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Besuch aus Wien - und andere Neuigkeiten (Unser italienischer Sommer Teil 10)

Romane/Serien · Romantisches
Besuch aus Wien


Eva musste heute erst Mittag in der Apotheke antreten, sie hatte um 10 Uhr einen Termin bei ihrem Gynäkologen. Daher hatte sie mich früh zu Paola und Bruno nach San Gimignano gebracht. Sie setzte mich unten am Parkplatz ab und ich lief durch die Porta und die Via San Giovanni hinauf zur Piazza del Duomo und weiter die Gasse hoch zu Paola und Brunos Haus. Bruno fuhr gerade das Taxi heraus. Wir begrüßten uns und dann stieg ich ein. Wir hatten genügend Zeit. Bruno fuhr in Poggibonsi kurz zum Tanken, dann bogen wir schon auf die Autostradale Richtung Florenz ein. Strahlender Sonnenschein, ein paar wenige Schleierwolken, der Tag hatte gut angefangen. Wir kamen zügig vorwärts, nur in der Nähe des Flughafens wurde der Verkehr dichter. Endlich die Ausfahrt Firenze Peretola. Bruno stellte das Auto ab und wir schlenderten zur Ankunftshalle. An der Bar tranken wir einen Caffé doppio und aßen ein paar Pistazienkerne. Wir hatten noch etwas Zeit.

Jetzt wurde die Ankunft der Maschine aus Schwechat auf der Tafel angezeigt. Sie würden pünktlich landen.
Wir stellten uns in die Nähe des Ausgangs und schauten auf die Eintreffenden.
Und dann kamen sie mit einem großen Gepäckwagen. Hannes in Khakihosen und beigen Hemd und neben ihm mit strahlenden Lächeln Maria. Sie sah einfach hinreißend aus mit ihrem Babybauch. Oh Eva würde neidisch werden, mein armer Schatz.
Wir fielen uns in die Arme. Maria nahm meine Hand und legte sie auf ihren Bauch „Komm, fühl mal. Anna bewegt sich. Sie hat ein ganz schönes Temperament“ „Na bei der Mama kein Wunder.“ Entgegnete ich.
Dann bekam ich einen Kuss auf beide Wangen. Bruno wurde ebenso herzlich begrüßt. Hannes stand ganz stolz daneben.

„Hallo Papa. Dann hast du ja bald zwei Weiber im Hause“ begrüßte ich ihn und wir umarmten uns. Er hatte ein paar Kilo abgenommen und machte einen sportlichen Eindruck. „Ich freue mich euch wieder zu sehen. Wir haben so viel zu erzählen.“

Gemeinsam gingen wir zum Auto. Ich verlud mit Bruno die Koffer und drückte ihm bei der Gelegenheit den Umschlag mit dem Geld in die Hand. Er lächelte und nickte. Dann stiegen wir ein.
Unterwegs schwärmten beide von der wunderschönen Landschaft. „Das haben wir vermisst“, lächelte Maria versonnen.
„Ach und ganz liebe Grüße von Tante Maria, lässt sie ausrichten. Sie drückt Eva jeden Tag die Daumen.“
Eva hatte die letzten Tage ein paar Mal mit ihrer Tante telefoniert.

„Was wollt ihr zuerst machen, auspacken, ein Schläfchen oder habt ihr Hunger?“
„Auspacken, frisch machen, umziehen, und dann führst du uns ein wenig herum“, meinte Maria.
Hannes und ich schnappten uns das Gepäck und gingen mit Maria nach oben. Dort zeigte ich ihnen ihr Zimmer und das Bad. Dann ließ ich sie allein.

