4


106 Seiten

Blood heart

Romane/Serien · Fantastisches
1. Kapitel Die Entführung




Ich wusste selbst, dass es sinnlos war zu laufen, aber was sollte ich sonst machen? Meine Beine liefen schnell und unkontrolliert über den nassen Asphalt und trugen mich immer tiefer in die leere Gasse. Der Regen war kalt und prickelte schmerzhaft auf meiner Haut. Mein Atem ging stoßweiße- ich wusste nicht ob es an meinen schnellen Lauf oder meiner Todesangst lag. Mein Herz schlug laut und schnell in meiner Brust und ich war dankbar dafür, dass es die immer schneller werdenden Schritte hinter mir schon seit einigen Minuten überdeckte. Ich war mir sicher, dass mein Verfolger meinen lauten Herzschlag auch dann noch hören könnte, wenn er am anderen Ende der Gasse wäre. Aber das war er nicht. Er war dicht hinter mir. Zu dicht.

Jetzt wo ich so zurückblicke, wurde mir auch klar, wie blöd es war, die Abkürzung durch eine dunkle, leere Gasse bei Nacht zunehmen. Wie blöd musste man eigentlich sein?! Ein 16 Jähriges Mädchen ging Nachts leicht bekleidet und völlig alleine durch eine leere Gasse. Das muss für jeden Verbrecher doch die Chance des Jahres sein. Und ich lieferte mich ihnen auch noch völlig hilflos aus. Super.
Tatsächlich war das schwarze, knielange Kleid gerade wirklich keine Hilfe. Es lag total eng an und machte mir das laufen verdammt schwer. Okay, einige Stunden vorher, auf der Party, fand ich es noch richtig super, dass mein Kleid so kurz und Figur betonend war. Immerhin hatte mir das ein paar wirklich interessierte Blicke von Ryan- einen echt heißen Typen- eingebracht. Aber jetzt wäre es mir lieber, wenn ich eine Jogginghosen tragen würde.

Die Schuhe mit den monströsen Absätzen- die ich heute auf der Party getragen hatte- hatte ich bereits nach einigen Metern laufen weggekickt. Aber nicht nur das Kleid machte mir beim laufen Probleme, sondern auch mein Alkoholrausch. Natürlich hätte ich weniger trinken können, aber ich hatte eben Lust zu feiern! Hätte ich heute lieber mit Cola gefeiert...
Ich versuchte schneller zu laufen, aber die Kälte der Nacht und des Regens ließ meine Beine wie Feuer brennen. Jetzt war eh alles egal. Ich musste hier einfach nur noch weg. Also lief ich trotz des Rausches und trotz der Schmerzen weiter, und versuchte irgendwie, irgendwohin zu kommen, wo Menschen waren, obwohl ich keine Ahnung hatte wo ich war. Ich hatte mich verlaufen. Perfekt. Konnte es eigentlich noch besser für meinen Verfolger laufen?
Die Kurve, die sich jetzt vor mir erstreckte, hatte ich nicht kommen sehen. Es war zu dunkel und die Kurve war zu scharf. Im letzten Moment schaffte ich es noch um die Kurve zu laufen, ohne gegen die Wand zu prallen oder hinzufallen. Doch dann sah ich das Ende direkt vor meinen Augen. Sofort streckte ich noch die Hände aus, bevor ich gegen die massive Mauer lief. Meine Hände knickten ein, und ich wurde gegen die Mauer gepresst. Schmerz durchschoss meine Hände, meine rechte Schulter und meine rechte Gesichtshälfte. Jetzt wusste ich wenigstens, dass mein Biologie-Lehrer damals recht gehabt hatte: Alkohol verlangsamt die Reaktionsfähigkeit.
Zu schade, dass mir dieses Wissen jetzt gar nichts brachte

Ich musste hier weg. Alles andere war unwichtig. So schnell es ging, drehte ich mich um und ignorierte den Schmerz, der dabei meine Schulter und mein Gesicht durchfuhr. Instinktiv versuchte ich mich an irgendetwas zu erinnern, was mir jetzt helfen konnte. Das war gar nichts so leicht mit einen Rausch und Todesangst.
Ich war nie besonders schüchtern oder zurückhaltend gewesen. Schon oft hatte ich zugeschlagen, wenn ein Junge mich blöd angemacht hat. Okay, das hier war zwar eine ganz andere Situation, aber so ein Nasenbruch oder ausgestochene Augen, würden doch auch sicher meinen Verfolger unangenehm sein, oder? Ich ging in die Kauerstellung, bereit zum Sprung.

Und dann sah ich sie. Meine Verfolger. Moment mal. Da stimmte irgendetwas nicht. Bin ich wirklich so betrunken, dass ich nicht einmal mehr richtig sehen konnte? Ich blinzelte einmal, aber das Bild vor mir, veränderte sich nicht. Es war ziemlich dunkel in der Gasse und nur der Vollmond warf sein bedrohliches Licht auf uns. Doch der Mond warf genug Licht um zu erkennen, was vor mir war. Vor mir standen drei Gestalten. Scheiße! Alle drei trugen einen tief schwarzen Umhang, der kaum merklich den Boden berührte. Die schwarzen Umhänge verschmolzen mit der Dunkelheit der Nacht und machten es mir unheimlich schwer, meine Verfolger zu erkennen. Alle drei Männer hatten die schwarzen Kapuzen ihrer Umhänge bis tief ins Gesicht gezogen. Nur ein Teil ihrer Unterkiefer und ihrer Lippen war zu sehen. Ihre Haut war völlig bleich und ihre Lippen waren von einen schrecklichen rot. Blut rot. Richtig unheimlich.

Doch das alles war unwichtig. Ich musste einfach weg von hier. Aber wie sollte ich gegen die drei ankommen. Nicht nur, dass sie in der Überzahl waren, sie waren auch alle gut zwei Köpfe größer als ich. Ich hatte also drei große Probleme. Oh, verdammt. Ich würde wohl nicht einmal gegen einen der drei ankommen. Aber was war die alternative? Einfach kampflos aufgeben? Sicher nicht.

Die Gestalt, die mir am nächsten stand, breitete besänftigend die Arme aus. Zweifellos eine Geste um mich zu beruhigen, aber ich war ganz bestimmt nicht dumm. Und wenn man in meiner Lage auch nur den Hauch einer Chance bekommen würde, dann würde man sie wohl nutzen müssen, wenn sie auch noch so klein war. Und diese Geste, sah ich als Chance an. Sie machte die Gestalt vor mir verwundbar.
Ich spannte meine Muskeln an und dann entwich mir ein Knurren. Und dann sprang ich ihn an und landete mitten in seinen Armen. Dieser Angriff war töricht und völlig armselig aber mein Instinkt hatte mich geleitet weil mein Verstand aufgegeben hatte gegen den Alkohol zu kämpfen. Mein ganzer Verstand klickte sich einfach aus. Genial auf meinen Verstand konnte ich mich also immer verlassen. Der Aufprall war viel schmerzvoller als ich vermutet hatte und ich glaubte auch, dass es mir mehr weh getan hat als ihn. Ich keuchte, weil mir der Aufprall auf seiner harten Brust, die Luft raubte. Die Gestalt taumelte etwas nach hinten- wahrscheinlich nur, weil er überrascht war, dass ich ihn angegriffen hatte. Nach einen kurzen Moment der Starre, krallte ich meine Finger in seine Brust und Schulter.

Ich hatte nicht direkt einen Plan- wie auch? Mit einen vernebelten Geist war überlegen fast unmöglich. Aber eines wusste ich auf jeden Fall: Ich musste diesen Mann- es war ganz sicher ein Mann. Eine Frau konnte unmöglich so stark sein- verletzen. Und oh Gott, er war wirklich stark. Er schlang die Arme um mich und drückte mich von sich weg. Wow, jetzt wurden auch meine letzten jämmerlichen Pläne zunichte gemacht. Meine Arme waren zu weit weg, um ihm die Augen auszustechen oder ihm die Nase zu brechen. Und außerdem verdeckte diese scheiß Kapuze fast den ganzen Teil seines Gesichtes. Ich würde wohl nicht einmal seine Augen oder seine Nase treffen, wenn ich in unmittelbarer Nähe seines Gesichtes wäre- dafür war der Rausch einfach zu groß. Kurz erwog ich die Möglichkeit einfach mein Knie nach vorne zu ziehen und zu hoffen, dass ich ihn da traf, wo es am meisten weh tun würde, aber dann viel mir auf dass ich ihn nicht einmal mit den Füßen erreichen konnte. Verdammt! Ich versuchte mich an ihn fest zu krallen, aber es ging nicht, er war einfach viel zu stark. Er hielt mich so weit wie möglich auf Abstand und schaffte es dabei noch, dass ich den Boden nicht mit den Füßen berührte. Ich schlug mit den Füßen und Händen um mich, aber er hielt mich so geschickt auf Abstand, dass ich weder ihn noch mich selbst verletzten kann.

,,Bitte hören Sie auf.'', sagte der Mann. Seine Stimme klang unglaublich. Ja, auch wenn das in diesen Moment eigentlich idiotisch war, über seine Stimme zu schwärmen, aber sie war wirklich unglaublich. Sie klang sowohl hart als auch weich. Seine Stimme erinnerte mich an schmelzende Schokolade mit einen Schuss Blut. Was für ein dummer Vergleich! Ich schob meine unkreativen Vergleich auf meinen Rausch. Ziemlich lahme Ausrede, aber so war es nun mal..
,,Wir werden Ihnen nichts tun.'', sagte der Mann der mich festhielt. Klar, sie waren mir sicher nur gefolgt um mit mir über das Wetter zu plaudern. ,,Lassen sie mich los!'', knurrte ich wütend. Ich glaubte den Mann seufzen zu hören, aber trotzdem lies er mich los. Das war überraschend. Und peinlicher weiße, fing ich zu schwanken an. Jetzt machte sich der Alkohol richtig bemerkbar. Es war für mich plötzlich ganz ungewohnt ohne Hilfe zu stehen. Alles drehte sich und ich taumelte rückwärts. Oh Gott, ich würde fallen. Ganz sicher. Ich taumelte rückwärts und dann spürte ich plötzlich die Mauer in meinen Rücken. Ich krallte meine Hände in die Ritzen der Mauer und hinderte mich so hinzufallen. Wie peinlich! Die drei Männer vor mir würden jetzt ganz sicher wissen, dass ich getrunken hatte. Na toll! Das würde ihnen noch einen Grund mehr geben um mich auszulachen.
,,Ist alles mit Ihnen in Ordnung?'', fragte mich der Mann und trat einen Schritt auf mich zu. Ich knurrte. Zu mehr war ich jetzt gerade nicht imstande. Mir drehte sich noch immer alles und Übelkeit wuchs in mir an.

Der Mann trat wirklich einen Schritt zurück. Doch ich war einfach zu schwach, um wirklich überrascht zu sein. Ich presste mich noch dichter gegen die Wand und krallte meine Hände noch tiefer in die Spalten zwischen den Steinen. Plötzlich schlug die Müdigkeit zu- es war nicht anders zu erwarten. Ich meine wie viel Uhr war es? Vier Uhr morgens? Ich war so müde und schwach. Ich hatte einfach keine Kraft mehr Angst zu haben oder mich zu wehren.
,,Was wollen Sie?'', ich versuchte wirklich irgendwie stark zu klingen, aber meine Stimme war nur ein Flüstern.
,,Dürfte ich mich Ihnen erst einmal vorstellen? Mein Name ist Lucius Dashwood. Und wir sind hier, um Sie mit zu nehmen, Jessminda Blair.'', informierte mich Lucian sachlich. Und obwohl seine Stimme sachlich war, kam ich nicht darum herum, sie als ,,unglaublich'' zu beschreiben. Ich konnte mich nicht einmal darüber wundern, dass er meinen Namen kannte. Ich musste hier einfach weg. Aber wie sollte ich das anstellen? Ich würde wohl nicht an diesen drei riesen Männern vorbeikommen. Und selbst wenn ich es irgendwie schaffen würde, an ihnen vorbei zu kommen, würden sie mich eh wieder einholen. Und selbst wenn ich es irgendwie schaffen würde, schneller als sie zu sein, habe ich mich immer noch verlaufen. Man konnte also sagen, dass meine Chancen irgendwo zwischen ,, nicht sehr groß'' und ,,Unmöglich'' lagen. Trotzdem musste ich es wenigstens versuchen.

,,Was ist, wenn ich nicht mit kommen will?'', fragte ich und versuchte irgendwie wieder zu Kraft zu kommen. Ich drückte mich etwas wieder von der Mauer weg und versuchte mit aller Kraft, nicht zu taumeln oder hinzufallen. Ich ging wieder in Kauerstellung, wieder bereit zum Sprung. Doch das schien Lucius nicht weiter zu beeindrucken. Ich konnte zwar sein Gesicht nicht sehen, aber ich konnte sehen, dass er die Schultern zuckte.
,,Sie werden mitkommen.'', sagte Lucius. Er hörte sich so an, als würde er keinen Widerspruch dulden. Großartig. Warum musste ausgerechnet mir das passieren?! Ausgerechnet ich musste auf die drei größten Entführer die hier in L.A rum liefen treffen. Ich knurrte wütend und sah an ihn vorbei. Wenn ich nur bis zu einer belebten Straße kommen würde...
Doch dann trat Lucius wieder einen Schritt auf mich zu und dieses mal ließ er sich nicht von meinen wilden knurren und fauchen aufhalten. Und dann sprang ich wieder los. Dieses mal war mein Sprung nicht ganz so fest, doch immer noch fest genug um mich noch einmal spüren zu lassen, wie stark seine Brust war. Mein Körper krachte gegen ihn, und es tat genauso weh, als wenn ich gegen einen Felsen gesprungen wäre. Durch meine Schulter schoss ein stechender Schmerz und meine Hände fanden dieses mal keinen Halt in seinen Fleisch. Ich zog mein Knie so schnell ich konnte nach oben und es war mir in diesen Moment völlig egal wie primitiv das war. Himmel, alles außer meine Flucht war mir egal!

Und dann war er plötzlich weg. Sein Körper gegen den ich eben noch gekracht war, war plötzlich weg. Mein Knie zielte ins leere . Das überraschte mich völlig und da meine Reaktionsfähigkeit eh angeschlagen war, konnte ich nicht schnell genug reagieren. Meine Beine knickten unter mir weg und dann schlug ich mit meiner Hüfte und meiner Schulter auf den Boden auf. Na ganz toll. Der ganze Boden war nass und Kalt und dass das Kleid ruiniert war, war wohl jetzt mein kleinstes Problem. Ich keuchte und versuchte irgendwie wieder auf zustehen, doch ich schaffte es nicht.

Und dann spürte ich plötzlich, wie mich ein starker Griff um die Hüfte festhielt. Ruckartig wurde ich hoch gezogen und nur der feste Griff hinderte mich daran, wieder hinzufallen. ,,Sie sind betrunken'', stellte Lucius fest. Was er nicht sagte!
,,Bin ich nicht.'', sagte ich trotzig, aber ich konnte mich nicht einmal selbst überzeugen. Es war schwer zu übersehen, dass ich betrunken war. Es wunderte mich sowieso, dass er es erst jetzt ansprach. Trotzdem wollte ich es Lucius gegenüber nicht zugeben. ,,Sie kommen jetzt mit.'', sagte Lucius ohne weiter auf meine Verleugnung einzugehen. Ich versuchte in die andere Richtung zu gehen, doch sein fester Griff lenkte mich in die Richtung in die er gehen wollte. ,,Lassen Sie mich verdammt noch einmal los! Ich will nicht mit Ihnen mit gehen!'', wand ich wie ein störrisches Kind ein. Ich hätte nicht so viel trinken sollen, dann hätte ich vielleicht gegen Lucius eine Chance gehabt. Obwohl ich hätte wahrscheinlich nicht einmal nüchtern etwas gegen Lucius ausrichten können.

Ich wurde von Lucius den Weg die Gasse hinauf gelenkt- oder eher geschoben- von den wir gekommen sind. Ich versuchte einige Male mich in irgendeiner Form zu wehren, aber jedesmal wenn ich laufen oder kämpfen wollte, wäre ich entweder fast hingefallen oder Lucius hat mich zu fest festgehalten. ,,Ich bin 16. Also rein rechtlich gesehen noch ein Kind. Sie wissen was das heißt. Das hier ist Kindesentführung!'', stellte ich fest. Und das war so ziemlich das erste mal, dass ich mich selbst als Kind bezeichnete. Ich rastete normalerweise immer total aus, wenn mich jemand ,,Kind'' nannte, denn ich fühlte mich nicht mehr als Kind.
,,Ihre Eltern wissen bescheid und sind damit einverstanden. Man kann es also nicht als Entführung sehen.'', entgegnete mir Lucius. Okay, das machte mich sprachlos. Was meinte er damit? Meine Eltern wussten bescheid und ließen es trotzdem zu? Okay, ich hatte schon seit längerem die Vermutung- oder besser gesagt ich wusste -dass mich meine Eltern hassten, aber das hätte ich nicht einmal von ihnen gedacht. Hatten sie Lucius und die anderen beiden Männer etwa angeheuert, um mich mit zunehmen? Ein Schauder überfiel mich und plötzlich fühlte ich mich auch ganz mies. Ich hatte es meinen Eltern nie wirklich leicht gemacht, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so schlimm war, dass sie mich abschieben wollen. Mein Magen drehte sich um und ein Knoten wuchs in meinen Hals an.

Trotzdem gab ich meine Fluchtversuche noch lange nicht auf. Na gut, selbst wenn meine Eltern mit dieser Entführung einverstanden waren, ich war es sicher nicht. Wenn mich meine Eltern nicht mehr haben wollten, dann würde ich eben irgendwo anders hingehen. Ich würde mich jedenfalls nicht entführen lassen. Ich schlug um mich und versuchte los zu laufen, doch Lucius hielt meinen Oberarm eisern fest. Ich drehte mich so schnell wie es mir der Rausch zu ließ um und zielte mit der Flachen Hand auf Lucius Gesicht. Notfalls würde ich ihn eben ohrfeigen. Doch meine Hand verfehlte sein Gesicht und das lag nicht an meinen Rausch. Lucius war meinen Schlag blitzartig ausgewichen.

Etwas irritiert wurde mir erst nach einer Weile bewusst, dass er jetzt auch meinen anderen Arm fest hielt. Wütend und auch etwas schockiert schaute ich ihn an. Sein Umhang wehte wegen seiner schnellen Bewegung um ihn herum und streifte mein Bein verdeckte dabei aber immer noch sein Gesicht und das machte mich nur noch, noch wütender. ,,Lassen Sie mich los, Sie Mistkerl!'', brüllte ich ihn an. Ich versuchte ihn mit den Beinen zu treten, doch wieder wich er mir sowohl schnell als auch geschickt aus. Ich knurrte und zischte, aber irgendwie kam ich mir in Lucius starken Händen wie ein hilfloses, kleines Kätzchen vor.
,,Jessminda, bitte hören Sie auf. Das führt zu nichts.'', sagte Lucius. Ich wusste dass er recht hatte, aber ich wollte wirklich nicht mit gehen. Doch dann stellte ich meine Fluchtversuche ein. Es war an der Zeit, meine Taktik zu ändern. Jetzt musste mir nur noch etwas einfallen. Ich musste irgendetwas tun. Aber Abhauen und Kämpfen war sinnlos. Was war aber dann meine Alternative? Einfach mit gehen? Bestimmt nicht. Vielleicht würde weglaufen später eine Alternative sein... ich musste es versuchen. Ich hatte keine andere Wahl.

,,In Ordnung, ich komme mit.'', sagte ich und ich versuchte dabei ehrlich zu sein. Ich konnte Lucius zögern deutlich sehen. Und er hatte allen Grund zu zögern. Er glaubte doch nicht wirklich, dass ich wie ein braves Mädchen mit gehen würde, oder? Aber dann ließ er meine Arme tatsächlich los. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und stieß verächtlich die Luft aus. Mit aller Macht versuchte ich meine hinterlistige Freude vor ihm zu verbergen und weitere unüberlegte Angriffe zu unterdrücken. ,,Jessminda, es ist wirklich das beste für Sie.'', sagte Lucius besänftigend. ,,Schon klar.'', entgegnete ich störrisch. Und dann ging ich los. Ich hörte zwar keine Schritte hinter mir, aber ich wusste, dass Lucius und die anderen dicht hinter mir waren. Ich hatte keine Ahnung wohin ich überhaupt musste aber ich würde sicher nicht fragen. Notfalls würde ich eben störrisch weiter gerade aus gehen. Doch dann wurde ich von zwei starken Händen in eine abgeschiedene Gasse geschoben, die ich gar nicht bemerkt hätte, wenn ich nicht hingeschoben geworden wäre. Einige Minuten lang ging ich immer weiter in die verlassene Gasse hinein und mir kam es so vor, als würde sie mit jeden Meter dunkler werden.
Doch dann ein Lichtblick. Ganz weit entfernt glaubte ich ein fahles Licht zusehen. Eilig ging ich weiter, direkt auf das Licht zu. Und tatsächlich, je weiter ich in die Gasse ging, desto deutlicher wurde das Licht. Es war nicht besonders hell, aber es war ganz sicher da. Hoffnung loderte in mir auf. Vielleicht würde das meine Chance sein. Doch automatisch klickte sich mein vernebelter Verstand ein. Wow, das es den auch noch gibt hätte ich fast vergessen. Wenn dieses Licht wirklich irgendeine Form von Rettung bergen würde, würde Lucius sicher nach mir greifen und mich in eine andere Richtung lenken. Doch egal wie oft ich mir das einredete, die Hoffnung ließ sich einfach nicht vertreiben. Innerlich überlegte ich mir schon was ich machen würde, wenn ich den Licht nahe genug wäre. Ich würde auf die Straßen rennen und lauthals um Hilfe schreien. Dabei würde es mir völlig egal sein wer mir helfen würde. Ich musste nur den rechten Moment abwarten damit Lucius und die anderen keine Chance hatte mich wieder einzufangen. Wir kamen den Licht immer näher und langsam konnte ich etwas erkennen.

Das Licht stammte von einer armseligen Laterne. Es war die einzige Laterne in der ganzen Gasse. Meine ganzen tollen Pläne wurden mal wieder zerstört und die Hoffnung verschwand und machte Platz für die erschütternde Panik, denn unter der Laterne stand... ein Auto. Oh Scheiße. Sicher würden mich die Begleiter von Lucius gleich packen und in den Kofferraum werfen. Ich hatte zwar von Anfang an mit einer Entführung gerechnet, aber mir war nicht klar gewesen, wie ungemütlich das werden würde. Und dieses Auto war nicht einmal etwas besonderes. Es war nicht schwarz- so wie man es eben aus den Filmen kannte- sondern grau. Ich kannte mich mit Autos nicht wirklich gut aus, also konnte ich auch nicht sagen, von welcher Marke es war. Es war einfach ein schlichtes Auto. An den war gar nichts besonderes dran. Obwohl etwas war doch anders.
Dieses Auto hatte schwarz getönte Scheiben. Mit gerunzelter Stirn starrte ich auf die Scheiben und versuchte durchzusehen. Doch nichts. Die Scheiben waren einfach viel zu dunkel getönt. Nunja das machte wohl Sinn. So würde zumindest keiner sehen wie ich gegen die Fensterscheiben klopfte und um Hilfe flehte. Sehr tolle Planung von meinen Entführern.

Lucius trat zu den Auto und öffnete die Beifahrertür. Selbst als er die Autotür geöffnet war, konnte ich den Innenraum des Autos nicht erkennen. In den Auto brannte kein Licht.
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sich Lucius auf den Beifahrersitz setzten würde, doch so war es nicht. Mit einer Handbewegung wies er mich an einzusteigen.
Störrisch blieb ich vor Lucius stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Man könnte meinen das dieser Beifahrersitz bequemer ist, als der Kofferraum, aber der Schein trübt. Ich würde mich ganz bestimmt nicht im dunkeln neben einen der drei setzten. Da ziehe ich den Kofferraum doch um einiges vor. ,,Sie müssen mich nicht nachhause fahren. ich wohne nicht weit von hier weg. Ich finde alleine nachhause.'', natürlich war mir klar, dass Lucius mich nicht nachhause fahren wollte, aber irgendwie kam es mir so vor, als würde ich einen Teil meines Stolzes behalten, wenn ich frech antwortete.

Doch Lucius blieb sachlich und nahm meine Antwort tatsächlich ernst. ,,Wir werden Sie nicht nachhause bringen, Jessminda. Und jetzt steigen Sie bitte ein.'' Er machte wieder die Handbewegung, mit der er mich anwies einzusteigen. Ich zögerte noch einen Moment und überdacht noch einmal meine alternativen. Weglaufen war immer noch unmöglich. Blieb mir also immer nur noch brav mitgehen und auf eine Chance zuwarten. Genervt stieß ich den Atem aus, stieg aber dann trotzdem trotzig ein.
Lucius schlug die Tür hinter mir zu und ging dann um das Auto herum. Währenddessen glitten seine Begleiter auf die Rückbank des Autos. Lucius ließ sich neben mich auf den Fahrersitz gleiten und als die letzte Tür des Autos verschlossen war, war es, als ob wir in eine andere Welt eintauchen würden. Lucius und seine Begleiter streifen sich die Kapuzen ab und was ich dann sah, ließ mich erstarren. Es war zwar immer noch total dunkel im Auto, aber Lucius Haut war so bleich, dass sie sich klar von der Dunkelheit abhob. Sein Haar war tiefschwarz, sodass ich nur den Teil seiner Haare sehen konnte, der ihn zerzaust ins Gesicht fielen. Sein Gesicht war makellos. Ausgeprägte Wangenknochen, schmales, kantiges Gesicht, markantes Kinn, seine Lippen waren voll und grazil geschwungen. Sie waren von einen beängstigenden rot, dass sich stark von der Bleiche seiner Haut abhob. Sie waren Blut rot... aber obwohl das alles wirklich unbeschreiblich schön war, war dies alles nicht das, was sein Gesicht so unvergesslich schön machte.

Seine Augen, waren das schönste in seinen Gesicht. Sie waren von einen stechenden Gelb. So eine Augenfarbe hatte ich bisher noch nie gesehen. Seine Augen schienen unendlich zu sein. Seine Augen wurden von langen, dichten, schwarzen Wimpern umrahmt, dass ihn nur noch attraktiver machte, als er eh schon war. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihn reißen. Wie gefesselt sah ich mir sein Gesicht an, so als ob ich es mir einprägen wollte. Er war einfach zu schön um wahr zu sein. Sicher würde ich gleich aufwachen und ich wusste, dass mir sein Gesicht dann fehlen würde. Ich wusste, dass ich mir eigentlich wünschen sollte, dass das alles hier nur ein schrecklicher Alptraum war, aber ich wollte nicht das Lucius nur ein Traum war. Lucius startete den Motor und das aufschnurren des Motors riss mich schließlich aus meiner Benommenheit. Ich riss meinen Blick von ihn und kehrte in die Realität zurück. Ich wurde gerade Entführt. Scheiße. Wir fuhren los. Und dann würde ich plötzlich in den Sitz gedrückt. Mein Magen wurde gegen meine Wirbelsäule gepresst und das verbesserte meine Übelkeit nicht unbedingt. Lucius fuhr mit Höchstgeschwindigkeit durch die enge Gasse. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich aus der Windschutzscheibe und beobachtete die Mauern der eng aneinander liegenden Häuser, die zu einer harten Mauer verschmolzen. Oh Gott, wenn er nur etwas nach rechts ziehen würde, würden wir direkt in eines der Häuser krachen und das würden wir sicher nicht überleben.

,,Wo fahren wir überhaupt hin?'', piepste ich immer noch erschrocken über die Geschwindigkeit. Lucius schien die Geschwindigkeit hingegen keine Angst zu machen. Ich würde sogar schwören, dass es ihn Spaß machte, mit bahnbrechender Geschwindigkeit durch die Gassen zu rasen. ,,Das ist unwichtig.'', stellte Lucius gelassen fest. Ich warf Lucius einen wütenden Blick zu. ,,Also ich finde es schon sehr wichtig, wohin Sie mich entführen.'', knurrte ich. Lucius schüttelte langsam den Kopf und verzog etwas das Gesicht. ,,Jessminda, dies hier ist keine Entführung.'', stellte Lucius wieder sachlich fest. Ich verschränkte die arme vor der Brust und starrte Lucius störrisch an. Und obwohl ich jetzt gerade in dieser scheiß Entführungs- Sache steckte, kam ich nicht darum herum sein Gesicht als unglaublich schön zu beschreiben. Verdammt! Warum musste ausgerechnet mein Entführer so unglaublich heiß sein?! Das ist doch wirklich unfair! ,,Na schön, das ist es eben für Sie keine Entführung, für mich ist es eine.'', zischte ich ihn an. Lucius seufzte leise, doch sagte nichts mehr dazu. ,,Wo fahren wir hin?'', fragte ich wieder. Und in genau diesen Moment fuhren wir aus der leeren Gasse direkt auf die Hauptstraße der Stadt. Doch obwohl hier ganz klar eine Geschwindigkeitsgrenze galt, die er überschritten hatte, dämpfte er das Tempo nicht.

Ich wohnte von dieser Straße nicht weit entfernt, doch trotzdem war mein zuhause unerreichbar. Ich konnte zwar jetzt die Tür aufreisen und aus den Auto springen, doch bei dieser Geschwindigkeit würde der harte Asphalt mein Tod sein. Erst dann wurde mir klar, dass diese Geschwindigkeit wohl zur Planung dazu gehörte. Wie gerissen! Und als ich erkannte wie aussichtslos eine Flucht war, strömten mir die Tränen in die Augen. Erst jetzt wurde mir klar was ich alles nie wieder sehen würde. Ich würde meine beste Freundin Megan- mit der ich auf dieser Party war- nie wieder sehen. Ich würde Ryan den wohl heißesten Typen den ich kannte- nun ja das stimmte jetzt wohl nicht mehr. Lucius war irgendwie viel attraktiver als Ryan- nie wieder sehen. Ich würde meine Familie nie wieder sehen- obwohl, bei denen war ich mir nicht sicher, ob ich sie überhaupt wieder sehen wollte. Ich hatte es mit meiner Familie nie besonders leicht gehabt.
Ich war kein Einzelkind. Ich hatte noch eine Zwillingsschwester. Ihr denkt euch jetzt sicher wow cool, eine Zwillingsschwester ersetzt einen doch die beste Freundin, tja falsch gedacht. Ich hatte schon immer viel Mist gebaut. Ich war nie das brave Mädchen, dass sich meine Eltern so sehr gewünscht hatten. Darum war wohl auch meine Zwillingsschwester Natalie, das Lieblingskind meiner Eltern. Natalie war das genaue Gegenteil von mir. Brav, lieb, perfekte Schulnoten und immer total höflich.
Nein, meine Schwester wollte ich ganz sicher nicht mehr sehen.

Ich starrte wieder aus der Windschutzscheibe und erschrak, als ich sah, dass wir die Stadt bereits verlassen hatten. ,,Wo sind wir?'', piepste ich und starrte automatisch nach hinten um zu sehen, ob ich die Stadt noch erkennen konnte. Doch das war ein Fehler. Ich konnte zwar die Stadt nicht sehen, dafür aber Lucius zwei Begleiter die wie Statuen auf der Rückbank saßen. Sie hatten beide genauso bleiche Haut wie Lucius und genauso Blut rote Lippen. Das Haar des Mannes, der rechts hinter mir saß, war so blond, dass es schon fast weiß wirkte. Er trug das Haar etwas länger und hatte es streng nach hinten gekämmt. Sein Gesicht war schmal und die Wangenknochen traten klar hervor. Seine Augen waren von einen stechenden Saphir blau. Auch dieser Mann war wunderschön.
Der andere Mann hatte rote Haare. Sie standen ihn in alle Richtungen ab, sodass sie wie ein wildes Feuer aussahen. Sein Gesicht war genauso schmal wie das von Lucius und den anderen Mann, doch sein Kinn war etwas drahtiger. Seine Augen waren von einen stechenden Smaragdgrün.
Erst jetzt viel mir die Ähnlichkeit ihrer Augen auf, obwohl sie alle unterschiedliche Augenfarben hatten. Alle drei Augenpaare waren stechend und leuchtend. Doch die Augen von Lucius waren am schönsten.

Sofort drehte ich mich wieder nach vorne und richtete meinen Blick gerade aus.
,,Oh verdammt, wo sind wir?'', fragte ich wieder panisch. Ich starrte hilflos zu Lucius doch der verzog nur wieder das Gesicht. ,,das ist unwichtig.'', wicht Lucius meiner Frage wieder aus. Konnte er auch eine andere Antwort geben? ,,Hör auf! Hör auf! Ich will das nicht. Ich will, dass Sie mich zurück fahren. Ich will das nicht!'', schrie ich und schüttelte heftig den Kopf. Verzweifelte Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich erlaubte es mir nicht jetzt zu weinen. ,,Beruhigen Sie sich. Ihnen wird nichts passieren.'', sagte Lucius besänftigend und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ich wich seinen Blick aus und starrte auf meine Füße, die ich in der Dunkelheit eh nicht sehen konnte. Genau, mir würde nichts passieren! Warum sollten sie mich sonst mit nehmen, wenn sie mich nicht töten wollten?

Die Nacht verging Schmerzvoll langsam und mit jeder Minute die verging, wurde ich immer müder. Ich war jetzt schon über 24 Stunden wach, und langsam wurden meine Augenlider immer schwerer. Und irgendwann zwischen Morgendämmerung und Nachmittag musste ich eingeschlafen sein, denn das letzte, an das ich mich erinnerte, war der Nebel des Morgens, der sich beängstigend um das graue Auto legte.






