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4 Seiten

TOPP, die Wette - Der Anfang...7

Romane/Serien · Romantisches
TROCKENE AUGEN

Er dreht sich eine Zigarette, und urplötzlich verspürt auch Irma Heißhunger auf eine, und das, obwohl sie seit Monaten nicht mehr raucht.
"Kannst du mir auch eine drehen?" Mist! Natürlich hat sie keine Zigaretten dabei, und jetzt muss sie ihn anbetteln. Das ist nicht gut...
Er schaut sie herablassend an und dreht ihr tatsächlich eine. Wie es scheint, tut er es sehr widerwillig, und er überreicht ihr das fertige Produkt wie einen Fünfhundert-Euroschein.

Irma hat natürlich auch kein Feuerzeug dabei. Wieder Mist! Und als er keinerlei Anstalten macht, ihr Feuer zu geben, nimmt sie ihm einfach das Feuerzeug aus der Hand und zündet es selber an.
Was für ein blöder Sack! Sie selber hätte keine Probleme damit, einem Mann Feuer zu geben, also was soll der Mist? Natürlich macht er das mit Absicht.
Aber sie kann sich darauf einstellen, Sie wird nie wieder zulassen, dass sie ihn um irgendetwas bitten muss, denn er ist der Typ, der ihr alles verweigern wird. Man muss es nur wissen. Abgesehen davon wird es bestimmt keine weiteren Treffen geben. Er hat sie ja ins Bett gekriegt, mehr wollte er wohl nicht von ihr, und mehr wird er auch nicht von ihr kriegen!

Irma glaubt allmählich, dass sie die Nase voll hat. Darüber kann auch ihr gemeinsamer Geschmack in Bezug auf gewisse britische Fernsehserien nicht hinweg täuschen. Und außerdem schmeckt die Zigarette ihr überhaupt nicht, sie ist nämlich ohne Filter, und Irma spürt schon jede Menge Tabakkrümel im Mund. Ekelhaft!
"Ich will nach Hause", sagt sie und steht auf. Sie lässt die Zigarette fallen und tritt sie aus. Diese überaus kostbare Zigarette...
Immerhin bleibt er nicht einfach sitzen, sondern steht auch auf. Irma achtet nicht groß auf ihn, und sie hat auch keine Lust mehr, mit ihm zu reden. Sie laufen schweigend nebeneinander her. Es handelt sich aber nicht um ein peinliches Schweigen, sondern nur um ein... ja Schweigen.
Wieder kommt sie sich in seiner Gegenwart so unglaublich klein vor. Fast wie ein Schulkind, und durch seine gerade, unbeugsame und irgendwie autoritäre Haltung wird dieser Eindruck noch verstärkt. Er ist so dominierend, so von sich eingenommen und so fürchterlich arrogant! Welche Frau könnte das auf Dauer ertragen? Klar doch, irgendein ein süßes unterwürfiges Kuschelhäschen...

