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Unser Besuch - quer durchs Land (Unser italienischer Sommer Teil 11)

Romane/Serien · Romantisches
Wir saßen gemütlich auf der Terrasse beim Frühstück. Eva schenkte Kaffee nach und Hannes stibitzte noch ein Stückchen Salami. Die Finocchiona, die Fenchelsalami, schmeckte aber auch vorzüglich. Bruno hatte uns zwei Stück davon aus Greve mitgebracht.
Ich schaute ins Tal und genoss die Morgensonne. Da sah ich Francesca den Weg heraufkommen. Sie trug einen Henkelkorb bei sich.
„Buongiorno, come stai. Ah, che un aroma stuzzicante.”
“Magst du auch einen Kaffee Francesca” rief Eva und bot ihr einen Platz an.
Francesca trank eine Tasse Kaffee und hatte den Korb neben sich gestellt.
„Ich zeige euch was, ti faccio vedere qualcosa.” Sie nahm das Handtuch vom Korb und wir sahen zwei kleine Kätzchen, die miteinander spielten und dabei leise maunzten.
„Oh sind die süß“, riefen Eva und Maria gleichzeitig. „Dürfen wir?“ Francesca nickte und beide nahmen sich ein Kätzchen heraus.
„Un maschio ed una femmina” lächelte Francesca. “Unsere Katze hat fünf Junge geworfen. Drei haben schon Liebhaber gefunden. Wenn ihr mögt. Sie jagen Ratten und Mäuse und vertreiben sogar Schlangen.“
Eva schaute mich sehnsüchtig an „Bitte, bitte Peterl, sag ja. Die schauen ja so lieb aus.“
Die zwei Fellknäuel waren wirklich zum verlieben und ich nickte. Ein großer Schmatzer war die Belohnung.
„Wie sollen sie denn heißen?“ Eva überlegte.
„Der rotbraune ist der Kater und die Schwarze mit den weißen Füssen ist das Weibchen.“
Eva tauchte ihren Finger in das Wasserglas und sagte feierlich, in dem sie dem Kater einen Tropfen Wasser auf die Stirn rieb „Du bist Leone, der kleine Löwe und du mein Kätzchen heißt Strega, Hexe.“ Das Kätzchen musste die gleiche Prozedur über sich ergehen lassen, und fing gleich an, sich zu putzen.
Wir mussten lachen.
„Ich bringe euch noch etwas Katzenfutter, bis ihr was einkaufen könnt. Sie sind es gewöhnt meistens draußen zu leben. Lucrezia ist nur bei Regenwetter ins Haus gekommen und der Vater der Kleinen ist ein Streuner, der die Weiblichkeit im Dorf beglückt. Sie werden euch ans Herz wachsen. Ihr könnt sie schon draußen lassen, macht ihnen einen Platz zurecht, füttert sie und sie werden sich bei euch einrichten.

„Ich stelle ihnen ein Körbchen auf die Diele und nachher bekommen sie noch ein Schälchen Milch.“ Eva strahlte. „Jetzt bin ich auch noch Katzenmama.“

Dann sprudelte es aus Eva heraus und sie erzählte Francesca die große Neuigkeit.
Francesca freute sich sichtlich mit uns mit.

