuhr.

Die vier Dampfpfeifen in Queenstown:
Es ist nicht bekannt, dass die Titanic beim Auslaufen aus Queenstown alle vier Dampfpfeifen zum Abschied ertönen ließ. Bekannt ist, dass sie einen dreifachen, lange hallenden Abschiedspfiff von sich gab.

Arthur R. Ryerson:
A.R. Ryerson war zwar ein großer Stahlmagnat, doch es ist nicht bekannt, dass er Geschäftsverbindungen zu Lakehurst hatte.

Das Squashspiel mit Jack Thayer:
Jack Thayer war während der ganzen Reise auf der Titanic nicht ein einziges mal im Squashraum gewesen. Der einzige Passagier, von dem bekannt ist, dass er sich dort jeden Morgen ein Spiel gönnte, war Oberst Archibald Gracie.

Die Brückenführung:
Auf der Jungfernfahrt der Titanic hatte es nie eine Brückenführung gegeben, auch keine Privatführung für die Astors. Zu dem Zeitpunkt, in der die Führung in der Geschichte stattfindet, versammelten sich damals in Wirklichkeit die Offiziere wie gewöhnlich auf der Brücke und berechneten mit Sextanten die Position des Schiffes.

Das Dinner am Kapitänstisch:
Am letzten Abend auf der Titanic gaben George D. Widener und seine Frau zu Ehren von Kapitän Smith ein Abendessen im Restaurant a la Carte. Dazu waren noch die Thayers, die Carters und Major Archibald Butt eingeladen worden.

Molly Brown und Major Peuchen im Rettungsboot:
Molly Brown und Major Peuchen waren eine der ersten Passagiere, die in einem Rettungsboot das Schiff verlassen hatten. In der Geschichte steigen sie erst viel später ins Boot.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

die geschichte hat mir sehr gut gefahlen. Aber wenns mal traurich wird.

anonym (22.12.2008)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt - Inhaltsangabe  
R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt. (7)  
R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt. (6)  
R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt. (5)  
R.M.S. TITANIC Die Erinnerung an eine legendäre Jungfernfahrt. (4)  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De