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5 Seiten

Das Weiße Königreich - Kapitel 5

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Nach dem Felix seine Geschichte erzählte, begann Samuel zu erzählen. Kurz darauf herrschte schweigen unter den Anwesenden. Neben Samuel und Felix waren noch König Hector, General Raphael, Felix Freundin Olivia, Michael, Wong, Ramon, Baldami, Kronos, Paladin, Dova und Zwergenkönig Balthasar dabei.
„Wann hattet ihr vor uns den Grund euer Reise nach Buhan zu erzählen?“, fragte Michael die Freunde ärgerlich. Er wurde ungerne angelogen oder hinters Licht geführt.
Bevor einer der Freunde antwortete, bat König Hector Olivia draußen zuwarten. Als sie gegangen war, übernahm Samuel die Antwort. Schließlich war es seine Idee zu schweigen. „Ihr habt nicht gefragt und ich hielt es nicht für wichtig.“, trat er ihm mutig entgegen.
Schneid hatte der Jungs, das musste Michael ihm lassen.
„Was genau war das Anliegen des Magistrat?“, fragte der General. Dabei sah er Felix, Samuel und Ramon an.
Die Jungs tauschten untereinander Blicke aus. Samuel und Ramon hoben unwissend die Schulter.
„Er bat Lehrmeister Olafsson die Längen,- und Breitenangaben zu überprüfen die er ihm geschickte.“, antwortete Felix. Er sah die beiden Freunde an. Dann wieder den König und den General.
„Von welchem Ort?“, fragte Balthasar einfühlsamer als der General.
Ein Teil der Anspannung fiel von ihm. „Den Tempel von Sida.“
Ramon zuckte sichtbar zusammen. Samuel hingegen konnte sich beherrschen. Man sah ihm die Überraschung über die Worte an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er hatte also recht!
„Hat er sie überprüft?“, wollte König Hector fürsorglich wissen.
Der Junge hatte schreckliches erlebt. Man musste daher feinfüllig mit ihm umgehen. Eine Eigenschaft, die General Raphael nur bedingt hatte. Er war eher ein Mann der Tat, statt des Wortes.
„Ja. Er hat dem Magistrat eine Kuriertaube geschickt. Der Magistrat schrieb zurück und teilte meinem Lehrmeister mit das er jemanden zu uns schickt.“ Damit waren Samuel und Ramon gemeint.
„Wir sollten den Magistrat besuchen. Eine Antwort auf die Nachricht der Jungs ist überfällig.“, sagte Balthasar an Michael gerichtet.
Er sah die Freunde an. „Wir brechen gleich morgen früh auf.“
„Einverstanden.“, sagte König Hector auf den Blick von Balthasar hin. „Ich gebe euch eine kleine Eskorte und einen meiner Falken mit. Sobald ihr beim Magistrat eintrefft, schickt uns eine Nachricht.“
Michael nickte zustimmend.
Das Treffen war beendet.
Baldami und Kronos begleiteten die Freunde zu ihren Zimmern. Dova kümmerte sich um die Abreisevorbereitungen. Felix wurde in die Obhut von Soldaten, die der General persönlich ausgesucht hatte, entlassen. Er würde zusammen mit seiner Freundin in der königlichen Burg bleiben. Michael und Wong begleiteten Balthasar zusammen mit Paladin zu dessen Räumen.