Ich schlief nicht gut in dieser Nacht. Ich spürte die Schmerzen an meinen ganzen Körper selbst während ich schlief. Immer wieder wiederholte sich der Ablauf der Entführung vor meinen Augen. Es war ein scheinbar nie enden wollender Alptraum. Und das nächste was ich spürte als ich wieder zu Bewusstsein kam waren- wie konnte es anders sein- Schmerzen. In meinen Kopf dröhnte und hämmerte es. Ich kniff die Augen zusammen und sehnte mich nach einem ruhigen Schlaf, der meine Schmerzen beenden oder wenigstens mildern würde. Doch die Realität drängte sich immer mehr ungewollt in mein Bewusstsein. Die Kopfschmerzen machten es mir nicht gerade leicht die Wirklichkeit von meinen Traum zu unterscheiden. Ich hatte Kopfschmerzen- das musste wohl heißen, dass die Sache mit der Party und mit den Alkohol wirklich passiert war. Doch ich hatte keine Ahnung ob ich wirklich auf dem nachhause weg entführt worden war oder jetzt noch auf einen Tisch im Partysaal lag. Unter meinen Rücken war es jedenfalls weich und bequem- ein Anzeichen dafür, dass ich auf keine Tisch lag. Ich versuchte mich an irgendetwas zu erinnern von dem ich wusste, dass es ganz sicher passiert war. Ich glaubte mich an einen Anruf von meiner Mutter zu erinnern. Meine bescheuerte Zwillingsschwester Natalie hat meinen Eltern erzählt, dass ich mich heimlich auf eine Party geschlichen hatte. Meine Mutter hatte angerufen und hatte verlangt, dass ich augenblicklich nach hause kam. Ich hatte schon viel getrunken und war nicht besonders begeistert davon gewesen, jetzt schon nachhause zu gehen.
Doch ich tat es trotzdem. Mir war wegen den Alkohol etwas schwindlig und übel gewesen, darum habe ich mich entschieden, eine Abkürzung durch eine leere Gasse zu nehmen. Und dann... bin ich glaube ich entführt worden. Mist! ich konnte mich nicht mehr genau an die Entführung erinnern, dass einzige was ich vor den Augen sah, waren stechende gelbe Augen...
Scheiße! Ich glaube ich bin echt Entführt worden! Flatternd riss ich die Augen auf und bereute es sofort. Durch meine Auge schoss ein stechender Schmerz der sich in meinen ganzen Kopf ausbreiteten. ,,Verflucht!'', murmelte ich während ich die Augen wieder schloss und darauf wartete, dass er Schmerz wieder verklang. Ich wusste gar nicht, ob ich sehen wollte wo ich war. Ich war sicher in irgend einen Kerker, Keller, Verließ oder sonst etwas unheimlichen. Und sicher waren mir die Arme und Beine gefesselt und ich lag bestimmt auf irgend einen Gothic Altar und lauter spitze Messer würden über mir hängen. Ich bewegte meine Arme und Beine und musste überrascht fest stellen, dass ich gar nicht gefesselt war. Ich drehte mich etwas nach links und rechts und achtete darauf, meinen Kopf nicht allzu viel zu bewegen um die Kopfschmerzen nicht zu verstärken. Unter meinen Rücken war es weich also ganz sicher lag ich auf keinen Steinaltar.
Doch das nahm ich nicht als gutes Omen. Wahrscheinlich brauchte ich keine Fesseln und keinen Steinaltar, weil mir eine schwere Metalltür die Flucht versperren würde. Oder ein großer, tollwütiger Hund würde mich bewachen. Großartig. Jetzt kamen mir die Fesseln und der Steinaltar wirklich einladend vor. Die Kopfschmerzen flammten erneut auf und erinnerten mich an all den Alkohol den ich gestern getrunken hatte. Schmerzlich stellte ich fest, dass ich nicht genau wusste wie viele Flaschen Bier ich gestern getrunken hatte. Ich fluchte leise in mich hinein und nahm mir vor, nie wieder Alkohol zu trinken. Doch an diesen Vorsatz würde ich mich eh nicht halten. Ich öffnete erneut die Augen und achtete nicht auf den Schmerz der sich immer mehr in meinen Kopf ausbreitete. Erst konnte ich gar nichts erkennen. Ein grelles Licht blendete mich. Schützend hob ich meine Hände vor meine Augen und versuchte mich von den Licht wegzudrehen. Doch leider hatte ich völlig vergessen, dass ich auf einen Bett oder so etwas ähnlichen lag. Ich drehte mich nach rechts und dann war plötzlich kein kuscheliges Etwas mehr unter meinen Rücken. Ein kurzer überraschter Schrei entwich meiner Kehle als ich von den Bett runter fiel. Hart krachte ich mit der Hüfte und der Schulter auf dem Boden auf. Mein Kopf fühlte sich in diesem Moment an, als würde er explodieren.
Ich fluchte laut und war mir bewusst, dass diese Schimpfwörter mir auf meiner Schule wohl einen Verweiß eingebracht hätten. Ich krallte meine Finger in die Matratze des Bettes und zog mich mühsam wieder nach oben. Ich zwinkerte leicht und musste feststellen, dass das Licht nicht mehr ganz so grell war. Ich öffnete meine Augen und versuchte irgendetwas zu erkennen. Doch irgendwie wollten mir meine Augen nicht recht gehorchen. Alles war verschwommen und selbst nachdem ich einigemale geblinzelt hatte, konnte ich noch nichts erkennen.
,,Scheiße'', murmelte ich während ich mir mit meinen Händen über die Augen wischte. Ich hatte gar nicht bemerkt dass noch jemand im Zimmer war, darum hätte ich fast zu schreien begonnen als jemand fragte: ,,Hey, ist alles mit dir in Ordnung?''
Überrascht richtete ich mich auf und dabei durchschoss meine Schulter ein so beschissener Schmerz, dass ich fast wieder zusammen gebrochen wäre, doch ich zwang mich stehen zu bleiben um wenigstens eine Spur von meiner Würde zu behalten. Langsam wurde meine Sicht wieder genauer und ich erkannte, dass ich in keinem Keller gefangen gehalten wurde. Das Zimmer war eigentlich sehr schön. Die Wände waren weiß gestrichen und erinnerten mich nicht einmal entfernt an meine Vorstellung das die Wände aus rießen Steinblöcken wären. Auf dem Boden lag kein Hund oder eine Schlange. Es war einfach nur ein sehr schöner Holzboden. Ungefähr in der Mitte des Raumes teilte eine Schrankmauer bestehend aus vier Schränken das Zimmer in zwei Hälften. Ich konnte etwas um die Schrankmauer herum sehen und entdeckte dahinter ein Waschbecken und einen Viereckigen Spiegel. Auf der anderen Zimmerseite stand ein viereckiger Tisch um den drei Stühle rum standen und über den Tisch war ein viereckiges Fenster mit tiefschwarz getönten Scheiben. Die vier Betten die im Zimmer standen erinnerten in keinster Weiße an Altare. Und auf einem der Betten saß ein Mädchen.
Ihre Haare waren mit einem schwarzen Haarreif nach hinten geklemmt, sodass ihre hellblonden, rückenlangen Locken ihren Rücken hinabhangen. Ihr Gesicht war sehr schön. Sie hatte volle Lippen, eine gerade Nase und ihre Haut war so bleich, dass sie mich an Porzellan erinnerte. Ihre Augen waren etwas besorgt und von einem leicht glänzenden Lila. Gut das mein Selbstbewusstsein groß war, sonst hätte mich ihre Schönheit vielleicht sogar neidisch gemacht. Sie sah mich etwas verwirrt an. Ich konnte nicht anders, als sie einfach idiotisch anzuklotzen. ,,Ähm... tut dir irgendetwas weh oder so?'', fragte sie und ich konnte deutlich das Unbehagen aus ihrer Stimme heraus hören. Sie war wohl nicht so der Typ für besorgte Fragen. Ich schüttelte schnell den Kopf und versuchte nicht daran zu denken, wie verrückt das alles hier war. ,,Nein.'', sagte ich und war mir bewusst, dass ich log, denn genau in den Moment quälten mich die beschissensten Kopfschmerzen überhaupt.
,,Ich will hier nur weg.'', sagte ich schnell und sah das Mädchen ernst an. Sie runzelte etwas verwirrt die Stirn und stand aus ihrem Bett auf und das Kleid welches sie an hatte, war definitiv nicht für eine Entführung gedacht. Ein dunkelblaues mit Rüschen bedecktes Kleid schmiegte sich an ihren dünnen Körper. Oben lag es ganz dicht an und nach unten hin wurde es immer breiter und in Kniehöhe endete es dann in schicken Pailletten. Ihre Schuhe passten perfekt zu den Kleid. Schwarze High heels die sicher ein Vermögen gekostet hatten ließen das Mädchen einige Zentimeter größer werden. Für meinen Geschmack sah das alles etwas zu kitschig aus, doch ihr stand es wirklich super.
,,Tja, wer will das nicht?'', fragte sie und kam zu mir her. Sie begutachtete mich und als ich merkte, dass sie ihre Augen schockiert aufriss, schaute ich auch an mir herunter. Ich hatte ja vermutet, dass ich schlimm aussehen würde, doch so schlimm, hatte ich es nicht einmal selbst eingeschätzt. Mein schwarzes Kleid, welches ich erst neu gekauft hatte, war völlig zerstört. Eine dicke Schmutzkruste bedeckte es vollkommen und ein Riss der von meinen Knie begann und bei meiner Hüfte endete ließ einen Teil meines Beines sehen. Das Kleid hatte keine Träger gehabt sodass auch meine Schultern völlig dreckig waren. An meinen Rechten Arm klebte noch das schmutzige Wasser und Schweiß bedeckte meine ganzen Körper. Außerdem stank ich fürchterlich nach billigen Bier.
,,Shit, das Kleid ist völlig zerstört.'', fluchte ich während ich versuchte wenigstens noch einen Teil des Kleides zu retten. Doch es war hoffnungslos.
,,Stimmt.'', sagte das Mädchen und verschränkte ihre dürren Arme vor ihrer schmalen Brust während sie sich ein Lächeln verkniff. Ich atmete tief durch und versuchte das Kleid zu vergessen. Es gab es ganz sicher wichtige Dinge als dieses Kleid. Ich musste hier weg. ,,Wie komme ich hier raus?'', fragte ich und auf die Reaktion von dem Mädchen war ich nicht vorbereitet. Erst starrte sie mich nur völlig entsetzt an, so als ob sie nicht glauben konnte, dass ich das ernst meinte und als sie dann sah, dass ich es ernst meinte, brach sie in schallenden Lachen aus. Ihr Lachen füllte den ganzen Raum aus und ich konnte nicht anders als sie verdutzt anzusehen. Was hatte die denn jetzt? Was war den so lustig?! Ich konnte nicht begreifen, warum plötzlich so ein fürchterliches kribbeln in meiner Hand entstand, welches mich dazu drängen wollte, in das schöne Gesicht von dem Mädchen zu schlagen. Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte nicht daran zu denken, wie es wäre ihr lachen verblassen zu sehen, wenn sie sich im Spiegel mit einen blauen Auge sehen würde. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ballte meine Hände zu Fäusten. Wenn sie wüsste, wie nah sie vor einen blauen Auge stand...
,,Was ist denn so lustig?!'', schrie ich sie an und einen kurzen Moment unterbrach sie ihr entwürdigendes Lachen. Sie sah mich immer noch erheitert an und musste wieder gegen einen Lachanfall ankämpfen. ,,Ich kann nicht glauben dass das dein ernst ist. Hier kommst du nicht raus. Niemand kommt hier raus.'', stellte sie fest und fing wieder zu lachen an. Schockiert sah ich das Mädchen an. Wie meinte sie das? Wieso kamen wir hier nicht raus? Ich ballte die Fäuste und versuchte selbst zu sehen, wie ich hier raus kam. Bah! Das fehlte noch, dass ich die Hilfe von solch einer eingebildeten Zicke brauchte. Ich wusste selbst, dass es ungerecht war, sie schon nach so kurzer Zeit als Zicke abzustempeln, doch ich war mir fast schon sicher, dass sie genauso verzogen war, wie ich im Moment dachte. Außer dem schwarz getönten Fenster gab es noch eine Tür die hinter der Schrankmauer zu sehn war. Kurz erwog ich die Möglichkeit aus dem Fenster zu springen, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich auch im dritten Stock oder sonst wo sein könnte und da würde ich mir bei einen Sprung bestenfalls beide Beine brechen. Aber wenn ich durch die Tür abhauen würde, würde ich damit riskieren Lucius oder sonst wen zu treffen. Knochenbrüche oder Lucius? Mit einen stillen Seufzer entschied ich mich für die Tür.
Ich ging auf die Tür zu und war mir vollkommen bewusst, dass mich die lilanen Augen von den Mädchen verfolgten, aber wenn sie hier bleiben wollte, würde ich sie nicht aufhalten. Sollte sie doch hier bleiben und auf ihren Tod warten oder auf das was bald kommen würde! Mir doch egal!
Ich steuerte direkt auf die Tür zu und bevor ich meine Hand auf den Türgriff legen konnte fragte mich das Mädchen: ,,Was hast du vor?'' Ich drehte mich kurz zu den Mädchen und sah sie störrisch an. Dann zuckte ich mit den Schultern und versuchte gleichgültig auszusehen.
,,Wonach sieht es denn aus? Ich will weg hier.'', sagte ich und drückte den Türgriff nach unten. Das Mädchen auf dem Bett zuckte ebenfalls die Schultern und schloss kurz die Augen. Sie Atmete einmal tief durch und reckte ihren dünnen Körper. Sie strich sich schnell über ihre sorgfältigen Locken und strich wieder ihr Kleid glatt. Ja, definitiv eingebildet.
,,Wenn du meinst. Aber ich habe dir bereits gesagt, dass hier niemand rauskommt.'', das niemand betonte sie besonders, sodass sich tausende weiterer stille Bemerkungen dahinter versteckten. Doch ich ging nicht darauf ein und tat einfach so, als hätte ich das überhört. ,,Du hilfst mir also nicht?'', fragte ich sie damit ich endlich mal Klarheit bekam. Sie schmunzelte etwas, so als ob sie alleine der Gedanke daran schon zum lachen bringen würde. ,,Nein, es nützt eh nichts.'', sagte sie und ging anmutig mit erhobenen Haupt an mir vorbei. Jetzt fehlt nur noch die Krone und das Zepter dann würde ich sie ganz sicher auslachen.
Sie schob sich an mir vorbei und drängte mich etwas von der Tür weg. Mich verblüffte etwas ihre Kraft. Sie war so klein und dünn und sah so schwach aus. Ich hatte nicht damit gerechnet das sie stark genug war um mich weg zu schieben. Doch ich ließ mir meine Verdutztheit nicht anmerken und setzte eine harte Mine auf.
Sie legte ihre bleiche Hand auf den Türgriff, doch ehe sie die Tür öffnete drehte sie sich noch einmal zu mir. ,,Achja, ich heiße übrigens Skya Farr. Wenn wir schon Zimmergenossinen sein müssen, sollten wir wenigstens unsere Namen kennen.'', sagte sie herablassend und schob das Kinn nach vorne. Sie funkelte mich wütend an und machte keine Anstallten zu gehen. Verspätet wurde mir klar, dass sie jetzt auch von mir erwartete, dass ich mich vorstellte. Kurz dachte ich darüber nach ihr meinen Namen nicht zu verraten oder einen falschen zu nennen, doch dann entscheid ich mich dagegen, weil ich ja nicht gleich unbedingt zum streiten anfangen musste.
,,Jessminda Blair und wir werden nicht lange Zimmergenossinen sein. Ich werde es schaffen hier abzuhauen.'', stellte ich fest. Skya stieß etwas entrüstet den Atem aus und zog ihre Augenbrauen nach oben. ,,Natürlich.'' murmelte sie genervt und verdrehte die Augen. Zugegeben, mich nervte diese Geste. Eigentlich nervte mich Skya auch schon im allgemeinen. ,,Wie du meinst. Versuch es ruhig! Mach dir aber keine allzu großen Hoffnungen.'', ratschlagte sie mir. Langsam machte sie mich echt wütend. Ich brachte keine Ratschläge von ihr! Ich komme auch gut alleine zurecht!
,,Danke, ich kann mich selbst ganz gut einschätzen'', säuselte ich. Skya zuckte nur mit den Schultern und machte dann die Tür auf. ,,Bis später.'', war das letzte was sie sagte bevor sie die Tür hinter sich schloss. Ich biss mir auf die Zunge und schluckte jede Beleidigung die ich ihr nur zu gern nachrufen würde hinunter. Oh, ich musst hier weg! Auf keinen Fall würde ich mir mit dieser hochmütigen, arroganten Zicke ein Zimmer teilen.
Ich wartete noch einen Moment im Zimmer, damit ich Skya nicht noch einmal begegnen musste, bevor ich die Tür aufriss. Zwei Gänge erstreckten sich vor mir. Der eine führte nach rechts und an der weißbestrichenen mit Bilder und sonstigen Kram behängten Wand waren weitere hellbrauune Türen zu sehen. Und der andere Gang führte gerade aus und eine doppelte Glastür teilte diesen Weg in zwei Hälften. An dieser Wand war nur eine Tür. Ich entschied mich für diesen Weg, weil mir die Wahrscheinlicher niedriger erschien, dass ich dort jemanden traff. Ich lief in schnellen Schritten auf die große Glasstür zu und musste erschrocken nach Luft schnappen, als ich mir bewusst wurde, dass die Tür viel schwerer als gedacht war. Ich stämmte mein ganzes Gewicht dagen und die Tür öffnete sich. Ich lief weiter und meine Schritte hallten so laut in den leeren Gang nach, dass es mich schon überraschte, dass noch niemand gekommen war um mich wieder einzufangen.
Und wieder teilte sich der Gang in zwei weitere Gänge auf. Na ganz toll. Langsam fühlte ich mich wirklich wie in einen Labyrinth. Ich hatte keine Ahnung ob ich überhaupt in die richtige Richtung lief. Der Gang führe weiter gerade aus und wieder war eine doppelte Glastür die Grenze. Dahinter konnte ich einen Gang sehen an den sich auch einige Türen erstreckten. Und dann führte noch eine Abzweigung nach links. Dieser Gang war allerdings nicht lang, denn er verlor sich in einer breiten Treppe. Die Treppe sah schlicht und stabil aus, doch ich konnte das Ende nicht sehen, weil die Treppe nach einigen Stufen eine Kurve schlug.
Oh genial, ich war also doch in irgendeinen Stockwerk bei dem ich mir bei einen Sprung aus dem Fenster sämmtliche Knochen gebrochen hätte...ich wusste doch das die Tür eine bessere Idee war. Ich lief auf die Treppe zu und wäre fast hinuntergefallen. Im letzten Moment schaffte ich es noch mich am Geländer der Treppe fest zuklammern um meinen Sturz abzufangen. Ich knickte mit meinen rechten Bein um und der Schmerz der dabei mein ganzes Bein durchlief erinnerte mich stark an den Schmerz den ich gestern in der Gasse gespürrt hatte, als ich gegen die Mauer gekracht war. Oh bitte lass den Ausgang nicht weit entfernt sein!
Ich unterdrückte den Schmerz in meinen Bein und humpelte so schnell ich konnte die Treppe hinunter. Ich konnte das Ende der Treppe immer noch nicht sehen, ich betete nur, dass mir niemand entgegen kommen würde. Und ich hatte tatsächlich Glück. Keiner kam mir den ganzen Weg die Kurven der Treppe hinunter entgegen. Glück und Dankbarkeit schwoll in mir an und mir trieb es die Tränen in die Augen als ich endlich das Ende der treppe auf mich zukommen sah. Ich sprang die letzten drei Stufen in einen Satz hinunter und ignorierte den Schmerz der dabei meine Knöchel einhüllte. Ich drehte mich um und dann sah ich das was mich vor Glück beinahe laut zum aufschreien gebracht hätte. Mein ganzer Körper wollte vor Glück explodieren. Tränen schossen mir erneut in die Augen und ich schaffte es nicht einen dankbaren Seufzer zu unterdrücken. Da war sie. Meine Rettung.
Eine Tür aus Metall war nicht einmal fünf Meter von mir entfernt. Tränen der Erleichterung liefen ungehinderte meine Wangen hinunter während ich so schnell ich konnte auf die Metalltür zulief. Meine Hand griff nach den Türgriff und bevor ich ihn hinunterdrücken konnte um in die Freiheit zu fliehen, legte sich eine schwere Hand auf meine Schulter. Ich hatte keine Zeit zu reagieren, denn ich wurde schon grob nach hinten gezogen und im nächsten Moment wurde ich mit den Rücken gegen eine Wand gedrückt.
 
 
 
Eine Hand drückte sich gegen meinen Hals und machte mir das Atmen schwer. Mein Kopf wurde gegen die Mauer geschleudert und erneuter Schmerz schoss durch meine ganze Schädeldecke. Keuchend verscuhte ich durch die weißen Punkte die vor meinen Augen herumtanzten etwas zu erkennen. Ich versuchte mit meinen Händen und Beinen um mich zutreten, doch irgendetwas strakes drückte sich gegen meinen ganzen Körper. Die Luft wich aus meinen Lungen und der Sauerstoffmangel machte mich zusätzlich schwächer.
Oh Gott, jetzt war es so weit: Ich würde sterben. Sie würden mich eiskalt erwürgen. Was für ein entwürdigender Tod. Wo war ich hier nur hinein geraten. Das hatte ich wirklich nicht verdient! Ich war immer so ein gutes Mädchen gwesen...nunja, ,,gut'' für ein Mädchen in meinen Alter. Ich stellte meine Wehrverscuhe vollkommen ein, denn ich hatte nicht mehr die raft mich zu wehren. Meine letzte Kraft versuchte ich dafür zu nutzen schwerfällig zu atmen, doch selbst das gelang mir nicht mehr.
,,Was machen Sie hier?'', es wunderte mich sowieso dass ich durch das Rauschen in meinen Ohren noch etwas hören konnte, doch vorallem wunderte es mich, dass ich die Stimme sogar zuordnen konnte. Und wieder kam mir dieser dumme Vergleich: Wie schmelzende Schokolade mit einen Schuss Blut.
Und obwohl ein unsagbar großer Schmerz in meiner Kehle Pochte und alles in meinenKopf dröhnte, wusste ich, dass mir nichts passieren konnte. Klar, er hatte zwar meine Fluchtpläne zerstörrt und ganz erlich, das war ein heftiger Schlag für mich gewesen, aber er würde mir nichts tun. Nun, er würde mich auf jeden Fall nicht umbringen. Und egal wie idiotisch es war, ich fühlte mich bei ihn sicher.
Ich hechelte nach Luft und versuchte ihn klar zu machen, dass mir die Luft aus ging. Ich glaubte ihn leise Seufzen zu hören und dann war plötzlich der ganze Druck auf meinen Körper weg und ich stürtzte schlaff auf die Knie. Meine Kehle pochte und ich legte automatisch meine Hand auf meinen Hals. Ich holte tief Luft und hustete um das kratzen in meinen trockenen Hals zu vertreiben.
Lucius ließ mich ersteinmal Luft holen und als ich fast wieder aufgehört hatte vor Sauerstoffmangel und Schock zu zittern fragte er mich wieder: ,,Was machen Sie hier?'' Seine Stimme klang anklagend und auch etwas wütend.ich starrte auf den Boden und war dankbar dafür, dass ich so gut im Lügen war. Meine Eltern fragten mich diesen Satz immer, wenn sie mich erwischten wie ich Nachts draußen vor den Haus rumschlich um auf eine Party zu gehen.
,,Ich wollte nur etwas an die frische Luft, weil ir schlecht war.'', log ich munter darauf los. Genau das sagte ich auch immer zu meinen Eltern und die glaubten das auch immer. Aber Lucius nicht. Er zog anklagen die Augenbraue nach oben und auch wenn ich es niemals zugeben würde, machte ihn das in meinen Augen noch viel attraktiver als er eh schon aussah. Endlich konnte ich ihn richtig sehen. Sein Haar war etwas zerzaust und tief braun. Sie umrahmten seine Augen auf eine atemberaubende Weiße, die ich niemals für mglich gehalten hätte. Und oh Gott seine Augen...jetzt wo kein Alkohol mehr meinen Geist beherschte, konnte ich sie richtig ansehen. Sie waren das unglaublichste was ich jemals gesehen hatte.
Leuchtend Gelb und in ihnen schien sich seine Seele zu spiegeln. Es war, als könnte ich durch sie hindurch sehen. Eine elektrische Spannung schien sich in den ganzen Raum auszubreiten als er mir intensiv in die Augen blickte und die Endlosigkeit die ich in den seinen entdeckte war grenzenlos. es waren die schönsten Augen die ich jemals gesehen hatte. Sie passten perfekt in sein makelloses Gesicht. Seine Haut war so bleich wie die des Vollmondes der Gestern noch sein bedrohliches Licht auf uns geworfen hatte nd so rein wie Porzelan. Seine Lippen sahen zierlich und trotzdem wegen der blutroten Farbe so gefährlich aus. Ich wünschte mir nichts lieber, als einmal sein wunderschönes Geesicht zu berührem um mich davon zu überzeugen, dass er wirklich existierte.
Nachdem ich meine Augen endlich von seinen Gesicht reissen konnte, blieben sie an seinen Körper hängen. Gestern- war die Entführung überhaupt gestern passiert? Es kam mir so vor, als wäre die Entführung Jahre her- hatte ein schwarzer Umhang seinen Körper ganz verdeckt, doch jetzt trug er ein schwarzes T-shirt welches sich nahezu perfekt an seinen Körper schmiegte und seine Brustmuskeln petonte. Selbst seine Arme waren muskolös. Er trug eine schwarzes Jeans und dazu schwarze Schuhe. Beschähmt musste ich mir eingestehen, dass Schwarz ihn einfach großartig stand. Mir war in der Gasse schon aufgefallen dass er groß war, aber jetzt wo ich vor ihm kniete sah er noch viel größer aus. Er sah auf mich herab und schien mioch zu begutachten.
,,Ich denken, es ist keine gute Idee nach draußen zu gehen.'', sagte er und packte mich vorsichtig am Arm. Er zog mich nach oben, so als wäre ich nur eine Puppe. Ich stellte mich wieder hin und sah ihn ernst an. Er hielt meinen Oberarm immer noch fest und dort wo seine Hand war, fing meine Haut fast schmerzhaft zu kribbeln an. Mein Herz schlug plötzlich viel schneller und erschrocken musste ich beobachten, wie mein Körper auf Lucius' Berührung reagierte. Eine heiße Schockwelle durchlief meinen ganzen Körper und meine Nackenharre stellten sich auf.
Es war merkwürdig und er schreckend, dass ich so auf ihn reagierte. Noch nie zuvor hatte mich eine bloße Berührung so reagieren lassen. Ich veruschte diese eigenartigen Reaktionen zu verdrängen, doch so richtig gelang es mir nicht. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, dass Lucius der war, der mich entführt hatte und der gerade meinen verzweifelten Fluchtversucht gestoppt hatte und ich befalh meinen Körper dementsprechend zu reagieren. Meine Hand kribbelte und auch wenn ich nich nie jemanden bewusstlos geschlagen habe, fühlte es sich so an, als ob ich genug Kraft hätte, ihn so fest zu schlagen, dass es funktionieren könnte. Doch womöglich täuschte ich mich auch, denn als ich geradewegs mit der geballten Hand auf sein Gesicht zielte, Umklammerte mich auch schon ein fester Handgriff um das Handgelenk. Der Griff war so stark, dass er meinen achso starken Schlag problemlos abfing und er seine Wirkung verlor. Erschrocken musste ich feststellen, dass Lucius meine Hand fest hielt.
,,Sie denken also es sei keine gute Idee nach draußen zu gehen?'', fragte ich zwischen zwei Atemstößen um vor meiner Niederlage abzulenken. Lucius schien die ganze Sache überhaupt nicht angestrengt zu haben, denn sein Atem war ruhig und er sah auch nicht verschwitzt aus. Es ärgerte mich so gar, dass er noch so gut aussah. Ich kam mir schwach vor. ,,Ja, das denke ich.'', sagte er während er meine Hand los ließ, die schlaff nach unten fiel. Ich kam mir neben ihn wirklich wie ein Püppchen vor, das er voll im Griff hatte. Ich verschränkte meine arme vor der Brust und richtete mich kerzengerade auf. Damit konnte ich zwar den Größenunterschied nicht wett machen, aber trotzdem hoffte ich, dass ich stärker wirkte. ,,Und wiso ist es keine gute Idee?'', ich würde mich ganz bestimmt nicht nocheinmal von ihn aufhalten lassen. Ich verlagerte ungeschickt das Gewicht und versuchte zur metall Tür zukucken, was gar nicht so leicht war, weil Lucas mich mit seinen Körper abschiermte. Er runzelte kurz die Stirn und ein verstohlenes Lächeln schlich sich beinahe unbewusst auf sein Gesicht.
,,Nun, sagen wir einfach es würde Ihnen nicht nicht gut tun, nach draußen zu gehen.'' Seine Antwort war wohl die lahmste Ausrede die ich jemals gehört hatte doch er sagte es mit solchem ernst, dass mich ein heftiger Schauder überfiel. Mein Atem ging schneller und eisige Schauder jagten über meinen Rücken. Etwas erschrocken über den ernst in seiner Stimme sah ich ihn an und sein Lächeln war etwas trauriger geworden.
,,Ich...Ich will trotzdem raus.'', sagte ich nachdem ich mich wieder etwas besser konzentrieren konnte. Ich versuchte mich an ihn vorbeizu schieben doch wieder packte er meine Schultern und stieß mich gegen die Wand. Vielleicht hatte er mich gar nicht so fest zurück schubsen wollten, doch das änderte nicht den Schmerz der meinen ganzen Rücken bedeckte.
Er sah mich mit seinen lecuhtenden Augen an und auf einmal schienen sich unzhlige schwere Jahre in ihnen zu spiegeln und obwohl ich mich dafür hasste tat er mir unglaublich leid.
,,Ich denke Sie werden in näherer Zukunft überhaupt nicht mehr nach draußen gehen'' sagte er und es hörte sich nicht so an, als würde er es nur denken sondern wissen. Und das genügte mir um einen Kloß im Hals zu bekommen.
,,Gehen Sie jetzt zurück in ihr Zimmer. Der Untericht beginnt bald.'' sagte er und ein neutraler Gesichtsausdruck legte sich auf sein Geischt. Was?! Hatte ich mich gerade verhört, oder hatte er echt Untericht gesagt?! Nein, das konnte dihc echt nicht sein! Das konnte doch nicht sein ernst sein!Untericht?! Wenn man entführt wurde?! He, das konnte dich nicht sein! Gab es denn dagegen kein Gesetzt?
Ich stand immer noch völlig überrascht und mit offenen Mund vor Lucius und dann legte er mit einen leisen Seufzer seine Hand hinter meinen Rücken und schob mich mit leichtigkeit zur Treppe. Ich stolperte einfach vor ihm her. Er schob mich zwei Stuffen nach oben und als ich dan fast die Naselang hingefallen wäre, schaffte ich es endlich wieder zu sprechen.
,,Warte mal. Untericht?! ist das Ihr ernst?'', frate ich und kam mir dabei so bescheuert vor. Er legte den Kopf schräg und versuchte zu verstehen, was ich daeben gefragt hatte. Er sah wirklich unglaublich süß aus, wenn er mich so ansah. ,,Das ist mein ernst. Was glauben Sie wo sie hier sind?'', fragte er und diese Frage brachte mich zum wanken. Wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich seit dem ich meine Augen im Bett aufgeschlagen hatte mir keine gedanken mehr darüber gemacht wo ich war. Als ich meine Augen noch geschlossen gehabt hatte, habe ich mir irgendeinen Keller oder so vorgellt, aber hier sah es nicht aus wie in einen Keller, die vielen Türen ließen eher darauf schließen, dass dieß hier ein Hotel oder so war.
Ich schaute mich zum erstenmal richtig um und entdeckte an den Treppenwänden unzählige Bilder auf denen Menschen zu sehen waren. Ich runzelte die Stirn und überlegte fieberhaft, warum Entführer Gruppenbilder aufhängen sollten. Ich sah wieder zu Lucius und verlagerte das Gewicht.
,,Keine Ahnung. In einen Versteck von Entführern?'', es klang wie eine Frage doch eigentlich war dies als wirkliche Antwort gedacht. Lucius verzog seinen Mund zu einen amüsierten Lachen und stieß erstaunt den Atem aus. Er lehnte sich gegen das Geländer der Treppe und schaffte es dabei trotz seiner Größe unglaublich geschickt auszusehen. Und das war er devinitiv auch.
,,Sie haben sich noch keine Gedanken darüber gemacht.'', stellte er fest während er die Arme vor der Brust verschränkte. Ich schob trotzig das Kinn nach vorne und nahm mir fest vor, mir nicht dumm vorzukommen. Wieder Lächelte Lucius.
,,Spielt es eine Rolle wo ich bin? Ich will hier einfach nur weg, ganz egal was das hier ist.'', ich machte eine Geste die den ganzen Raum einschloss und versuchte mich wieder an ihn vorbei zu schieben.
Doch Lucius packte mich erneut an der Schulter schupste mich diesesmal aber nicht weg sondern hielt mich einfach nur so fest, dass ich ihn in seine Augen sehen musste. Und oh Gott, ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er mich tagelang so fest halten würde. Sein Blick bohrte sich in meinen und die nächsten Worte die er sprach drangen nur ganz langsam zu mir durch.
,,Ich denke schon, das es eine Rolle spielt wo Sie sich befinden. Dies hier ist ein Internat.''
 