Unsere beiden neuen Hausgenossen erkundeten ihr Reich. Sie waren neugierig und beschnüffelten jede Ecke und jeden Winkel. Eva hatte sie früh gefüttert und dann ein Schälchen mit Wasser unter das Dach des Anbaus gestellt.
Wir wollten heute mit Maria und Hannes nach San Galgano fahren. Die Abbazia lag nicht weit entfernt, nur etwa 30 km Richtung Süden. In der Nähe lag ein Agritourismo, dort könnten wir zu Mittag essen. Die Küche hatte allgemein einen guten Ruf.
„Oder wir fahren weiter und essen in Monteciano, die haben einen schönen Garten und eine gute Küche, Empfehlung von Paola und Bruno.
Wenn ihr Lust habt verbringen wir den Nachmittag in der Therme von Bagni di Petriolo zum relaxen.“
Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Eva wollte fahren, bald passe ich nicht mehr hinters Lenkrad hatte sie gemeint. Also saßen heute die beiden Frauen vorne und wir machten es uns auf dem Rücksitz gemütlich.
Schon bald fuhr Eva auf den großen Parkplatz und wir hatten einen schönen Blick auf die Kirche, die mitten auf der grünen Wiese stand.
Die hochaufstrebenden Mauern von San Galgano, der einzigen bemerkenswerten gotischen Kirche in der Toscana, wirkten wuchtig und trotzdem elegant.
Ich hatte mich vorher schlau gemacht und konnte jetzt mein Wissen unterbringen.
Das Kloster, bzw. die Einsiedelei, die Galgano Guidotti, ein ehemaliger Ritter, errichtete, wurde im 12. Jahrhundert auf dem Hügel Montesiepi gegründet. Nachdem der Gründer schon mit Anfang dreißig verstarb übernahmen Zisterziensermönche das Kloster. 1224 wurde dann im Tal mit dem Bau der Kirche begonnen. Sie errichteten den Bau nach dem Vorbild der Abtei von Clervaux im französischen, also gotischem Stil. Bald gelangten sie zu großem Landbesitz und Einfluss und waren auch mitbeteiligt am Bau des Sieneser Domes. Im 14. Jahrhundert rafften Pestepidemien und Kriege viele Mönche und Laienbrüder dahin. Der Niedergang war nicht mehr aufzuhalten. Einer der späteren Äbte verkaufte um 1550 die Bleidächer der Kirche, wodurch die Kirche schweren Schaden nahm. Ende des 18. Jahrhunderts stürzte der Glockenturm und die Gewölbe ein, Bauern brachen Steine, um sie für den eigenen Hausbau zu verwenden.1961 bekam ein Zisterziensermönch aus Rom die Erlaubnis, nach San Galgano zu übersiedeln und die Abteiruine wieder zum Leben zu erwecken. Er baute einige Zellen aus und begann damit, die Wiederbelebung des Klosters für den Nonnenorden der Olivetaner, der San Galgano zu einem Ort der klösterlichen Abgeschiedenheit erklärte. Eine kleine Werkstatt (unter anderem Ikonenmalerei und Stickerei) wurde eingerichtet.
Heute finden im offenen Kirchenschiff unter freiem Himmel Konzerte statt.
„Das wäre doch was für uns?“, schwärmte Maria, „Klassik unterm Sternenhimmel ist ganz schön romantisch.“
„Dann müsst ihr euch nächstes mal einrichten. Anna können wir dann bei Francesca lassen.“
Wir wanderten durch die imposante Kirchenruine und bestaunten die großzügige Architektur. Die riesigen Fenster hatten auch früher schon viel Licht ins Innere gelassen.
Wo einstmals der Altar stand, befindet sich jetzt ein schlichter Steintisch. Jemand hatte einen Strauß Blumen darauf gelegt. Eine andächtige Stimmung herrschte.

„Wollt ihr noch etwas essen, oder fahren wir gleich nach Bagni Petriolo zum relaxen?“
„Lass uns heute später essen gehen, oder bist du so hungrig mein Schatz?“ Liebevoll zwickte Maria ihrem Hannes in die Seite.
Eva meinte auch, wir sollten erst einmal fahren. „Ihr schaut noch nicht verhungert aus.“
Die Straße schlängelte sich bald durch dichte Wälder und nach einer dreiviertel Stunde erreichten wir das Bad. Wir zahlten Eintritt, zogen unsere Badesachen an und ließen uns in einem großen Becken nieder. Das Wasser war sehr angenehm und entspannte uns. Zwischendurch erkundeten wir das Dampfbad. Hier konnte man in den Dampfschwaden die anderen Besucher nur ahnen. Später liefen wir ein wenig umher und schauten uns die Anlage an. Zum Abschluss gönnten wir uns noch eine wohltuende Ganzkörpermassage. Ich fühlte mich hinterher wie runderneuert. Das durchgeknetet werden hatte gut getan. Wir banden uns noch unsere Handtücher um, duschten gemeinsam und kleideten uns dann wieder an.
„Wie neugeboren“ seufzte Eva. „Das macht hungrig“ war Hannes Kommentar.

Auf dem Rückweg stoppte ich in dem kleinen Ort Monticiano. Die Osteria La Capanna hatte Bruno uns empfohlen. Sie hatten unter großen Sonnenschirmen Tische im Garten. Spezialität waren Wildschwein und Pilze. Leider hatte die Pilzzeit noch nicht ganz begonnen.
„Das würde mir gefallen“ lachte Hannes „das betrunkene Kaninchen, Coniglio ubriaco.“ Das wollten wir alle mal probieren und bestellten es bei der jungen Kellnerin.


