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7 Seiten

Das Tor - Kapitel 17

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Für die Eroberung Jerusalems machte der Sultan von Persien dem Feldheerführer einen seiner Paläste zum Geschenk. Scheich Rashid Süleyman al-Muhammad hieß der Beschenkte. Unter seiner Führung gelang den Persern der lang ersehnte Sieg über die Kreuzritter.
al-Muhammad ließ den Palast zum Teil umbauen, die Anlagen neu gestalten. Für die Umgestaltung der Grünflächen beauftragte er einen Mann namens Levin da-Fadur. Recherchierte man, fand man heraus dass der Mann nach dem Jerusalem Feldzug zum Stab des Scheichs gehörte.
Wenige Tage nach Baubeginn ernannte der Scheich ihn zum Bauleiter. Befasste man sich weiter mit dem Thema, erfuhr man das Levin da-Fadur vorher einer derjenigen Männer war die für den Umbau der Festung bei der Talhalha Oase verantwortlich waren. Vor Fertigstellung der Festungsumbauten verließ er die Talhalha Oase in Richtung Jerusalem. Ging man Unterlagen aus dieser Zeit durch, fand sich nirgendwo eine Person mit dem Namen. Weder vor dem Angriff der Perser noch nachher. Verfügte man jetzt noch über ein gewisses Hintergrundwissen, konnte man einen Zusammenhang feststellen. Luigi del Federico und Levin da-Fadur hatten die gleichen Namensinitialen, LdF. Und Letzterer war am gleichen Tag gestorben wie Felix Santos.

***
Der Palast hatte sich ohne große Veränderung in die Gegenwart gerettet. Er gehörte zu den ältesten Bauwerken der irakischen Hauptstadt. Vor dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten gehörte der Palast zu den Besitztümern von Saddam Hussein. Nach dessen Sturz plünderten ihn die Iraker, beschädigten ihn, weideten ihn regelgerecht aus.
Ein von der UN gebildeter Fond für Wiederaufbau und Bildung übernahm den Palast aus der Verwaltungsmasse der ehemaligen Besitztümer des gestürzten Diktators. Sie beseitigten die Schäden. Anschließend wurde der Palast bei einer kleinen Feier an die irakische Regierung übergeben. Das Bildungsministerium bekam ihn zugesprochen. Als Nutzung war ein Forum für Völkerkunde geplant.
Bis heute war es bei der Planung geblieben. Der Palast stand leer. Die Grünfläche verwilderte. Instandsetzungsarbeiten wurden fällig. Trotz allem war es ein beeindruckendes Gebäude aus einer Zeit, wo die arabische Welt westlicher und fortschrittlicher war als heute.
An die 6 Stockwerke hoch, lang gezogen, abgerundeten Stirnseiten. Turmaufbauten auf dem Dach. Eine Ornamentfassade aus rotem Sandstein. Große Fenster mit Bleiverglasungen. Platin, Gold, Silber. Er hatte etwas vom Charme aus 1001 Nacht.
Anna mit ihren Leuten näherte sich über die Allee der Palastvorderseite.
Eine niedrige Mauer umgab das relativ offene Palastgelände. Die Allee, welche zum Palast führte, teilte sich an der Mauer, führte um sie herum zur Rückseite, war gepflastert und mit Palmen gesäumt. Der Rasenwuchs war kniehoch. Hölzerne Pavillons mit blühenden Rankengewächsen, Kieswege, an deren Seitenstreifen alle 5 Schritte Steine lagen. Die Allee mündete in den von Obelisken umgebenen Palastvorhof. Über das Portal gelangte man ins Innere. Wege führten um das Gebäude herum. Hüfthohe Hecken grenzten sie vom Rasen ab. Zur Zeiten des Scheichs musste die Anlage majestätisch gewesen sein. Selbst im momentanen Zustand wirkte alles phänomenal.
Anna war nicht hier um die Architektur zu bewundern. Sie atmete tief durch. Der Fahrer brachte den Wagen quietschend zum Stehen. Sofort sprangen die Söldner hinaus, nahmen ihre Positionen ein, sicherten die Umgebung. Anna stieg nur Sekunden nach ihnen aus, sog den Duft der Blüten, Blumen und Gräser auf. Dass ein solcher Ort inmitten alldem Leid und Chaos stand, machte sie traurig. Doch so schnell der Moment gekommen war, verschwand er auch wieder. Sie hatte einen Job.
Anna nickte dem Major zu.
„Ausschwärmen und sichern.“

