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12 Seiten

Das Prinzessinnenkleid

Kurzgeschichten · Für Kinder
Mine und der alte griesgrämige Burggeist Bossel

Hektisch- und total verängstigt rannte Mine, im alten Burgkeller, hin und her. Direkt unter dem Gespenstigen, mit dichten Spinnenweben zu gehangen staubigen Gewölbe, blieb sie schließlich, ganz außer Atem stehen…
Mine schaute sich, mit großen staunenden Augen, und ungläubigen gehetzten Blicken panisch um.
Weiter irritiert über den ungewöhnlichen Aufenthaltsort, verharrte Mine regungslos,
an diesem für sie, eigenartigen Platz.
Sie rieb sich unaufhaltsam schlaftrunken die Augen und flüsterte leise: „Wie um alles in der Welt komme ich hier her. Wo bin ich hier?“

Noch immer auf dem gleichen staubigen Fleck verharrend, stand Mine, in Mitten des Düster und gruslig erscheinenden Kellergewölbens.
Sie drehte sich nun ganz langsam, mit vorsichtigen Schritten und neugierigen Blicken, weiter um.
„Verflickst noch mal- wie komme ich denn in dieses düstere und verstaubte Burggewölbe?“
Mine fluchte jetzt mit einer etwas lauter werdenden, jedoch auch mit einer- jetzt zusehends, weiter ärgerlicher werdender Stimme, in den dunklen Keller hinein…

XXX

Sie schaute an sich herunter, und stellte erstaunt fest, dass sie im Nachthemd, und barfüßig,
im Staubigen- und mit dichten Spinnenweben zu gesponnen Gewölbe, noch immer, ganz alle und verloren wirkend dastand…
Mines Hände schoben sich sofort angstvoll ineinander.
Sie umwickelten in ihrer Panik, ängstlich ihr Rüschennachthemdchen, sodass der Stoff ihres Nachthemdes fast zu zerreißen drohte,
als sie plötzlich eine garstige Stimme hörte.
„Was treibt dich zu Nacht schlafender Zeit hier in den Keller…, kleines Menschenkind?“
Mine zuckte sogleich zusammen und antwortete schüchtern:“ Nichts- gar nichts, ich weiß nicht einmal wie ich hier gekommen bin!“
Das gibt es doch nicht, du musst doch wissen, wie du mein geheimes Versteck gefunden hast, prasselte die garstige und jetzt auch noch äußerst schrille Stimme, aus dem Dunkel des Kellergewölbes,
aus einer Mauerritze, direkt auf Mine ein.
Fast hätte Mine vor Angst geweint, beim Klang, der allzu garstigen Stimme. Unwillkürlich drückte sich eine kleine Träne in den Augenwinkel, ihres linken Auges, hervor.

Doch dann erinnerte sie sich wieder daran, dass sie sich artig nach dem Einkaufen mit ihrer Mutter, in ihr Bett gelegt hatte und eingeschlafen war.
Ja …, nichts anderes hatte sie getan, sie hatte sich bettfertig gemacht am Abend, und ins Bett zum Schlafen gelegt.
Schnell war sie eingeschlafen, und sie träumte.
Sie träumte davon Prinzessin auf einer alten verwunschenen Burg zu sein.
Das hatte sie sich noch gewünscht, bevor sie einschlief, das wusste sie noch ganz genau.

