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2 Seiten

Von Skalvö, dem Troll

Kurzgeschichten · Für Kinder
Also, hört mir zu:
Es war einmal ein Troll mit dem Namen Skalvö. Er gehörte zu dem Volk der Trolle, die ihr Zuhause im Erdinneren aber auch in Felsen haben. Ein fröhliches und friedfertiges Volk, das aber dem menschlichen Auge verborgen blieb. Doch wenige Auserwählte unter den Menschen kannten seine Existenz und konnten, wenn die Sterne günstig standen, mit ihnen Kontakt aufnehmen und die Weisen dieses Volkes um Rat fragen.
Doch zu diesen Auserwählten gehörte leider nicht eine junge Dienstmagd, die in ihrer armseligen Hütte nahe dem Zuhause der Trolle ihr eintöniges Leben fristete. In eben diese Dienstmagd mit dem Namen Alora hatte sich Skalvö unsterblich verliebt. Eine Liebe, der er nicht entfliehen konnte.

Skalvö war noch Junggeselle und brachte es auf ungefähr zehn Zoll, wenn er aufrecht ging. Seine Gesichtszüge ließen auf ein biblisches Alter schließen, wenngleich er nach menschlicher Zeitrechnung noch keine zwanzig Jahre alt war. Seit zwei oder drei Jahren – er erinnerte sich nicht genau, denn es erschien ihm eine Ewigkeit her – hatte er sich, wie gesagt, unsterblich in Alora verliebt. Seither war sein Herz von Sehnsucht erfüllt. Doch Alora nahm ihn nicht wahr, wenn er sich neben sie auf ihre Holzbank vor ihrer Hütte geschwungen hatte und flehentlich zu ihr heraufschaute. Sein Herz wollte einfach nicht begreifen, dass er für sie unsichtbar blieb. Und wenn er an ihrem Rock zupfte, strich sie diesen wieder glatt, sich darüber wundernd, weil doch gar kein Wind wehte. In diesem Augenblick fühlte er sich ihr so nah und gleichzeitig so unendlich weit von ihr entfernt.

Sein Volk nahm seine Traurigkeit wahr, die schon an Schwermut grenzte. Alle Belehrungen konnten sein forderndes Herz nicht besänftigen. Er grübelte ständig darüber nach, wie er sich bei Alora bemerkbar machen konnte. Eines Nachts stieß er im Erdinneren auf einen gülden schimmernden Metallklumpen, der eine magische Kraft auszustrahlen schien. Tags darauf schleppte er diesen Klumpen zu der Holzbank und hievte ihn ächzend hinauf. Er setzte sich schwer atmend unter eine nahe alte Linde und wartete auf Aloras Erscheinen. Dann nach schwerer Arbeit kam sie zurück und ruhte sich bei schwindendem Licht auf ihrer Bank aus. Auch dieses Mal. Sie erspähte den Goldklumpen und schaute sich ungläubig um. Sie erkannte instinktiv, dass es sich um etwas Wertvolles handeln müsse und seufzte. Sollte dies ein Geschenk des Himmels sein, das ihr Leben zum Guten verändern könnte? Sie nahm den Klumpen in ihre Hände und drückte ihn an ihren Busen. Sodann verschwand sie damit eiligen Schrittes in ihrer Hütte.

Skalvö wartete vergeblich auf ihr Wiedererscheinen und ging sodann tief entmutigt zu den Seinen zurück. Auch am folgenden Tag erschien sie nicht und auch nicht mehr an den darauf folgenden. Denn sie hatte ihre wenigen Habseligkeiten gepackt und war in eine größere Stadt gezogen, wo sie das Gold an einen windigen Händler verkaufte. Jedoch erbrachte der Erlös so viel, dass Alora dort nun ein angenehmes Leben führen konnte.

Dies verdankte sie unwissend einem liebendem, fortan hoffnungslosem und gebrochenem Herzen.

K.A. 12. VI. 2010
 
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Kommentare  

Och, der Arme. Das ist aber ein trauriges Märchen. Und was lernen wir daraus? Nie zu großzügig sein. Süße Geschichte.

Petra (21.06.2010)

Eine süße kleine Geschichte mit nachdenklichem Hintergrund. Die hier hätte sich sicher auch gut bei den Geschichten für Kinder gemacht.
Hat mir gut gefallen

Liebe Grüße


Tis-Anariel (20.06.2010)

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