1 kg Kaninchen in Stücke geschnitten
Salz, Pfeffer
Knoblauch
Rosmarinzweige
Olivenöl
0,33 l trockener Weißwein
Die Fleischstücke werden vom Metzger noch einmal eingeschnitten und mit Salz und Pfeffer gewürzt. In die Taschen kommen je ein Zeig Rosmarin und eine halbe Knoblauchzehe, dann wird das Fleisch zusammengebunden. Die Fleischstücke werden in heißem Olivenöl von allen Seiten gut angebraten, dann wird mit dem Wein abgelöscht und das Kaninchen ca 1 Stunde sanft gegart. Evtl. kann man mit etwas Fleischbrühe auffüllen. Dazu gibt es Bratkartoffeln oder Polenta.

Das Essen war ausgezeichnet zubereitet, das Fleisch sehr schmackhaft und zart, angenehm gewürzt und dazu die gebratene Polenta. Was will man mehr. Der gut temperierte Vernaccia stand dem in nichts nach.
Wir saßen im Freien unter einem strahlend blauen Himmel in munterer Gesellschaft. An den Nebentischen hatte sich eine Gruppe Wanderer gefunden. Die Wälder, die Täler der kleinen Flüsschen, das Merse- und das Famatal und natürlich San Galgano, kaum 4 km entfernt, boten viele interessante Wanderziele. Die ganze Gegend war ein großes Naturschutzgebiet.
„Heute Abend gibts nur noch einen Salat“, meinte Eva „ich platze bald. Wenn ich so weiter mache, bin ich bald fett und ihr könnt mich rollen.“
„Vergiss nicht, du musst für zwei essen. Du bist doch so schlank.“ Maria neckte sie.
„Unsere Männer müssen aber gut essen, damit sie immer genug Energie haben. Nicht wahr mein Schatz“, fuhr Maria fort und klopfte Hannes auf den Bauch. Ich musste lachen.
„Sei ganz ruhig mein liebes Peterl. Du hast ganz schön über deinen Speck gejammert, ich hab ja nicht auf dich aufpassen können. Hast du deine Pölsterchen schon wieder vergessen?“ Eva kniff mich in die Hüfte.
„Na wir können doch mit unseren Männern zufrieden sein. Mein Hannes hat einige Kilo abgenommen, seit wir zusammen sind. Der Sport und meine gute Pflege bekommen ihm. Und dein Peter ist erst ein knackiger Bursche. Das haben wir ja vorhin in der Terme gesehen. Der Davide kann da kaum mithalten.“
„Danke“ sagten Hannes und ich wie aus einem Munde. Daraufhin mussten Maria und Eva herzhaft lachen.
„Trinkt doch noch ein Glas, es ist so schön hier. Ich fahre doch nachher.“
„Ich geh mal nach drinnen und sag der Kellnerin Bescheid. Außerdem muss ich für kleine Jungs.“
Ich stand auf und reckte mich ein wenig. Hannes leistete mir Gesellschaft und ging auch mit.
„Er hat a Hintern wie Apollo....“ hörte ich Eva summen. Warum sollten wir unseren Frauen nicht diesen Anblick gönnen, ich musste grinsen.
La cameriera brachte uns noch einen Vernaccia und für Eva einen Orangensaft.
Hannes streichelte seiner Maria den Babybauch. Eva nahm meine Hand und legte sie sich auch auf den Bauch. Ihre Haut war samtweich und von der Sonne aufgeheizt.
„Schon mal zum üben mein Liebster.“
„In der Nähe von Simignano gibt es etruskische Funde. Die könnten wir uns doch einmal ansehen. Was haltet ihr davon?“
„Ach Peterl, träumst du noch von einem etruskischen Schatz?“
Hannes war gleich Feuer und Flamme dafür „Lass uns doch hinfahren. Wo liegt das überhaupt?“
„Simignano ist nur ein paar Kilometer von uns entfernt, Richtung Sovicille, praktisch vor der Haustür“, meinte ich.
Eva fuhr vom Parkplatz und wir machten uns auf den Rückweg. Wir mussten über Pievescola fahren. Am Kreisel bogen wir rechts ab Richtung Siena. Bis Simignano waren es noch gut fünf Kilometer.
Im Ort fragte ich eine alte Bäuerin nach dem Weg. Sie meinte wir sollten das Auto hier stehen lassen und dann am Ortsrand hoch zum Wäldchen laufen.
„Ma per adattarsi, aber passt auf, dort ist alles voller Brennnessel und Dornen. Außer alten Steinen gibt’s nicht viel zu sehen.“
Wir dankten ihr und machten uns auf den Weg, einen schmalen, staubigen Feldweg hinauf am Waldrand. Dann sahen wir ein krummes altes Schild.
Attenzione, non entrare. monumento etrusco – Betreten verboten, etruskisches Denkmal.
Mit unseren kurzen Bermudas und den nackten Beinen, war es nicht ratsam, durch die Brennnesseln zu laufen, von den Dornen mal ganz abgesehen. Da die Mauerreste in der Sonne lagen, konnte es auch sein, dass sich hier Schlangen wohlfühlten. Eva hielt mich vorsichtshalber am Arm zurück. „Da geht ein Trampelpfad“ Ich wies in den Wald.
„Du bleibst hier, wenn dich eine Schlange beißt, wie sollen wir da Hilfe holen?“ Eva wurde energisch. Ich fügte mich und ließ mich zurückziehen.
„Wir kommen wieder, aber dann mit Jeans und Gummistiefeln. Komm wir kehren um. Wir können uns ja bei Matteo noch hinsetzen und eine Kleinigkeit trinken. Da können wir auch überlegen, was wir morgen unternehmen.“
Wir saßen bei Matteo draußen und schauten auf unsere kleine Kirche San Giovanni Battista. Auf dem Platz vor der Kirche standen drei junge Burschen mit ihren Vespe und schauten zu den Mädchen herüber, die lässig auf der kleinen Mauer hockten und sich demonstrativ uninteressiert zeigten. Letzte Woche hatte Don Fulvio den Halbwüchsigen lautstark die Meinung gesagt und ihnen verboten vor der Kirche mit ihren Vespe auf und ab zu fahren. Es schien vorerst Eindruck gemacht zu haben. Einer der Burschen rief etwa zu der Mädchengruppe hinüber, was dort ein kichern auslöste.
Nebenan, Martas kleine Alimentari, das Tante Emma Lebensmittelgeschäft, hatte gerade geschlossen. Marta hatte kurz gegrüßt und war dann mit energischen Schritten zur Kirche marschiert. Sie putzte auch noch nebenher für Don Fulvio.
Bei ihr konnte man sich mit dem allernötigsten eindecken, aber um größere Einkäufe zu machen fuhren wir entweder zu Unicoop nach Colle di Val d`Elsa oder gleich nach Siena. Oft brachte Eva auch auf dem Rückweg von der Arbeit Lebensmittel mit.
„Was machen wir morgen?“
„Was haltet ihr von Florenz?“ Eva schaute uns fragend an.
„Wir fahren morgen früh mit dem Auto nach Poggibonsi und dann mit dem Zug eine knappe Stunde bis Santa Maria Novella. Die Bahn fährt alle Stunde. Und wir haben kein Stress mit dem Parkplatz.“
„Das zweite Frühstück nehmen wir dann in der Markthalle“, schlug Hannes vor.