Das Telefon klingelte im Flur. Ich nahm den Hörer ab. „Pronto?“
„Pratica ginecologica, il dottor Faletti, Il mio nome è suor Livia.”
Mir stockte der Atem, was war mit Eva?
Ich habe wohl nur gestottert, denn sie unterbrach mich und sagte
„Non preoccuparti, tua moglie sta bene, keine Sorge, ihrer Frau geht es gut. Sie hatte nur einen leichten Schwächeanfall, un incantesimo leggera vertigine.
Der Doktor sagt, sie solle heute kein Auto mehr fahren. Wenn sie ihre Frau bitte abholen könnten.“
Keine Sorgen machen, die Frau war gut. Fieberhaft überlegte ich. Eva hatte das Auto mit in Siena. Bruno war unterwegs mit einer Fuhre Gäste für Giancarlo.
Ich rief Benedetta an. Sie war in Siena in der Uni.
„Nessun problemo, ich kümmere mich um Eva. Ich fahre gleich rüber zur Praxis und hole sie ab. Mario ist auch gerade hier und bringt euer Auto mit.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Trotzdem war ich unruhig. Das Gespräch war mir auf den Magen geschlagen
Maria und Hannes waren während des Telefonates heruntergekommen und schauten bedrückt.
Maria nahm meine Hand. „Das ist mir damals auch so gegangen. Mir sind die Füße weggekippt, als der Arzt mir sagte, ich sei schwanger. Aber mein Hannes war ja dabei. Benedetta und ich kümmern uns schon um deinen Schatz.“
Jetzt war ich noch aufgeregter, vielleicht hatte es endlich geklappt. Ich setzte mich erst einmal hin.
„Wo versteckst ihr euren Schnaps? Du trinkst erst einmal einen Grappa auf den Schreck.“
Ich ging mit den Beiden in die Küche und deutete auf die Anrichte. Hannes öffnete die Tür, nahm die Grappaflasche und schenkte sich und mir einen großzügigen Schluck ein. Maria winkte ab.
„Jetzt zeig uns erst einmal euer Reich, das lenkt ab und wir hören, wenn sie kommen. Komm Alter.“
Maria und Hannes staunten wie geräumig unser „Palazzo“ war, ein richtiges altes Landhaus eben, una casa di campagna. Oben hatten wir unser Schlafzimmer, ein Kinderzimmer, unser Bad und drei Gästezimmer mit einem gemeinsamen Bad. Von unserem Schlafzimmer konnte man durch die Tür auf die Terrasse gelangen, sie nahm die ganze Breitseite des Hauses ein. Das eine Zimmer, das jetzt Maria und Hannes bewohnten, war fertig eingerichtet. Im Anbau, den wir über eine kleine Treppe erreichten, waren die Zimmer noch nicht renoviert. Hier befanden sich verschiedene Utensilien, noch aus Zeiten Signore Filippos und seiner Frau. In einem davon lagerten die kleinen Fässer mit Vin Santo, unsere kleine Vin Santeria.
Unten im Haus erstreckte sich auf der einen Seite die geräumige Küche und der Vorratsraum und auf der anderen Seite der Diele gelangte man in Wohnzimmer, Büro und zwei weitere Vorratsräume.
Vom Wohnzimmer hatte man einen herrlichen Blick über unsere Weinhänge und übers Tal auf das ehemalige Papstschloss in der Ferne.
Im Anbau war das Flaschenlager, die Waschküche und zwei Abstellräume untergebracht.

Wir traten gerade auf den Hof, als Mario mit unserem Wagen vorfuhr.
„Eva und Benedetta kommen auch gleich.“ Mario freute sich sichtlich Maria und Hannes wiederzusehen und umarmte Beide herzlich.
„Wie schön du aussiehst mit deinem Babybäuchlein Maria“ rief er aus.

