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60 Seiten

Return to Home - Machtkampf

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Hallo, Leute.
Die Durststrecke hat ein Ende.
Eine neue Episode meiner RtH Serie ist fertig.
Ich hoffe Sie gefällt euch.
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-Beginn-

Olaf Kallström gehörte nicht zu den Menschen die als mürrisch galten aber auch niemand der vor Freude strahlte oder stets mit einem bescheuerten Lächeln durchs Leben gingen. Dafür wusste der Mann einfach zu viel, was der Allgemeinheit verborgen blieb. Nicht ganz ohne Grund. Gewisse Dinge waren einfach nicht dafür bestimmt an die Öffentlichkeit zu gelangen, den andernfalls konnte es zu Verstimmungen mit Freunden und Feinden kommen. Daran war niemanden gelegen.
Kallström maß 1 Meter 90, wog 100 Kilo schön verteilt, mit einem kleinen Ansatz, hatte gelbblondes Haar mit gräulichen Strähnen durchzogen, klare blaue Augen. Seine schwedischen Wurzeln waren unverkennbar. Eine Konstante in der Familiengeschichte.
Er nahm einen letzten Schluck aus dem Kristallglas, schlenderte zur Bar, goss sich nach und kehrte hinter seinen großen Schreibtisch zurück. Über den Stuhl hing das Jackett. Eine Krawatte trug der Mann grundsätzlich nicht.
Vor dem Tisch saßen eine Gvanerin und ein Mensch.
Auf dem Bronzeschild auf der Tischplatte stand Senior Director of Department. Er war der oberste Chef vom Vereinten Nachrichtendienst, dem Auslandsgeheimdienst der Union.
Jeden Montagmorgen fuhr er zum Amtssitz des Präsidenten zur wöchentlichen Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats, in dem er einen Sitz hatte. Zu seinen Aufgaben gehörte es die Amtsträger vom President House auf den aktuellen Stand von Bedrohungen, Erkenntnissen, Krisenherden, laufende Operationen und neusten Informationen zu halten. Der Umfang hing vom jeweiligen Amtsträger ab der President House bewohnte.
Der Eine wollte mehr wissen als der Andere.
Die amtierende Präsidentin gehörte zu Ersteren.
Kallström war von Präsidentin Hard auf den Stuhl gehoben worden. Nach ihrer Wahl hatte es ein umfangreiches Stühle rücken gegeben, wie wohl noch nie zuvor bei einem Amtswechsel in der Union. Ein Grund dafür war sicherlich die miserable Amtsführung ihres Vorgängers, der in seiner Amtszeit alles falsch machte, was man nur falsch machen konnte. Der VND blieb davon nicht verschont. Am schwersten traf es aber alle Bereiche der Flotte. Daher beneidete Kallström den amtierenden Flottenchef, Flottenadmiral Renato, nicht um seinen Posten.
Er blieb hinter seinem Stuhl stehen, schaute die 2 nacheinander an.
Der Mensch sagte sachlich. „Er hält es für möglich, dass der Informant über die Daten verfügt, die er vorgibt zu haben.“ Er schwieg einen Moment. „Das Problem ist bloß sie lassen sich schlecht verifizieren. Die Probe, die unser Mann bekam, sieht vielversprechend aus.“ Was nicht hieß dass das Gesamtpaket, dem ebenfalls entsprach, das wussten alle 3. Die Daten konnten gefälscht sein. Ein Köder, um Sie in Misskredit zu bringen oder einfache Desinformationen. Bei so was konnte man sich nie 100 Prozent sicher sein, solange man die Daten nicht in Händen hielt und überprüfen konnte.
„Wie glaubwürdig ist er?“
Jetzt antwortete die Gvanerin. „Schwer zu sagen.“ Die kindlich wirkende Stimme passte so gar nicht zum robusten Äußeren der ehemaligen Feldagentin. „Er scheint als Mittelsmann zu den Piraten fungiert zu haben. Was die Daten erklärt die er uns geben will. Anderseits“, schränkte Sie gleich ein. „haben wir kaum nennenswertes Material zum Verifizieren und können daher nur schwer einschätzen, wie glaubwürdig er tatsächlich ist.“
Man sah Kallström seine Unzufriedenheit an. Sicher konnte der VND nicht überall so aufgestellt sein, wie andernorts wo es einfach notwendig war. Die Operationsfähigkeit hatte unter der Vorgängerregierung gelitten. Sein Vorgänger unternahm zu wenig um die Position zu festigen. Das Sammeln von Informationen gehörte zur VND Hauptaufgabe. Dazu mussten Quellen erschlossen, Informanten gewonnen und beworben werden. Ein langjähriger Prozess, dem man die nötige Zeit geben musste. Was unter seinem Vorgänger nicht geschehen war.
Um dieses Versäumnis nachzuholen, waren gewisse Dinge in die Wege geleitet worden, die dazu dienen, sollten Informationen zu beschaffen. Doch so was brauchte Zeit. Präsidentin Hard schien sie ihm zu geben.
Der Mensch übernahm wieder. „Der Informant will mitsamt seiner Familie in die Union übersiedeln und ins Zeugenschutzprogramm.
Als Gegenleistung erhalten wir die umfassende Datensätze die uns Einblicke in die Machenschaften von Centauri E Ltd. und General Semper United in der Liga und grenzübergreifend verschaffen.“ Deren Mittäterschaft bei der Piraterie in der Konföderation hatte hinter verschlossenen Türen für Wirbel gesorgt. Das es sich bei den Megakonzernen nicht um rechtschaffene Unternehmen handelte war allgemein bekannt, das Sie aber so tief verstrickt waren kam unerwartet aber nicht vollkommen überraschend.
Die Chance Einblick zu bekommen konnten Sie sich nicht entgehen lassen. Andernfalls ging der Informant womöglich zu irgendjemand anders. Sie konnten es sich einfach nicht ins Hintertreffen zu geraten. Nicht bei den Verlusten die die Vereinte Flotte in der Konföderation erlitt.
„Wie sieht der Einsatzplan aus?“
Die 2 schwiegen einen Moment. „Der Informant trifft sich auf Sariha mit unserem Agenten. Wir fliegen ihn mitsamt seiner Familie aus. Einen Teil der Daten bekommt der Agent vor Ort. Den Rest, sobald Sie die Unioner Grenze überquert haben.“ Operationsplanungen aller Art beim VND fielen in den Aufgabenbereich des Menschen. Daher sein Titel als Chief of Field Operation.
Irgendwie hatte Kallström das Gefühl die Megakonzerne würden alles daran setzen um zu verhindern, das ihr ehemaliger Mitarbeiter zu irgendwem überlief. Geschweige den brisante Daten weitergab, die mögliche Machenschaften offen legten.
Er ahnte ja nicht wie recht er hatte.

***
Mit hinterm Rücken verschränkten Armen stand Miranda Holm auf der Aussichtsplattform des Passagierschiffs, sah ausdruckslos, wie sich das Raumschiff dem Planeten näherte. Eine Kugel mit einem grünvioletten Meer, weiß-hellbraunen Landmassen die aus dem Orbit kaum als Lebenswert bezeichnet werden konnten. Trotzdem hatten sich Leute auf der Oberfläche angesiedelt. Gestrandete Schmuggler landeten vor knapp 300 Jahren auf dem Planeten, der eine einzige Wüsteneinöde war. Ihnen folgten Diebe und anderes Gesindel und galaktischer Abschaum. Ein nicht endender Machtkampf entstand. Großfamilien. Warlords. Banden. Alle wollten die Kontrolle.
Dabei schien es nichts auf dem Planeten zu geben, was sich lohnte zu kontrollieren. Außer Sand in allen Facetten und Farben.
Sie kamen an den Orbitalfarmen vorbei. Biotope, in denen Obst, Gemüse und Getreide angebaut wurden. Da es auf dem Planeten kaum fruchtbaren Boden gab. In Silodepots wurden Sie eingelagert. Wer die kontrollierte, kontrollierte den Planeten. Daher war es auch nicht verwunderlich das eine Division veralterter Schnellboote die Farmen und Depots bewachten.
Ein Ruck ging durch den Rumpf des Passagierschiffs, als es in den Orbit eintrat und zum Anflug auf den Planeten ansetzte.
Die Hauptstadt, der Schmelztiegel der Macht, war mehr eine Großsiedlung, als eine herkömmliche Stadt einer hiesigen Raumfahrtzivilisation. Sie erstreckte sich über Hunderte Quadratkilometer. Hauptsächlich Flachbauten. Die einzigen hohen Gebäude waren die Wasserspeicher. Hütten in allen Formen und Varianten. Häuser, die den Titel nicht verdienten. Alles stand dicht an dicht, obgleich es scheinbar genügend Platz gab.
Das Passagierschiff landete auf dem sandigen Landeplatz des Weltraumbahnhofs. Der aus einem einzigen Terminalgebäude, einem verwitterten Containerbau aus billigen Wellblech, bestand. Auf dem Dach befanden sich Solarzellen, von denen weniger als die Hälfte funktionierten. Eine Folge des Sandes und feinen Staubs, der sich durch die Winde und Stürme absetzte.
Miranda war schon auf vielen Planeten gewesen. Dieser zählte nicht zu denen den Sie als Reiseziel empfehlen konnte.
Jedenfalls nicht in den nächsten Stunden und Tagen.

***
Eine Einreisekontrolle gab es gar nicht. Der äußere Eindruck des Terminals spiegelte sich im Inneren ebenfalls wieder. Verwaiste Check-in Schalter. Aufgegebene Kleinbüros. Der Containerbau, der für 100.000 Personen ausgelegt war, lag wie ausgestorben dar. Nur vereinzelte Leute mit Handgepäck, wenn überhaupt, eilten durch die Abreiseschleuse, und machten sich aus dem Staub.
Bald, so Miranda’s stille emotionslose Einschätzung, würde der Bau aus allen Nähten platzen. Sie verließ das Terminal.
Draußen erwartete die Menschenfrau genau das, was man aus der Luft sah. Nichts wofür es sich lohnte wiederzukommen, geschweige den Heimisch zu werden. Die Sonne brannte unerbittlich. Dennoch herrschte ein gemäßigtes Klima auf dem Planeten, der 98 Prozent aus Wüste bestand. Die Küsten waren so lebensfeindlich wie das Meer.
Ohne Reaktion auf die Trostlosigkeit und Einöde schritt Miranda auf den wartenden Fahrer zu, der Sie gruß- und kommentarlos empfing. Sie nahm auf der durchgesessenen Rückbank mit dem aufgeweichten Polster platz. Ignorierte das verschließende und ausgeblichene Innere des Bodenfahrzeugs. Sie brauchte zwar keinen Luxus oder die gut bürgerlichen Standards. Angenehm waren Sie irgendwie doch. Ihre Interessen lagen längst woanders.
Der Fahrer fuhr los.
Obwohl Miranda aus dem Fenster schaute, sah man auf ihrem Gesicht nicht den geringsten Funken einer Emotion. Eine kalte Gleichgültigkeit spiegelte ihre Miene wieder. In ihrem früheren Leben hätte sie entsprechende Emotionen geschmeckt. Doch das lag so fern, wie der Planet vom zivilisierten Teil der bekannten Galaxie.
Flache Bauten aus Lehm, Stein und oder Holz standen am Wegesrand, als das Bodenauto durch die staubigen Gassen und schmalen Straßen fuhr. Grünzeug suchte man in dieser sandigen Umgebung vergebens. Die Wasserversorgung war ein Glücksspiel, für das jeder eigen verantwortlich war. Das Stromnetz war löchriger als ein Maschendrahtzaun. Treibstoff für die Generatoren wurde auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen gehandelt. Ebenso Wasser.
Der Fahrer hielt inmitten all dessen vor einem Grundstück, das von einer 5 Meter Hohen massiven Steinmauer umrandet war. Alle 25 Meter befand sich ein Wehraufbau auf der Mauer. Mit MG Nestern. Auf der Mauer selbst patrouillierten schwer bewaffnete Männer. Sie trugen die Uniformen des hiesigen Warlords, in dessen Stadtviertel das Grundstück lag und auf dem das Domizil des Mannes stand, den Miranda einen geschäftlichen Besuch abstattete.
Andernfalls hätte Sie diesen Planeten, geschweige den das Sternensystem, in der Randzone nie besucht. Alles was Sie tat, jede Sekunde davon, diente nur einem Ziel und Zweck.
Der Torflügel, bestehend aus angerostetem Duralstahl, öffneten sich quietschend.

***
Dahinter eröffnete sich eine grüne Oase durch die eine breite Allee führte. Der Wegesrand war mit Palmen gesäumt, an denen kopfgroße Früchte hingen. Ein akkurat gemähter saftig grüner Rasen umschloss den Bau am Ende der Allee. Überall sah man schwer bewaffnete Männer in rötlich-braunen Uniformen.
Eine Hundertschaft Leibwächter schützten den Warlord vor dem Mob und seinen Konkurrenten.
Der Fahrer hielt das Fahrzeug vor dem mit Säulenportal der Villa, die wie ein Schloss auf dem Grundstück thronte. Miranda stieg unbeeindruckt aus, ließ ihren Blick kurz schweifen und ging zielstrebig Richtung Eingangsportal. An dessen Seiten je ein bengalischer Löwe in edlen Sandmarmor hockte.
Der schwere, mit einer Panzerplatte verstärkte, Torflügel öffnete sich nach Innen, als die Menschenfrau die Stufen betrat.
Das hauseigene Umweltsystem sorgte für angenehme Temperaturen. Zwei Männer mit Panzerweste und Impulsgewehren ausgestattet, nahmen Miranda grimmig in Empfang.
„Miranda Holm. Mr Wambosi erwartet mich.“
Mit einer Kopfbewegung forderte der stämmigere der 2 Sie auf ihm zu folgen. Hinter ihr ging der andere Leibwächter, dessen Augen sie anzüglich musterten.
Sie wurde durch die Empfangshalle nach hinten geführt. Man trat auf eine steinerne Terrasse hinaus. An der eine künstlich geschaffene Lagune mit Wasserfall grenzte. Im kristallklaren Wasser sonnten sich, auf schwimmenden Inseln, junge nackte Frauen. Weitere lagen auf Liegen am Beckenrand oder rekelten sich unter den Palmen auf dem Rasen.
Man sah Miranda keine Reaktion an. Sie empfand auch keine bei dem Anblick der zahllosen Gespielinnen des Warlords.
Seine Leibwächter brachten Sie zu ihm.

***
Der Warlord war groß gewachsener, durchtrainierter und ein durchaus attraktiver Uraner. Wie jeder Uraner war der Mann von Hause aus schwarz. Hatte glänzende orange-grüne Augen. Ein bübisches Gesicht dem man die Brutalität und Machtbesessenheit nicht ansah die hinter diesen einnehmenden Augen steckte.
Er saß zusammen mit einer Handvoll Schönheiten in einer perlweißen Loge am Wasserrand, genoss die Anwesenheit seiner Gespielinnen. Der Warlord war sichtlich erregt über den lasziven Tanz zweier Mädchen. Eine Frau neben ihm massierte sein Glied.
Wenn er während dessen auf einer Reaktion seines Gastes wartete, so wartete Wambosi vergeblich. Ihr war es nämlich vollkommen egal wie der Warlord oder sonst jemand seine Zeit verbrachte. Solche Bilder, wie jene die sich ihr jetzt boten, verursachten längst keine Reaktion mehr. In ihrem vorherigen Leben hätte Sie mit Abscheu und Ekel reagiert. Diese Emotionen kratzten nicht mal die Oberfläche ihres jetzigen Seins an.
Daher blieb Miranda teilnahmslos.
Bis der Warlord letztlich genug hatte, die Frauen barsch aufforderte sich zu verziehen und einer auf den Hintern schlug. Er bot ihr einen Platz an, musterte die Menschenfrau ausgiebig. Was seine Erregung neu entfachte.
Wovon sich Miranda nicht aus der Reserve locken ließ. „Haben Sie über unser Angebot nachgedacht, Mr Wambosi?“ Sie hatte den Mann samt Harem vorher schon besucht. Damals unterbreitete Sie ihm ein Angebot, das seine Gier nach Macht und Einfluss anstachelte. Auch wenn er es nicht direkt zeigte, hatten seine Augen ihn verraten.
Genau wie jetzt, als die Erinnerung daran zurückkehrte, schwoll sein Glied ein erneutes Mal vor Erregung an. Er nickte, zeigte seine weißen Zähne und trank ein Glas gekühltes Wasser. „Das hab ich.“, bestätigter er in studiertem Standard.
„Sind Sie zu einer Entscheidung gekommen?“
Wieder nickte er. Sein Glied blieb erregt. Als hätte er eine kleine blaue Pille genommen. Seine Mundwinkel formten ein lüsternes Lächeln.
Miranda’s Miene zuckte nicht einen Millimeter.
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Wenn man Leo kannte, wunderte es einen nicht das er angetrunken war. Viel eher, wenn es nicht der Fall gewesen wäre. Der Mischling war einer der wenigen mit menschlichen und oder gvanischen Blut in den Adern die ihr sein in der Randzone fristeten. Leo konnte sich flüchtig erinnern, wie er nach Poss Prime gelangt war.
Geboren und aufgewachsen in der Union. Seine Eltern lebten mit ihren 2 Kindern ein bürgerliches Leben auf Tristan II. Ein Planet mit geschätzten 800 Millionen Bewohnern. Einem guten Dutzend Megastädten. Das Sternensystem gehörte zu den Inneren Systemen der Union.
Mit 15 bestritt Leo seinen ersten Kampf als Streetfighter. Gewann durch einen K.O. und etablierte sich in der Undergroundszene. Wie viele Kämpfe er bestritt, wusste Leo längst nicht mehr. An den letzten Kampf hingegen konnte er sich noch sehr gut erinnern. Damals galt er als unbesiegter Champion. Dummerweise lernte Leo in dieser Phase eine Frau kennen, verliebte sich in Sie.
Was Sie zum Ziel eines Wettpaten machte, der Sie entführte und Leo erpresste seinen kommenden Fight zu verlieren. Der Wettpate, hoch verschuldet setzte seinen letzten Dollar auf Leo’s Gegner. Das dieser siegte galt in der Szene als ausgeschlossen. Entsprechend standen die Quoten.
5 Runden lang kämpften Sie. Dabei ging sein Gegner 2 Mal zu Boden. Dann mit einem Punch, der nicht mal einen Normalo ausgeknockt hätte, ging Leo zu Boden. Er verlor. Der Wettpate gewann. Seine Liebe wurde freigelassen. Ihre Entführung wurde von der Metropolizei untersucht.
Ein anonymen Tipp seinerseits brachte den Wettpaten samt Konsorten hinter Gitter. Leo nahm den nächstbesten Raumflug aus der Union, kehrte seiner Heimat den Rücken und jener Frau, die er liebte. Seit dem waren Jahre vergangen und er war nie in die Union zurückgekehrt.
Stattdessen schlug er sich erst in der Liga durch. Bis er sich, im Alkoholrausch, eines Tages ein Oneway-Ticket kaufte. In einem billigen Motel wachte Leo nüchtern auf Poss Prime auf. So blieb er, schlug sich als Geldeintreiber, Schläger und Kopfgeldjäger durch. Wohnte in einem schäbigen Appartment der Megacity Gamba.
Es war daher kaum verwunderlich das er stets betrunken war. Denn nüchtern standen die Chancen nicht schlecht das er sich vor einen Schnellzug warf oder von einer Megabrücke sprang. Sein Leben konnte man als gescheiterte Existenz bezeichnen. Wo er auf Poss Prime und in der Randzone einer von Milliarden war. Also in bester Gesellschaft gleichgesinnter.
Andererseits gehörte Leo nicht zu denen die Selbstmord, als Ausweg, in Betracht zogen.
Wie auch immer er hatte sich mit seinem Leben arrangiert. Weder seine Eltern, seine kleine Schwester oder Rebecca, seine große Liebe, wussten, wo er war. Sie wussten nur das er lebte. Vor seiner überstürzten Abreise hatte er Ihnen ein Brief geschrieben. Seit her schickte Leo Ihnen zu ihren Geburtstagen anonyme Glückwünsche, die nicht zurückzuverfolgen waren.
Ein schwergewichtiger Boaner kam in die Pub Spielunke gewackelt, grüßte den Barkeeper und Besitzer, ließ sich auf die Sitzbank der Nische in der Leo saß fallen. Dass das die Sitzbank aushielt und bei dem Gewicht von gut 2 Tonnen nicht zusammenkrachte, grenzte an ein bauliches Meisterwerk. Was man der Sitzbank so nicht zugetraut hätte.
Die 2 unteren Arme legte der Boaner auf den Tisch. Mit den 2 Oberen stützte er sich. Bei der Bewegung schwabbelten die Arme wie Wackelpudding. Nicht gerade ansehnlich. Doch wenn man stattdessen seinen zierlichen Bruder sah, konnte man nicht glauben, dass Sie Brüder seien.
Leo nahm einen großen Schluck der grün-rötlichen Flüssigkeit, die in seinem Glas ruhte. „Hast du meinen Anteil, Bo?“, nuschelte der Mischling betrunken.
Bo’s riesiger Kopf, ein Dickschädel im wahrsten Sinne des Wortes, nickte mit einem traurigen Blick. Mit den Wurstfingern seines rechten unteren Arms fingerte Bo aus seinem Wams eine Plastikkarte, schob Sie Leo rüber. „15 Prozent der Prämie.“
Der Mischling zuckte gleichgültig mit den Schultern. Noch immer besaß er einen gestählten Körper, den er den Streetfights verdankte. Sein bisheriger Lebensstil hatte daran nicht geändert. „Deswegen bist du aber nicht persönlich gekommen, Bo.“ Was keine Frage war, sondern eine Feststellung. Die Geldübergabe ließen die Brüder von Boten erledigen.
Bo sah sich im Pub um. „Stimmt.“ Dann beugte er sich nach vorn. „Es ist ein Gerücht im Umlauf.“, begann der Baoner mit gesenkter Stimme zu erzählen. „Jemand sucht nach einem Golianer Namens Reek.“ Bei dem Namen sah Leo auf.
Seine glasigen Augen gewannen an Schärfe. „Wer?“ Das Nuscheln war aus seiner Stimme gewichen. An dessen Stelle trat eine Präzision, die man seinem Zustand nicht zugetraut hätte.
Bo mächtige Schultern zuckten „Namen hat BoBo keine gehört.“ Wieder schaute sich der Boaner im Pub um. Als ob er sichergehen, wollte das ihr Gespräch nicht belauscht wurde. Bei der Namensgebung ihrer Söhne hatten die Eltern keinen Einfallsreichtum besessen. Bo und BoBo hießen die Brüder. „Jemand mit Verbindungen in die Liga.“
Falls er von Leo eine Reaktion auf das Gesagte erwartete, so wurde der Baoner enttäuscht. Der Mischling steckte die Plastikkarte weg, leerte sein Glas mit einem letzten Schluck, schaute seinen Gegenüber kurz an, stand auf und schlenderte aus dem Pub.

