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15 Seiten

Ahrok 2.Band - 5. Kapitel

Romane/Serien · Spannendes · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Fünftes Kapitel: Verlockendes Heldentum

Am nächsten Morgen wurde Ahrok in aller Frühe von einem der Bauern geweckt, dessen Gesicht ihm wohl bekannt vorkommen sollte, das aber hinter einem Schleier aus biergetrübter Erinnerung verschwunden war.
Lustlos folgte er den euphorischen Anweisungen des Mannes und stapfte halb verschlafen hinunter auf die Straße.
Er staunte nicht schlecht, als er merkte, dass der Sonnenaufgang noch eine gute Stunde entfernt und trotzdem sämtliche Dörfler auf den Beinen waren, um ihrer Arbeit nachzugehen. Ahrok gähnte erneut lustlos. Das frühe Aufstehen kam ihm heute gar nicht gelegen.
In kurzen Worten schilderte ihm Edwin, dass Ragnar soeben mit einigen Männern aufgebrochen war, um Holz für Fallen und Barrikaden zu schlagen.
Gähnend rieb er sich den Schlaf aus den Augen, irgendwo in der Schenke musste doch noch sein Hemd liegen. Er hatte dem Bauern nicht so genau zugehört, aber was konnte der schon Wichtiges zu sagen haben.
„Na dann los!“ Er spritzte sich etwas Wasser aus einer Pferdetränke ins Gesicht, um seine eigene Müdigkeit zu vertreiben. „Machen wir uns daran, diesen Banditen kräftig in den Arsch zu treten.“
Dünner Jubel folgte auf seine Worte.
Um ehrlich zu sein, hatte er gar keine Ahnung, was sie machen sollten. Am liebsten hätte er sich in de Schenke gesetzt und auf Ragnar gewartet, aber der war bestimmt für ein paar Stunden unterwegs - wenn nicht sogar länger. Also entschied er sich erst einmal dafür, die Bauern eine der geplanten Fallgruben ausheben zu lassen. Diese Dinger hatten immerhin einen bedeutenden Teil ihrer Verteidigungsstrategie ausgemacht.
Wie lang, breit und tief musste die noch mal sein? Unzufrieden mit sich kratzte er sich am Kopf. Der Zwerg hatte gestern mit so vielen Zahlen um sich geworfen, dass Ahrok sich wirklich nicht mehr sicher war, welche Ausmaße die Falle haben sollte. Am besten gruben wohl am südlichen Eingang des Dorfes. Oder doch lieber im Norden? Verdammtes Bier...
„So! Jetzt holt mal alle eure Hacken und Spaten. Es wird gebuddelt!“, rief er in die Runde und machte sich daran, sein Hemd zu suchen.

Wenig später gruben Ahrok und achtzehn weitere Männer ein Loch in die Handelsstraße zur Südseite des Dorfes hinaus. Der Boden war unerwartet hart. Nicht nur der Winter sondern vor allem die unzähligen Pferde und Räder großer Wagen hatten ihn derart festgestampft, dass sie trotz vollster Anstrengung nur äußerst langsam voran kamen.
Ahrok erwog kurzzeitig den Gedanken, ob sie vielleicht an einer anderen Stelle graben sollten, wo das Graben etwas leichter wäre, doch schalt sich gleich darauf für diese Idee. Was nützte ihnen eine Falle an einer Stelle, die niemand passieren würde?
Eine morgendliche Frühlingsbrise wehte angenehm kühl durch sein dünnes, schweißgetränktes Seidenhemd und verscheuchte damit auch das letzte bisschen Müdigkeit. Ahrok blickte sich um. Die jüngsten seiner Helfer waren nicht einmal so alt wie er selber. Diese jungen Burschen hatten sich gerade ohne einen Ton der Unzufriedenheit die frischen Blasen an den Händen aufgestochen, um weiter arbeiten zu können.
Etwas abseits standen jetzt einige Frauen, die ein paar Laibe Brot und Krüge mit Wasser für die Arbeiter bereit hielten.
Das Ärgerliche war jedoch, dass, nachdem sie nun schon über drei Stunden schwer geschuftet hatten, gehackt und gegraben hatten wie Besessene, Ahrok noch immer keinen wirklichen Fortschritt feststellen konnte.
Sie hatten in der Zeit gerade einmal ein zwei Fuß tiefes Grübchen ausgehoben.
Die beschissenen Götter hätten in ihrer verdammten Faulheit ruhig einmal die Spaten segnen oder zumindest die Erde etwas erweichen können. Es war eine harte Knochenarbeit, doch niemand murrte oder beschwerte sich und so vermied auch er es einen lauten Fluch gen Himmel zu schicken.
So blieb das einzige Geräusch, was über ihnen lag, das der harten Arbeit, die getan werden musste, um ihr aller Leben zu retten. Ein jeder gab sein Bestes, um diese Grube auszuheben. Hoffentlich würde sie letztendlich auch ihren Zweck erfüllen.
In Stunde vier wurden die Spatenstiche der Männer zusehends kraftloser und die ehemals kurzen Wasserpausen immer länger. Diese abgemagerten Bauern hatten sich bereits jetzt schon bis zur vollständigen Erschöpfung abgeplagt.
Ahrok wollte sie erst mit strengen Worten zu mehr Ehrgeiz anspornen, entschied sich dann jedoch dagegen.
„Legt eure Spaten erst einmal beiseite“, kommandierte er dann jedoch nicht weniger streng. „Greift euch lieber ein paar Seile und spannt sie in drei Fuß Höhe zwischen den äußeren Häusern.“ Er hoffte sie hatten verstanden was er ihnen erklären wollte. „Und sorgt dafür, dass sie nicht gleich aus den Verankerungen reißen, denn sie müssen Pferde aufhalten können!“, fügte er noch mahnend hinzu. Dann machte er sich wieder daran, seinen Spaten in den harten Boden zu rammen.