Dann parkte Benedetta ihr Auto hinter der Giulia und stieg aus. Benedetta nahm mich am Arm und lächelte mir zu. Ich rannte ums Auto und half Eva beim aussteigen. Eva war etwas blass, lächelte aber, schaute dann Mario und Benedetta an.
„Ich habe noch nichts verraten“ Mario lächelte.
„Das musst du deinem Peter schon ganz alleine sagen.“
Ich glaubte mein Herz setzte aus, als der Groschen gefallen war.
„Du bist....“ meine Stimme brach ab. „Ja,“ Eva fiel mir um den Hals „ich bin schwanger, wir bekommen ein Baby.“ Dann kullerten die Tränen und sie schniefte und schluchzte gleichzeitig.
„Sollen wir euch einen Moment alleine lassen?“ Ich nickte. Benedetta gab den anderen ein Zeichen und führte sie ins Haus.
Wir standen nur da, hielten uns fest in den Armen und ließen den Freudentränen freien Lauf.
„Ich werde Mama“ Eva schluchzte „und du wirst der großartigste Papa der Welt.“
Wir blieben eine Weile ganz in uns versunken stehen.
„Lass uns hineingehen. Ich habe Maria und Hannes noch gar nicht begrüßt. Und ich muss mich setzen, meine Knie zittern.“
Ich legte meinen Arm um Evas Hüfte und wir gingen ins Haus.
Es gab ein großes Hallo. Die Wiedersehensfreude und die Neuigkeit hatte alle elektrisiert. Maria und Hannes umarmten Eva und strahlten miteinander um die Wette.
Benedetta nahm mich auf die Seite „Wir müssen wieder und pass auf deinen Schatz auf. Ich freue mich so für euch.“ Dann stiegen sie in ihr Auto und fuhren den Hügel hinunter.
Ich hatte ganz vergessen mich zu bedanken.
Maria lächelte und sagte: „Wisst ihr noch, letztes Jahr als wir ankamen, hat Benedetta uns erzählt, dass sie schwanger ist. Und nun du. Ich glaube wir bringen Glück.“
„Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Mir geht es gut, ich habe heute nur den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich habe einen Bärenhunger.“

„Lass mal. Peter zeig mir die Vorratskammer, dann mache ich schnell einen bunten Nudelsalat. Und du kümmerst dich um deine Frau. Hannes kann dir erzählen, was so alles als Papa auf dich zu kommt.“
„Dottor Faletti hat gesagt, ich bin in der sechsten Woche. Stell dir vor, ich habe die Herztöne von unserem Baby gehört. Ich hatte solche Angst, dass es wieder blinder Alarm sein könnte, als meine Regel ausblieb.“ Ich nahm Eva wieder in den Arm. Ihre Augen waren feucht und die Tränen liefen über ihre Wangen.
Ich überlegte „Da waren wir am Meer in Castiglione, unten in der Badebucht an unserem ersten Tag.“ Eva gab mir einen langen Kuss.
Dann erzählte Hannes von Wien, während Maria einen Nudelsalat zauberte.
„Ich, bzw. wir haben euch etwas mitgebracht. Er nahm ein Päckchen von der Anrichte und drückte es mir in die Hand. Ich packte das Geschenk aus, „Ich werde verrückt, das Decamerone. Die Ausgabe von 1573 als Faksimile. Das habe ich schon lange gesucht. Wo hast du denn das gefunden?“
„Wir waren Sonntag auf dem Naschmarkt, da habe ich gestöbert und gleich gedacht, dass du dich freuen wirst.“
Ich umarmte Hannes. Daraus könnten wir uns an den Abenden vorlesen.
„Ich soll euch von der alten Vacek grüßen. Die vermietet nicht mehr, sondern ist mit ihrer Schwester in ein Seniorenstift, ins Apartmenthaus Fortuna, gezogen. Sie sagt, solche lieben Untermieter wie uns bekommt sie eh nicht mehr. Ach ja und das Neueste. Ich übernehme Anfang nächsten Jahres die Marienapotheke vom Pharmazierat Marek, er geht in den Ruhestand. Deine Tante bleibt natürlich erste Kraft Eva.“
„Das sind ja tolle Neuigkeiten Hannes. Nach dem Essen muss ich unbedingt Tante Maria und Joseferl anrufen und ihnen Alles erzählen. Und du musst deine Eltern anrufen Peterl.“
Josefa ist Evas ältere Schwester und lebt mit ihrem Mann Karl und den zwei Kindern im Burgenland am Neusiedler See. Dort betreiben sie ein Gasthaus mit Pension.
„Weißt du noch Peterl, wie ich damals Joseferls Kleinen gehütet habe. Da habe ich dir doch erzählt, dass ich mütterliche Gefühle entwickle. Und jetzt ist es bald soweit. Ich bin so glücklich.“
„Du kannst ja nach dem Essen mit Maria und Hannes herumgehen und ihnen draußen alles zeigen, während ich telefoniere. Ich komme dann nach und finde euch schon.“

