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6 Seiten

Die Rüstung der Götter - Kapitel 04

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Sie folgten am Morgen der besprochenen Reiseroute. Mit dem Boot ging es nach Iquitos. Wo sie 1 Stunde später in einem von der Garde gecharterten Airbus saßen, der sie vom Coronel FAP Francisco Secada Vignetta Flughafen von Iquitos nach Buenos Aires, Argentinien flog. Dort nahm sie eine schwer bewaffnete Abordnung der Garde mit gepanzerten Fahrzeugen in Empfang. Man brachte die Gruppe vom Flughafen in ein Luxushotel, wo die Garde sie in Suiten einquartierte.
Amanda, Nadja, Leonie, Tim und Ben hatten eine komplette Etage für sich. Mit einer eigenen bewaffneten Wachmannschaft. Für ihren Schutz bot die Garde einiges auf.
Am Nachmittag bekam Ben ein Versandumschlag per Expresspost zugestellt. Er nahm es entgegen, schließlich hatte er darauf bestanden es zugeschickt zu bekommen. Denn möglicherweise befand sich im Inhalt des Versandumschlags ein Hinweis auf das Grab des Khan.
Ben öffnete es, in dem er es mit einem Messer aufschlitzte, den Inhalt vorsichtig herauszog. Der zerschlitzte Versandumschlag wurde achtlos beiseite gelegt. Sein Inhalt, ein ledergebundenes Notizbuch. Es gehörte einem Anhänger der Wächter. Sein Name war Robert Stein. Er hatte im Auftrag der Wächter, bzw. der Garde, nach dem Herz des Drachen gesucht. Herr Stein wurde dummerweise von Ben’s Bruder in Berlin erschossen. Sie raubten die Aktentasche, die der Mann bei sich trug. Darin war sein Notizbuch enthalten. Mithilfe seiner Recherchen wollte sein Vater das Herz des Drachen finden.
Jetzt suchte Ben darin Stunden lang einen Hinweis auf das Grab des Khan. Wie sich zeigte, wusste Stein von der Rüstung der Götter und dessen Teilstücken bescheid. Jedes Teilstück besaß in seinem Notizbuch ein eigenes Kapitel. Die Abbildungen der Artefakte waren sehr detailliert, handgezeichnet. Sie waren die jeweilige Einleitung in die Kapitel. Danach kam eine Fülle an Informationen; Daten, Karten, Angaben und Abbildungen.
Ben blätterte das Notizbuch durch. Er kam zum Schild des Khan, dessen Abbildung mit nichts zu vergleichen war. Der Schild war Achteckig. Auf 3 Randkränzen waren unbekannte Runen eingraviert. Die Randkränze schienen aus Bronze. Der Schild selbst aus Gold. In der Mitte, in einer Vertiefung befand sich eine Platinfassung mit einem Milchdiamant. Der innere Runenkranz schimmerte leicht. Die Zeichnung war sehr gut. Wer auch immer Sie machte, musste das Artefakt mit eigenen Augen gesehen haben. Anders ließen sich die Details nicht erklären.
Woran Ben auch nicht interessiert war.
Er blätterte um, las sich jede Seite durch. Aus den Informationen versuchte Ben etwas Brauchbares abzuleiten. Wie zum Beispiel, wo sich das Grab des Khan befand. Vergebens. Herr Stein, Professor, hatte zwar viel zusammengetragen, doch wirklich Nennenswertes war nur sehr wenig. Trotzdem ließ sich Ben nicht entmutigen. Er war aber auf dem richtigen Weg. Seiner Empfindung nach.
Ben merkte nicht, wie Amanda neben ihn trat. „Was ist das?“
Das er so in die Materie versunken war, ohne zu bemerken wie jemand neben ihn trat, war neu. Und zugleich Lebensgefährlich bei den falschen Leuten. Er sah zu dem Mädchen.
Sie hatte eine Schüssel Vanillepudding bei sich, löffelte genüsslich den Pudding. Amanda war eine lebensfrohe Person, immer ein Lächeln im Gesicht. Ihre Augen strahlten vor Wissbegierigkeit.