Mit strahlendem Sonnenschein empfing uns Florenz, als wir in Firenze Santa Maria Novella ausstiegen.
Gleich neben dem Bahnhof lag unser erstes Ziel, die gleichnamige Kirche Santa Maria Novella. Die von den Dominikanern, einem ehemaligen Bettelorden, errichtete Kirche gehört zu den schönsten Kirchen Florenz. Der prächtige Anblick der Fassade von Leon Battista Alberti aus weißem und grünem Marmor beeindruckt. Wie von zwei Segeln wird der obere Aufbau flankiert. Vor dem Eingang steht ein Obelisk. Innen war es angenehm kühl, Eva und Maria hatten sich leichte Jacken über ihre nackten Schultern gelegt. Die Kirche ist reich an Kunstschätzen, wie z.B. der Ausmalung der Hauptchorkapelle durch Ghirlandaio und seinen Schülern u. a. dem jungen Michelangelo. Die Kirche ist großzügig gebaut, sie wirkt dadurch sehr offen lichtdurchflutet und weiträumig. Obwohl sie ihren gotischen Ursprung nicht verleugnen kann.
Wir konnten uns nicht satt sehen an den Farben, die große Künstler wie Masaccio, Brunelleschi , Ghiberti und Lippi in ihren Bildern verewigten.
Die Prachtentfaltung hatte uns hungrig gemacht.
„Lasst uns zur Markthalle gehen, eine kleine Stärkung einnehmen.“ Das kam natürlich, wie nicht anders zu erwarten von Hannes.
„Wir laufen jetzt gemütlich durch die Via Nazionale und bestellen für später einen Tisch im Giardino di Barbano. Dann zurück in die Via dell`Ariento. Vielleicht finden wir ein Schnäppchen auf dem Ledermarkt.“
„Ich glaube ich halte das Geld mal fest, bevor unsere Frauen zuschlagen.“ Ich stupste Hannes an, der wissend grinste.
„He, ich muss doch bitten“, funkelt mich Eva an und Maria meinte nur lakonisch „Männer!!“ Das Wort fiel aber mindestens mit zwei Ausrufezeichen.
Zu Hannes Befriedigung waren wir wenig später bei den Markthallen. Die mit gusseisernen Elementen versehene Konstruktion des Mercato centrale wirkte imposant.
Und sie war zu recht als Feinschmeckerdorado bekannt, wie wir nachher wieder einmal feststellten. Beim Bistro im Erdgeschoss gönnten wir uns ein paar leckere Antipasti, füllten unseren Koffeinspiegel nebenan wieder auf und bummelten durch die so verlockend verschwenderisch dekorierten Fleisch- und Gemüsestände.
„Was wollen wir heute noch sehen?“, wollte ich wissen.
„Den Davide“ kicherten Eva und Maria beinahe gleichzeitig „und vielleicht den Bargello, du weißt, das Museum. Dann gehen wir ins Giardino di Barbano, schnabulieren was leckeres und am Nachmittag besuchen wir die Boboligärten. Da können wir uns auch einmal ausruhen und die Füße hochlegen.“
„Gut, laufen wir zum Bargello. Das Museo Nazionale befindet sich im Palazzo del Bargello, es war früher einmal Sitz der Stadtverwaltung, noch vor dem Palazzo Vecchio, später auch einige Zeit Gefängnis.
Heute befindet sich hier die bedeutendste Skulpturensammlung in Florenz.
„Man sieht richtig, dass er nicht mehr ganz nüchtern war, aber er ist ganz schön sexy“, spöttelte Maria als sie mit Eva Michelangelos trunkenen Bacchus umrundete. Über die Freitreppe im Hof stiegen wir in die obere Etage wo Donatellos Meisterwerke zu bewundern waren.
„Oh, ist der süß“ rief Eva aus, als sie den bronzenen David sah. „Schau nur dieses Hütchen und wie lieb er schaut. Woran er wohl denken mag, ob er wohl bei seiner Liebste war. Er schaut lecker aus.“
„Wie ist es mit euch Männern? Wäre das nicht ein Kostüm für den Fasching? Da würdet ihr Eindruck machen.“
„Aber nur, eine Privatvorführung für uns ganz allein. Mit Hut, Schwert und Stiefeln seid ihr gut angezogen. Wir würden euch zu Füssen liegen.“ Eva und Maria brachen wieder in Gelächter aus, so dass sich ein paar andere Besucher nach uns umdrehten.
„Komm Peterl, mach mal ein Foto von Maria, mir und dem bronzenen Leckerbissen. Anfassen darf man den wohl nicht?“
Maria winkte dem David zu, als wir wieder hinuntergingen „Ciao bello.“