XXX

Und wirklich, im Traum sah sich Mine als Prinzessin auf einer Burg.
In der sie zuvor herumgetollt, und Verstecken gespielt hatte.
Und jetzt- was war jetzt, was war passiert?
War sie noch im Traum oder war das hier jetzt hier, in diesem Moment, die Wirklichkeit?
Mine sinnierte halblaut vor sich hin, und kam zum Entschluss, dass das nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann!
Eben noch im Bett, und jetzt im Kellergewölbe, einer alten maroden Burg.
Vom Einschlafen und Träumen- gelangt man unmöglich auf eine Burg oder gar in ein Kellergewölbe, das war schon mal sicher.
Überlegte sie halblaut vor sich hin prabbelnd …
Sie grübelte und grübelte, bis ihr die Geschehnisse des Tages wieder einfielen!?
Na ja …, eigentlich hat alles schon früh am Tag angefangen, das musste sie ehrlich zugeben, der Tag war nicht so optimal für sie gelaufen, überlegte Mine weiter grübelnd.
Mine runzelte die Stirn und wurde ganz nachdenklich…
Ärger mit der Besten Freundin Mia in der Schule, Stress mit Mutti beim Einkaufen und zu allem Übel kommt scheinbar noch die heutige Vollmondnacht hinzu.
Da kam einiges zusammen.
Was nicht so richtig miteinander harmonisierte, überlegte Mine, und dachte an ihr Verhalten, am Tage.
Bei dem Gedanken wurde sie dann doch ein wenig verlegen.
Es kam an diesem Tage einfach zu vieles zusammen.
Einfach alles auf einmal zusammen, was nach Mines Meinung, nicht so recht zusammen passte.

XXX
Mine war am Nachmittag nach der Schule, mit ihrer Mutter, in der Stadt zum Einkaufen unterwegs gewesen.
In der Einkaufhektik hatte sie ständig an ihrer Mutti herumgenörgelt.
Da Mutter Lene ihr versprochen hatte, für Fasching ein Prinzessinnenkleid zu kaufen, sollte dies, nach Mines Meinung auch als „Erstes“ geschehen!
Was dann jedoch, zu Mines Ärger, nicht sogleich geschah…
Der Kauf des Faschingkleides sei schließlich das Wichtigste;
meinte Mine trotzig und motzig!
Im Rhythmus, von fünf Minuten, tat sie dies natürlich immer wieder, ihrer Mutter gegenüber, unaufhörlich kund.
Das ist doch wie immer, dachte Mine verärgert, leise für sich; immer muss ich warten.
Mutti, ist es wieder Mal nicht möglich mich zu verstehen.

XXX

Leider war es Mutter Lene, nicht sogleich möglich, während des stressigen Wochenendeinkaufes, auf die speziellen Wünsche und Vorstellungen ihrer lieben Tochter Mine einzugehen.
Denn- Mine konnte sich meist nicht so richtig entscheiden.
Was ihr denn, nun eigentlich gefallen könnte, und was ihr in ihrem kleinen Köpfchen so vorschwebte, in der Kleiderfrage für „Prinzessin Tilla zu und von Trotzig“ …!
So auch an diesem Tag.

Der Trotz stand, für Mutter Lene, gut ablesbar in Mines Augen!
Nichts gefiel Mine! Absolut nichts konnte ihrem prüfendem Blick Stand halten.
Ihr war aber auch gar nichts recht zu machen…
Egal was auf den Kleiderständern hing, entweder war das Kleidchen zu pink, zu blau, zu rot, zu grau, zu lang, zu kurz, zu viele Rüschen, zu wenig Rüschen, mit oder ohne gold Kordel, es gefiel ihr einfach, nichts!
Die Knöpfe waren falsch oder nicht schön genug- oder, oder, oder...

Da flüsterte ihr Mutter Lene verärgert ins Ohr: „Du stehst der berühmten Prinzessin auf der Erbse in nichts nach. Meine kleine Nörgelprinzessin!“
Der war auch nichts gebraten, da kann ich mich noch gut erinnern, an die Geschichte, mit der Prinzessin auf der Erbse.
Das Märchen lesen wir gelegentlich mal wieder gemeinsam durch!
Mine schmollte nach den Worten von Mutter Lene, sie zeigte dann kurz entschlossen, einfach auf irgendein ein, beliebiges Kleidchen, um die Mutter wieder etwas milder zu stimmen.
Mutter Lene griff hastig zum „Auserwählten“ Prinzessinnenkleidchen drehte es dreimal in der Hand um und meinte dann, zu Mine:“ Dieses hässliche giftgrüne Kleidchen möchtest du haben?“
Ja…, schmollte Mine biestig weiter.
Sie gab jetzt ihrem eigenwilligen Ansinnen betreffend, ihres ausgewählten Kleidchens, mit einem zusätzlichen heftigen Fußstampfen auf den Boden, nochmals trotzig werdend, überaus launisch kund.
Mit Nachdruck zeigte sie mit dem Finger, erneut auf das giftgrüne Kleidchen, dass es eben genau dieses hässliche Kleidchen sein soll…!

