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Ein Ausflug nach Saturnia (Unser italienischer Sommer Teil 8)

Romane/Serien · Romantisches
Wir saßen bei Benedetta und Mario auf der Terrasse unter dem großen Sonnensegel. Eva hatte Tommaso auf dem Schoß und ich Tabea. Beide brabbelten munter vor sich hin. Sie waren wieder ein Stück gewachsen.
Benedetta beobachtete uns mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck. „Es wird Zeit, meint ihr nicht? Ihr wollt doch ein Baby, oder?“
„Bis jetzt hat es noch nicht geklappt“ meinte Eva und schaute mich sehnsüchtig an.
„Wir arbeiten aber dran“ versicherte ich und erzählte den Beiden von unserem Ausflug ans Meer.
„Da habt ihr aber mächtig Glück gehabt, dass der Polizist beide Augen zugedrückt hat. Im Allgemeinen sind sie nämlich sehr streng. Das nackt baden hätte teuer werden können.“ Mario schaute uns ernst an, aber ein Lächeln stahl sich in seine Augenwinkel. Dann lachte er laut auf.

„Komisch, dass der Tee noch nicht geholfen hat“ grinste Benedetta und schaute mich versonnen lächelnd an.
„Ihr schlaft heute Abend ja oben in eurem alten Zimmer. Und ich koche dir noch mal einen Tee Peter.“
„Schau nur wie selig Tabea schläft. Du wärst ein guter Papa.“
Die Kleine hatte sich angekuschelt und schlief mit ihrem Daumen im Mund.

Dann wechselten wir das Thema.
„Wir frühstücken morgen noch ausgiebig, dann warten wir bis Paola und Bruno kommen. Ich denke gegen 11 Uhr können wir losfahren.“
Dann drohte Mario seiner Benedetta und Eva mit dem Finger.
„Denkt daran, dass ihr euch nur züchtige Badeanzüge mitnehmt, sonst werdet ihr noch als Hexen verbrannt. Das Publikum in Saturnia ist konservativer als am Meer.“

Wir lachten und tranken noch ein Glas von Marios Hauswein. Es war etwas frisch geworden und wir hängten uns leichte Jacken um. Die Lampions schaukelten im leichten Abendwind, der uns eine Brise voller Kräuteraromen mitbrachte.

„Ich bringe erst mal die Kleinen ins Bett. Kommst du mit Eva?“
Eva nahm mir Tabea ab und Benedetta hielt Tommaso im Arm. Dann schlenderten die Zwei ins Haus.
„Bei euch ist aber alles in Ordnung?“ Mario fasste mich am Arm und schaute mich mit ernsten Augen an.
„Ja, wir waren noch nie so entspannt wie die letzten Tage. Wir bekommen gar nicht genug voneinander. Wir brauchen uns nur anschauen und haben Lust aufeinander.“ Entgegnete ich ihm.
„Ich weiß auch nicht woran es liegt. Montag kommen die Möbel fürs Kinderzimmer, die müsst ihr euch anschauen. Eva arbeitet jetzt seit zwei Wochen und die Arbeit gefällt ihr, die Kollegen haben sie herzlich aufgenommen.“
„Denkt einfach mal nicht dran. Bei uns hat es auch Monate gedauert, bis Benedetta schwanger war. Sie hat sogar schon zur Heiligen Katharina gebetet. Und wie du siehst hat es geklappt. Schau dir nur unsere zwei Süßen an.“

Benedetta warf Mario einen Blick zu, dann setzten sie sich wieder zu uns. Eva kuschelte ihren Kopf an meine Schulter und seufzte, dann schaute sie mich an und lächelte. Ihre Augen schimmerten feucht. Eva hatte geweint. Also hatten sie und Benedetta offensichtlich das gleiche Thema besprochen. Ich strich ihr über den Kopf und wischte ihr mit meinem Taschentuch die Tränen aus den Augenwinkeln.

Mario parkte den Wagen unterhalb der Thermen auf dem großen Parkplatz. Er hatte Brunos Taxibus bekommen, weil Paola und Bruno heute auf die Kleinen aufpassten. Wir konnten uns hinten im Wagen umziehen. Die Badeanzüge unserer Frauen waren alles andere als züchtig, zwar keine Strings, aber so raffiniert geschnittene Einteiler, dass ihnen die Blicke der Männer sicher waren. Mario und ich trugen jeder eine knappe schwarze Badehose. Dann zogen wir uns die Badeschlappen und die Bademäntel über, nahmen unsere Handtücher und gingen den Weg zu den Terrassen hoch.