Wir liefen die Via del Proconsolo zurück, überquerten den überlaufenen Domplatz, wo Santa Maria de Fiore so majestätisch thronte, Den Borgo San Lorenzo entlang, wo wie unsere San Lorenzo Kirche grüßten, hinter der Markthalle über die Piazza del Mercato centrale bis zur Via Nazionale. In Höhe der Piazza del`Indipendenzia liegt der Eingang zum Giardino di Barbano.wo wir im Innenhof unter Bäumen aßen.
Die Luft ist lau im Schatten der Sonnenschirme, Grillen begleiten mit ihrem Konzert unser Mahl. Wir teilten uns eine große Schüssel Bauernsalat und tranken dazu den offenen roten Hauswein, ein gehaltvoller Roter von den Hügeln des Chianti. Kerzen brennen auf den weißgedeckten Tischen, im Hintergrund begleiten uns leise italienische Musik, leichtes Gläserklirren und Wortfetzen. Die blühenden Sträucher und Blumen im Garten verbreiten einen betörenden Duft. Es ist so schön zu leben.
Die Boboligärten sind unser nächstes Ziel. Wir fahren mit dem Bus bis zur Kirche SS. Annunziata und laufen dann die Via dei Servi direkt zum Dom, dann die Via dei Calzaioli direkt zu r Piazza della Signoria, zum Palazzo Vecchio.
Vorsichtshalber hielt ich unseren Geldbeutel fest, die Frauen stießen mehrfach Seufzer aus beim betrachten der Schaufensterauslagen.
Natürlich wollen unsere zwei Schönen mit Davide fotografiert werden.
„Ist er nicht zum anbeißen, dieses Bild von einem Mann?“ Beide seufzen und bekommen verklärte Augen.
„Benedetta hat auch gesagt, un uomo per mordere, zum anbeißen.“
Hannes und ich schauen uns nur grinsend an.
„Ich könnte mir vorstellen so eine Statue vom Davide auf die Terrasse zu stellen.“ Maria seufzte wieder.
„Was grinst ihr Kerle?“, wollte Eva wissen und grabschte mir an den Po. Das ließ ich natürlich nichtunerwidert.
Vor dem Eingang zu den Uffizien hatte sich eine lange Schlange gebildet.
„Nächstes Mal müssen wir unbedingt die Uffizien ansehen“, meinte Maria. Wir standen am Arno und schauten auf die im Sonnenlicht liegende Ponte Vecchio.
Bei Fratelli Piccini, einem Juwelier auf der Brücke, fanden wir zwei wunderschöne kleine Ohrstecker für Eva. Zwei mit winzigen Brillanten bestückte Goldplättchen, an denen unten eine schwarze Perle hing. Ich hatte mich noch erinnert, wie sehnsuchtsvoll Eva sie bei unserem letzten Besuch im Urlaub betrachtet hatte.
„Du hast daran gedacht?“, flüsterte sie mir ins Ohr und fiel mir um den Hals.
In der Brückenmitte stellten wir uns an die Brüstung und schauten auf den ruhig dahinfließenden Arno. Dann machte Hannes ein Foto von Eva und mir. Anschließend fotografierte ich die Beiden.