„Weiß du, wer Dschingis Khan ist?“
Entrüstet über die Frage zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. Sie nickte. „Wir hatten ihn im Geschichtsunterricht.“ Ein weiterer Löffel Vanillepudding verschwand in ihrem Mund.
„Diese Punkte“ Ben zeigte ihr, was er meinte. „sind Mausoleen. Er hat Sie erbauen lassen, als die Mongolen über diesen Teil der Welt herrschten.“
„Mausoleen!“, wiederholte Amanda nachdenklich. „Sind doch Gräber oder?“
„So etwas in der Art, ja.“
„Wieso hat Dschingis Khan so viele?“
„Die Bauwerke seiner Zeit waren Ausdruck von Macht. Heute ist es Geld.“ Ben lehnte sich in seinen Stuhl zurück, sah das Mädchen an.
Sie nickte mit einem Verständnis im Gesicht, das man einem Kind in ihrem Alter nicht zutraute. „Und in welchem Grab liegt er?“
Er lächelte. Erwarte das unerwartete bei Kindern. „In keinem. Er wurde an einem Ort begraben, der bis heute nicht gefunden wurde.“
Amanda schaute ihn verwundert an. „Wieso?“
Ben zuckte mit den Achseln. „Seine letzte Ruhestätte ist nirgendwo verzeichnet oder niedergeschrieben worden. Man hat ihn an einem geheimen Ort begraben.“
Jetzt zuckte Amanda mit den Schultern. Wahrscheinlich sah das Mädchen den Sinn darin nicht, 10 Mausoleen zu bauen, um dann ganz woanders begraben zu werden. Kinder sahen die Welt einfacherer als Erwachsene. Sie löffelte weiter ihren Pudding, schaute sich die Karte an. „Ein Rätsel!“, sagte Amanda auf einmal.
Ben hatte sich wieder den Recherchen von Professor Stein zu gewandt. „Was meinst du?“
Sie sah mit einem Blick an, der kurze Verwirrung zeigte. „Sein Grab. Es ist ein Rätsel.“ Die Bestimmtheit, mit der Sie das sagte, ließ ihn aufhorchen.
Als er darüber nachdachte, stellte Ben fest das Amanda vielleicht recht hatte. Das Grab des Dschingis Khan war ein Rätsel. Auf dessen Lösung bisher niemand gestoßen war.
Das Mädchen ging zum Sekretär, der in seiner Suite stand. Sie riss ein blanko Blatt Papier ab, nahm einen Stift auf der Dose. Zurück bei Ben, legte am Amanda das Blatt Papier auf die Notizbuchseite mit der Karte und den verzeichneten Standorten der Khan Mausoleen. Vorsichtig pauste Sie die Markierungen ab, nahm das Blatt weg und verband schließlich alle Punkte miteinander. Woraufhin das entstehende Muster, wie ein Spinnennetz aussah. Ein ganz besonderes Spinnennetz.
Mein Gott!! Wieso hatte er daran nicht gedacht!!
Des Rätsel Lösung lag die ganze Zeit vor ihm. Doch er sah Sie nicht. Weil ihm der unbeschwerte Blick fehlte, den Amanda hatte. Denn dieses Muster kannte er bereits. Damals ging es um den Standort vom Herz des Drachen. Es führte ihn, Alice und Jonas zu einem der finalen Hinweise.
Genauso wie jetzt.
Jeder Strich, den Amanda machte, kreuzte sich an einem Schnittpunkt im Spinnennetz. Verblüfft über diese Einfachheit, legte Ben das Blatt Papier zurück auf die Seite. Der Schnittpunkt markierte einen Punkt auf der Karte, den man aufgrund seiner topografischen Gegebenheiten auf Anhieb erkannte.
Konstantinopel.

***
Das war aber noch nicht alles.
