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Anstatt einer Grabrede für eine Freundin in Norwegen

Poetisches · Schauriges · Experimentelles
Durch eine Schlucht alter, feuchter Bäume bewegt sich dieser Fremde
Der Wald atmet und Blumen blühen für Bienen und Schmetterlinge
Ein müder Tramp steht an der Kreuzung
und hofft auf freundliche Menschen

Seine Lungen streicheln den frierenden Wind
und eine Seele fällt in tiefe Traurigkeit
die Sonne wird von trüben Wolken verdeckt
kalter Hauch spuckt voller Ignoranz auf den Asphalt

Dort auf der anderen Straßenseite liegt eine schneeweiße Katze
Ihr Fell ist noch ganz warm
Der Wanderer sieht einen kleinen Tropfen Blut an ihrer Schnauze
Starr und Steif liegt sie da
und ist schon auf dem Weg zum Erlöser

Starr und Steif

Der Reisende will eine Grabrede schreiben
doch der Teufel hat ihm die Tinte gestohlen
klagende Grillen zirpen
nirgendwo hören wir Vögel singen

Starr und Steif

Die dröhnenden Motoren der Fahrzeuge
rauschen durch die grüne Natur
eine Tramper steht verloren in der Schwebenden Zeit
und fragt sich warum er noch lebt
mit ein paar Zweigen beerdigt er die Katze

Starr und Steif
Tränen

Ein Verlorener läuft der Sonne entgegen
auf dem Weg zu einem Gerichtsverfahren
wo die Mörder aufgefordert werden
ein bisschen besser aufzupassen

Starr und Steif
Tränen
Regen

Wie lange wird es noch dauern
bis sich einige oberpriviligierte Herrscher
einen zweiten Kopf auf den Rumpf geschraubt haben

Starr und Steif
Tränen
Regen

Jeder Tod von normalen Sterblichen
ist dann nur noch eine winzige Notiz
in den Magazinen
Menschen mit nur einem Kopf sterben zu Tausenden
auf den Straßen
Kreaturen wie wir haben keinen Überlebenstrieb mehr

Starr und Steif

Unsere Knochen werden von mitleidigen Zweiköpfen
zusammen mit den Gebeinen der Haustiere verscharrt
die Geier und Ratten haben allerdings Angst uns zu schlürfen
selbst als Leichen sind wir noch giftig

Starr und Steif
Tränen
Regen

Nach unserem Dahinscheiden werden wir als Düngemittel
für spätere Wesen benutzt
und Jesus mit seinem besten Freund
dem heiligen Geist, hat die Macht übernommen
nachdem beide für all unsere Sünden gesteinigt wurden

Starr und Steif
Tränen
Regen

Gevatter Über Gott reißt dem Adam und seiner ersten
Frau Lilith
die Eier und Stöcke aus dem Körper
eine schneeweiße Katze hatte ihn darum gebeten
denn dieser samen sei todbringend

Starr und Steif
Tränen

Winter

Starr
 
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Kommentare  

Hallo Doska, auch dir vielen Dank für den Kommentar. hat mich gefreut, dass dir mein kleines Gedicht gefallen hat.
Beste Grüße


Jürgen Hellweg (14.11.2010)

Hallo Tis-Anariel, wirklich interessant, wie der Tod eines Tieres, hier eine Katze, dort, in einem anderen Gedicht von mir, ein Hund, soviel Anteilnahme
bekommt. Vieleicht ist ja doch noch nicht alles verloren. herzlichen Dank für deinen Kommentar. beste Grüße


Jürgen Hellweg (14.11.2010)

Na, da kann ich ja froh sein, dass ich den Unfalltod eines solch armen Katzentieres noch nicht miterleben musste. Ein angefahrener Igel hat mir schon gereicht, den man nicht mehr retten konnte. Aber es gibt auch Leute mit Gewissen. Mir ist jemand bekannt, der zwar einen jungen Rehbock anfuhr, den aber sofort in ein Klinikum brachte. Dem Tier musste dort ein Bein amputiert werden, aber es bekam eine sehr gute Prothese verpasst. Der Mann nahm den Rehbock bei sich auf, kaufte noch ein Reh dazu und die Beiden blieben auf seinem großen Grundstück und wurden sehr gut versorgt, bis an ihr Lebensende.
Aber das ist die Ausnahme. In unserer Welt ist für Tiere kaum Platz und es ist gut, dass du die Menschen mit diesem Gedicht, darauf aufmerksam machst. Hat mir sehr gefallen.


doska (12.11.2010)

Ja ein trauriger, ein wütender Text.
Sagt auch mir zu.

Ich musste diesen Sommer hier von meinem Balkon aus zusehen, wie ein hübscher, schwarzer Kater totgefahren wurde, mitten im Dorf(!), von irgendso nem Urlauber, der dann auch noch frecherweise kurz stehenblieb, nur um so schneller weiterzufahren.
Und Katzen sind ja meist nicht sofort tot, weil sie so verdammt zäh sind. Diese hier auch nicht, hat sich auch noch mindestens zwei oder drei Minuten gewunden.
Das schlimme daran war, es hat keinen wirklich gekümmert. Nicht mal den Besitzer(Bauernhof).

Am Ende hab ich das arme Wesen von der Straße geholt und an nem schönen Ort eingegraben. Es tat mir so unendlich leid!


Tis-Anariel (12.11.2010)

hallo Petra und Hallo Jochen,es freut mich sehr, dass euch mein kleines Gedicht über die Trauer und Wut gut gefallen hat...DANKE...beste Grüße

Jürgen Hellweg (11.11.2010)

Ach, das arme Katzele. Ich kann deine Gedanken verstehen.

Petra (11.11.2010)

Ein sehr trauriges und klares Gedicht. Die Gedanken eines Trampers über eine tot gefahrene Katze. Hat mir gut gefallen.

Jochen (11.11.2010)

Hey Pia, herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie viel tote Katzen ich auf meinen Reisen gesehen habe.Und immer war ich so traurig. Wurde mal Zeit ihnen ein kleines Denkmal zu setzen. Beste Grüße...

Jürgen Hellweg (09.11.2010)

Hallo Jürgen,
sehr traurig und bewegend. Wenn ich irgendwo eine überfahrene Katze auf der Straße sehe, denke ich immer: hoffentlich vermisst dich auch jemand - oder vielleicht besser nicht....?

Liebe Grüße DublinerTinte


Pia Dublin (09.11.2010)

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