„Die beiden Nebengebäude dort sind heute Garagen und Geräteräume. Da steht auch der kleine Traktor für den Weinberg drin.
Der Olivengarten dahinter, den kennt ihr doch schon, da haben wir das Sommerfest bei Signore Filippo und Signora Elena gefeiert. Das machen wir dieses Jahr wieder. Da drüben, das ist unser Freisitz. Unter der Laube ist man vor der Sonne geschützt. Manchmal essen wir draußen, jetzt besonders, wo es auf den Sommer zugeht. Von dort kannst du über unsere Weinterrassen und weit übers Tal schauen. Dort drüben im Dunst, das große Gebäude dort, war früher einmal ein Landsitz des Papstes. Es soll zu einem Hotel umgebaut werden. Und die schmale Treppe dort, geht zu unserem neuen Pool. Das war früher eine Zisterne. Jetzt nutzen wir nur noch oben das Wasserbecken. Das wird direkt von einer Quelle am Waldrand gespeist. Wir haben ganz schön geschuftet bis beides umgebaut war. Jetzt brauchen wir nur noch einen Hahn öffnen und das Wasser läuft bis zum Pool. Ihr habt doch hoffentlich eure Badesachen dabei, oder?“
Maria und Hannes fühlten sich sichtlich wohl.

Eva kam auf uns zu. „He, ich habe eine Überraschung für euch. Paola hat angerufen. Sie wusste natürlich schon Bescheid. Paola meinte, wir hätten doch heute bestimmt keine Lust zum kochen. Also abgekürzt, wir sollen alle um acht bei Giancarlo im Tre Archi erscheinen. Benedetta und Mario kommen auch. Bruno kommt später dazu, er ist noch in Pisa und holt Gäste ab. Wir veranstalten ein Gelage für die jungen Muttis, hat sie gesagt, muss ich mich erst dran gewöhnen.“ Eva lachte
„und hinterher übernachten wir bei Giancarlo. Er hat ein Appartement für uns, zwei Schlafzimmer mit gemeinsamen Bad. Na, was sagt ihr?“
Wir waren einen Moment sprachlos. Dann jubelten wir los.
„Weißt du noch an unserem ersten Urlaubsabend waren wir im Tre Archi. Du warst ganz schön verfressen.“ Maria zog ihren Hannes auf.

„Ich wollte morgen früh sowieso nach Poggibonsi und im Baumarkt zwei Drahtrollen und ein paar andere Sachen kaufen für die Rebstöcke. Dann mache ich das auf der Rückfahrt, prima. Nur Nachmittag habe ich noch mit Gianfranco und seinen Cousins etwas Arbeit. Du hast ja Urlaub Liebes.“
„Und während Peterl seine Eltern anruft, spazieren wir ein wenig und genießen die Luft. Riecht mal, wilder Thymian, Oregano, Salbei und die Fenchelblüten. Ist das nicht berauschend?“

Ich bekam noch einen Klaps auf den Po, dann ging ich hinein.