***
Die Gruppe um Alexander, Nava und Sven fuhr über eine der vielen Tigrisbrücken, auf die Palastrückseite zu. Die Brücke war eine von Zweien die den Tigris überspannten und auf die Palastinsel führten, aus Granitquadern erbaut und mit Sandsteinplatten verkleidet. Die Brücke lag leicht erhöht, sodass man nach der Überquerung eine Anhöhe hinunterfuhr.
Wie aus einem Märchen materialisierte sich der Palast vor ihnen. Der Anblick war einmalig. Alleine der Sultan, Herrscher des Perserreichs verfügte in Bagdad über ein Dutzend Paläste. Wovon heute lediglich 3 noch standen. Einer war der Regierungssitz des Amtsinhabers und im zweiten war das Parlament untergebracht.
Die Bauwerke jener Zeit besaßen eine ganz eigene Note. Sie strahlten eine Faszination auf die Menschen aus. Wie aus 1001 Nacht, kam es Alexander unmittelbar in den Sinn.
Um die niedrige Grundstücksmauer ging eine Straße, die zu den Brücken führte. Auf der Vorderseite verschmolzen die Straßen zu einer Allee. Palmen schmückten sie. Das zeigten die Luftaufnahmen.
Durch ihre erhöhte Position bekam man einen guten Überblick über den rückwärtigen Teil der Anlage. Künstliche Teiche verbunden mit Ärmelkanälen. Hölzerne Stegbrücken verbanden die Sandwege. Rosen-, Jasmin-, Sonnenblumengärten. Palmen. Blühende Sträucher. Hüfthohe Hecken. Inselplätze inmitten der Teiche, wo Skulpturen standen. Selbst im verwilderten Zustand wirkten die Gärten noch prächtig. Eine Schande so was ungenutzt zulassen, fand Alexander.

***
Brian O’Connor schaute aus dem gepanzerten Sichtfenster des abhebenden MH-60 Black Hawk Hubschraubers. In der Kabine saßen, mit ihm zusammen, 7 Männer in Kampfmontur. Im zweiten Hubschrauber befanden sich ebenfalls Acht Mann.
Techniker hatten die Kennung und das Logo abgeklebt, als sie aus den Fahrzeugen stiegen. Vor knapp 1 Stunde erhielt O’Connor die Anweisung, dass er sich unverzüglich auf den Weg zu machen hatte. Das Ziel, ein Palast inmitten einer Hochburg irakischer Aufständischer.
Die spärlichen Instruktionen, die sie erhielten, lauteten, das Areal zu sichern mit allen notwendigen Mitteln. Was das hieß, war selbst einem Laien klar. Wieso schickte man sonst 16 Männer, allesamt Ex-Soldaten, manche gehörten in ihrer Militärzeit Spezialeinheiten an, an einen solchen Ort? Sobald man gelandet sei, würden sie weitere Anweisungen erhalten.
Er sah zwei AH-6 Little Bird Kampfhubschrauber abheben. Sie setzten sich vor und hinter die Black Hawk`s. Was oder wer auch immer am Ziel auf sie wartete, bekam es mit einer erheblichen Feuerkraft zu tun.
„Center. Wir sind unterwegs.“, sagte er ins Mikro.