***
Draußen empfing ihn die Eiseskälte einer Winternacht von Poss Prime. Auf dem Planeten herrschte das Jahr über Winter. Selbst im sogenannten Sommerwinter fielen zentimeterweise Schnee. Das der Planet nicht im Schnee versank und seine Bewohner unter dem Weiß begrub war dem sonnenreichen Frühling und Herbst zu verdanken. Zu der Zeit stand die Sonne dem Planeten am nächsten. Ohne aber für milde Temperaturen zu sorgen.
Leo schlug den Kragen seines Rollkragenpullovers hoch, sah sich in der verschneiten Gasse um, indem das Pub lag. Vereinzelte Nachtschwärmer. Betrunkene. Paare. Freizügige Sexsklavinnen warben mit ihren Reizen.
Diesmal verschwendete der Mischling seine Credits nicht für eine oder mehrere Damen. Ansonsten war er der Gesellschaft der Frauen nicht abgeneigt. Schließlich war er ein Mann, der nicht der Monogamie angehörte. Auch wenn sein Herz weiterhin einer einzigen Frau gehörte. Daran konnten die Jahre, die Entfernung und der Alkohol nichts ändern.
Sein Weg führte ihn nicht zu seinem Appartment, wo er seinen Rausch ausschlief. Er ging vom Pub zu den Schließfächern des Raumbahnhofs, schloss eins der Schließfächer auf, entnahm eine gepackte Reisetasche, öffnete Sie, schaute hinein, ob alles da war. Neben den Sachen zum Wechseln lagen darin ein Pulser und 5 Energiezellen.
Leo schloss die Reisetasche, schlug das Schließfach zu, hängte sich die Tasche um und ging zum Ticketschalter. Dort kaufte er sich ein Oneway-Ticket.
Keine 20 Minuten später wurde zum Boarding des Linienflugs nach Sariha aufgerufen.
Bei der Sicherheitskontrolle bestach Leo die Kontrolleure mit seinen letzten Credits, die auf der Plastikkarte von Bo gewesen waren. So konnte er seine Reisetasche mit einem Pulser drinnen, als Handgepäck in den Raumtransporter nehmen.
30 Minuten nach dem Boarding Aufruf wurden die Luken geschlossen, die Anschnallzeichen leuchteten auf und die Flugbegleiterinnen begannen mit der obligatorischen Sicherheitseinweisung. Wie alle sonstigen Passagiere ignorierte Leo sie ebenfalls.

***
Garcia, ein Mensch Mitte 30, durchaus gut aussehend, war auf einem der Handelsraumer geboren die von einem Sternensystem zum nächsten flogen. Sie waren ständig auf Achse, wie sein Vater zu sagen pflegte. Das 6,4 Megatonnen Raumschiff gehörte einem Handelskonsortium mit Sitz auf Benien. Wo die Handelsteuer geringer war als andernorts. Trotzdem hatte das Schiff und die zusammengewürfelte Mannschaft keinen echten Heimathafen. Er wuchs auf dem Pott auf. Sein Vater war der Chefingenieur. Seine Mutter gehörte zur Wartungsmannschaft.
Obwohl Garcia keinen planetaren Wohnort hatte, war seine Kindheit wohl behütet gewesen. Schon früh interessierte er sich fürs Fliegen. Mit 17 bewarb er sich an der Unioner Flugschule, machte den Eignungstest und wurde für den kommenden Jahrgang aufgenommen. An seinem 18. Geburtstag verließ er seine Eltern, sein Zuhause und seine Freunde.
6 Monate später, Garcia war gerade im Stress der Halbjahresprüfungen, griffen Piraten den Handelsraumer an. Bei der Verteidigung gegen die Entermannschaft starb sein Vater. Seine Mutter wurde zusammen mit 17 anderen Besatzungsmitgliedern entführt. Die Piraten setzten sich mitsamt der Frachtbeute und ihrer Geiseln in die Randzone ab.
Weder die Union, deren Staatsbürger seine Eltern waren, noch die Beniener oder das Handelskonsortium unternahmen was um die Geiseln gegen Lösegeld frei zu bekommen.
Als er nicht länger untätig bleiben konnte, entwendete Garcia ein Angriffsboot, ignorierte die Aufforderung nach der Umkehr, wich den Abfangjägern vom Air Command aus, entzog sich der Festsetzung und sprang kurzerhand in den Hyperraum.
Sein Vater war Tod. Seine Mutter würde auf kurz oder lang auf einem der Sklavenmärkte verkauft werden, sofern sich kein Lösegeld erpressen ließ. Was von allen Seiten verweigert wurde, selbst die Aufnahme zu Gesprächen.
Er konnte zwar in Erfahrung bringen, wohin die Piraten ihre Geiseln brachten, doch bei seinem Eintreffen war der Stützpunkt verwaist. Aufgeben tat er dennoch nicht. Mit dem Angriffsboot jagte den Mördern seines Vater hinterher, bis er Sie Tage später stellte. Zu diesem Zeitpunkt war seine Mutter bereits auf einem der Sklavenmärkte angeboten worden. Auf dem kurze Zeit später ein Sklavenaufstand stattfand bei dem Sie ihr Leben verlor.
Rasend vor Wut und erfüllt von unermesslicher Trauer griff er die Piratenfregatte an, zerstörte Sie. Bei dem Angriff wurde das Angriffsboot schrottreif geschossen. Das es in einem Stück blieb, rettete ihm das Leben.
Das Raumgefecht wurde von einem Handelsschiff beobachtet, auf das es die Piraten eigentlich abgesehen hatten, bevor Ihnen Garcia ein Strich durch die Rechnung machte. Sie bargen günstigerweise das Angriffsboot samt einem 19 jährigen bewusstlosen Jungen.
3 Wochen später wurde Garcia vor ein Militärgericht gestellt, schuldig gesprochen und zu 3 Jahren Haft verurteilt. An eine Rückkehr an die Flugschule oder die Flottenakademie war nach seiner Haft nicht zu denken.
So heuerte Garcia Stunden nach seiner Haftentlassung auf einem Handelsschiff als Wartungsmechaniker an. 4 Monate später wechselte er das Schiff. Auf den Handelsschiffen der Galaxie herrschte ein reges Kommen und Gehen. Die Mannschaften blieben kaum über einen längeren Zeitraum zusammen. Insgesamt brachte es Garcia auf 17 Schiffsstationen bevor er sich ein schrottreifes Angriffsboot kaufte, instand setzte und seine Dienste auf dem Freien Markt anbot. Mal flog er Personen, mal Fracht. Es war ein erträgliches Geschäft, von dem man Leben konnte.
Phet, sein Partner, ein Beniener, lernte er auf einem der Schiffe kennen, auf denen er jobbte. Sie wurden Freunde, teilten sich eine Kajüte und arbeiteten als Mechaniker auf dem Schiff. Dabei gaben Sie sich das Ehrenwort den jeweils anderen aufzusuchen, wenn man sich selbstständig machte. Garcia hielt Wort, suchte ihn auf und seither waren Sie Partner.
In den Jahren ihrer Partnerschaft hatten Sie so manche brenzliche Situation durch- und überlebt. Sie verdienten nicht übermäßig aber genug zum Leben. Sie waren ein eingespieltes Duo.
Daran änderte sich auch nichts, als Sie die 2 Ocleaner an Bord nahmen, um Sie über die Unioner Grenze zu bringen. Eigentlich war das nicht weiter schwer, da die Grenzflotte chronisch unterbesetzt war. Vor allem nach den Maßnahmen des letzten Präsidenten. Dummerweise klebten Ihnen Kampfschiffe der Primusgarde am Heck, so das Sie den nächstbesten Grenzabschnitt nehmen mussten. Was zu ihrer Verhaftung und Inhaftierung führte.
Sie hatten 2 Monate Untersuchungshaft hinter sich, als Garcia und Phet Besuch von Beamten der Bundespolizei (Federal Police Investigation; kurz FPI) und vom Vereinten Nachrichtendienst (VND) bekamen. Man bot Ihnen einen Deal an. Ihnen würde die bevorstehende Haftstrafe erlassen, bzw. der Haftbefehl verschwand, wenn Sie im Gegenzug einen Job übernahmen. Garcia und Phet brauchten nicht lange überlegen.
Was Sie wohl hätten tun sollen, dachte Garcia später. Doch passiert ist passiert. Sie hatten ihr Schiff zurück, standen kurzweilig auf der Lohnliste vom VND. Es hätte Sie auch schlimmer treffen können. Trotzdem konnte er den Gedanken nicht abschütteln, dass es mit der Ruhe erstmal vorüber war.

***
Garcia und Phet werkelten am Schiff.
Vor einem Job pflegten Sie ihr Raumgefährt einer Wartung zu unterziehen. Man hatte zu einem grenznahen planetaren Stützpunkt vom Air Command gebracht, wo Sie mit dem Schnellboot wiedervereint wurden. Sie machten sich gleich an die Arbeit. Inspizierten das Schiff, stellten eine Liste zusammen mit dem was Sie brauchten und begannen schließlich mit den Arbeiten.
Eine weibliche, unterkühlte Stimme rief seinen Namen „Garcia!“
Er wandte sich um. Gute 3 Meter unter ihm am Boden blickte eine Gvanerin auf. „Der bin ich wohl.“
Die Frau ließ ihren Blick über das Schnellboot gleiten. „Was tun Sie da?“ Ihr Gesichtsausdruck strahlte mehr Zweifel als Zuversicht aus.
„Die Magnetspule warten.“, erwiderte er brummig. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
Sie zückte einen Ausweis. „Ich bin vom VND. Agentin Dajma. Ihre Passagierin.“ Die Frau wiederholte ihre Musterung des Angriffsboots. „Wann können wir starten?“
Garcia warf einen Blick in das offene Impulstriebwerk. „Hey, Phet!“
„WAS?“ Kam es von irgendwo ungehalten zurück.
„Wie lange brauchst du noch für die Stabilisatoren?“
Ein Zwei dumpfe Schläge ertönten. „Scheiße noch mal!! Woher soll ich das wissen!!“ Der Beniener schien sonst so ausgeglichen zu sein. „WIESO?“
Garcia grinste breit. „Unser Gast hat es eilig.“ Agentin Dajma am Boden versuchte verzweifelt die Fassung zu wahren.
„Scheiß drauf. Sterben WIR halt beim Versuch in den Hyperraum zu springen.“, fluchte Phet lautstark und gut hörbar. Dann erklangen weitere dumpfe Schläge. Ein unverständliches Murren folgte.
Garcia wandte sich der Gvanerin zu. „2 Stunden.“ Dann machte er sich wieder am offenen Triebwerk zu schaffen.
Dabei wollte ihm das Grinsen einfach nicht aus dem Gesicht weichen.

***
Auf die Minute exakt stellten Garcia und Phet die Arbeiten am Angriffsboot ein. Alle Abdeckungen waren an Ort und Stelle verschraubt. Die Eine oder andere Schweißnaht gesetzt.
Während Garcia mit Agent Dajma durch das Schiff in Richtung Cockpit ging, tauchte von irgendwo her ein untersetzter Beniener mit einem durchweg verdreckten Overall auf und einem Werkzeuggürtel über der Schulter auf. „Phet. Das ist Agent Dajma vom VND.“, stellte er Sie vor. Mürrisch stampfte der Mann an ihnen vorbei, ohne die Gvanerin eines Blickes zu würdigen. „Sie müssen sein Benehmen entschuldigen, Agent Dajma.“, sagte Garcia schmunzelnd. Sie bogen gerade um die Ecke. Aus einer offenen Abdeckung hing ein Kabelbaum mit mehrfarbig leuchtend pulsierenden Kabeln. Die Augen der Gvanerin weiteten sich bei dem heillosen Durcheinander. „Er ist sonst sehr umgänglich.“ Sie konnte ihren Blick nicht von dem Kabelbaum losreißen.
Hinter einem Panzerschott, nach der folgenden Abbiegung, lag das Cockpit.
Anders als bei Großkampfschiffe verfügten Angriffsboote über keine Kommandobrücke. Daher war es recht beengt im Cockpit. Die vorderen Sitze waren dem Piloten und Co-Piloten vorbehalten. Die Sitze vor den Terminalstationen hinter Ihnen konnten, mussten aber nicht, besetzt werden. Dort saßen gegebenenfalls Navigator und Ingenieur.
Bei Ihnen waren Sie das in ein und derselben Person.
„Bitte, Agent Dajma setzen Sie sich.“ Er bot ihr einen der freien Sitze an. „Sie haben die freie Wahl.“ Die Gvanerin setzte sich auf den Sitz vom Navigator. „Sobald der Systemcheck beendet ist, steht einem Start nichts mehr Weg.“ Garcia machte eine Eingabe, woraufhin die Cockpitelektronik zum Leben erwachte. Eine Vielzahl von Lampen blinkten aufdringlich, erlosch nach wenigen oder mehreren Sekunden. Mehrere Piepmelodien ertönten, vermischten sich zu einem fragwürdigen Konzert. Ihre Augen zuckten umher.
Er setzte sich in seinen Sitz, stellte die Lehne ein. „Wohin soll es den gehen?“ Bisher wussten Sie nur sehr wenig über ihren Job.
„Ähm…“ Sie zögerte, weil auf einmal einige Lampen wild orange blinkten. „Sariha. In der Randzone.“
Genau in diesem Moment öffnete sich hinter ihr das Panzerschott. Phet trat ein, hörte die Zielangabe und brummte. „Einfach Klasse.“
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-2-

15, auf Hochglanz polierte, Schnellboote standen in der gewaltigen Halle der einstigen Bergbaumine auf dem Mond, der Sariha umkreiste und keine 3 Flugstunden entfernt lag. Mr Wambosi samt Anhang staunten nicht schlecht. Die Schnellboote gehörten zwar nicht zur neusten Generation, doch seine Geschäftspartner hatten die altersschwachen Raumvehikel generalüberholt und aufgerüstet. Kostenlos. Naja, nicht ganz.
Einmal mehr fragte sich Wambosi aus welchem Grund die Kontaktfrau seiner geheimnisvollen Geschäftspartner unbedingt ein Gebiet als Tausch haben wollten, das so wertlos war wie der gottverdammte Sand des Planeten. Die Region war zwar nicht so lebensfeindlichen wie die Küste, aber ohne irgendwelche Bodenschätze. Außer Sie wollten Sand fördern und Exportieren.
Was Wambosi einfach mal bezweifelte.
Er wandte sich der durchaus attraktiven Menschenfrau zu. Mit Ihrer Unterstützung und der Hilfe ihrer Auftraggeber konnte Wambosi seine jahrelangen Planungen in die Tat umsetzen. Bisher war die Umsetzung nur schleppend vorangegangen. Jetzt konnte er zum Rundumschlag ausholen.
Wambosi spürte Erregung aufkommen.
Minuten später starteten die 15 Schnellboote und die Raumfähre des Warlords, erhoben sich in den Mondhimmel und verschwanden.
Der Hallenboden senkte sich, verschwand in einem gewaltigen dunklen Schacht.
Eine Gruppe betrat die Halle. Wie von Geisterhand standen 15 identische Schnellboote dar, wie die die zuvor Miranda an den Warlord aushändigte. Jetzt hingegen stand ein mittelgroßer Zokianer samt Anhang und einem Menschen mit asiatischen Gesichtszügen an der Stelle.
Wie zuvor der Warlord, blitzten auch die Augen des Zokianers auf.
Der Mensch wandte sich dem Mann zu, der zu den mächtigsten Männern von Sariha gehörte. Seine Familie strebte schon lange nach der Macht. „Wie Sie sehen Lord Gibbs haben wir unseren Teil der Vereinbarung eingehalten.“
Auch wenn seine störrische Miene keinerlei Zufriedenheit zeigte, zeigten es seine grauen Augen umso mehr.
Was weder Mr Wambosi noch der Zokianer oder die anderen Führer von Sariha wussten, Sie wurden von Miranda Holm und Satō Kobayashi gegeneinander ausgespielt. Um einen Machtkampf auf Sariha auszulösen, der in Anarchie und Chaos mündete. Mit allen Neben- und Haupterscheinungen, die so ein Machtkampf beinhaltete.
Als diesmal die 15 Schnellboote mitsamt der Raumfähre den Mond verließen, waren alle Parteien die zum Machtkampf auserkoren waren mit gleichwertigen Grundvoraussetzungen ausgestattet worden.
Miranda trat neben Satō. Zusammen sahen Sie den abfliegenden Bauernopfern hinterher. Dabei empfanden Sie keinerlei Reue oder Scham. Sie taten es, weil es Teil von etwas war, was die Vorstellungskraft aller überstieg. Es mochte wie ein unbedeutender Baustein wirken. Denn schließlich war Sariha in allen Belangen unbedeutend.
Nicht aber für Sie und diejenigen, in deren Namen Sie handelten.

***
Tatsächlich hatten Miranda und Satō dafür gesorgt das jede Partei, die Sie in den Machtkampf einspannten, über keinerlei echten Vorteil gegenüber dem jeweils anderen verfügte. Alle Schnellboote glichen sich wie einem Ei dem anderen. Sie verfügten über exakt die gleiche Technik.
In mancherlei Hinsicht brachte die fortschrittlichere Technik diesen einen Vorteil, den es brauchte, um zu gewinnen. Da aber Gleichstand herrschte, entschied die Technik nicht über den Sieger des bevorstehenden Machtkampfs. Vielleicht diejenigen die die Technik, in Form der Schnellboote, einsetzten. Auch dabei hatten Sie ihre Finger im Spiel. Sie versorgten die Parteien mit den gleichen Trainingsprogrammen, Handbüchern und Simulatoren. So verfügten die Piloten über den selben Background. Dadurch kam den Fähigkeiten und Instinkten der Frauen und Männer, die die Schnellboote steuerten, mehr Bedeutung zu.
Im Verlaufe des Trainings und der Schulung analysierten Sie, wer von den Kandidaten hervorstach. So wollte man feststellen welche Partei möglicherweise durch die Auffassungsgabe und Reaktionsfähigkeit seiner Piloten einen Vorteil besaß.
Denn Ihnen war nicht daran gelegen das der Machtkampf, der im Orbit seinen Anfang nehmen sollte, schon nach Stunden beendet war. Sobald der erste Schuss hoch oben fiel, sollte auf dem Planeten die Fortsetzung dessen geführt werden, was im Orbit begann.
Alle Parteien sollten übereinander herfallen, wie Schakale über einen Kadaver.
Auch wenn es für Außenstehende nicht ersichtlich war, weshalb Miranda und Satō im Namen ihrer Klienten Sariha ins Chaos zu stürzen gedachten. Sie verfolgten einen Plan. Wovon der Machtkampf auf Sariha ein kleiner Baustein war, der auf die eine oder andere Weise zum Ziel ihrer Bestrebungen führte.
Mit nicht sichtbarer Zufriedenheit sahen Sie über eine holografische Abbildung vom Echtzeitstream eines Beobachtungssatelliten, wie aus allen Himmelsrichtungen (wenn man im Weltraum von Himmelsrichtungen sprechen konnte) 15 gruppierte Schnellboote auf die Orbitalanlagen zuhielten und der erste Schuss abgefeuert wurde.
Der Machtkampf hatte begonnen.
Dabei war er längst entschieden.

