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Die Musikunlustige Teil 1

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Sie waren in die Stadt gekommen, um Menschen zu holen. Und da sah Günther Bassen in einer kleinen Querstraße die wunderschöne Husarenbraut Franschischka. Um seine Gemütsruhe war es geschehen - gar zu gern hätte er sie ohnmächtig geschlagen und mit zu sich genommen. Du musst ihr ein richtiges Geschenk machen, dachte er, dann kommt sie von alleine mit. Vor allem - ein schönes Geschenk. Ein schönes Transistorradio! Da kann sie viel Zeit mit verbringen und jedes Lied, das sie hört wird zu ihrem Lieblingslied.
Lange betrachtete er die Frau, legte die eben gefangene Frau von seiner Schulter, dann kratzte er mit dem Fingernagel auf den Hinterkopf Franschischka`s und fragte wohlgemut: „Schöne Frau, was hörst Du für eine Musik?"
„Musik?" fragte sie.
„Na, Musik. Tanze, Tanze. Bumm, bumm."
„Kenn ich nicht."
Günther verschlug es den Atem. „Oh Gott!" konnte er nur noch sagen.
Verwirrt schaute Franschischka erst ihn an, dann die Frau auf dem Boden und zitterte dann ein wenig. Sind ein komisches Volk - Frauen. Da verkauft eine ihr Leben an einen einzigen Mann oder eine ander verkauft ihre Liebe in Bettstunden verpackt, aber das tut sie mit einer Miene, als zahle sie eine vergessene Schuld zurück.
Ach, der Teufel hole sie, die Frauen. Günther hatte bei sich auf dem Dachboden gleich drei Transistorradios. Sogar vier, aber eines war von Ratten kaputt gefressen worden.
Er schulterte die Frau vom Boden, ging aus der Straße heraus, zündete sich eine Zigarette an und überlegte. Genau genommen ist so eine Franschischka ja auch ziemlich ungeeignet für eine Verbändelung wenn sie nichts von Musik versteht.
Freilich, irgendwann würde sie dahinter kommen. Würde einmal im Monat tanzen, wenn sie irgendwo jemanden pfeifen hört. Und dann vielleicht sogar mal mit in die Disco oder ein Tanzlokal. Und dann würde sie sich sicher auch über die Radios freuen oder eben über eines davon! Wäre doch ein verdammt schöner Augenblick, wenn sie zwischen drei verschiedenen Radios mit drei angeschalteten Sendern steht und langsam anfängt zu tanzen: Füße wippen, Arsch bewegen und Brüste wackeln.
Günther ging zu einem Kiosk nicht weit von der Querstraße und warf die geschulterte Frau mit viel Pardautz hinein. Danach stellte er sich an die Schlange von ein paar Wartenden, die keinerlei Anstoß an den Frauenwurf nahmen. Aber es waren ja auch Männer.
Er stellte sich vor, wie die Augen von Franschischka beim Anblick der Radios leuchten würden. Sie würde sich dann sicher so stark freuen, dass ihr die Tränen kommen und dann muss man die Radios mit Gummiplanen verdecken damit sie nicht auch noch kaputtgehen.
Für diesen Radiogenuss müsste sie ja dann auch allerhand bei mir mitmachen. Die Hälfte meines Geldes geht ja für Alkohol drauf und dann hab ich zwei Tage Nüchternheit und ich trinke die andere Hälfte auch noch weg. Und dann noch die drei Kinder. Tja, da müsste sie ganz schön 'ran.
Unsereins tröstet sich über die Trunksucht, indem er mal einen hebt, dann ist alles leichter, aber eine Frau hat ja nur ihre Musik. Wie kommt diese Franschischka eigentlich ohne klar?

Die Schlange rückte langsam vor, weil ein Mann sich eine Zeitung für 8 Euro extra vorlesen lies. Eine Emanze hatte ihm die Augen ausgekratzt und war deshalb als Zeichen auf dem Rathausmarkt beseitigt worden. Günther dachte nach.
Immerhin hat sie Musik in den Augen gehabt. Brauchst also nicht zu tun, als wäre es unmöglich ihr die Musik nahe zu bringen. Sie hat ja auch ein Kopf und Gefühl, was mit der richtigen Musik in Mitschwung gebracht werden kann. Hübsch ist sie freilich, bloß es ist ein wenig Anstrengung mit dabei und das ist relativ neu. Eigentlich hätte die geschulterte Frau die Hausarbeit leisten sollen, aber nach Franschischka war sie nichts mehr wert. Soll sie sich einer aus dem Kiosk herausfischen, der sie besser gebrauchen kann.
Wenn du mit der Musikunkundigen nach Hause kommst, will jeder Nachbar der Erste sein, der sie begrüßen will.

Geh ich noch mal zurück?
 
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