Die drei spazierten zwischen den Rebreihen den Hang hinauf. Die Reihen waren so ausgerichtet, dass sie die optimale Wärme und Feuchtigkeit abbekamen.
„Wir lassen zwischen den Reihen das Gras und die Kräuter stehen. Das verhindert, dass starker Regen die Erde wegwäscht und der Bewuchs hält die Feuchtigkeit. Das gibt ein gutes Mikroklima. Leider kann ich jetzt keinen Wein mehr trinken.“
Eva strich sich glücklich über ihren Bauch.

„Mach ich auch nicht, wenn dem Baby was passiert, könnte ich mir das nie verzeihen.“ Maria nahm Eva in die Arme und beiden liefen die Tränen übers Gesicht.
Hannes stand etwas bedrückt daneben, bis die beiden ihn unterhakten und jede ihm einen Kuss auf die Wange drückte.
Sie stiegen eine kleine Treppe, die von Terrasse zu Terrasse führte, hinauf und liefen über eine Wiese voller Wildkräuter. Die schweren Aromen machten beinahe trunken.
„Hier oben ist unsere neue Zisterne, von hier wird das Wasser je nach Bedarf auf die einzelnen Terrassen verteilt. Die Männer haben lange dran gewerkelt. Der Zulauf kommt von dort oben vom Wald. Kommt wir gehen hoch.“
„Kannst du noch Maria, oder sollen wir eine Pause machen?“ Hannes war besorgt.
Maria schüttelte den Kopf.
„Neben dem Quellteich steht eine Bank. Die Quellfassung wurde ursprünglich von den Etruskern erbaut und in spätrömischer Zeit erneuert. Da dürfen wir nichts mehr dran machen, ohne dass der Denkmalschutz uns auf die Finger klopft.
Peterl träumt ja davon, hier einen etruskischen Schatz zu finden.“

Die Drei setzten sich und schauten dem sprudelnden Wasser zu.
„Wie wunderschön ihr es hier habt. Da gerät man ja ins träumen. Und du arbeitest in Siena in einer Apotheke? Wie ist das denn da, wie in Wien?“
„Eigentlich ja, viele Gesetze sind natürlich anders. Aber das habe ich pauken müssen, dazu den Sprachkurs und die beiden amtlichen Prüfungen. Es macht Spaß und ich lerne viel über die Mentalität der Menschen.“

„Gehen wir wieder runter. Dann können wir uns langsam fertig machen. Ich will noch duschen, die Haare machen und mir was schönes anziehen.“

Langsam schlenderten Eva, Maria und Hannes über die Wiese zum Haus zurück.

„Ich habe meine Mutter mit Mühe davon abgehalten, in den morgigen Flieger zu steigen und dich zu umsorgen. Sie wünscht dir alles Liebe:“
Eva lachte „Tante Maria wollte auch schon kommen. Kind, kommst du denn alleine zurecht? Und iss ja gut, du musst jetzt für zwei Menschen sorgen. Ach Peterl, sie machen sich eben Sorgen. Und was hat dein Papa gesagt?“
„Ich rufe ihn morgen noch einmal an. Er ist auf einer Dienstreise.“

„Was ziehen wir an, etwas festlicher? Was meinst du?“ Eva zog die Stirn kraus.
„Ich weiß“ Maria meinte „ich ziehe ein schönes Sommerkleid an und mein Hannes eine leichte Leinenhose, ein helles Hemd und eine leichte Jacke. Wir sitzen doch bestimmt draußen.“
„Ich ziehe das rotbraune Seidenkleid an, welches ich den Tag am Strand anhatte, das rattenscharfe. Das hat dein Mann gesagt.“ Eva grinste Maria an.
„Und Peterl kann seine creméfarbene Leinenhose und das dunkelblaue kurzärmelige Hemd anziehen. So kommt, wir gehen hoch.“