Mutter Lene bezahlte das Kleidchen, und hastete mit Mine und der Tüten mit dem Kleidchen, im Schlepptau, durch die überfüllten Geschäfte weiter.
Komm Mine, mach schneller rief sie wiederholt ihrer kleinen trotzigen Tochter zu!
Mine rannte missmutig, böse auf die Einkaufstüte starrend, mit ihrer Mutter, weiter verärgert, und unleidlich durch die Straßen, heimwärts.
Daheim angekommen übergab Mutter Lene, Mine die Tüte, mit dem giftgrünen „Auserwählten“, in ihren Augen hässliches Kleidchen. Mine nahm es missmutig an sich, und verschwand damit wortlos in ihrem Zimmer …

XXX

Sie setzte sich auf ihr Bett und warf die Tüte mit dem Kleidchen, mit fluchendem Unmut, achtlos in die Zimmerecke.
In diesem Moment hörte Mine ein leises Stöhnen, das direkt aus der Zimmerecke, wo das Kleidchen mit der Tüte gelandet war, herkam!

XXX

„Heh …, du kleine, undankbare, böse Göre, was machst du denn mit mir?
Wenn ich dir so wenig gefallen habe, warum hast du mich denn von deiner Mutti kaufen lassen?“
Mine saß mit offen stehendem Mund auf der Bettkante und flüsterte leise; seit wann können Prinzessinnenkleidchen reden?
„Sag, wieso kannst du sprechen?“
Das giftgrüne Kleidchen kam in Bewegung, und plusterte sich mächtig, vor Mine auf!
Mine verkroch sich sodann, blitzschnell unter ihrer Bettdecke, und lugte neugierig in Richtung Kleidchen, ganz vorsichtig wieder, unter der Bettdecke hervor.
Doch vom Kleidchen war keine Spur mehr, es war nicht mehr zu sehen.
Es war verschwunden!
Mine atmete erleichtert auf und flüsterte: „Wo kommen wir denn hin, wenn ungeliebte Kleider, anfangen einem unnötige Gespräche, halten zu wollen!“
Da kam das Kleidchen erneut, auf Mine zu.
Es schwebte im Raum.
Mine erschrak und wich mit einem heftigen Sprung zurück auf die Mitte ihres Bettes, und beobachtete argwöhnisch das sprechende, auf sie gespenstisch wirkende, schwebende Kleidchen.
„Bin ich denn blöd- Kleider können doch nicht reden!“
Meinte Mine, sich selber Mut zusprechend, in dieser für sie unheimlichen Situation.
Wie durch einen Windstoß getragen schwebte das Kleidchen, hin und her, und anschließend flog wieder zurück zu, Mine aufs Bett.
Im gleichen Augenblick kitzelte etwas an Mines linken großen Zeh.
Na, was soll denn das- Mine drehte sich um und erkannte sofort das giftgrüne Kleidchen, das urplötzlich, bei ihr unter ihrer Bettdecke erschienen war.
Verschwinde hier, ich wollte dich doch gar nicht…
„Mutti hat gedrängelt, daher fiel meine Wahl auf dich!“
Mir war es egal, du hast mir nicht gefallen- ich habe einfach auf das teuerste Kleid gezeigt, und Mutti hat dann an der Kasse bezahlt.
„So, jetzt weißt du warum du gekauft wurdest!“ Kamen die erklärenden Worte, von Mine.
Ach so, antwortete das Kleidchen zaghaft.
„Du wolltest mich also gar nicht wirklich!“
„Nein ich wollte dich nicht wirklich…“, sprach Mine erneut zum Kleidchen.
Na ja, ich kann es schon ein wenig verstehen, dass du mich nicht wirklich haben wolltest, denn ich habe wohl bemerkt, dass alle anderen Kleider viel hübscher waren als ich.
Ich habe keine tolle Verziehrungen und edle Stickereien, keine Goldknöpfe, keine geflochtene Goldkordel oder gar einen Reifrock mit endlos erscheinenden Tüllbahnen…!
Ich bin einfach, nur, schlicht und grün.
Doch lege ich großen Wert darauf, dass ich nicht giftgrün bin, wie du stets hier ständig laut herum posaunst!
Ich bin smaragdfarben, jawohl smaragdfarben- und seidig, und samtig, und aus einem ganz geheimnisvollen Zwirn gewebt!
Jawohl, so sieht’s aus!
Du- undankbare Göre.
Sprach das grüne Kleidchen, erbost, zu der staunenden, und ungläubig dreinschauenden Mine.
Und ich mag dich fiese Göre auch nicht leiden wenn du so über mich sprichst und herziehst…
Mine blickte verwundert das grüne Kleid an, und biss sich, verlegen auf ihre vorlaute, Zunge.
Auf der Unterlippe herum kauend, beobachtete Mine weiter, argwöhnisch aus zusammen gekniffenen Augen, das sprechende Kleidchen.
„Na …- dann wäre das ja geklärt zwischen uns. Wir sind uns einig.
Wir mögen uns so ganz und gar nicht, stelle ich hiermit unwiderruflich fest!“
Sprach Mine zum Kleidchen.
Genau, antwortet das Kleidchen und pflichtete Mine, seinen Tüll in Richtung Mine aufbauschend, lustig wedelnd bei.
„Trotzig und Motzig“ …, saß Mine auf der Bettkante ihre Himmelbettes, und das grüne Kleidchen lag jetzt achtlos, und zerknittert neben ihr.

