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Götter...Götzen und der große Schlaf...

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
...die beiden alten Männer spazieren alles andere als
wendig über den mit dreckigem Laub übersäten Waldboden.
Augenscheinlich ohne eine Ziel laufen die beiden immer tiefer in den Wald, sehr lebhaft mit den Händen herumfuchtelnd.
Dann bleiben sie stehen, an einem rechteckigen Platz, der wohl einmal eingezäunt sein musste. Reste von Stacheldraht kann ich dort erkennen.
"Wie warm der Boden doch war, und dieser Sing Sang, kaum zu vernehmen. Dabei war es Winter und aus meinem Mund dampfte es auch."
Der andere schüttelte angewidert den Kopf:" Darf gar nicht daran denken, ich habe gezittert, hatte Angst und trotzdem haben wir uns auf den Boden gelegt und es gespürt. Ja noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, mir dreht sich der Magen um und ich will gleich an etwas anderes denken."
" Aber nun komm, wir haben nichts mehr zu verlieren.Los jetzt, legen wir uns genau hier wieder hin."
"Bist du sicher, es ist alles so modrig hier. Aber sieh, der Boden dampft schon wieder und hörst du den leisen Sing Sang?"
Der andere Alte liegt schon in der Mitte des Platzes
und atmet tief durch.
Diese beiden alten Verlorenen liegen nun schon über eine Stunde auf dem dampfenden Waldboden und regen sich nicht mehr.


Wer ich bin ?
Ein lebendiger Baum, von dem hier aber nicht die Rede ist. All mein Saft ist schon angezapft von meinen unterirdischen Brüdern. Da wo unser Geist und unsere Seele den Winter über schlafen.
Mit denen da drüben haben wir nichts zu tun. Denn wir werden im Frühling unseren Saft zurückholen und die grünen BLätter werden es uns danken.

Und die da?
Die werden nach der dunklen Jahreszeit auch unten liegen, wie die 23 Kinder und der Pfaffe und die Raben.
Aber ohne Saft und vor allen Dingen ohne Kraft.
Und deren Geist und Seele sind gefangen in den Tiefen der Mutter Erde, wo Licht und Schatten erarbeitet werden müssen.


Eine scharfe Blende !


Das kleine Dorf ist mitten in den Wald gebaut. Etwas außerhalb steht die verfallene Kirche. Der Name des Dorfes ist Altenbeken und liegt etwa 39 Kilometer von Paderborn in Westfalen entfert.
Eine tiefschwarze Nacht umhüllt den Ort. In den Häusern sind kaum Lichter zu erkennen.
Der alte Pfaffe, leicht gebückt, schlurft durch die engen Gassen, in der einen Hand einen großen, im Licht der Laterne schimmernden Dolch. In der anderen Hand eine nicht mehr weiße, eher graue, Kerze, die dem buckligen Pfarrer schwer zu schaffen macht.
Endlich an der Kirche angelangt, setzt er sich auf die brüchigen Stufen und geht noch einmal in sich.
Die Kerze wird angezündet und neben den großen kalten Altar gestellt.
Der ist mit einem purpurnen Laken umschlungen, aber es sieht weder feierlich noch christlich aus.
Jetzt geht der Geistliche herunter in die kellerartigen Gewölbe, wo er dieses erbärmliche Wimmern hört.
In der äußersten Ecke einer dunklen Kammer liegen oder kauern 23 Kinder. Um sie herum piepsen und schreien Ratten, Kakerlaken und Fledermäuse.
Es ist sehr kalt hier unten und es ist Winter.
Der alte Pfaffe reißt eines der Kinder aus der Gruppe und schleppt es hoch zu dem notdürftig hergerichteten
Altar. Mit ein paar Schnüren wird die Kleine an den kalten Stein gebunden. Kein Laut kommt aus der Kehle des Kindes.
Der Alte kniet sich hernieder und fängt einen grauenerregenden Sing Sang an zu schreien, wobei er mit dem Oberkörper heftigst hin und her wirbelt. Dann wird es gespenstisch still.
Er steht auf, nimmt den im Mondesschein schimmernden Dolch und treibt ihn in die Mitte des kleinen Körpers.
Nichts regt sich. Dann kommt ein leichtes Zittern aus dem nun leblosen Kind, und die Zeit steht für einen Moent still.
Ein markerschütternder Schrei und 1000 Blitze regnen nun über das kleine Dorf herab. Grollende Winde drücken das alte Gemäuer in die Tiefe eines ekelerregenden tiefen Lochs.
Aus dem Maul der Erde klaffen nur ein paar Knochen und das Loch schließt sich, wird zum Grab der Menschen aus diesem verdammten Dorf.