 
 
 
Schön, auch wenn ich geglaubt hatte auf alles vorbereitet zu sein, das übertraf wirklich jede meiner Vorstellungen. Und obwohl ich in Lucius Augen nichts lesen konnte, was mit einer Lüge zu tun haben könnte, schaffte ich es nicht seine Worte zuglauben. Ich schaffte es nicht einmal sie zu verstehen! Ich konnte Lucius nur völlig perplex ansehen und darauf warten, dass er mich auslachen würde, weil ich ihn so verrückt anstarrte. Doch das tat er nicht. Er warte einfach und ließ mich nicht los. Nach einiger zeit schweigen versuchte ich wenigstens die Worte in meinen Verstand sickern zu lassen.
,,W-Was?'', klar war das echt nicht das einfallreichste was man sagen konnte, aber es ist eben schwer mit einer Zunge, die so schwer ist wie Blei zu reden. Lucius stieß den Atem aus und erst dann wurde mir bewusst, dass er darauf gewartet hatte das ich etwas sagte. Ein erleichtertes Lächeln ließ sein Gesicht erstrahlen und er schien zu glauben, dass das schlimmste vorbei war, doch dieser Überzeugung war ich nicht. Mir drehte sich alles und meine Gedanken wirbelten in meinen Kopf herum.
,,Das ist das Internat Sang de la Lune'', sagte er als würde das für eine Erklärung reichen. Mir drehte sich noch immer alles und noch immer versuchte ich seinen Worten zu glauben obwohl sie mir so unwirklich vor kamen. Eifrig versuchte ich mich abzulenken und da kam mir der merkwürdige Name des Internates gerade recht: ,,Sang de la Lune? Das ist französisch oder?'', fragte ich und den anerkennenden Blick den mir Lucius zu warf, machte mich irgendwie stolz. Ich hielt mich an den Geländer der Treppe fest und versuchte alles zu verstehen, was ich heute erfahren habe, doch es fühlte sich alles so unecht an.
,,Sie können französich?'', es war fast beleidigend wie er das aussprach. Nun, es war wohl nicht zu übersehen, dass ich nicht unbedingt zu den Strebern gehörte, aber kann ich denn nicht trotzden von etwas ahnung haben. Leider hatte er Recht was das betraf. Ich konnte kein Stück französisch. Ich tat mich mit englisch schon schwer genug und eigentlich hatte ich nur ein Wort erkannt, dass mich entfernt an Frankreich erinnerte: de la. Ich hatte zwar keinen Schimmer was das Übersetzt heißte, aber als ich damals mit meinen Eltern und meiner Schwester Urlaub in Frankreich gemacht hatte, hatte ich oft dieses Wort gehört. Nun ich hätte Lucius natürlich anlügen können und ihn sagen können, dass ich französisch konnte, doch wenn er mich dann fragen würde was das übersetzt hieß, würde ich eh auffliegen.
,,Nen, eigentlich nicht.'', sagte ich also etwas bedrückt. Wieder stohl sich ein Lächeln auf seine Lippen doch ich ignorierte es einfach. ,,Sie sollten un wirklich in ihr Zimmer gehen. Der Untericht beginnt bald.'', sagte er wieder. Aja die Unterichtssache. Ganz wohl fühlte ich mich dabei zwar nicht, aber irgendwie war ich ja schon neugierig. Ich ließ mich also von Lucius weiter die Treppen hoch schieben und versuchte nicht darüber nach zudenken, wie gut es tat seine Hand auf meinen Rücken zu spürren. Versteht mich nicht falsch, ich wollte immer noch verschwinden, aber ich konnte ja wenigstens mal sehen, wie es hier so war, oder? Lucius schien im Gegensatz zu mir genau zu wissen, wo mein Zimmer war. Er schob wies mir an durch eine doppelte Glastür zu gehen und hielt mir dabei die Tür auf. Und als er dann eine der unzählingen Türen öffnete war ich genau in dem Zimmer in dem ich heute aufgewacht war. Ich drehte mich kurz zu Lucius um und bedankte mich dafür, dass er mich hier her gebracht hat. Er nickte nur kurz und verließ dann mein Zimmer. Zum Glück war dieses Mädchen nicht da- wie hieß sie? Skya?- denn sonst wäre ich ohne zu zögern wieder aus dem Zimmer vwerschwunden. Es gefiel mir gar nicht, dass sie recht behalten hatte. Ich hatte es wirlich nicht nach draußen geschaft.
Ich sah mir die zweite Hälfte des Zimmers an, die Seite, die von der Schrankwand verdeckt gewesen war als ich aufgewacht war. Überrascht stellte ich fest, dass nicht nur ein Waschbecken und ein Spiegel hier waren sondern vier Waschbecken und vier Spiegel. Zwei Waschbecken waren mit allen möglichen Kram vollgestellt: Pafüm, Haarspray, Duschgel, Shampoo, Schminke... und die anderen zwei waren leer. Ich musste nicht lange überlegen um zu wissen wenn die beiden vollen gehörten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Skya den ganzen Kram da wirklich jeden Tag benutzte.
Ich trat an eines der leeren Waschbecken und sah mich in den viereckigen Spiegel an. Meine Haare waren verknotet und meine Schminke war vollkommen verwischt. Außerdem klebte in mienen Gesicht noch der ganze Dreck und schweiß der Entführungsnacht. Eine kleine Platzwunde über meinen rechten Auge entstellte mein Gesicht. Erschrocken zuckte ich zurück, als mir bewusst wurde, dass Lucius mich so gesehen hatte.
Ich musste sofort unter die Dusche und ich brauchte sofort saubere Sachen zum anziehen. Nur dann wurde mir verspätet klar, dass es in diesen Zimmer keine Dusche gab. Großartig. Ich sah an mir herab um zu sehen, ob ich mein Aussehen auch ohne dusche retten konnte. Doch es war hoffnungslos. Ohne Dusche funktionierte da gar nichts mehr. In schnellen Schritten lief ich auf die Tür zu und riss sie auf in der Hoffnung, das Lucius noch da war und ich ihn fragen konnte, wo ich duschen konnte. Doch er war schon weg. Niemand war in der Nähe außer...oh nein! Skya stand im Rahmen der offenen Glastür und musterte mich zufrieden. Das schelmische Lächeln auf ihren Gesicht, war so nervtötend, dass ich am liebsten die Tür wieder zu geschlagen hätte.
,,Hey, Jessminda! Du bist ja immer noch hier! Wolltest du nicht abhauen?'', schrie sie zu mir herüber während sie langsam und siegessicher auf mich zu kam. Ich lächelte sie eiskalt an und hoffte dass meine Stimme genauso kalt war ,,Ich habs mir anders überlegt.'', rief ich und einen kurzen Moment verrutschte ich aufgesetztes Lächeln, doch dann wurde es nur noch breiter. ,,Das freut mich.'', schrie sie doch ich konnte naus ihrer Stimme herraus hören, wie gelogen dieser satz war. ,,Mich auch.'', sagte ich und skya blieb vor mir stehen. Sie betrachtete mich zufrieden und war sich dann ihr blond gelocktes Haar über die Schultern. Ich lächelte sie noch immer an und versuchte erst gar nicht meine feindseeligkeit aus meiner stimme fernzuhalten.
,,Könntest du mir bitte sagen wo die Duschen sind.'', fragte ich sie und selbst sie musste bemerkt haben, dass die Freundlichkeit in meiner Stimme nur gespielt war, doch trotzdem lächelte sich mich so an als wäre ich ihre beste Freundin.
,,Sicher. Den Gang hinunter und die letzte Tür links.'', informierte sie mich. ,,Deine Sachen sind in den hintersen Schrank.'', informierte sie mich und deutete an mir vorbei auf den Schrank, der ganz hinten war. Mein Lächeln verflog und ich starrte sie verwirrt an. Ich hatte keine Sachen mit gebracht, dau hatten sie mir keine Zeit gelassen. Von welchen Sachen sprach sie also? Doch ich weigerte mich sie zu fragen und nuschelte ein einfaches Danke. Sie war mir noch ein falsches Lächeln zu, bevor ich zu den hinteren schrank ging. Skya trat währenddessen in mein... nein, unser Zimmer ein. Sie setzte sich auf das Bett auch welchem sie schon heite bei unseren ersten Treffen gesessen war.
Ich öffnete skeptisch den hinteren Schrank und da waren tatsächlich Klamotten in den Schrank...aber nicht meine. Auf den ersten Blick entdeckte ich nur eine Art uniform die sorgfältig zusammengefaltet auf einen der Regale im Schrank lag. Sie war von einem dunklen blau und bestand aus einer Bluse und einen Rock. Dann entdeckte ich schwarze Chucks und balue Ballarinas in einem der unteren Regalen. Außerdem war der Schrank mit in dunklen farben gehaltenen T-shirts, Tops und Jeans voll gestopft die alle feinsäuberlich gefaltet waren. Das waren genau die Art Klamotten die ich mochte, mal abgesehen von dieser Uniform. Doch trotzdem gehörten sie nicht mir.
,,Das sind nicht meine Sachen.'', murmelte ich und sah mir der Schrank genau an und entdeckte Duschgel, Shampoo, Schminke und eine Haarbürste im obersten Fach. ,,Das sind deine neuen Sachen.'', sagte Skya, die ich schon fast wieder vergessen hatte, und stöhnte. Meine neuen Sachen? Ging es nur mir so, oder war das alles wirklich so verrückt wie ich dachte.
Doch ich fragte nicht nach, denn ich hätte es eh nicht verstanden.Kopfschüttelnd nahm ich das Duschgel, das Shampoo,Haarbürste und ein großes weißes Handtuch aus dem Schrank und zog ein X-beliebiges T-shirt aus dem Kleiderstapel. ,,Du solltest lieber die Uniform anziehen.'', sagte Skya die plötzlich vor mir stand. Ich zuckte überraschte zusammen und hätte fast alles fallen lassen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war...,,Warum?'', fragte ich sie und sah mir das schlichte schwarze T-shirt an welches ich in meiner Hand hielt. Skya zuckte mit den Schultern und starrte das T-shirt an.
,,Nun, weil bald der Untericht beginnt, und da ist es pflicht die Uniform zu tragen.'', sagte sie während sie nochmals lässig mit den Schultern zuckte. Ich hätte fast laut zu schreien begonnen. Eine Uniform?! War das ihr ernst?! Wie altmodisch wardas denn?! Und konnte diese verfluchte Uniform eigentlich noch hässliger sein? Mit einem schlag fiel mir wieder ein, warum ich Internate so sehr hasste. Meine Eltern hatten mir schon seit Jahren angedroht mich in ein Internat zu stecken, wenn ich nich endlich gehorsamer wurde, und da hat es mich jedesmal vor übelkeit geschütelt. Ich wollte nie auf ein Internat, weil das einfach nie etwas für mich sein würde. Und jetzt wo ich wirklich hier war, wurde das auch nch bestätigt. Super.
Ich schmiss das T-shirt einfach wieder in den Schrank und dabei war es mir vollkommen egal, dass ich die Ordentlichkeit jetzt schon zerstörrte. Ich zog die Uniform resprektlos aus dem Schrank und schnappte mir einen schwarzen BH und einen passenden Schlüpfer dazu. Ohne ein weiteres Wort zu sagen schob ich mich an Skya vorbei und stampfte den Gang hinunter. Es war ein langer gang mir sehr vielen Türen doch als ich die letzte Tür links öffnete, stand ich wirklich im Duschraum. Einige Duschen reihten sich aneinader doch alle waren von Kabinen eingezäumt um etwas privatsfäre zu gewähren. Der Boden war mit sauberen weißen Fliesen bedeckt und die Wände waren in einen angenehmen Gelb gestrichen. Ein großer Spiegel bedeckt fast eine der Wände vollständig. Auch hier waren zwei fenster doch auch diese waren schwarz getönt, sodass nicht genug Licht durch die Fenster kam, also waren die Lampen eingeschalten. Wie verschwenderisch. Hier gab es keine Toilett, dafür würde es wohl einen extra Raum geben. Soweit ich da beurteilen konnte war ich allein. Ich schlüpte schnell in eine der Kabinen und schloss sie ab. Mit großer Mühe schaffte ich es mich aus dem kaputten Kleid zu befreien und im nächsten Moment fand ich mich auch schon unter einen heißen Wasserstrahl wieder. Die Hitze auf meiner Haut entspannte meine Muskeln und bis vorhin hatte ich noch nicht gewusst, dass ich gefroren hatte, doch jetzt wusste ich es. Mein ganzer Körper zitterte und eine Gänsehaut überfiel mich.
Ich ließ mir länger als nötig Zeit unter der dusche und als ich dann aus der Dusche schlüpfte fühlte ich mich wieder sauber. Ich trocknete mich schnell mit den weichen Handtuch ab und streifte mir dann meine Unterwäsche über. Bei der Uniform zögerte ich, denn mir gefiel sie immer noch nicht. Doch trotzdem zog ich sie mit einen seufzer an und musste überrascht feststellen, dass sie bewquemer als vermutet war. Ich schloss die Kabine wieder auf und trat vor dem extrem großen Spiegel. Die dunkelblaue Bluse schmiegte sich perfekt an meinen Körper und betonte meine schöne Figur. Der stoff war leicht und sanft. Er musste sehr edel sein, doch ich kannte mich mit stoffen nicht sehr gut aus. Die Knöpfe meiner Bluse funkelten in einen tiefen schwarz und auf meinen Rücken prangt irgendein komisches Wappen.
Das Wappen bestand aus einem hellgrauen Schild auf dem eine Fledermaus ihre Flügel ausstreckte und gefährlich ihre spitzen Zähne bleckte. Die Fledermaus war tief schwarz und nur die Zähne lecuhteten in einen beunruhigenden weiß. Hinter der Fledermaus war ganz klein ein vollmond zu erkennen, der von dichten, grauen Wolken, teilweiße bedeckt war. Und um das ganze schwarze Schild herum reckten und wucherten Blumen. Nunja eigentlich war es nur eine Blume die mehreremale blühte. Die Blätter dieser Blume waren von einen tiefen Lila das zur Mitte hin eine Nuance heller wurde. Der Stängel der Blume war mit spitzen Dornen übersäht.
Bei diesen Wappen konnte es sich eigentlich nur um das Schulwappen handeln, aber wer wählte denn sio ein unheimliches Wappen als Schulwappen? Ich runzelte die Stirn wand meine Aufmerkssamkeit aber dann meinen Rock zu. Der Rock war sehr kurz und bedeckte nur etwas die Hälfte meines Oberschenkels, doch ich hatte schöne Beine die durch die dunkle Farbe betont wurden. Tatsächlich war der Rock fast schwarz und glitzerte dunkellila wenn ich mich nach links oder rechts drehte. Zu der Schuluniform gehörten auch Socken die aber zum Glück nicht bis zu den Knien reichten, so wie man das in den Filmen sieht. Man konnte sie sogar problemlos hinter Schuhen verstecken. Die Socken waren schwarz und auf jeder prangte das selbe Schulwappen wie auf meiner Bluse. Ich schlüpfte schnell in die Socken und dann wurde mir bewusst dass ich die Schuhe vergessen hatte.
Ich fluchte leise, schnappte mir schnell den Kram den ich mit genommen hatte und verschwand dann aus dem Duschraum. Ich rasste den Gang hinauf und war heilfroh, dass in diesen Moment Skya aus unseren Zimmer kam, denn sonst wäre ich sicher an unseren Zimmer vorbei gelaufen.
,,Da bist du ja.'', sagte sie während ich mich an ihr vorbei schob und direkt auf meinen Schrank zu steuerte. Etwas aus der puste nickte ich einfach nur. Ich riss den Schrank auf und schmiss alles was ich in der Hand hatte einfach in den Schrank und schmiss die schwarzen Chucks auf den Boden. Ich stieß meine Füße in die Schuhe und fluchte leise, als ich den Kamm nicht mehr im Schrank finden konnte.
,,Du solltest dich etwas beeilen weißt du? Der Untericht beginnt in zehn Minuten.'', ich ließ Skya einfach vor sich hin plappern. In diesen Moment fand ich den Kamm. Auser atem stieß ich den Schrank mit den Fuß wieder zu und kämmte mir meine widerspänstigen Haare. Meine rückenlangen schwarzen Haare waren mehr als verknotet, doch trotzdem schaffte ich es erstaunlicherweiße sie durch zu kämmen. Eignetlich hatte ich es nicht besonders eilig zu Unterricht zu kommen, doch irgendetwas sagte mir, dass ich heute lieber nicht zu spät kommen sollte. Also föhnte ich meine Haare nicht sondern band sie einfach zu einen schönen Zopf zusammen. Ich sah mit Zopf eigentlich sehr schön aus, doch im Moment war ich zu gestresst um mich genauer zu betrachten. Ich schnappte mir schnell die neuen Schminksachen und versuchte mich so schön und so schnell wie möglich zu schminken. Skya wartete in Türrahmen und ich fragte mich, warum sie das tat. Vor weniger als einer Stunde hatten wir uns heftig angezickt...nunja vielleicht nicht offensichtlich gezickt, aber es war doch dennoch bösartig, oder? Warum wartete sie dann jetzt auf mich?
Ich drehte mich nicht zu ihr als ich mit ihr sprach und tat so, als würde ich sehr darauf konzentriert sein, meinen Abdeckstift genau aufzutragen: ,,Warum wartest du?'' Irgendwie war es mir schon unangenehm sie darauf anzusprechen, doch ich musste es wissen. Skya schwieg und als ich mich gerade zu ihr drehen wollte um zu sehen, ob sie überhaupt noch da war, sprach sie: ,,Bilde dir bloß nichts darauf ein. Nur weil ich auf dich warte, heißt das noch lange nicht, das ich dich mag.'', fauchte sie etwas bissig. Nein, von ,,mögen'' waren wir wohl noch meilenweit entfernt.
,,Ich muss hier warten. Es ist unsere Pflicht unsere neuen Zimmergenossinen zu zeigen wo alles ist. Es ist meine Pflicht, dir alles zu zeigen und zu erklären. Dagegen kann ich nichts tun. Dabei zählt es nicht ob ich dich mag oder nicht.'', erklärte sie mir. Was für eine dumme Regel! Ich meine warum sollte jemand auf mich aufpassen, der mich gar nicht mag. Bei den Wort ,,aufpassen'' hätte ich fast laut zu schreien begonnen. Ich war kein kleines Kind mehr, ich konnte auf mich selbst aufpassen. Ich würde schon überall hin finden. Doch eigentlich kam mir diese Regel gerade ganz gelegen. Sie hatte gesagt sie musste mir helfen, also musste sie mir auch auf alle meine Fragen antworten geben.
,,Tja, wenn du mirt alles erklären musst, dann erkläre mir mal, warum wir hier nicht rauß dürfen.'', nun wand ich mich zu Skya und sah sie ernst an.Der pure Schock zeichnete sich auf ihren Gesicht ab und ihre Lippen beebten. Plötzlich waren ihre Augen viel größer als vorher und jede feindseelige Geste war völlig aus ihnen gewichen. sie wurde noch bleicher als sie eh schon war und sah auf einmal gar nicht mehr so schön aus. Etwas verwundert fragte ich mich , was denn jetzt los war und ehe ich etwas sagen konnte, platze sie hervor:
,,Es ist schon spät. Wir müssen jetzt gehen sonst kommen wir zu spät in den Untericht.'' und ehe ich noch etwas sagen konnte stand sie mit einem Satz schon vor mir und umklammerte meinen Unterarm. Sie zerrte mich aus den Zimmer und umgriff meinen Arm so fest, dass ich schon dachte, sie würde mir die Knochen brechen.
In schnellen Schritten durchquerte sie die Hälfte des Ganges und drückte die Glastür mit einer Leichtigkeit auf, die mich erschrteckte. Ich riss die Augen auf und versuhcte sie irgwendwie darauf aufmerksam zu machen, dass mir gleich der Arm abfallen würde, wenn sie ihren Griff nicht gleich lockerte.
Ich drehte meinen Arm in ihren Griff doch das verbesserte die Situation nicht, das machte die Schmerzen nur noch größer. Sie schleifte mich die Treppen runter und ich musste aufpassen um nicht zu stolpern. ,,Aua! Skyla...könntest du...mich mal loslassen!'', fauchte ich sie an während ich versuchte meine Hand aus ihrer zu winden.Skyla drehte sich kurz zu mir um und legte den Kopf schräg. Doch dann ließ sie meine Hand los und sie pochte unsagbar schmerzhaft. ,,Ich glaube, du hast mir das Blut abgedrückt.'', sagte ich und dann erst sah ich, dass sie die Treppen schon viel weiter unten war als ich.
Ich lief ihr nach und war heilfroh, dass ich es schafte ohne hinzufallen. Verdammt war die schnell. Etwas außer puste schaffte ich es sie wieder einzuholen und mühsam mit ihr schritt zu halten.
,,Hey, könntest du mir bitte meine Frage beantworten.'', es war eigentlich keine Bitte sonder ein Befehl, doch Skya schien nicht zu wissen wovon ich sprach, obwohl das unmöglich war. Ihre blonden Locken sprangen im Takt ihrer Schritte hin und her während sie sagte: ,,Ich weiß nicht was du meinst.'' Ihre Stimme war neutral, doch sie schien irgendetwas vor mir verstecken zu wollen. Schön dieses Spiel konnte ich aber auch mit spielen.
,,Warum lassen sie uns nicht raus?'', wiederholte ich meine Frage so als ob es eine ganz normale war. Sie zuckte mit den Schultern als würde sie nicht wissen was icdh meinte. ,,Ich habe keine Ahnung. Ist einfach so.'', sagte sie. Tolle Antwort! Tolle Hilfe! Ich verdrehte die Augen und sagte kein Wort mehr. Na schön wenn sie mir nicht helfen wollte würde ich sie sicher nicht anflehen.
Wir kamen am Ende der Treppe an, da wo auch die Metall Tür war. ich schielte kurz zu ihr, doch Skya ging ohne die Tür anzusehen an ihr vorbei und ich folgte ihr. Wir gingen nur ganz kurz einen schmalen Gang entlang und dann erstrecke sich pötzlich eine große Halle vor uns. Meine Augen weiteten sich und meine Schultern spannten sich an, als ich die größe der Halle sah. Die Decke der Halle war aus Glas- oder hm aus so etwas ähnlichen. Es war sehr merkwürdig denn die Decke sah wirklich wie eine rießen Glaskuppel aus, doch ich konnte weder den Himmel noch die Sonne sehen. Es war, als wäre die rießen Glaskuppel mit irgendeinem schwarzen Tuch abgedeckt worde, damit kein Tageslicht zu uns durchdringen konnte. Was für eine Verschwendung. Doch auch der Boden war nicht normal. Ungefähr in der Mitte des Raumes wurde der Boden nach unten geneigt sodass eine große Viereckige Fläche entstand, auf die man hinabsehen konnte. Die Vertiefung war von einen Geländer abgegrenz worden, wahrscheinlich aus Sicherheitsgrüngen. Es erinnerte mich stark an eine Arena nur das diese Vertiefung mit einen teuer außsehenden Holz beflastert worden war und zwei Tore sich gegenüberstanden.
Ein Fußballfeld. Ein Fußballfeld mitten in einen Internat. Ich wunderte mich kurz darüber und dann glitt mein Blick weiter und ich bemerkte, dass dieses Fußballfeld die große Halle in zwei Hälften teilte. Und bei jeder Hälfte waren unzählige Türen zu sehen.
,,Wow.'', war alles was ich dazu sagen konnte. Wenn diese Türen nicht gewesen wären, hätte das alles nicht an ein Internat erinnert, sondern an eine rießige Sporthalle. ,,Naja, so besonders ist das dann auch wieder nicht.'', erwiderte Skya trocken und ging weiter. Ich folgte ihr etwas verdattert. Sie führte mich zu einer der vielen Türen und stellte sich neben sie. Mit einer Handbewegung beteuerte sie mir, rein zu gehen.
,,Kommst du nicht mit?'', fragte ich sie etwas verwirrt. Sie schüttelte ihren mit Locken bedeckten Kopf. ,,Nein, ich gehöre nicht mehr zur Unterstufe.'', sagte sie mit einen stolzen Lächeln. Ich starrte sie verwirrt an. Unterstufe? Unterstufe?! Ich gehörte auch schon lange nicht mehr zur Unterstufe! Was dachte sich dieses Püppchen überhaupt? Jede giftige bemerkung die mir auf der Zunge brannte wartete nur darauf, frei gelassen zu werden, doch sie fuchtelte plötzlich mit ihren pinklackieren Fingern vor meiner Nase rum.
,,Sparrs dir! Ich weiß dir gefällt das was ich jetzt sage nicht aber es ist eben so: Du gehörst zur Unterstufe. Und jetzt geh darein.'', sagte sie und riss die Tür auf. Sie schob mich rein und knallte die Tür hinter mir wieder zu. Und dann stand ich vor mindestens zwanzig Augenpaaren. Alle starrte mich völlig bescheuert an, so als ob sie keine Ahnung hätten, wer ich war. Und wie sollten sie auch? Ich kannte auch keines der Gesichter die ich sah. Aber erleichtert stellte ich fest, dass alle hier in Raum ungefähr in meinen Alter sein mussten. Nunja außer einer der ganz vorne stand und einen Zeigestarb in der Hand hielt. Der lehrer, wien mir verspätet bewusst wurde.
Einen kurzen Moment stand ich einfach nur da, während wirklich alle ihre Augen auf mich richteten, doch dann setzte sich mein Stolz wieder duch und ich stolzierte auf den einzigen leeren Platz in der Mitte der Klasse zu. Ich setzte mich auf den Stuhl und versuchte nicht daran zu denken, dass mich alle angafften. Der Typ, der wohl der Lehrer war schüttelte den Kopf und ging einige Schritte auf und ab. ,,Miss Blair nehme ich an?'', sagte er und schaute mich an. Miss Blair. War das an dieser Schule üblich oder was? Ich schob trotzig das Kinn nach vorne und nickte. Dann ging er zu einen Schrank der nicht gerade modern aussah und holte ein Buch und einen Block heraus. Er kam zu mir und knallte die beiden Sachen auf meinen Tisch. ,,Es freut uns, Sie hier in unserer Schule begrüßen zu dürfen.'', Klar das musste er sagen.
Dann ging er wieder an die taffel und kritzelte etwas, was wegen der verschlungenen Schrift fast nicht zu lesen war auf die Tafel. Mr. Carter. ,,ich bin Mr. Carter und in diesen Jahr ihr Taktik Lehrer.'', informirte er uns während er anfing auf und ab zu gehen. Was für ein Lehrer? Was war denn das für ein Fach? Meine Mitschüler schien das auch zu denken, denn ein lautes Gemurmel ging durch die Reihen. Mr Carter war nicht gerade der größte Mensch aber mit seinen grauweißen Haaren und den falten Bedeckten Gesicht sah er tatsächlich erfahren aus. Er war schon sehr alt, doch er schien immer noch sehr gesund zu sein. seine Augen unterschieden sich von seiner sonst altaussehenden Gestalt. Seine Augen waren von einen tiefen Grau was fast schon unheimlich wirkte. Er hatte im Gegensatz zu den Schülern die hier waren keine schuluniform an. Er trug ein weißes schlichtes Hemd mit einer neutralen Jeans.
Der Lehrer ließ uns kurz Gedanken austauschen doch dann beendete er unsere leisen Gespräche mit den Worten: ,,Ich weiß, dass euch dieses Fach nicht bekannt ist. Ihr habt es bei euren alten schulen nicht gelernt. Das ändert sich heute. Dieses Fach ist an dieser Schule sehr wichtig.''
Wieder leises Gemurmel und Getusche. Ich hörte sogar ein Mädchen sagen: ,,Für was soll der Kram wichtig sein? Ich will hier weg.''Verstohlen sah ich über die Schulter und sah mir meine Klassenkameraden genauer an. Sie alle trugen die Schuluniform. Die Jungs trugen dunkelblauen Blazer auf dem das Schulwappen auf der Schulter anstatt auf den Rücken prangte und eine schlichte schwarze Hose.
,, In diesen Fach geht es vor allem um Taktischesdenken und um Taktischefeldzüge. Ihr müsst lernen mir Verantwortung und Köpfchen zu handeln nicht nur mit Muskeln und Wildheit...'', ich drehte mich wieder zu den Lehrer der munter daruaf losplapperte, warum sein Fach so wichtig war. Ich klickte mich den Rest der Stunde fast aus, denn es interessierte mich wirklich nicht, warum Taktik für unser zukünftiges Leben so wichtig war. Ich war heilfroh, als endlich ein hohles Klingen den Untericht beendete. ,,sie dürfen jetzt gehen.'', sagte Mr. Carter und wischte die Tafel auf der immer noch nur sein Name stand weg. Einige Schüler standen unsicher auf und verließen das Klassenzimmer. Ich wusste zwar nicht ob ich hier bleiben oder sonstwo hingegen musste, aber ich stand trotzdem wie alle anderen auf, um nicht wie ein Volltrottel als einzige sitzen zu bleiben.
Ich ging wie die anderen aus dem Klassenimmer und war völlig unwissend was ich jetzt tun sollte. Ich umklammerte mein Buch und meinen Notizblock und hoffte darauf, dass irgendwer wusste was zu tun war. Ich wusste es devinitiv nicht. Meine Klassenkameraden teilten sich in zwei älften aus. Eine Hälfte ging nach rechts und die andere nach links. Super. Und was jetzt? Hin und her gerissen versuchte ich zu entscheiden in welche Richtung ich gehen sollte.
,,Du musst nach links.'', hörte ich eine Stimme. Erschrocken drehte ich mich in die Richtung aus der die Stimme kam. Ein Junge mit wunderschönen braunen Haaren die ihn glatt in sein kantiges gesicht fielen schob sich durch die Menschenmenge. Er blieb direkt vor mir stehen und warf mir ein unglaublich süßes Lächeln zu.
,,Du hast so ausgesehen, als hättest du dich nicht entscheiden können.'', sagte er. Seine Stimme klang auf eine Art atemberaubend die ich nicht bescheiben konnte. Sie klang wie seide die über meine Haut streicheln würde. Sein Gesicht war kantig und drahtig mit hohen Wangenknochen, das machte ihn unglaublich attraktiv. Seine Augen waren von einen leichten strahlenden Ocker, das mich an meinen Lieblingsedelstein den Achat erinnerte. Ich fühlte mich jetzt schon bei ihn wohl, nur weil er mich mit diesen Augen angesehen hatte.
,,Das hast du richtig gesehen. Danke.'', sagte ich und strich mir eine Haarsträhne aus dem gesicht, die sich aus meinen Zopf gelöst hatte. Wieder lächelte er mich an und ich hätte dahinschmelzen können. Er war wirklich unglaublich süß. Ich lächelte zurück und versuchte nicht wie eine beklopte auszusehen. Er trug zwar diese Schuluniform, doch er schaffte es trotzdem, darin unglaublich auszusehen. Ich konnte selbst unter diesen dicken Blazer konnte ich seinen muskolösen Körper erahnen.
,,Ich bin Ben Lennon.'', sagte er und streckte mir die Hand hin. Ich ergriff sie. ,,Ben Lennon? Ähm...ich bin Jessminda Blair.'', stellte ich mich vor. Er lächelte immer noch. ,,Nun eigentlich heiße ich ja Benjamin. Aber ich finde Ben schöner. Also nenn mich Ben.'', erklärte er mir. Okay, er war vielleicht etwas verrückt, aber devinitiv auf eine süße Art. Ich konnte nicht anders als ihn anzulächeln.
,,Jessminda, hm? Ziehmlich schwerer Name.'', sagte er und stopfte seine Hände in seine Hosentasche. Er schaffte es dabei trotz seiner größe lässig auszusehen. Verdammt, warum waren hier nur alle größer als ich? Ich zuckte nur mit den Schultern. ,,He, für meinen Namen kann ich nichts.'', verteildigte ich mich und stieß in spielerisch gegen die Seite. Er lachte und seine Augen strahlten.
,,Stimmt, aber das heißt ja noch lange nicht das man an den Namen nichts ändern kann.'', sagte er und sein Lächeln wurde so breit, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. ,,Wie meinst du das?'', fragte ich. Ben zuckte mit den Schultern und es schien ihn zu gefallen, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach. Und plötzlich lag eine solche Intesivität in seinen Augen, dass mir ganz heiß wurde.
,,Was hälts du von Jess?'', fragte er und seine Augen glitzterten vor Eregung. Ich lächelte ihn an und dachte einen Moment darüber nach. jess war wirklich eine schöne Abkürzung für Jessminda. Sie gefiel mir sogar besser als mein richtiger Name. ,,Jess klingt cool.'', bestätigte ich und sein fröhliches Lachen erwärmte mein Herz. Ich fühlte mich wirklich wohl bei ihn und er war der erste Mensch in diesen...Internat den ich wirklich mögen könnte. ,,Cool.'', bestätigte er mir. Ich lächelte ihn an und fühlte mich zum erstenmal richtig wohl in diesen Internat.
,,Also dann, Jess''- er betonte meinen ,,neuen'' Name sehr süß- ,, Wir müssen wieder in den Untericht.'' Er klang nicht besonders begeistert, aber das war ich auch nicht. Ich nickte schnell.
,,Okay, sehen wir uns dann später wieder?'', fragte er und ich glaubte einen Funken Hoffnung in seiner Stimme zuhören. Éinen kurzen Moment zögerte ich und fragte mich warum. Warum sollte ich mich nicht noch einmal mit ihn treffen? Ich mochte ihn und antscheinend mochte er mich auch. Und eigentlich wollte ich mich noch einmal mit ihn treffen, warum zögerte ich also?Ich schob jeden Kompromis beiseite und lächelte ihn wieder an.
,,Klar, warum nicht?'', sagte ich und sein Lächeln wurde herzzerreisend. ,,Super.'', rief er und ehe ich mich versah, lag ich auch schon in seinen Armen. Er Umarmte mich fest und als er mich wieder los ließ, war ich immer noch völlig neben der Spur. ,,'tschuldige.'', murmelte er, doch sein Lächeln blieb. Er hielt mich immer noch um die Tailie fest nd beugte sich zu mir herunter um zu sehen, ob mit mir alles in Ordnung war.
,,Schon okay.'', murmelte ich. Er ließ mich vorsichtig los und fing laut zu lachen an. ,,Du solltest mal dein Gesicht sehen.'', brüllte er und lachte wieder. Sein Lachen hallte in der leeren Halle nach und dann wurde mir bewusst, dass wir alleine waren. Verdammt ich würde den Untericht verpassen!
,,Du, ich muss jetzt echt los.'', sagte ich schnell und unterbrach mit meinen Worten sein Lachen.Er sah mich etwas traurig an, doch dann nickte er. ,,Findest du alleine in den Kurs?‘‘, fragte er mich und er hörte sich wirklich sio an, als ob er mir helfen wollte. Ich lächelte und musste bedrückt zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich hin musste. ,,Vielleicht könntest du mir sagen wo ich hin muss?‘‘
Ben sah mich mit einen zufriedenen Lächeln an. ,,Ich kann dich auch hin bringfen, wenn du willst.‘‘, informierte er mich, doch das wollte ich nicht. Nicht, weil ich ihn nicht mochte, ganz im Gegenteil, aber ich wollte nicht das er meinetwegen zu spät zu seinen Untericht kam und ärger bekam.
,,Das musst du wirklich nicht…‘‘, sagte ich schnell doch da packte er auch schon vorsichtig meinen Arm und zog mich nach links. ,,Nein, das tue ich gerne. Außerdem ist mein Klassenzimmer nicht weit von deinen entfernt, also mach dir bloß keine Sorgen.‘‘, ein kleines Lächeln stohl sich auf mein Gesicht als er das sagte. Wir gingen zusammen die Treppe nach oben bis in den ersten Stock, dann zog er mich nach links und zwei weitere Gänge mit lauter Türen war zu sehen. Einige Schüler eilten durch das erste Stockwerk, dich da Ben meinen Arm festhielt, verlor ich ihn nicht aus den Augen.