Der Palazzo Pitti hatte mir noch nie gefallen. Ich fand diese kolossale Architektur nicht ansprechend. Heute beherbergt er eine der reichhaltigsten Gemäldesammlungen, die Galleria Palatina, die meiner Meinung nach sehr überladen wirkt, dazu ein paar andere Museen. Am schönsten am Palast finde ich den Durchgang zu den Boboligärten, den Giardino di Boboli.
Er wurde von den Medici gestaltet, nachdem sie den Palazzo erworben und als Residenz der Großherzöge nutzten.
Auf einem Felsen im Neptunteich steht ein Bronzeneptun und schwingt seinen Dreizack.
Wir liefen die Viottolone, eine herrliche Allee, entlang zum Isolotto einem weiten Wasserbecken. Hier setzten wir uns auf den Rand und kühlten uns die Füße. In der Mitte des Wasserbeckens erhebt sich der Ozeanbrunnen, ein Meisterwerk Giambolognas. Wir ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und dösten vor uns hin.
Langsam machten wir uns wieder auf den Weg. Wir hatten zwar noch Zeit, außerdem fuhr der Zug alle Stunde, aber wir waren etwas müde vom schauen und vom laufen.
 
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Kommentare  

Wieder ein leckeres Rezept für mich. Das betrunkene Kaninchen, Coniglio ubriaco, gefällt mir. Ansonsten lebt man wieder förmlich mit deinen Akteuren Eva und Peter mit und genießt die schönen Bilder und Situationen die du beschreibst.

Jochen (05.02.2012)

Nun hat das Kind wenn es zur Welt kommt gleich zwei Kätzchen als spätere "lebende Stofftiere".
Ich finde es immer gut wenn Kinder mit Tieren aufwachsen. Und wenn die Katzen draußen sind machen sie kaum Arbeit. Allerdings wenn Peter und Eva die Katze nicht kastrieren lassen können sie bald mit einer ganzen Schar Katzen rechnen, die bei ihnen umher tollen wird. Wieder sehr schöne Beschreibungen der Umgebung. Man wandert mit deinen Darstellern genüsslich durch die italienische Welt.


doska (05.02.2012)

Zwei neue Hausgenossen treten in Evas und Peters Leben. Besuch aus Wien ist da, zur Entspannung relaxen die vier Freunde in Bagna Petriolo, lernen das betrunkene Kaninchen kennen, versuchen sich als Schatzsucher, und verbringen einen erlebnisreichen Tag in Florenz.

Viel Spaß beim Lesen


Wolfgang scrittore (04.02.2012)

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