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4 Seiten

Das Tor - Prolog

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Zu spät erkannte der Priester seinen Fehler. Bis zu jenem Punkt, wo ihm klar wurde, was geschah, wollte er es einfach nicht wahrhaben. Die Wächter wandten sich gegen jene, die Sie schützen sollten. Weder die Templer noch die Stadtwache besaßen eine Chance. Trotz allem stellten sich die Männer gegen Sie, um wenigstens einigen Bewohnern der Stadt das Leben zu retten.
Was habe ich getan!
Vollkommen lethargisch ging er umher. Überall lagen die verstümmelten Menschen, die sich gegen die Wächter stellten und von ihnen regelgerecht abgeschlachtet wurden.
Was habe ich getan!
Zehn. Zwanzig. Dreißig. Die Zahl der Leichen wollte einfach nicht aufhören.
Er erreichte den Vorplatz zum Tempel. In der einstigen belebten Stadt schrien die Menschen um ihr Leben. Man hatte versucht die Wächter mit brennenden Barrikaden zu stoppen. Sie ließen sich nicht aufhalten. Die Feuer gerieten außer Kontrolle und griffen auf die Stadt über.
Der Priester watete auf den Stufen zum Vorplatz in Blut. Über allem lag der Geruch des Todes. Frauen. Kinder. Alte. Männer. Soldaten. Niemand wurde von den Wächtern verschont. Genauso hatten die Priester sie seit Jahren ausgebildet. Es waren Tötungsmaschinen, ohne Reue, Gewissen, Furcht oder Angst. Brutale Wesen, die ihresgleichen auf der Welt suchten.
Ohne jede Orientierung ging er durch die einst belebten Straßen. Nahezu überall lagen Leichen. Wer sich den Wächtern in den Weg stellte, war Tod. Er ging durch eine Gruppe Leichen, die aus Frauen, Kinder, Babys und einer Handvoll Soldaten bestand. Alle waren Tod. Massakriert von denen die ihnen Schutz und Sicherheit bieten sollten. Denn das Böse war Berichten zu Folge an den Stränden ihres Landes gelandet. Um ihre Gier nach Gold zu stillen.

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Wie lange er durch die mit Blut und Leichen übersäten Straßen gegangen war, konnte der Priester nicht sagen. Mit einmal wurde ihm klar, was er zu tun hatte. Seine Aufgabe war es das wichtigste Heiligtum seines Volkes zu bewahren. Über den die Wächter wachen sollten. Er durfte nicht zulassen, dass Sie die Stadt verließen. Keine Armee der Welt war ihnen gewachsen. Niemand konnte Gnade erhoffen. Das Böse kam nicht über das Meer zu ihnen, wie die Priesterschaft stets warnte, sondern befand sich direkt unter ihnen.
Der Anblick eines Kindes von Sechs Jahren ließ ihn erkennen was zu tun war. An der Kleidung erkannte er, dass es ein Mädchen war. Vermutlich hatte er es schon mal gesehen, ihr zugelächelt und vielleicht war er sogar bei ihrer Geburt dabei gewesen. Da die Wächter vom Gesicht nichts übrig gelassen hatten, außer einer breiigen Masse aus Blut und Knochen, konnte der Priester dem zerbrechlichen Körper keinen Namen beifügen.
Was im Endeffekt auch keine Rolle spielte, da es an ihrem Tod nichts änderte. Zu viele deren Namen er kannte, zu denen er eine Freundschaft unterhielt, waren ihm auf seinem Weg begegnet. Irgendwoher schöpfte er neue Entschlossenheit und Kraft. Die Stadt war verloren. Weder die Fremden durften jemals Zutritt zu ihr erhalten, noch durften die Wächter sie verlassen.
Er sah wie eine Gruppe Soldaten von Fünf Wächtern belauert wurde. In der Mitte der Kreisformation hielten sich Frauen, Kinder und Verletzte auf. So tapfer und heroisch die Männer auch handelten, in dem sie versuchten die Leute zu schützen, war es vergeblich. Nichts und Niemand konnte die Wächter aufhalten.
Sie wollten gerade über die Männer herfallen, da rammte der Priester den Stab seines Zepters aufs Straßenpflaster. Der Saphir im Kopfstück glühte auf. Er sprach Worte, deren Herkunft älter als alles war, was er kannte. Die Wächter hielten inne, drehten ihre Köpfe zu ihm und verharrten. Der Bann über die Wächter war gebrochen, das sah er in ihren Augen.
Wie konnte das passieren?
Schon seit Jahrhunderten war der Bann aktiv. Irgendetwas hatte sich verändert. Was genau es war, konnte er nicht sagen. Für den Moment war es auch nicht wichtig.
Langsam ging er auf die Gruppe zu. Die Wächter folgten jedem seiner Schritte. Für einen Moment konnte man ihnen ansehen, dass sie nicht begriffen, was geschah. Der Priester erreichte die Gruppe. Ein Soldat im Rang eines Hauptmanns trat auf ihn zu. Ohne ein Wort zu sprechen, reichte er ihm die Tragetasche, die er beim Verlassen des Tempels bei sich trug. Der Hauptmann zögerte einen Wimpernschlag. Was sich in ihr befand, war ihm auf Anhieb klar. Sie sahen einander an. Ihnen blieb keine andere Wahl. Ohne zu wissen ob der Hauptmann, der Richtige war, setzte der Priester die letzte Hoffnung in ihn.
-Geht.-
Ein kurzer Blick und dann befahl er den Abzug. Ohne dass die Wächter Sie eines Blickes würdigen, gingen die Menschen los. Der Priester sah ihnen nach. Es war die richtige Entscheidung. Dann wandte er sich den Wächtern zu. Wohlwissend den Tod zu finden, verharrte er, blickte ihnen in die Augen.
Wann sich der Erste wieder bewegte, war schwer einzuschätzen. Die Starre hatte nämlich länger angehalten, wie er erwartete. Demzufolge war es ihm gelungen den Menschen mehr Zeit zu verschaffen. Was ihn lächeln ließ. Davon unbeeindruckt kamen die Wächter auf ihn zu.
Als das Glühen im Saphir erlosch, verharrten sie einen Moment. Als nichts geschah, taten sie das, wofür die Priesterschaft sie ausbildete; Töten.

