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Windverweht - Sturmgedanken in Fünf Akten

Nachdenkliches · Poetisches · Experimentelles
Der Spiegeltraum


Windverweht
die Reste
eines Spiegeltraumes,
ferne mir und doch so nahe.
Brennt es sich tief
in meine Gedanken
und hinterlässt
dort Spuren,
wie von einem
Feuerrad.
Treibt die Gedanken fort
und verbrennt sie
in heller Glut
des kreativen Geistes
eines Weltenträumers.

________________________________________


Die stummen Zeugen


Stumm stehen die Zeugen,
die uralten Bäume
um den halbverfallenen
Brunnen herum und
staunen leise
über all die
schnelllebigen Menschen,
die hier vorübergehen.
Doch unter der Rinde,
tief im Wurzelgeflecht
dem aller ersten,
da liegt der Traum
vom Keimen,
vom allerersten Blatt,
der kühlen Erde
und dem ersten Sonnenstrahl,
der Wärme in das Holz
getragen hat.

________________________________________


Die Fallenstellerin


Ferne, in einem Regenbogen
von tausend Gerüchen,
schwebt ein Spinnennetz,
das wie geronnenes Licht erglüht,
als die Sonne es sacht berührt.
Die darin gefangen Tautropfen
glitzern wie Diamanten
und die Augen
trinken sich daran satt.
So friedvoll
still und schön
dieses Gebilde
aus zarten Fäden
anmuten möchte,
so ist es doch
eine tödliche Falle
und sie,
die Fallenstellerin
sitzt still und dunkel
hinter einem Blatt.

___________________________________________


Der Sternenzauber


Windverweht
die in bunte Farben
gemalte Herbstblätter
an den Bäumen.
Letzte Goldgetünchte Felder,
andere schon abgeerntet,
kahlgeschlagen, leer und
dunkle Erde umgegraben.
Spinnenfäden wie
Altfrauenhaar
glitzern silbrig
in der tiefer stehenden Sonne
und werfen einen Hauch
von Sternenzauber
über feuchte Wiesen.
Dort am Bach,
der hell lachend
über Steine springt,
sich dem Flusse entgegenwirkt
um schließlich sich
mit den Wassern einen,
im tiefen blauen Ozean.

___________________________________________


Die Weltenformer


Nur ein Tropfen steter Schlag
höhlt sanft aus den harten Stein.
Windverweht
der Sand der Wüste,
formt mit steter Gleichmütigkeit
die Felsen zu bizarren Formen,
in denen sich Licht
und Schatten fangen,
um dem harten Fels selbst
fremdartiges Leben
einzuhauchen.
So sind Sand, Wind und Wasser
doch die steten Weltenformer
und zeigen uns, dass stetig wirken,
auch im Kleinen Großes wirkt.

Windverweht,
ja windverweht
sind alle Gedanken,
nur die Sinne
bleiben übrig
und erfahren still
das Leben selbst.


©Anariel 23.09.2008
 
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Kommentare  

Hallo Jochen,
es freut mich, dass du solchen Gefallen daran findest. Schön, dass ich die Bilder gut rüberbringen konnte.

Liebe Petra,
wie schön, dass es auch dir gefällt und ich dir ein wenig Wind habe bringen dürfen.

Huhu Michael,
ich bin erfreut, dass ich auch dir habe Bilder malen können. Es freut mich, das die Kraft hinter den Worten zu erkennen ist.

Hallo Doska,
Wie schön, dass auch du Gefallen daran gefunden hast. Ürsprünglich war es ein einziges Gedicht, dass ich dann auf einen Tipp hin aufgeteilt habe. Da es aber trozdem noch zusammengehört, hab ich es zusammen rein.

Liebe Hertless,
wie schön, dass es auch dir gefällt.
Hmmm....nicht neidisch sein, ich hab ja auch bestimmt viel mehr Übung als du. Bleib du nur am Ball, dann kriegst du auch irgendwann sowas hin.

In diesem Fall habe ich es übrigens einfach fließen lassen und die Zeilenumbrüche erst anschließend gesetzt.


Liebe Grüße


Tis-Anariel (16.10.2010)

Sehr schön *_* Ich beneide dich Anariel^^ Ich will auch so gutes schaffen :O)

Heartless Heart (15.10.2010)

Naturgewalten, du beschreibst sie immer so schön. Hier sind fünf Gedichte, eines schöner als das andere. Ich kann nur sagen, spitzenmäßig!

doska (15.10.2010)

Hallo Anariel,

Gedichte vom Feinsten!

Von stürmischen Zeiten hast du ein tolles Bild gezeichnet und diese mit genialen kraftvollen Worten wiedergegeben.

LG. Michael


Michael Brushwood (15.10.2010)

Wow, da saust einem der Wind um die Ohren. Natur pur, sehr gelungen!

Petra (15.10.2010)

Die sind ja wirklich beeindruckend, deine fünf Sturmgedanken. Wortgewaltig, bildstark, stürmisch eben!

Jochen (13.10.2010)

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