***
Das Passagierschiff mit Leo an Bord landete just in dem Moment, als der erste Schuss um Sariha abgefeuert wurde. Am wolkenlosen hellblauen Himmel sah man das tobende Feuergefecht. Wie ein Feuerwerk hoch oben. Innerhalb kürzester Zeit machte sich Unruhe unter der Bevölkerung breit.
Wofür sich Leo nur bedingt interessierte. Er sah sich das Spektakel am Himmel kurz an. Bald würde es auf Sariha ziemlich ungemütlich werden. Mit schnellen Handgriffen hatte er den Pulser und die Ersatzenergiezellen aus der Reisetasche entnommen. Die Energiezellen verstaute er in den Halftern an seinen Beinen. Den gesicherten Pulser schob er sich unter das Sweatshirt. Dann winkte er ein Bodentaxi heran, stieg auf der Rückbank ein und ließ sich zum nächstbesten Motel fahren.
Wenn Reek wirklich auf Sariha weilte, musste Leo ihn schnell finden. Bevor die Hölle auf Erden auf dem Planeten ausbrach und alles zu verschlingen drohte, was auf ihm wandelte.
Schäbig war noch untertrieben, wenn man den Zustand des Zimmers beschreiben wollte. Leo hatte schon in schlimmeren Löchern gehaust, daher war ihm der Zustand des Zimmers gleichgültig. Die Matratze war gut gepolstert, sah auf den ersten Blick hygienisch bedenkenlos aus.
Seine Reisetasche stellte Leo auf den ausgebleichten Sessel neben dem Bett. Aus einer Seitentasche nahm er seine letzten 2 Plastikkarten raus. Auf denen befand sich sein bescheidenes Vermögen.
Mit dem Einschlag der ersten Granate verließ der Mischling sein Zimmer.
Kurz darauf brach die sprichwörtliche Hölle los.

***
„Na, das ist ja mal ein Empfang!“, kommentierte Garcia sarkastisch. Phet neben ihm schwieg, grummelte über das, was Sie sahen.
Sie befanden sich im Anflug auf Sariha, als 5 Geschwader zu je 15 Schnellbooten übereinander herfielen, sich Lenkwaffen und Schussbolzen entgegenwarfen. Explosionsblumen zeugten von der Zerstörung der Raumfahrzeuge.
Sicherlich hatte es unter den Machthabern immer Spannungen gegeben, die nicht zu mehr wurden als belanglose Scharmützel. Gebietsstreitigkeiten. Territoriale Ansprüche. Einflussnahme in den Drogenhandel, Schwarzmarkt, Prostitution, Sexsklaverei. Doch echte Machtkämpfe, wie komplette Gebietsübernahmen, hatten seit Jahren nicht mehr stattgefunden. Daher schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es so weit kam.
Für Ihren Job konnte der Zeitpunkt nicht ungünstiger sein.
Garcia umflog den Kampfherd. Phet hielt die Streithähne im Auge, für den Fall, dass Sie mit einem Feind verwechselt wurden. Er drehte sich in seinem Sitz halb zu Agentin Dajma. Die Gvanerin beobachtete das Geschehen auf dem Sensorschirm der Terminalstation. „Ich nehme mal an eine Gefahrenzulage ist der Vereinbarung nicht hinzuzufügen.“
Sie sah ihn unmissverständlich an. Wie der Mann bei solchen Geschehnissen Witze reißen konnte, war ihr unverständlich. Ja, Sie war eine Feldagentin. Hatte demzufolge den einen oder anderen schon getötet. Doch Witze hatte Sie darüber nie gemacht. Es war Teil ihres Jobs. „Bringen Sie uns heil runter.“, erwiderte Dajma scharf. „Und wieder vom Planeten.“
Er zuckte mit den Schultern, wandte sich wieder nach vorne.
Noch schien Sariha in einer Art Dornröschenschlaf zu liegen. Ein Seitenblick zum Sensorplot folgte. Lange blieb das nicht so. Dann erwachte die fünfköpfige Schlange. Wenn es soweit war, wurde es auf dem Planeten verdammt ungemütlich.
Daher der Versuch der Nachverhandlung zwecks Gefahrenzulage.
Kaum hatte das Angriffsboot mit Phet, Garcia und Agentin Dajma aufgesetzt, donnerte eine Salve Garanten los. „Wir sollten uns beeilen.“, sagte Garcia. Er lud seinen Pulser durch. „Hier wird es in Kürze sehr ungemütlich.“
Dajma teilte seine Einschätzung der Lage, nickte entschlossen und verließ über die Rampe das Angriffsboot. Garcia und Phet begleiteten Sie.
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-3-

Die einstigen Rivalen beließen es nicht bei den anfänglichen Beschuldigungen. Ihren Worten folgte der Einsatz von Pulsern, Impulsgewehren, Granaten, Raketen, Energiezellen, MG-Geschützen, Flak und Panzerwesten. Fortan sprachen die Waffenarsenale. Mit dem Inventar wurden Alle von Miranda und Satō ausgestattet. Alles war identisch. So das auch im planetaren Machtkampf keiner über den Vorteil eines besseren Waffenarsenals verfügte. Andernfalls wäre die Auseinandersetzung schneller zu Ende als Ihnen lieb war. Und das mussten Sie unter allen Umständen vermeiden.
Innerhalb kürzester Zeit verwandelte sich Sariha City in ein Kriegsgebiet. Der Flammenschein der Feuer färbte die Abenddämmerung mit einem orange-rötlichen Ton. So das der Eindruck erschien, der Himmel über der Stadt würde brennen.
In der Stadt fauchten die Schussbolzen der Pulser und Impulsgewehre. Ein wildes Pfeifen zeugte von heranfliegenden Granaten. Detonationen ließen den Boden erzittern. Druckwellen wirbelten den feinen Sandstaub auf. Explosionen schleuderten Trümmer und Sand in die Luft, die dann niederregneten. Schrapnelle zerschnitten die Luft, verursachten Schäden an Humanoiden und der Umgebung. Fahrzeuggroße Krater, eingestürzte Bauwerke, ausgebrannte Wracks, verstümmelte Leichen. Blut und sonstige Körperflüssigkeiten in allen Farben wurden vom Sand, wie ein Schwamm aufgesogen.
All jene die nicht für die Machthaber unter Waffen gestellt waren, verkrochen sich in ihre Häuser, verschanzten und verbarrikadierten sich. Jene, die günstigerweise über einen Keller verfügten, nahmen alles Lebenswichtige mit.
Die Schneise der Verwüstung grub sich durch die Stadt, wie der Bau einer Erdmännchenfamilie.
Sie hätten ihn längst treffen sollen.
In der Stadt war die Hölle los. Explosionen und Schusswechsel waren nah und fern zu hören. Über der Stadt lag der Geruch von Rauch. Der Regen filterte den Ruß aus der Luft, klatschte ihn in schwarzen Tropfen auf die Stadt nieder.
Reek stand unter einer löchrigen Markise. Seine Kleidung war tropfnass, schmierig, wie alles was mit dem Regen in Berührung kam, wechselte unruhig von einem Bein aufs andere. Er war sicherlich kein Chorknabe oder gesetzestreu gewesen. Das war niemand der in der Liga und oder der Randzone sein Leben lebte.
Auf einiges, was er getan hatte, war Reek nicht stolz. Schämen tat er sich aber auch nicht. War er deswegen eine schlechte Person!?
Die Chancen dafür sprachen nicht für ihn. Früher hatte ihn das auch nicht gestört. Ändern tat es sich, als der Kolianer ihn anheuerte. Je länger Reek für den Mann und dessen Hintermänner arbeitete, desto mehr zweifelte er. Wie hatte er nur zulassen können, dass es soweit kam? Die Antwort darauf war einfach. Geld. Eine Menge Geld. Ganz zu schweigen vom Einfluss, dem Ansehen und der Macht, die sich dadurch eröffneten.
Wovon ihm jetzt nichts mehr geblieben war. Das Geld war so gut wie aufgebraucht. Zum Schutze derer die Reek über alles liebte. Sie hatten ihm vertraut und er enttäuschte sie, verdammte sie zu einem Leben in Furcht und Angst. Genau diesen Punkt wollte er mit dem Treffen ändern.
Mist!! Wo zum Teufel steckten Sie!! Die Warterei machte ihn wahnsinnig. Reek umfasste den Pulser in seiner Manteltasche. Seine Nerven beruhigte es nur bedingt.
Ein Zischen hinter ihm ließ den Mann zusammenzucken. Er bekam umgehend eine Gänsehaut. Aus seinem Körper wich jegliche Wärme, verwandelte ihn in einen Eisblock. Seine Glieder waren wie eingefroren. Steif. Sie ignorierten die Impulse seines Gehirns wegzurennen. Egal wohin bloß weg.
Reek spürte nichts. Ihm sackten die Beine weg und fiel wie eine Puppe zu Boden. Seine Blickfeld verschwamm.
Ein Gesicht tauchte auf. Eine Frau.
Wieder nahm er das Zischen war. Es stammte nicht von der Frau. Ausdrucklos schaute Sie ihn an. Kein Mitleid oder Erbarmen vernahm Reek im Gesicht der Menschenfrau. Er wollte um das Wohl seiner Liebenden bitten, doch die Worte schafften es nicht aus seinem Mund. Reek hätte sogar wie ein Bettler um ein wenig Kleingeld gebettelt. Sie hätte ihn ignoriert, darin war er sich absolut sicher. Die Erkenntnis machte das Ende aber nicht erträglicher.
Dann verschwand Sie. Mit Ihr verklang auch das Zischen.
Er schien eine Ewigkeit da gelegen zu haben. Ihm wurde schwindlig. Dunkelheit umgab seinen Geist, lullte ihn ein, machte Reek schläfrig. So Müde wie jetzt hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt.
Bevor sich seine Lieder schlossen, tauchte über ihm eine Gestalt auf. Für einen winzigen Moment, kaum messbar, schob er die Müdigkeit beiseite. Das Gesicht ließ eine Erinnerung aufblitzen. Der Mund des Mischlings bewegte sich, doch Reek hörte ihn nicht.
Der letzte Lebensfunke erlosch. Er schloss seine Augen.
Für immer.

***
Er hatte einen Schusswechsel verfeindeter Rivalen umgehen müssen. Was Zeit kostete. Dadurch kam Leo zu spät. Als er ankam, lag Reek am Boden. Seine Versuche ihm am Leben zu halten blieben erfolglos. Ebenso seine Mühen herauszufinden, wo seine Frau und Tochter steckten. Denn Reek war keineswegs unvorsichtig. Wenn auch immer er hier treffen wollte, jemand hatte zu verhindern gewusst, dass das Treffen stattfand.
Worauf hast du dich bloß eingelassen? Leo sah seinen toten Freund an.
Er schloss ihm die Lieder, tastete ihn ab. Vielleicht trug der Golianer was bei sich, worauf Leo schließen konnte, wo seine Familie steckte. Sie mussten auf dem Planeten weilen. Höchstwahrscheinlich sogar in Sariha City.
Beim Abtasten fand der Mischling den unbenutzten Pulser. Verwundert das Reek ihn nicht benutzte, brachte seine Augenbrauen zum Zucken. Denn der Golianer war ein guter Schütze. Auch wenn er Waffen nur im äußersten Fall benutzte. Eine unerklärliche Phobie bei dem, was er getan hatte. Was Leo immer verwunderte.
Außer dem Pulser und einem Reservemagazin trug Reek nichts bei sich. Für den Fall das genau dieser Fall eintreten würde, nämlich das ihm jemand zuvor kam, hinterließ er keine Hinweise auf seine Familie oder das was der Golianer dazu benutzte, um von der Bildfläche zu verschwinden.
Mist!!
Da tauchten 2 verrostete Panzerfahrzeuge auf, die schon bessere Tage gesehen hatten. Auf den gepanzerten MG Aufbauten standen 2 Männer, die das Geschütz bedienten. Als die Bodenfahrzeuge zum Stehen kamen, stiegen bewaffnete Männer aus. Sie trugen verschlissene abgetragene grün-braune Uniformen. Damit gehörten Sie zur Familie des Zokianers. Sie richteten Ihre Impulsgewehre auf Leo, der neben dem toten Golianer hockte, den Pulser in der Hand hielt. Doch wegen dem verfälschten Eindruck, der sich einem bot, hatten die Männer nicht gehalten.
Ein Mann stieg aus. Er trug 3 goldene Sterne an seiner Uniformjacke. Das wies ihn als Lieutenant aus. Damit gehörte der Hebraner zu den Führungsoffizieren des Zokianers. Auf dem pelzigen Gesicht machte sich gespielte Betroffenheit breit. Sein Blick ging vom toten Golianer zum Mischling und wieder zurück. „Nehmt ihn mit.“, befahl er seinen Männern mit lallendem Standard. 3 Soldaten packten Leo grob, verschnürten seine Hände mit einem Lederriemen und bugsierten Ihn in Ihr Panzerfahrzeug.
Der Hebraner blickte erneut zur Leiche, zuckte gleichgültig mit den Achseln und stieg wieder ein.

***
Dajma, Phet und Garcia trafen nur einen Augenblick nach Leo am Treffpunkt ein, den ihnen die VND Agentin genannt hatte. Sie hockten hinter einem zerschossenen Generator in einer Gasse, sahen von dort, wie der Mischling sich neben die Leiche kniete.
Die Gvanerin schaute finster drein. Die vorherrschende Lage in Sariha City war mehr als unübersichtlich. Man konnte von überall beschossen werden oder in Kämpfe der verfeindeten Gruppen geraten. Nichtsdestotrotz waren Sie zügig vorangekommen. Trotzdem schafften Sie es nicht rechtzeitig zum vereinbarten Treffpunkt.
Ihr Informant lag keine 50 Meter Tod auf dem sandigen Boden des einstigen Marktplatzes. Neben ihm hockte ein Mischling, den Dajma nicht kannte. Welchen Schluss sollte man aus der Szenerie ziehen. Denn Einfachsten und Logischsten. Der Mischling war Ihnen zuvor gekommen, hatte den Golianer erschossen. Wieso sonst tastete er ihn ab!? Er suchte etwas. Und Dajma konnte sich gut vorstellen was.
Mist!!
Sie wollte gerade losgehen, als der Mensch Sie an der Schulter festhielt. Sie wirbelte zornig herum, entzog sich seinem Griff. Dajma wollte ihn anschnauzen. Da sausten 2 Bodenfahrzeuge an ihrer Gasse vorbei, teilten sich und hielten vor dem Ort des Geschehens. Wo Dajma sich eigentlich mit dem Golianer, ihrem Informanten, treffen sollte. Nach der Verifizierung der ersten Hälfte der versprochenen Daten, hätten Sie ihn und seine Familie ausgeflogen. Sobald man die Unioner Grenze passierte, bekäme Dajma die zweite Hälfte der Daten. So lautete die Vereinbarung und ihr Auftrag.
Beides war nun hinfällig.
„Oh!“
Die Gvaner sah den Menschen kurz an, sah dann zurück.
Mehrere Männer in grün-braune Uniformen stiegen aus den Bodenfahrzeugen aus, verteilten sich um den Mischling und die Leiche, zielten mit ihren Impulsgewehren auf ihn. Danach trat ein Mann heraus, trat dazu, schaute sich die Szenerie an. Kurze Zeit später ergriffen die Männer den Mischling, nahmen ihm den Pulser ab, verschnürten und verfrachteten ihn in eins der Bodenfahrzeuge.
Die übrigen Männer rückten ab, stiegen wieder in die Fahrzeuge und die fuhren davon.
Zurück blieb die Leiche des Golianers.
Als es sicher war, begaben sich Dajma, Phet und Garcia ebenfalls zu der Leiche. Seltsamerweise fanden sich keine Schusswunden. Wenn der Informant in einem Bett gelegen hätte, wäre man davon ausgegangen er sei friedlich eingeschlafen. Kein Anzeichen für äußere Gewalteinwirkung.
Vorsichtig drehte Garcia die Leiche auf die Seite. Anders als auf der Vorderseite sah man auf dem Rücken den Grund für den Tod des Golianers. Jemand hatte ihn mit einer Energieklinge erstochen. Hatte zwischen dem 7. und 8. Wirbel gestochen. Was das Rückenmark und damit das zentrale Nervensystem durchtrennte. Er hatte keine Überlebenschance. Da bei Golianern im Rückenmarkstrang zwischen dem 7. und 8. Wirbel die Hauptschlagader verlief, die das Herz mit Blut versorgte. Somit hatte der Täter nicht nur das Rückenmark durchtrennt, sondern gleichzeitig die Hauptschlagader. Andernfalls hätte der Golianer eine Überlebenschance gehabt. So hingegen auf gar keinen Fall. Nicht in Sariha City, wo gerade ein Machtkampf tobte, der die Machtverhältnisse verändern sollte.
Demnach schien die Täterschaft des Mischlings zweifelhaft. Andererseits konnte er ihn erstochen haben. Er war also noch nicht von lediglicher Täterschaft freigesprochen.
Sie dachte über die Situation nach. Der Golianer schien, außer dem Pulser nichts bei sich gehabt zu haben. Der Mischling hatte ihn ja abgetastet. Doch noch eine andere Sache fiel ihr im Nachhinein auf. Er war über den Tod des Mannes betroffen gewesen. Wenn er ihn umbrachte, wieso sollte er darüber betroffen sein? Das ergab irgendwie keinen Sinn.
Dajma wandte sich ihren Begleitern zu, die ihr den Rücken frei hielten. „Wer waren die Männer?“
Phet und Garcia sahen sich mehrdeutig an. Der Mensch wandte sich ihr zu. „Sie gehören zu einem Zokianer Namens Hamma. Ziemlich übler Bursche.“ Der Beniener grummelte etwas Unverständliches. „Und er ist nicht besonders gut auf uns zu sprechen.“ Dabei blickte Garcia zu seinem Freund.
„Ich muss mit dem Mischling sprechen.“ Dajma machte unmissverständlich klar das Sie keinen Widerspruch duldete.
Er schaute die Gvanerin an, sah ihre Entschlossenheit. „Seine Bleibe ist eine gottverdammte Festung. Reinzukommen ist schon schwierig. Raus nahezu unmöglich.“
„Ich muss wissen, was der Mischling weiß. Die nationale Sicherheit hängt davon ab.“
Damit kam Sie bei Garcia nicht weit. Die nationale Sicherheit der Union mochte ihm zwar nicht egal sein, aber auch nicht so wichtig um Hamma freiwillig einen Besuch abzustatten. „Wieso?“ Er sah zum Golianer. „Wer ist dieser Mann?“ Wenn Sie schon starben, wollte er wenigstens wissen wieso. Denn Hamma empfing Sie keinesfalls mit offenen Armen.
Dajma zierte sich. Sie sollte die beiden nur über das nötigste informieren. Wenn überhaupt. Inzwischen hatte sich die Situation dramatisch verändert. Ihr Informant war Tod. Die versprochenen Daten verschollen. Ganz zu schweigen von der Familie des Golianers. Sie musste wissen, wo die Daten waren. „Der Mann“ Sie sah zur Leiche. „besitzt Daten die uns Einblick in die Vorkommnisse in der Konföderation und die Beteiligung der Centauri E Ltd. und General Semper United verschaffen sollen.“
Garcia und Phet hatten von den dortigen Geschehnissen gehört. Selbst in der Liga und Randzone konnte man über die intergalaktischen Vorkommnisse auf dem Laufenden bleiben. Sofern man sich dafür interessierte. Was bei Ihnen nur bedingt der Fall war.
Der Mensch zuckte mit den Achseln. „Was soll’s.“ Er trat neben den Beniener, der es an jeglicher Begeisterung vermissen ließ. „Früher oder später werden wir Hamma so oder so über den Weg laufen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Garcia klopfte ihm auf die Schulter. Phet nickte nach einigen Augenblicken.
Dann wandte sich der Mensch wieder Dajma zu. „Ich hoffe Sie haben genug Geld dabei, Agentin Dajma.“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. „Wir werden nämlich jeden Cent brauchen, den wir zusammenkratzen können.“
Sie ließen den Golianer zurück, verschwanden wieder in der Gasse.