Geschickt schob Ben sich und mich an all den Schülern vorbei und blieb vor einer Tür dann stehen. Er ließ meinen Arm wieder los und drehte sich zu mir um. ,,Da musst du rein.‘‘, informierte er mich und zeigte mit den Daumen auf die Tür vor der wir standen. Ich nickte schnell und murmelte ein flüchtiges Danke. Ich war nicht gut in bedanken, darum schob ich mich schnell an Ben vorbei und betrat das Klassenzimmer.
Es war gerade mal die Hälfe der Klasse im Klassenzimmer. Unserer Lehrerin schien das nicht gerade zu freuen, denn sie saß hinter ihren Schreibtisch und tippte ungeduldig mit ihren Rotlackierten Figernägeln auf der Tischplatte herum. Sie hatte ihr weizenfarbenes Haar streng nach oben gesteckt und ihr Gesichtzeigte genau diesen Ausdruck. Sie sah nicht gerade nett aus, inh ihrer schlichten weißen Bluse und ihrer bequemen Jeans. Ich setzte ich auf einen der leeren Plätze und stellte mich auf eine langweilige Stunde ein. Das Klassenzimmer sah fast genaso aus wie das unten, aber welches Klassenzmmer sah nicht so aus?
Einige Schülerpulte, der Schreibtisch vor der grünen Tafel, der altmodische Schrank, die weißgestrichnen Wände, der neutrale Boden...
Ein ganz normales Klassenzimmer konnte man denken, wenn da nicht diess Wort auf der Tafel gestanden hätte, welches ganz und gar nicht an eine Schule denken ließ: Kontrolle
,,Ich verstehs auch nicht.‘‘, sagte jemand plötzlich mit ganz starken Akzent. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht eines Mädchens. Sie hatte dunkelbraune Haare die ihr ungepflegt über ihre Schultern hingen. Ihr Geishct war herzförmig und das ließ sie unglaublich jung aussehen. Ihre Haut war von einen hellen braun- das dunkelste braun, was ich bis jetzt an dieser Schule gesehen hatte.
Sie saß auf den Tisch hinter mir und sah mich lässig an. Ihre Schuluniform schien viel zu groß für sie zu sein. ,,Ich bin Melanie Rhea.‘‘, sagte sie. Ich sah sie kurz an und dachte über ihren Nachnamen nach. ,,Jess Blair.‘‘, stellte ich mich mit meinen neuen Namen vor. Ich wollte einfach nicht dass mich noch einmal wer ,,Jessminda‘‘ nannte. ,,Cool. Wie lange bist du denn schon hier?‘‘, fragte sie mich. ,,Ähm…Seit einem Tag.‘‘, informierte ich sie wahrheitsgemäß. Sie stieß anerkennend ihren Atem aus und zog bewundernd die Augenbraue nach oben. ,,Wow. Und da habe ich gedacht, ich wäre hier neu. Ich bin schon seit einer Woche hier‘‘ Bei den Wort schon schüttelte sie den Kopf und ich musste schmunzeln, ,,Nun, das ist aber auch nicht lange‘‘, sagte ich und drehte mich ganz zu ihr. Sie zuckte die Schultern, als wäre das nicht der Rede wert.
,,Naja, aber du hast ja nichts verpasst. Der Unterricht beginnt eh‘ erst heute‘‘, sagte sie und machte mit ihrer Hand eine wegwischende Bewegung. ,,Ich Glückliche.‘‘, murmelte ich alles andere als begeistert. Melanie lachte und schwang ihre Beine lässig in der Luft herum. Ich verdrehte die Augen und drehte mich wieder weg von Melanie, um das Gespräch zu beenden. Die Lehrerin- die wirklich wie ein Miststück aussah- war inzwischen aufgestanden und reckte hochmütig ihr spitzes Kinn. Sie hatte ihre Hände hinter ihren Rücken verschränkt und wippte ungeduldig auf ihren Fersen. Mittlerweile hatten alle Schüler hergefunden und das Supermiststück vor uns fing zu sprechen an: ,,Seid alle Still!‘‘, schrie sie mit rauer Stimme. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Es war nur leises Gemurmel zu hören gewesen, doch dieses brach jetzt abrupt ab. Die Lehrerin warf uns allen einen so kalten Blick zu, dass sich selbst die Zimmertemperatur zu verändern schien. Es wurde eiskalt. Sie atmete einige male tief durch um sich wieder zu beruhigen. ,,Ich bin Mrs. Harsen und ich werde euch in diesen Jahr Kontrolle lehren.‘‘, sagte sie. Wie praktisch, das ausgerechnet sie uns Kontrolle lehren wollte, dachte ich mir. Ich fragte mich wirklich für was dieses Fach wichtig war. ,,Glaubt mir, dieses Fach ist viel wichtiger als ihr euch vorstellen könnt.‘‘, sagte sie und ihr Gesicht war so streng wie ihre ganze Art. Tja ich kann es mir gar nicht vorstellen. Dieses Internat war dich echt verrückt!
,,Kontrolle ist in vielen Hinsichten wichtig. Man muss lernen seine Wut zu zügeln, um nicht unüberlegt zu handeln. Man muss lernen seinen Hass auszuschalten, wenn nur das einen retten kann. Und man muss lernen sich selbst richtig einzuschätzen, um nicht seine Grenzen zu überschreiten. Und genau bei diesen Punkten werde ich euch helfen. Ich werde euch Kontrolle lehren auch denen unter euch, die sehr impulsiv sind‘‘, sie warf mir einen finsteren Blick zu, so als ob sie wissen würde, was ich schon alles getan habe. Und sie schien nicht sehr begeistert zu sein. Ich warf ihr einen hochmütigen Blick zu, um ihr zu zeigen, dass sie mich nicht einschüchtern konnte.
Sie lächelte und ich nahm dieses Lachen als genau das auf, was es war: Eine Kampfansage. Wir würden schon noch sehen, wer stärker war.
Den Rest der Stunde verbrachte ich damit, vor mich hin zu träumen und als es dann zum Ende klingelte, hatte ich keine Ahnung über was Mrs. Harsen die ganze Stunde über berichtet hatte, aber es war mir auch egal. Ich hatte meine Schultage immer so verbracht und ich hatte nicht vor, das zu ändern. Ich stand auf und dann stand auch schon wieder Melanie neben mir. ,,Oh man, war das eine langweilige Stunde.‘‘, stöhnte sie und hackte sich an meinen Arm ein, so als wären wir jetzt schon die besten Freundinnen.
,,Hm-hm.‘‘, antwortete ich nur, weil ich nicht wusste um was es im Unterricht gegangen war. ,,ich meine wen interessiert es bitte, dass Kontrolle genauso wichtig war wie Kraft, das ist dich echt langweilig. Und als sie uns dann erklärt hat, was wir in diesen Jahr noch alles machen werden, wäre ich fast eingeschlafen…‘‘, ich ließ Melanie einfach weiter plappern und ignorierte sie einfach.
Melanie war zwar echt nett- zumindest dachte ich das- ab auch echt langweilig. Es interessierte mich nicht, was sie mir erzählte. Die Gäne füllten sich mit Schülern und ich verlor die übersicht. Ich schob mich einfach ungeschickt mit Melanie an alle den drängelnden Schülern vorbei, und hoffte darauf, dass ich in die richtige Richtung ging. Ich sah lauter fremde Gesichter und ich konnte mir unöglich vorstellen, dass ich mich mit all diesen Leuten anfreunden würde. Ich war noicht so der nette Typ. Klar, ich konnte nett sein, aber nur zu leuten die mir wirklich wichtig waren. Melanie konnte von Glück reden, dass ich sie noch nicht angeschrien hatte. Es dauerte lange, doch irgendwann löste sich die Schülermenge ein wenig und man onnte wieder mehr erkennen. Das erste Stockwerk sah eigentlich genauso aus wie das darunter, nur das anstelle von einen rießen Fußballfeld ein rießen Viereckiges Loch in der Mittewar, welches genauso groß war wie das Fußballfeld. Das Loch war von einen hölzernen Geländer eingezäumt. Ich starrte hinunter und konnte direkt auf das Feld sehen. Praktisch.
Ich sah mich in den Gang um und dann entdeckte ich endlich ein bekanntes Gesicht- nur freute ich mich nicht darüber. Skya lehnte an der Wand und unterhielt sich mit irgendeinen gutausssehenden Typen. Ich konnte zwar das Gesicht des Typen nicht sehen, weil er mit den Rücken zu mir stand, aber seine schwarzen Schulterlangen Haare standen ihn in einen süßen Durcheinader vom Kkopf an. Skya schielte an den Typen seiner schulter vorbei und das Flirtlächeln, das eben noch auf ihren Lippen gelegen hatte, verschwand als sie mich sah. Der Junge schien die Veränderung zu meken, denn er drehte sich um um zu sehen, was Skyas Aufmerksamkeit erregt hatte. Und dann schnappte ich erschrocken nach Luft. Er war wirklich süß. Er hatte ein typisches Modell Gesicht: Hohe Wangenknochen, ausgeprägte Gesichtszüge, gerade Nase, volle Lippen, kantiges Kinn nur die Bleiche seiner Haut wich von der typischen Schönheit ab. Die Bleiche machte ihn zwar nicht hässliger, aber trotzdem veränderte sie sein schönes Gesicht. Sie ließ ihn…kalt wirken. Er sah fast so schön aus wie Lucius, aber eben nur fast. Ein charmantes Lächeln umspielte seine Lippen als er mich sah. Ich versuchte zurück zu lächeln, aber ich glaubte nicht, dass es mir gelang. Er drehte sich wieder zu Skya die mich mit verengten Augen ansah.
Ich wusste nicht ob ich zu ihr hingehen sollte, oder so tun sollte als würde ich sie nicht kennen. Der gut aussehende Typ sagte etwas zu Skya und die Antwortete knapp. Und dann rief der Junge: ,,Hey, Jessminda, komm her!‘‘ Skya hate ihn meinen Namen gesagt. Etwas unbeholfen ging ich zu den Jungen und ich war heilfroh, dass Melanie mich begleitete- das ich das einmal sagen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Ich trat an die Seite des Jungen und hatte nicht mit seiner Reaktion gerechnet.
Er legte mir einen Arm um die Schulter und drückte mich fest an sich. Melanie die immer noch in meinen Arm eingehackt war, war gezwungen mich loszulassen. ,,Ich bin Chris.‘‘, stellte er sich vor und drückte mich nich fester an sich. Überrascht sah ich ihn an unschlüssig was ich jetzt tun sollte. Sollte ich ihn den Arm um die Hüfte legen oder ihn einfach baumeln lassen? Ich kam mir völlig iditisch vor. ,,Jess.‘‘, sagte ich schnell. Man, was tat ich hier? Ich hab doch immer gerne geflirtet! Und Chris war doch echt heiß- also warum stand ich nur wie ein Lamm da? Ich dachte nicht darüber nach, sondern legte einfach meine Hände auf seine Brust und das Lächeln, das ihn dabei übers Gesicht huschte, war meine Bestätigung dafür, dass esihn gefiel.
,,Jess? Ich dachte du heißt Jessinda.‘‘, sagte er und sah mich an. Auch er war ein gutes Stück größer als ich sodass ich zu ihn raufsehen musste. ,,Ja, das ist mein langweiliger Name.‘‘, erklärte ich ihn. Er lachte so laut, dass seine Brust unter meinen Händen zu beeben begann. Und wow, hatte der Muskeln!
,,Dein langweiliger Name, also?‘‘, fragte er und wieder begann er zu lachen. Ich sah zum ersten mal zu Skya und die warf mir einen solch giftigen Blick zu, dass mir klar wurde, dass das ihr Typ war.Vielleicht waren die beiden nicht zusammen, aber ihr Blick verriet mehr als tausend Wrte: Sie stand auf Chris und es nervte sie, dass sie mich so mit ihn sah. Schadenfreuede stieg in mir auf. Ja okay, ich sollte wirklich nict so ein Miststück sein, aber es gefiel mir schon, das der Typ, auf den Skya stand, ganz offensichtlich Interesse an mir hatte. Chris hörte wieder auf zu lachen und sah mich wieder an.
,,Du bist neu hier oder?‘‘, fragte er mich und wischte damit mein fieses Grinsen weg, Oh, wie ich diese Frage hasste! War das so offensichtlich? ,,Ja.‘‘, stöhnte ich. Chris schien nicht zu wissen, warum ich jetzt aufeinmal so schlecht Laune hatte, aber so war es eben. Er drückte mich fest an seine Seite um meine schlechte Stimmung zu vertreiben, doch es funktionierte nicht.
,,Ich muss jetzt los.‘‘, log ich und versuchte mich von ihn wegzudrücken. Er ließ es zu, hielt mich aber am Arm fest.
,Hey, wir sehen uns doch später noch mal, oder?‘‘, fragte er mich. Wow, diese frae wurde mir heute schon zum zweitenmal gestellt. Ich wusste, dass ich attraktiv war und dass ich auf viele Männer anziehend wirkte, doch mit dem hatte ich wirklich nicht gerechnet. Jetzt war ich es, die an Chris schulter vorbei schielte und das was ich sah, ließ Freunde in mir anwachsen. Da hinten stand Skya die mit aufgerissenen Augen und offenen Mund nicht glauben konnte, was sie gerade gehört hatte. Mit einen strahlen, das nicht nur etwas mit Chris zu tun hatte antwortete ich ihn: ,,Klar, auf jeden Fall.‘‘ Chris Augen strahlten und dann ließ er meinen Arm los.
,,Cool. Dann bis später.‘‘, sagte er.
Ich lächelte ihn noch einmal kurz zu und dann drehte ich ihn den Rücken zu. Ich musste nur einige Schritte gehen um dann eine wütende hand auf meiner Schulter zu spürren. Ich wurde herumgerissen und blickte in das Wutverzerrte Gesicht von Skya, die jetzt gar nicht mehr wie ein Püppchen wirkte. Ihre Nasenflügel beebten sich und in ihren Augen lag ein solcher Hass, dass sie mich an Hulk erinnerte. Wenn sie jetzt noch etwas grün im gesicht gewesen wäre, wäre ich mir sicher gewesen, dass sie Hulk wäre.
,,Was sollte das?‘‘, blaffte sie mich an. Ich sah sie völlig verwundert an, so als ob ich nicht wissen würde wovon sie sprach.
,,Ich weiß nicht was du meinst.‘‘, sagte 8ich und war mir dessen bewusst, dass das die Antwort war, die ich auf der Treppe von ihr beommen hatte. Ich musste ein Lächeln unterdrücken. Skya stieß wütend ihren Atem aus. Eine strähne ihres blonden Haares fiel ihr in ihr Gesicht, doch sie ignorierte es.
,,Stell dich bloß nicht dümmer als du bist.‘‘, fauchte sie mich an. ,,Lass deine Finger von Chris.‘‘ Sie verstärkte den griff an meiner Schulter, doch ich war fest entschlossen, mir nicht anmerken zu lassen, wie weh das tat. Ich setzte einen gespielt überraschten Gesichtausdruck auf.
,,Warum denn? Willst du etwa etwas von ihn?‘‘, meine Stimme war spöttisch. Vernichtende Wut funkelte in ihren Augen und sie presste ihre Lippen aufeinander. Oh ha, Püppchen war wütend.,,Ich sag es dir nur ein einziges mal: Halte dich fern von ihn, sonst werde ich dir dien Leben zur Hölle machen.‘‘,flüssterte sie bedrohlich. Ich ließ mich doch von ihr nicht einschüchtern! So ein bösartiges kleines Püppchen hatte mir gar nichts zu sagen!
,,Du musst ja wissen, wie es in der Hölle ist.‘‘, schoss ich zurück. Sie riss ihren Mund geschockt auf. Das hatte gessesen. Sie schloss ihren Mund wieder und funkelte mich wütend an. ,,Ja, weiß ich, also pass lieber auf.‘‘, sagte sie noch. Dann ließ sie meine Schulter wieder los und stolzierte davon. Ich hätte fast laut zu lachen begonnen. Ich liebte so kleine Machtspielchen und ich war mir sicher, dass ich dieses gewinnen würde. Mit einen verstohlenen Lächeln ging ich durch den fast leeren Gang auf die Treppe zu. Püppchen war nicht mehr zu sehen. Ich ging die Treppe hinunter und fragte mich, was ich jetzt zu tun hatte.
Ich kam wieder in der großen Halle im Untergeschoss an. Einige Schüler waren noc hier, aber ich kannte niemanden. ,,Hey, Jess.‘‘, schrie plötzlich jemand, doch ich konnte niemanden sehen der mich kannte. Ich sah mich um, doch da war niemand. Ich fragte mich ob ich mir das nur eingebildet hatte, doch dann schrie wieder jemand: ,,Jess, hier unten.‘‘ Ich richtete meinen blick nach unten und tatsächlich. Dort unten auf den Fuballfeld saß Ben auf den Boden und winkte mir zu. Ich winkte zurück und dann machte er eine Handbewegung, die ich nicht verstand. Es war als würde er wollen, das ich zu ihn kam.
Ich schüttelte den Kopf und dann rief er: ,,Komm scho her.‘‘ Nein, ganz sicher nicht! Ich wusste nicht einmal wie ich da runter kommen sollte, ohne mir alle Knochen zu brechen. Wieder winkte er mich mit seinen Händen her und wieder schüttelte ich den Kopf. ,,Jetzt komm schon.‘‘, rief er wieder. ,,Ne, wie soll ich denn da runter kommen.‘‘, rief ich zurück. Er antwortete nicht, sondern zeigte stattdessen nach rechts. Ich folgte seinen Blik und dann entdeckte ich eine Leiter, die direkt auf das Fußballfeld führte. Nun, da konnte ich wirklic problemlos runterklettern.
,,Jetzt komm.‘, rief er wieder und diesesmal schüttelte ich nicht den Kpf sondern lief auf die Leiter zu. Ich schwang mich unter den Geländer durch und wäre fast Kopfüber nach unten gestützt, doch im letzten Moment konnte ich mich noch am Geländer fest klammern. ,,ist alles in Ordnung?‘‘, schrie Ben, der jetzt auf mich zu lief. Ich nickte nur schnell und drehte mich dann um um die Leiter hinunter zu klettern. Ben half mir am Ende der Treppe unversährt auf den Boden zu gelangen. Er lächelte mich an. Ich sah mich kurz um und entdeckte keinen Schüler mehr in den Gängen. ,,Haben wir keinen Unterricht?‘‘, fragte ich ihn skeptisch. Er zuckte nur mit den Schultern. ,,Eigentlich ja scho, aber ich hatte keine Lust hin zu gehen.‘‘, sagte er. Ich legte den kopf schräg und starrte ihn an. ,,Du schwänzt?‘‘, fragte ich ihn skeptisch. Er zuckte wieder nur lässig mit den Schultern. ,,Hast du damit ein Problem‘‘, fragte er zurück. Ich dachte kurz darüber nach. Ich hatte in meiner alten Schule oft den Untericht geschwänzt, warum sollte ich das jetzt nicht mehr tun?
,,Ganz und gar nicht.‘‘, antwortete ich ihn. Er Lächelte verstohlen und setzte sich wieder gegen die Mauer. Ich ließ mich mit den Rücken an der Wand neben ihn sinken und dachte nicht darüber nach, wie viel ärger uns das einbrigen wird. Wir sprachen über alles mögliche: Über meine und seine Familie, und was wir an ihnen hassten, über unsere ,,Entführung‘‘ über dieses mehr als seltsame Internat…es war schön mit ihn. Er war wirklich nett und süß. Obwohl ich ihn erst seit wenigen Stunden kannte, wusste ich, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte, das fühlte sich irgendwie gut an. Ungefähr kurz vor ende der dritten Stunde sagte er etwas, was mich verwirrte: ,,Hey, willst du heute Nacht mit raus kommen?‘‘ Überrascht sah ich ihn an und sofort erinnerte ich mich wieder daran, dass Skya und Lucius gesagt haben, dass wir nicht raus dürfen. Ich wiederholte automatisch die Worte, die ich schon Seit meiner Entführung immer wieder gehört hatte: ,,Wir dürfen nicht raus.‘‘Doch Ben wishcte diese Worte mit einer Handbewegung weg. ,,Wir dürfen auch den Unterricht ncht schwänzen, tun es aber trotzdem.‘‘, wies er mich mit einen Lächeln hin. Okay, da hatte er zwar recht, aber das war etwas anders. Oder nicht?
,,Schon, aber..ich weiß nicht ob das so eine gute Idee war.‘‘, sagte ich unbehaglich und wich seinen Blick aus. Ben stieß mir spielerisch gegen die Schulter und riss gespielt geschockt die Augen auf: ,,Ich glaubs nicht. Du traust dich nicht!‘‘, rief er laut und fing an zu lachen. Ich wusste, dass er es nicht böse meinte, er wollte mich nur reizen und das schaffte er auch. Es gefiel mir gar nicht, dass er mich als Feigling beschrieb.
,,Schwachsinn! Ich weiß nur nicht, wie wir hier raus kommen sollen.‘‘, erklärte ich ihn und ich musste verstellten, dass ich es wirklich nicht wusste. Ich erinnerte mich an meinen Fluchtversucht am morgen zurück und dachte daran, wie leicht Lucius mich erwischt hatte. Ich verzog das Gesicht.
,,Mach dir darüber mal keine Sorgen: Ich weiß wie wir hier rauskommen. Und wir werden auch nicht alleine gehen. Da draußen wird eine richtige Party steigen! Also bist du dabei?‘‘, fragte er mich und in seinen Augen funkelte wilde erregung und Vorfreude auf. Warum zögerte ich überhaupt?! Ich liebte Partys und ich hatte auch keine Angst davor, erwischt zu werden. Ich hatte mich noch nie um die Konzequenzen geschert. Ein verwegenes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und Ben schaffte es mich mit seiner Wildheit anzustecken.
,,Klar, was denkst du denn?‘‘, fragte ich und er heilt mir die Hand hin. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich einschlagen sollte und das tat ich dann mit versätung auch. Einen kurzen Moment sahen wir uns einfach nur an und waren verblüfft darüber, wie ähnlich wir uns waren.
,,Okay, und wann solls los gehen?‘‘, fragte ich locker und ließ seine Hand wieder los. Ein Feixen legte sich auf seine Lippen. ,,Wir treffen uns hier um Mitternacht, okay?‘‘, fragte er mich. Ich fragte mich, warum die Party ausgerechnet um Mitternacht los ging. Haate das einen bestimmten Grund, oder sollte das nur den besonderen Kick geben, weil das die Geisterstunde war? Doch schussendlich konnte es mir ja egal sein. Ich zuckte die Schultern.
,,Okay, um Mitternacht dann.‘‘, sagte ich zu. Er nickte schnell. Und genau in diesen Moment klingelte es zum Ende der dritten Stunde. Lässsig stand Ben wieder auf und bot mir seine Hand an. Ich griff etwas skeptisch nach ihr und dann zog er mich mit einer leichtigkeit die mich verblüffte nach oben.
Es ging so schnell, dass ich fast in Ben hinein gekrtacht wäre, doch irgendwie schaffte ich es dann doch größere Peinlickeiten zu vermeiden. ,,Ich denke mal wir sollten jetzt mal wieder zum Unterricht gehen. Also dann bis Mitternacht.‘‘, sagte er und ich konnte nur noch nicken.
Der Rest des Unterrichts verging fast schmerzvoll langsam, doch zum Gloück fragte mich niemand, wo ich die dritte Stunde gewesen bin. Die Unterrichtsfächer wurden immer merkwürdiger: Ausdauer, Kampf für Anfänger, Einführung in die Waffenlehre, Literatur…. Nun, das letzte Fach war wohl das normalste. Trotzdem war ich froh, als der erste Schultag zu ende war. Etwas erschöpft verließ ich das Klassenzimmer und schleppte mich die Treppen bis zu meinen Zimmer hinauf. Doc nicht einmal dort bekam ich meine Ruhe. Skya saß auf einen Stuhl und blätterte in irgendeiner Modezeitung. Ich schlug fest die Tür hinter mir zu und ließ mich in mein inzwischen bezogenes Bett fallen. Kurz dachte ich darüber nach, wer das getan haben könnte, doch eigentlich war es mir egal.
Skya sah mich überhaupt nicht an. Ich hatte gerade echt keinen Bock darauf, mich mit ihr zu streiten, also drehte ich mich einfach auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in meinen nach Lavendel richenden Kissen. Ich hasste den Lavendelgeruch, der war einfach viel zu niedlich. Hoffentlich würde der Geruch nicht allzulange anhalten. ,,Wie war dein erster Schultag?‘‘, fragte mich plötzlich Skya etwas verbittert. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah sie überrascht an. Sie sah mich zwar nicht an, sondern blätterte immer noch in der Modezeitung, doch sie hatte mich gefragt wie mein Schultag war.
Ich verstand Skya nicht. In einem Moment war sie noch vollkommen zichig und eiskalt und im nächsten tat sie so, als wäre nichts gewesen. Ihre Stimmungsschwankungen fingen wirklich langsam an mich zu nerven. Ich hatte immer noch keine Lust mich mit ihr zu streiten, also atwortete ich ihr knapp: ,,Passt schon.‘‘ Sie zuckte mit den Schultern. Ich dachte unser Gespräch wäre damit wieder beeendet doch dann fragte sie mich: ,,Und du findest die Fächer gar nicht…merkwürdg?‘‘ Nein gar nicht! Was sollte ich den an den Fach ,,Kampf für Anfänger‘‘ merkwürdig finden?!
,,Doch, schon. Ich hatte bisher aber noch nicht viel Zeit darüber nachzudenken.‘‘, erklärte ich ihr und ehrlich gesagt, wollte ich auch nicht darüber nachdenken. Es konnte mir doch egal sein, was dieses merkwürdige Internat für seltsame Fächer unterrichtete. ,,Klar.‘‘, murmelte Skya. Ich wusste wirklich nicht, ob ich mich mit Skya anfreunden würde, oder sie für immer hassen würde. Sie hatte so ihre kleinen Moment wo sie vielleicht wirklich nett sein konnte, aber die meiste Zeit war sie einfach nur ein super fieses Miststück.
,,Hör mal zu. Ich hab das mit Chris wirklich ernst gemeint. Lass deine Finger von ihn! Sonst bekommst du es mit mir zu tun. Aber trotzdem bin ich für dich verantwortlich.‘‘, sagte sie und bei den wort ,,verantwortlich‘‘ hätte ich ihr am liebsten in ihr Gesicht geschlagen. Wie sprach dieses Püppchen eigentlich mit mir? Ich war kein kleines Kind um das ausgerechnet sie sich kümmern musste!
,,Tja, du bist aber nicht für mich verantwortlich.‘‘, stellte ich kalt fest. ,,Stimmt, wenn du dich weiter an ihn rannmachst, dann werde ich bald nicht mehr für dich verantwortlich sein.‘‘, sie lachte finster. Okay, ich würde mich wohl nie mit ihr anfreunden. Schön.
,,Ich bin schön länger hier als du. Das heißt, dass ich das Recht habe, Chris zu bekommen. Und ich werde mir ihn nicht von einer…Schülerin der Unterstufe wegnehmen lassen.‘‘, blaffte sie. Okay, auch wenn ich den letzten Satz überhört hätte, würde ich jetzt gleich vor Wut platzen. ,,Du glaubst also, dass du auf Chris Anspruch erheben darfst? Da irrst du dich und das wirst du noch früh genug merken.‘‘, schoss ich zurück. Sie kniff die Augen zusammen und ballte ihre Fäuste.,,Schön, wenn du spielen willst spielen wir. Aber lass dir gesagt haben: Ich habe noch nie ein Spiel verloren.‘‘, säuselte sie. Was für eine Steilvorlage für mich. Doch ich schluckte zahlreiche spöttische Kommentare hinunter außer einen: ,,Irgendwann ist immer das erste mal.‘‘ Sie kniff die Augen noch enger zusammen, doch ihr schien nichts mehr einzufallen. Ha, diesen Streit hatte ich schon mal gewonnen. Sie stand auf ihren Stuhl auf und drehte sich um, sodas ihre blonden Püppchenlocken nur so herum flogen und dann rauschte sie mit erhobenen Haupt aus dem Zimmer. Die würde ich so bald nicht mehr sehen. Ich hatte jetzt wohl für einige Zeit meine Ruhe und so konnte ich über alles mögliche nachdenken.
Gut, vielleicht würde mich hier niemand umbringen- okay bei Skya war ich mir da nicht so sicher- aber trotzdem wollte ich nicht hier bleiben. Ich wollte auf kein Internat gehen und auch wenn einige Leute hier vielleicht echt nett sein konnten, wollte ich wieder zurück zu meinen alten Freunden. Ich vermisste meine beste Freundin Megan, die mir immer zuhörte und mit der man soviel Spaß haben konnte. Ich vermisste Ryan, den wohl heißesten Typen überhaupt- obwohl den vermisste ich eigentlich nicht. Er war zwar heiß, aber er hatte überhaupt nichts im Kopf. Er war so dumm wie Stroh. Und überhaupt waren die Typen hier sowieso viel attraktiver. Trotzdem wollte ich wieder nachhause. Wie konnte ich nur vergessen haben, dass ich nachhause wollte! Ich musste hier doch weg!
Sofort stand ich aus meinen Bett auf und hoffte, das es hier irgendwo ein Telefon gab. Ich schaute mich im ganzen Raum um, doch da war nichts. Gar nichts. ,,Scheiße.‘‘, fluchte ich, als mir bewusst wurde, wie aussichtslos, das alles war. Und dann fiel es mir plötzlich wieder ein. Ich hatte mein Handy auf der Party dabei gehabt! Ich hatte es ganz sicher dabei gehabt! In meinen Kleid gab es so ein geheimes Täschchen am rechten Oberschenkel und da hatte ich es rein getan. Ich lief schnell auf den Schrank zu, denn dort hatte ich heute morgen mein Keid nach dem duschen rein geworfen. Ich hatte nicht geglaubt, dass dieses Kleid sich noch einmal als nützlich erweißen würde. Wie sehr man sich doch täuschen konnte.
Ich riss das Kleid aus dem Schrank und öffnete den Reisverschluss der Tadche. Ich fuhr mit meiner Hand hinein, doch da war nichts. Erschrocken drehte ich das Kleid um und hoffte gegen alle Realität, dass da Handy rausfallen würde, doch das tat es nicht, denn es war nicht mehr hier. Sie hatten es mir abgenommen! Irgendwer hatte es mir einfach weggenommen.
Ich war so rassend vor Wut, dass ich ohne zu überlegen aus dem Zimmer stürmmte geau auf die Treppe zu. Ich wusste nicht, wo ich hin laufen sollte, doch das war mir egal. Ich würde den ersten anbrülle der mir über den Weg lief. Zwei Stufen auf einmal nehmend rasste ich die Treppen hinunter. Ich war so wütend! Ich konnte meine Wut nicht mehr zügel und durch meine aufgebrausten Gedanken hin durch, fühlte ich ein anderes Gefül als erwürgende wut. Mitleid. Der nächste der mir begegnen würde, tat mir leid und ich hoffte, dass mir so schnell niemand begegnen würde. Doch meine Hoffnungen erstickten im Keim, als mir plötzlich jemand auf der Treppe den Weg vertrat.
,,Geben Sie mir sofort mein Handy wieder.‘‘, rief ich als ich schlitternd zum stehen kam. Meine Wut ließ meine Stimme schroffer klingen und ich konnte erst gar nicht glauben, dass das wirklich meine Stimme war.
Lucius sah mich mit seinen gelben Augen ganz ruhig an. Das machte mich nur noch wütender. ,,Geben Sie sofort mein Handy her.‘‘, keuchte ich und schlug mit den Fäusten auf seine Brust ein, doch ich glaubte, das tat mir mehr weh als ihn, denn er zuckte nicht einmal zusammen. Ein unnatürlicher Laut entwich meiner Kehle und einzelne Haarsträühnen lösten sich aus meinen Zopf.
,,Beruhigen Sie sich.‘‘, befahl Lucius mir mit qualvoll ruhiger Stimme. ,,Sagen Sie mir nicht, was ich tun soll! Geben sie mir leiber mein Handy!‘‘, schrie ich. Ich wusste selbst nicht was mich so sehr aufregte, mein Handy würde ohne hin kaputt sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es meinen Sturz in der Entführungsnacht überlebt hat. Trotzdem, irgendetwas war in mir gebrochen. Tränen der Verzweiflung flossen in meine Augen, doch ich weigerte mich, vor Lucius zu weinen.
Doch Lucius schien meine Tränen gesehen zu haben. ,,Warum weinen Sie den jetzt? Was ist denn nur so schlimm an diesen Internat? Alle Schüler haben sich inzwischen an diesen Ort gewöhnt und haben ihre Fluchtversuche eingestellt. Nur sie nicht. Warum?‘‘ Er hatte alles Recht der Welt dazu, mich das zu fragen, doch ich hatte keine Antwort für ihn.
Ich wusste selbst icht, warum ich unbedingt hier weg wollte. Ich meine zuhause war es doch echt beschissen und wenn ich ehrlich war, dann hatte ich Megan auch nicht vermisst. Außerdem waren die meisten Leute hier echt ganz nett. Doch trotzdem sträubte sich alles in mir, wenn ich mir vorstellte hier zu bleiben.
,,Ich weiß es nicht.‘‘, wimmerte ich und plötzlich verblasste alle Wut und nur noch Erschöpfung blieb. Lucius sah mich mitfühlend an und er sah schon fast besorgt aus. Ich drehte mein Gesicht etwas von ihm weg, sodass er nicht die Tränen sehen konnte, die mir jetzt über die Wangen liefen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er seine Hand hob, sie jedoch dann wieder sinken ließ. Ich hasste hin dafür, dass er mir diese Fragen gestellt hatte. Ich hasste mich dafür, dass er mich verletzlich gesehen hatte. Schnell wischte ich die Tränen weg und kämpfte um Selbstbeherschung. Ohne noch etwas zu Lucius zu sagen, drehte ich mich wieder um und stampfte die Treppen wieder hinauf. Lucius hielt mich nicht auf.
Wieder in meinen Zimmer angekommen ließ ich mich in mein Bett fallen und fing eifach so zu weinen an. Es tat gut einfach mal zu weinen. Einfach mal an nichts zu denken. Es brauchte keinen bestimmten Grund für meine Tränen, doch mein Leben war zur Zeit beschissen genug um jede einzelne Träne zu verdienen. Nach einiger Zeit berhigte ich mich wieder und das schluchzen und wimmern wurde immer lieser. Ich war froh, dass mich so niemand gesehen hatte.
Ich versuchte mich wieder zu beruhigen, um Skya keinen Grund zu geben mich auszulachem und versuchte mich auf etwas zu konzentrieren, auf das ich mich freuen konnte.
Ich schielte kurz auf die Uhr und sah dass es schon halb zehn war. Ich hatte wirklich lange geweint, doch bald würde diese Party los gehen und ich wollte immer noch mit Ben dort hin gehen. Ich wischte mir die Tränen weg und stand dann auf. Ich schluckte die letzten Tränen hinunter und trat an eines meiner Waschbecken. Ich sah wirklich fürchterlich aus. Meine Schminke war vom weinen verschwischt und meine Frisur von meinen Wutausbruch zerstörrt.Ich zog mir schnell mein Haarband aus meinen Haaren und legte es einfach auf das leere Waschbecken. Dann schaltete ich das Wasser ein und hielt mein Gesicht unter den kalten Wasserstrahl. Eine Gänsehaut überfiel mich, doch das störrte mich nicht. Ich schaltete das Wasser wieder ab und wischte die restliche Schminke mit einenPflegetuch das ich mir von Skyas Waschbecken genommen hatte, aus dem Gesicht.
Ich schminkte mein Gesicht in weichen und zarten Tönen. Meine Haare Band ich wieder zu einen gepflegten Zopf zusammen und steckte sie dann nach oben. So sah ich oft auf Partys aus, daher wusste ich, dass ich mit dieser Frisur und dieser Scminke anziehend auf männliche Wesen wirkte und genau das wollte ich heute erreichen. Ich wollte sehen und spürren, dass mich Jungs attraktiv finden und ich wollte den brennenden Neid anderer weiblicher Wesen spürren. Ich lächelte verstohlen und drehte mich dann zum Schrank um. Ich entschied mich für ein schlichtes schwarzes Top und eine kurze dunkelblaue Hotpants, die meine langen Beine zur geltung bringen würden. Ich zog die Uniform nur zu gerne aus und schlüpfte in meine neuen Sachen. Ich musste zugeben, dass ich wirklich toll aussah. Das schwarze Top betonte meine großen Brüste und meinen flachen Bauch und die Hotpants dazu machte die ganze Sache unglaublich sexy. Ich entschied, dass ich so genau richtig aussah. Ich behielt die schwarzen Chucks an, da ich nicht viel von Hochhackigen Schuhen hielt- die sahen immer so billig aus. Und dann kam ganz unerwartet Skya in einem blauen kaschmir Kleid in unser Zimmer. Es ging ihr nicht einmal bis zu den Knien und war total eng, was in ihrem Fall eher weniger praktisch war. Sie war zwar dünn, aber das Kleid betonte ihre kleinen Brüste. Dazu trug sie schwarze high heels- ich sagte doch: billig. Nun billig sahen sie allerdings nicht aus. Die mussten ein Vermögen gekostet haben.