XXX
Plötzlich hörte Mine die Schritte, von Mutter Lene, auf ihre Zimmertür zukommen.
Schnell sprang sie vom Bett und verstaute das ungeliebte Kleid, eiligst in ihrer alten Hutschachtel, die sie von ihrer Urgroßmutter Ida vererbt bekommen hatte.
Hastig schob Mine die Schachtel unter ihr Bett.

Mutter Lene, trat anklopfend herein, und bat Mine sich, für die Nachtruhe fertig zu machen.
Mit dem Satz: “Und Zähne putzen nicht vergessen …!
Verschwand sie wieder eilig aus Mines Zimmer.“
Deinen Gutenachtkuss bekommst du später, rief sie noch munter beim Verlassen des Kinderzimmers, Mine zu.

Mine tat was ihr ihre Mutter aufgetragen hatte und zog sich anschließend ihr rosa Lieblingsrüschennachthemd über.

Und Mine legte sich sogleich, ohne groß zu Murren, in ihr rosa Himmelbett.
Etwas gelangweilt baumelten jetzt ihre Hände vom Bett herunter.
Doch plötzlich blieben sie, eigenartigerweise, an der alten Hutschachtel, hängen.
Ihre Finger tasteten weiter um die Schachtel herum, und Mine stellte fest, dass sie wieder geöffnet war, und ein Stück des Kleides heraushing.
Das ist ja wirklich ein ganz herrlicher Stoff, stellte Mine, beim Ertasten des Kleides nun, staunend, fest.
Ganz zart, streifte sie mit ihren Fingern, wieder und immer wieder, über die seidigen Stoffbahnen und schlief letztendlich friedlich, mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesichtchen, ein.

XXX

Ja, Mine erinnerte sich wieder an alles.
Doch die Frage wie sie in den Gewölbekeller gekommen war, war noch immer nicht geklärt und blieb weiter unbeantwortet …

XXX

Und da war sie wieder diese ungewöhnliche grollende garstige Stimme.
Erneut wurde Mine, zwischen einem heftigen Hustenanfall, gefragt was sie denn im Keller wolle, und warum sie das Versteck des Burggeistes, aufgesucht habe.

Mine verstand gar nichts mehr, während des grässlichen lauten Hustens.
Sie entschloss sich vorerst ruhig zu sein, und Ruhe, zu bewahren.