***
Granatexplosionen. Feuergefechte.
Wie in einem der unzähligen Anti-Kriegs-Holofilme.
Jeder kämpfte gegen jeden. Kurzfristige Bündnisse fanden just ein Ende, wenn man den Gegner besiegte und sich gegenseitig angriff. Der Geruch von Feuer und Rauch lag über der Stadt, die zu einem machtumkämpften Schmelztiegel wurde.
Sie schlichen durch die schmalen Gassen und Seitenstraßen. Die umkämpften Hauptstraßen mieden Sie, wie der Teufel das Weihwasser. Provisorisch errichtete Kontrollpunkte wurden angegriffen, erobert, erneuert und wieder angegriffen. Bis Ordnung in das verheerende Chaos kam, dauerte es noch.
Sie hatten einen der Kontrollpunkte umgangen. Dann ertönte hinter ihnen eine schwere Explosion. Eine Rauchsäule stieg in den verrußten Himmel. Wer auch immer den Kontrollpunkt angegriffen hatte, würde einen neuen errichten. So steckten die Rivalen ihre Gebiete ab.
Garcia und Phet blieben vor einem verrammelten Laden stehen. Auf dem Ladenschild stand lediglich; Radèk. Der Mensch wummerte mit der Faust gegen die Tür. Nichts geschah. „Verdammt, Radèk, mach auf.“, rief Garcia und schlug weiter gegen die Tür.
„Verschwindet ihr Gesindel. Oder ich schieß euch über den Haufen. Ich schwöre bei meinen Göttern.“, krächzte jemand aus dem Inneren des Ladens.
Er lag in der ehemaligen Vergnügungsmeile von Sariha City. Durch den Machtkampf war Sie zu einer Geisterstraße geworden.
Er ließ nicht so leicht abwimmeln. So schlug Garcia weiter gegen die Tür.
Plötzlich glitt Sie beiseite. Der Mensch hielt Inne.
Ein Humanoid von nicht mal 1 Meter 65 stand in der Tür, hielt ein doppelläufiges Raptor Impulsgewehr in seinen dünnen Armen. Seine Glupschaugen hatten sich zu schlitzen verengt. Ein grimmiger Gesichtsausdruck. Er war zu allem bereit. Zumindest hatte es den Anschein.
Als Radèk nämlich sah wer vor seiner Tür stand, weiteten sich seine Augen. „Ihr! Ich hätte euch beinahe niedergemäht.“ Er senkte den Lauf Richtung Boden. „Euch hab ich hier am aller wenigsten erwartet.“
Auf Garcia’s Gesicht spiegelte sich ein amüsierten Lächeln. „Da geht’s uns genauso wie dir, Radèk.“ Der Mensch schlug dem kleinen Waraner auf die Schulter, trat in den Laden. Dajma folgte ihm.
Als Radèk Phet sah, weiteten sich seine Augen. „Oh, Mann. Das riecht nach Ärger.“, murmelte er. Hinter dem Beniener verriegelte er die Tür mit einer Panzersperre.
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-4-

Im Laden lagen allerhand Gerätschaften verstreut. Veralterte Düsentriebwerke. Ein Speedboot Motorblock. Ein Speedracer Chassis. Unzählige Elektronikbauteile. Auseinander gebaute Kompresser. Gestapelte reifenlose Felgen. Zahllose Bausätze. Werkzeuge. In den Regalen lagen Teile die noch aus der Zeit vor der Weltraum Ära stammten. Kotflügel in unterschiedlichen Formen. Getriebe. Ein Schalensitz mit einem Punktgurt. Öl. Ruß. Rost.
Man konnte meinen in einer Hobbywerkstatt zu sein.
Sein Raptor Impulsgewehr stellte er an einen Tisch. „Was wollt ihr?“ Radèk klang nicht begeistert.
„Einen freien NetCom Kanal.“
Der Waraner sah ihn mit seinen großen Glupschaugen an. „InterCom und NetCom sind seit den Kämpfen zusammengebrochen. Man kann nicht rein- oder rauswählen.“
Bei Dajma machte sich schon Niedergeschlagenheit breit.
Garcia hingegen verschränkte trotzig die Arme. Seine Lippen zuckten Lächelnd. „Wir wissen doch das Du auf einem der 300 Felsmonde eine NetCom Relaisstation installiert hast und über einen Up-Link verfügst.“
„Wenn das so wäre“, entgegnete Radèk kleinlaut. „würde es euch was kosten.“
Der Mensch zeigte auf die Gvanerin. „Sie bezahlt die Rechnung.“
„Wer sind Sie?“, fragte er verschwörerisch. Phet und Garcia kannte er. Die Frau hingegen nicht. Und Fremden gegenüber war er immer vorsichtig.
„Dajma.“, stellte Sie sich vor. „Ich bin vom VND.“
Jetzt drohten ihm die Glupschaugen aus den Augenhöhlen zu fallen. Sie wurden riesig. „Eine Agentin vom Vereinten Nachrichtendienst!!“, schrie der Waraner schrill. Hastig wirbelte er herum.
„Beruhig dich, Radèk.“, beschwichtigte Garcia ihn. „Sie ist diejenige von uns mit der Geldkarte.“ Was dem Waraner nicht sonderlich interessierte. Er warf stattdessen seine dünnen Arme in die Luft, sprach in seiner Muttersprache. „Was ist jetzt mit unserem NetCom Zugang?“
Er sah von Dajma zu Garcia, wechselte einige Male, murmelte unverständlich vor sich hin. Dann fixierte er die Gvanerin. „Zücken Sie schon mal die Geldkarte, Lady. Das wird für den VND nicht billig werden.“, zischte Radèk ungehalten.
„Wozu brauchen wir einen NetCom Zugang?“, fragte Dajma Garcia nach der Schimpftriade.
Phet folgte dem Waraner zu der ComStation, die wie eine Telefonzelle von der Erde aussah, als an eine Besiedelung des Weltraums noch nicht zu denken war.
Er blickte Sie von der Seite an. „Für den Mastercode von Hamma’s Festung.“

***
Phet gab über das Touchfeld die NetCom Adresse ein. Der Ruf wurde Momente später angenommen. Der Schirm der Com-Station flackerte kurzweilig. Aus dem verzerrten Abbild wurde ein weibliches Gesicht mit weichen Zügen. Im Hintergrund sah man ein bunt dekoriertes Zimmer. Die Frau sah sehr jung aus.
Dajma wandte sich an Garcia, der einen Motorblock begutachtete. „Wer ist die Frau?“
Ohne aufzusehen, studierte der Mensch den Motor. „Phet’s vierte Frau.“, antwortete er abwesend.
„Seine vierte Frau?“
Jetzt schaute er Sie an. „Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, hat er inzwischen 5 Frauen. Monogamie ist für Beniener eine seltene Lebensweise. Aus irgendeinem Grund werden 3 Mal so viele Mädchen wie Jungs geboren. Daher sind Sie das dominierende Geschlecht in Benien.“ Er zuckte mit den Achseln. „Jeder, wie er es mag. 5 wären mir 5 zu viel.“ Mit einem Grinsen wandte er sich wieder dem Motorblock zu.
Für Dajma hatte es nie einen Grund gegeben sich ausgiebig mit der Beniener Kultur zu beschäftigen. Das es mehr Frauen als Männer gab, war ihr mal zu Ohren gekommen. Dass das Verhältnis aber so hoch war, hätte Sie nicht gedacht. „Aber Sie ist keine Benienerin?“
„Yep.“ Er öffnete mit einem ölverschmierten Lappen einen Zylinderkopf. „Sie ist Kejanerin. Vor 2 Jahren“, erzählte Garcia. „hat Hamma Sie wegen ihrer Jungfräulichkeit für einen Batzen Cash gekauft. Wenn Kejanerin jungfräulich sind, haben Sie leuchtend orange Flecken. Verlieren Sie ihre Unschuld, verliert sich der orange Farbton.“ Er demontierte den Zylinder. „Bei den Zokianern ist es Brauch, wer eine Jungfrau entjungfert dem gehört Sie bis zum Lebensende. Und Sie ist ein Statussymbol. Je mehr Jungfrauen in seinen Reihen, umso mächtiger ist ein Zokianer.“ Garcia zuckte mit den Achseln. Ob nun wegen dem gesagten oder dem Zylinder konnte Dajma nicht sagen. „Hamma gehört in seiner Heimat zum Bodensatz des Syndikats seiner Familie. Sozusagen das schwarze Schaf.
Er wollte Mya seinem Vater zum Geschenk machen.“ Nun setzte er den Zylinder wieder zusammen. „Dummerweise ist Phet seinem Vater zuvorgekommen. Er hat Mya entjungfert. Genau zu jenem Zeitpunkt wo Hamma’s Vater auf Sariha weilte. Er war also verständlicherweise stinksauer.“ Der Zylinder war wieder zusammengesetzt. Nun fügte er ihn in den Zylinderschacht ein. „Da Sie nun keine Jungfrau mehr war, wollte sein Vater Sie nicht. Hamma hat Mya Halbtod geprügelt, als wir Sie befreiten. Phet nahm Sie mit zu sich nach Hause, wo Sie aufgenommen und gesund gepflegt wurde.
Und bei den Benienern ist es nach alter Tradition so, das einvernehmlicher Sex ein Eheschluss darstellt.“ Garcia hatte den Zylinder eingefügt. „Daher ist Sie seine vierte Frau.“
Fetzen der lautstarken Auseinandersetzung zwischen Phet und seiner vierten Frau waren zu hören. Anscheinend hatte er ihr gesagt, wozu Sie den Mastercode brauchten oder das Sie ihn überhaupt haben wollten. Denn Hamma hatte geschworen ihnen einen qualvollen Tod zu bereiten, sollte er Sie je wieder in die Finger bekommen. Und der Zokianer war kein Mann leerer Versprechungen.
„Nettes Chassis.“, urteilte Garcia. Der Mensch mischte sich in die familiären Angelegenheiten seines Partners und Freund nicht ein.
Radèk stakste herbei. Irgendwo in der Nähe schlug ein Mörser ein. Die Detonation brachte die Wände, den Boden und die Decke zum Beben. „Du wirst nirgendwo ein besseres finden.“
„Wie viel?“
Der Waraner schielte zur Gvanerin. „Kommt drauf an, wie viel du zahlen willst.“, entgegnete er diebisch.
„Wozu brauchen wir ein Chassis?“
Garcia sah zu Agentin Dajma, die mit verschränkten Armen da stand. Ihre Haltung machte deutlich, was Sie davon hielt. „Das Chassis könnte mein Bonus sein.“ Der wütende Blick war eindeutig. Er zuckte mit den Achseln. „Das der VND bei Bonuszahlungen so knauserig ist hätte ich nicht gedacht.“
Da tauchte Phet auf. Seinem Gesichtsausdruck nach hätte er das Gespräch lieber unter allen Umständen vermieden. Verständlich bei 5 Frauen. Das war kein Zuckerschlecken.
„Wie ist es gelaufen? Hat Sie dir den Mastercode gegeben?“
Er nickte schlicht.
Garcia trat neben seinen Freund, legte ihm die Hand auf die Schulter. „Schlimm?“
Phet sah ihn an. „Du machst dir keine Vorstellungen.“

***
Jetzt da Sie über den Mastercode verfügten, brauchte die Gruppe um Garcia für den Fall der Fälle ausreichend Feuerkraft. Hamma’s Hundertschaft würde nicht mit Steinen nach ihnen schmeißen, sobald ihr Eindringen bemerkt wurde. Denn trotz des Mastercodes, war dieser kein Freifahrtschein. Und wenn man schon mal bei Radèk weilte, konnte man bei dem Waraner gleich das Waffenarsenal zünftig aufbessern.
Anfangs bestritt der Ladeninhaber natürlich mit jedwede Art von Waffen zu handeln. Beim Abschreiten schielte der Waraner mehr als einmal in Richtung Gvanerin. Die Union mochte in der Randzone und Liga keinen Einfluss haben, trotzdem konnten Sie einem das Leben schwer machen.
Doch letztlich gab sich Radèk geschlagen. So ging er mit den Dreien in den Keller, wo der Waraner einen Bunker unterhielt, der allem standhielt, was möglicherweise vom Himmel fallen konnte. Man musste eben die Augen und Ohren offen halten, die Zeichen erkennen und entsprechende Vorkehrungen treffen. Denn der Machtkampf zeichnete sich schon seit Langem ab.
Radèk gab den Zahlencode in die Toucheingabe ein, machte den Netzhautscan. Erst als beide Komponenten bestätigt wurden, öffnete sich das Panzerschott vom Bunker. Als man über die Schwelle trat, sprangen die Neonleuchten automatisch an, flackerten kurz und erhellten schließlich das Bunkerinnere.
Garcia pfiff anerkennend bei dem, was er sah. „Radèk!! Du hast aufgerüstet.“ Wie auf den jährlichen Veranstaltungen der Rüstungsindustrie stellte der Waraner seiner Waffen blitzblank poliert aus. Schön unterteilt. Handenergiewaffen. Sturmgewehre. Werfer für Raketen und Granaten. Handgranaten. Minen. Schutzausrüstung. Handgeschütze. Stationäre Geschütze. Sprengstoff.
Er verfügte über ein Waffenarsenal mit dem man locker eine Invasion starten konnte.
Mit so einem Überfluss an Rüstungsgütern aller Art hatte Agentin Dajma nicht gerechnet. Manches davon gab es im freien Handel nicht zu kaufen. „Woher haben Sie all das? Sie war erschüttert. Die Einschätzung des VND was den Waffenhandel in der Randzone anging, traf in keinster Weise zu.
Der Waraner sah ihren Schreck im Gesicht. „Sind vom Laster gefallen.“ Dann wandte er sich an Garcia und Phet. „Da die Lady bezahlt, nehmt euch was ihr braucht.“
Sie schauten sich um. In Ihren Augen glitzerte es, wie bei Jungs die sich ohne jedwede Einschränkung in einem Spielwarenladen aussuchen konnten was Sie wollten.

***
Hamma’a Festung war lediglich eine Villa im Kolonialstil, umgeben von einer gepflegten Parkanlage, in der Gehege integriert waren. In denen hielt sich der Zokianer ein Lamaner Wolfsrudel. Ein Indio Löwenpaar. Und Vetko Salamander. Raubtiere der gefährlichsten Sorte. Um das Grundstück führte eine Wehrmauer aus Stahlpanzerbeton. Auf den Türmen befanden sich Flugabwehrlafetten. Auf der Mauer patrouillierten schwer bewaffnete Männer, die in Hamma’s Sold standen.
Unter der Villa befand sich ein altes Kellergewölbe, dass der Zokianer zum Bunker und Gefängnis um-, und ausbauen ließ. Das Gewölbe gehörte zu einem alten Netzwerk, das unter der Altstadt lag. Den Abschnitt, der unter seinem Grundstück entlangführte, ließ Hamma zumauern. Manche Gänge wurden gesprengt. Andere setzte sein Bautrupp wieder Instand. Sie sollten ihm als Fluchttunnel dienen, sollte er jemals fliehen müssen. Dementsprechend waren diese Gänge mit Panzerschotts versehen, die selbst einer Megatonnen Detonation widerstanden.
Über die wollten das Trio um Garcia, Phet und Dajma nicht eindringen. Wozu Ihnen der Mastercode die Möglichkeit verschaffte. Stattdessen hatten Sie vor in eine Wand unterhalb des Grundstücks ein Loch zu sprengen. Zu diesem Zweck nahmen Sie aus Radèk’s Arsenal mehrere Sprengstoffkugeln. Die Kugeln konnte man Teilen, anbringen und entweder über Fernzündung oder Timer zur Explosion bringen. Außerdem war die Sprengstärke frei einstellbar.
Hinter dem alten Mauerwerk befand sich eine Zisterne. Die Heute als Lagerraum verwendet wurde. Sobald Sie erstmal hinter der Mauer waren, konnten Sie überallhin gelangen. Vor Jahren hatte Hamma nämlich die zuvor installierten Bewegungsmelder abstellen lassen, weil es beinahe stündlichen zu unzähligen Fehlalarmen kam. Einer der Verursacher waren Nachtfledermäuse, die im Gewölbe ihr Nest hatten. Sie auszumerzen war bisher nicht gelungen. Also ging Hamma den Weg des geringsten Widerstands.
Phet hatte die geteilten Sprengstoffkugeln im Achteck angebracht, alle Einstellungen vorgenommen und den Fernzünder aktiviert. Das Trio begab sich zur nächsten Abbiegung in Deckung. Vorsicht war besser als Nachsicht. Über das Pad prüften sie die Einstellungen. „Eins.“ Garcia sagte den Countdown an. „Zwei.“ Mit ihrer Kampfausrüstung konnten Sie wahrlich an einem Feldzug teilnehmen. In gewisser Weise taten sie das auch. Denn sobald Hamma wusste wer die Eindringlinge waren, würde er nichts unversucht lassen, um Sie in seine Finger zu bekommen. Schließlich hatte er noch eine Rechnung mit Ihnen und im Speziellen mit Phet offen. „Drei.“

***
Hamma’s Bunker lag direkt unter seinem Schlafgemach. Ein mit Stahlbeton verkleideter Schacht führte hinunter. In ihm fuhr ein Turbolift, dessen Kabine Duralpanzerstahl war. Das Gefängnis befand unter der Villa. Früher hatten die Hausherren dort ihre Weine gelagert. Für einen Weinkeller hatte der Zokianer keine Verwendung. Also ließ er ihn zu seinem Privatgefängnis umbauen.
Sie erreichten das Gangende.
Vor Ihnen lag eine kleine Drei Stockwerk große Halle. Ein Treppenkranz führte zu jedem Stockwerk. Von Oben nach Unten. Wo der Zugang, eine mit Panzerstahl verstärkte Tür, zum Privatgefängnis lag. In der Halle, vor der Gefängnistür, verrichtete eine 5 Mann starke Wachmannschaft ihren Dienst. Die Männer trugen die zerschließenden Uniformen. Keine Panzerwesten oder schwere Waffen waren zu sehen. Sie trugen lediglich Pulser. Das Wichtigste aber, die Männer machten lethargischen Eindruck. Sie schienen gelangweilt. Außerdem waren die Männer Jungspunde. Demnach war der Wachdienst hauptsächlich den Frischlingen vorbehalten.
Worüber sich weder Garcia noch Phet bei Hamma Beschwerden würden. Ihm Gegenteil. Sie würden ihm eine Dankeskarte schreiben.
Bevor die Wachen wussten, wie Ihnen geschah, lagen Sie bewusstlos am Boden.
Sie hatten die Impulsgewehre auf nicht tödlich gestellt. Jeder nahm einen ins Visier. Wer am schnellsten einen ausgeschaltet hatte, ging zum nächsten über. Innerhalb weniger Sekunden hatten Sie die Wachen gewaltlos außer Gefecht gesetzt.
Schnell gingen Garcia, Phet und Dajma die Stufen hinunter. Unten angekommen nahm Garcia einem der Wachmänner die Schlüsselkarte für das Sicherheitsschloss ab, öffnete mit ihr die Gefängnistür. Mit schussbereiten Impulsgewehr trat er in den Vorraum des Zellentrakts.
Eine der 12 Zellen war belegt.
Sonst hielt sich niemand im Zellentrakt auf.
Der Mischling schaute ihn verwundert an.
Als Garcia sich sicher war, auf niemanden schießen zu müssen senkte er das Impulsgewehr, schaute den Mann an. Da trat Dajma hinter ihm in den Zellentrakt. „Wer sind Sie?“
Hamma’s Gast schaute die Zwei an. „Wer will das wissen?“ Er kannte Sie nicht.
Garcia mischte sich ein. „Für das Frage-Antwort-Spiel haben wir später sicherlich genug Zeit.“, sagte er mehr zu Agent Dajma als zu dem Mischling hinter Gitter. Er trat an ihr vorbei, zerschoss das Magnetschloss, zog die Zellentür auf. „Wir haben nicht viel Zeit.“ Er rechnete jeden Moment mit ihrer Entdeckung. „Sie können mit uns kommen.“, stellte Garcia zur Wahl. „Oder bleiben hier und genießen die Gastfreundschaft von Hamma.“ Die Wahl, die er ihm ließ, war in Wirklichkeit keine. Das wussten beide. Niemand war dumm genug eine Chance zur Flucht verstreichen zu lassen. Leo war da keine Ausnahme.
Genau indem Moment wo Dajma und Garcia mit Leo hinaustraten, erschien auf dem 3. Oberring niemand anderes als der Hausherr mitsamt Leibwache. Sofort verzerrte sich Hamma’s Mimik in eine Fratze des Zorns und blanken Hass.