Ihre haare hatte sie nach unten gklättet, das ließ sie irgendwie wie ein freches Püppchen aussehen. Ihr Gesicht hatte sie übertriben Geschminkt: Viel Rusch, dick aufgetragener Kajal und schwarzen Lidschatten. An ihr wirkte irgendwie gar nichts mehr echt.
Als sie sah, das ich mich auch hüpsch angezogen hatte, weiteten sich ihre Augen. ,,Wo willst du denn noch hin?‘‘, fragte sie und kam langsam auf mich zu. Ich verschränkte die Arme vor der Brust: ,,Nirgends. Und du?‘‘, fragte ich zurück. Sie verlagerte ungeschickte das Gewicht und ich hätte fast zu schmunzeln angefangen, als ich mir vorstellte, dass sie mit diesen Schuhen hinfallen würde.
,,Es geht dich zwar nichts an, aber ich geh auf eine Party. Mit Chris.‘‘, sagte sie und ein sieges Lächeln legte sich auf ihre Lippen während ich nur geschockt die Augen aufreisen konnte. Es überraschte mich nicht, dass sie mit Chris hin ging- obwohl das total an meinen ego kratzte- es wunderte mich, dass sie überhaupt hin ging. Na gut, was hatte ich denn gedacht, warum sie so aussah. Aber ich hatte nicht gedacht, dass sie auch kommen würde. Darauf war ich nicht vorbereitet.
,,Du gehst auch hin?‘‘, schoss die Frage aus meinen Mund und nun war sie es die die Augen erschrocken aufriss. ,,Was meinst du mit auch?‘‘, fragte sie mich geschockt. Ups. ,,Ich geh mit Ben hin:‘‘, erklärte ich ihr sie schien alles andere als begeistert.
,,Du?! Mit Ben?! Nein, das geht nicht! Du gehst noch in die Unterstufe! Da ist niemand in deinem Alter.‘‘, schrie sie. Skya schaffte es immer wieder kmich wütend zu machen. Ich war ganz bestimmt nicht jünger als sie!
,,Tja, ich gehe aber hin. Wir sehen uns dann dort.‘‘, sagte ich eingeschnappt und ging an ihr vorbei. Es war zwar noch nicht Mitternacht, aber unten warten war immer noch besser, als Skya anzusehen. Ich schlich die Treppen hinunter um möglichst keine Geräusche zu machen. Ich wusste es zwar nicht sicher, aber ich ging mal davon aus, dass ich lieber nicht erwischt werden sollte. Ob die Lehrer hier wohl die Gänge bewachten?Ich würde es nicht darauf ankommen lassen, es herauszufinden. Ich kam am Ende der Treppe an ohne erwischt zu werden. Ich drückte mich an die Wand und spähte in die große Halle um zu überprüfen, ob jemand da war. Es war dunkel, doch ich glaubte niemanden zu sehen. Leise schlich ich in die große Halle und blieb genau da stehen, wo ich mich mit Ben verabredet habe.
Einige Minuten stand ich einfach nur völlig idiotisch da und sah mich um, ob auch wirklich niemand kam bis sich plötzlich eine schwere Hand auf meine Schulter legte. Ein eisiger Schauer überfiel mich. Na toll, jetzt hatten sie mich wirklich erwischt. Verdammt. Ich drehte mich umum zu sehen, wen ich jetzt eine Lüge erzählen musste- und im Moment waren mir noch keine besonders kreativen Lügen eingefallen- als ich erleichtert meinen Atem asuzieß. Es war zwar sehr dunkel, doch ich konnte erkennen, dass es nur Ben war. ,,hast du mich rschreckt.‘‘, sagte ich während sich mein Herzschlag langsam wieder beruhigte. Er lachte kurz leise. ,,Tut mir Lied, aber ich kann auch nichts dafür, wenn du so Unaufsichtig bist.‘‘, sagte er und ich konnte mir das Feixen das er jetzt auf seinen Gesicht haben musste, deutlich vorstellen, auch wenn ich es wegen der Dunkelheit nicht sehen konnte. ,,Ich bin nicht Unaufsichtig.‘‘, verteildigte ich mich ,,Und jetzt komm. Ich will hier weg, bevor uns jemand sieht.‘‘ Ich sah kurz über meine schulter, doch niemand war zu sehen. ,,ist es dir etwa peinlich mit mir gesehen zu werden?‘‘, fragte er mich gespielt verletzt. Ich boxte ihn gegen die Schulter und fing leise mit ihn zu lachen an.
,,Komm.‘‘, sagte er nach kurzer Zeit und umgriff meine Hand. Ich ließ mich von ihn den gang entlang ziehen bis zum Ende des Ganges. Nun es war nicht wirklich da Ende des Ganges, nur schmaler Gang gränzte den Gang wie auf der anderen Seite ab. Wir gingen durch den schmalen Gangund auch hier sah es aus wie auf der anderen Seite. Die exakt gleiche Treppe fürte nach oben, nur das diesesmal keine metall Tür an der Wand war, sondern ein schwarzgetöntes Fenster. Ich sah ihn verwirrt an. Doch er sagte nichts sonern ließ einfach meine hand los und ging zu dem Fenster.
Ich beobachtete ihn genau, als er versuchte das fenster aufzudrücken. Zuerst hatte ich nicht gedacht das es funktionieren würde, doch dann hörte ich ein lautes knacken und zischen. Ben schaubte und dann öffnete sich das Fenster ächzend. Sofort wehte mir frische Luft in mein gesicht und spielte mit meinen Haaren. Die Luft war kalt und roch ein wenig nach Morsch und Holz,l doch trotzdem war es ein unsagbar schönes Gefühl sie auf meiner Haut zu spürren. Das Fenster war zwar nur einen Spalt weit offen, aber hey, es war offen. Ich lief zu Ben hin um mehr zu sehen. Er stämmte sich mit seinen ganzen körper gegen das Fenster und es gab langsam unter seinen Gewicht nach. Ben stöhnte, als er das Fenster immer weiter aufdrückte. Es ächzte fürchterlich und ich hatte schon Angst, dass es jemand hören könnte, doch niemand außer uns war hier. Und dann schaffte Ben es, das ganze Fenster auf zudrücken. Er schnappte unglaublich viel nach Luft, aber das Fenster war offen. ,,Ben, du bist genial.‘‘, flüsterte ich als ich an das Fenster trat und mich so weit wie möglich hinaus lehnte.
Der Wind blies in mein Gesicht und jetzt war ich mir ganz sicher, dass es nach Holz und Morsch roch, doch ich liebte diesen Geruch in meiner Nase. Ich atmete ihn tief ein, so als ob ich ihn mir in mein Gedächtnis einbrennen wollte. Ich konnte nicht viel draußen erkennen, weil es zu dunkel war, aber ich glaubte die Umrisse von Bäumen an meiner rechten Seite zu sehen. Und es waren viele Bäume. Ein Wald. Doch vor uns erahnte ich eine große Wiese und auch rechts von uns war außer einer Wand nichts zu sehen. Um den Mond tanzten dichte Wolken herum und bedeckten ihn teilweiße. Ich fragte mich woran mich dieses Bild erinnerte. Keine Sterne waren zu sehen, doch trotzdem war es unglaublich schön. ,,Jetzt komm schon, sonst kommen wir zu spät zur Party.‘‘, sagte Ben auf einmal. Achja die Party hätte ich fast vergessen. Das Fenster hatte keinen Sims wo man sich abstützen hätte können, aber da machte nichts. Ben half mir aus dem Fenster zu klettern. Ich war nicht einmal einen halben Meter vom Erdboden entfernt. Ich ließ mich hinunter gleiten und kam mit einen dumpfen Geräusch auf den Erdboden auf. Ich konnte selbst durch meine Chucks hindurch fühlen, dass ich auf nassen Gras stand. Und das fühlte sich so unglaublich gut an.
Ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich hatte bis dahin nicht gewusst, wie sehr ich das vermisst hatte. Okay, ich war zwar erst seit einem Tag nicht mehr draußen gewesen, aber wenn man mit der Freiheit abgeschlossen hat- und das hatte ich- ist es selbst jetzt unglaublich frei zu sein. Ich hätte am liebsten laut zu Lachen angefangen, doch ich hielt mich zurück, denn ich wollte jetzt auf keinen Fall erwischt werden. Mit einen breiten Grinsen drehte ich mich zu Ben um, der verstohlen durch das Fenster stieg. Er sah sich noch einmal über die Schulter um bevor er aus dem Fenster sprang. ,,Hey, Ben ist das nicht…‘‘, doch ich wurde mit einem jähen ,,Psssst‘‘ von ihn unterbrochen.
Ich wartete verdutzt, während er langsam wieder das Fenster schloss- er ließ es jedoch nicht ins Schloss fallen, damit wir wieder rein konnten. Ben drehte sich wieder zu mir um und ein breites Grinsen war in der Dunkelheit zu erahnen.
,,Ja, es ist unglaublich.‘‘, bestätigte er mir.
Er kam zu mir und packte mich an der Hand. Ich hatte erwartet dass er mich weiter auf die große, freie Wiese ziehen würde, doch es kam ganz anders. Er lief mit mir auf den Wald rechts von uns zu und ich folgte ihn einfach. Die kalte Luft peitschte mir in mein Gesicht und legte sich um meinen ganzen Körper. Es war sehr kalt und ich war nicht sehr warm bekleidet. Kälte schlich sich durch meine dünnen Klamotten und ich fing zu zittern an.
Doch trotzdem gefiel es mir hier draußen und ich würde auf keinen Fall zurück gehen. Wir erreichten den Waldrand und Ben drückte die Äste zur Seite die uns im Weg waren. Ben ging voraus und ich folgte ihn durch das nasse leicht morsche Geäst. ,,Sag mal, wie oft hast du das schon gemacht?‘‘, fragte ich nach einer Weile als wir uns über Wurzeln schlichen und uns unter Ästen hindurch bückten.
,,Keine Ahnung. Wir kommen nicht sehr oft dazu, Partys zu feiern.‘‘, erklärte er mir. Ich schmunzelte etwas als ich fragte: ,,Was denn? Willst du mir jetzt erzählen, dass ihr zu sehr mit lernen beschäftigt seid?‘‘ Ben drehte seinen Kopf zu mir und wäre fast gegen einen Ast gelaufen, doch irgendwie schien er den Ast bemerkt zu haben, ohne ihn zu sehen, denn er griff ganz automatisch nach ihn und drückte ihn weg.
,,Nein, natürlich nicht. Aber es ist sehr schwer, sich aus diesem Internat zu schleichen. Ich meine, noch nie hat es jemand geschafft, sich tagsüber rauszuschleichen. Irgendwie sind die Fenster und Türen dann mit irgendetwas verriegelt, dass überhaupt nicht auf brechbar ist. Echt merkwürdig. Nachts schafft man es auch nicht immer. Ich weiß auch nicht warum es heute funktioniert hat, aber heute war das Fenster nicht verriegelt gewesen. Keine Ahnung warum nicht.‘‘
Bens Worte verwirrten mich ungemein. Warum war es so schwierig von hier auszubrechen? Warum schaffte es man tagsüber gar nicht? Und warum haben wir es heute geschafft? Doch ich schob fürs Erste alle Bedenken bei Seite um meine Freiheit zu genießen. Irgendwann würde ich aber noch darüber nach denken müssen… aber jetzt nicht.
,,Darum müssen wir auch vor Sonnenaufgang wieder zurück ins Internat, bevor diese speziellen verriegelungs- Methoden aktiviert werden.‘‘, informierte mich Ben. Mein Lächeln erstarb. Bis zum Sonnenaufgang waren es vielleicht noch vier Stunden. Und warum sollten wir wieder rein gehen, wenn wir auch hier draußen bleiben könnten. Wir könnten doch fliehen….
,,Ben, ich will nicht an dieser Schule bleiben.‘‘, flüsterte ich. Ben blieb augenblicklich stehen und starrte mich an. ,,Wie meinst du das?‘‘, fragte er nach einer Weile unangenehmes Schweigen. Ich richtete meinen Blick nach unten und starrte die dunkle Erde unter mir an. ,,Ich meine ich will hier weg. Ich will davonlaufen.‘‘, murmelte ich während ich unbehaglich das Gewicht verlagerte. Und plötzlich spürte ich zwei starke Hände auf meinen Schultern und wurde unsanft gerüttelt.
,,Jess, spinnst du? Hör mir zu du darfst auf keinen Fall abhauen! Verstehst du?‘‘, schrie er mich an. Ich sah ihn finster an und versuchte mich von ihn los zu machen. ,,Lass mich los!‘‘, brüllte ich zurück. Ich versuchte mich heftig aus seinem Griff zu winden, doch es war hoffnungslos. ,,Erst, wenn du mir versprichst, nicht abzuhauen.‘‘, schrie er. Ich knurrte wütend. Sein Griff wurde stärker und langsam fing es an weh zu tun. ,,Ist ja gut. Ich verspreche es dir. Und jetzt lass mich los! Du tust mir weh!‘‘, rief ich und nach einigen Sekunden ließ er mich wirklich los und dort wo seine Hände waren, fing es unter meiner Haut schmerzlich zu pochen an.
Ben atmete einigemale tief durch und versuchte sich offensichtlich wieder zu beruhigen. Plötzlich wurde es eiskalt. Ich fing zu zittern an und versuchte, nicht mit den Zähnen zu klappern, doch die Kälte schlich sich immer mehr durch meine Klamotten. ,Jess, hör zu…‘‘, sagte er und berührte sanft meine Schulter. Er wollte mir offensichtlich nicht weh tun, doch als er meine Schulter berührte durchschoss mich ein echt fieser Schmerz und ich verzog das Gesicht.
Er schien zu bemerken, dass mir das Schmerzen versuchte, denn er zog sofort die Hand wieder zurück. ,,Das tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun. Aber du darfst wirklich nicht flüchten.‘‘, sagte er wieder. Ich war immer noch wütend, daher klangen meine Worte wohl schroffer als geplant: ,,Ist angekommen, okay? Könntest du mir jetzt wenigsten sagen, warum ich nicht darf?‘‘ Ben legte den Kopf schräg und er schien die Wut in meiner Stimme nicht bemerkt zu haben.
,,Weil du sterben würdest.‘‘, sagte er schlicht. Was?! Oh toll, mit den hatte ich jetzt wirklich gerechnet. Ich hatte also nur die Wahl zwischen hier bleiben und Tod? Warum denn das?
,,Was?‘‘, die Frage schoss einfach aus meinen Mund. ,,Warum denn das?‘‘ Ben verlagerte das Gewicht als er antwortete: ,,Weil dieses Internat Abseits von allen steht. Keiner weiß wie weit die nächste Stadt entfernt liegt. Wir sind hier irgendwo in nirgendwo. Du würdest verdursten, wenn du hier weglaufen würdest.‘‘ Na genial! Musste ich ausgerechnet, auf dieses Internat geschickt werden? Abgegrenzt von der Menschheit? Abgegrenzt von allen und jeden?
Ich stöhnte.
,,Na Super! Es gibt also keine Chance hier lebend weg zu kommen?‘‘, die Frage war eigentlich völlig unnötig doch ich musste es einfach wissen. ,,Ne, jeder der es versucht hat, wurde nie wieder gesehen.‘‘, antwortete er in einer unheimlichen Stimme. Diese Worte klangen wie der Anfang einer Horrorgeschichte und ich konnte mir gut vorstellen, dass sie auf den Partys hier, am Lagerfeuer erzählt wurde.
,,Jetzt komm, sonst kommen wir wirklich zu spät zur Party.‘‘, sagte er wieder und die Freude war wieder in seine Stimme zurückgekehrt. Er packte mich wieder am Arm und zerrte mich weiter in den mit Flechten und Moos bewachsenen Wald. Er half mir über einige Steine und Wurzeln steigen und dann schlugen wir eine Kurve ein. Und als wir um die Kurve herumgingen, hörte ich schon leises Gelächter und Gemurmel an mein Ohr dringen. Ein fahles Licht war in der Ferne zu sehen, wie das Licht eines Lagerfeuers. Neugierig versuchte ich durch die Äste hindurch zu sehen, als wir uns den fahlen Licht näherten, doch ich konnte nichts erkennen und dann schob Ben die Äste zur Seite und wir traten auf eine kleine Lichtung. Die Lichtung war mit nassen Gras und Moos bewachsen und in der Mitte der Lichtung brannte wirklich ein kleines Lagerfeuer, doch es sah nicht so aus, wie die in den Filmen. Einige Äste waren einfach auf einen Haufen geworfen worden und das Feuer brannte nicht nach oben, so wie ich es mir immer vorgestellt hatte, sondern neigte sich wegen den flachen Wind nach links. Einige umgefallene Baumstämme lagen wie Holzbänke um das Feuer herum und darauf saßen bereits einige Schüler, die lauthals Lachten und eine Dose Bier in ihren Händen hielten.
Ben zog mich weiter auf die Lichtung.
Ich erkannte einige Gesicht wieder, als ich mich umschaute. Chris saß auf einen der Baumstämme und hielt wie die anderen eine Bierdose in der Hand. Neben ihn saß Skya, die ganz offensichtlich versuchte seine Aufmerksamkeit zu erregen, denn sie saß ganz dich an ihn dran und hatte ihr blaues Kaschmir Kleid höher als nötig gezogen, sodass ihre Beine frei lagen. Nun, doch das schien Chris‘ Interesse überhaupt nicht zu erwecken. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen.
Ben zog mich zu den Baumstämmen und ich setzte mich ganz bewusst neben Chris. Die Rinde des Baumstamms war nass und ich spürte wie sich die Feuchtigkeit durch meine Hotpants schlich, doch ich tat so, als würde ich das nicht merken. Chris drehte sich zu mir und als er ,,Jess, schön das du hier bist!‘‘, rief konnte ich deutlich den Alkohol an ihn riechen.
Er war ganz eindeutig betrunken, doch das machte mir nichts, denn ich war selbst oft genug voll. Ich nickte ihn nur zu und im nächsten Moment hatte Chris auch schon wieder seinen Arm um meine Schulter gelegt und drückte mich gegen seinen dunkelgrünen Pullover der mich an den Wald erinnerte. Nur zu dumm, dass er nicht nach Holz sondern nach billigen Bier roch.
Ich legte Chris einen Arm um seine Hüfte und meine andere Hand legte ich auf seinen rechten Oberschenkel. Ich tat das eigentlich nicht weil ich an Chris interessiert war, sondern hauptsächlich um Skya zu ärgern.
Und sie schien das wirklich zu nerven, denn den Blick den sie mir zu warf, war so feindselig, dass ich mich wunderte, dass sie nicht aufstand und mich laut anschrie. Chris schienen meine Berührungen jedoch zu gefallen denn er zog mich noch dichter an sich und strich mit seiner Nasenspitze meine Wange entlang. Nun ohne den Bier Geruch, der mir dabei in die Nase stieg, hätte mir das vielleicht sogar gefallen. Doch ich tat mein bestes um den Geruch zu ignorieren.
Ich konnte Skya nicht mehr sehen, weil Chris muskulöse Schultern mich von ihr abschirmten, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Chris‘ Desinteresse an ihr sie nicht störte. Er fuhr mit seiner Nasenspitze meine Wange auf und ab und eine Gänsehaut überfiel mich davon.
Ich wand mich Chris zu und genoss sein Interesse an mir. Ein kleines Lustvolles stöhnen entwich seiner Kehle, als er langsam mit seiner Hand meinen Rücken hinab fuhr und an meiner Hüfte verharrte. Diese Berührung sorgte dafür, dass mich lauter kleine Schauer durchliefen und sich Hitze in mir ausbreitete. Ich neigte mich Chris zu und meine Hand die eben noch seine Hüfte umschlossen hatte, wanderte jetzt seinen Rücken hinauf bis zu seinen Nacken. Ich drückte Chris immer fester an mich und gab mich ihn völlig hin.
Chris fuhr mit seiner Nasenspitze immer weiter nach unten und sein Atem streichelte meine Haut. Ich neigte mich nach hinten und er umklammerte mit seinen beiden Händen meinen Rücken- die Bierdose war inzwischen weg. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und spürte wie sich seine Lippen an meinen Hals legten. Und dann küsste er meine Kehle und für einen kurzen Moment der Lust vergaß ich sogar Skya. Ich vergaß sogar wo ich war. Es existierte in diesen Moment nur noch er und ich. Oh Gott fühlte sich sein Atem auf meiner Haut gut an! Es war richtig berauschend ihn so nah an mir zu haben. So etwas hatte ich noch nie gespürt obwohl ich mich schon oft mit Jungs in diesem Zustand befunden hatte. Das hier war etwas anderes. Irgendetwas intensiveres. Aber obwohl ich wusste, dass das hier echt intensiv war, wusste ich auch, dass ich Chris nicht liebte.
Trotzdem genoss ich seine Nähe und seine Hände auf mir. Ich genoss seinen Atem der nicht nur mich mit Hitze bedeckte sondern auch die Luft um uns herum aufzuwärmen schien. Ich schloss die Augen während er meinen Hals mit Küssen bedeckte. Und dann spürte ich nicht nur Küsse auf meinen Hals sondern auch ein kleines Kratzen, so als würde er meine Haut mit seinen Zähnen streifen. Heiße Hitze breitete sich auf meinen Hals aus und ein heftiger Schauder überfiel mich bei diesen Gefühl. Ein wohliges Stöhnen stieg meine Kehle hinauf und ehe es ihr entweichen konnte, spürte ich eine, andere, dritte Hand auf meiner Schulter. Sofort riss ich die Augen auf und das berauschende Gefühl und diese unsagbar lustvolle Hitze war weg. Mir war richtig schwindelig als mir langsam wieder bewusst wurde wo ich war. Ich erinnerte mich langsam wieder an Ben, und ein geöffnetes Fenster und an eine Party… auf der ich gerade war. Und ich hatte gerade ernsthaft vor allen mit einen Typen herumgemacht. Scheiße! Ich drückte mich sofort von Chris weg und im nächsten Moment sah ich wieder alles, was ich gerade eben vergessen hatte. Skya schaute mich mit wutverzerrten Gesicht an und das Licht des Feuers, welches sich auf ihre Wangen legte, ließ sie noch wütender aussehen. Chris lächelte mich scharmant an, als hätte ihn das eben großen Spaß gemacht und ich würde lügen wenn ich sagen würde, mir hätte es keinen Spaß gemacht.
Und dann sah ich in Bens Gesicht. Seine Hand lag immer noch auf meiner Schulter doch jetzt ließ er sie langsam sinken. Er wich meinen Blick aus. Ich runzelte die Stirn und fragte mich was mit ihn los war, doch dann entschied ich mich dafür ihn lieber nicht zu fragen, weil ich Angst hatte, dass er mich auf dieses peinliche Rumgemache mit Chris ansprechen würde. Das wollte ich auf jedenfall vermeiden. Ich wusste ja selbst nicht, warum ich so weit mit ihn gegangen war! Es hat sich einfach so unglaublich angefühlt… so unglaublich heiß. Doch ich wollte jetzt auf keinen fall noch weiter darüber nachdenken- ich hatte einfach zu große Angst, dass ich mich ihn wieder hingeben würde. Stattdessen sprang ich von den Baumstamm auf und ging an Skya vorbei die mir einen vernichteten Blick zu warf, den ich allerdings ignorierte.
Ich entdeckte eine Bierkiste hinter den Baumstämmen und griff nach zwei Bierdosen. Dann setzte ich mich wieder zu Ben und reichte ihn eine der Dosen. Er nahm sie mit einen kleinen Lächeln an und dann ertönte plötzlich laute Musik. Erschrocken zuckte ich zusammen und das brachte Ben zu einen zaghaften Lachen. Erschrocken sah ich mich um und entdeckte einen CD-Player der neben den Lagerfeuer stand. Ich drehte mich wieder zu Ben und neigte mich ganz dicht zu ihn, damit er mich trotz der lauten Musik verstand: ,,‘tschuldige wegen den peinlichen Auftritt eben.‘‘, schrie ich über die laute Musik hinweg. Ben zuckte nur die Schultern und rief zurück: ,,ist schon okay. Das hier ist ‘ne Party.‘‘ Nun, da hatte er allerdings recht.
Ich öffnete die Bierdose und nahm einen großen Schluck daraus. Okay, das Bier war vielleicht nicht das beste, aber immer noch besser als nichts. Ich wand mich wieder Chris zu der mich immer noch mit einen begierigen Blick ansah. Er zog mich wieder an sich und flüsterte mir zu: ,,Wo waren wir stehen geblieben?‘‘ Seine Stimme klang wirklich verführerisch und als er anfing an meinen Ohr zuknabbern, stieg wieder diese unsagbar berauschende Hitze in mir auf. Sein ganzer Körper schien zu glühen als ich mich dichter an ihn presste. Willig legte ich ihn ein Bein über seinen Schoß und zog mich immer dichter an ihn als er anfing meine Wangenknochen mit Küssen zu bedecken. Er krallte seine Hände in meinen Rücken und presste mich so gut es ging an sich. Und dann erreichten seine Lippen meine Mundwinkel und die Hitze breitete sich aus. Meine Lippen, meine Zunge selbst mein Hals füllten sich mit begieriger Hitze. Und dann legten sich plötzlich seine Lippen auf meine. Erst bestand der Kuss nur aus Hitze und Lust, doch dann mischte sich plötzlich ein wilderes Gefühl hinzu. Begierde. Ich wollte ihn. Ich wollte ihn überall spüren. Meine Hände gruben sich in seine Haare und ich presste meine Lippen immer fester auf die seinen. Lustvoll öffnete ich meine Lippen, während mich lauter kleine Schauder und ein heftiges Kribbeln durchliefen.
Auch seine Lippen öffneten sich und seine Zunge strich heiß über meine. Oh Gott fühlte sich das gut an! Seine Lippen schlossen sich wild um meine und die Hitze die von ihn ausging, schien mich im Feuer zu verbrennen. Seine Zähne kratzten über die meinen doch seine waren spitz. Wirklich spitz. Ich legte mein zweites Bein auf seinen Schoss und zog mich auf seinen Schoss. Begierig tastete ich seinen Körper ab und hoffte, die Hitze würde mich verzehren. Seine Hände schoben sich unter mein Top und dort wo seine Hände waren breitete sich lustvolle Hitze aus. Ich wusste nicht wie lange wir uns in diesem Zustand befanden, doch langsam wurde mir schwindlig und irgendetwas sagte mir dass ich atmen musste. Widerwillig löste ich mich von Chris und schnappte verdutzt nach Luft. Mein Atem ging stoßweiße und es schien, als würde die Luft nicht reichen die in meine Lunge strömte. Chris schien jedoch keine Atemprobleme zu haben, denn er fing schon wieder an meine Wange mit verführerischen Küssen zu bedecken. Nach einen kurzen Moment der Benommenheit bemerkte ich, dass Skya nicht mehr da war… und Ben auch nicht mehr.
Ben war weg! ,,Wo ist Ben?‘‘, die frage schoss einfach so aus seinem Mund und mir hätte klar sein müssen, dass Chris diese Frage gar nicht gefiel. Er verzog das Gesicht und ließ seine Hände meinen Rücken hinab wandern.
,,Ist das denn wichtig?‘‘, fragte mich Chris und wieder überfiel mich eine eigenartige Hitzewelle, nur diesesmal fühlte es sich anders an. Nicht mehr natürlich und lustvoll, sondern einfach nur noch drängend. Als würde die Hitze versuchen, mich wieder in Chris Bann zu ziehen. Es war wirklich ein sehr merkwürdiges Gefühl. Und einen kurzen Moment erwog ich sogar die Möglichkeit, mich einfach wieder dieser Hitze hinzugeben, doch ich konnte es mir einfach nicht so leicht machen. Ich meine wie billig war es denn, sich einfach wieder dieser Lust hinzugeben, während ein echt guter Freund von mir weg war? Sehr billig.
Kurz zögerte ich, doch dann rutschte ich schnell von seinen Schoß und drückte seine Hände weg. Die Musik pochte in meinen Ohren doch trotzdem schmerzte die plötzliche Trennung von Chris und seiner Wärme mehr, als die Musik in meinen Ohren und ich fragte mich warum das so war. Ich liebte Chris doch nicht! Es war nur ein Spaß und Anfangs war es doch bloße Angeberei gewesen! Warum störte es mich jetzt so sehr ihn nicht mehr so nah an mir zu haben? Warum schmerzte es, seinen Atem nicht mehr auf meiner Haut zu spüren? Das war doch echt verrückt.
,,Ich geh‘ jetzt lieber.‘‘, murmelte ich schnell. Chris sah nicht besonders begeistert aus und stand auf. Er schwankte leicht und ich fragte mich, wie viel er wohl schon getrunken hatte.
,,Warum denn? Es hat doch grad so viel Spaß gemacht.‘‘, sagte er und nahm meine Hand und wieder schoss mir ein warmes Feuer durch die Finger. Ich entzog ihn meine Hand und sah ihn ernst an, fest entschlossen, mich nicht wieder mit ihn auf den Stamm zusetzten um mit ihn rum zumachen.
,,Wir sehn uns.‘‘, sagte ich noch schnell und in diesen Moment wünschte ich mir wirklich ihn wieder zu sehen. Und bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, lief ich auch schon in den Wald. Ich hatte keine Ahnung ob Ben noch auf der Party war oder sonst wo, aber ich wollte auf keinen Fall zurück auf diese Lichtung.
Ich stolperte durch den Wald und war heilfroh, dass ich noch nicht sehr viel Bier getrunken hatte. Und als ich einige Meter entfernt war, fühlte ich gar nichts mehr, was mich irgendwie mit Chris verband. Er interessierte mich nicht mehr. Das war zwar echt fies, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich wusste zwar nicht, wie ich wieder aus diesem Wald rauskommen sollte, aber das war mir egal. Ich wollte sowieso weg von hier.
Ich stolperte weiter und jetzt wo kein Ben mehr da war, um mir die Äste weg zu halten und um mir den Weg zu weisen, kam ich mir ziemlich hilflos vor. Ich kämpfte mich weiter durch das nasse Geäst und einige Äste kratzten mir die Hände und das Gesicht auf. Ich hätte eine längere Hose anziehen sollen, denn nicht nur die Kälte schnitt mir nun in die Haut sondern auch spitze Steine schürften mir die Knöchel auf.
Und dann passierte das, was schlicht unvermeidlich für mich war, wenn ich Alkohol Intus hatte: Ich stolperte.
Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte mit den Knien voraus in ein- wie konnte es anders sein- Dornenverwachsenes Gestrüpp. Schmerz durchschoss mich, als sich die Dornen in meine Hand bohrten. Ich keuchte, als ich durch die Dornen hindurch fiel und auf den Boden aufkam. Nicht nur durch mein Gesicht schoss ein fürchterlicher Schmerz. ,,Scheiße.‘‘, murmelte ich, als ich versuchte mich wieder aufzurichten, ohne mein Fleisch in weitere Dornen zu bohren.
,,Ich habe euch doch gesagt, dass keiner von euch hier her kommen soll!‘‘, eine wütende, leise Stimme durchschnitt die stille der Nacht. Ich erstarrte in den Dornenbusch unfähig mich zu bewegen. Oh verdammt! Jetzt bin ich doch noch erwischt worden! Na toll! Und jetzt? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und jeder befasste sich mit verschiedenen Ausreden, die alle mehr als schlecht waren. Hier würde ich mit der Ausrede ich wollte nur schnell an die frische Luft oder Ich bin wohl schlafgewandelt nicht sehr weit kommen. Wer sollte mir das denn glauben? Ich war leicht bekleidet, hatte einen Alkohol Intus, befand mich im Wald und lag in einen Dornenbusch! Klar, aber ich wollte ja nur schnell an die frische Luft.
,,Ich weiß, aber…‘‘, eine monströse, kaum verständliche Stimme durchschnitt meine Gedanken. Allein die Stimme schaffte es mir einen ängstlichen Schauder über den Rücken zujagen. Die Stimme hörte sich alles andere als Gesund an. So hatte ich mir immer die Stimme des Todes vorgestellt. Kalt, Gefühllos, starr und gespenstisch.
,,Nichts aber. Was machst du hier?‘‘, erwiderte die wütende Stimme und jetzt bemerkte ich nicht nur, dass eine Frau sprach, sondern auch dass sie nicht mit mir sprach, sondern mit dieser Stimme, die mich sosehr an den Tod erinnerte. Die beiden Stimmen waren nicht weit von mir entfernt und ich war mir sicher, dass ich die beiden sehen könnte, wenn ich aufstehen würde. Doch ich hatte keine Lust weder der Frau noch den…. anderen Ding zu begegnen.
,,Ich… ich hatte Hunger.‘‘, nuschelte das Ding. Und obwohl das ein ganz normales Wort war, fing ich vor Angst zu zittern an. Ich wusste nicht warum ich mir so sicher war, aber ich wusste, dass dieses Etwas nicht so essen würde wie ich. Es würde nicht das Essen was ich aß.
Vorsichtig und leise versuchte ich die Äste des zwar Dornenreichen aber auch gut bewachsenen Busches wegzuschieben, um mehr zu sehen. Es war dunkel und die vielen Blätter vor meinen Gesicht schränkten mein Blickfeld ein, aber ich hätte blind sein müssen, um die Beiden nicht zu sehen, denn sie standen genau vor mir. Ich hätte sie berühren können, wenn ich gewollt hätte, doch mal ganz im ernst, wer wollte denn das vor mir berühren?
Übelkeit wuchs in meinen Magen an und ich wünschte mir wirklich, ich könnte mich übergeben, doch dann wären die Beiden vor mir sicher auf mich aufmerksam geworden.
Eine Frau mit blonden, Rückenlangen Haaren, dass ihr offen über die Schultern fiel, stand mit den Rücken zu mir. Sie war klein und trug einen dunkelgrauen Pullover mit einer schwarzen Jeans. Vielleicht hätte ich sie auch gar nicht gesehen, wenn sich ihre blonden Haare nicht so sehr von der Dunkelheit unterschieden.
Aber nicht die Frau war der Anlass für meine plötzliche Übelkeit, sondern der, der ihr gegenüber stand. Ein großer Typ stand der kleinen Frau gegenüber. Er trug ganz schwarze Klamotten doch seine Haut war so bleich, dass ich ihn problemlos sehen konnte. Er war groß und etwas schlaksig und er hätte vielleicht sogar normal ausgesehen, wäre da nicht sein Gesicht gewesen.
Sein Gesicht war von Naben übersäht, die alle tief in seine Haut eindrangen und in einen beängstigenden Rot schimmerten. Die Narben sahen so aus, als wären sie erst vor kurzem entstanden gewesen und es wirkte durch das Rot so, als würde immer noch sein Blut in ihnen kleben. Die Narben sahen nicht nur so aus als würden sie weh tun, sie verzehrten auch sein Gesicht. Schreckliche Naben wie von einen Tierangriff ragten quer über sein Gesicht und ließen jede seiner Regungen qualvoll aussehen. Sein Gesicht war regelrecht entstellt. Seine Lippen waren von einem blassen rot, das fast schon blau war und seine Augen waren von einen tiefen schwarz, das dunkler war, als das Schwarz seiner Haarfarbe. Er stand in einer komischen Position. Er neigte seinen ganzen Körper nach unten, sodass sein Rücken gebeugt war. Seine Beine hatte er angewinkelt, sodass er plötzlich so groß war wie die Frau obwohl er sie problemlos überragt hätte, hätte er sich nur gerade hingestellt.
Erschrocken sah ich mir die Beiden an und verstand nicht was da vor sich ging. Die Frau verlagerte ihr Gewicht und warf ihre Haare mit einer Handbewegung über ihre Schultern.