***
Auf Millionen von Fernsehschirmen sahen die Menschen dieselben verwackelten Bilder. Dazu dröhnte aus den Lautsprechern das Rattern automatischer Maschinengewehre. Fliehende Passanten kamen einem entgegen. Man sah Angst, Furcht und Schrecken. Das Rattern nahm kurz ab. Dafür traten vereinzelte Pistolenschüsse in den Vordergrund. Dann kehrten die Maschinengewehrsalven mit ihrem markanten Rattern zurück.
Obwohl der Schusswechsel selbst nicht zusehen war, konnte man sich gut vorstellen, wie er aussah. Schließlich hatten die meisten Zuschauer mal einen Actionfilm gesehen.
Der Kameramann nutzte die Autos in der engen Gasse, als Deckung und ging immer weiter in Richtung Schießerei. Man konnte die Spuren der Verfolgungsjagd an den parkenden Fahrzeugen sehen. Abgerissene Seitenspiegel, Blechschäden, geborstene Scheiben.
Immer wieder kamen dem Kameramann Menschen entgegen. Einige blutete oder halfen Verletzten. Meter für Meter kam er dem Ort der Schießerei näher. Hinter einem Auto lugte er hervor. Zwei Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirenen rasten durch die Gasse zum Ort des Geschehens. Dann verschwanden sie aus dem Bild. Im Lärm der Schießerei verstummten die Sirenen.
Kurz darauf kam ein lauter Knall, der die Leute zusammenzucken ließ. Im Hintergrund hörte man weitere Sirenen. Gebannt sahen die Zuschauer wie sich der Kameramann weiter vorarbeitete.
Schwubb…Schwubb…
Sie sahen, wie der Mann nach oben schaute. Ein Hubschrauber tauchte auf.
Zwei dunkle Vans rauschten an ihm vorbei. Ein Dritter folgte mit größerem Abstand. Auf der Höhe des Kameramanns hielt er an. Die Seitentür öffnete sich und zwei Männer in schwarzen Kampfanzügen, wie sie Militärs trugen, sprangen hinaus. Kaum war die Seitentür geschlossen, fuhr der Van mit quietschenden Reifen weiter.
Die Männer kamen auf den Kameramann zu und packten ihn grob.
Das Übertragungsbild wackelte.
Aufgeregte Stimmen ertönten.
Das Livebild brach ab.
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Ende, Prolog
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Mal beschreibst du eine Szene aus der Vergangenheit und dann eine aus der Gegenwart. In beiden Szenen gibt es einen einzigen Mann der großen Mut zeigt und sich der Gefahr entgegen stellt. Spannend und flüssig aber ohne irgendwie Klarheit zu verschaffen worum es da eigentlich geht. Ist eben der Beginn einer Story, der mir durchaus gefallen hat.

doska (20.04.2010)

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