***
Schließlich erkannte er die Männer unter ihm sofort.
Er hatte geschworen dem Beniener unbeschreibliche Schmerzen zu zufügen für die Schmach und Schande, die er über ihn brachte. Die Kejanerin, an dessen Namen Hamma sich nicht erinnerte, sollte ihm als Geschenk an seinen Vater helfen im Ansehen zu steigen. Dummerweise fiel er durch ihre Entjungferung durch diesen Bastard noch tiefer. Seine Brüder freuten sich diebisch, das er sprichwörtlich ins Scheißhaus fiel. Zuhause konnte und wollte niemand mit ihm Geschäfte machen, was die Basis dafür war, um von hier zu verschwinden. Doch so schnell würde Hamma diesen gottverdammten Planeten, sein persönliches Fegefeuer, nicht verlassen. Außer es gelang ihm die Kontrolle über Sariha zu erlangen. Nur so konnte er die Phalanx seiner Brüder durchbrechen, sich einen Platz am Familientisch sichern und möglicherweise eines Tages den Thron seines Vaters.
Bis dahin musste Hamma sich in Geduld üben, vorsichtig agieren, seinen Feinden wie Brüdern so wenig Angriffsfläche, wie möglich geben. Mit den Schnellbooten im Rücken könnte es ihm gelingen die Handelsrouten zu kontrollieren. Ein ehrgeiziges Vorhaben, aber nicht unmöglich. Alleine wegen der langfristigen Perspektive hatte Hamma den Deal mit diesem Menschen gemacht. Inzwischen schien es offensichtlich das er nicht der Einzige Geschäftspartner dieses Menschen war.
Er hatte jedoch noch ein Ass im Ärmel. Eine zweite Vereinbarung, die es ihm ermöglichen, sollte an die Spitze zu gelangen. Man sollte immer mehrere Eisen im Feuer haben. Bei diesem Satz hätte Hamma gelächelt, wenn er nicht gerade diese unbeschreibliche Wut und blanken Hass empfunden hätte.
Hamma war seiner Rache nie näher gewesen.
Er zog seinen verchromten Pulser, zielte und schoss.
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-5-

Energiebolzen schossen durch die Luft, zerstoben beim Aufprall. Sofern Sie auf kein Wesen aus Fleisch und Blut trafen, reichte entweder Spachtelmasse oder ein wenig Farbe oder beides. Umso näher man einem Energiebolzen war, desto intensiver war der Geruch von Ozon. Garcia und Phet kannten den Geruch zu genüge. Sie waren nicht zum ersten Mal in eine Schießerei dieser Art verwickelt.
Hamma’s Männer schossen sich zum 1 Oberring durch. Sie hatten sich aufgeteilt, näherten sich von 2 Seiten, deckten die eine vorrückende Gruppe, die dann die ander deckte. Vorrangig handelte es sich bei diesen Männern um erfahrende Söldner. Was seinen Preis in Form einer höheren Entlohnung hatte. Wofür Sie einiges boten.
Wovon sich Garcia, Phet, Dajma und Leo ein persönliches Bild machen konnten.
Garcia wechselte die Energiezelle, bestückte den Schacht am Impulsgewehr mit einer neuen, wartete, bis das Ladesignal ertönte, kam aus der Deckung und schoss einen der Söldner nieder, der unglücklicherweise in diesem Moment aus seiner Deckung kam. Jemanden zu töten, der einen töten wollte bereiten ihm kein schlechtes Gewissen. Selbstverteidigung eben. „Phet!“ rief er seinem Freund und Partner zu. „Wird Zeit für das schwere Geschütz.“
Über das braune Gesicht des Benieners erschien ein Grinsen. Er nahm den Granatwerfer vom Rücken, schob das Impulsgewehr nach hinten, lud das schwere Geschütz aus Radèk’s Waffenkammer durch.
„Woher haben Sie einen Cobra C-Handgranatwerfer?“, meinte Leo beim Anblick des Waffenwechsels. Er tauschte die leere Energiezelle seines Pulsers gegen eine volle aus.
Der Mensch lächelte schwach. „Man muss nur die richtigen Leute kennen.“
„Wohl wahr.“ Der Mischling schmunzelte.
„Bereit?“
Dajma schaute Garcia an. Sie nickte. Genau wie Phet und Leo.
„Phet! Auf 3.“
Der Beniener nickte, blieb in Deckung, hielt den Granatwerfer schussbereit.
Sein Partner schoss auf Hamma’s Männer, wartete einen Augenblick. Ein wahrer Hagel von Energiebolzen ging über ihnen nieder, schlugen in die Deckung ohne Schaden an den dahinter befindlichen Humanoiden anzurichten. „3! Jetzt!“
Garcia und Leo rannten zum rechten Treppenaufgang, schossen auf die dort befindlichen Söldner im Dienste von Hamma, während ihre Genossen auf der anderen Seite den Menschen und Mischling beschossen. Zumindest solange, keine 2 Sekunden, bis Phet aus der Deckung kam. Geschützt wurde der Beniener von Dajma. Er feuerte den Granatwerfer ab. Sie schlug beim linken Treppenaufgang ein.
WUMMM!!!
Die Explosion sprengte den Aufgang. Bei der Detonation wurden Hamma’s Männer zu Boden geworfen oder sprinteten aus dem Explosionsherd.
Unterdessen hatten Garcia und Leo den Treppenaufgang erreicht, erschossen 2 Söldner und nahmen den Aufgang ein.
Hamma hatte sich zu Boden geworfen, als er den Beniener mit dem Granatwerfer sah. Als er jetzt Kopf hob, hustete er, als sich der Staub legte. In seinen Ohren klingelte es wie bei einem Glockenspiel.
Der Mensch und der Mischling schafften es sich bis zum Durchgang vorzukämpfen, ihn zu halten der Mischlingsfrau sowie dem Beniener Deckung zu geben. Durch den Granatbeschuss hatte sich der Beschuss von Hamma’s Männern angeschwächt und war kurzzeitig ganz ausgeblieben.
Langsam rappelte sich der Zokianer auf, nahm seinen Pulser, kontrollierte den Schussbalken der Energiezelle. „Folgt Ihnen!!“, rief er zornig. Die übrigen Söldner seiner Leibwache folgten den 4 durch den Durchgang, der in seine Garage führte. Eine Sackgasse.
Ein böses Grinsen erschien auf seinem verstaubten Gesicht.
Er folgte seinen Männern, wollte dem Gesindel gegenübertreten, ihnen in die Augen schauen. Mit der Mischlingsfrau ließ sich mit Sicherheit einiges anstellen, bevor er Sie an einen Sexhändler verkaufte. Der Mischling ginge an seinen zweiten Geschäftspartner im Austausch gegen einige Extras. Dem Menschen würde er eine Abreibung verpassen, ihn anschließend in die Arena werfen und sehen, wie man ihn zerfleischt. Der Beniener hingegen würde seine Gastfreundschaft genießen, bis sich die Schabe wünschte ihm niemals begegnet zu sein.
Er runzelte verwundert die Stirn, als im Flur zur Garage niemand zusehen war, außer einem toten Söldner. Eigentlich sollten beim Alarm alle Türen und Zugänge automatisch verriegelt sein. Was auch der Fall war, den das LED am Türpanel leuchtete Rot. Unter dem Panel lag die Abdeckung. Sie gab damit den Blick auf das Innenleben der Wand preis.
Hamma trat ans Panel, gab den Zugangscode ein, nickte dem Söldnertrupp zu, öffnete die Tür und seine Männer stürmten herein. „Sir.“ Er folgte Ihnen. Seine Vorfreude verwandelte sich augenblicklich einen Wutanfall, der seine Gesichtszüge verzerrte.
Das war unmöglich!!
Doch von den 4 fehlte jede Spur. Genau wie von seiner gepanzerten Oberklasse-Bodenlimousine. Das, mit Duralstahl verstärkte Garagentor, war geschlossen. Das LED am Kontrollpanel leuchtete Rot.
Diese Wichser!!

***
Außer dem Mastercode hatte Mya ihrem Ehemann einen Grundriss von der Kellerebene der Villa gegeben. Dadurch wussten Garcia, Phet, Dajma das der rechte Treppenaufgang vom 1. Oberring zur Garage von Hamma führte. Statt im Flur in der Falle zu sitzen, hatten Sie mit dem Mastercode die Tür geöffnet, sich einen fahrbaren/flugtüchtigen Untersatz aus dem Sortiment des Zokianers ausgesucht, setzten den Mastercode beim Garagentor ein und brausten davon. 15 Sekunden später drangen die Söldner ein. Sie fanden nur eine verlassene Garage vor.
Die Bodenlimousine raste durch die ausgestorbenen Straßenzüge einer im Kriegszustand befindlichen Stadt. Da das Fahrzeug auffällig war und jeder von Hamma’s Männern danach Ausschau halten würde, parkten Sie das Bodenvehikel in der angrenzenden Garage zu Radèk’s Laden. Garcia warf dem Waraner die Schlüsselkarte für das Fahrzeug zu. „Dein Bonus, Radèk.“
Er fing die Schlüsselkarte unsicher. „Ist das?“
„Yep.“
Der Waraner rollte mit den Augen, seufzte inbrünstig. Er warf die Schlüsselkarte in den altmodischen Ofen aus Gusseisen. Die Energieversorgung war inzwischen vollends zusammengebrochen. Und die Nächte auf Sariha konnten bitterkalt werden. Daher hatte Radèk den Ofen.
Statt sich an der luxuriösen Bodenlimousine zu freuen, begann er umgehend mit der Demontage. Selbst wenn der Machtkampf irgendwann entschieden war, konnte er mit Fahrzeug nie auf die Straße, geschweige den eine kleine Spritztour machen. Damit blieben nur noch wenige Verwendungsmöglichkeiten. Und er brauchte den Platz in der Garage.
Weshalb die Bodenlimousine in einem Stück lassen, wenn man mit den Teilen Geld verdienen konnte!

***
„Ich muss Sie doch nicht an die Bedingung unserer Zusatzvereinbarung erinnern, Hamma!!“, schnaubte das Holoabbild des Menschen ungehalten. „Sie bekommen die Extras wenn Sie mir den Mischlingsfreund des Golianers übergeben.“ Das war zusammengefasst der Wortlaut ihrer Zusatzvereinbarung.
„Ich brauche keine Erinnerung.“, brummte Hamma zurück.
Weder der Mensch noch der Zokianer mochten einander. Doch um Geschäfte miteinander zu machen, musste Sie sich auch nicht mögen.
Die Augen des Menschen funkelten. „Dann halten Sie sich zum Teufel noch Mal an unsere Vereinbarung!!“, schrie der Mann wütend. „Sonst mache ich mit jemand anders den Deal.“
Bevor Hamma eine Erwiderung auf die Drohung geben konnte, zerstob das Holoabbild. Unter seinem Faustschlag splitterte die massive Holzplatte. Niemand wagte es so mit ihm zu sprechen. Jeder der es dennoch tat weilte nicht mehr unter den Lebenden. In diesem Fall waren ihm aber die Hände gebunden.
Wenn er als Sieger aus dem Machtkampf hervorgehen wollte, brauchte er die Extras. Hamma hatte nicht vor sich ein weiteres Mal seine Aufstiegspläne von Garcia und Phet durchkreuzen zu lassen.
Der Chef seiner Söldnertruppe erschien.
„Finde Sie.“, befahl Hamma mit grimmiger Entschlossenheit. „Lebend, wenn es sich einrichten lässt.“ Damit stellte er seine Wiedersehenspläne mit den 2 hinten an. Das Geschäft ging vor das Vergnügen.
Der Söldner verschwand.
Hamma stand mit verschränkten Armen im Rücken vor dem großen Fenster, sah wie Augenblicke später 15 schwer bewaffnete Söldner in die vorgefahrenen Truppenpanzer stiegen und durch das Mauertor fuhren.
Wurde Zeit die Samthandschuhe auszuziehen.
Er nahm den Arm nach vorne, machte über das Minipanel an seinem Handgelenk eine Eingabe. Eine Piepmelodie bestätigte seine Eingabe. Auf dem Schirm blickte eine Zahlenreihe auf. Hamma vervollständigte die Eingabe mit einem tippen.
Ein riesiger Feuerpilz erhob sich über die Stadt.
Dann ein Zweiter, Dritter und Vierter.

***
Holoabbilder von Satō Kobayashi und Fritz Schmitt materialisierten sich vor ihr. Miranda zeigte über das Erscheinen der 2 keine Gefühlsregung.
„Er wird zu einer Belastung.“, eröffnete Fritz die Runde. „Wir sollten uns von ihm trennen.“
Zischlaute ertönten.
Der Alleingang war ohne Zweifel ärgerlich. Aber zu verschmerzen. Der verursachte Schaden hielt sich in Grenzen. Zumindest nach Ihrer Einschätzung. „Das halte ich für verfrüht.“, warf Sie ein.
Ein Enten ähnliches Geschnatter kam auf. Gezische und Schnappen folgten.
„Ich bin Ihrer Meinung.“, meinte Satō. Ohne Ihr dabei echten Beistand zu leisten.
Das Zischen kam zurück. Diesmal war es weicher.
Die Entscheidung war getroffen.
Bevor sich die Hologestalten auflösten, funkelte Fritz Sie wütend an. Die Antipathie aus ihrem vorherigen Leben blieb auch im jetzigen bestehen. Eine nicht zu lösende Konstante.
Sie trat aus dem Zelt, setzte sich die Sonnenbrille auf.
Das Zelt, ihre vorläufige Behausung, war eins von vielen die man mitten in der Wüste von Sariha errichtete. Hier draußen, weit weg von irgendwelchem zivilisierten Leben war der stattfindende Machtkampf bedeutungslos.
Miranda richtete ihre Aufmerksamkeit auf die riesige Baugrube, die einen an einem Tagebau aus früherer Zeit erinnerte. Die dortigen Arbeiten hatten etwas von einer Armeisenkolonie. Hunderte Arbeiter, Drohnen, Bau- und Transportfahrzeuge sorgten dafür das sich die Baugrube immer tiefer grub. Sie fühlten sich durch die unterschiedlichsten Sandschichten, wie Lemminge.
Und genauso ersetzbar waren Sie.
Ihre Mundwinkel zuckten kaum wahrnehmbar.
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-6-

Vielleicht hätte er die Zusatzvereinbarung mit jemand anderes machen sollen. Die Erkenntnis aufs falsche Pferd gesetzt zu haben, half ihm nicht sonderlich weiter. Er konnte mit seiner Offerte haussieren gehen. Dann würde zwangsläufig Frau Holm von seinen eigenen Unternehmungen auf Sariha erfahren. Was er solange wie möglich vermeiden wollte.
Im Endeffekt blieb ihm nichts anderes übrig, als darauf zuwarten, dass der Zokianer die Zusatzvereinbarung erfüllte. Seine Zweifel deswegen hielten sich hartnäckig. Dass die Unfähigkeit seiner Brüder von Hamma noch übertroffen wurde, hätte er nie für möglich halten. Dabei beginnen die Zokianer keine Inzucht.
Er musste unbedingt wissen, über welche Informationen Reek verfügte. Dessen Tod kümmerte ihn nicht sonderlich. Viel mehr Umstand, dass der Golianer drauf und dran gewesen war, einen Deal mit dem VND zu machen.
Sein VND-Informant war nicht in der Lage die Probe, die Reek dem VND zur Verfügung stellte, einzusehen. Das überstieg die Sicherheitsfreigabe seines Informanten. Andernfalls hätte er wohl nie zu dem Mittel der Zusatzvereinbarung greifen müssen.
Er konnte jedoch froh sein das Reek zum VND gegangen war nicht zur Kronengarde vom Königreich Aquian. Dort war sein Informantennetzwerk kaum verwendbar. Hinzu kam dass die Aquianer bei solchen Dingen allzu gerne den Vorschlaghammer herausholten.
Die Unioner hingegen hielten sich zurück.
Die entscheidende Frage hierbei war bloß, wie lange?

***
Vor den Bombenanschlägen, die Hamma via Fernzünder auslöste, war auf Sariha eine Pattsituation entstanden. Keine Fraktion konnte ausreichend Boden gutmachen, um als klarer Sieger aus dem Machtkampf hervorzugehen. Daher waren die Kämpfe in der Stadt auch abgeflaut.
Die Bombenanschläge hingegen sorgten nicht nur dafür das 4 Kontrahenten das Zeitliche segnete, sondern das wieder Bewegung in den festgefahrenen Machtkampf kam. Neue Bündnisse und Vereinbarungen wurden unter den Fraktionen ausgehandelt und gebrochen. Die Straßenkämpfe nahmen Fahrt auf, gewannen an Intensität. Erbittert wurde um jeden Straßenzug gekämpft.
Mittendrin hielten die 3 Truppenpanzer. Sie bildeten ein V. Aus den Bodenfahrzeugen sprangen die schwer bewaffneten Söldner. Ihr Anführer schickte ein Stoßtrupp los. Sie sollten in das Gebäude eindringen und sichern.
Seine Männer sprinteten über die staubige Straße. Die Sturmgewehre im Anschlag.
Der Söldnerchef verfolgte den Angriff aus sicherer Entfernung hinter einem der Truppenpanzer. Der Stoßtruppe erreichte das Gebäude. Auf dem verblassten Schild über dem Eingang stand in großen Buchstaben: Radèk.
Dieser Waraner war ihm schon seit Langem ein Dorn im Auge. Jetzt bekam er endlich die Gelegenheit sich seiner zu entledigen.
Die Söldner brachten eine Sprengmine an der Eingangstür an.
Bei der Explosion wurde die Tür aus dem Rahmen gesprengt.
Der Stoßtrupp drang sofort ein, verschwand im Inneren.
Auf dem Gesicht ihres Chefs erschien ein sicheres Schmunzeln, das sich in Entsetzen verwandelte.
Plötzlich ertönte eine mächtige Explosion, die das gesamte Gebäude erfasste. Orangerotblaue Flammen wälzten sich von Innen nach Außen, hüllten das Gebäude in ein Flammenmeer. Kurz darauf krachte es zusammen, klappte wie ein Kartenhaus ein. Eine Wolke aus Schutt fegte nach allen Seiten.
Bevor einen Befehl geben konnte, platzte einer der Truppenpanzer in einer Explosion auseinander. Die Söldner wurden wie Puppen durch die Druckwelle durch die Luft geschleudert. Manche, gerade Mal eine Handvoll, warf die Druckwelle zu Boden. Wodurch Sie überlebten.
Da zerriss es den zweiten Truppenpanzer.
Sie standen auf dem Präsentierteller.
Den Knall nahm der Söldnerchef nicht bewusst war. Als der Führungstruppenpanzer explodierte, zermalmte ihm die Druckwelle jeden Knochen im Körper. Das Explosionsfeuer verbrannte ihn. Der Splitterregen zerfetzte die Überreste.
Zurück blieben lediglich 15 Leichen, oder deren Überreste, sowie 3 zerstörte Truppenpanzer.
Von Radèk, Garcia, Phet, Dajma und Leo würde man in den Trümmern, sofern sich jemand die Mühe machte zu suchen, nichts finden.