Ben scannte das Kartenbild mit den verzeichneten Punkten der Mausoleen von Dschingis Khan ein, lud die Datei im Notebook hoch und ließ die Koordinaten der Mausoleen von einem Programm, das Alice geschrieben hatte, errechnen. Anschließend gab er die Koordinaten von Konstantinopel als Festmarke ein. Sie diente als Ausgangswert für das Programm um aus den 10 Koordinaten eine neue zusammenzuwürfeln. So wollte Ben herausfinden ob in den vorhandenen Koordinaten eine 11, versteckte, Koordinate steckte, die einen Punkt im damaligen Konstantinopel markierte.
Der Computer spuckte nach nicht mal 1 Minute ein Ergebnis aus.
Auf Ben’s Gesicht formte sich ein Lächeln.
Er gab die zusammengewürfelte Koordinate in die Suchmatrix.
Auf dem Bildschirm wurde der entsprechende Ort auf dem Globus herangezoomt. Die computergenerierte Weltkugel drehte sich, dann stieß die Kamera durch die Wolkendecke hinab. Das Marmarameer tauchte auf. Die Kamera schwenkte nach Norden. Zum Bosporus, der Meerenge die das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verband, die Großstadt Istanbul und die Kontinente Europa und Asien teilte. Auf der einen Seite der Stadt war man in Europa, überquerte man eine der Brücken betrat man asiatischen Boden. Das Satellitenbild schwenkte leicht nach rechts. Sie sahen das städtische Bild Istanbuls. Ein blinkender Punkt tauchte auf.
Er markierte die errechneten Koordinaten.
Dort würde Ben seine Suche nach dem Grab von Dschingis Khan und dem Schild der Götter beginnen.
Nicht ganz.
Seine Versuche die Anderen davon zu überzeugen ihn nicht zu begleiten waren erfolglos geblieben. Sie ließen sich einfach nicht davon abbringen. Weder Tim noch Nadja. Amanda und Leonie so wieso nicht. So gab er sich schließlich geschlagen, als der Befehlshaber der Sicherheitstruppe Nadja, Amanda und Tim jeweils einen seiner Leute zur Seite stellte. Leonie und Ben brauchten keinen Beschützer.
Die 2 Frauen und der 1 Mann gehörten dem Kommando Spezialkräfte der deutschen Bundeswehr an. Die KSK gehörte zu den besten Militärspezialeinheiten Europas und der NATO. Die Garde besaß Verbindungen in die höchsten politischen und militärischen Kreise Europas, der NATO und weltweit.
So stieg die 8 köpfige Gruppe um Ben in eine C-17 Globemaster III, die freundlicherweise von den US-Streitkräften zur Verfügung gestellt wurde.
10 Minuten später startete das Transportflugzeug, erhob sich in den Abendhimmel von Argentinien. Einen Flugplan hatte die Crew der C-17 nicht eingereicht. Ihr Flug war als Geheim eingestuft.
Sie erfuhren erst wohin es ging als Sie auf der allgemeinen Reiseflughöhe waren.
Erst da bekamen Sie die Order Richtung Istanbul zu fliegen.

***
Unter Dschingis Khan nahm das Mongolische Reich weite Teile Russlands, Chinas, Koreas, Afghanistan, Iran, Georgiens, Armeniens, Ungarns und Persiens ein. Zudem die Länder am westlichen Schwarzen Meer, wie das heutige Rumänien und Bulgarien. Man begann einen Irrtum, wenn man glaubte, das Mongolen Reich umfasste das gesamte Schwarze Meer. Zwischen den eroberten Gebieten gab es eine entscheidende Lücke. Nämlich Konstantinopel. Die Stadt gehörte damals zum Lateinischen Kaiserreich. Historiker konnten nicht zu Tage fördern, wieso Dschingis Khan die Stadt nicht einnahm, obwohl er dazu über alle Möglichkeiten und Mittel verfügte.