„Lass uns zu den Cascate del Gorello hinaufgehen. Dort ist es viel urtümlicher.“
Wir suchten uns eine der höhergelegenen, nicht so bevölkerten, Stufen aus und legten die Bademäntel auf einen trockenen Platz am Rande des Beckens. Dann stiegen wir vorsichtig ins Wasser. Es war ziemlich warm, Körpertemperatur, und es roch leicht nach faulen Eiern. Wir setzten uns hin und ließen uns von dem Heilwasser umspülen. Es entspannte wunderbar und wir hingen unseren Gedanken nach.
„Saturnia soll der erste Ort in der Toscana sein, der in grauer Vorzeit besiedelt wurde. Schon die Etrusker und die Römer haben hier Heilung und Entspannung gesucht.“ Mario streichelte Benedettas Gesicht und spöttelte „ Meine Professoressa ist in ihrem Element, schließlich hat sie Geschichte studiert.“ Dann küsst er seine Schöne.

Wir spürten die heilende und entspannende Wirkung im ganzen Körper. Ich beobachtete die anderen Badenden. Es waren meist ältere Paare. Eine alte Frau, offensichtlich eine Bäuerin, hatte ihren langen blauen Rock gerafft und stand bis zu den Knien im Wasser wo sie langsam auf und ab ging. Ein alter Mann, vielleicht ihr Mann, hatte die Hosenbeine hochgekrempelt und folgte ihr. Sein von langjähriger Arbeit unter der Sonne braungebranntes Gesicht stand in seltsamen Kontrast zu seinem bleichen, weißen Oberkörper. Neben dem Gesicht hatten nur Unterarme, Hände und Nacken Farbe angenommen.
Benedetta hatte mich beobachtet, sie lächelte und meinte:
„Er hat bestimmt auch einmal regalami il cielo amore zu ihr gesagt. Schau nur, wie verliebt sie einander ansehen.“
„Also ich schaue auch bald so aus, wie die Bäuerin. Schau meine Hände sind wie verwelkt“, lachte Eva und hielt mir ihre Hände hin.
„Ich glaube auch, wir sollten langsam wieder aufbrechen. Außerdem knurrt mein Magen schon seit einer Weile“, ließ Mario mit geschlossenen Augen verlauten.
„Du darfst uns auch zum Essen einladen.“ Benedetta schmunzelte und fuhr ihrem Mario zärtlich über den Arm.
Wir erhoben uns und stiegen aus dem Sinterbecken.
„Schau nur Peter, wie schön unsere Frauen doch sind.“ Wir sahen den Beiden in ihren so raffiniert geschnittenen und verführerischen Badeanzügen hinterher und mussten beide seufzen.
Eva und Benedetta drehten sich um und meinten, nachdem sie uns von Kopf bis Fuß gemustert hatten
„Wir können uns aber auch nicht beklagen. Wollt ihr nicht auch einmal vorgehen?“
Wir frottierten uns ab, fuhren in unsere Bademäntel und Latschen und stiegen den schmalen Weg zum Parkplatz hinunter.
Während Benedetta und Eva aus ihren Badenanzügen schlüpften und sich abtrockneten, gaben wir Männer ihnen Sichtschutz. Dann übernahmen die Zwei dasselbe auch für uns. Schnell waren wir wieder landfein. Mario setzte sich ans Steuer und wir fuhren an Roselle vorbei, wo Ausgrabungen stattfinden. Ein sehr warmer Wind wehte über den Hügel. „Das ist der Libeccio, der kommt aus der afrikanischen Wüste.“

„Ich habe eine Überraschung. Wir machen einen kleinen Schlenker und essen im Terzio Cerchio in Istia d`Ombrone.“
Und Benedetta fügte an,
„Das Lokal ist nach Dantes drittem Kreis der Hölle benannt, nach der Völlerei. Heute Abend bringen wir alle ein Kilo mehr auf die Waage, mindestens.“
Sie lachte, während Mario von der Hauptstrasse abbog und ein paar Kilometer zurückfuhr.