***
Übel gelaunt sah Radèk seinen Laden in Flammen aufgehen und zusammenstürzen. Fast 20 Jahre hatte er den Laden, machte Geschäfte und lebte ein unbeschwertes Leben. Sariha City war nicht der Garten Eden, dessen war sich der Waraner bewusst. Trotzdem hatte er sich nie vorstellen können mal zu solch Extremen Mitteln greifen zu müssen.
Per Fernzündung aktivierte er die panzerbrechenden Minen, die als Verteidigungsanlage verbuddelte. Sei auf das Schlimmste gefasst und auf das Übelste vorbereitet. Letzteres war eingetreten.
Er kehrte in die Fahrerkabine des Sattelschleppers zurück, auf dem ein Container stand. Dort hatte Radèk seinen wertvollsten Besitz deponiert, bevor Hamma’s Trupp anrückte. Ihr Auftauchen kam für ihn nicht ganz unerwartet. Der Zokianer musste nur 1 Mal 1 zusammenzählen. Nicht unlösbar.
Garcia saß hinterm Steuer des Sattelschleppers. Auf der Rückbank hielten sich Dajma, Phet und Leo auf. Kommentarlos fuhr er los. Am liebsten hätte Radèk ihm die Kehle durchgeschnitten. Wäre er dem Menschen bloß nie begegnet.
Unbehelligt und ohne beschossen zu werden fuhren Sie in eine Tiefgarage, keine 5 Blocks von Radèk’s ehemaligen Laden entfernt. Garcia parkte das Fahrzeug, schaute über seine Schulter, blickte erst Agentin Dajma an und dann den Mischling.

***
„In welcher Verbindung standen Sie zu dem toten Golianer?“
Leo wartete einen Augenblick. Sie hatten ihn aus dem Gefängnis befreit, wofür er ihnen auch dankbar war, doch alles hatte seine Grenzen. „Sein Name war Reek. Wir waren Freunde.“
„Tut mir leid.“
Das Verständnis und Beileid des Menschen brachte ihn auch wieder zurück.
„Für wen hat ihr Freund gearbeitet?“ Dajma zeigte weniger Anteilnahme.
„Er hat als Vermittler fungiert.“, sagte Leo vorsichtig. Auch wenn Sie ihn befreiten, mangelte es gehörig an Vertrauen. Die Mischlingsfrau verschränkte uneinsichtig die Arme vor der Brust. „Für Samuel de Witt.“
„De Witt?“, wiederholte Garcia vorsichtig.
Jeder der in der Randzone oder in der Liga oder in deren Grenzbereich herumflog wusste, wer Samuel de Witt ist. Die mächtigste Person in der Liga. Weit mächtiger als der Liga-Präsident und die gesamte Regierung zusammen. De Witt war die Regierung. Er kontrollierte die Liga, weil er dem mächtigsten Megakonzern in der Liga und grenzübergreifend vorstand.
„Ich wünschte ich wäre dir nie begegnet.“, nuschelte Radèk.
Verübeln konnte Garcia es ihm nicht.
Agent Dajma war erschüttert. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Beim VND vermutete man zwar das de Witt seine Finger bei dem Vorfall in der Konföderation im Spiel hatte, aber halt nur Vermutungen. „Mein Gott.“
„Genau für den hält er sich.“, erwiderte Garcia trocken.
Leo nickte ihm zustimmend zu. „Was wollten Sie von Reek?“
Der Mensch zuckte mit den Achseln. „Die Frage sollte Ihnen lieber Agentin Dajma vom VND beantworten. Ich…wir“ Er schaute zu Phet. „wurden Zwangsrekrutiert.“
Der VND!! Reek steckte demnach tiefer in der Scheiße als Leo vermutete. Jetzt wurde ihm auch einiges klar.
Die Mischlingsfrau sah ihn an. „Ihr Freund wollte uns Datensätze über die Machenschaften eines Konsortiums aus der Liga liefern. Wir glauben dass das Konsortium in die Geschehnisse in der Konföderation beteiligt ist. Der Golianer“ Sie zögerte kurz. „Reek wollte dafür mit seiner Familie ins Zeugenschutzprogramm und in die Union übersiedeln.“ Oh, Reek!! Kein Wunder das de Witt nach ihm suchte. Auf Sariha glaubte sich sein Freund vor dem Kerl verstecken zu können, bis der Deal mit der VND unter Dach und Fach war. Dieser Fall trat jedoch nicht ein. „Bevor ich mit ihm die Einzelheiten besprechen konnte, war er schon Tod. Wir haben Sie am Treffpunkt gesehen.“
Deshalb hatten Sie ihn befreit. Verübeln konnte Leo es ihnen nicht. Die Datensätze von Reek mussten für den VND eine Goldader sein. Wohl für jeden Geheimdienst der bekannten Galaxie. Leo zweifelte aber das man de Witt damit stürzen konnte. „Verstehe.“, sagte er schlicht. „Sie glauben ich wüsste, wo er die Datensätze aufbewahrte! Darum haben Sie mich befreit!“
Sie nickte. „Ja. Wir brauchen die Datensätze. Die Nationale Sicherheit ist davon betroffen. Die Sicherheit der gesamten Galaxie.“, fügte Dajma undramatisch hinzu.
Leo überlegte, dachte über seine Möglichkeiten nach. Reek konnte er nicht mehr helfen. Dafür seiner Frau und Tochter. Die Familie war seinem Freund immer wichtig. Jetzt lag deren Wohl bei ihm. Er hätte es an seiner Stelle genauso getan, ohne zu zögern. „Seine Frau und Tochter kommen ins Zeugenschutzprogramm.“, forderte Leo. „Als Gegenleistung besorge ich Ihnen die Datensätze.“
Dajma schaute ihn skeptisch an. Ihr blieb keine andere Wahl. Sie nickte. „Wie?“
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

***
Während ihrer Tätigkeit für eins der Liga-Syndikats, hatten Leo und Reek Sariha geschäftlich besucht. Sie sollten eine Übergabe beaufsichtigen. Vor ihrer Abreise übernachteten die Männer in einer Kneipe mit Übernachtungsmöglichkeiten. Die Zimmer waren klein, sauber und billig. Syndikats standen nicht im Ruf großzügig mit Spesen zu sein.
Immer wenn Sie danach noch mal auf Sariha die Nacht verbringen mussten, quartierte man sich in eins der Zimmer über der Kneipe ein.
Der Golianer war ein Gewohnheitsmensch. Nur wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ, wich er auf andere Möglichkeiten aus. Warum was neues ausprobieren, wenn sich das bekannte bewährte, meinte er mal zu Leo. Irgendwie hatte er ja Recht.
Gewohnheit konnte aber auch tödlich sein, das wusste Reek genau so gut wie der Mischling.
Bei einer ihrer Übernachtungen halfen Sie dem Besitzer bei einer Angelegenheit, woraufhin Sie in seiner Schuld standen. Wer auch immer hinter dem Golianer her war, würde mit Sicherheit bei der Kneipe vorbeischauen. Vermutlich hatte man Sie sogar observiert und war ihm so auf die Spur gekommen.
Leo stoppte das Bodenfahrzeug, das er sich zusammen mit Garcia aus der Tiefgarage auslieh. Phet, Radèk und Dajma würden sich zum Weltraumbahnhof begeben, das Schnellboot startbereit machen und auf ihre Rückkehr warten. Sollte es Schwierigkeiten für eine oder beide Gruppen geben, hatte man Ausweichpläne geschmiedet.
Auf der anderen Straßenseite lag das Gebäude in der die Kneipe hausierte teilweise in Trümmern. Granateinschläge klafften im Gebäude. Das Oberstockwerk war schräg abgesackt. Im Dach befanden sich Löcher in der Größe von Fähren. Man sah 3 der Übernachtungszimmer. Die Einrichtung war geplündert worden.
Sie hielten sich nicht lange vor Ort auf. Denn die Kneipe war nicht ihr eigentliches Ziel. Leo fuhr los, fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit durch die geisterhaften Straßenzüge, wich Hindernissen aus. Garcia neben ihm hatte sich vorsichtshalber angeschnallt. Er hielt sich ja schon für einen schnellen guten Fahrer. Doch der Mischling schlug ihn um Längen. Bei seinem Fahrstil konnte der Mann locker in einem Rennteam sein, statt auf einem Planeten, wo ein Machtkampf tobte.
Die Rufmelodie von Garcia’s Com-Gerät erklang. „Ja?“
„Wir haben unser Baby erreicht.“, meldete sich Phet.
„Gut. Sobald wir die Familie haben, melde ich mich wieder.“
Leo bog in eine Gasse ab und stoppte. „Wir sind da.“, sagte der Mischling, stieg aus. Garcia folgte ihm. Mit ihren Sturmgewehren im Anschlag, den einsatzbereiten Panzeranzügen, lugten Sie um die Gebäudeecke. Die breite Straße lag wie ausgestorben dar. Zerschossene Bodenfahrzeuge. Ausgebrannte Wracks. Straßenbarrikaden. Asphaltkrater. Rußspuren. Einschlusslöcher von Projektilwaffen. Hier hatten schwere Kämpfe getobt.
Sie liefen los, immer darauf gefasst von irgendwo beschossen zu werden. Sie nutzen die gegebenen Deckungsmöglichkeiten, warteten einen Moment, liefen weiter zur nächsten Deckung, bis Sie ihr Ziel einen Hausdurchgang erreichten.
Dort blieben Sie einen Moment. Suchten nach möglichen Angreifern und Scharfschützen oder Beobachtern, die dann Verstärkung riefen. Was Sie keineswegs gebrauchen konnten. Sie machten jedoch niemanden aus.
Damit das auch so blieb, installierten Garcia und Leo Bewegungssensoren im Durchgang. Für den Fall das Ihnen jemand folgte, um nachzusehen was ein schwer bewaffnetes Duo in dieser Gegend suchte.
Das Durchgangsende mündete in einen Blockhof. Außer Graffiti und vereinzelten Einschusslöchern von Projektilwaffen gab es im Hof keine Anzeichen dass der Machtkampf hier tobte. Kein Licht brannte in den Fenstern, was eine Einladungen für Mörserschützen oder umherziehende Banden war. Man machte auch keine Bewegung an den Fenstern aus. Der Hof selbst lag in Dunkelheit. Ohne die Nachtsichtfunktion des Panzerhelms hätten die Männer die Hand vor Augen nicht gesehen. So lag der Hof für Sie in einem grünen Licht.

***
Eine Kreuzung in der Mitte des Hof’s führte zu den Zugängen der jeweiligen Hinterhäuser des Wohnblock. Sie waren 5 Stockwerke hoch, aus Sandbeton und hatten unzählige Baubrüder in den Slums von Sariha City . Die Fenster im Erdgeschoss (Parterre) waren verrammelt. Kaum einer der seine 5 Sinne beisammen hatte wohnte in solchen Wohnblocks im Erdgeschoss. Was für Einbrecher und Vandalen geradezu eine Einladung darstellte, sobald der Wohnungsinhaber mal weg war. Ob die oberen Stockwerke bewohnt waren, ließ sich aufgrund der fehlenden Aktivität kaum sagen. Anzunehmen war es dennoch.
Vorsichtig, immer die Fenster im Blick, schritten Sie den Hofweg entlang, verraten vor der gegenüberliegenden Gebäudetür, schauten, ob Sie von den Fenstern her beobachtet wurden. Wie zu erwarten war die Haustür von innen verriegelt. Da die Tür aus robusten Holz bestand, die bisherigen Schäden notdürftig repariert wurden und über ein altes Magnetschloss verfügte, hielt man sich nicht lange am Öffnen der Tür auf. Leo trat sie einfach ein, zielte in den Hausflur. Nichts zu hören und zu sehen.
Das Haus lag wie ausgestorben dar.
Garcia schloss die Tür hinter sich.
Die Wände waren von unzähligen Graffitis und kleineren Schäden übersät. Hier und da bröckelte der Putz. Risse schlängelten sich die Wände entlang. Faustgroße Löcher zeugten von Überbleibsel von Schlägereien. Einschusslöcher von Projektilwaffen machten deutlich das manch einer eine Schusswaffe einsetzte zum seine Interessen durchzusetzen.
Der Mischling ging die Treppe nach unten, in den Keller. Wie bei Wohnblocks dieser Art üblich waren die Wartungs-, und Heizungsschächte sowie die Energie,- und Wasserleitungen miteinander vernetzt. Die Keller trennten nur dünne Wände voneinander. Weshalb mancher Orts die Kellerwände eingerissen wurden. Entweder durch die Bewohner oder Diebesbanden. Kellerräume dienten zur Lagerung allerhand Sachen. Legalen wie Illegalen. Oder als sicherer Unterschlupf vor rivalisierenden Gangs, Warlords und Bossen und Luftangriffen. Im Falle vom heutigen Sariha City zusätzlich vor dem tobenden Machtkampf.
Statt die verstärkte Tür einzutreten oder aufzusprengen, klopfte Leo einige Male kräftig dagegen. Zwar verfügte auch die Zugangstür zum Keller über ein Magnetschloss, doch anders als die Haustür war diese in einem besseren Grundzustand. Außerdem mussten Sie annehmen das hinter der Tür die Bewohner samt Familien Schutz suchten vor den Kämpfen in der Stadt.
„Bruno!!“, rief Leo zwischen den Türschlägen. „Wenn du da bist, melde dich. Ich bin’s, Leo.“ Wieder hämmerte gegen die Tür. „Ich suche Emilia und Erjcca.“ Eine erneute Hammertriade folgte. „BRUNO!!“ Der Kneipenbesitzer wohnte in dem Wohnhaus, an dessen Kellertür Sie standen. „BRUNO!! Ich spreng diese gottverdammte Tür auf.“ Drohte Leo denjenigen hinter der Tür. Sofern dort jemand war.
Da vibrierte das Funktionspanel an ihrem Arm. Die Bewegungssensoren am Hausdurchgang waren ausgelöst worden. Garcia kehrte zur Haustür zurück, schaute durch das gesprungene Sichtglas. Erst sah der Mensch nichts. Dann tauchten dunkle, bewaffnete Gestalten auf. Sie blieben stehen, schauten sich suchend mit Taschenlampen um. Er gab ein Warnsignal an Leo weiter. Der Mischling stellte das Klopfen und Rufen ein.
Eine seitliche Haustür öffnete sich auf einmal. Eine Familie trat hastig auf den Hof. Ein Schrei ertönte, als sich die Frauen vor den Gestalten erschreckten.
Mist!!
Sofort schwärmte die Bande aus, zielte mit ihren Projektilwaffen auf die Familie.
Der Mann versuchte seine Frau zurück ins Haus zu ziehen, als ein Knall ertönte, dann Schreie. Der Mann brach vor der Tür zusammen, riss die Frau mit zu Boden. Die andere Frau und die 2 Kinder eilten zu ihnen. Rufe ertönten. Man hörte die Kinder weinen und die Frauen betteln Ihnen nichts zu tun. Der Mann, Vater und Ehemann, hatte ein Loch in der Brust.
Leo trat neben ihn, als der Schuss ertönte, schaute hinaus. Langsam zog der Mischling die Tür auf, zielte auf ein Bandenmitglied trat hinaus und schoss ohne Vorwarnung. Der Energiebolzen schlug dem verdutzten Jüngling in die Brust. Er fiel Rücklings zu Boden. Die übrigen Bandenmitglieder wandten sich von der Familie ab, die Sie berauben wollten. Ein zweiter Energiebolzen tötete den nächsten Kerl der Bande.
Garcia trat hinter Leo aus dem Haus, schoss und tötete ein drittes Bandenmitglied.
Die übrigen Gangster, junge Männer, eröffneten mit Ihren Projektilwaffen, die Highspeed Geschosse verschossen, das Feuer. Anders als eine Panzerweste prallten die Projektile am Panzeranzug ab. Hinter einem Müllcontainer suchten 2 findige Männer umgehend Deckung. Der Anführer, Wortführer der Bande, zog den Abzug durch, hatte die Waffe auf Dauerfeuer. Ein wahrer Projektilhagel ging auf Garcia und Leo nieder. Doch die Panzeranzüge aus zweiter Hand hielten dem Dauerbeschuss stand. Die Polarisation verringerte sich zwar, erreichte aber nicht das kritische Niveau bei dem die Anzüge Depolarisierten, was eine Neukonfiguration notwendig gemacht hätte.
Der Anführer wurde von 2 Energiebolzen in die Brust getroffen. Ihm entglitt das Projektilgewehr, sackte auf die Knie und fiel Kopfüber auf die braune Wiese.
Die letzten 2 Bandenmitglieder feuerten Blind links auf den Menschen und den Mischling, rannten zum Durchgang und verschwanden. Garcia und Leo verfolgten Sie nicht. Stattdessen behielt der Mensch den Durchgang im Visier. Der Mischling eilte zu der Familie, nahm die Hände von dem Impulsgewehr, kniete sich neben dem verletzten Mann, schaute sich die Schusswunde an.

***
Der Familienvater hatte wahrlich Glück im Unglück gehabt. Da er ein Erolianer war, hatten der Bandenschütze keinen tödlichen Treffer gesetzt. Dazu hätte man dem Mann unterhalb des Halses schießen müssen. Dort lag das Doppelherz sowie der Hauptblutkreislauf. Ein Schuss und Erolianer verbluteten innerhalb von Sekunden.
Aus seinem Medikit holte Leo eine Druckmanschette, legte sich dem Mann auf die Wunde, drückte einwenig. „Er wird wieder gesund.“, sagte Leo an die traurige Frau die dem Mann die Hand hielt. „Das Geschoss hat kein lebenswichtiges Organ verletzt.“ Zwar war er kein ausgebildeter Arzt,- Arzthelfer oder Sanitäter doch mit den Jahren in der Liga und der Randzone eignete man sich ein gewisses medizinisches Wissen an. Leo nahm ein flaches quadratisches Gerät aus dem Medikit, nahm den Druckverband weg, legte das Gerät drauf, aktivierte es. Ein rhythmisches Summen ertönte. Das LED-Display leuchtete bläulich, blinkte gleichmäßig. „Das kann jetzt ein schmerzhaft sein. Ich will das Projektil entfernen.“ Frau und Mann nickten schließlich. Mit einer Eingabe begann der Mikrotraktorstrahl sich durch den Wundkanal zu bewegen, traf auf das Projektil, erzeugte eine Blase und zog es langsam heraus. Der Mann stöhnte, biss die Zähne zusammen. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
Ein Piepton ertönte. Das Blinken hörte auf. Leo nahm das Gerät von der Wunde. Auf der blutverschmierten Unterseite haftete das Projektil. Anschließend legte Leo ein Plättchen auf die Wunde, tat den Druckverband drüber. „Sollte er in den nächsten Tagen Beschwerden haben, sollte er zu einem Arzt.“ Mehr konnte er nicht tun. Erolianer standen im Ruf Schnellheiler zu sein.
Dankbar warf sich die Frau ihm in die Arme, drückte ihn. Ihr Mann bedankte sich mit einem Kopfnicken. Der Mischling half ihm aus. Die Frauen stützten ihn, gingen zurück ins Haus.
„Ähm.“, sagte Leo. Sie hielten auf der Schwelle an. „Wir suchen Bruno! Ist er in der Kelleranlage?“
Der Mann nickte. „Kommen Sie. Meine Tochter wird Sie zu ihm bringen.“, sagte er mit geschwächter aber fester Stimme.
„Danke.“ Leo winkte den Mensch zu sich.
Sie folgten der Familie ins Wohnhaus.
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-7-

