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6 Seiten

5 Teil geht noch weiter!!!!

Romane/Serien · Romantisches
"Mami, Daddy, bitte kommt schnell. Helft mir, bitte helft mir."
Der Schrei des kleinen Mädchens weckte sowohl Patrick als auch Alison. Beide sprangen aus dem Bett und liefen über den Flur in Ginny A.s Zimmer. Alison machte Licht und gleich darauf sahen sie und Patrick in die weit aufgerissenen Augen des Kindes, das aufrecht im Bett saß, beide Arme weit vorgestreckt.
"Liebling, was ist passiert? Hast du schlecht geträumt?, fragte Alison und setzte sich neben Patrick, der bereits auf der Bettkante saß.
"Nein. Aber meine Augen tun so schrecklich weh."
"Ganz ruhig Kleines, ich werde den Arzt anrufen. Daddy bleibt bei dir"
Alison stand auf und verließ das Zimmer. Ein paar Minuten später kam sie zurück.
"Dr. Denfort kommt so schnell wie möglich."
Eine Viertelstunde später war der Arzt da. Er untersuchte Ginny A.s Augen. Als er fertig war, sagte er freundlich: "Lässt du mich ein paar Minuten mit deinen Eltern alleine, mein Kleines?"
"Werde ich wieder blind?", fragte Ginny A. ängstlich.
Dr. Denfort schluckte. Was sollte er dem kleinen Mädchen sagen? Die Wahrheit? Oder sollte er sagen, dass sie nicht wieder blind wurde? Das alles in Ordnung war? Patrick, der erkannte was los war, sagte schnell: "Sieh doch bitte mal nach Laura E., Ginny, ich habe sie weinen hören."
"Okay Daddy." Ginny A. sprang aus dem Bett und ging aus dem Zimmer und kurz darauf hörten die drei, wie sie beruhigend auf ihre kleine Schwester einsprach.
"Was ist mit Ginny A.s Augen?", fragte Patrick und nahm Alison, die kaum die Tränen zurückhalten konnte, in die Arme.
"Ich kann noch nichts endgültiges sagen, aber fest steht, dass es Komplikationen gibt. Bitte kommen Sie morgen früh mit Ihrer Tochter zu mir ins Krankenhaus, damit ich ihre Augen noch mal gründlich untersuchen kann."

"Ins Krankenhaus? Aber ich dachte ich bräuchte…" Ginny A. hielt plötzlich inne und sah ihre Mutter mit großen Augen an.
"Nein, Mami, ich will nicht wieder blind werden. Nein!"
Alison nahm ihre Tochter in die Arme, aber es gelang ihr nicht das Mädchen zu beruhigen. Ginny A. schluchzte und Tränen liefen in Strömen über ihr Gesicht.
"Bitte Liebling, beruhige dich, der Dr. möchte nur noch mal deine Augen ansehen. Du hast doch gesagt sie tun dir weh nicht wahr?"
Ginny A. schluchzte, nickte dann aber.
"Gut , dann zieh dich jetzt bitte an. Wir fahren in zehn Minuten los."

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Tapfer stieg Ginny A auf den Untersuchungsstuhl. Sie weinte nicht mehr, sonder saß teilnahmslos da und ließ alle Untersuchungen über sich ergehen.
"So mein Schatz, du bist fertig. Wartest du bitte hier? Gleich kommt Schwester Margaret und bringt dich ins Spielzimmer. Ich rede währenddessen mit deinen Eltern."
Ginny A. antwortete nicht. Stumm saß sie da, ihr Lieblingskuscheltier fest an ihr Herz gedrückt. Das leuchten war aus den blauen Augen verschwunden. Der Arzt bat Alison und Patrick in sein Büro. Es fiel ihm nicht leicht die richtigen Worte zu finden.
"Es tut mir sehr leid, aber das Augenlicht Ihrer Tochter hat sich tatsächlich verschlechtert. Bitte sorgen Sie dafür, dass sie in den nächsten Tagen ihre Augen nicht durch lesen überanstrengt. Kommen Sie bitte in zwei Wochen noch mal in meine Praxis. Dann werde ich noch mal ihre Augen untersuchen. Falls sich ihr Zustand vorher verschlechtert rufen Sie mich sofort an."