Ein sehr scharfer Schnitt !

500 Jahre später.
Leichtfüßig und sehr wendig laufen die beiden jungen Männer immer tiefer in den Wald hinein. Sie johlen, jauchzen und springen, um sich warm zu halten, vor der Kälte und vieleicht vor der Angst.
...sehr lebhaft mit den Händen herumfuchteln...
Später werden sie ein bisschen ernster und unterhalten sich über die Natur und die Bäume.
" Natürlich sind die Bäume Lebewesen, mit Seele und Geist und der Harz ist das Blut. Davon bin ich fest überzeugt", sagt der kleinere, dem die eine Seite des Gesichtes mit einem Bart zugewachsen ist, derweil die andere Seite rasiert ist. Es spiegele seine Schizophrenie wieder, wird er nicht müde zu erklären.
Nachdenklich und sehr nervös erwidert Rafael:"Natürlich leben die Bäume. Aber ich glaube nicht, dass sie eine Seele haben, so wie wir Menschen."
Vieleicht nicht so wie wir Menschen, aber sie töten sich ja auch nicht gegenseitig," entgegnet Professor Sensible.
" Ha Ha , wie denn auch du Dummkopf, können sich ja nicht von der Stelle bewegen!"
"Wer weiß, vieleicht doch, in der Nacht, wenn wir es nicht sehen."
Auf einmal stehen sie vor einer rechteckigen Lichtung, etwas so groß, dass eine Kirche mit Garten darauf Platz hätte. Eine Umzäunung macht die Sache jetzt interessant für die beiden Freunde.
Schnell merken sie, dass es sogar ein elektrischer Zaun ist.
Unglaublich !
Sie überwinden den nicht sehr hohen Zaun und stehen inmitten dieses seltsamen Platzes.
Rafael spürt in der Magengegend ein warmes, nicht erklärbares Rauschen. Und beide glauben, einen sehr leisen Sing Sang zu hören. Der Boden dampft, weil warme Strahlen hervorbrechen.
Professor Sensible legt sich sofort in die Mitte der Lichtung und gibt Rafael ein Zeichen, das gleiche zu tun. Beide Körper liegen auf diesem unheiligen Platz
und eine heisse Stimmung wird ihnen eingeflösst.
Außerirdische Beobachter können gerade noch sehen, wie
violette Nebel entweichen, aus den stundenlang zitternden Freunden.

Die Seele und der Geist sind mit Sicherheit verloren im Gedenken und Glauben an einen Heiligen oder irgendeinem Übervater oder einem Propheten mit dem Namen...Jesus Christus...

ENDE
AUS
AMEN
 
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Kommentare  

Sehr düster schwarz-weiß und atmosphärisch. Alles endet dort auf einem Friedhof, tote kleine Kinder und alte Männer, die sich ins Grab sehnen.
Liebe Grüße DublinerTinte


Pia Dublin (11.02.2012)

Hallo Gerald, herzlichen Dank für deine positive Bewertung meiner...ähh...is schon ne Horror Geschichte, wenn sie gruselig und spannend rübergekommen ist. dannn freut mich das...aber den Surrealismus habe ich doch weitgehenst rausgelassen...DANKE...beste Grüße...

Jürgen Hellweg (19.01.2012)

Wirkt irgendwie surrealistisch, aber auch spannend und zugleich gruselig.

Gerald W. (17.01.2012)

Tja,liebe Petra, die beiden leiden nicht.Sie sind ein bisschen zu weit gegangen in ihrer Neugierde. Diese Stätte ist sehr unheilig ja geardezu verhext. Die Geschichte mit den beiden ist wahr. Mir und einem Freund ist es passiert, dort im Wald in Altenbeken.Wir haben uns da hingelegt und brannten innerlich. Bin dann ins Archiv nach Paderborn und musste lesen, dass auf diesem Platz wohl einmal eine Kirche plus diesem alten Dorf existierte.Aus dieser mysteriösen Geschichte habe ich dann meine kleine geschrieben. In der tat unheimlich...beste Grüße

Jürgen Hellweg (14.01.2012)

Spannende unheimliche Kurzgeschichte. Doch die Frage ist, was mit diesen beiden los ist, dass sie so leiden müssen. Ein bisschen kann ich mir ja vielleicht auch die Antwort selber geben. Womöglich weil diese Stätte verhext ist oder was hast du dir dabei gedacht?

Petra (14.01.2012)

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