Sie nimmt eigentlich an, dass er jetzt geht, verschwindet, abhaut " wie auch immer - und sie endlich alleine lässt, aber nein, er kommt wieder mit in ihre Wohnung.
Irma schleppt sich entnervt ins Wohnzimmer, sie legt eine CD mit gesammelten MP3s auf und lässt sich dann auf ihr Dreiersofa fallen, nicht ohne vorher dekorativ die Beine an den Körper gezogen zu haben. Sie weiß, dass sie so einen unwiderstehlichen Anblick bietet, denn die Linie ihrer Beine ist perfekt...
Er guckt noch nicht einmal hin. Na gut, dann eben nicht! Er scheint der Musik zu lauschen.
Er fragt nach dem Namen der Gruppe.
"Das ist "the The", aus den achtziger Jahren", gibt Irma Auskunft. Hach, da hat sie noch ganz andere Sachen, die er bestimmt auch gut finden würde. Aber er wird sie wohl nie hören, und das ist eigentlich schade. Nur wegen der Musik natürlich.
"Nicht schlecht", sagt er.
Sie sieht, dass er ihr total veraltetes Astronomiebuch aus dem Regal genommen hat und darin herumblättert. Was passiert jetzt? Will er sie etwa ausfragen? Wäre ja kein Wunder, er wird bald Lehrer sein, das weiß sie noch, er hat es ihr am ersten Abend erzählt, an diesem Abend, der irgendwann im Chaos versank. Und sie sollte diesen Abend besser nie vergessen, denn er wird sie immer daran erinnern, was für ein Blödmann er eigentlich ist.
"Wie schwer ist denn nun ein Kubikzentimeter dieser Materie von einem weißen Zwergstern?"
Er will sie wirklich examinieren. Sie hat"s doch geahnt! Okay, wie schwer ist so ein Kubikzentimeter? Das Buch ist zwar total überholt, aber sie weiß ungefähr, was drinsteht.
"Er wiegt mindestens ein paar Tonnen", sagt sie schnell. "Vielleicht ist er so schwer wie ein Güterwagen. Aber das Buch ist überholtâ?¦"
"Das stimmt", sagt er erstaunt und klappt das Buch zu.
Was denn, dass das Buch überholt ist? Irma muss sich ein Kichern verbeißen, während sie denkt: Das hättest du nicht gedacht, was? Du denkst wohl, ich hätte meine Bücher nur aus Show hier liegen und würde mich nur für Horoskope interessieren. Eindeutig ein Punkt für mich! Irma dreht sich leicht zur Seite, damit er ihren befriedigten Gesichtsausdruck nicht sehen kann.
Aber dann fällt ihr siedendheiß ein, dass da noch irgendwo ein Liebesroman herum liegen muss, denn manchmal hat man als Frau ja so seltsame Anwandlungen. Hoffentlich entdeckt er den nicht, denn dann wäre sie sofort als sentimentale weibliche Person abgestempelt.
Unauffällig beobachtet sie, was er tut. Dem Himmel sei Dank kehrt er dem Bücherregal den Rücken zu und setzt sich ihr gegenüber auf das andere Sofa.
"Kannst du vielleicht massieren?" Er legt die Hand an seinen Nacken, anscheinend hat er Probleme mit seiner Muskulatur.
Irma überlegt. Was soll sie tun?
"Nein, ich kann nicht massieren." sagt sie nach einer kleinen Pause und zaubert ein winziges hämisches Lächeln auf ihr Gesicht. Natürlich könnte sie ihn massieren, es ist bestimmt nicht schwer, seine herrlichen Muskeln weich zu kneten, aber warum sollte sie das tun? Soll er doch an Verspannungen leiden!
Er überlegt jetzt auch, das sieht man ganz deutlich. Hat wohl nicht erwartet, dass sie es ablehnt, seinen perfekten Body zu kneten, Ha, sie hat es ihm gegeben. Sollte ihr das Spaß machen? Nein, es macht ihr nicht unbedingt Spaß, sie will ja nicht so sein wie er, so gemein und hinterhältig. Nur ein bisschen vielleicht...
"So", sagt er plötzlich. "Morgen fliege ich nach Ibiza. Er scheint deswegen tatsächlich etwas verlegen zu sein. War bestimmt ein Sonderangebot. Wahrscheinlich wollte er sich nichts Teureres leisten, der Geizkragen.
"Wieso? Ibiza ist doch sehr schön." Warum sagt sie das, warum ist sie so nett zu ihm? Irma weiß es nicht. Sie weiß nur, dass er sie manipulieren könnte durch sein verlegenes Aussehen, und Irma möchte sich nicht von ihm manipulieren lassen. Aber trotzdem ist sie nett zu ihm. Warum ist sie nett zu ihm? Sie hat keine Ahnung, denn die Vorstellung, ihn auf Ibiza zu sehen, macht sie irgendwie ärgerlich. Eingeborene von Ibiza, bringt eure Frauen und Töchter in Sicherheit, Chris ist im Anmarsch. Aber das sollte sie eigentlich nicht jucken.
"Schickst du mir "ne Ansichtskarte?" entschlüpft es ihrem Mund. OH BIN ICH BLÖD, denkt sie im gleichen Augenblick, er wird das sicherlich als Bitte verstehen. Und du solltest besser aufpassen, Irma, sonst lacht er sich über dich kaputt.
Sie hat Recht. Er lächelt wieder boshaft und sagt nichts darauf. Der Typ würdigt sie einfach keiner Antwort! Er ist wirklich absolut unmöglich und gemein und hinterhältig, und sie könnte sich darüber schwarz ärgern. Vor allem über ihre eigene Blödheit.