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Die Tage vergingen. Alison passte auf, dass Ginny A. nicht las. Auch Sarah kam jeden Tag und spielte mit ihrer Freundin. Sie war erschüttert, als sie von Patrick und Alison erfuhr, dass Ginny A. wahrscheinlich wieder ihr Augenlicht verlieren würde. Es bestand nur ein winzige Chance dass sie auch weiterhin sehen konnte.
Nach zwei Wochen fuhren sie wieder in die Praxis. Der Arzt untersuchte die Augen des Mädchens. Alles lief sie ab wie vor zwei Wochen. Er bat Ginny A.s Eltern in sein Büro , während das kleine Mädchen auf die Schwester wartete.
"Wie sieht es aus?", fragte Patrick und drückte bei diesen Worten Alisons Hand so fest, dass sie leise aufstöhnte.
"Nicht sehr gut. Ihre Sehkraft hat sich auf ein Minimum verschlechtert. Es kann sich nur noch um wenige Wochen handeln, dann wird ihre Welt wieder…" Der Arzt hielt inne, als er Ginny A. sah, die an der Tür stand, mit Tränen in den Augen. Augen, die schon bald wieder nur eine Farbe sehen sollten: Schwarz.
Alison sprang auf , ging zu ihrer Tochter und nahm sie in die Arme.
Sagen konnte sie nichts…..

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Drei Tage später, einen Tag vor Heiligabend , traf Lisa mit ihrer Mutter Jenny ein. Beide wussten Bescheid, aber trotzdem waren sie bemüht fröhlich zu sein. Jenny erzählte, dass sie in Kürze heiraten würde und dass ihre Tochter dann endlich auch wieder einen Vater hätte. Zum Glück verstand sich Lisa prächtig mit ihren zukünftigen Stiefvater….

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Im neuen Jahr feierte Laura E. ihren ersten Geburtstag. Wenige Tage später fiel Ginny A. beim spielen vom Klettergerüst und musste mit einer leichten Gehirnerschütterung und einen verstauchten Arm für einige Tage ins Krankenhaus. Alison blieb bei ihr.


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Eine Woche später wurden Patrick und Alison mitten in der Nacht durch Ginny A.s laute Schreie geweckt. Wie vor wenigen Wochen, liefen sie auch jetzt beide ins Kinderzimmer. Patrick drückte auf den Lichtschalter, während sich Alison auf die Bettkante setzte und ihre kleine Tochter beruhigend in den Arm nahm.
"Mami, ich kann nichts mehr sehen. Warum muss ich wieder blind werden? War ich böse?"
"Nein mein Liebling. Gleich morgen fahren wir zu Dr. Denfort, vielleicht kann er dich noch einmal operieren. "
"Ich habe Angst Mami".
Alison drückte das kleine Mädchen fest an sich . Patrick hatte sich auf die andere Seite des Bettes gesetzt. Sein Gesicht war ungewöhnlich blass, ein rasender Schmerz jagte durch seine Brust, das Zimmer verschwamm vor seinen Augen.
Mit aller Macht kämpfte er gegen die Bewusstlosigkeit an.
"Patrick? Was ist los?", fragte Alison besorgt.
"Nichts Ali. Es ist alles in Ordnung". Patrick lächelte leicht und legte seine Hand auf Alisons Arm. Sie schien diese Geste zu verstehen, denn sie nickte.
"Möchtest du bei mir schlafen, Ginny? Daddy legt sich dann in dein Bett?"
"Ja Mami."
Alison nahm das kleine Mädchen auf den Arm und trug sie ins Schlafzimmer. Es tat ihr weh zu wissen, dass das kleine Mädchen erneut ihr Augenlicht verloren hatte. Konnte der Arzt es ihr durch eine zweite Operation erneut wiedergeben? Oder würde die Dunkelheit diesmal für immer sein? Endgültig?