***
Der Morgen war recht frisch. Was gut zur vorherrschenden Stimmung passte. Seit sie gestern ins Bett gegangen sind, hatte Ramon kein einziges Wort mehr mit ihm gesprochen. Samuel war sich keiner Schuld bewusst. Michael und seine Freunde mochten ihm auf der Straße das Leben gerettet haben, wofür er durchaus dankbar war, aber ihnen deswegen zu erzählten, weswegen sie in der Stadt waren, erschien ihm sinnlos.
Und selbst wenn, welchen Unterschied machte es. Sie wussten ja nicht dass der Magistrat Felix’s Lehrmeister um Hilfe gebeten hatte.
Sie erschienen pünktlich im Hof. Die Eskorte, von der König Hector gesprochen hatte, bestand aus Drei Soldaten. Sie trugen gewöhnliche Kleidung, damit man sie nicht sofort als Soldaten des Königs identifizieren konnte. Einer der Drei trug den Falken auf seinem Arm.
Wenige Minuten später setzte sich die Gruppe in Bewegung. Auf den Straßen der Stadt war um diese Zeit wenig Verkehr, wodurch sie Buhan relativ schnell verließen. Worüber Ramon am meisten froh war. Endlich traten sie die Heimreise an.
Auf der Hauptstraße kamen sie zügig voran, sodass hinter ihnen die Türme der Kathedrale verschwanden. Wenige Stunden vergingen und der Verkehr auf der Hauptstraße nahm stetig zu. Sie legten ein gutes Tempo vor, sodass ihre ungewöhnliche Reisegruppe am späten Nachmittag an Vaduz vorbeizog. Am Abend, der Mond war seit Stunden am Sternenhimmel auszumachen, erreichten sie die Grenzsiedlung.
Durch die Mitreise der Soldaten von König Hector übernachteten sie im Fort der Grenzmiliz. Dem Kommandeur schien es egal zu sein. Nach der Abendmahlzeit gingen Ramon und Samuel zu Bett. Die Freunde mussten zusammen mit den Zwergen in einem Raum schlafen. Was keine Freude war, den einer der Brüder schnarchte die gesamte Nacht über.
Mit einem typischen Armeefrühstück begann der Morgen. Samuel drohte mehrere Male auf seinem Pferd einzuschlafen. Ihm war unbegreiflich wie eine Person so schnarchen konnte ohne bleibende Schäden davon zutragen. Ramon hingegen schien das Geschnarche überhaupt nicht gestört zu haben. Wie dabei schlafen konnte, war ihm ein Rätsel.
Sie erreichten das Grenzdorf am Fluss Persò. Da man gut vorangekommen war, beschloss man für eine Stunde zu pausieren. Wofür Samuel dankbar war. Er sattelte sein Pferd ab, baute sich aus dem Stroh eine behelfsmäßige Schlafstelle und legte sich ihn.
Als man ihn weckte, war er hundemüde. Nichtsdestotrotz ging die Reise weiter. Statt weiter der Hauptstraße zu folgen, verließen Sie sie und ritten scheinbar ziellos über Felder, Hügel und einem Bach weiter. Am Bach wurde die Gruppe von jemanden erwartet.
Die Person trug eine Kutte, wie sie Mönche trugen. Als Samuel das Gesicht sah, sah er einen Mann nicht weichen Zügen, glatt blasser Haut und Augen so unschuldig wie eine Jungfrau. Ein besserer Vergleich fiel ihm nicht ein. „Michael.“, begrüßte er den Menschen und nahm die Kapuze ab. Er trug langes blondes Haar. Solch blondes Haar sah Samuel zum ersten Mal. Als ihm die Ohren auffielen, erstarrte er augenblicklich. Sie waren spitz.
„Erol.“, erwiderte Michael ungezwungen.
„Ein Spitzohr.“, fauchte Kronos abfällig.
Die Zwergenbrüder umklammerten den Griff ihrer Äxte fester, machten einen Schritt nach vorne. Nun geschah etwas vollkommen Unerwartetes. Die Ork stellte sich den Zwergen mit finsterer Miene in den Weg. Den venezianischen Kampfstock hatte sie ausgefahren. Verdutzt über die Reaktion blieben die Zwergenbrüder stehen, sahen die Ork an und wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten.
Nicht nur die Zwerge waren von der Reaktion überrascht. Auch die 3 Soldaten von König Hector. Sie waren zwar genauso wenig begeistert über das Auftauchen des Elben. Bei Zwergen kochte das Blut manchmal heiser, als bei Menschen.
„Erol ist einer von uns.“, sagte Michael. „König Balthasar hat euch doch mit Sicherheit gesagt, dass wir zu viert unterwegs sind!“ Er versuchte die Situation zu entschärfen.
Tatsächlich stellte Baldami im Nachhinein fest, dass ihr König und auch Paladin immer von 4 Leuten gesprochen hatten, wenn die Unterhaltung auf die Gruppe um Michael kam. Dass sie bis eben nur 3 Leute aus der Gruppe kannten, stellte Baldami erst jetzt fest.
Er nickte dem Menschen zu. Wenige Augenblicke später war die Situation entschärft. Das Misstrauen der Zwerge, vor allem bei Kronos, gegenüber dem Elb blieb. Es war einfach zu tief verwurzelt.
Michael war froh, dass die Sache nicht eskaliert war. Wenn es soweit gekommen wäre, hätte er nicht sagen können, wie sie ausgegangen wäre. Auch darüber war er froh. „Ist uns jemand gefolgt?“
Erol selbst war die Ruhe in Person gewesen. Was eigentlich immer der Fall war, selbst wenn eine Horde sie angriff brachte, ihn das nicht aus der Ruhe. „Nicht seit ihr die Hauptstraße verlassen habt.“, antwortete er.
Dennoch hatte Michael das Gefühl, dass ihnen jemand folgte. Dieses Gefühl hatte er seit sie die Königsburg verlassen hatten. Vielleicht lag es auch nur an ihrem Zusammentreffen mit Selena. „Wir werden für eine Stunde hier bleiben.“, kündigte Michael an.
Man führte die Pferde zum Wasser, fühlte den eigenen Wasservorrat auf und ruhte sich aus.