***
Beinahe zeitgleich trafen Anna und ihr Team sowie Alexander und seine Gruppe am Palast ein. Sie wussten nicht was sie suchten, aber würden es erkennen, sobald sie es sahen. Denn das war ihr Job. Verstecke zu finden, Geheimnisse zu lüften. In der Branche kam es neben der richtigen Ausrüstung und den Informationen, auch auf den Instinkt an.
Während Anna`s Fahrer auf dem Vorplatz hielt, brach der 1. Fahrer von Alexander`s Gruppe durch die niedrige Mauer, pflügte durch das Gras und kam später zum stehen. Die Israelis stiegen aus, sicherten die Umgebung, die Waffen im Anschlag. Wachsam wie ein Rudel Löwinnen, die den Nachwuchs vor Feinden schützten, den man zwar nicht sah, aber wusste, dass er da war.
Mit einer Handbewegung gab Ben das Zeichen. Sie setzten sich in Bewegung. Das Mossad Team bildete einen Schutzwall, dahinter kamen Alexander, Sven, Ben und Nava. Man überquerte die Brücken, ging die Kieswege entlang, die Waffen im Anschlag und voll konzentriert. Sie ließen die akribisch angelegten Inselgärten hinter sich, erreichten die Veranda aus Stein. Ein kräftiger Stoß reichte aus, um die Flügeltür zu öffnen. Die Israelis sicherten nach allen Seiten ab, gaben das Okay per Handzeichen, gingen den Flur zum Innenhof des Palasts entlang. Sie erreichten den Innenhof im selben Moment wie Anna mit ihren Leuten, auf der gegenüberliegenden Seite.
Beide Parteien verharrten, zielten mit ihren automatischen Waffen aufeinander, warteten ab, beäugten sich.
"Oscar Sanchez!" schoss es Anna durch den Kopf, als sie Alexander und seine Gefährten auf der anderen Seite vom Innenhof erblickte. Der Techniker, der Harris Sea and Underwater Company, wurde seinem Ruf mal wieder gerecht. McKenzie musste Alexander die Daten von der Kopenhagen-Aktion überlassen haben. Anna kannte die Techniker der WOCT, ihre Methoden und Arbeitsweisen. Daher blieb nur Oscar Sanchez. Der Mann war ein Genie in der Rekonstruktion beschädigter Daten jeglicher Art. Früher oder später hätten sich ihre Wege bei der Suche nach der Goldenen Stadt wieder gekreuzt, dessen waren sie sich bewusst gewesen.
Dass es im Palast von Scheich al-Muhammad geschehen würde, hatte Anna nicht unbedingt erwartet. Gänzlich überrascht war sie aber auch widerum nicht. Dazu kannte sie die Brüder zu gut.
Ein Showdown. Und irgendwie hatte Anna das Gefühl, dass es nicht der letzte zwischen ihnen war.

***
Der Innenhof war eine Gartenanlage für sich. Ein alter Brunnen markierte den Mittelpunkt der Anlage. Sandwege führten waage- und senkrecht von ihm ab. Bete mit Jasmin, Rosen, Kräutern und Kastaniensträuchern. Die Wegränder waren mit Steinen verziert. Die Verwilderung hatte den Innenhofgarten nicht verschont, sodass die Beete überwuchert waren. Unkraut. Moos. An den Säulen hatten sich Schlingpflanzen niedergelassen.
Eine Promenade führte um den Innenhof herum. Die hüfthohe Mauer bildete die Grenze. Über die Säulenportale betrat man die Sandwege. Ein Ort der Entspannung und Ruhe. Ein kleiner Garten Eden inmitten des Palastes. Was nichts Untypisches für diese Bauwerke war. Etwas Vergleichbares fand man auch in den Klosteranlagen Europas.
Nur mit dem Unterschied das sich keine schwer bewaffneten Männer und Frauen gegenüberstanden, auf der Suche nach etwas das Sie einen Schritt näher an das Geheimnis von El Dorado brachte.
Wer letzten Endes den 1. Schuss abfeuerte, war belanglos, da es unvermeidlich gewesen ist. Keine Seite wollte, dass der jeweils andere das fand, was Felix Santos versteckte. Um einander daran zu hindern, schoss man auf einander.
Das Rattern der automatischen Waffen zerriss den Frieden und die Ruhe, die zuvor herrschten. Kugeln stutzten unfreiwillig das hohe Gras, Unkraut und die Blumen. Sie rissen den Boden auf. Grasnarben und Erde wurden in die Luft geschleudert. Sie zurrten durch die Luft wie Bienen, schlugen überall ein, pflügten die Beete um. Steinsplitter platzten ab.
Alexander lehnte gegen die Steinmauer. Jeden Einschlag in die Mauer spürte er im Rücken. Hatte etwas von einer asiatischen Massage, stellte sein zynisches Ich fest. Er wechselte das Magazin seiner Maschinenpistole von Heckler & Koch. Die MP5 gehörte zum meist verkauftesten Model der deutschen Waffenschmiede. Das Erfolgsmodel wies sich durch Handlichkeit aus, war nicht zu schwer, besaß eine gute Schussrate, war Treffsicherheit, Pflegeleicht und weniger Anfällig. Man konnte die Waffe leicht modifizieren, bzw. erweitern. Hauptabnehmer waren Sicherheitsbehörden auf der ganzen Welt. Wie zum Beispiel der Mossad.
„Sven. Welcher Aufgang?“, wollte er von seinem Bruder wissen.
Der digitale Funk übertrug seine Stimme über das Kehlkopfmikro störungs- und rauschfrei. Sven war zusammen mit Ben auf der anderen Säulenseite, wenige Schritte weg. Doch der Lärm vom Schusswechsel machte eine Mund zu Mund Kommunikation selbst auf diese kurze Entfernung zunichte.
Sein Bruder holte seinen PDA aus der Gürteltasche, tippte auf das Touchscreenfeld. Ben neben ihn wechselte sein Magazin, entsicherte das M16b Sturmgewehr und erwiderte das Feuer. Genau wie alle Anderen, wenn sie nicht gerade die Magazine wechselten. Sven war der Einzige, der seine Waffe nicht abfeuerte. Er war ja anderweitig beschäftigt.
„Den auf deiner Seite.“
„Dann wollen wir mal. Bereit?“
Major Pérez, Ben, Nava und Sven nickten.
Der Major gab das Kommando an seine Leute weiter. „Los.“
Drei Mann vom Mossad Team gaben Rückendeckung. Pérez, Ben und Alexander erwiderten von ihrer neuen Position aus das Feuer. Dadurch konnten die 3 aufschließen. Wieder gaben sie Ihnen Feuerschutz, damit sie im Aufgangbereich verschwinden konnten. Nach einer Magazinauffrischung, dem Feuerschutz von Alexander und Ben, schlossen die 3 zum Rest der Gruppe auf.
Im selben Moment verschwand die Rückendeckung von Anna`s Team beim Ostaufgang. Denn Sie hatte sich parallel zu Alexander`s Gruppe in Richtung Ostaufgang begeben.
Die Absicht beider Seiten blieb die Gleiche.
Ruhe kehrte in den Innenhof ein.