Sie konnte diese Stimme ganz deutlich hören, gefolgt von lautem Hustengebelle.
Aber einen Burggeist konnte sie nicht erspähen, in der Dunkelheit des Kellers.
Da änderte auch der helle Mondschein nichts daran, der durch das alte milchige Fenster, in das Burggemäuer herein schien.
Mine setzte sich leise seufzend auf den Boden und wartete weiter seelenruhig und geduldig ab …
Wer…, oder „Was“, da auf sie zukommen würde.

Doch dann gab sie sogleich, vorsorglich zu verstehen, dass sie mit „Fremden“ nicht reden dürfe.
Dazu habe ihre Mutti sie immer ermahnt, und dies würde sie auch weiter so halten, falls man sich nicht endlich vorstellen würde.
Da hörte Mine wieder ein lautes Gebrummel …

Der letzte Störenfried, denke ich, das ist so ungefähr 50 Jahre her, hat mich auch noch bestohlen, maulte der Geist, jetzt ärgerlich weiter.

Mine spitzte die Ohren und plapperte sofort drauf los …, was du wurdest hier gestört und auch noch beklaut?

„Zaberlabalabab- das glaube ich ja nicht!
Wer macht denn so was?“
Das ist ja wirklich ungeheuerlich, und dreist, fügte sie entrüstet hinzu.
So rief Mine, dem Geist, aufgeregt in das Dunkel des Kellers zu.

Doch der unleidliche Burggeist gab Mine nur zögerlich und mürrisch weiter Antwort.
„Menschenkind- sieh zu, dass du wieder Heim kommst. Ich kann dich hier nicht gebrauchen. Alle paar Jahre taucht hier ein Mensch auf und stört mich in meinem Schlaf.
Das mag ich gar nicht an euch Menschen leiden, diese lästigen, Ruhestörungen von euch, nerven mich ungemein.
Nehmt ihr denn nie Rücksicht auf Ruhende und Schlafende?“
„Sag was Menschenkind, gib mir eine Antwort, auf meine Frage!“


Jetzt konnte Mine die Gestalt vom Burggeist schemenhaft erkennen.
Sie sah einen runzligen, alten, vornüber gebeugten, kleinen Mann, der sich mit schleppenden Bewegungen, aus einer dunklen Mauerritze herbröselte.
Leicht unsicher, torkelnd kam er weiter hervor.
Bis er seine Beine, endlich sortiert hatte, vergingen einige Minuten.
Seine weiteren Gliedmaßen langsam ausstreckend, kam er nur mühsam, aufgerichtete, Stück für Stück und Schritt für Schritt, aus dem dunklen Mauerspalt im alten Gemäuer hervor.

Mutig blieb Mine sitzen, und sah, dem Burggeist, mit aufrechtem Blick geradewegs in die Augen.
„Ich…, sprach Mine, mit heller Stimme, die einen ungewöhnlichen Klang, im alten Gewölbe hatte, würde so etwas nie und nimmer tun. Stehlen wer tut denn so was, ich nicht, das kannst du mir glauben.
So wahr ich hier sitze!“
Aber sag, wer bist du, und wie heißt du?

„Ich bin…, Bossel, von der Burg Bosselstein. Wer soll ich sonst sein!“
Kamen die Worte, unwirsch, und mürrisch zurück.
Na, wo du mich schon geweckt hast Menschenkind, kannst du mich ein wenig unterhalten.
Oder mich wieder sanft in den Schlaf reden, oder vielleicht, kannst du mir etwas vorsingen…
Das beruhigt mein aufgewühltes Gemüt wieder ein wenig.
Der Geist gesellte sich zu Mine, und schaute sie lauernd von der Seite an, und sprach weiter…

Ach kleines Menschenkind, ist schon gut, ich kann sowieso nicht mehr so recht schlafen, seit ich bestohlen wurde.
Da können wir uns jetzt ruhig etwas angeregt unterhalten.
Wo ich schon mal- wach bin.