Am Eingang des Lokals zahlte Mario für uns alle einen Pauschalpreis.
„Ihr könnt essen so viel ihr wollt und euch eure Teller immer wieder aufladen. Es gibt eine große Auswahl der köstlichsten Leckereien, also lasst Platz in euren Mägen.“
Wir bekamen einen Tisch auf der Terrasse und ließen uns nieder.
„Trinkt ihr nur einen der wunderbaren Weine“, meinte Benedetta „ich habe mich während der Schwangerschaft so ans Mineralwasser gewöhnt. Das macht mir nichts aus. Oh entschuldige Liebes, ich wollte dir nicht wehtun.“ Benedetta legte Eva die Hand auf die Schulter. Doch Eva schüttelte nur den Kopf und lächelte.
„Ich habe Peterls Papa gesagt, dass er nächstes Jahr Großvater wird und das Versprechen halte ich. Und ihr zwei werdet Paten.“ Eva drückte ganz fest meine Hand. Sie hatte sich die Nacht in meinen Armen in den Schlaf geweint.

„So und jetzt habe ich Hunger wie eine Bärin.“ Eva schob ihren Stuhl zurück und fasste meinen Oberarm. „Komm mit mein Liebster, du musst bei Kräften bleiben.“
Gemeinsam wählten wir aus den Leckereien aus und nahmen unsere voll geladenen Teller mit zurück. Mario hatte währenddessen den Wein eingegossen. Jetzt gingen die Beiden auch, um sich mit den Köstlichkeiten zu versorgen.
„Ich habs deinem Papa versprochen“ sagte meine Schöne noch einmal tapfer zu mir und gab mir einen dicken Kuss. Sie hatte einen Moment Mühe, die Tränen zurück zu halten.
Eva war sehr bedrückt, dass sie nicht schwanger wurde. Wir waren vor zwei Wochen schon in Siena bei Evas Gynäkologen gewesen. Der hatte Eva gründlich untersucht und auch mit mir Tests durchgeführt. „Mit ihnen ist alles in Ordnung. Sie sind beide beneidenswert gesund. Nur Geduld, sie sind in einer völlig neuen Umgebung. Der Körper muss sich akklimatisieren. Sie müssen nur Geduld haben und ganz entspannt sein.“
Die Schwester hatte Eva noch auf die Seite genommen und gesagt, sie solle zur heiligen Katharina beten, das hätte bei ihr auch geholfen.

Eva lächelte wieder und prostete uns zu. Das Essen schmeckte hervorragend und wir aßen mit großem Appetit bis ich stöhnte und das Besteck hinlegte. Mein Weib zwickte mir spöttisch lächelnd in die Hüfte, während Benedetta ihrem Mario den Bauch tätschelte.

Als Dessert hatten wir eine ganz besondere Leckerei: Feigen in Teezabaione

8 Feigen
1 Vanilleschote
½ l weißer Portwein
2 Sternanis
100 g Zucker
1 TL Schwarztee
1 Döschen Safran gemahlen
4 Eigelb
Zitronenmelisse oder Minze zum garnieren

Die Feigen werden gewaschen. Das Vanillemark mit Portwein, der Vanilleschote, Sternanis und 50 g Zucker 5 Minuten köcheln lassen, dann die Feigen hineingeben und bei schwacher Hitze 5 Min. garen.
Die Feigen herausnehmen, den Sud auf ein Viertel Liter einkochen und den Tee damit aufbrühen, 3 Minuten ziehen lassen, absieben und den Safran unterrühren.
Eigelb mit dem restlichen Zucker schaumig aufschlagen, nach und nach die Tee-Portwein-Mischung angießen, so lange weiterschlagen bis die Masse gebunden ist.
Mit den Feigen auf einem Teller anrichten und mit Melisse oder Minze garnieren.