Im Keller glühten nur vereinzelte nackte LED-Lampen. Die Erwachsenen betrachteten Garcia und Leo mit Vorsicht. Bei manchen sahen Sie Angst, Furcht. Viele sahen wohl zum ersten Mal einen Mann in einem Panzeranzug. Darin wirkten Sie wie Sturmtruppen auf die verängstigten Leute. Die Kinder hingegen zeigten Staunen über die Fremden.
Sie hatten den Helm des Panzeranzugs abgenommen, bzw. in den Anzug fahren lassen. Die Impulsgewehre hingen vor ihrem Oberkörper, waren aber gesichert. Die Panzerung vom Anzug war ebenfalls nicht aktiv. Hier unten im Keller hatten der Mensch und Mischling keine Feinde.
Die Tochter brachte Sie durch das Labyrinth aus Gängen, Kellerräumen, Nischen und Abzweigungen. Ohne entsprechende Kenntnisse konnte man sich hier unten verlaufen. An den hohen Decken und Wänden verliefen die Versorgungsleitungen des Wohnblocks.
Die junge Frau machte halt, trat beiseite.
Ein Mädchen von 9 Jahren sprang auf, eilte zu Leo und fiel ihm um den Hals. „Onkel!!“
Als er Erjcca als letzte Mal sah, war Sie 3 Jahre alt. „Hey, Kleines.“ In der Zwischenzeit war Sie gewachsen. Ihr feuerrotes Haar hatte Lila Strähnen. Das Mädchen blieb einfach ein Schatz. Leo schaute zu ihrer Mutter. Die Flucht hatte Emilia ein wenig altern lassen. Sie sah erschöpft aus. In ihren Augen lag Verzweiflung, als Sie Reek nicht bei ihm erblickte. Sofort trat Ernüchterung in ihre goldenen Augen. Was wohl auch an Leo’s Blick lag, den Sie sah.
Erjcca löste sich von dem Mischling, sah an ihm vorbei, erblickte den Menschen aber niemand hinter dem fremden Mann. Ihr Vater war demnach nicht bei Ihnen. „Wo ist Papa?“
Leo strich ihr eine Strähne aus ihrem elfischen Gesicht. „Dein Vater ist jetzt ein Engel.“
Sie wusste sofort, was er damit sagen wollte. Traurig schaute Sie ihn an. Er streichelte ihr die Wange. Mutter wie Tochter nahmen die Sache weniger traumatisch hin, als man erwarten konnte. „Ich bring euch von hier weg. In die Union. Dort seit ihr in Sicherheit.“ Emilia schaute ihn skeptisch an. Kein Wunder, schließlich wusste Sie, womit ihr Mann sein Geld verdiente und für wen. Eine Flucht alla Hals über Kopf machte man nicht, wenn alles in Ordnung war.
„Was ist mit den Leuten?“, wollte Emilia wissen.
Leo schaute sich um. Frauen, Kinder, Babys, Jünglinge, Alte. Ganze Familien. Der Mischling blickte zu Garcia. „Haben wir Platz für die Leute?“
Na wunderbar. Die geflüchteten Bandenmitglieder würden sicherlich mit Verstärkung zurückkehren. Und zwei Männer in Panzeranzügen, rief sicherlich Hamma und Konsorten auf den Plan. Ganz zu schweigen von den Leuten die das inzwischen ausgerufene Kopfgeld kassieren wollten sowie diejenigen die De Witt Ihnen mit auf den Hals hetzte. Dazu noch ein tobender Machtkampf, der die Stadt verschlang. Wo Chaos und Anarchie herrschte.
„Wie viele Leute?“
Bruno überschlug kurz die Zahlen im Kopf. „60 Familien.“
Ihr Schnellboot war nicht für einen größeren Passagiertransport ausgelegt. Was nicht am Platzmangel lag, sondern am Umwelt,- und dem Lebenserhaltungssystem. In den 3 Frachträumen ihres Babys ließen sich mehr als 60 Leute unterbringen. Dann musste jedoch das Umweltsystem erweitert werden. Was mehr Energie kostete. Das Gewicht hingegen spielte eine untergeordnete Rolle. Ihr Schnellboot hob mit 3 vollgestopften Frachträumen genauso ab wie mit 60 Leuten an Bord. Das Lebenserhaltungssystem hatte begrenzte Kapazitäten. Ein besseres hatten Sie bisher nicht gebraucht. Für ihre Zwecke reichte es aus. Schließlich waren Phet und Garcia keine Humanoidschmuggler.
Was war die Alternative!?
Ihr kleines Scharmützel mit der Jünglingsbande würde Hamma zu Ohren kommen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Zokianer würde dann seine Kräfte mobilisieren, hierher kommen, Einmarschieren und notfalls jeden der Anwesenden Leute umbringen, sofern man ihm nicht sagte, wo sich Leo und Garcia aufhielten. Dieses Blut konnte und wollte der Mensch nicht an seinen Händen kleben haben. Welche Möglichkeit hatten Sie!?
Sie konnten hier bleiben und kämpfen. Dann stünden Sie auf verlorenen Posten, den auch Panzeranzüge waren Grenzen gesetzt. Ganz zu schweigen von der Tatsache der begrenzten Munition, die Ihnen zur Verfügung stand.
Die Entscheidung, sofern er je eine Wahl hatte, war getroffen. „Wir brauchen einen Landeplatz in der Nähe?“
Leo wandte sich an Bruno.
Der Mann überlegte einen Moment. „7 Blocks von hier gibt es ein ungenutztes Areal.“
„Wie groß ist es?“, hackte der Mensch nach.
„Dort stand mal ein Wohnblock.“
Musste reichen. Garcia schaltete sein Com-Gerät ein, wartete das Phet seinen Ruf entgegennahm. Die Stimme des Benieners ertönte wenige Rufzeichen später. „Ja?“
„Planänderung. Bereite das Schiff darauf vor mehr als 2 zusätzliche Passagiere aufzunehmen. Peil meine Position an. In der Nähe, ungefähr 7 Blocks weg, soll es eine Landemöglichkeit geben. Dort treffen wir uns.“
Der Beniener nahm die Planänderung kommentarlos zur Kenntnis. „Sind unterwegs, Pinky.“
Die Com-Verbindung war beendet. Pinky war ein verbreitetes galaktisches Schimpfwort für Menschen. Garcia schmunzelte lediglich. „Alles klar.“
„Die Leute sollen nur leichtes Gepäck mitnehmen. Das Nötigste. Alles andere muss hier bleiben.“, richtete Leo an Bruno. Der Mann nickte erleichtert. Sofort winkte er2 Jünglinge heran, die eigentlich in seinem Laden jobbten. Waisen. Er trug Ihnen auf den Leuten Bescheid zu sagen. Die jungen Männer eilten davon. „Gibt es jemand der mit Sturmgewehren umgehen kann?“ Dem Mischling war eine Idee kommen ihr Waffenverhältnis ein wenig aufzustocken.

***
Niemanden der 60 Leute hielt es in Sariha City . Keiner weigerte sich nicht mitzukommen. Trotzdem brauchte es 10 Minuten, bis alles soweit organisiert war, das Sie sich auf den Weg machen konnten. Neben Garcia und Leo trugen 5 Männer die unnützen Projektilgewehre der toten Bandenmitglieder. 2 Männer hingegen bekamen die Pulser in die Hand gedrückt. Damit standen 9 Männer unter Waffen. Was wahrlich kein Grund für Luftsprünge war.
Nicht wenn einem eine schwer bewaffnete Hundertschaft im Nacken saß.
Ganz zu schweigen das 9 Männer für den Schutz von 60 Frauen, Männern und Kindern zu Sorgen hatten in einer Stadt, wo an jeder Straßenecke geschossen wurde. Für eine solche Aktion hätte man einen Sturmtrupp der Unioner Marines gebraucht. Wünsche gingen für gewöhnlich nicht in Erfüllung.
Diejenigen unter den Waffenträgern, die über Erfahrung verfügten, bekamen eine Gruppe von 7 Leuten zugeteilt. Bei den Unerfahrenen unter den Waffenträgern wurden deren Gruppen zusammengelegt.
Als Erster verließ Garcia mit Bruno, der mit einem Pulser bewaffnet war, und seiner Gruppe den Durchgang. Sie liefen über die Straße, bis zur nächsten Ecke, lehnten sich gegen die zerschossene Hauswand. Der Mensch schaute um die Ecke, gab den Leuten in seiner Gruppe Anweisungen. Dann liefen 4 Leute los, während Ihnen Garcia Deckung gab. Danach folgte er mit dem Rest seiner Gruppe und war um die Ecke verschwunden.
Sie mussten sich grüppchenweise zum Landungspunkt begeben. Wenn man mit alle Mann losgegangen wäre, ließ sich die wieso schon spärliche Sicherheit kaum gewährleisten. Außerdem würde eine Menschentraube von nahezu 60 Leuten sich schwerlich verheimlichen lassen.
Die zweite Gruppe hatte einen Waffenträger, einen ehemaligen Milizionär. Er trug eine der Projektilgewehre, die die Bandenmitglieder nicht mehr benötigten. Seine Gruppe folgte der Ersten von Garcia und Bruno. Die gesplittete Gruppe eilte um die Ecke, verschwand aus dem Sichtbereich der Anderen, die darauf warteten Ihnen zu folgen.
10 Minuten später verließ die letzte Gruppe unter Leo’s Führung den Wohnblockdurchgang, kamen an die Straßenecke. Der Mischling spähte um die Ecke, suchte die Straße und Häuserfronten zwecks Scharfschützen ab. Als er sich sicher war, das es sicher war ließ Leo eine Splitgruppe losgehen, während er ihnen schussbereit Deckung gab. Danach wartete er einen Augenblick, nickte den Leuten der zweiten Splitgruppe zu, zählte bis 3 und dann gingen Sie geschlossen los.

***
„Sind unterwegs, Pinky.“, sagte Phet. Die Com-Verbindung war beendet.
Änderungen in letzter Minute konnte der Beniener überhaupt nicht ab. Solche Dinge neigten dazu die Sache nur unnötig zu verkomplizieren. Als ob einfach werden, würde von einem Planeten zu kommen, auf dem ein Machtkampf tobte, der bis ins Sonnensystem reichte. Längst war der Flugbetrieb eingestellt. Vorwiegend, weil die bisherigen Schiffe zwar abflogen, aber keine neuen ankamen. Die übrigen Charterliner waren in den letzten Zügen. An Bord kamen nur jene die sich die astronomisch teuren Tickets leisten konnten. Was trotz der Unsumme genug war, um den Raumer voll zu bekommen.
Sie hingegen mussten Ihr Fluggerät nach den Gegebenheiten konfigurieren. Phet konnte sich natürlich einen Reim darauf machen, was Garcia ihm via Com mitgeteilt hatte. Besser gesagt, was der Mensch ausließ. Wieder einmal. Ein Angriffboot wie das Ihre, das in die Jahre gekommen ist und das eine oder andere Gefecht auf dem Buckel hatte, brauchte in der Regel eine gewisse Vorlaufzeit. Ein Systemcheck musste gemacht werden. Eine Fehlerdiagnose gestartet werden. Die Triebwerke, Kompensatoren, Stabilisatoren, etc. mussten per Hand geprüft werden. Ein solcher Startvorlauf benötigte mindestens 1 Stunde. In ihrem Fall jedoch keine 5 Minuten.
Phet machte letztlich nur einen schnellen Walk-Around-Check, wie ihn Piloten von Passagierschiffen machten, weil Sie gesetzlich dazu verpflichtet waren. In der automatischen Tankanlage über die jede Parkbucht verfügte, war sogar noch etwas Sprint. Er tankte voll, bis nichts mehr aus dem Zapfhahn kam. Man wusste ja nie ob man einen vollen Tank gebrauchen konnte.
Kaum war der Beniener zurück, schloss er die Rampe, begab sich ins Cockpit, schaute auf das Display, wo eine abgespeckte Version der Systemdiagnose lief. Bisher zeigte der Computer keine fluguntauglichen Fehler an. Hier und da blinkte ein orangefarbenes Lämpchen aufdringlich. Bis Phet einige Einstellungen vornahm. Sofern das blinkende Lämpchen nicht verschwand, murmelte er etwas Unverständliches, schlug grob gegen die Armatur und ignorierte das Lämpchen mürrisch.
Eine Tonmelodie ertönte. Auf dem Display erschien das Ergebnis der Systemdiagnose. Jeweils 2 Punkte waren orange oder rot unterlegt. Alle sonstigen Punkte hatten grün.
Dajma sah, wie der Beniener auf dem Touchdisplay Eingaben machte, die einen roten Punkt orange werden ließ. Fluchend schaltete Phet das Display um, gurtete sich an, betätigte eine Reihe von Knöpfen auf der Armatur, machte Eingaben in das Touchdisplay. Kurz darauf heulten die Triebwerke auf, stotterten röhrend. Auf dem Display erschien blinkend eine Warnmeldung.
Er ignorierte die Warnmeldung und dem damit einhergehenden aufdringlichen Alarmton. „Ach.“, raunte Phet dem Display zu und gab Schub.
Das Angriffsboot begann zu zittern. Dajma rechnete jeden Moment mit dem Schlimmsten. Da hob das altersschwache Fluggerät ab. Das Zittern ging in Vibrieren über. Am stieg höher und höher, bis man über die Parkbucht gestiegen war. Die Warnmeldung hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Ebenso verklang der Alarmton.
Phet bewegte den Steuerjoystick leicht. Das Angriffsboot ging in eine Kurve, flog über den Raumhafen hinweg, auf dessen Parkdeck 3 Charterliner standen.
Sie zeigte auf den Sensor-Radar-Schirm. „Was ist das?“, fragte Dajma. Auf dem SRS war ein Radarbild der Stadt und deren Umgebung zu sehen. Außerhalb der Stad, im Rahmen der maximalen Radarreichweite klaffte ein dunkles schwarzes Loch im Radarbild.
Die Miene des Benieners verfinsterte sich.

***
Wenn in einer Stadt wie momentan Sariha City eine Gruppe Flüchtlinge durch die Straßen der umkämpften Stadt streifte, war es nur eine Frage der Zeit bis Sie beschossen wurde. Von wem auch immer. In ihrem Fall mussten Sie es mit einer Gruppe Plünderer zu tun haben. An den Männern waren keine der üblichen Gangfarben oder Uniformen zusehen, woran man Sie hätte zuordnen können.
Die Typen hatten auf der Lauer gelegen. Als die vierte Gruppe die Straße überqueren wollte, nahmen Sie sie ins Kreuzfeuer. Ihre Bewaffnung setzte sich aus Handprojektilwaffen und veralterten Sturmgewehren zusammen. 2 Mitglieder der vierten Gruppe starben im Schusshagel. Der Rest konnte sich hinter einer Panzersperre aus Stahlbeton verstecken. Die Waffenträger erwiderten den Beschuss, hinderten die Plünderer daran näher zu kommen.
Lediglich 3 Blocks waren die Flüchtenden von der Abholzone entfernt.
Die erste Gruppe hatte Sie bereits erreicht. So gut es ging errichtete man einen Verteidigungsring. Garcia ließ die Leute zurück, als die zweite Gruppe eintraf. Der Mensch ging den Weg zurück, bis zu der Stelle wo die vierte Gruppe festsaß. Aus seiner sicheren Position aus, verschaffte Garcia einen Überblick.
Die Gruppe wurde von zwei Seiten unter Beschuss genommen. Das dadurch entstandene Kreuzfeuer hinderte die Gruppe sich in Sicherheit zu bringen. Vorerst fanden Sie die hinter einer Panzersperre. Kein schlechter Ort um ein Kreuzfeuer auszuharren. Man hätte es auch deutlich schlechter treffen können.
3 Schützen machte Garcia auf der gegenüberliegenden Straße aus. Sie hatten sich eine Barrikade aus Müllcontainern geschaffen. Was die Angreifer nach allen Seiten absicherte. Ihre Mitwisser hatten sich im Erdgeschoss eines ehemaligen Geschäfts verschanzt, das Sie wahrscheinlich im Zuge des ausgebrochenen Machtkampfs geplündert hatten. Direkt Gegenüber im Haus, im 5 Stock entdeckte der Mensch einen weiteren Schützen. Von seiner Position aus hatte er einen weitreichenden Überblick über den Straßenzug in alle Richtungen. Ein Aufklärer.
Er ging ihre Optionen durch. Die restlichen Gruppen konnten den Ort umgehen. Was Zeit kostete, die Sie nicht hatten. Zumal eine weitaus größere Bedrohung hinter Ihnen her war. Dieser Angriff kostete wertvolle Zeit. Garcia wusste um Ihre Möglichkeiten sobald der Zokianer samt Söldner Sie einholte. Schwindend gering war doch optimistisch.
Angriff ist die beste Verteidigung.
Ein Zitat das gerne und häufig im Sport im Gebrauch war.
Zu recht.

***
Garcia machte kehrt, lief die Gasse entlang, stieg über das Loch in der Hauswand ein. Das Impulsgewehr im Anschlag schritt er vorsichtig die Flure entlang, immer den Finger am Abzug und allzeit bereit auf alles zu schießen, was sich bewegte. Raum für Raum. Der Beschuss der Plünderer mit den Projektilwaffen kam mit jedem Schritt näher.
Er erreichte die Hintertür zum Geschäft, indem sich die Typen verschanzten. Langsam öffnete Garcia Sie, trat in den dunklen Flur. Links und Rechts waren Türen mit unterschiedlichsten Beschriftungen. Insgesamt auf jeder Seite 3 Stück. Vorsichtig aber entschlossen schlich der Mensch vorwärts. Bis er zum Flurende kam, der das einstige Geschäft mit den Hinterräumen verband.
Er hörte die Schüsse, Gesprächsfetzen. Nichts was sich lohnte belauscht zu werden. Langsam trat Garcia über die Schwelle, nutzte den Tresen als Deckung, überprüfte seine Waffe, atmete tief durch. Den Augenblick der Feuerpause, als die Schützen ihre Projektilwaffen aufmunitionierten, nutzte er, kam hinter dem Tresen hervor, zielte auf die Schützen. „Lasst die Waffen fallen!!“
Erschrocken wandten sich die Männer um. Überrascht blickten Sie den Kerl in einem Panzeranzug an. Doch statt, wie vom Menschen gefordert, die Waffen fallen zulassen, hoben Sie diese. Garcia zögerte nicht. Da er kein kaltblütiger Mörder war, hatte er die Plünderer gewarnt. Mehr gedachte er nicht zu tun. Sein Abzugsfinger zuckte.
Das Impulsgewehr spuckte eine Reihe von kinetischen Energiebolzen aus, bevor einer der Kerle auch nur einen Schuss abgeben konnte. Sie starben. Reue empfand Garcia bei ihrem Anblick nicht. Sie hatten die Warnung ignoriert und mussten die Konsequenzen tragen.
Er nahm ihre Position ein, fand den Aufklärer wider, stellte seine Waffe auf Sperrfeuer, zielte und zog den Abzug durch. Mehr als ein Dutzend Energiebolzen schlugen in das Ziel ein. Das Mauerwerk wurde durchlöchert. Brocken regneten zu Boden. Einen solchen Beschuss überlebte niemand.
Garcia trat auf die Straße, schoss auf das letzte Nest der Plünderer, bewegte sich dabei auf die festgesetzte Gruppe zu, gab Ihnen das Los-Kommando, deckte Sie und beschoss die Angreifer mit Dauerfeuer.
Das näherkommende Pfeifen nahm der Mensch erst im letzten Moment wahr. Mörser!!
Mit einem Hechtsprung ging er hinter der Panzersperre in Deckung. Die Granate riss einen Krater in den Asphalt, warf Teerbrocken, Sand und Kies in die Luft. Garcia spürte die Erschütterung. Er kam auf die Beine, schaute sich um. Eine zweite Granate schlug in das Haus des Aufklärers ein, riss ein Loch in die Hausfront von der Größe eines Bodenfahrzeugs.
Er winkte der nächsten Gruppe zu. Die Leute rannten los. „Nicht stehen bleiben.“, rief Garcia ihnen zu. Sie taten das, was man Ihnen sagte. Ohne stehen zu bleiben, rannten Sie an ihm vorbei in die Gasse hinein.
Der Mörserbeschuss ging unvermindert weiter.
Zum Glück schien der Schütze kein Meister zu sein.
Da kam die letzte Gruppe.
Sie hatten ihn gerade passiert, als 2 Buggys in die Straße bogen. Auf dem Fahrzeuggestell waren Projektilgeschütze montiert. Die Bedienung erfolgte manuell durch einen Schützen, der im Buggy stand, geschützt durch ein gepanzertes Nest.
Anders als die Plünderer trugen diese Kerle Uniformen.
Zu wem Sie gehörten sah Garcia sofort.
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-8-