Hörte Mine die garstige Stimme, die jetzt allmählich etwas freundlicher wurde.
Gefolgt von einem üblen Geruch, sprach er weiter in ihre Richtung.
Mine verzog sogleich ihr Näschen.
Doch Mine schwieg, und hörte dem Geist aufmerksam, weiter zu.
Der übel riechende Geruch strömte jedoch weiter geradewegs in ihre kleine empfindliche Nase.
Schnell hielt sie sich die Nase zu und stöhnte.
Sag mal Bossel: „Wann hast du das letzte Mal gebadet?“
Das ist ja ein bestialischer Gestank, der hier von dir herüber weht, von Seife und Wasser hältst du wohl nicht viel?
Fragte sie vorsichtig, interessiert nach …

XXX

Leicht gereizt über die Bad Frage, sprach Bossel, jedoch versöhnlich weiter…
Du bist hier, bei mir, in der alten Burg Bosselstein oder was dachtest du wo du bist? Hast du mich nicht verstanden, Menschenkind?
Kam, die etwas genervte Antwort, sogleich von Burggeist Bossel.
Hatte ich das nicht erwähnt? Ach ich komme ganz durcheinander, ich bin wohl doch noch etwas schlaftrunken…
Und wenn es dich interessiert Menschenkind mir ist elendig kalt …
Ach ja, mich fröstelt es ständig, wenn der kalte Wind durch alle Mauerritze zieht, und sich durch das Gemäuerspalten quetscht.
Da bekomme ich selbst im Sommer Frostbeulen. Erklärte, Geist Bossel, weiter der kleinen staunenden Mine.
Und dieser ewige Hustenreiz, der bringt mich noch um, fügte Bossel theatralisch mit den Hände in der Luft fuchtelnd, hinzu.
Dagegen half nur mein Umhang und der wurde mir, wie schon gesagt, gestohlen.
Das ist aber ärgerlich, sprach Mine mitfühlend, dem Geist Bossel, ihr aufrichtiges Bedauern aus.
„Wie kann ich dir helfen Bossel …? Fragte Mine, spontan.“
Sag, was kann ich für dich tun, rief Mine eifrig dem alten Burggeist Bossel zu.
Wie kann ich dir behilflich sein, damit du nicht mehr so verfroren in deiner Mauernische dösen musst, und du es etwas behaglicher, hast!
Damit auch dein, elendiger Husten, endlich wieder verschwindet…

Das ist lieb von dir kleines Menschenkind, aber das war ein ganz ungewöhnlicher Umhang, aus ganz seidigem Stoff.
Samtig und weich, mit erlesenem Zauberzwirn, genäht.
Nur dieser Umhang konnte mich schützen und ruhen lassen!
Er fehlt mir eben ganz arg, das kannst du mir glauben.
Dem Dieb, wünsche ich die Kratze, und Beulenpest, an den Hals, das kannst du mir glauben, kleines Menschenkind.

Die Zeiten haben sich schon sehr verändert.
Wenn ich nur schon, Tag täglich die ganzen Touristen sehe, die durch das Schloss, und die Burg geschleust werden.
Bei dem ständigen Getrampel und Krach- da kann doch keiner ein Auge zu tun.
Einfach schlimm, schlimm, schlimm ist das.
Und ohne meinen Wunderumhang geht schon mal grad gar nichts! Seither finde ich absolut keine Ruhe mehr!
Ja …, seit dem Verlust meines Umhanges finde ich absolut keine Ruhe mehr hier, wiederholte sich Bossel.
Mine schaute mitleidig in Richtung Burggeist Bossel, und überlegte fieberhaft, wie sie ihm helfen könnte.