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Dr. Denfort war sichtlich betroffen, als er von Alison und Patrick erfuhr dass Ginny A. nichts mehr sah.
"Es tut mir leid. Das ging schneller als ich dachte."
"Können Sie denn gar nichts tun, Dr. Denfort ? Wie sieht es mit einer erneuten Operation aus?"
"Ich wünschte ich könnte Ihnen etwas Positives sagen, aber im Moment ist das Risiko für eine erneute Operation zu groß. Wir müssen warten"
"Warten? Was bedeutet das? Wie lange sollen wir warten? Ein paar Wochen, ein paar Monate? Oder vielleicht ein paar Jahre?"
Alison schluchzte leise. Warum musste das passieren? Wieso wurde diesem kleinen Mädchen erneut das Augenlicht genommen? Soviel Hoffnung hatten sie in die Operation gesetzt und nun schien alles vorbei zu sein.
"Wie lange, Dr. Denfort? ", fragte Alison noch einmal
Der Arzt hörte die Ungeduld in Alisons Stimme, aber auch die Verzweiflung. Und er wusste, dass er Ginny A.s Eltern nichts gutes sagen konnte, so sehr er das auch gewollt hätte.
"Ihre Tochter ist für ihr Alter sehr zart und außerdem sehr anfällig für Krankheiten, deshalb kann ich Ihnen nur sagen, dass wir mindestens vier Jahre warten müssen. Würden wir sie sofort operieren, dann stünden die Chancen, dass sie die Operation überlebt…"
Der Arzt hielt inne, als er Alisons und Patricks Gesichtsausdruck sah und er wusste, dass die beiden ihn auch so verstanden, ohne das er den Satz vollendete.
"Vier Jahre?", flüsterte Alison und griff nach der Hand ihres Mannes. Das bedeutete, dass Ginny A. vier Jahre in absoluter Dunkelheit leben musste. Vier weitere Jahre ihres Lebens. Und dann? Würde die Operation ihr erneut für wenige Wochen das Augenlicht schenken? Oder dann für länger? Für immer?
"Können Sie uns garantieren, dass die Operation dann erfolgreich sein wird?, fragte Patrick und beugte sich etwas vor, so als versuche er die Antwort im Gesicht des Arztes zu lesen.
"Nein, eine 100% Garantie kann ich Ihnen nicht geben. Aber ich möchte Ihnen etwas sagen. Bringen Sie Ihre Tochter in ein Blindeninternat. Sie könnte dort alles lernen, was sie auf ihren weiteren Lebensweg braucht, falls sie tatsächlich…"
"Blind bleiben wird für den Rest ihres Lebens? Das wollten Sie doch damit sagen nicht wahr?"
"Ja"
"Wir werden darüber nachdenken."
Alison und Patrick standen auf.
"Sollten Sie sich für ein Blindeninternat entscheiden, es gibt ein sehr gutes, etwa 60 Meilen von hier entfernt. Das ist nicht zu weit weg und Sie könnten Ihre Tochter so oft es geht besuchen."
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"Weg? Ich soll weg von euch, Laura E. und Sarah? Aber warum?"
"Du kannst dort in die Schule gehen. Das wolltest du doch so gerne. Wir kommen dich jede Woche besuchen und wir werden auch Sarah und Laura E. mitbringen. Du möchtest doch etwas lernen nicht wahr? Und das kannst du nur wenn du in die Schule gehst, auch wenn es vorerst eine Blindenschule ist."
"Warum kann mich der Dr. nicht noch mal operieren?"
"Weil deine Augen in Moment zu schwach für eine erneute Operation sind."
Alison schluckte, denn sie konnte dem kleinen Mädchen nicht die reine Wahrheit sagen. Die Wahrheit, dass nicht ihre Augen, sondern sie selbst nicht kräftig genug war, eine so schwere Operation erneut durchzustehen.
Es stimmte, was Dr. Denfort am Morgen gesagt hatte. Ginny A. war sehr zart für ihr Alter und öfters krank als andere Kinder. Jede Erkältung , die für andere Kinder eigentlich harmlos war, hatte das kleine Mädchen mehr als einmal nahe an den Rand des Grabes gebracht.
"Gut Mami, ich werde ein braves Mädchen sein und in dieses Internat gehen."