Wir waren mal wieder pappsatt. Das durften wir nicht so oft machen, sonst würde ich bald in keine Jeans mehr passen.
Auf dem Heimweg genossen wir es, die imposante Landschaft der Toscana vorbeiziehen zu sehen.
Wir umkurvten Grosseto. Die malerische von Stadtmauern umgebene Stadt wollten wir ein anderes Mal besuchen. Ganz in der Nähe hatten wir vorhin schon festgestellt, liegt die Ausgrabungsstätte des antiken Roselle, einer uralten Etruskersiedlung. Eine Teil einer gewaltigen Mauer aus der Etruskerzeit hatte man schon ausgegraben.
Bald erreichten wir Roccastrada ein altes Städtchen.
Von annähernd 500 m hohen Felsen kann man hier über die Ebene bis zum Meer blicken. Hier tranken wir auf der Piazza noch einen Caffé und ließen uns ein Eis schmecken.
In der Nähe von Monticiano stand der Wegweiser zum Thermalbad Bagni di Petriolo.
„Hier waren wir schon öfter zum relaxen, das ist nicht so weit. Und von euch ist es noch dichter zu erreichen“, meinte Benedetta.
Eine halbe Stunde später bog Mario auf die Zufahrt zur Fattoria ein.
Wir verabschiedeten uns von Paola und Bruno, die schon gewartet hatten.
Die Zwillinge schauten munter aus ihren Wagen heraus und brabbelten wieder vergnügt.
Als Tabea mich erkannte, reckte sie mir sogar ihre Ärmchen entgegen.
„Nimm sie nur“ lächelte Benedetta und ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Jetzt wurde Tommaso auch aufgeregt und verlangte herausgenommen zu werden.
Eva nickte auf Benedettas fragenden Blick und nahm ihn in ihre Arme.
„Wenn du willst, kannst du ihn auch gleich füttern. Ich hole nur das Fläschchen. Was ist, Peter, willst du es auch versuchen? Tabea frisst dir ja aus der Hand. Schau sie nur an, wie sie dich anlächelt. Die hat dich schon um den Finger gewickelt.“
„Das bekommt ihr Frauen doch schon mit der Muttermilch eingeflösst, wie ihr uns später um den Finger wickeln könnt“ brummte Mario.
Tabea fuchtelte mit ihren Ärmchen vor meinem Gesicht und versuchte meine Nase zu fassen. Ich musste lachen.
Eva fütterte Tommaso, der zufrieden vor sich hin nuckelte, während sie ihn im Arm wiegte.
Benedetta gab mir das Fläschchen in die Hand. Jetzt war Tabea aufmerksam geworden und versuchte danach zu greifen. Sie zappelte dabei, so dass ich kaum den Nuckel in ihren Mund bekam. Dann legte sie wie eine Verdurstende los und konnte kaum genug bekommen. Wenn ich eine Pause machen wollte, protestierte sie energisch.
Mario hatte seinen Fotoapparat geholt und machte Bilder.

„Was ist, habt ihr Männer auch Hunger? Paola hat Gnocchigratin vorbereitet. Ich muss es nur noch in den Ofen bringen. In einer Stunde ist es fertig.“
Das brauchte sie uns nicht zweimal zu sagen.
„Eva bringst du die Zwillinge mit ins Bett? Mario und Peter können ja mal nach dem Wein schauen.“ Benedetta zwinkerte Mario übertrieben zu. Wir verstanden, Frauenthemen.

Gnocchigratin

1 mittelgroße Zucchino
2 Fleischtomaten
1 Zwiebel
400 g Gnocchi
Margarine
Salz, Pfeffer
1 TL Oregano
200 g Sahne

Zucchino und Fleischtomaten waschen, putzen und ihn Scheiben schneiden. Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. Gnocchi, Zucchino, Tomaten und Zwiebelringe in eine gefettete Auflaufform schichten. Mit Salz, Pfeffer und Oregano würzen, Sahne darüber gießen und im vorgeheizten Ofen bei 175° ca. 45 Minuten überbacken
 
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Kommentare  

Obwohl das Glück Evas und Peters vollkommen zu sein scheint, gibt es darin einen Wermutstropfen. Bin gespannt wie sie das bewältigen werden und außerdem ist ja noch nicht aller Tage Abend. Wieder eine schöne Unterhaltung.

doska (18.01.2012)

Danke Jochen,
wie man sieht, haben Eva und Peter ein Problem. Es bedrückt beide. Aber sie lassen sich dadurch ihre Lebensfreude nicht nehmen. Ihr Leben hat sich verändert und das braucht eine Zeit, sich darauf einzustellen.

Aber es wird gut ausgehen, denke ich.


Wolfgang scrittore (18.01.2012)

Lecker, das Rezept mit dem Zucchino und den Fleischtomaten gefällt mir ganz besonders gut. Muß ich mal ausprobieren.
Ansonsten schönes Kapitel flüssig und federleicht zu lesen.


Jochen (17.01.2012)

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