Sogleich kam ihr der Gedanken in den Sinn, dass ihr ungeliebtes grünes Prinzessinnenkleidchen, hier sozusagen eventuell an den Mann, beziehungsweise an den Burggeist, zu bringen sei.
Vorsichtig fragte Mine nach ob er, Bossel, mit Nadel und Faden umgehen könne. Um sich wieder einen neuen Umhang zu schneidern…

Irritiert schaute der Burggeist Mine an, und gab zu verstehen, dass das Nähgarn den Zauber auslösen würde, und er noch genügend von dem Zaubergarn hätte, zum einen schönen warmen Umhang nähen.
Die Besucher würden zwar, allen Dreck liegen lassen, betonte Bossel laut und zählte auf: „Getränkedosen, Butterbrotpapier, Papiertaschentücher, Plastikfolien und alte Wollwesten oder Schals!“
Aber keine Jacken, oder andere Kleidungsstücke, die für ihn „Umhangtauglich“ zu verarbeiten wären!
Na ja, kam es dann noch von Bossel, erklärend hinzu:“ Und grün müsste der Stoff natürlich schon sein!“
Grün eben- wie mein alter Umhang.
Mine dachte sofort wieder an ihr neues grünes Kleidchen.
Hatte nicht das Kleidchen selbst von sich behauptet etwas „Besonderes“ zu sein! Na, das werden wir ja sehen, dachte Mine.

Mine machte sofort einen „Erste- Hilfe- Plan“ für Bossel, und sprach ihre Gedanken, jetzt laut aus:
“Ich habe ein grünes Kleidchen Bossel, das ich eigentlich nicht mag, und du könntest etwas grünen Stoff für deinen Umhang gebrauchen!“ Stimmmmt’s …?
Das müsste doch zwischen uns zu regeln sein, sprach sie weiter.
Und wenn ich mich anschließend wieder in meinem Bett befinde, wo ich hingehöre, ist uns beiden geholfen …, oder Bossel?

Also Bossel du wartest hier und ich sehe zu, dass ich das Kleidchen hier her bekomme. Verstanden…?
Ich weiß zwar noch nicht wie ich das schaffen soll, doch einen Versuch ist es wert.
Vielleicht hilfst du etwas mit Bossel, und gibst mir ein wenig von deinem Restzauber, damit ich zurück in mein Zimmer, an die alte Hutschachtel unter meinem Bett komme.
Denn darin ist das grüne Kleid mit den vielen endloslangen Stoffbahnen.
„Das würdest du für mich tun kleines Menschenkind?“
Fragte Bossel, ganz gerührt.
Jetzt hatte er eine Träne im Augenwinkel, allerdings vor Freude.

Ja, Bossel, mach schon, wenn Mutti in mein Zimmer kommt muss ich auch wieder im Bett sein, sonst erschrickt sie sich, und sucht nach mir.
Wenn ich nicht zeitig zurück bin gibt’s mächtig Ärger, das kannst du mir glauben, Bossel.
„Ganz mächtigen Ärger!“ Betonte Mine, nochmals, mit Nachdruck.
Mine rollte ihre Augen, gar gewichtig, um die momentane Situation, für sie, noch zu unterstreichen.

Na, dann geht’s jetzt los Menschenkind, du musst die Augen schließen sonst funktioniert mein Zauber nicht, und du kommst nicht vom Fleck weg.
Den „Rest“ meiner Zauberkraft müssen wir ganz gezielt einsetzen …
Klar, mach schon, Bossel, ich habe schließlich keine Lust, hier ewig im staubigen Keller, zu bleiben.
Wenn dir das auch Spaß macht Bossel- mir gefällt das hier nicht, fügte Mine erklärend hinzu.
Das geht nicht gegen dich persönlich Bossel, sprach Mine verlegen.
Aber die Spinnengewebe, und das andere Getier, hier mag ich nicht besonders leiden.
Ja…, so hat eben jeder seine Interessen, dachten beide so, für sich.
Der eine mag „Dies“, und der andere mag „Das“, murmelte Bossel in Richtung Mine. Ja, um Glück sind die Geschmäcker verschieden. Und jetzt geht’s los …
Lass dich von meiner Zauberkraft, jetzt tragen, dann wird dir auch kein Leid widerfahren …, sprach Bosel, geheimisvoll.

XXX

Also- das gibt es doch nicht, sprach Mine erstaunt.
Sie erwachte, unter ihrer weichen Bettdecke.
Mine war zurück in ihrem Himmelbett.