,,Und du glaubst das ist Grund genug um hier her zu kommen und alles zu riskieren, was wir uns hier aufgebaut haben?!‘‘, blaffte die Frau und ich wusste schon jetzt, dass jede Antwort auf diese Frage falsch sein würde. Die Gestallt vor ihr zuckte bei jeden ihrer Worte erschrocken zusammen und ich fragte mich, was diese Frau an sich haben konnte, was dieses Wesen in solch einen Schrecken versetzten konnte.
Das Wesen ließ den Kopf sinken als es nuschelte: ,,Nein, natürlich nicht. Aber ich hatte so großen Hunger.‘‘
Die Frau stieß einen wütenden Laut aus bei den nicht nur die Gestallt zusammenzuckte sondern auch ich. Ich verharrte in meiner Position und betete zu Gott, dass sie mich nicht erwischen würden.
,,Verschwinde jetzt sofort, bevor ich mich vergesse!‘‘, flüsterte die Frau bedrohlich und ballte ihre kleinen, zierlichen Hände zu Fäusten zusammen. Sie hörte sich so an, als würde sie mit aller Macht versuchen, ihre Wut im Zaum zu halten.
Wieder zuckte die entstellte Gestallt zusammen und murmelte dann ein schnelles: ,,Es tut mir leid.‘‘ Die Frau antwortete nicht sondern ballte die Hände nur noch fester zu Fäusten. Die Gestallt wartete noch einen kurzen Moment bevor sie sich umdrehte. ,,Und lass dich hier nie wieder unangekündigt blicken!‘‘, sagte die Frau jetzt schon etwas lauter. Das Wesen drehte noch kurz sein entstelltes Gesicht zu der Frau und nickte dann. Und dann humpelte es in seiner gebückten Haltung in den Wald. Es schleifte ein Bein nach, so als wäre es gebrochen. Es war ein verstörender Anblick. Ich schaute den Wesen noch nach doch nur nach einigen Metern sah ich es schon nicht mehr sondern hörte nur noch, wie Blätter raschelten und Äste knackten.
Die Frau stieß genervt den Atem aus und strich sich mit der Hand durch ihr blondes Haar. Sie murmelte etwas was ich nicht verstand und drehte sich dann plötzlich um. Einen kurzen Moment blieb mein Herz stehen, als ich wirklich annahm, dass sie mich entdeckt hatte, denn ich wusste, dass sie mich nicht einfach so fliehen lassen würde. Sofort ließ ich wieder die Äste vor mein Gesicht gleiten und hatte so nicht einmal die Möglichkeit gehabt, ihr Gesicht zu sehen. Verschiedene Gedanken durchliefen meinen Kopf, als ich mir vornahm nicht zu weinen, wenn sie mich umbringen würde.
Doch ehe ich auch nur Mut fassen konnte um zu schreien drehte sie sich wieder um und marschierte ohne noch etwas zu sagen oder zu tun in den Wald hinein. Mir wurde richtig schwindelig und dann schnappte ich hechelnd nach Luft. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich die Luft angehalten hatte, erst jetzt wo mir die kalte Luft in die Lungen strömte, wurde mir bewusst, wie dringend ich das gebracht hatte.
Ich wartete noch Minuten- die sich wie Stunden anfühlten- in meinen Versteck, obwohl ich gar keine Geräusche mehr, außer den Wind der durch die Blätter und den leeren Wald wehte und so ein unheimliches Geräusch erzeugte, das wie ein leises Wimmern klang, hörte. Ich atmete nur noch leise und ich zwang mein Herz dazu langsamer zu schlagen.
Die Angst steckte mir immer noch in den Gliedern und ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nur wie verrückt in den leeren Wald starren und warten, bis ich die Frau oder dieses entstellte Gesicht wieder sehen würde. Doch es kam niemand zurück. Sie waren weg.
Als diese Realität in mein Bewusstsein sickerte, explodierte sie. Ein elektrischer Schlag fuhr mir durch die Glieder und ehe ich mich versah stand ich auch schon auf. Die Dornen kratzten an meiner Haut und hinterließen noch mehr Schürfwunden, doch das nahm ich kaum wahr. Alles was ich jetzt wusste, war das ich fliehen musste. Und dann fing ich einfach so zu laufen an.
Ich konnte meine Beine nicht mehr kontrollieren sondern rannte einfach in irgendeine Richtung. Äste schlugen mir ins Gesicht und rissen mir einige Haare aus, doch das war unwichtig. Einfach nur weg. So weit und so schnell weg von hier, wie irgendwie möglich. Ich stützte mich von den Bäumen ab und immer wenn ich stolperte, hielt ich mich an der Rinde fest und rannte einfach weiter.
Irgendwann wurde mir bewusst, dass niemand hinter mir her war, weil mich niemand gesehen hatte, trotzdem hetzte ich weiter durch den Wald und trieb meine Beine an schneller zu laufen. Meine Muskeln brannten und die Kälte brannte immer mehr auf meiner Haut, doch diesesmal würde ich nicht einfach Verlieren so wie in der Nacht in der ich entführt wurde. Diesesmal würde ich es schaffen.
Tatsächlich ähnelte diese Nacht der Entführungsnacht. Ich hatte mich auf den Heimweg von einer Party befunden, als ich die Beiden zum ersten mal gesehen hatte. Ich war betrunken- nur diesesmal nicht so stark- und ich war allein. Ich war allein und hatte Angst. Und ich rannte um mein Leben. Verblüffend wie ähnlich sich diese Nächte waren. Nur jetzt nahm es ein gutes Ende. Schwer keuchend und frierend drückte ich die letzten Äste weg und stolperte aus dem Wald. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte in das nasse Gras. Mein Herz pochte laut und mein Atem ging stoßweiße, doch ich war noch am Leben.
,,Oh Gott.‘‘, murmelte ich unter zwei Atemstößen und versuchte mich wieder aufzurichten. Doch meine Hände zitterten so stark und ich fühlte mich so schwach und meine Hände klappten unter mir einfach wieder weg.
Wenigstens prickelte die Kälte jetzt nicht mehr auf meiner Hand. Jetzt war es kein schmerzhaftes Prickeln mehr, sondern nur noch ein unangenehmes Ziehen. Dafür brannten jetzt meine Arme und Beine und ich wusste nicht ob das an den Schnittwunden oder an den schnellen Lauf lag- eigentlich war es mir auch egal.
Langsam beruhigte ich mich wieder, während mein Atem langsamer wurde und mein Herzschlag sich beruhigte. Und nach einiger Zeit schaffte ich es sogar aufzustehen- zwar schwankte ich leicht, aber ich stand wieder. Ich stand nur einige Meter entfernt von den Wald und in den wollte ich auf keinen Fall zurück. Und direkt vor mir erstreckte sich ein langes Gebäude. Und die Schönheit dieses Gebäudes, lenkte mich kurz von meiner Angst ab.
Wenn man dieses Monster überhaupt als Gebäude bezeichnen konnte. Es sah eher wie ein verwunschenes Schloss aus irgendeinen Märchen aus. An den weißen Wänden schlängelten sich wuchernde Pflanzen hinauf, die sich allesamt ineinander verschlangen. Majestätische Spitzbogen Fenster zierten die Wand und ließen das Schlossähnliche Gebäude altmodisch wie eine Kirche aussehen. Die Pflanzen wanden sich um das Fenster herum und sorgten so für eine magische Wirkung. Das alles hätte wirklich wie ein Schloss gewirkt, wären die Fensterscheiben nicht schwarz getönt gewesen. Dies ließ das Gebäude eher wie ein verwunschenes Schloss aussehen.
Mein Blick wanderte nach rechts und ich entdeckte noch mehr Pflanzen, die sich die Wand entlang schlangen bis zu der leicht abgerundeten Ecke. Ich war neugierig und ich fragte mich, wie das Gebäude wohl von der anderen Seite aussehen würde und ich wollte mich gerade in Bewegung setzten, um die Kurve zu umwinden, als ich plötzlich Geräusche hinter mir vernahm. Äste knacken gefolgt von den Rascheln der Blätter sorgte dafür, dass Angst in mir anwuchs.
Sofort drehte ich mich um, um im Notfall zu schreien, zu laufen, oder zu kämpfen doch dann stieß ich erleichtert den Atem aus. Ben kam durch die Äste hindurch auf mich zu. ,,Du bist es nur.‘‘, stöhnte ich erleichtert. Ben klebte Efeu in den Haaren, doch das ließ ihn irgendwie wild aussehen. Er schüttelte kurz den Kopf und, doch das brachte nichts.
,,Ja, tut mir leid dich enttäuschen zu müssen. Ich bin leider nicht Chris.‘‘, fauchte er. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte sich das stark nach Eifersucht angehört. Aber auf was sollte er eifersüchtig sein? Wir waren nur befreundet. Ich tat so als hätte ich den scharfen Unterton nicht gehört und machte eine wegwischende Handbewegung.
,,Ich steh nicht auf Chris.‘‘, stellte ich lässig klar. Ben hob den Kopf und zog gespielt überrascht die Augenbraue nach oben. ,,Das hat aber auf der Party anders ausgesehen.‘‘, schoss er zurück.
Uh, ich hatte ganz vergessen, was ich vor nicht einmal einer Stunde getan hatte. Das kam mir alles so weit weg vor…
,,Kann schon sein. Aber ich steh wirklich nicht auf ihn. Ich wollte nur Skya nerven.‘‘ Ben verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich ernst an. Er sah so aus, als hätte er ein recht dazu, sauer zu sein. Aber das hatte er nicht! Ich meine wir waren nicht zusammen und ich konnte tun was ich wollte.
,,Es schien dir aber Spaß gemacht zu haben.‘‘ Er hörte sich wirklich wie mein Freund an der mich beim Fremdgehen erwischt hatte. Er hatte nicht das Recht dazu, so mit mir zu reden.
,,Na und? Es hat ja auch Spaß gemacht.‘‘, sagte ich in einen herausfordernden Tonfall. Ich verschränkte auch die Arme vor der Brust und dann sah Ben auf einmal verletzt aus. Das machte mich auch traurig. Ich wollte mich ja gar nicht mit ihr streiten. Ich weiß auch nicht warum ich das gesagt hatte und ich bereute es auch sofort.
,,Tut mir leid.‘‘, sagte ich schnell. Bens Gesicht wurde nur noch trauriger und das zerriss mir fast das Herz
,,Ist schon gut. Dir muss nichts leid tun. Du hast ja nichts getan.‘‘, murmelte er und ließ seine Hände wieder sinken. Auf einmal sah er so unglaublich müde und erschöpft aus, so als hätte er schon tagelang nicht mehr geschlafen. Ich fragte mich warum wir heute unbedingt streiten mussten. Wir kannten uns zwar erst einen Tag, aber ich mochte ihn. Es war sinnlos sich über so etwas zu streiten nun es tat mir leid.
,,Lass uns einfach reingehen.‘‘, sagte Ben schnell und schob sich an mir vorbei. Still folgte ich ihn zu einen der Spitzbogenfenstern. Er drückte sich gegen die Fensterscheibe, die auch sofort nachgab. Er stieß das Fenster auf und spähte vorsichtig hinein. Ich konnte nicht verstehen warum er sich überhaupt die Mühe machte, hinein zusehen. Es war stock dunkel und ich konnte überhaupt nichts erkennen. Ben hingegen schien alles zu sehen denn er sagte: ,,Okay, es ist niemand da.‘‘
Überrascht zog ich die Augebraue nach oben und ging an ihn vorbei. Ich schaute selbst durch das Fenster doch ich konnte nichts erkennen, dann drehte ich mich wieder zu Ben um und stieß kritisch den Atem aus.
,,Aha. Und du weißt das, obwohl es da drin so dunkel ist?‘‘, flüsterte ich skeptisch. Ben lächelte und zuckte lässig die Schultern. Er warf mir durch seine langen Wimpern einen gesenkten und spitzbübischen Blick zu und auch wenn ich das niemals zugeben würde, ließ ihn das unglaublich heiß aussehen.
,,Nun, meine Augen sind gut.‘‘, sagte er stolz und schob seine Hände in die Hosentasche.
,,Aha. Nun, meine Augen sind auch gut und ich kann da drin trotzdem nichts erkennen.‘‘, sagte ich gespielt wütend und Ben warf mir ein so hinreißendes Lächeln zu, dass ich glaubte, ich würde dahin schmelzen.
,,Gut, zugegeben‘‘, sagte er und machte eine kurze pause. ,,Ich habe sehr gute Augen.‘‘ Wieder fing er zu lachen an und diesesmal stimmte ich ein. Verblüfft musste ich zugeben, dass Ben und ich uns sehr ähnlich waren.
,,Schon klar.‘‘, sagte ich während ich die Augen verdrehte. ,,Jetzt lass uns reinklettern. Und wenn da drin irgendwer ist, dann bekommst du es mit mir zu tun.‘‘, neckte ich ihn und wieder fingen wir beide zu lachen an. Und die Angst die eben noch unermesslich groß war, war jetzt einfach so wegen Ben weg. Ich fühlte mich gut. Es fühlte sich richtig und ehrlich mit Ben an. So gut hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
,,Da drin ist niemand.‘‘, stellte er mit einen Feixen fest und trat ans Fenster. ,,Komm ich helfe dir hoch.‘‘, bot er mir an und streckte seine Hand nach mir aus. Unbehagen machte sich in mir breit. ,,Nein, das musst du nicht. Ich schaff das auch allein.‘‘, sagte ich weil ich mir sicher war, dass er mich nicht da hoch heben konnte.
Er verdrehte die Augen und griff mit einen selbstsicheren Lächeln nach meiner Hand. Schneller als ich es für möglich gehalten hätte zog er mich an sich und ein kleiner erstickender Laut entwich meiner Kehle während ich mich versteifte.
Er schlang seine Arme um meine Taille und zog mich kurz dicht an sich. Ein intensives Prickeln breitete sich in meinen Lippen aus. Das prickeln war kalt und frisch und auf einmal schoss mir ein salzig frischer Geruch in die Nase, der mich an das Meer erinnerte.
Eine sanfte Kälte breitete sich in meinen Körper aus. Es war keine Kälte dir mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte oder mir das Blut in de Adern gefrieren ließ, sondern eher wie eine erfrischende Brise eines Ventilators bei einen heißen Sommertag.
Wilde Erregung durchfuhr mich und die wilde Kälte schoss mir in die Lippen und ich wollte mich gerade wie von sinnen zu ihn neigen um meine Lippen auf seine zupressen, als er meine Hüfte fester um faste und im nächsten Moment hatte ich keinen Boden mehr unter den Boden. Die Kälte wich aus meinen Körper und auch der Geruch des Meeres war plötzlich den Geruch des morschen Holzes gewichen. Und meinen Hände schlugen sich einfach so in Bens starke Schultern um nicht runter zufallen.
Doch ich wäre sicher nicht mal runter gefallen, wenn ich Ben los gelassen hätte, denn sein Griff war so eisern, dass ich mich in seinen Armen wirklich sicher fühlte. Erschrocken starrte ich in sein Gesicht und das seltsame Feixen blieb.
Mit einer Leichtigkeit die selbst mich verwunderte, hob er mich weiter nach oben bis ich mit den Füßen durch das Fenster steigen konnte. Erschrocken wartete ich bis er mich los ließ, denn es gab keinen Fenstersims auf den ich mich stellen konnte. ,,Okay, du kannst mich los lassen.‘‘, flüsterte ich. Ben wartete noch einen Moment und dann ließ er mich langsam los. Und dann fiel ich in die unbekannte Dunkelheit.
Mit einen dumpfen Laut und einen runter geschluckten schrei, kam ich auf den Boden auf. Und es fing wirklich keiner an, fragen zu stellen oder so. Niemand war hier. Ich hatte gar nicht mit bekommen, dass inzwischen auch Ben reingeklettert war umso mehr erschrak ich, als er mir ins Ohr flüsterte: ,,und ist wer da?‘‘
Ich zuckte zusammen und versuchte nicht zu schreien. Ich stieß den Atem aus und flüsterte etwas gepresst zurück: ,,Nein, glück gehabt.‘‘
Ben stöhnte, als würden ihn meine Worte beleidigen. Ich spürte wie er an mir vorbei ging, obwohl er mich nicht berührte und ich keine Schritte hörte. Es war, als würde mit ihn eine ungewöhnliche Kälte an mir vorbei gehen. Als würde sie Ben wie eine unsichtbare Aura folgen. Ein sehr merkwürdiges Gefühl breitete sich in mir aus.
,,Das war kein Glück. Das war Talent.‘‘, gab er an. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber eine leichte Kälte fuhr mir durch die Haare. Ich war mir ganz sicher, dass er mir ganz nah stand.
Ich verdrehte die Augen und fragte mich, ob er das gesehen hat, denn er fing zu lachen an. Aber er konnte es unmöglich gesehen haben. Es war einfach viel zu dunkel.
,,Schon klar. Kann ich jetzt in mein Zimmer gehen? Ich bin müde und um ehrlich zu sein, will ich echt nicht erwischt werden. Ich kann mir nicht schon nach zwei Tagen ärger erlauben.‘‘, sagte ich.
,,Ja klar. Ich muss nur noch das Fenster zu machen.‘‘, sagte er schnell und wieder spürte ich wie Kälte an mir vorbei fuhr. Und dann hörte ich leises Fenster klirren. ,,ich lass es noch offen. Die anderen müssen ja auch noch rein.‘‘, informierte er mich. Oh ja. Skya, Chris und andere waren ja auch auf der Party gewesen. Die hatte ich ganz vergessen.
,,Komm ich bring dich in dein Zimmer.‘‘, sagte er und packte scheinbar ohne Probleme nach meiner Hand. Das verwunderte mich. Hatte er mich trotz der Dunkelheit gesehen? Ja genau, denn seit neusten war er Superman. (Schon klar, Jess.)
Er zog mich in die große Halle und zu meiner Erleichterung musste ich feststellen, dass es hier deutlich heller war. Gedämpftes Licht erleuchtete die Halle und half mir dabei, besser zu sehen.
Zum Glück war niemand hier. Obwohl, selbst wenn jemand hier gewesen wäre, hätte er sicher nicht gedacht, dass wir von einer Party kamen, sondern das wir zwei uns einen Platz für uns ganz allein gesucht haben und es dort wild getrieben haben. Meine Haare waren immerhin noch wegen den Lauf durch den Wald ganz zerzaust und auch seine Haare sahen nicht besser aus. Und außerdem liefen wir händchenhaltend rum- ein klarer Beweiß dafür, dass wir zwei sonst was getan haben.
Ich lächelte etwas und als Ben das bemerkte fragte er: ,,Was ist so lustig.‘‘ Ich fing zu lachen an. ,,Nichts. Nur wir beide sehen nicht gerade wie Freunde sondern eher wie ein Paar aus.‘‘
Ben zögerte kurz und fing dann auch etwas seltsam zu lachen an. ,,Stimmt. Das ist merkwürdig.‘‘, murmelte er als wir gerade die Treppe auf der anderen Seite erreichten. Ich starrte ihn an und musste wirklich zu ihn hoch sehen, weil er ein ganzes Stück größer war.
Wir gingen jetzt langsamer und es fühlte sich so an, als wären wir glücklich zusammen. Wir hielten uns immer noch an den Händen, obwohl das jetzt gar nicht mehr nötig war. Doch es tat gut ihn auf diese Weise zu berühren.
,,Finde ich auch. Deine Freundin würde das wohl nicht gerne sehen.‘‘, murmelte ich und ich wusste ganz genau, dass dies ein Heikles Thema war. Ich wusste nicht ob Ben vergeben war und diese Worte würden ganz sicher dafür sorgen, dass ich es erfuhr. Dabei wusste ich nicht einmal, ob ich es wissen wollte.
Er zögerte und ging noch langsamer. Ich schwieg und wartete auf seine Antwort. ,,Stimmt. Sie wäre sicher alles andere als begeistert.‘‘, stimmte er mir zu und dabei stach mir etwas fürchterlich ins Herz. Oh Gott! Ben war vergeben! Und ich lief hier händchenhaltend mit ihn rum! War ich eigentlich verrückt?! Wie billig war das denn? Musste ich einer anderen jetzt schon den Freund stehlen, oder was?
Sofort entriss ich Ben meine Hand und starrte ihn entsetzt an. Es gefiel mir nicht, dass er das vor mir verheimlicht hat. Ben sah mich entschuldigend an und blieb jetzt ganz stehen.
,,Willst du mir jetzt ernsthaft sagen, dass du vergeben bist?‘‘, fauchte ich ihn an und ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen Machte er sich jetzt auch nicht lustig über mich?! Von Wut zerfressen ging ich weiter und ließ ihn einfach stehen. Doch er kam mir nach gelaufen.
,,Ja, ich bin vergeben. Na und? Stört dich das?‘‘, fragte er mich und er klang so als wollte er mir etwas beweißen. Ohne ihn anzusehen antwortete ich: ,,Ja, das stört mich. Du gehst mit mir auf eine Party obwohl du eine Freundin hast und hältst es nicht mal für nötig, mir das zu sagen. Du tickst doch nicht mehr ganz richtig.‘‘
Ich ging schneller doch er hielt problemlos mit mir mit. ,,Was ist daran so schlimm, wenn ich mit einer Freundin auf eine Party gehe und ihr nicht gleich erzähle, dass ich vergeben bin? Ich meine würde das was ändern?‘‘, fragte er mich und versuchte mich wieder an der Hand zu packen, doch ich entriss ihn sie wieder. Ja, würde es.
,,Du hättest mit ihr hin gehen sollen.‘‘, erklärte ich ihn störrisch. Oh Gott, jetzt stritt ich mich schon wieder mit ihn. Und wieder hatte dieser Streit keinen Sinn. Ich meine ich war nicht mit ihn zusammen oder so und ich liebte ihn auch nicht, warum war ich also sauer? Wir zwei waren doch nur Freunde.
,,Ich wäre mit ihr hingegangen, wenn ich mich nicht davor mit ihr gestritten hätte.‘‘, erkläre er mir und ich konnte ein leises Lachen hören. Ich schielte zu ihn und konnte erkennen, dass er wirklich lachte.
,,Du hast dich also mit deiner Freundin gestritten und hast dir gedacht, du kannst ja nicht alleine auf eine Party gehen. Also hast du mich gefragt?‘‘, versuchte ich alles zusammen zufassen. Ben schwieg kurz und schien zu überlegen, was er antworten sollte. ,,Nun, deine Zusammenfassung gefällt mir zwar nicht, aber ja, so könnte man das sagen.‘‘, gab er zu. Oh toll. Jetzt war ich also auch noch nur die zweite Wahl. Das war ein ungewohntes Gefühl, denn normalerweise stritten sich die Typen um mich. Und wenn ich ehrlich war, gefiel mir dieses neue Gefühl ganz und gar nicht.
,,Na ganz toll.‘‘, murmelte ich und erreichte genau in diesen Moment den vierten Stock- in dem mein Zimmer war. ,,Bist du jetzt sauer?‘‘, fragte mich Ben etwas ängstlich. Ja. ,,Nein, eigentlich nicht.‘‘, seufzte ich und bleib vor der großen Doppelglastür stehen. Ich hatte keinen Grund auf ihn sauer zu sein. Er war vergeben- na und? Er hat mich auf eine Party mitgenommen, weil seine Freundin keine Zeit gehabt hatte- was war so schlimm daran? Wir waren Freunde warum hätte ich ihn also nicht dorthin begleiten sollen?
Ich benahm mich einfach nur echt unfair. ,,Tut mir leid, dass ich schon wieder angefangen habe. Ich war einfach… überrascht gewesen.‘‘, erklärte ich Ben. Ben zuckte nur mit den Schultern und wich meinen Blick aus. ,,Schon okay.‘‘, nuschelte er und öffnete die schwere Glastür. Bei ihn sah es so aus, als wäre die Glastür so leicht wie jede andere, doch ich wusste, dass es anders war. Ich selbst hatte schon feststellten müssen wie schwer die Tür war.
Er hielt mir die Tür auf und ich trat ein. ,,Eigentlich dürfte ich hier gar nicht sein.‘‘, flüsterte Ben und schaute sich im Gang um, ob jemand da war. Ich runzelte die Stirn. ,,Warum denn nicht?‘‘, fragte ich ahnungslos. ,,Weil das hier der Mädchen Trackt ist.‘‘, erklärte er stöhnend, so als ob selbst mir- einer Neuling- das klar sein sollte. Wieder stöhnte er, als er sah, dass ich keine Ahnung hatte was er meinte.
,,Die Schlafräume sind in zwei Hälften aufgeteilt: In die Mädchen- und Jungen Trackt. Wir haben nicht in euren Trackt und ihr nichts in unseren zusuchen.‘‘, erklärte er weiter. ,,Echt jetzt? Ist diese Schule so streng, was das betrifft?‘‘, fragte ich und musste fast zu lachen anfangen. Ben öffnete die Tür von meinen Zimmer und wir gingen hinein. Skya war noch nicht hier und dafür war ich dankbar. Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett und Ben nahm neben mir platz.
,,Kann man so sagen. Die Lehrer ticken regelrecht aus, wenn sie uns im falschen Trackt erwischen.‘‘ Ben verdrehte die Augen, als würde er davon nicht viel halten. ,,Und haltet ihr euch an diese Regel?‘‘, fragte ich und fing zu Lächeln an, als mir wieder einfiel, dass Ben gerade eben gegen diese Regel verstieß.
,,Eigentlich schon. Keiner von uns hat große Lust auf Ärger und es gibt noch andere, neutrale Räume in denen man verschwinden kann. Aber hin und wieder schleichen sich schon einige Schüler in den anderen Trackt um jemanden zu treffen oder so.‘‘, informierte er mich. Ich nickte nur.
Ich überlegte fieberhaft, welche Strafen auf einen zukommen würden, wenn man gegen Regeln verstieß. Würden die Regeln genauso verrückt, wie dieses Internat sein? Oder waren es ganz normale Regeln, wie die Hausordnung abschreiben oder so? Gab es überhaupt eine Hausordnung? Mir schwirrte der Kopf, als mir klar wurde, wie wenig ich über dieses Internat wusste.
,,Naja, ich geh dann mal lieber.‘‘, Ben warf einen Blick auf seine Armbanduhr. ,,In zehn Minuten kommen nämlich die Aufsichtsleute, um zu sehen, ob jeder Schüler in seinem Bett ist.‘‘, sagte er. ,,Warte mal. Wie spät ist es denn?‘‘, fragte ich etwas verwirrt. ,,Zehn Minuten vor halb drei.‘‘, sagte er genauso verwirt. ,,Ist das nicht eine merkwürdige Zeit, um die Räume zu überprüfen?‘‘, fragte ich und runzelte die Stirn. Um halb drei befindet sich doch schon jeder wieder in seinen Zimmer. Um diese Zeit schleicht sich doch niemand mehr auf eine Party. Es war wirklich eine sehr seltsame Zeit um die Zimmer zu kontrollieren.
Ben zuckte nur die Schultern und sagte schnell: ,,Keine Ahnung ich muss aber jetzt echt gehen. Sonst komme ich zu spät.‘‘, sagte Ben nur noch schnell. Ich nickte ihn schnell zu und dann verschwand er auch schon mit einer schnellen Verabschiedung aus dem Zimmer. Und dann saß ich alleine in meinen Zimmer- aber nicht für lange.
Ich hatte gerade mal Zeit gehabt um mich umzuziehen , als schon Skya ins Zimmer geschossen kam. Sie schlug die Tür wieder zu und sah mich wütend an. Sie sagte nichts sondern schaltete nur schnell das Licht aus und legte sich ohne sich umzuziehen in ihr Bett. Und da wusste ich, dass es Zeit, sich selbst ins Bett zu flüchten.
In kroch unter meine Bettdecke, schloss die Augen und drehte mich zur Wand. Ich war ziemlich gut darin, so zu tun, als würde ich schlafen. Das hatte ich auch oft schon zuhause getan. Und nur einige Sekunden später wurde leise die Tür geöffnete. Ich versuchte gleichmäßig und ruhig zu Atmen, damit mein Schlaf echt aussah.
Ein sehr intensiver Geruch schoss mir dann in die Nase. Es roch nach Holz und Morsch und ich erinnerte mich sofort an den Wald zurück und an das, was ich heute darin gesehen hatte. Das vernarbte Gesicht des Mannes blitze vor mir auf und ein elektrischer Schlag ließ mich sofort die Augen aufreisen.
Ich versteifte mich und dabei vergaß ich völlig, dass ich darauf achten musste, dass mein Schlaf echt aussah. Der Geruch wurde immer intensiver und schien den ganzen Raum auszufüllen. Kalt und feucht brannte der Geruch in meiner Nase und schaltete meinen Verstand aus. Ich wollte sehen, wer in diesen Zimmer war, wollte sehen, wer diesen Geruch mit gebracht hatte, doch wenn ich mich zu ihn drehen würde, würde der jenige merken, dass ich nicht schlief.
Also zwang ich mich dazu still liegen zu bleiben und krallte nur meine Fingernägel in die Matratze. Ich wusste nicht wie lange ich so lag und ich wusste auch nicht, ob wir noch immer nicht allein waren- denn ich hörte keine Schritte- aber nach einer gefühlten Ewigkeit stieß ich den Atem aus und drehte mich.
Der Geruch war weg und es war auch niemand mehr da. Es war fast drei Uhr, aber ich war nicht müde und alles mögliche schoss mir durch den Kopf. Ich wollte jetzt weder über das im Wald noch über Ben nachdenken. Ich wollte mich nicht fragen, warum ich das was ich im Wald gesehen hatte, noch niemanden erzählt hatte. Ich wollte mich nicht mit dem beschäftigen, was auf der Party zwischen mir und Chris passiert war. Und vor allem wollte ich nicht an Lucius denken, der meine Gedanken immer mehr dominierte. Denn ich wusste, dass ich auf all die Gedanken noch keine Antwort hatte…
Ich versuchte mich ruhig zu verhalten und meine Gedanken auszuschalten, doch das war nicht so einfach. Doch irgendwann früh morgens schaffte ich es einzuschlafen.
Es war dunkel und ich konnte fast gar nichts erkennen. Um mich herum waren lauter Bäume und unter meinen Füßen konnte ich den unebenen Boden des Waldes spüren. Ich stand versteckt hinter einen Baum und konnte direkt auf die zwei Gestallten vor mir sehen. Die Frau mit dem blonden Haar stand wieder mit den Rücken zu mir und wieder konnte ich ihr Gesicht nicht sehen. Dafür konnte ich wieder in das vernarbte Gesicht des Mannes stehen, der gebeugt und ehrfürchtig vor der Frau stand. Das tiefe Schwarz seiner Augen war grenzenlos und gefährlich. Er starrte direkt in meine Richtung und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich wollte gerade davon laufen, als sich eine schwere Hand auf meine Schulter legte. Nach Luft schnappten drehte ich mich um und sah in das vertraute Gesicht von Lucius. Seine Augen schienen gelb zu glühen, als er mich entsetzt anstarrte. Seine Lippen waren zu einer strengen Linie zusammengepresst und sein Gesicht war makellos und besorgt. Seine bleiche Haut schien im Mondlicht leicht zu leuchten und seine blutroten Lippen ließen ihn wunderschön und gefährlich wirken. Er verzog das Gesicht, als er fast qualvoll seine Lippen öffnete und leise flüsterte: ,,lauf!‘‘
Schweißgebadet schreckte ich in meinen Bett hoch. Meine Haare klebten mir an der Stirn fest, genauso wie meine Klamotten sich an meinen Körper schmiegten. Dieser Traum hatte mir den Schreck in die Glieder fahren lassen und ich hatte während ich schlief meine Fingernägel in die Matratze getrieben. Meine Muskeln waren zum reisen gespannt und meine Augen suchten das ganze Zimmer ab, suchten nach irgendetwas das darauf hinwies, dass dies kein Traum gewesen war. Doch es waren keine Bäume hier. Und auch die Frau, das vernarbte Gesicht und Lucius fehlten. Nur Skya lag zusammengerollt auf ihrem Bett. Ich wollte gerade zittrig aufstehen um mich wieder zu beruhigen, als ein lautes Surren durch den Raum schoss. Erschrocken zuckte ich zusammen und drückte mich gegen die Wand. Was war den jetzt los? War das der Feueralarm oder was?
Skya hob stöhnend ihren Kopf und presste ihre Augen zusammen. ,,Macht doch diese scheiß Klingel aus!‘‘, fluchte sie, doch das komische Surren hielt an. Klingel? Hat die erste Stunde etwa schon begonnen?! Ich schielte zu der Uhr, die über Skyas Bett hing. Sieben Uhr. Da konnte doch unmöglich die erste Stunde anfangen. Die Schule begann doch erst um acht Uhr oder?
,,Scheiß Weckruf.‘‘, stöhnte Skya wieder. Ein Weckruf? Echt? War dieses nervige Surren wirklich dazu gedacht uns aufzuwecken, wie ein Wecker? Ich runzelte die Stirn und versuchte die restliche Angst, die mein Traum ausgelöst hatte zu vertreiben. Es gelang mir zwar nicht wirklich, aber ich beschloss, dass Ablenkung die beste Möglichkeit war, um meinen Traum zu vertreiben.
Ich schwang die Beine aus meinen Bett und in diesen Moment verklang das Surren. Ich stand schwungvoll auf und lief zu meinen Schrank. Schnell schlüpfte ich in die Schuluniform und fing dann an meine Haare zu glätten. Inzwischen war auch Skya aufgestanden und zock nur widerwillig ihre Uniform an. Sie sagte nichts und ich kam ganz gut mit den Schweigen klar. Als ich meine Haare fertig geglättet hatte, begann ich damit, mich zu schminken.
Skya hatte ihre Haare zu einen hohen, gelockten Zopf zusammen gebunden und war jetzt auch damit beschäftigt sich zu schminken. Sie war schneller als ich damit fertig, sich zu schminken, doch trotzdem wartete sie wie gestern auf mich. Als auch ich fertig war, sah sie mich wütend an. Uh, ich hatte jetzt gar keine Lust auf einen Vortrag. Ich stöhnte still und bereitete mich auf einen langen Vortrag vor, den ich sowieso nicht umgehen konnte.
,,Nur dass das klar ist.‘‘, fing sie mit kalter Stimme an. ,,Ich hasse dich immer noch, wegen der Sache mit Chris gestern. Und glaub mir, wir werden uns niemals auch nur ansatzweiße gut verstehen.‘‘ Ach wirklich? Und ich dachte schon wir würden die besten Freundinnen werden. Wie sehr man sich doch täuschen konnte. ,,Trotzdem bin ich für die verantwortlich. Und es ist meine Pflicht dir hier alles zu zeigen, egal wie sehr ich dich aus hasse.‘‘ -und wie eifersüchtig ich auf dich bin. fügte ich in Gedanken für sie hinzu und lächelte.
,,Und jetzt komm. Du hast seit gestern nichts mehr gegessen. Wir gehen in die Mensa.‘‘, sagte sie. Sie hatte recht. Ich hatte wirklich schon seit zwei Tagen nichts mehr im Magen und ich hatte wirklich schon damit gerechnet, dass ich hier verhungern würde, aber es gab hier ja eine Mensa von der ich nichts wusste. Ganz toll. Ich hatte eigentlich gar keine Lust Skya wie ein Hund nachzulaufen, aber ich hatte wirklich Hunger.
Doch zu meiner Überraschung musste ich das auch gar nicht. Lucius stand an der Treppe gelehnt und hob den Kopf als er mich sah. Er hatte seine Hände in seine Hosentaschen geschoben und setzte ein höfliches Lächeln auf, als er mich sah. Einen kurzen Moment starrte ich einfach nur völlig verdutzt anstarren, dann zwang ich mich auch zu lächeln.
,,Ich würde gerne Jessminda zu der Mensa bringen, wenn Sie nichts dagegen haben.‘‘, sagte er ihn einen höflichen- und hinreißenden- Tonfall an Skya gewand. Sie starrte ihn einige Sekunden auch nur völlig entsetzt an und ich konnte in ihren Gesicht sehen, dass sie auch fand, dass er unglaublich aussah. Doch dieser Zustand dauert nur wenige Sekunden denn dann wurde ihr etwas glasiger Blick wieder eiskalt.
,,Nein, ich habe ganz und gar nichts dagegen.‘‘, fauchte sie und starrte mich über ihre Schulter wütend an. Ich hielt ihren Blick stand und fing dabei spöttisch zu lächeln an. Wut zerfressen drehte sie sich wieder um und ging einfach so an Lucius vorbei die Treppen runter.