***
Captain Hashmid war Kommandeur der Polizeistation 37. Sie lag in der sogenannten Orangen Zone, nahe der Roten Zone. Er und seine Männer waren die nächstgelegene Polizeieinheit. Seit dem Angriff auf die Polizeistation 42 in der Roten Zone, hatte die Regierung beschlossen alle Polizeikräfte abzuziehen. Was Hashmid wütend machte. Wie seine Männer, wollte er für Sicherheit und Ordnung sorgen. Dass die Polizei aus der Roten Zone abgezogen wurde, kam in seinen Augen einer Kapitulation gleich.
Tag täglich riskierten sie ihr Leben. Verbessert hatte sich nicht allzu viel. Ein weiterer Punkt, der ihn ärgerte und wütend machte. Immer wieder hörte man wie Aufbaugelder bewilligt wurden aber nichts davon kam an. Versickerte spurlos.
Einer seiner Beamten klopfte an seine Tür, trat ein und reichte ihm eine Meldung. Er las sich den Zettel durch. Aus der Roten Zone, nahe vom Inselpalast, wurde eine Schießerei gemeldet. Rivalisierende Aufständische. Sie lieferten sich unerbittliche Machtkämpfe, wenn sie nicht gerade Anschläge verübten, sich Schießereien mit der Polizei oder den Amerikanern lieferten.
Der Überbringer verschwand auf sein Danke hin. Hashmid las sich die Meldung ein zweites Mal. Wie üblich griff er zum Telefon, wählte die Nummer vom Hauptquartier um Meldung zumachen. Schon beim Freizeichen war ihm klar, wie seine Anweisungen diesbezüglich lauten würden.
Da erklang das näherkommende Geräusch von Hubschraubern. Ein tiefes Wummern flog über ihm hinweg. Black Hawk. Die Amerikaner waren schon auf dem Weg. Das Freizeichen verschwand.
Sein Anruf wurde entgegengenommen.
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-Ende, Kapitel 17-
© by Alexander Döbber
 
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Ein traumschöner uralter Palast mit verwilderten Gärten und prächtigen Höfen wird zum Kampfplatz der mit einander rivalisierenden Allianz und der WOCT. Wer wird gewinnen und das Geheimnis des Felix Santos womöglich entgültig lüften? Wird dann der Weg zum El dorado frei sein? Da bin ich mal gespannt.

doska (16.06.2010)

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