Nachdem ich mich rasiert und mein Gesicht mit Cool Water betupft hatte stand ich nackt vor der Anrichte und kramte in der Unterwäsche. Irgendeinen hellen Slip ohne Muster, denn die Hose war im Gegenlicht durchscheinend. Eva machte sich mal wieder mit einem Klatsch auf meinem Hinterteil bemerkbar.
„Hm, du riechst gut und ich liebe das Geräusch“ lachte sie und zog mit einer Hand einen weißen String hervor.
„Das schaut geil aus unter deiner Leinenhose und betont deinen Knackarsch.“
„Schau nicht so, ich will dich heute nacht vernaschen. Und dieser Anblick, dein nackter Po nur von diesem dünnen Leinenstoff verhüllt, regt meine Fantasie an. Komm mein Liebster mach zu.“
Eva hatte sich mit schlangengleichen Bewegungen in ihr Kleid gewunden und drehte sich, um von mir bewundert zu werden, im Kreise.
Ich hörte Stimmen auf dem Flur und knöpfte mein Hemd zu, Eva machte zwei Knöpfe wieder auf und kraulte meine Brusthaare.
Ich zog Eva an mich heran, schob meine Handflächen unter ihre Pobacken und spürte ihre Wärme.
Ich seufzte tief, küsste meine Liebste und ließ sie langsam wieder los.
Dann verließen wir unser Schlafzimmer.
Maria und Hannes hatten sich auch in Schale geworfen.

Maria trug ein Kleid im Empirelook mit einer hohen, ihren schönen Busen betonenden Taille und einem sanft über die Hüften abfallendem Unterteil.
Unsere Frauen nahmen mal wieder all unsere Sinne gefangen.


An der Porta San Giovanni musste ich erst einmal kräftig auf die Hupe drücken, weil Touristen dort auf der Strasse standen und sich gegenseitig fotografierten.
Dann rollten wir langsam, immer auf Touristen Obacht gebend, die Via San Giovanni hinauf bis zur Einfahrt auf den kleinen Hof, der einige Parkplätze fürs Tre Archi bot. Hannes und ich nahmen die Taschen für die Nacht heraus und wir gingen durch die Pforte ins Hotel.
Waltraud, Giancarlos Frau, umarmte uns, bat dann jemanden vom Personal, die Taschen zu nehmen und führte uns in unser Appartement.
Wir packten unsere Taschen für die Nacht aus und gingen dann alle Vier gemeinsam hinunter in die Bar, wo Waltraud schon auf wartete und uns einen Caffé doppio servierte.
„Wir haben draußen auf der Terrasse den großen Tisch reserviert. Ihr kennt ihn ja noch vom letzten Jahr. Giancarlo verhandelt noch mit einer Gruppe japanischer Geschäftsleute und Bruno kommt etwas später.“
Dann führte sie uns zu unserem Tisch. Benedetta, Paola und Mario hatten es sich schon gemütlich gemacht und begrüßten uns herzlich. Eva und Maria, unsere beiden künftigen Mamas, standen natürlich im Mittelpunkt und wurden nach allen Regeln der Kunst ausgefragt.
Während die vier Frauen sich angeregt unterhielten, erzählte Mario von seinen Plänen.
„Ich habe, bzw. wir haben die „La Vecchia Fattoria“ in Wien an Carlo verkauft. Die Kleinen sollen hier aufwachsen. Und wir bauen aus und um. In die alte Ölmühle kommen zwei Appartements mit eigener Küche und in das alte Flaschenlager kommt ebenfalls eine Ferienwohnung. Carlo macht Reklame für uns. Was haltet ihr davon?“
„Das ist eine hervorragende Idee“, meinte Hannes. Ich nickte auch und Waltraud meinte, „von uns kannst du auch Gäste haben, dann brauchen wir nicht immer alle abweisen, weil wir ausgebucht sind.“
„Hast du daran gedacht, eventuell Weinverkostungen anzubieten? Ihr habt hervorragende Gewächse und die Gäste werden begeistert sein.“
Mario grinste mich an „Du denkst mit Peter. Ich habe sogar an dich gedacht und hätte dich demnächst angesprochen, wenn wir uns heute nicht getroffen hätten. Du hast eine begnadete Nase. Bist du dabei?“
„Ich würde die Seminare natürlich in der Zeit anbieten, wenn im Weinberg nicht so viel zu tun ist. Also schlag ein.“
Ich war begeistert und sagte sofort zu. Eva würde sich auch freuen, da war ich mir ganz sicher.
„Womit bin ich einverstanden?“ Eva stand plötzlich hinter meinem Stuhl und strich mir über die Haare.“ Mario und ich erzählten ihr von seinem Vorschlag.
„Wenn du unsere Weine mit zum verkosten anbietest mein Lieber..“ Eva grinste uns an.
„Das ist reine Erpressung“ jammerte Mario.
„Wer erpresst dich Liebster?“ rief Benedetta vom anderen Tischende.
„Gli austriaci“ rief er theatralisch, konnte aber kaum das Lachen zurückhalten.
„Das ist doch eine gute Idee von Eva“ Benedetta war herangekommen.
Benedetta lachte und flüsterte uns zu, so dass Mario es mitbekommen musste „Das hat er selbst vorgeschlagen mein Liebster.“
Jetzt mussten wir alle lachen.
„Und die Verkostungen finden natürlich bei uns statt me caro cognato, mein lieber Schwager.“ Waltraud legte Mario die Hand auf die Schulter.
„Das müssen wir mit einem Schluck bekräftigen“ Waltraud winkte einen der im Hintergrund wartenden Kellner heran.
„Cinque grappe e due di acqua per favore, Barto.”
„ Cin cin.“
Wir stießen an und setzten uns dann wieder auf unsere Stühle. Waltraud zog sich einen Stuhl heran und nahm auch Platz.