Als sie außer sichtweite war, verdrehte ich die Augen. ,,Warum muss ich mir ausgerechnet mit ihr ein Zimmer teilen?‘‘, murmelte ich genervt. Lucius ging nicht auf meine Frage ein sondern wies mir einfach an die Treppe runter zu gehen. Er folgte mir. ,,Haben Sie sich jetzt schon an dieses Internat gewöhnt?‘‘, fragte er mich. Und seine Stimme war wirklich hinreißend. Ich musste mich zusammen reisen um ihn nicht idiotisch anzuklotzen.
,,Kann man sich denn an dieses Internat gewöhnen?‘‘, fragte ich sarkastisch. Lucius lachte kurz und auch wenn sein Lachen sofort wieder verklang, füllte es mich vollkommen aus und wieder musste ich mir eingestehen, dass Lucius einfach unglaublich war. Er war so unglaublich, dass ich Angst hatte, er würde sich gleich vor mir auflösen und einfach so verschwinden.
,,Nein, ich denke nicht.‘‘, stimmte er mir zu. Ich verzog meine Lippen zu einen ehrlichen Lächeln. ,,Aber ich habe mich an die Leute hier gewöhnt.‘‘, sagte ich und schwieg kurz. ,,Nunja, an fast alle.‘‘, korrigierte ich mich, als mir wieder meine äußerst nervige Zimmergenossin einfiel.
,,Sie haben viel mehr mit Skya gemeinsam, als Sie denken.‘‘, sagte er. Was? Ich stieß empört den Atem aus. Wie konnte er es wagen mich mit dieser Zicke zu vergleichen?!
,,Ganz bestimmt nicht.‘‘, schoss es sofort aus meinen Mund. Er zog die Augenbraue nach oben und warf mir einen unglaublich attraktiven Blick zu und diesesmal dachte ich wirklich, ich würde jeden Moment schmelzen. Bens Blick gestern Nacht, war nichts gegen Lucius Blick. Gar nichts.
,,Sie irren sich. Sie haben sehr viel mit all den Schülern hier gemeinsam.‘‘, erwiderte er. ,,Ja, ich schätze mal, wir alle wurden von unseren Familien verstoßen.‘‘, murmelte ich und ich selbst war überrascht darüber, wie traurig und verletzt ich klang. Ich wich Lucius fürsorglichen Blick aus und starrte auf die Stufen. Lucius sagte lange Zeit nichts mehr. ,,Sie können nichts dafür, dass Sie hier sind.‘‘, flüsterte Lucius auf einmal und seine Stimme klang jetzt ganz anders. Sie klang nicht mehr wie die übliche Lehrer- Stimme, sondern er klang wirklich so, als würde er sich für mich interessieren. Und obwohl das wirklich wundervoll war, wollte ich sein Mitleid nicht. Ich wollte nicht, dass er mich bemitleidet.
,,Ja schon klar. Wir wurden einfach nur so verstoßen. Das hat sicher gar nichts mit uns zu tun.‘‘, sagte ich und die Traurigkeit schwang immer noch in meiner Stimme mit. Ich schaute Lucius direkt an- und das war ein großer Fehler. Seine Augen waren grenzenlos traurig und mitfühlend. Sie ließen ihn so verletzlich wirken. Er hielt meinen Blick fest und ich wünschte mir, er würde mich in den Arm nehmen und mir sagen, dass alles gut wird. Doch das konnte er nicht. Das konnte ich nicht.
,,ist schon gut. Du wolltest mich sicher nicht begleiten um über meine verkorkste Familie zu reden oder darüber, ob ich mich jetzt schon an dieses Internat gewöhnt habe. Also, was ist los?‘‘, fragte ich und setzte ein kleines trauriges Lächeln auf.
Lucius sog scharf die Luft ein und starrte gerade aus. ,,Ja, stimmt. Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie sich irgendwie komisch fühlen.‘‘, sagte er zögerlich. ,,Komisch?‘‘, wiederholte ich das Wort mit einen sarkastischen Tonfall. Er wollte sich doch jetzt nicht ernsthaft nach meinen wohlbefinden erkundigen, oder? ,,Ja, ist Ihnen vielleicht schwindelig oder fühlen Sie ein merkwürdiges Ziehen?‘‘, fragte er weiter. Ich riss die Augen auf und wiederholte wieder: ,,Ein Ziehen? Sollte ich mir sorgen machen?‘‘, fragte ich zurück. Sein Gesicht blieb ernst.
,,Beantworten Sie bitte einfach meine Frage, in Ordnung?‘‘, sagte er ernst. Verwirrt runzelte ich die Stirn und dachte darüber nach, wie es mir ging. Außer der Müdigkeit und der Ich- habe- keine- Lust- auf- Unterricht- Einstellung geht es mir eigentlich ganz gut.
Ich stöhnte.
,,Nein, mir ist nicht schwindelig. Und ich spüre auf kein komisches ,,Ziehen‘‘.‘‘, sagte ich und zog die Nase kraus. ,,Ich weiß nicht mal wie sich das anfühlen soll.‘‘, murmelte ich nach einer Weile. Lucius schien immer noch skeptisch zu sein, doch er fing kurz zu lachen an.
Doch so schnell wie dieses himmlische Geräusch den ganzen Raum- und mich- ausfüllte, war es auch schon wieder verschwunden und nur ein erheitertes Glitzern blieb in seinen Augen.
Wir erreichten das untere Stockwerk als Lucius sagte: ,,Sobald Sie sich schlechter oder anders fühlen, kommen Sie augenblicklich zu mir. In Ordnung?‘‘ Das Glitzern wich einer Sorge, die ich nicht verstand. Er sah wirklich so aus, als würde er sich sorgen um mich machen. Nicht um die Schülerin Jess, sondern um mich. Einen kurzen Moment erwiderte ich seinen Blick, doch dann nahmen seine Augen wieder diesen höflichen aber trotzdem Abweißenden Blick an und ich senkte meinen Kopf.
,,Sicher.‘‘, murmelte ich, als wir beide vor einer großen hölzernen Tür stehen blieben. Diese Tür war doppelt so groß wie die anderen in den Gängen und ich wusste, dass das der Eingang zur Mensa war.
Ich schielte kurz zu Lucius der seine Hand auf den Türgriff legte und die Tür aufdrückte. Und dann richtete ich meinen Blick wieder nach vorne und erstarrte ehrfürchtig. Ein großer Saal mit unzähligen Tischen erstreckte sich vor uns. Die Tische waren von vielen Schülern besetzt und dieses Abbild erinnerte mich entfernt an die Cafeteria in der alten Schule- auch wenn diese Mensa hier ganz klar altmodischer und edler war. Die Wände waren nicht in den fahlen weiß gestrichen wie die Cafeteria, sondern in einen saftigen rot Ton. Und an der decke hingen keine schlichen Neonlampen, wie es in meiner alten Schule der Fall gewesen war, sondern richtig edle Kronleuchter- die natürlich nicht mit Glühbirnen bestückt waren, sondern mit weißen Kerzen. Die Tische waren weiß bedeckt- das passte perfekt zu den Kerzen. Und an den langgezogenen Wänden hingen drei riesige Stofffahnen an denen die verschiedenen Motive der des Schulwappens abgebildet waren: Der Mond und die Wolken die um ihn herumtanzten, der exotisch aussehende Blume mit den lila Blütenblättern und die unheimliche schwarze Fledermaus, die beängstigend ihre Zähne bleckte.
Ich schauderte und wand den Blick ab. Zögerlich ging ich in die große Halle und schaute mich um. Ich sah lauter fremde Gesichter, doch nicht ein bekanntes. Ich wusste, nicht was ich jetzt tun sollte. Alle Tische waren besetzt und eigentlich spürte ich den Hunger gar nicht mehr, jetzt rumorte es in meinen Magen. Ich raffte die Schultern und hob de Kopf und sah jeden der mich anklotze eindringlich an. Ich musste keine Angst haben- das passte gar nicht zu mir. Und nur weil hier lauter Schüler saßen die ich nicht kannte, musste ich mich noch lange nicht einschüchtern lassen!
Ich schritt an den Tischen vorbei und dann fiel mir verspätet auf, dass Lucius nicht mehr an meiner Seite war. Schön, dann kannte ich eben jetzt wirklich keinen mehr. Ich hatte jetzt fast das Ende des Raumes erreicht und bis jetzt hatte ich noch keinen Tisch gefunden, an den ich mich eventuell setzen könnte. Alle sahen so aus, als würden sie keinen Neuling an ihren Tisch akzeptieren. So als würden sie alle schon Ewigkeiten so zusammen setzten und so als wären sie keine Freunde der Veränderungen. Eingeschüchtert ging ich weiter direkt an den Tisch vorbei, an den auch Skya und Chis saßen. Chris warf mir ein charmantes Lächeln zu und schien mir etwas zurufen zu wollen, doch als er dann Skyas Blick sah, schwieg er. Ich ging mir gleichgültiger Miene weiter, ohne den beiden auch nur einen Blick zu würdigen.
Lautes Gemurmel ging durch den ganzen Saal, doch trotzdem hörte ich Bens Stimme als er mir zu rief: ,,Jess!‘‘ Sofort drehte ich mich in die Richtung aus der die stimme kam. Es war wirklich Ben und er winkte mir von einen Tisch auf der anderen Seite des Saales zu. Dankbar, das wenigstens er da war, schritt ich auf seinen Tisch zu und sofort drehten alle, die an seinen Tisch standen, ihren Kopf in meine Richtung. Peinlich berührt ging ich zu Ben, der aufstand und mich kurz umarmte.
Verblüfft erwiderte ich seine Umarmung. ,,Du kannst dich zu uns setzten wenn du willst.‘‘, flüsterte er mir ins Ohr und sein Atem kribbelte auf meiner Haut. Ich löste mich aus seiner Umarmung und warf ihn einen dankbaren Blick zu. Ich setzte mich auf den leeren Stuhl neben ihn und- vielleicht bildete ich es mir auch nur ein- es kam mir sofort, als würde er näher an mich heran rücken.
Ich lächelte ihn zögerlich an, bevor ich mir jedes Gesicht am Tisch ansah. Es saßen einige Typen an den Tisch- die allerdings alle fast gleich aussahen. Sie hatten zwar alle unterschiedliche Haarfarben, Gesichtszüge, Körperfiguren und andere Augen, doch sie alle hatten den selben gelangweilten und auch etwas skeptischen Gesichtsausdruck. Oh man, waren die alle langweilig.
Die Mädchen unterschieden sich auch nicht sonderlich voneinander: Alle ein wunderschönes Gesicht, perfekt frisierte Haare, maßgeschneiderte Uniformen und einen eingebildeten Gesichtsausdruck. Ich hätte zu lachen begonnen, wenn die Stimmung hier nicht so bedrückt gewesen wäre.
Ich schaute wieder zu Ben der meinen Blick entschuldigend erwiderte. Ich verdrehte kurz die Augen und lächelte ihn an. Er erwiderte mein Lächeln und drückte unter der Tischplatte meine verkrampfte Hand. Und einen kurzen Moment, an den sich mein Verstand mit sonst etwas beschäftigte, wünschte ich mir, Lucius würde neben mir sitzen und meine Hand drücken.
Doch sofort klickte sich mein Verstand- verspätet- wieder ein und wies mich zurecht. Was dachte ich mir bloß dabei?! Warum sollte ich mir wünschen, dass Lucius hier wäre? Hallo?! Hätte ich ihn, niemals getroffen, wäre ich auch nie hier her gekommen! Ich sollte ihn hassen!
Doch auch wenn das eigentlich das richtige wäre, tat ich es nicht. Es war zum verrückt werden.
Ich lächelte Ben etwas verklemmt an und hoffte er würde nicht merken, dass ich gerade an wen anderes Gedacht hatte. Doch Ben lächelte zurück und drückte meine Hand fester.
,,Hast du Hunger?‘‘, fragte mich Ben leise. Alle starrten uns an, aber das war mir egal. Sollten sie doch denken was sie wollten. ,,Und wie!‘‘, sagte ich und wir beide fingen leise an zu lachen. Alle anderen warfen uns zwar wütende Blicke zu doch die ignorierten wir. Ben stand auf und hatte meine Hand losgelassen- wahrscheinlich, weil irgendeine von denen eingebildeten Zicken seine Freundin war.
Ich schaute mir noch einmal jedes dieser Mädchen an und versuchte sie mir an Bens Seite vorzustellen. Sie waren alle sehr hübsch- das war sehr offensichtlich- doch keines ´schien zu Ben zu passen. Nunja, außer vielleicht das kleine, zierliche, blonde Mädchen, welches ihre Haare nach oben gesteckt hatte. Ihr Gesicht war beinahe perfekt herzförmig und ließ sie niedlich wirken. Ne, nicht einmal sie. Sie war einfach zu niedlich. Ganz anders als Ben. Ben war definitiv auch niedlich, aber auf eine andere, wilde Weiße.
Ben wie mir an nach vorne zu gehen und folgte mir. Wir durchquerten den ganzen Saal schweigend und als wir wieder bei der Tür angekommen waren, entdeckte ich den an die Wand gestellten Tisch, auf dem alles Mögliche zum Essen stand. Müsli, Milch, Brot, diverse Fruchtsorten… und Wein? In einen durchsichtigen Krug schimmerte eine dickflüssige, tiefrote Flüssigkeit. Rotwein.
Skeptisch schaute ich Ben an und wies mit gerunzelter Stirn auf den Krug. ,,Wein?‘‘, fragte ich mit schriller Stimme. Er verzog seine Lippen zu einen kleinen Lächeln. ,,Ja, so kann man das sehen.‘‘
Ich stieß die Luft aus und wieder wurde mir bewusst, wie verrückt dieses Internat doch war. Wein zum Frühstück. Ich dachte immer man dürfte nicht betrunken zur schule gehen. Hier schien das anders zu sein.
,,Das ist so was von verrückt.‘‘, murmelte ich während ich mir eine Schüssel und einen Löffel schnappte. Ich schaufelte mir das Müsli in die Schüssel und goss etwas Milch darüber. Ich schaute mir noch einmal den Krug mir Wein an, bevor ich mich kopfschüttelnd wieder zu Ben umdrehte.
,,Hast du keinen Hunger?‘‘, fragte ich ihn, als ich sah, dass er keine Anstalten machte, sich etwas zu essen zu machen. Er schüttelte den Kopf und antwortete: ,,Nein, heute nicht.‘‘
Er griff wieder nach meiner freien Hand und zog mich wieder nach hinten. ,,Achso jetzt ist es also okay meine Hand zu halten?‘‘, fragte ich feixend. Er schenkte mir sein süßen Lächeln. ,,Es ist dir aufgefallen.‘‘, stellte er fest. ,,Was? Das du meine Hand gerade eben nicht gehalten hast, weil dort höchstwahrscheinlich deine Freundin sitzt?‘‘, bohrte ich weiter. Er stöhnte. ,,Du hast recht. Da hinten sitzt meine Freundin.‘‘, gestand er. ,,Wusste ich es doch. Und welche ist es. Die kleine blonde?‘‘, fragte ich und hoffte ich klang interessiert. Ben schaute mich anerkennend an als er antwortete: ,,Du kennst mich einfach viel zu gut.‘‘
Ich zuckte nur mit den Schultern und tat unbeeindruckt. ,,Darum weiß ich ja auch, dass ihr zwei eigentlich nicht zusammen passt.‘‘
Ben fing zu lachen an und sah mich erheitert an. ,,Ach wirklich? Es freut mich, das zu hören, denn sonst wäre ich wohl mein ganzes Leben mit ihr zusammen geblieben.‘‘, neckte er mich. Ich zog die Nase kraus.
Wir erreichten den Tisch und Ben ließ augenblicklich meine Hand los. Ich hatte keine Chance mehr, mit Ben zu reden, denn er setzte sich sofort auf seinen Stuhl und wurde von seiner blonden Freundin angesprochen- die so gar nicht zu ihn passte. Ich setzte mich bedrückt neben ihn und aß etwas schmollend mein Müsli.
Es tat gut wieder etwas im Magen zu haben. Ich konnte die hohe Stimme von Bens Freundin deutlich hören. Ich verstand zwar nicht alles, was sie sagte, aber ich bekam mit, dass sie sich entschuldigte. Ich schielte kurz zu Ben der das Gesicht zu einer starren Miene verzogen hatte und sich bei jeden Lächeln anstrengen musste. Es sah gezwungen aus. Doch seine Freundin schien das nicht zu sehen.
Ich war froh, dass kurz nachdem ich das Müsli in der Schüssel aufgegessen hatte, ein lautes Surren erklang. Es war das gleiche Surren wie das, das heute Morgen Skya aus ihren Schlaf gerissen hat, nur das dieses etwas dunkler war.
Fast alle Schüler standen gleichzeitig auf und verließen die Mensa. Zögerlich stand auch ich auf und stolperte der Menge nach. Von Lucius war nichts mehr zu sehn. Ich ließ mich von Ben zu meinen Kurs begleiten und verabschiedete mich dann von ihn. Doch ehe ich in das Klassenzimmer rein ging, entdeckte ich in der Menge plötzlich etwas. Erschrocken schnappte ich nach Luft und hoffte, dass ich dort drüben nicht wirklich das sah, was ich zu sehen glaubte. Mein Herzschlag wurde schneller und mein Atem stockte. Meine Handflächen wurden auf einmal ganz nass und ich hörte das rauschen meines Blutes in meinen Ohren. Nein! Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Ich zwinkerte verzweifelt mit den Augen und wischte mit den Handrücken über die Augen, doch das Bild veränderte sich nicht.
Nicht einmal zehn Meter von mir entfernt stand die Frau, die ich letzte Nacht im Wald gesehen hatte. Ihr blondes Haar war zwar jetzt zusammen gebunden und sie trug jetzt eine schwarze Bluse und eine blaue Jeans, aber ich war mir sicher, dass es die gleiche Frau war. Sie war genauso klein und zierlich wie die Frau im Wald und ihr Haar hatte exakt den gleichen Farbton.
Okay, diese Körperfigur und dieses Haar konnten viele Frauen auf der Welt haben, doch ich war mir sicher. Es war die selbe Frau. Und das was ich noch sah, machte die ganze Sache noch schimmer- ging das überhaupt? Vor der Frau stand… Lucius. Übelkeit ließ meinen Magen explodieren. Sie kroch meinen Hals hinauf und erst im letzten Moment schaffte ich es, sie hinunter zu würgen.
Was wollte den diese Verrückte von Lucius? Ich wollte zu Lucius laufen und ihn alles erzählen, was ich im Wald gesehen hatte und ihn sagen, dass die Frau mit der er sprach, wahnsinnig war. Und wenn er mir nicht glauben würde, würde ich ihn notfalls von ihr wegzerren. Doch meine Beine waren wie erstarrte. Ich konnte mich nicht bewegen, sondern Lucius und die Frau einfach nur anstarren. Ich konnte die beiden trotz der vielen Menschen die in den Gängen herumliefen deutlich sehen.
Es war, als würden sie wie ein neonrotes Licht aus der ganzen Menge herausstechen. Ich starrte sie wie gebannt an. Lucius lächelte. Ich verzog den Mund zu einer Fratze, weil ich plötzlich so einen bitteren Geschmack im Mund hatte. Lucius sah wirklich glücklich aus. Ich meine, er sah offen und ehrlich aus. Sein lächeln wirkte vertraut. So ein Lächeln hatte ich bei ihn noch nie gesehen.
Die Frau berührte Lucius Unterarm- eine scheinbar nette Geste- doch bei mir löste das nur Brechreiz und kochende Wut aus. Ich verzog das Gesicht, als Lucius erheitertes Lächeln plötzlich liebevoll wurde. Die Frau mit den blonden Haaren neigte sich näher zu Lucius und schlang ihre dürren Arme um ihn. Mein Mund klappte auf und ich riss meine Augen erschrocken auf. Was machte die denn jetzt?! Wollte sie ihn erwürgen oder was?!
Doch Lucius schien die Berührung sehr zu gefallen, denn er erwiderte sie. Er legte seine Arme um ihre Taille und zog sie näher an sich. Die Frau war um einiges kleiner als Lucius, also warf sie ihren Kopf in den Nacken um ihn besser ansehen zu können und er schaute zu ihr hinunter.
Ich sah die beiden wie gestört an und schaffte es einfach nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Was hatte das zu bedeuten? Ich wusste es nicht. Die Frau stellte sich auf ihre Zehenspitzen und wieder fing Lucius zu lächeln an, bevor er sich zu ihr hinunter beugte und seine Lippen auf die ihren legte…
Ein heftiger Schmerz in meiner Brust ließ meinen Kopf sinken. Ich konnte nicht mehr hinsehen. Der heftige Schmerz schoss mir den Hals hinauf, direkt in meine Augen, die sich sofort mit ungewollten Tränen füllten. Der Schmerz wuchs in meiner Brust immer weiter an und drohte mich zu zerquetschen. Er drückte mir die Luft ab. Ich konnte nicht mehr atmen, alles in meinen Körper brannte. Ich keuchte leise und hoffte, dass mich keiner beachtete, denn so wollte ich nicht gesehen werden.
Ich fühlte mich auf einmal total mies. Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte nicht zu weinen. Der bittere Geschmack kehrte in meinen Mund zurück und mit ihn wuchs mir diesesmal ein Kloß im Hals.
Ich wischte mir schnell die Tränen weg und schluckte den Kloß runter. Ich richtete meinen Blick wieder auf die beiden, die sich inzwischen voneinander gelöst haben. Lucius lächelte die Frau an- und ich würde ihn so liebend gerne sagen, was er da für eine falsche Schlange anlächelte. Sie hatte sein Lächeln nicht verdient!
Aber war es nicht immer so? Bekamen nicht immer die, die es am wenigsten verdient haben, das wofür es sich zu leben lohnt?
Ich schluckte weitere Tränen hinunter und entschied, dass ich heute nicht zum Unterricht musste. Zumindest nicht zur ersten Stunde. Ich schob mich durch die Menge der Schüler und war heilfroh, als ich Lucius und diese Frau nicht mehr sehen musste.
Die Wut stieg immer mehr nach oben und meine Augen füllten sich immer häufiger mit bitteren Tränen. Nicht nachdenken. Nicht darüber nachdenken… doch die Gedanken schossen mir einfach in den Kopf und ich schaffte es nicht sie zurück zu halten. Was hatte Lucius bloß mit dieser Frau zu tun? Sind sie vielleicht zusammen? Bei diesen Gedanken wuchs ein unsagbar großer Schmerz in meiner Brust an und schnürte mir die Luft ab.
Nein, sie waren nicht zusammen! Das durfte einfach nicht sein! Ich fragte mich warum mir dieser Gedanke solche schmerzen bereitete. Weil die Frau gefährlich ist. Eigentlich war es fies sie als gefährlich zu bezeichnen. Immerhin hatte sie sich nur mit einen entstellten Typen im Wald getroffen. Das hieß noch lange nicht, dass sie das abrundtief Böse war.
Doch ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmte und ich ertrug den Gedanken nicht, dass Lucius ihr vertraute. Ich musste es ihn sagen. Ich musste ihn sagen, was ich gesehen hatte. Er musste es einfach wissen.
Ich schluckte schwer und versuchte nicht zu weinen. Als ich die Treppe erreichte, fing ich an hysterisch zu laufen. Ich wollte an gar nichts denken. Ich wollte vergessen was ich gesehen habe. Und vor allem wollte ich diesen schrecklichen Schmerz in meiner Brust los werden.
Noch nie ist mir der Weg zu meinen Zimmer so weit vor gekommen. Als ich das Zimmer erreichte, liefen mir schon die ersten Tränen die Wange hinunter und ein heftiges Schluchzen kroch meinen Hals hinauf. Ich ließ mich in mein Bett fallen und drückte mein Gesicht in das intensiv nach Daunen riechende Kissen. Der Geruch brannte in meiner Nase. Das Brennen und der Widerwille gegen diesen Gestank halfen mir, das Schluchzen zu unterdrücken. Ich weinte einfach so los.
Lucius kannte diese Frau. Nein, noch schlimmer, er war vielleicht sogar mit ihr zusammen… und er schien diese Frau auch noch wirklich zu mögen! Wie konnte er sie mögen? Sie war gefährlich und ganz klar überhaupt nicht sein Typ…
Oh Gott! Über was dachte ich da überhaupt nach? Was interessiere es mich, ob sie sein Typ war oder nicht? Das hatte mich nicht zu interessieren. Lucius hatte mich nicht zu interessieren. Sollte er doch rummachen mit wen er wollte!
Mir ist es noch nie so mies gegangen wie jetzt.
Den Rest der ersten Stunde weinte und schluchzte ich einfach. Ein banales Surren riss mich aus meiner miesen Stimmung. Ich schreckte nach oben und atmete die klare Luft ein. Ich fühlte mich keineswegs besser und ich wollte mich immer einfach übergeben, aber ich zwang mich dazu aufzustehen.
Ich fühlte mich schlecht und so sah ich auch aus. Meine Haut war bleich und man sah mir an dass ich geweint hatte. warum tat Lucius mir das nur an? Warum musste ausgerechnet er dieses Miststück küssen?
Wieder liefen mir die Tränen in die Augenwinkel, doch ich schüttelte hysterisch den Kopf und wollte nicht zulassen, dass mir weitere Tränen die Wangen hinab liefen.
,,Hör auf.‘‘, ermahnte ich mich mit gebrochener Stimme. ,,Er ist deine Tränen nicht wert.‘‘, ich sprach die Wörter zwar aus, doch ich erkannte meine eigene Stimme nicht mehr und ich wusste, dass ich log. Ich spürte, das Lucius jede einzelne Träne wert war.
Ich wischte mir die Tränen weg und verließ das Zimmer.
Nicht weinen. Nicht weinen. Beruhige dich. Du musste dir jetzt überlegen, wie es weiter gehen soll. Sollst du es Lucius sagen? Solltest du es lieber lassen?
Meine Gedanken fuhren Achterbahn und ich schaffte es nicht, sie zu beruhigen. Ich war froh, dass ich den ganzen Weg zu meinen zweiten Kurs niemanden traf. Ich wusste ohnehin noch nicht, was ich mir als Ausrede dafür, dass ich die erste Stunde verpasste hatte, einfallen lassen sollte.
Ich erreichte den zweiten Kurs und setzte mich schweigend auf meinen Platz. Nur Melanie fragte mich einmal danach wo ich gewesen bin und wie es mir ging. Ich erzählte ihr, dass es mir schlecht gegangen war, aber jetzt war es wieder besser geworden.
Zumindest der erste Teil stimmte. Der Rest des Schultage lief genauso ab. Ich bekam überhaupt nichts mit und war in meine Gedanken versunken. Hin und wieder musste ich mich zusammen um nicht vor allen hysterisch rum zu schreien und zu weinen. Ich war heilfroh, als dieses banale Surren endlich den letzten Kurs beendete. Geschafft stand ich auf und verschwand aus dem Klassenzimmer, bevor Melanie mir folgen konnte- auf sie hatte ich gerade wirklich keine Lust. Sie war mehr als nervig.
Ich verschwand sofort die Treppen hinauf in mein Zimmer und verkroch mich in meinen Bett. So wie ich Skya kannte, wurde sie ohnehin jetzt noch nicht ins Zimmer kommen. Wahrscheinlich würde sie wieder versuchen sich an Chris ranzumachen.
Aber mir konnte es recht sein, so konnte ich wenigstens für mich allein sein und mir die Tränen verkneifen. Ich hatte keine Lust mehr zu weinen. Mich hat noch nie ein Typ zu weinen gebracht und das würde sich heute sicher nicht ändern.
Den Rest des Tages verbrachte ich in meinen Bett, weil ich mich einfach viel zu schlecht fühlte, um aufzustehen und mich mit Ben oder Chris zu treffen. Als Skya mit irgendeiner ihrer Freundinnen ins Zimmer kam, kicherte sie kurz und machte eine abfällige Bemerkung, die ich allerdings ignorierte.
,,Was ist denn mit dir los?‘‘, fragte mich plötzlich ein Mädchen mit dunkelbraunen Haaren und reiner Haut., als ich am nächsten Tag auf den weg zur Mensa war. Ich musste etwas zu ihr hinunter sehen, weil sie kleiner war als ich. Sie sah mich neugierig an. Ein sehr direkter und hilfsbereiter Mensch, was?
,,Nichts.‘‘, sagte ich ausweichend, weil ich ganz klar der Meinung war, dass es ihr nichts angehörte. Doch das Mädchen ließ nicht locker und folgte mir.
,,Hab mich nur gefragt, warum du so den Kopf henken lässt.‘‘, erklärte sie mir. Ich verdrehte die Augen und fragte mich, warum sie mich nicht einfach in Ruhe lassen konnte.
,,Ich lass den Kopf überhaupt nicht henken.‘‘, fauchte etwas schärfer, als ich eigentlich wollte. Sie musste mir auch ausgerechnet heute den letzten Nerv rauben! Sie hob abwährend die Hände und schaute mich durch ihre hellbraunen Augen fast schon entschuldigend an.
Ich wusste, dass ich mich eigentlich entschuldigen sollte, immerhin hatte sie ja nichts getan, aber mir war gerade einfach nicht danach zumute.
,,Schon okay. Ich wollte dir nicht zu nahe treten, oder so.‘‘, sagte das Mädchen etwas geknickt. Ich verdrehte die Augen und versuchte mein schlechtes Gewissen zu vertreiben. ,,Bist du nicht.‘‘, seufzte ich und schaute zu den Mädchen. Sie hatte ihren Blick gerade ausgerichtet und schein nicht recht zu wissen, was sie jetzt sagen sollte. Ich biss mir auf die Unterlippe und kniff kurz die Augen zusammen.
,,Ich bin Jess.‘‘, sagte ich dann und ich hatte nicht gewusst, wie schwer das werden würde. Das Mädchen drehte seinen Kopf zu mir und ihre Augen fingen erfreut zu funkeln an.
,,Chloe.‘‘, stellte sie sich vor. Ich nickte nur und presst die Lippen zusammen. Mehr würde ich sicher nicht sagen. ,,Freu mich dich kennen zu lernen. Ich bin jett schon fast ein Jahr hier, aber so richtig nett habe ich noch nie jemanden gefunden, aber du scheinst ganz okay zu sein.‘‘, schnatterte sie. Ganz okay? Sollte das eine Beleidigung sein?
,,Danke.‘‘, murmelte ich und nahm es einfach mal als Kompliment an. Chloe machte eine wegwischende Handbewegung. ,,Keine Ursache. Ich meine es ist schön mal unter diesen ganzen hochmütigen Zicken, wen kennen zu lernen, der anders ist.‘‘, fuhr sie fort.
Ein zwang mich zu einen kleinen Lächeln und wusste nicht ob ich Chloe mochte oder nicht Aber eigentlich war sie das netteste Mädchen, das ich bisher hier getroffen hatte. Ich zwang mich dazu, sie genauer anzusehen
Sie war klein und dünn. Ihre Haut war so bleich wie die von uns allen Ich fragte mich warum das so war. Ihre Augen waren groß und wirkten irgendwie kindlich, obwohl sie ungefähr in meinen Alter sein musste. Sie hatte sich dezent geschminkt und ihr glänzendes, Braunes Haar, ließ sie einfach über die Schultern fallen. Sie trug die Schuluniform und obwohl sie augenscheinlich nicht maßgeschneidert war, passte sie ihr.
,,Hm-hm‘‘, machte ich nur weil ich nicht so recht wusste, was ich darauf antworten sollte. Chloe verzog ihre schmalen Lippen zu einen Lächeln. ,,Wie lange bist du überhaupt schon hier. Ich hab dich noch nie gesehen.‘‘, sagte Chloe und strahlte mich durch ihre braunen Augen an.
Ich stöhnte still und dachte leise nach. War das her wirklich erst mein dritter Tag? Das konnte doch unmöglich sein. Die Entführungsnacht kam mir so weit weg vor. Ich hatte gar kein Zeit Gefühl mehr.
,,Noch nicht lange.‘‘, antwortete ich zögerlich und hatte mich dafür entschieden, lieber keine genaueren Zeitangaben zu nennen. Doch Chloe schien das nicht zu stören, sie nickte nur, so als würde sie mich verstehen.
,,Ich bin jetzt schon ein halbes Jahr hier, glaub ich, und diese Schule ist immer noch merkwürdig für mich. An dieses Internat kann man sich einfach nicht gewöhnen.‘‘, sagte sie fast schon verschwörerisch.
Ich nickte nur kurz und fragte mich, ob es mir genauso gehen würde wie ihr. Würde ich mich auch niemals an dieses Internat gewöhnen? Ich schaute mich um und bleib vor der großen Mensatür stehen. Wahrscheinlich würde ich mich nie an all das gewöhnen, dachte ich verbittert und betrat mit Chloe die Mensa.
Ich setzte mich wieder neben Ben und Chloe verschwand mit einen schüchternen Lächeln zu einen der hinteren Tische, an denen noch ein Mädchen mit Problem Haut und kurzen, braunen Haaren und ein Junge den die Uniform so gar nicht passte saßen. Ich drehte mich zu Ben und warf ihn ein kurzes höfliches Lächeln zu. ,,He, wo bist du gestern die ganze Zeit gewesen?‘‘, fragte mich Ben und warf mir einen enttäuschten Blick zu.
Als ich mich an die vielen Tränen und den Schmerz von gestern erinnerte, schwoll bereits wieder ein komisches Gefühl in mir an. ,,Ich war in meinen Zimmer lernen.‘‘, log ich einfach los. Musste man auch dieser Schule überhaupt lernen? Ich hoffte ja, sonst wäre mein Alibi geplatzt.
Ben sah mich etwas verwirrt an und ich konnte in seinen Augen lesen, dass er mir glaubte. ,,Also ich hab nicht direkt gelernt. Ich…. Ich hab gelesen.‘‘, wand ich mich wieder heraus. Ben sah mich immer noch mit gerunzelter Stirn an als er fragte. ,,gelesen?‘‘
Ich nickte nur und fühlte mich schlecht, weil ich ihn belog. ,,ja, ich hatte mal wieder Lust dazu.‘‘, fügte ich gedankenverloren hinzu. Er schien mir immer noch nicht ganz zu glauben, doch ich war ihn dankbar dafür, dass er das Thema trotzdem fallen ließ.
,,Okay, hast du dann heute nach den Unterricht Zeit?‘‘, fragte er mich und schien den brennenden Blick seiner Freundin gar nicht zu bemerken. Bevor ich ablehnen konnte, schnitt mir seine Freundin die Worte ab.
,,Schatz, wollten nicht wir heute etwas zusammen unternehmen?‘‘ Ich sah zu ihr hinüber und ihr Blick war kalt und ausdruckslos. Sie hatte ihre blonden Haare diesesmal zu einen Knoten zusammen gebunden und ihr Gesicht war trotz ihrer Schönheit kalt und abweißend.
Ich wand mich wieder Ben zu, denn ich so viel mehr mochte. Er verdrehte die Augen und achtete darauf, dass sie es nicht sah. Ich warf ihn ein aufmunterndes Lächeln zu und wollte ihn damit klar machen, dass ich es mit dieser Zicke auch nicht aushalten würde.
,,Nein, Schatz‘‘, in den Wort Schatz lag bei ihn ein scharfer Ton in der Stimme. ,,Wollten wir nicht.‘‘ Seine Freundin riss kurz überrascht die Augen auf und ihr Mund öffnete sich etwas eingeschnappt, doch dann fing sie an, Ben wütend anzufunkeln. Da ich gerade wirklich keine Lust hatte mich in einen Beziehungsstreit einzumischen, stand ich schnell auf und verschwand einfach von Tisch. Ich hatte von Beziehungen allgemein fürs erste die Nase voll.
Das was ich gestern zwischen Lucius und der Frau gesehen hatte, saß mir immer noch in den Kochen und ich fühlte mich müde und schlaff. Ich schaffte es gerade noch so meine Augen offen zuhalten und versuchte nicht zu bedrückt auszusehen. Doch ich glaubte nicht daran, dass dieser Versuch Früchte tragen würde. Ich schnappte mir schnell etwas Obst und würgte ein Glas Orangensaft hinunter, bevor ich die Mensa wieder verließ. Ich hatte keine Lust mich wieder zu Ben und den anderen zusetzten und so zu tun, als würde es mir gut gehen.
Die große Halle war leer, natürlich, denn alle befanden sich ja in der Mensa um zu essen. Ich war froh darüber allein zu sein und ließ mich irgendwann an eine Wand gelehnte auf den Boden sinken. Ich winkelte die Beine an und rollte mich zu einer Kugel zusammen. Ich fühlte mich wirklich mies. Es gefiel mir nicht, dass Lucius wahrscheinlich eine Freundin hatte (oder noch schlimmer) Ich schauderte und versuchte mich nicht daran zu erinnern, ob ich vielleicht einen Ehering an Lucius Finger gesehen hatte. Ich biss in die Banane und schlang sie hinunter.