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Am nächsten Morgen rief Alison Dr. Denfort an und sagte ihm, dass sie und ihr Mann einverstanden seien, Ginny A. in ein Blindeninternat zu schicken.
"Ich bin sehr froh darüber , Mrs. Edwards und ich bin sicher Ginny A. wird sich dort wohl fühlen. Die Leiterin Mrs. Vandervort ist die Schwester meiner Frau, daher weiß ich, dass es ein sehr gutes Internat ist. Ich gebe Ihnen die Adresse."
"Danke Dr."
Alison schrieb sich die Adresse auf und legte dann den Hörer auf. Patrick war zur Arbeit, also blieb es ihr überlassen in "Rose Garden" wie das Internat hieß anzurufen…


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"Nächsten Montag, Patrick. Sie haben einen Platz fei, so dass Ginny A. gleich dableiben kann. Patrick? Was ist los? Hörst du mir zu?"
"Entschuldige Liebling. Ich kann einfach nicht verstehen, dass unser kleines Mädchen wieder in der Dunkelheit leben muss. Sie war so glücklich, wir alle waren glücklich und nun.. Ich wünschte wir könnten etwas tun. Vielleicht sollten wir einen anderen Arzt aufsuchen? Einer der sie sofort operiert?"
Patrick schloss sekundenlang die Augen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn auf der kleine Schweißperlen standen.
"Das ist nicht dein Ernst, Patrick! Willst du Ginny A. tatsächlich dem Risiko aussetzen, obwohl du weißt, dass sie vielleicht sterben könnte?"
Patrick antwortete nicht sofort.
Alison ging zu ihm und er nahm sie in die Arme.
"Ich weiß, dass du recht hast, Liebling", murmelte er.

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Am Montag fuhren sie frühmorgens los. Alison tat es in der Seele weh, ihre kleine Tochter so leiden sehen zu müssen. Aber was sollten sie tun?
"Und kommt ihr mich ganz bestimmt ganz oft besuchen?", fragte Ginny A. und ihre Stimme schwankte bedenklich.
"Aber sicher Mäuschen. Und ich denke, dass du bald eine Menge Freundinnen finden wirst."
Gegen zehn machten sie Rast und frühstückten. Um elf erreichten sie Middle Rock, einen kleinen Ort mit nur fünfhundert Einwohnern, Patrick hielt vor einen gemütlichen Gasthof und sie aßen zu Mittag. Nachdem er bezahlt hatte, fragte er die Kellnerin nach dem Weg zum Blindeninternat "Rose Garden". Die Frau, etwa Mitte Dreißig warf einen kurzen Blick auf Ginny A. dann beschrieb sie den Weg.
"Es ist wirklich sehr schön dort, ich bin sicher du wirst dich dort wohl fühlen, Kleine. Meine Tochter ist auch dort, aber sie wohnt nicht da, ich hole sie abends ab. Wie alt bist du denn?"
"Sieben. Und wenn ich nicht blind wäre, dann würde ich schon längst zur Schule gehen."
Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

Nettes kleines Kapitel. Du bringst das Kind sehr schön rüber.

doska (16.08.2009)

Oh, Mann, war das wieder schlimm.
Ich will hier nichts verraten, damit die anderen es auch lesen. Ach, die arme gebeutelte Familie und vor allem die arme Ginny, das geht einem echt an`s Herz. Das kleine Mädchen ist aber sehr tapfer und will sogar ins Internat. Bin gespannt, was dir noch so alles einfallen wird.


Petra (15.08.2009)

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