Der Grund war ein Geheimabkommen, das 2003 bei Ausgrabungen eines Kellergewölbes im heutigen Istanbul gefunden wurde. Es wurde zwischen dem Lateinischen Kaiserreich und dem Mongolenfürsten geschlossen. Dabei handelte es sich um einen Nichtangriffspakt seitens der Mongolen. Als Gegenleistung bezahlte das Lateinische Kaiserreich einen Sicherheitstribut und gewährte Dschingis Khan uneingeschränkten Zugang. Außerdem wurde ein Verteidigungspakt für die Stadt geschlossen. Darin verpflichteten sich die Mongolen Konstantinopel gegen jeden zu verteidigen der die Stadt angriff. Ob mit Ihnen verbündet oder nicht.
Das gefundene Vertragswerk überraschte die Fachwelt. Eigentlich waren solche Geheimabkommen für die damalige Zeit nichts Ungewöhnliches. Hier hingegen handelte es sich um verfeindete Parteien. Bis dato konnte sich kein Experte die Zurückhaltung der Mongolen zwecks eines Angriffs auf Konstantinopel erklären.
Ein Grund war ohne Zweifel das Geheimabkommen. Eine Erklärung wieso sich Dschingis Khan überhaupt darauf einließ blieb offen. Denn außer dem Mongolenherrscher wusste in der Gegenwart niemand, welche Motive der Mann verfolgte.
Die vielen Dissertationen und Abhandlungen, die irgendwelche möchte gern Experten veröffentlichten, beruhten alle auf Spekulationen. Über dieses Geheimabkommen gab es keinerlei fundierte Fakten.
Beim mehrstündigen Flug nach Istanbul dachte Ben über verschiedene Dinge nach. Der Albtraum ließ ihn nur bedingt schlafen. Daher ging er die Infos von Professor Stein durch. Bei seinen Recherchen wurde das Geheimabkommen nicht erwähnt. Auch machte er sich keine Notizen über das Für und Wieder. Anscheinend schien es ihm bedeutungslos zu sein. Und genau darüber grübelte Ben Stunden lang.
Dschingis Khan galt bei seinen Feinden als Brutal und Unbarmherzig. Bei seinen eigenen Leuten hingegen als großzügig und gutherzig. Zwei Bilder von ein und dem selben Mann aus unterschiedlichen Perspektiven. Nahm man nun beide Sichtweiten, blieb das Wieso nach dem Geheimabkommen bestehen. Selbst nach seinem Tod hielten sich seine Söhne dran. Als sein dritter Sohn starb, löste sich das mongolische Reich auf. Innere Machtkämpfe sorgten für eine Spaltung und den Niedergang. Zu der Zeit war das Lateinische Kaiserreich im Begriff sich aufzulösen. So eroberten die Osmanen Konstantinopel ohne nennenswerte Gegenwehr.
Ben übertrug die errechneten Koordinaten in das Navigationsprogramm seines Handys.
Als er es wegsteckte, stand Amanda neben seinem Sitzplatz. Sie hatte eine dampfende Tasse Milchkakao in der Hand. Ihr Gesicht zeugte von einer tiefen Müdigkeit. „Kannst du nicht schlafen, Kleines?“
„Nö.“ Sie pustete vorsichtig, nippte zaghaft. Amanda sah nicht nur Müde aus, sie hörte sich auch so an.
Ben klopfte auf den Sitz neben sich, zog die Beine an. Sie ging an ihm vorbei, setzte sich neben ihn, stellte die Tasse in die passende Halterung. Das Mädchen gähnte. „Sind wir bald da?“ Sie klang schläfrig. Die Augen fielen ihr immer wieder zu.
Er schaute aus dem kleinen Fenster. Sie überflogen gerade die isländische Küste. 5 bis 6 Stunden schätzte Ben. Er wandte sich Amanda zu, wollte ihr antworten behielt Sie aber für sich. Das Mädchen lehnte sich an ihn. Sie war eingeschlafen. Er deckte sie zu, lehnte sich in seinen Sitz zurück.
Schlaf gibt Ruhe und Ruhe gibt Kraft, hörte Ben die Stimme eines Vaters sagen. Trotz aller Widerstände döste er vor sich ihn. Dann übermannte ihn der Schlaf.
Der Albtraum begann von Neuem.
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Ende, Kapitel 4
© by Alexander Döbber
 
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