„Als Vorspeise eine meiner Spezialitäten „Frittata alla moda di Waltraud“, ein Omelett mit einer würzigen Tomatensoße.
Man kann es auch kalt essen, wenn ihr mal irgendwo ein Picknick macht.

Jetzt merkte ich auch, dass ich Hunger hatte. Der Inhalt des Tellers sah sehr verlockend aus. Den anderen schmeckte es auch sichtlich. Dazu tranken wir ein erfrischendes Wasser.
Nachdem die Kellner die Teller abgeräumt hatten, drehte ich mich um und schaute über die Brüstung auf die malerische Landschaft rings um San Gimignano. Das heißt, es wurde langsam dunkel und immer mehr Lichter flammten auf. Eva fasste nach meiner Hand.

Aber es ging schon weiter mit „Rigatoni con melanzane e basilico ai profumo di primavera”, Rigatoni mit Auberginen und Baslikum und dem Duft des Frühlings.
Dazu tranken wir jetzt einen von Marios besten Vernaccia. Er schimmerte strohgelb im Glas und hatte eine feine Frucht- und Säurenote.

Die Terrasse war voll besetzt. Stimmengewirr, leises Lachen, Gesprächsfetzen und Gläserklirren erfüllten den Raum. Ein älteres Paar stand an die Brüstung gelehnt und warf Blicke über die fröhlich speisenden Menschen. Sie hatte etwas aristokratisches, während er leise auf sie einredete.

Plötzlich erfüllte ein ganz besonderer Duft den Tisch. Die Kellner hatten den Hauptgang serviert. „Anitra al finocchio selvatico“, Ente mit wildem Fenchel.
Ein Rotwein war jetzt angebracht.
„Das ist einer von Peters Weinberg. Das heißt, dazu kannst du noch nichts. Aber wenn du so gut bist, wie ich denke und Gianfranco sein Zauberhändchen nicht eingebüßt hat, erwarten wir von dir demnächst einen mindestens ebenso guten Tropfen. Ein edler Rosso Toscano – Sul Muro Degli Etruschi.” Mario ließ dazu den dunkelrot funkelnden Wein im Glase kreisen.