***
„Wurden wir verfolgt?“, fragte Hauptmann Raul Michael und setzte sich auf den anderen Baumstamm.
Raul war der Führer der Eskorte von König Hector. Die beiden anderen Soldaten hatten sich als Sergio und Bernardo vorgestellt. Sie gehörten zur königlichen Garde. Der Leibwache der Königsfamilie.
„Scheinbar nicht, Hauptmann.“, antwortete Michael. Dabei versuchte er überzeugt zu klingen. Falls nicht, ließ es der Hauptmann sich nicht anmerken.
„Eure Gruppe hat eine interessante Mischung.“, stellte er locker fest.
Michael blickte zu den Dreien. „Wenn ihr das sagt.“, erwiderte er trocken. Für ihn war es unwichtig, ob er mit einem Elb, Ork oder sonst wem umherzog. Solange er sich auf denjenigen verlassen konnte, konnte auch ein Höllenmonster zur Gruppe gehören. „Es spielt keine Rolle, von welchem Volk man stammt, sondern ob man sich gegenseitig vertraut.“ Genau das war bei ihnen so.
„Warum war der Elb…Erol… nicht mit euch in Buhan?“, fragte Raul neugierig.
Michael sah den Hauptmann an. Der General hielt große Stücke auf ihn. Bisher schien es auch begründet. „Elben sind nicht gerade gerne gesehen.“, erinnerte Michael den Mann. „Außerdem sind wir erwachsen und müssen uns nicht wie Kinder abmelden.“ Er erhob sich vom Baumstamm, ging zum Fluss und trank ein Schluck vom klaren Flusswasser. Es war kühl und hatte eine erfrischende Wirkung.
Kurz darauf ritten sie weiter.

***
Selena hatte in der Nacht in Vaduz nicht die Absicht gehabt den Menschenjungen zutöten. Er war ihr lebend viel mehr Wert, den sie wusste etwas, was sonst keiner wusste. Vorläufig.
Aus diesem Grund wollte die Albin ihn lebend. Dummerweise kamen ihm Michael und seine Gefährten im entscheidenden Moment in die Quere. Andererseits hatte sie die Widerstandsfähigkeit des Jungen unterschätzt.
Dessen war sich der Junge gar nicht bewusst. Jetzt stand ihm ein Zwerg als Leibwächter zu Seite und er war mit Michael und dessen Gefährten unterwegs. Eine ungestörte Begegnung wie in Vaduz erhielt sie sicherlich nicht so schnell. Sobald sich ihr eine Chance bot, würde sie Sie ergreifen.
Selena war bereit ein Risiko einzugehen. Bis es soweit war, musste sie noch etwas anderes erledigen. Sie brauchte die Gruppe um Michael, seine Gefährten, die Jungs, deren Leibwache und den 3 Soldaten, nicht notwendigerweise verfolgen. Wenn alles ansatzweise so ablief wie geplant, kamen sie zu ihr. Was ein Vorteil für Selena war, den sie auch auszunutzen gedachte.

***
Ein ungutes Gefühl überkam ihm. Die Spuren ließen nur einen Schluss zu. Sie waren nicht die Einzigen auf dem Weg zur Waisenmine. Aus den Spuren ließ sich nicht erkennen, um wen es sich handelte. Andererseits ließ sich aus der Vielzahl und der Richtung erahnen, zu welchem Volk sie Gruppe zählte; Samoaner.
Erol schätzte den Vorsprung auf 12 Stunden, maximal einen Tag.
Wenn sich Ihre Vermutung bewahrheitete, bedeutete es nichts gutes. Samoanische Söldner zogen selten in diesem Teil von Eurasien umher. Da es zu dem auf den Straßen keinerlei Gerüchte diesbezüglich gab, gingen sie jedem Ärger aus dem Weg. Dass war wiederum Grund zu Sorge.
Michael versuchte die dunkle Ahnung, die sich in ihm formte zu ignorieren. Es war kein Zufall das ein Trupp Samoaner denselben Ort aufsuchten wie sie. Vor allem dann nicht, wenn man die Hintergründe kannte.
Als sie die Waisenmine erreichten, hatten sie Gewissheit.
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Ende, Kapitel 5
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Sieht ja nicht sehr gut für die Waisenmine aus. Die Samoaner werden doch hoffentlich nichts den Kindern angetan haben? Ob wohl Michael mit seinen Gefährten da noch jemanden retten kann? Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel.

Jochen (04.05.2010)

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