Und dann erhebt er sich langsam. Er will gehen, er will wirklich gehen. Endlich!
Irma begleitet ihn erleichtert zur Haustür, wo er ihr wieder diesen Kuss auf die Stirn gibt. Genau den gleichen wie gestern Abend, ist wohl so Sitte bei ihm.
"Ich ruf dich an", sagt er.
Und weg ist er. Endlich!

Und auch dieses Mal werden ihre Augen trocken bleiben, genauso wie beim ersten Mal. Und der und sie anrufen? Das ist ja echt witzig, der hat ja nicht einmal ihre Telefonnummer.
Apropos anrufen, Irma sucht ihr Telefon und ruft Freund Ralf an. "Hast du Lust nachher essen zu gehen? Ich lade dich ein."
"Was ist denn los? Und wieso hast du so eine gute Laune?" Ralf scheint ein wenig misstrauisch zu sein, vielleicht denkt er noch an die letzte Nacht, er hat doch bestimmt gemerkt, dass da was abging zwischen ihr und Chris. Aber das geht ihn nichts an, und natürlich wird sie nicht mit ihm darüber sprechen. Auch mit ihrer besten Freundin wird sie nicht darüber sprechen, denn es ist alles so furchtbar intim. Und so furchtbar bescheuert...
"Ich feiere das Ende meines Urlaubs." Irma muss lachen. "Aber ist doch egal, ich dachte an dieses chinesische Restaurant, da haben sie ein Gericht mit acht verschiedenen Zitaten..."
Ralf stutzt, das kann man deutlich merken, aber er kapiert schnell und sagt: "Was denn, auf chinesisch?"
"Keine Ahnung, ich hab"s nur auf der Speisenkarte gesehen. Lassen wir uns also überraschen."

Tja, lassen wir uns also überraschen. Und lassen wir uns nicht blenden von gewissen sexuellen Gefühlen, die wir gehabt haben. Du kannst diesem Mann nicht vertrauen. Du solltest nicht darauf warten, dass er dich anruft. Du solltest dein Leben einfach weiterleben. Es ist besser so.
Und vor allem solltest du, Irmalein, jetzt endlich in die Badewanne gehen, um seinen Geruch und seine Säfte loszuwerden.
Nach dieser ernsten Rede an sich selber geht Irma ins Badezimmer und lässt Badewasser ein. Sie ist nämlich die einzige, auf die sie hört. Manchmal jedenfalls...

Fortsetzung: CHRIS " ERINNERUNGEN und IBIZA
(Wollen wir doch mal schauen, was sie ohne einander so treiben...)
 
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Kommentare  

hmmm, chris ist nicht wirklich fies, aber total arrogant ist er schon, und die sache irritiert ihn irgendwie, er weiß aber nicht warum.
und irma... naja, die ist verrückt! ;))
lieben gruß, und es geht dann weiter...


Ingrid Alias I (25.11.2009)

Oh, ich hoffe doch, dass Chris nicht in echt fies ist. Ich denke mal, er ist nur irgendwie durcheinander, weil er so sehr auf Irma steht- hoffe ich jedenfalls. Irmas Aufregung kann man völlig verstehen, aber ich glaube sie macht auch so einiges falsch. Das ist ja gerade das Süße an deiner Geschichte, weil Liebe einen wirklich irgendwie verrückt machen kann. Bin sehr gespannt wie es weitergeht.

Petra (24.11.2009)

@ doska
stimmt, frauen sind empfindlich und kompliziert, aber chris ist nicht blöd, der kennt sich mit frauen aus (haha). und vielleicht ist er einfach nur ein mieser rachsüchtiger typ...

@ rosmarin
irma wird DEM bestimmt nicht nachreisen, weil DER sie überhaupt nicht interessiert.
aber WIR werden es tun... ;))

lieben gruß an euch


Ingrid Alias I (22.11.2009)

vielleicht reist irma ihm ja nach und schaut, was er so treibt. lach.
einen schönen sonntag für dich.


rosmarin (22.11.2009)

Ist ja ganz entzückend geschrieben. Sehr lebensecht, denn wir Frauen sind nunmal kompliziert und Männer sehen oft alles ganz einfach. Ich glaube, dass der Typ sich gar nicht mal im Klaren ist, was er da eigentlich so alles falsch macht. Er wundert sich vielleicht nur ein bisschen, warum sich die Frau (in seinen Augen "seltsam") verhält. Wirklich köstlich.

doska (22.11.2009)

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