„Du weißt, dass du oben an den Mauerresten nichts machen darfst. Wenn du nur einen Stein wegnimmst, hast du die Antikenverwaltung am Halse. Die sperren dir die ganze Wiese. Dann passiert zwar nichts weiter, aber eure Wiese kannst du vergessen.“ Benedetta sprach eindringlich auf Eva und mich ein.
„Also nichts mit der Schatzsuche. Mein Peterl träumt nämlich davon einen Etruskerschatz zu finden.“ Eva tröstete mich mit einem Kuss.
„Bloß nicht, wenn ihr mal etwas finden solltet, eine Münze oder eine kleine Figur, nehmt sie mit nach Hause und haltet den Mund.“ Benedetta strich mir über den Kopf.

Das Entenfleisch war zart, die Haut hinreißend kross und der wilde Fenchel gab ein unvergleichlich wunderbares Aroma. Wir aßen andächtig. Mit einem Stückchen Brot stippte ich die restliche Soße auf. Am liebsten hätte ich noch den Teller abgeschleckt.

„E ora per i nostri golosi, für unsere Schleckermäuler, das Dessert „Fichi caramellati“, karamellisierte Feigen. Etwas ganz feines und es soll aphrodisisch wirken. Dazu ein Glas Vin santo.“
„Habt ihr es schon ausprobiert?“, wollte Hannes mit einem Schmunzeln wissen.
Waltraud lachte „Das ist doch allseits bekannt.“

„Mi dispiace, es tut mir leid.“ Giancarlo kam an den Tisch und begrüßte uns herzlich. Natürlich galt seine besondere Sympathie den zukünftigen Mamas. Er herzte und küsste sie und freute sich sichtlich. Paola, Benedetta und Waltraud mussten da etwas zurückstecken. „Vedo questi splendidi fiori così spesso, diese beiden schönen Blumen sehe ich ja öfter. Und meine Waltraud macht mich jeden Tag und jede Nacht zu einem glücklichen Mann.”
Wir Männer bekamen einen Prankenhieb auf die Schulter, dann lachte Giancarlo.
„Bah, quei giapponesi, oh diese Japaner. Die wollen doch tatsächlich unsere Toscana kaufen. Gesù bambini, glaubt man es denn? Ich habe ihnen ein paar Namen genannt, die verkaufen wollen. Aber egal was die Japaner bieten, die Besitzer werden das Doppelte verlangen. Und nun lasst uns anstoßen. Wir standen alle auf.
„Su di noi, sui due bambini non nati, che sono sani e felici. Auf uns, auf die beiden ungeborenen Kinder, dass sie gesund und glücklich werden.”
Maria und Eva strahlten um die Wette und wischten sich beide die Tränen aus den Augenwinkeln.
 
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Kommentare  

Wie schon bei deinem ersten Roman fühlt man sich wie verreist und man gönnt Maria und Hannes ihr neues Glück. Ich bin gespannt was noch passieren wird.

Jochen (30.01.2012)

Sehr gute Wortwahl, wobei mich die original italienischen Wortpassagen besonders beeindruckt haben.
Das südländische Flair kommt in deiner im Lande La Dolce Vita spielenden Geschichte so richtig wirkungsvoll zur Geltung.
LG. Michael


Michael Brushwood (30.01.2012)

Nun hat es doch geklappt. Na, wenn diese Kinder nicht von Herzen gewünscht sind? Ein schönes Kaoitel, das so echt und warmherzig herüber kommt, als hättest du das tatsächlich erlebt.

doska (28.01.2012)

Wie schon vor einem Jahr, scheinen Maria und Hannes Glück zu bringen. Damals verriet Benedetta ihre Schwangerschaft, nun ist Eva die Glückliche

Wolfgang scrittore (27.01.2012)

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