Ich hatte mich gerade dazu entschieden, hier sitzen zu bleiben, bis mich dieses nervige Surren zum Unterricht zwingen würde, als ein Mensch diesen Plan zerstörte. Auf einmal stand diese Frau vor immer. Und obwohl ich noch nie zuvor ihr Gesicht gesehen hatte, wusste ich sofort, dass ich in das richtige Gesicht sah. Das Blonde Haar fiel ihr wie in jener Nacht über die Schultern und umspielte ihr rundliches Gesicht. Ihre Lippen waren schmal und ich erinnerte mich sofort wieder an die kalte Stimme, die aus ihren blutroten Lippen jene Nacht entwichen war. Ihre Haut war so bleich und ausdruckslos, wie ich vermutet hatte, doch trotzdem war es wunderschön. - Verdammt! War hier irgendwer mal nicht schön?- Doch erst die Augen, die gefährlich rot Funkelten, ließen ihr Gesicht unheimlich aussehen. Das Rot ihrer Augen war intensiver als das ihrer Lippen und einige dunklere Töne hatte sich in ihre Augen geschlichen. Das hatte zufolge, dass es so aussah, als würde das Rot ihrer Augen Schatten werfen. Richtig gespenstisch. Sie war klein, klar, aber ich hatte mich noch nie jemanden so unterlegen gefühlt wie ihr.
Sie stand am Ende der Halle und als sie mich entdeckte, änderte sich ihre Gesichtszüge von ausdruckslos zu merkwürdig feindselig. Ich wich ihren Blick aus und tat so, als würde ich sie nicht beachten. Doch ich spürte ihre Anwesenheit wie einen Kälteschleier, der sich über meine Schultern legte. Ein kalter Windstoß blies mir durch die Haare ich riss meinen Kopf überrascht nach oben. Es fühlte sich so an, als wäre eine Tür aufgestoßen worden, als mir die Kälte in das Gesicht schnitt. Doch vor mir stand keine offene Tür, sondern diese Frau. Erschrocken zuckte ich zurück und mein Kopf wurde dabei gegen die harte Wand hinter mir geschleudert. Super. Ich verkniff mir einen Schrei und sah mir die Frau vor mir an. Ihr Gesicht war immer noch eiskalt und sie sah buchstäblich auf mich herab. So eine eingebildete Ziege.
,,Bist du Jessminda Blair.‘‘, fragte sie mit schneidender Stimme. Uh ja, es war definitiv die gleiche feindselige Stimme, wie die im Wald. Ich fragte mich warum sie diese Feindseligkeit diesesmal gegen mich richtete. Vielleicht wusste sie ja, dass ich sie im Wald gesehen hat, oder vielleicht merkte sie ja auch dass ich sie nicht mochte. Eine eisige Kälte breitete sich in mir aus, als ich ihr in ihre roten Augen schaute.
,,Ja.‘‘, erwiderte ich gebrochen. Die Frau vor mir strich sich ihr blondes Haar zurück und trat noch näher zu mir heran. Ich machte mich ganz klein und drückte mich wie ein verängstigtes Tier gegen die Wand.
,,Ich bin Lacey Yule und dein Mentor.‘‘
Was?! Oh Gott, nein! Die verarscht mich doch gerade. Sie konnte doch unmöglich wirklich meinen, dass sie mein Mentor ist! Ich saß einfach nur mit offenen Mund vor ihr, untätig etwas zu erwidern. Was sollte ich denn auch erwidern? He, Wow, das ist ja echt super. Und dass ich Sie in den Wald mit den vernarbten Gesicht gesehen habe und sie mir richtig Angst eingejagt haben und ich echt glaube, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt, vergesse ich einfach mal. Und achja, die Tatsache, dass sie höchstwahrscheinlich mit Lucius zusammen sind und mich das echt anwidert kann ich locker verdrängen. Null Problem.
Ist klar. Allein der Gedanke daran, löst bei mir höllischen Brechreiz aus und ich hätte ihr auch ohne Scharm vor die Füße gekotzt, wenn ich nur etwas mehr im Magen gehabt hätte. Ich erwog den Gedanken einfach aufzustehen und weg zu rennen, doch irgendwie hatte ich den leisen Verdacht, dass sie mir folgen würde. Immerhin war sie doch mein… Mentor (heftiger würge Reiz) da war es doch ihre Aufgabe mir zu helfen und mir auf die Nerven zu gehen, oder? Ich hatte auf einmal so ein drückendes Gefühl in meinen Magen und in meinen Hals war es jetzt auf einmal ganz trocken. Oh Gott, ich musste wirklich gleich klotzen! Scheiß egal, wie wenig ich im Magen hatte, ich musste jetzt wirklich einfach kotzen, sonst würde mich der Ekel umbringen.
In einer schnellen fast schon anmutigen Bewegung stand ich auf und mir war dabei gar nicht bewusst gewesen, wie nah mir Lacey stand(ich vermiet das Wort Mentor) Ich musste mich richtig gegen die Wand drücken um sie nicht zu berühren. Sie war ein kleines Stück größer als ich und machte keine Anstalten etwas nach hinten zu gehen, damit ich noch Luft holen konnte.
,,Mein Mentor?‘‘, flüsterte ich und unterdrückte die Übelkeit so gut es ging. Der Blick von Lacey blieb leer, ihr Gesicht ausdruckslos. Sie trat nach einer gefühlten Ewigkeit einen kleinen Schritt zurück, sodass ich endlich wieder beruhigt nach Luft schnappen konnte.
,,Lucius hat Ihnen wohl noch nicht alles über dieses Internat erzählt.‘‘, sagte sie mit einen zweideutigen Lächeln, dass ich gar nicht wahr nahm, weil mir ein Schmerz den Atem raubte als sie seinen Namen aussprach. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und mir nichts anmerken zu lassen. ,,Was hätte er mir denn noch erzählen sollen?‘‘, fragte ich erschöpft. Wie mich das alles hier nervte! Ich hasste dieses Internat! Ich hasste diese Frau! Und vor allem hasste ich, dass Lucius diese Frau mochte.
Wieder lächelte sie zweideutig als sie mit hartem Gesichtsausdruck sagte: ,,Nun, er hat wohl nicht erwähnt, dass jeder Schüler hier einen Mentor bekommt.‘‘, sagte sie und obwohl ich es hasste, es zuzugeben, hatte sie Recht. Das hatte mir Lucius tatsächlich nicht erzählt.
,,Wir werden euch zugeteilt, um euch den… Eintritt in dieses Internat und euer neues Leben zu erleichtern.‘‘, sagte sie und ab den Worten ,,neues Leben‘‘ verstand ich gar nichts mehr. Was für ein neues Leben denn? Ich will doch gar kein neues Leben. Mein altes Leben hat mir sehr gut gefallen. Für was ist denn dieses Internat hier? Um aus uns ,,bösen‘‘ Teenager liebe, nette Menschen zu machen, oder was?
,,Moment mal, Neues Leben? Sie meinen doch nicht etwa so was wie >>Wir wollen aus euch nette Menschen machen und euch so ein neues Leben ermöglichen.‘‘, schloss ich meinen Gedanken in Worte ein. Die Frau war mir ein Lächeln zu das ganz klar sagte >>Du dummes kleines Ding hast ja gar keine Ahnung<< und bei diesen Lächeln fing ich einfach so zu zittern an. Eine nie geahnte Kälte schoss mir durch den Körper und ließ meine Haut schmerzlich kribbeln. Meine ganze Körpertemperatur schien aus mir zu weichen.
,,Nun, so würde ich das nicht unbedingt beschreiben. Aber in gewisser weiße haben Sie es erfasst.‘‘, sagte sie und urplötzlich verklang die Kälte. Sie war einfach plötzlich weg und eine heiße Wärme erfasste mich. Es war angenehm eine beruhigende Wärme auf meiner Haut zu spüren, die sich wie eine warme Decke um mich schlang.
Und in diesen Moment erblickte ich Lucius. Sein wunderschön zerzaustes Haar fiel ihn in sein makelloses Gesicht und sein schwarzes T-shirt betone seine muskulösen und bleichen Arme auf eine Weiße die ich nicht zu beschreiben vermocht. Er sah einfach unglaublich aus. Er kam mit einen höflichen Gesichtsausdruck auf uns zu und Lacey trat noch einen schritt von mir zurück. Er erreichte uns und blieb neben meiner… Mentorin stehen.
Er war viel größer als wir beide und wir mussten beide unseren Kopf in den Nacken werfen um in sein Gesicht sehen zu können. Lacey warf ihn einen liebevollen Blick zu, der mir fester ins Herz stach, als alles andere. Ich musste mich zusammenreißen um nicht zu weinen oder gar zusammenzubrechen. Lucius erwiderte ihren Blick kurz und intensiv, dann wand er sich mit einen weniger vertrauten Blick mir zu. ,,Hallo, Jessminda.‘‘, begrüßte er mich mit einen höflichen nicken. Ich biss mir auf die Unterlippe während ich von seiner melodischen Stimme schwärmte. ,,He.‘‘, sagte ich nur kurz mit brüchiger Stimme. Er warf mir ein nettes und aufheiterndes Lächeln zu und ich versank in seinen gelben Augen. Verdammt, warum musste er auch so gut aussehen? Ich riss meinen Blick gewaltsam von ihn los und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich seine Anwesenheit beeinflusste.
Mentorin… Lacey… Wald… Okay, diese Worte reichten um eine Übelkeit anzuregen und so schaffte ich es einen ausdruckslosen Gesichtsausdruck anzunehmen. Ich sah die beiden vor mir wieder an. Laceys Mine war hart, genauso wie immer, wenn sie mich anstarrte. Schön, ich hatte noch nie einen Mentor gehabt- das war auf meiner alten Schule auch nicht nötig gewesen- aber meine Schwester Natalie hat immer von ihrer Mentorin geschwärmt, die ihr auf der ,,Hochbegabten‘‘ Schule zugeteilt wurde. ( Es war nicht wirklich eine Hochbegabten Schule sondern eher ein Gymnasium. Aber ich fand, dass sich Natalie jedes Mal wie eine Hochbegabte aufspielte, wenn sie von ihrer Schule sprach)
Ich hatte mir unter den Wort ,,Mentorin‘‘ immer eine braun haarige Frau in Mittleren Alter vorgestellt, deren Haut um den Mund herum Falten warf, wenn sie lächelte und deren braune Augen so liebevoll waren, wie die eines befreundeten Menschen. In gewisser weiße hatte ich gedacht eine Mentorin wäre die große Schwester die ich immer wollte, aber nie bekam.
Nun wenn ich mir jetzt Lacey anschaute, passte meine Vorstellung so gar nicht auf sie. Sie war weder braun-haarig noch bildeten sich Falten wenn sie lächelte( nun vielleicht doch. Das konnte ich ja gar nicht wissen, weil ich sie noch nie lachen gesehen hatte) Sie hatte noch nicht einmal die ausrede von braunen Augen. Nein, so hatte ich mir meine Mentorin nicht vorgestellt.
,,Sie haben Ihre Mentorin schon kennengelernt.‘‘, stellte Lucius mit einen kleinen Lächeln fest. Ich zog eine Augenbraue nach oben und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hoffte, das sah erwachsen aus, doch Lucius Lächeln ließ mich vermuten, dass es nicht so aussah wie beabsichtigt.
,,So kann man das auch nennen.‘‘, murmelte ich und richtete meinen Blick auf den Boden. Ich hab sie nicht nur kennen gelernt, ich hab sie auch hassen gelernt. Das fing ja schon mal gut an. Wir werden uns sicher gut verstehen.
Lucius sah erst Lacey dann mich an. Ich wich seinen Blick ganz bewusst aus. Sollte er doch denken was er wollte!
,,Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich noch nicht dazu gekommen bin, Ihnen davon zu erzählen.‘‘ - oder zu warnen fügte ich klammheimlich hinzu. Während ich überlegte, wer mir diesen Mentor angetan hat und wie ich ihn dafür bestrafen könnte, erzählte Lucius irgendetwas von >> Es ist wichtig einen Mentor zu haben weil…<< und >>Verantwortung übernehmen.‘‘ Ich verlor rasch den Überblick und war einfach damit beschäftigt nicht zu kotzen sondern zu lächeln.
,,Haben Sie mir überhaupt zugehört?‘‘, fragte er irgendwann mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich blinzelte einige Male und sah ihn in sein zweifelndes Gesicht. ,,Hm? Oh, eh, ja klar. Was auch immer.‘‘, sagte ich und machte eine wegwischende Handbewegung. Verdammt, ich musste wirklich lernen besser zu zuhören.
,,Aber ich muss jetzt dann auch mal los. In den Unterricht und so.‘‘, sagte ich und schielte an Lucius und Lacey vorbei. Die Gänge waren leer, niemand außer uns befand sich in der Umgebung. Komisch. Der Unterricht müsste doch bald los gehen, oder? Ich runzelte die Stirn und sah wieder Lucius an der genervt den Atem ausstieß.
,,sie haben nicht zu gehört.‘‘, murmelte er. Ich erwiderte nichts. ,,Ich habe Ihnen gerade erzählt, dass der Unterricht heute ausfällt.‘‘, erzählte er mir noch einmal. Ich sah ihn noch einmal genau an und als ich nichts in seinen Gesicht entdeckte, was darauf hinwies, dass er log, zuckte ich gelassen die Schultern. ,,Cool. Dann werde ich jetzt mal lieber gehen und meinen freien &ag mit etwas verbringen, das Spaß macht.‘‘, sagte ich. Ich wollte mich gerade an Lucius und Lacey vorbeischieben, als eine starke Hand meinen Oberarm umfasste.
Ich wurde vorsichtig aber auch bestimmend zurück gezogen und sah in das ernste Gesicht von Lucius. Verwirrt strich ich mir die schwarzen, dicken Haare aus dem Gesicht die mir die Sicht versperrt hatten.
,,Sie haben überhaupt nicht zu gehört.‘‘, murmelte er mit einen kleinen Lächeln, als er meinen Arm wieder los ließ. Ich schob trotzig das Kinn nach vorne und versuchte mich an irgendetwas zu erinnern.
,,Hab ich wohl. Sie haben glaube ich irgendetwas über die Wichtigkeit der Mentoren erzählt.‘‘, sagte ich und runzelte die Stirn. Egal wie sehr ich mich anstrengte, ich schaffte es nicht mich an mehr zu erinnern.
Lucius zog anerkennend die Augenbraue nach oben. ,,Sie können ja doch ein wenig zuhören.‘‘, lobte er. ,,Aber eigentlich war das andere was ich gesagt hatte wichtiger. Dieser Tag ist Ihnen und den Rest der neuen Schüler erlassen geworden. Sie sollen die freie Zeit dazu nutzen Ihren Mentor besser kennen zu lernen.‘‘, sagte er.
,,Auf keinen Fall!‘‘, die Antwort schoss einfach aus meinen Mund und dann herrschte erst einmal belastendes Schweigen. Okay, meiner Wortwahl war vielleicht mehr als gemein, aber ich ertrug den Gedanken einfach nicht sie besser kennen zu lernen. Ich biss mir auf die Unterlippe.
,,Ich meine, Ich kenne meine Mentorin schon. Das ist die da.‘‘, sagte ich und zeigte mit den Finger auf die kleine Frau neben Lucius. ,,Lacey Yu…. Ähm…. Eben Lacey.‘‘, murmelte ich während ich versuchte, mich an Laceys Nachnamen zu erinnern. Yullulu… Yuly… irgendwie so. Nun nach der Mentoren-Sache war ich eben überrascht gewesen und hab die unwichtigen Dinge vergessen.
,,Yule.‘‘, half mir Lucius mit einen Stöhnen auf die Sprünge. ,,Genau.‘‘, bestätigte ich stolz. Ich wusste doch das es irgendetwas mit Y war. Lucius verlagerte in einer Geste, die ihn unglaublich stark und anmutig wirken ließ sein Gewicht und stieß erneut den Atem aus.
,,Ich denke, ihr solltet die Zeit nutzen, um euch besser kennen zu lernen.‘‘, hielt Lucius an seiner Entscheidung fest. Aber ich hatte einfach keine Lust diese Frau kennen zu lernen. Ganz im Gegenteil: Ich wollte ihr so gut wie möglich aus dem weg gehen.
,,Sicher.‘‘, bestätigte auch Lacey und warf mir ein gezwungenes Lächeln zu, welches weder liebevoll noch ernst gemeint war. Es sah einfach nur falsch aus.
,,Wir werden uns sicher gut verstehen.‘‘, säuselte sie und ich konnte den schneidenden Unterton in ihrer Stimme hören, der mir klar machte, dass wir uns ganz und gar nicht verstehen würden. Lucius warf mit ein bittenden Blick durch seine Gelben Augen zu die mit einer Intensität glänzten, die mich schwach machte.
,,Natürlich.‘‘, sagte ich nur kalt und funkelte Lacey wütend an. Wieder legte sich ein falsches Lächeln auf ihr Gesicht. ,,Gut.‘‘, sagte Lucius und wand sich mir zu. Ich sah ihn mit trostlosen Augen an und versuchte ihn stumm klar zu machen, dass ich mich nicht wohlfühlte. Er erwiderte meinen Blick und irgendetwas glomm in seinen Augen auf. Bitterkeit? Bedauern? Ich konnte es nicht genau zu Ordnen. ,, Lacey wird Ihnen alles erklären. Sie wird Ihnen so gut wie sie kann helfen.‘‘, bedachte Lucius.
Ich schielte kurz zu Lacey, die angewidert das Gesicht verzog. Anscheinend war sie alles andere als scharf darauf mir zu helfen. Und ich auch nicht. Da würde ich ja lieber Skyas Hilfe annehmen.
,,Davon bin ich überzeugt.‘‘, sagte ich und dabei lag eine seltsame Bitterkeit in meiner Stimme. Lucius warf mir einen tröstenden Blick zu, bevor er verschwand. Ich sah ihn noch nach, als er den Gang entlang schritt und schließlich den dünnen Gang, der zur Treppe führte, erreichte.
Es war ein komisches Gefühl ihn gehen zu sehen. Es war als würde mit jedem Schritt, den Lucius machte, auch die tröstliche Wärme verschwand. Und als ich ihn schließlich nicht mehr sah, war wieder diese seltsam traurige Kälte da, die mich umgab wie eine Luftblase. Ich rieb mir unauffällig die Arme um mir selbst etwas Wärme zu spenden, doch so richtig wollte es mir nicht gelingen.
Mit einen stillen Seufzer wand ich mich wieder Lacey zu. Sie beäugte mich mit ihren belegt wirkenden Augen und kehrte zu den feindseligen Blick zu. Ich wartete darauf, dass sie irgendetwas sagte, aber sie schwieg.
,,Und was jetzt?‘‘, fragte ich und wunderte mich über meine schlechte Stimmung die urplötzlich einfach da war,
Lacey legte den Kopf schräg und sah mich fragend an. ,,Jetzt bin ich deine Mentorin und wir müssen irgendwie klar kommen.‘‘
Irgendwie war ein sehr vielseitiges Wort. Am liebsten würde ich sie ja ignorieren und ihr einfach aus den Weg gehen, so würden wir wenigstens irgendwie klar kommen. Aber jetzt war sie meine Mentorin und ich weiß nicht ob ich recht hatte, aber ich vermutete einfach mal, dass das mit den Aus- dem- Weg- gehen damit sehr schwierig werden kann. Mist.
,,Wir sollten jetzt in den Gemeinschaftsraum gehen.‘‘, sagte sie kalt. Ich sah ihr mit gerunzelter Stirn in die Augen. Gemeinschaftsraum? Davon hatte ich ja noch gar nichts gehört. Aber da ich gerade weder Lust auf Lacey noch auf Gemeinschaft hatte, schüttelte ich den Kopf. ,,Ne, keine Lust.‘‘
Lacey sah mich wütend an. ,,Nun, ich denke nicht, dass sich alles nach Ihnen richten wird. Es ist Pflicht dort zu erscheinen. Und jetzt kommen Sie auf der stelle!‘‘
Uh. Ich hasste es wenn mir jemand sagte, was ich tun sollte und eigentlich hätte ich mich augenblicklich gegen diesen Befehlston gewährt, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Ich verschränkte schnippisch die Arme vor der Brust und reckte das Kinn.
Ich wollte irgendetwas erwidern, doch dann drehte sich meine Mentorin schon um und schritt davon. Keine Ahnung ob sie erwartete, dass ich ihr folgte, aber ich tat es einfach. Sie führte mich die Treppen hinauf, bis mir die Anstrengung des Treppen gehen in die Beine schoss. Wie groß war dieses Gebäude eigentlich?
Endlich kamen wir in einen Stockwerk an, in dem keine weiteren Treppen hoch führten. Still fragte ich mich, wie weit ich mich über den Erdboden befand. Mir wurde etwas schwindlig als ich darüber nachdachte. In obersten Stockwerk war ziemlich viel los. Viele Schüler befanden sich in den großen Raum. Nur dieses mal herrschte eine ganz andere Stimmung. Anstatt dass sich die Schüler beschwerten, weil sie in den Unterricht mussten, liefen sie jetzt einer älteren Person nach und schienen sich richtig gut zu verstehen.
Das waren die neuen Schüler mit ihren Mentoren. schoss es mir durch den Kopf. Genauso neu wie ich. Nun, nur mich unterschied etwas ganz wichtiges von den anderen Schülern: Ich verstand mich nicht mit meiner Mentorin. Ein sehr großer Unterschied, dachte ich mir, während ich mir die anderen Schüler hier oben an sah, die vergnügt und glücklich aussahen.
Ein lautes klingeln ertönte und urplötzlich brachen alle Gespräche ab, Alle richteten ihren Blick nach vorne. Als auch ich nach vorne sah, entdeckte ich eine große hölzerne Bühne am ende des lang gezogenen Raumes. Komisch dass mir die erst jetzt auffiel. Außerdem war dieses Stockwerk ganz anders gegliedert als die anderen in denen ich schon war. In diesen Saal gab es keine zwei Gänge, sondern nur eine große durchgehende Halle. Außerdem fehlte dieses merkwürdige Loch in der Mitte des Bodens durch das man problemlos auf das untere Fußballfeld sehen konnte.
Ich konzentrierte mich wieder auf die Bühne, die jetzt von einer Frau betreten wurde. Die Frau hatte ihr graues Haar streng nach oben gesteckt und trug eine rundliche Brille auf ihrer geraden Nase. Ihr Gesicht war geprägt von tiefen Falten, die das ungefähre Alter der Frau angaben. Sie war alt, ja, aber sie sah gar nicht zerbrechlich aus. Mit den starren Gesichtsausdruck und den kiesschwarzen Augen wirkte sie so gar richtig gefährlich.
Sie trug einen schwarzen Anzug und blieb auf der Mitte der Bühne stehen. Gespannt starrten alle die Frau an- auch ich- als sie zu sprechen begann.
,,Herzlich willkommen auf den Sang de la Lune Internat!‘‘, die Stimme der Frau war fest und hallte in der ganzen großen Halle nach. Ehrfürchtig wand ich meinen Blick kurz von ihr ab um in die Menge zusehen, die alle auf einmal auch ganz still waren. Jedes einzelne Gesicht war für mich neu, doch sie alle trugen den selben Ausdruck zur schau. Aufmerksam und auch etwas eingeschüchtert starrten sie alle nach vorne. Selbst meine Mentorin, deren Anblick schon reichte, um eine Würgereiz in mir auszulösen, schien großen Respekt vor der Frau zu haben. Das war sehr seltsam.
Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne, genau in den Moment als der Blick der Frau auf der Bühne mich streifte. Gänsehaut überfiel mich als ich ihre intensiven Augen sah. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mich durchlief ein eiskalter Schauer. Jedoch verharrte die Frau mit ihren Blick nicht länger als eine Sekunde auf mir, doch das reichte um mich richtig erzittern zu lassen.
,,Ich bin die Direktorin dieses Internates, daher kenne ich jeden Einzelnen von euch ganz genau.‘‘- Okay damit übertrieb sie vielleicht ein bisschen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie wirklich jeden von uns kannte. Himmel, ich konnte mir noch nicht einmal vorstellen, dass sie meinen Namen kannte.
,,Ihr alle wurdet zu diesem neuen Leben auserwählt und jeden von euch ist ein Mentor zugeteilt worden, der ihn bei dieser sicherlich schweren Zeit helfen wird.‘‘, fuhr die Direktorin fort. Ich musste mir ein lächeln verkneifen, als ich die vielen Lügen hinter jeden einzelnen Wort entdeckte. Auserwählt war sicher nicht das richtige Wort, um zu beschreiben, wie ich hier her gekommen bin. ,,Abgeschoben‘‘ oder ,,gezwungen‘‘ würde doch so viel besser passen, wenn man bedenkt, dass meine Eltern mich hierzu getrieben hatten. Und dass meine Mentorin mir helfen würde, wagte ich auch zu bezweifeln.
,,Ich hoffe sehr, dass Sie alle sich so schnell wie möglich, in dieses Internat einleben. Und ich hoffe, dass Sie trotz der neuen Veränderungen und der Anstrengung auf den guten Weg bleiben- auf den richtigen Weg bleiben.‘‘, fügte sie mit rauer Stimme hinzu, die auf einmal eine uralte Weißheit zu bergen schien.
Auf den guten Weg… Das hörte sich stark nach meiner Zwillingsschwester Natalie an. Natalie war meine ,,gute‘‘ Seite, wie meine Mom zu sagen pflegte. Schon damals hatte ich hinter diesen Satz die unausgesprochenen Wörter gehört: Und du bist die schlechte Seite. Nur leider, war meine Mom zu feige gewesen um das auszusprechen, was sie von mir hielt.
Normale Mütter liebten ihre Kinder auf gleiche Art und Weiße. Dort wurde kein Kind bevorzugt oder anders behandelt. So stellte ich mir einen Zustand bei einer funktionierenden Familie vor. Nur leider hat dieser Zustand unsere Familie umgangen. Meine Schwester wurde ganz anders behandelt als ich- besser irgendwie. Sie bekam und durfte alles. Ich hingegen durfte mir keine Fehler leisten, denn sonst sah es für mich ziemlich schwarz aus. Ziemlich traurig eigentlich.
,,Nun denn. Ich werde Sie nun darüber informieren, weshalb ich Sie alle hier hergebeten habe.‘‘, sagte die Direktorin und breitete ihre Arme aus um den ganzen Raum damit einzuschließen.
,,Wie Ihnen sicherlich schon aufgefallen ist, ist dies kein normales Internat. Hier herrschen strenge Regeln. Sicherlich ist Ihnen schon zu Ohren gekommen, dass sie dieses Gebäude ab den Tag an, an dem Sie es betreten haben, für die nächsten fünf Jahre nicht mehr verlasen dürfen.‘‘
Fünf Jahre?! Spinnen die denn vollkommen? 5 Jahre, ohne frische Luft, ohne frisches Gras unter den Füßen? Das konnten die doch nicht machen! Das war ja schlimmer als im Knast! (stellte ich mir zumindest vor. Wissen konnte ich es ja zum glück noch nicht.)
Entsetztes Gemurmel der Schüler erfüllten den Raum, welches abrupt abbrach, als die Direktorin einen vernichtenden Blick in die Runde warf. Uh, ja, das konnte sie. ,,Sicherlich, wollen Sie nun alle von mir wissen, wozu diese Regel gut sein soll. Dieses Internat steht vor allem für gute Manieren und Anstand. Ich dulde es nicht, dass sich einige Schüler‘‘ - sie warf einen vernichtenden Blick in die Runde, den jeden klar machte, wie ernst es ihr war- ,,über diese Regeln hinweg setzten. Dieses Internat soll Ihnen vor allem Anstand leeren und nur durch strenge Regeln, kann dies ermöglicht werden.‘‘- Die Direktorin verlagerte ungeduldig das Gewicht. Uh, nicht nur dieses Internat war verrückt, sondern auch die Direktorin. Super. Klasse.
,,Ein Regelverstoß, wird es ernste Konzequenzen nach sich ziehen.'', fügte sie mit einen harten Unterton in der Stimme hinzu. Hinter den Worten versteckte sich eine eiskalte Drohung, die wirklich niemand missverstehen konnte. Es konnte unmöglich einen Menschen geben, der so verpeilt war, um den gefährtlichen Ernst ihrer Worte nicht zu kapieren.
Ja okey, ich gebe zu, dass ich nicht unbedingt der an-die-Regeln-haltende-Typ, aber he, selbst mich schüchterte die Frau ein. An diese Regel würde ich mich vielleicht sogar aus angst halten, aber dann fiel mir wieder ein, dass ich genau genommen, bereits gegen die Regel verstoßen habe, als ich mich heimlich auf diese Party geschlichen hab. Soviel zu Anstand.
,,Ich werde nun die Schüler nach reihenfolge bitten, zu mir auf die Bühne zu kommen, damit ich ihnen ihren neuen Mentor zu teilen kann.'', fuhr die Direktorin mit schneidender Stimme fort. Verwirrt runzelte ich die Stirn, während die Direktorin ein Klemmbrett von einer anderen Frau mit roten, gewellten Haaren , die ihr so perfekt über die Schultern hingen, dass jedes Mädchen in diesen Raum, einen heftigen schlag von Neid in den Magen bekam, entgegennahm.
Was für eine Zeitverschwndung diese Veranstaltung war! Ich wusste doch schon wer mein Mentor war! Was machte ich also hier? Gerade, als ich mich genervt meiner Mentorin zuwand, traf mich ihr hasserfüllter Blick. Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter und ich konnte pracktisch spüren, wie mich eine eisigekelte, die alles zu erfrieren schien, durchkroch. Die Kälte kroch mir prickelnd unter die Haut, bis in meine Knochen und machte mich bewegungsunfähig. Eine schier unendlich lange Sekunde blieb dieser wütende Blick, dann löste er sich in ihren Augen auf und Lacey sah auf einmal so aus, als hätte ich sie dabei erwischt, wie sie Babyhunde ertränkt. Ich schüttelte den Kopf und konzentri8erte mich einfach auf die Kälte, die in mir zu schmelzen schien.
,,Was machen wir eigentlich hier? Ich mein, ich weiß ja schon längst, wer meine Mentorin ist.''- ich warf kurz einen betreteten Blick in Laceys Richtung und fragte mich ob sie den komischen Unternton in den Wort >>Mentorin<< gehört hatte. Ihr Blick war gerade ausgerichtet und ihr Gesicht ausdruckslos. Also entweder hatte sie ihn nicht bemerkt, oder es kratze sie einfach nicht, wasd ich von ihr hielt. ,,Also ist das hier docvh eigentlich Zeitverschwendung.'', fügte ich schnell hinzu damit sich die Pause nicht bemerkte. ,,Das sehe ich nicht so, Jessminda. Dieses Treffen ist pflicht und Sie werden sich sicher nicht davon schleichen, nur weil Sie denken, dass dies hier nicht vonnöten sei.'', sagte sie.
Ich seufzte innerlich und unterdrückte den kindischen Drang, meine Augen zu verdrehen. Aldo ehrlich, sieübertreibte maßlos. Aber nagut, dann halte ich mich heute auch mal wie ein liebes Mädchen an die Regeln. Wird sicher eine interessante Erfahrung- oder eine öde.
Die Direktorin warf einen skeptischen Blick auf das Klemmbrett und holte tief Luft. ,,Irina Alexandrow'', schrie sie in die Halle hinein. Ein Mädchen direkt neben mir mit schwarzen Haaren, die sie zu einen Zopf zurückgebunden hatte und einen wunderschönen Gesicht, welches durch aus einer afrekanischen Prinzessin gehören hätte können zuckte zusammen. Sie richtete ihre Augen zum Boden und fing zögerlich an zu gehen. Sie war sehr dünn und ihre zarten Bewegungen ließen mich vermuten, dass sie eine sehr begabte Tänzerin war. Sie ging auf die Bühnen und lächelte die Schulleiterin etwas betreten an. Die Schulleiterin schenkte ihr nich einmal einen netten Blick sondern rief sofort einen zweiten Namen auf, der irgendwie komisch klang. Es hörte sich so ähnlich an wie Larissa nur war ein würziger Unterton dabei, wenn man ihren Namen ausprach. Es klang wie Lärissa.
Eine Frau mit blonden Haaren, die ihr schlicht aber trotzdem atemberaubend schön über den Rücken fielen, riss vorne, am Rand der Büzhne, den Kopf nach oben.Selbstsicher betrat sie die Bühne und lächelte die etwas nervöse Irina an. Naja, wenigstens versuchte sie zurück zu lächeln, doch das lächeln sah irgendwie fehl am Platz aus. ,,Mrs. Alexandrow, das ist Ihre neue Mentorin. Bernutzen Sie ihre Hilfe um sich hier zureckt zu finden.'', die Direktorin sah kurz vor ihrem Klemmbrett auf und beäugte das Mädchen intensiv. Die zuckte abermals zusqammen und wich ihren Blick automatisch aus. Diese Lärissa und Irina verließen die Bühne schnell und ich konnte gerade noch sehen, wie Lärissa den Mädchen tröstend einen Arm um die Schultern legte, bevor die beiden in der menge verschwanden. Ich war entsetzt, als ich diesen Stum der Gefühler, der plötzlich in mir wütete, als eifersucht identivizierte. Ich war tatsächlich eifersüchtig auf Irina. Nicht wegen ihrer Schönheit oder ihren anmutigen Bewegung- obwohl das nauch Grund genung war um eifersüchtig zu sein- sondern auf ihre Mentorin.
Wie gerne würde ich mit ihr tauscvhen und diese liebevolle Mentorin bekommen, anstatt der gefühlslosen die mir ganz sicher zu geteilt werden würde. Minuten verstrichen, während Schüler für Schüler auf die Bühne trat um seinen neuen Mentor zu entfangen. Nach den sechsten Schüler fing ich an mich ein wenig zu wundern. >>Blair<< (mein beschissener Nachname) fing doch mit B an, warum zur Hölle dauerte es also so lange, bis ich endlich aufgerufen wurde. Ich wollte diese beschissene Anstalt hier so schnell wie möglich hinter mich kriegen.
Und dann wurde ich endlich aufgerufen, genau dann, als ich kurz vor einem hysterischen Anfall angelangt war. Ich stampfte zur Bühne und ignorierte die Blicke, die mich dabei verfolgten. Ich eilte die Treppen nach oben und fing erst gar nicht an zu lächeln, denn es war sowieso klar, dass die Schulleiterin mich keines Blickes würdigen würde. Warum also lächeln?
Die Direktorin, die ich dank ihres Namensschildes, welches an dem Stoff über ihrer rechten Brust angebracht war, als Mrs.Huxley(mal im ernst: Huxley?! Welch verblüffende ähnlichkeit dieses Wort mit den Wort Hexe hat, oder?) identifizieren konnte, rief den Namen meiner noch hexenhafteren Mentorin aus: ,,Lacey Yule.'' Reimt sich Yule nicht wunderbarerweise auf >>Hure<<? Ich mein ja nur...
Lacey betrat beinahe gelangweilt die Bühne und schielte einen kurzen Moment zu mir, alles andere als begeistert, mich ihren Schützling zu nennen. Sie trat neben mich und lächelte so falsch, dass mir echt alles hoch kam.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Hallo,
also das du ein Fan von bestimmten Büchern und Filmen bist, lässt sich hier nicht leugnen ( hi hi hi - ich mag auch Moonlight - gehts da irgendwann weiter??? ).
Der Anfang ist gut, aber ich konnte leider nicht alles lesen ... die Zeit. Du verstehst?
Ich schließe mich meinen Vorrednern an und gebe dir den Rat, dieses erste Kapittel in kleinere Häppchen zu teilen und noch mal rein zu stellen. 107 Seiten ist doch eher abschreckend und vor einem Bildschirm schwer zu lesen. Aber der Anfang war lesenswert.

LG
Lilly


Lilly (26.09.2010)

Hallöchen, auch von mir gibts ein wenig Grün.
Ich shcließ mich da Jochen gnaz und gar an...Der Anfang liest sich wirklich toll, aber das ist wirklich ein gewaltig langes erstes Kapitel und ich habe leider auch nicht die Zeit 106 Seiten am Stück wegzulesen.


Liebe Grüße


Tis-Anariel (26.09.2010)

Hallo Julia, das ist ja ein gewaltig langes Kapitel. Die ersten Sätze klingen schon mal gut, aber wenn du dein Kapitel in viele kleine Häppchen ins Netz stellen würdest, ließe es sich besser lesen (nämlich mit Pausen) und obendrein würdest du auch mehr Kommentare von mir erhalten. Was hältst du von dem Vorschlag?

Jochen (24.09.2010)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Blood heart - Inhaltsangabe  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De