Hamma’s Männer.
Sie eröffneten das Feuer.
Ein Projektilgeschütz konnte jemanden in einem Panzeranzug aus den Schuhen hauen. Wenn man dann noch aufstehen konnte, hatte derjenige mehr Glück als Verstand gehabt. Gegen so ein Großkaliber half selbst ein moderner Panzeranzug nicht.
Garcia spürte wie die Projektile auf die Panzersperre aus Stahlbeton trafen. Die tonnenschwere, mannhohe und massive Verteidigungsbarriere erbebte unter dem Beschuss. Melonenkopfgroße Brocken wurden herausgerissen. Splitter platzten weg, wurden zu lebensgefährlichen Schrapnellen. Er lugte um die Ecke, erwiderte mehr blind als gezielt das Feuer. Doch die 3 Schuss verfehlten ihr Ziel. Sofort ging Garcia wieder in Deckung. Ein Projektil schlug neben der Panzersperre in den Asphalt ein, riss ihn auf. Ein mehr als großes Schlagloch blieb zurück.
Da trat Leo mit 5 Schützen aus der Gasse.
Die Schützen der Buggys hatten ihre Aufmerksamkeit auf Garcia und die Panzersperre gerichtet. Daher bemerkten Sie die Anderen nicht. Erst als es zu spät war.
Unvermittelt eröffneten Leo und die 5 Männer mit den Projektilwaffen das Sperrfeuer auf die Buggys.
Die Bodenfahrzeuge fanden in den Aufklärungseinheiten regulärer Streitkräfte Verwendung. Aus diesem Grund waren Sie nur leicht gepanzert. Eine verstärkte Panzerung beeinträchtigte die Fahreigenschaften erheblich. Was man bei Aufklärungseinsätzen um jeden Preis vermeiden wollte. Die Buggys galten bei den Streitkräften als Leichte Kampf-Bodenfahrzeuge.
Laut Hersteller sollte die Panzerung Beschuss aus Kleinkaliberwaffen, wie einem Handpulser, Impulsgewehr oder Projektilgewehr durchaus in der Lage sein zu widerstehen. Im Kleingedruckten stand jedoch auch, das eine regelmäßige Wartung, Pflege und Kontrolle des Fahrzeugs notwendig war. Um dem möglichen Verschleiß entgegen zu wirken.
Eine Inspektion bei einem Buggy war weder kosten,- noch zeitintensiv. Trotzdem entstanden Kosten, die den Gewinn minderten. Dementsprechend verzichtete Hamma darauf bei seinem Rüstungsfuhrpark. Andernfalls hätten seine Männer in den Buggys überlebt.
Die Projektile schlugen die spröde Panzerung. Sie richteten im Innenraum ein Blutbad unter dem Beifahrer, Fahrer und Schützen an. Die Energiebolzen schnitten sich wie ein heißes Messer durch kalte Butter. Der tote Fahrer riss leblos das Steuer rum. Worauf der Buggy gegen ein tonnenschweres Hausfassadenteil prallte, sich mehrmals überschlug und durch eine Häuserfront krachte.
Der Fahrer vom zweiten Buggy bremste ein wenig. Ihr Schütze schwenkte das Projektilgeschütz in Richtung Leo und seinen Helfern.
Diesen Moment nutzte Garcia, kam hinter der Panzersperre hervor, zielte und zog den Abzug durch. Ein Dauerregen von Energiebolzen ging über den Buggy nieder. Da schlug vor dem Fahrzeug eine Mörsergranate ein. Der Fahrer konnte nicht mehr ausweichen, selbst wenn der Mensch ihn nicht beschossen hätte. Das Fahrzeug fuhr in das große Schlagloch. Die Front wurde zusammengestaucht. Es überschlug sich einmal und blieb auf dem eingedrückten Dach liegen.
Er ging zu den Anderen.
Zusammen machten Sie sich auf den Weg zum Abholpunkt, wo ein provisorischer Verteidigungswall errichtet worden war. Kurz darauf tauchte ein Angriffstrupp von Hamma’s Söldnern auf.
Garcia schaute in den Himmel. Wo zum Teufel steckt der Kerl?
„Verfluchte Scheiße.“, hörte er jemanden sagen.
Er traute seinen Augen nicht. Hamma hatte mächtig aufgerüstet. Wie zum Teufel konnte sich der Kerl einen T-56 Panzer leisten? Das Bodenfahrzeug aus schwerem Duralpanzerstahl, mit Keramikmantel stoppte ruckartig. Das Hauptprojektilgeschütz schwenkte hydraulisch umher, blieb auf ihre Stellung ausgerichtet.
„IN DECKUNG!!“

***
Das Großkaliberprojektil schlug in den Schuttwall ein, der sich im Laufe der Jahre angehäuft hatte. Wie ein Donnerschlag war der Einschlag. Der Boden zitterte wie bei einem starken Erdbeben. Eine Wolke aus Schutt regnete auf die 60 Leute nieder, hüllte das Areal in einen feinen grauen Staubnebel.
Anders als Garcia und Leo waren die Frauen, Kinder und Männer dem Staubnebel ausgesetzt. Das Atmen war nahezu unmöglich. Man hielt sich Tücher vors Gesicht. Weinen, Husten.
Die Panzerbesatzung wartete, bis sich die Staubwolke auflöste. Sie hatten das Geschütz ein wenig gehoben. Der nächste Schuss würde mittendrin einschlagen. Der Mensch und Mischling schossen zwar aus allen Rohren, doch die Energiebolzen durchdrangen nicht mal die äußere Panzerung. Garcia wechselte die Energiezelle. Machtlos sah er dem Ende entgegen.
In sprichwörtlich letzter Sekunde platzte der T-56 in einem Feuerball auseinander. Über Ihnen tauchte das Angriffsboot auf. Die Impulsgatling spuckte in einer Salve Hunderte kinetischer Energiebolzen aus. Phet nahm die Söldner unter Beschuss, zwang Sie zum Rückzug. Der Beniener setzte zur Landung an.
Die Landungsstelzen bohrten sich in den Boden. Die Rampe öffnete sich.
„LOS!!“, rief Garcia den Leuten zu.
Zusammen mit Leo und den Schützen gaben Sie Ihnen Deckung. Den trotz des Verlusts des T-56 und der kurzweiligen Luftunterstützung setzten die Söldner nach.
Garcia betrat als Letzter die Rampe, drückte den Schließen-Button. Zusammen mit Leo ging er ins Cockpit. Wo Phet im Pilotensitz saß. Agentin Dajma saß neben dem Beniener. Der Mensch und Mischling setzten sich in die verbliebenden Sitze.
Da gewann das Angriffsboot an Höhe.
Der Machtkampf hatte Sariha City in Schutt und Asche gelegt.
Als das Angriffsboot über das Hinterland der Stadt flog, drehte sich Phet mitsamt Sitz nach hinten. „Das solltest du dir das ansehen.“ Er deutete auf den SRS.
Dort sahen Garcia und Leo einen dunklen Fleck auf dem Sensor-Radar-Schirm. Mitten im Nirgendwo von Sariha befand sich ein schwarzes Loch. Sensorische Dunkelheit wurde so was auch genannt.

***
Bruno konnte sich das schwarze Loch genauso wenig erklären, wie Garcia, Phet, Leo, Radèk oder Dajma. Dort gab es nichts außer Sand. Die Saka-Region war so trostlos wie alles auf dem Planeten außerhalb der Siedlungen. Trotzdem sorgte jemand dafür das sein Tun in einem sensorischen Loch verschwand. Keiner, weder Bruno noch Radèk hatten etwas gehört. Niemand wusste etwas darüber.
Von einer Düne aus sahen Garcia, Phet, Leo und Dajma den Grund.
Eine Kilometer große Grube lag indem schwarzen Loch. Robobagger. Raupen. Hunderte Robots hoben mitten in der Einöde mit ebenso vielen Fremdweltlern eine Tagebau ähnliche Grube aus. Am Südhang stand eine kleine Zeltsiedlung.
Garcia sah eine Menschenfrau am Rand stehen. Sie schaute gleichgültig über das Geschehen. Bei den Arbeitern handelte es überwiegend um Tanisaner und Sionsaner. Dazu kamen schwer bewaffnete Söldner. Bei der Zeltsiedlung standen Dutzende Fähren.
Mitten aus der Grube erhob sich eine Röhrenstraße, die in ein Tanklager am Grubenrand mündete. An der dortigen Tankstation lagen 2 Tankschiffe. Was auch immer aus der Grube abgepumpt wurde, floss in die Tankschiffe.
Ein Hitzeflimmern lag über dem Ganzen.
Sie hatten genug gesehen. Je länger Sie blieben, umso größer wurde das Risiko entdeckt zu werden. Und irgendwie schien es, so dass die Initiatoren etwas gegen Zuschauer hatten. „Verschwinden wir.“, sagte Garcia. Er senkte seinen Feldstecher.
Der Mensch war nicht der Einzige, der die Frau beobachtete.
Ohne irgendwelche Einwände gingen Sie schweigend die Düne herunter. Dort standen 2 Speedbikes. Dajma nahm hinter Garcia platz. Während sich Phet hinter den größeren Leo setzte. Sie fuhren los, ließen den seltsamen Ort zurück. Das Tun dort ergab keinen Sinn.
Angeblich gab es dort nichts Lohnenswertes.
Jetzt schon.
Zurück beim Angriffsboot wurden die Speedbikes verzurrt. Anschließend kehrten die 4 ins Cockpit zurück. Garcia startete das Angriffsboot.
Sie flogen vom Planeten.
Da ertönte eine Melodie.
„Hyperraumabdruck.“, meldete Phet.

***
Kurz darauf tauchte eine Signatur auf dem Sensorschirm auf. „Hmm.“, machte der Beniener grimmig.
Garcia warf einen Seitenblick auf den Sensorschirm. Die Signatur entpuppte sich als Schlachtkreuzer. Der Registrierung nach handelte es um ein Großkampfschiff der Ligaflotte. Verwundert legte sich seine Stirn in Falten. Der Schlachtkreuzer setzte direkten Kurs auf Sariha. Was hatte die Ligaflotte in der Tiefe der Randzone zu suchen?
Für eine Antwort hätten Sie bleiben müssen. Doch daran dachte niemand. Eher würde man Hamma gegenübertreten. Mit einem Schlachtkreuzer der Ligaflotte legte man sich nicht an. So sprangen Sie in den Hyperraum, ließen Sariha-System hinter sich.
Dajma wandte sich zu Leo. „Wo sind die Daten?“
Wieder lächelte der Mischling sicher.
Zusammen mit Garcia gingen die Zwei zu den Flüchtlingen im umfunktionierten Lagerraum an Bord des Angriffsboots. Leo ging mit Dajma und dem Menschen im Schlepp zu Erjcca und Emilia. Sie hatten sich einen Platz in der Mitte gesucht. „Hey.“, sagte Leo leise. Er kniete sich vor Emilia. In ihrem Schoss schlief Erjcca. Die meisten Kinder schliefen. Genau wie einige Erwachsene. „Kann ich mal ihr Kuscheltier haben?“ Ohne jenes zögern nickte Reek’s Frau.
Er nahm das Kuscheltier, wandte sich mit einem diebischen Schmunzeln zu Dajma und Garcia. Leo fingerte am flauschigen Kuscheltier herum. Bis der Mischling eine Kristallstab in der Hand hielt. „Hier.“ Er legte das Kuscheltier zurück, nickte Emilia zu, erhob sich, trat vor die Mischlingsfrau. „Dort werden Sie alles finden, was Reek ihnen versprochen hat.“
Langsam nahm Dajma den Kristallstab.
Ein alter Schmugglertrick. Da musste selbst Garcia grinsen.
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-Epilog-

Erschrocken war noch milde ausgedrückt. Regelgerecht geschockt eine weitaus bessere Umschreibung dafür was die Daten auf dem Kristallstab zur Tage förderten. Olaf Kallström, Senior Director of Department vom Vereinten Nachrichtendienst der Terra-Gvan Union, legte das Pad beiseite, lehnte sich müde in seinen Stuhl, schloss die Augen und rieb sie sich.
Die Machenschaften reichten weitaus tiefer, als bisher angenommen. Trotz der Fülle der Datensätze war es unmöglich zu sagen wie Tief. Eins war aber sicher. Hinter Centauri E Ltd., General Semper United und de Witt stand jemand weiteres. Jemand mit genug Macht um Dinge in Bewegung zu setzen, deren Ausmaß keiner Überblicken konnte bevor es zu spät war.
Inzwischen hatte sich die Lage im Sariha-System wieder normalisiert, sofern man davon sprechen konnte. Die Liga hatte interveniert. Sie entsendete einen Schlachtkreuzer, der über genügend Kampfkraft verfügte um jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken. Der Machtkampf wurde von der League Marine Group niedergeschlagen und für beendet erklärt.
Der Ligarat bewilligte ein Billionen schweres Wiederaufbauprogramm.
Der Schlachtkreuzer sowie die Marines blieben im System auf unbestimmte Zeit stationiert.
Ein Gouverneur war installiert worden.
Die Liga hatte sich das Sariha-System flux einverleibt.
Weshalb? De Witt und Konsorten waren keine Samariter. Sie taten nichts aus purer Nächstenliebe oder ohne Gegenleistung. Geschweige den Billionen in ein Sternensystem zu puppen dessen Refinanzierung zweifelhaft war.
Über die Hintergründe tappte man bisher im Dunkeln. Ein Umstand der Olaf Kallström keinesfalls behagte. Wer auch immer die Fäden in der Sache in Händen hielt beabsichtigte etwas umfassenderes und größeres, als Sicherheit und Ordnung in das Sariha-System zu bringen.
Die Abbaugrube auf Sariha, die Agentin Dajma in ihrem Bericht erwähnte, hatte sicherlich etwas damit zu tun. Bisher konnten Sie nicht Erfahrung bringen was dort abgepumpt wurde. Eine Verfolgung der Tankschiffe ergab das Sie vom Sariha-System in das Sternenreich Oclean flogen. Dort verlor sich ihre Spur. Aufgrund von fehlender Quellen.
Ihr einziger brauchbarer Informant, der Sohn des Primus, wusste nichts darüber. Er bot sich aber an ihnen diesbezügliche Informationen zu beschaffen. Ein Netzwerk aufzubauen. Damit einherging eine Geheimmission, von der niemand außer ihm wusste. Eine Genehmigung hätte er dafür niemals erhalten.
Dennoch nagte an ihm der Zweifel. Seit der Ocleaner seine Frau durch ein mysteriöses Attentat verlor, hatte sich der Mann zurückgezogen. Als Kallström ihm gegenüberstand kam er nicht umhin diesen Furcht einflößenden Glanz in den Augen zu bemerken. Der Ocleaner brannte vor Rache. Gegen wen sich die Rache richtete konnte sich der Mensch denken. Obgleich nie ermittelt werden konnte wer die Verantwortung für das Attentat trug.
Aus einem einfach Grund. Es hatte nie eine Ermittlung gegeben.
Reue diesbezüglich empfand er nicht. Scham genauso wenig. All das musste hinten anstehen. Hier ging es um die Nationale Sicherheit der Union und darüber hinaus. Ob er den Sohn des Primus je wiedersah bezweifelte Kallström.
Die Frau und Tochter des Golianers waren wie vereinbart ins Zeugenschutzprogramm gekommen. Eine Vereinbarung war eine Vereinbarung. Und Kallström war niemand der eine Vereinbarung einfach so für nichtig erklärte. Sie hatten es verdient in Sicherheit zu leben. Das Mädchen würde wohlbehütet aufwachsen.
Garcia und Phet hatten ihre Begnadigung erhalten.
Agentin Dajma bekam einen neuen Auftrag.
Die 60 Flüchtlinge von Sariha bekamen Asyl.
Viel interessanter war der Mischling, der Freund des Golianers Reek. Über ihn fand sich in ihrer Datenbank nicht ein Schnipsel. Der Mann war ein Geist, ein Schatten. Bevor man sich näher mit ihm beschäftigen konnte, verschwand Leo.
Mit dem spärlichen was Agentin Dajma über ihn Erfahrung bringen konnte, bzw. Emilia und Erjcca ihnen sagten ließ keine Verifizierung vornehmen. Ihm kam es ganz so vor, als wenn jemand ihn schützte. Wie zum Beispiel ein Geheimdienst. Oder eine nichtexistente Organisation.
Kallström schaute zum Pad.
Er mochte es gar nicht wenn man ihm dunklen ließ. Schließlich war er nicht irgendjemand.
Andererseits konnte es besser sein nicht über alles bescheid zu wissen. Ein Trugschluss, dessen war sich der Mensch im Klaren. Noch hatte er nichts in der Hand. Sobald dem so war, wusste Kallström an wen er sich wenden würde.

***
Leo brauchte nicht lange warten, bis sich jemand neben ihn auf die Parkbank setzte. Trotz des einsetzenden Herbstes herrschten angenehm milde Temperaturen. In der Nacht hingegen konnte es frostig kalt werden. Solange würde der Mischling nicht auf dem Planeten Bonn II weilen. Gleich nachdem Treffen würde er in einem Passagierschiff sitzen und vom Raumbahnhof abfliegen. Wohin wusste Leo noch nicht.
Der Grund für das Treffen war seine letzte Mission. Vor 3 Jahren war er ausgestiegen, hatte sein bisheriges Leben hinter sich gelassen. Doch die Vergangenheit hatte ihn eingeholt, als Bo ihm von Reek erzählte.
Niemand schien ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Andernfalls hätte das Treffen ein jähes Ende gefunden.
Der Mann neben ihm machte nicht den Eindruck als würde man sich kennen. Man konnte ihn für einen der vielen Parkbesucher halten. Genau wie Leo. Doch dem war nicht so. Felix Essien, Generalinspektor der Vereinten Terra-Gvan Streitkräfte, Vorsitzender der Unioner Delegation in einem geheimen Allianzrat, saß neben dem Mischling. Er reichte seinem Sitznachbar unscheinbar ein Pad. „Wie es scheint, stecken Frau Holm und ihre Partner hinter dem Machtkampf auf Sariha.“, begann Essien zu erzählen.
Er aktivierte das Pad, schaute sich den Inhalt an. „Zu welchem Zweck?“, fragte Leo.
„Damit die Liga eine Legitimation hat, um zu intervenieren.“
„Seit wann braucht De Witt eine Legitimation!“
Ein Sekunden Schmunzeln erschien auf Essien’s Gesicht. „Unter dem Schutzmantel der Liga können Sie auf Sariha in aller Ruhe flüssiges Trillicium fördern.“
Leo schaute seinen ehemaligen Vorgesetzten an. Eigentlich nahm er an im Physikunterricht aufgepasst zu haben. Es gab zwei Arten von Trillicium. Fest und Flüssig. Trilliciumerz (Trillicium I) war gefragter Rohstoff, mit dem ein Vermögen verdienen konnte, sofern man eine Ader fand. Flüssiges Trillicium hatte den Nachteil äußerst instabil zu sein. Außerdem war Trillicium II (die Bezeichnung für die flüssige Form) neben seiner Instabilität sehr gefährlich, da es bisher keine Möglichkeit der Stabilisierung gab. Ein Tropfen reichte aus um eine gewaltige Energiemenge, in Form eine riesige Explosion, zu verursachen. Kein bisher entwickeltes Stabilisierungsverfahren konnte daran etwas ändern. Daher war die Förderung von Trillicium II in einer Vielzahl von Sternennationen verboten. „Wie ist das möglich?“
Das wüsste der Allianzrat auch gerne. „Mr De Witt scheint ein brauchbares Stabilisierungsverfahren entwickelt zu haben mit dem es möglich ist flüssiges Trillicium zu fördern.“
Trillicium, vor allem die flüssige Art, besaß Energiewerte jenseits von Gut und Böse. Die zivile wie militärische Nutzung wäre ein Quantensprung. Fusionsreaktoren oder Kraftwerke wären überflüssig. Eine neue noch vernichtendere Generation von Waffen entstünde.
„Wie will er es verwenden?“
Essien warf einen Blick auf das Pad. Schweigend sah er wie Leo auf die entsprechende Datei im Pad zugriff. Auf dem Touchschirm erschien eine technische Zeichnung eines mit Trillicium II betriebenen Reaktorblocks. Eine Vergleichsabbildung hatte die Korvette VF Julius von den Sternentorblocks gemacht, die die Gmah dazu verwendeten um eine Raum-Zeit-Brücke zu öffnen. Das andere Ende dieser Raum-Zeit-Brücke hatte den Aufzeichnungen zur Folge im Sol-System gelegen. Dort lag die Erde, die eigentliche Heimatwelt der Menschheit.
Leo schaute den schwarzen Menschen an. Den Schock sah man dem Mischling an.
Mit Trillicium II betriebene Blockreaktoren konnten die Gmah ein permanent offenes Sternentor schaffen. Die daraus entstehende Energieblase konnte von keiner Waffe durchdrungen werden. Bei einem Rammversuch würde die enorme dichte der Energieblase jedes Raumschiff in kleine Häppchen schneiden.
Ihm wurde bei dem Gedanken das so was machbar ist speiübel.
Dass bedeutete nämlich das Ende.
„Aus Reek’s Daten geht nicht hervor ob man noch in der Planungs-, Entwicklungs- oder Testphase ist.“, sagte Essien schließlich. „Wir müssen wissen wieweit Sie sind und wo sich das Testgebiet befindet.“ Der Grund warum er das sagte war offensichtlich. Der Mischling neben ihm gehörte trotz seines Ausscheidens weiterhin zu den besten seiner Agenten. Ein Krieg war unausweichlicher den je.
„Und ich soll das für Sie rausfinden, Felix?“, entgegnete Leo grimmig.
Essien ließ sich nichts anmerken. „Ja.“ So lagen die Dinge nun mal. Er gab Leo einen Umschlag, nahm dafür das Pad wieder an sich, schaute sich um. Wort, und Grußlos stand Essien auf. Der Mensch setzte seinen scheinbaren Spaziergang fort.
Leo schaute ihm hinterher. Dann blickte er zum Umschlag der neben ihm lag.
Als ob ihm eine Wahl blieb.
______________________________________________________

-Ende-
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