XXX

Sie hielt unbemerkt, krampfhaft das grüne Prinzessinnen Kleidchen, in ihren Händen fest.
„Das Kleidchen wollte ich doch Bossel geben, wieso ist es noch hier?
Hat die Zauberkraft von Bossel nicht für hin und zurück ausgereicht?“
Fragte sich Mine sogleich.
„Irgendetwas stimmt hier schon wieder nicht, und geht nicht mit rechten Dingen zu, flüsterte Mine, andächtig.“

Na, dann eben nicht, dann behalte ich das Kleidchen eben selber…
In diesem Moment betrachtete Mine das Kleidchen genauer, sie rollte verwundert, und staunend zugleich, ihre Augen.
Sie hielt das schönste „Prinzessinnenkleidchen“ das sie je gesehen hatte, in ihren Händen.
Tausende von Kristallsteinchen und Pallietten schmückten den Rock des Kleidchens. Goldne Schnüren und Knöpfe verzierten das Miederteil und herrliche Rüschen umfassten die Ärmel, und den Bund des Rockes.
Mine konnte sich gar nicht satt sehen an dem neuen Prinzessinnen Kleidchen.
Jubelnd und sprang Mine freudig überrascht in ihrem Bett umher.

Wie konnte sich das Kleidchen – oder besser gefragt das, Aussehen des Kleidchens, nur so trastisch wandeln…
Die Umwandlung vom ungeliebten „Giftgrünen-Kleidchen“ zum geliebten „Prinzessinnen-Kleidchen“ war perfekt.
Doch- noch immer fragte sich Mine wie dies geschehen sein konnte.

Leise öffnete sich die Tür und Mutter Lene trat lächelnd herein.
Schmunzelnd sah sie Tilla an und sagte: “Hast du schon gesehen kleine Nörgelprinzessin ich habe einige Korrekturen an deinem neuen Kleidchen, in der letzte Nacht, vorgenommen!“
Ich hoffe meine Änderungen gefallen dir, Mine?
Und wie..! Rief Mine übermütig, und begeistert, in die wild in die Hände klatschend, aus.

Mutti: “Du glaubst nicht was ich gedacht habe als ich heute Morgen das Prinzessinnenkleidchen gesehen habe!“
Ich dachte doch tatsächlich, der Burggeist Bossel von der Burg Bosselstein hätte als Dank für einige Stoffbahnen meines neuen Kleidchens, mir den Rest des Kleides, mit seinem Zauberzwirn so toll hergerichtet.
Mutter Lene, sah ihre Tochter Mine ungläubig an und sagt: „Das muss ich jetzt aber nicht verstehen Mine…?“
Nein Mutti, das musst du nicht, ich verstehe es ja, auch nicht mehr.

Mine hüpfte voller Übermut in ihrem Bett herum.

XXX

Erst spricht das Kleidchen mit mir, dann finde ich mich in einem Burgkeller im Gewölbe wieder, und jetzt habe ich das schönsteeeeeeeeeee Prinzessinnenkleid der Welt!
Mine hüpfte begeistert aus ihrem Bett und rief laut: „Prinzessin Mine von Burg Bosselstein lädt zum fröhlichen Betthüpfen ein!“
Als ob ich mir das alles erträumt hätte, flüsterte Mine leise…
Und plötzlich hatte Mine wieder diesen moderigen seltsamen Geruch in ihrer Nase…
Mutter Lene, schloss vorsichtig, die alte Hutschachtel, und meinte:“ Die müsste gelegentlich auch mal wieder gut gelüftet und parfümiert werden!“

Da lachte Mine laut schallend auf, und rief ganz euphorisch; da dachte ich doch glatt, dass der alte Burggeist Bossel sich heimlich meiner alten Hutschachtel, unter meinem Bett verbrössssselt hätte, und noch immer so streng riechen würde!

Dieser modrige Geruch war doch schon sehr ähnlich- überlegte Mine grüblerisch.
Habe ich da nicht gerade ein leises Husten gehört?

„Mutti…, hast du eben gehustet…?“
 
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