Nach einer kurzen Mittagspause, in welcher er nur einen alten Kanten Brot heruntergeschlungen hatte, begutachtete Ahrok die drei gespannten Seile. Man konnte sie zwar schon aus einiger Entfernung erkennen, aber sie waren straff gespannt und würden mit Sicherheit den einen oder anderen Reiter daran hindern, hier hindurch zu reiten.
Er schenkte den Männern als Bestätigung seiner Zufriedenheit ein kleines Kopfnicken, für mehr war gerade keine Zeit, denn es gab da noch etwas anderes, worüber er sich nun schon seit einigen Stunden das Hirn zermarterte. Es war ihm erst beim Graben wieder eingefallen, aber die Banditen hatten gesagt, sie würden erst in einigen Tagen kommen, um sich zu holen was sie wollten, weil sie vorher noch „beschäftigt“ wären.
Was konnte das nur bedeuten?
Sicherlich nichts Gutes, soweit stand es für Ahrok fest. Wenn er nur wüsste, was sie gemeint hatten…
Am liebsten hätte er einen Spion ins Banditenlager geschickt, aber er glaubte nicht daran, dass einer der Bauern dafür geeignet wäre und er wollte selber seinen Posten nicht verlassen, solange Ragnar noch unterwegs war. Also hieb er jetzt weiterhin mürrisch auf den Boden ein und hielt alle paar Spatenstiche nach einem Zwerg am Horizont Ausschau.
Zum Glück waren sie nach dem Mittag in etwas weichere Bodenschichten vorgedrungen. Von nun an ging ihnen die Arbeit etwas leichter von der Hand und sie kamen merklich schneller voran als am Vormittag.
Wenige Stunden nach Mittag stand Ahrok schon bis zur Hüfte in einer Grube, die ganze zehn mal fünf Schritt maß. Die Erschöpfung stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben. Er und die Arbeiter hatten sich alle inzwischen ihre Hände mit Lumpen oder Lappen umwunden. Manche um ihre Blasen abzudecken, andere um aufgescheuerte Handflächen gar nicht erst aufkommen zu lassen. So kurz vor dem Gemetzel konnte er sich schließlich keine Blasen an den Schwerthänden leisten.
In einiger Entfernung entdeckte er durch einen Vorhang aus Schweiß, wie Ragnar und seine kleine Gruppe aus Bauern einige Baumstämme Richtung des Dorfes zogen.
„So, strengt euch noch einmal kräftig an!“, spornte er die Arbeiter ein letztes Mal an. Er wollte schließlich ordentlich etwas vorzuweisen haben, wenn der Zwerg hier ankam, also verdoppelte er selber noch einmal seine Anstrengungen. Der Dreck flog mit einem Mal herum, dass es eine Lust war.
Als sich Ragnar und dessen Leute jedoch fröhlich Lieder trällernd näherten, war es an Ahrok, plötzlich etwas verstimmt zu sein. Er hatte sich hier den ganzen Morgen lang abgeplagt und die da sahen aus, als kämen sie gerade von einem erholsamen Spaziergang.
Zumindest hatten sie wohl einige Bäume gefunden, die der Zwerg für nützlich erachtet hatte, denn immerhin zogen sie acht mehr oder weniger große Stämme hinter sich her. Ahrok schluckte seinen Ärger herunter. Dafür schwor er sich, dem Valr seinen Spaten gewaltig über den dämlichen Zwergenschädel zu ziehen, wenn dieser auch nur ein Wort über die geringe Tiefe der Grube fallen ließ.
Doch Ragnar sah leider sehr zufrieden aus.
„Gute Arbeit“, lobte er die Bauern.
Der Zwerg hieß die Holzfäller von heute Morgen an, sich auch noch ein paar Schippen und Spaten zu schnappen, um die Grube zu vergrößern und zog Ahrok mit sich fort.
Dieser war mittlerweile durch die Anwesenheit des Zwerges schon wieder bis aufs Blut gereizt. Immer wenn der Zwerg da war, dann kommandiert er die anderen herum und er selber kam sich dann so unwichtig vor. Er wollte verdammt noch mal auch einmal etwas zu sagen haben, eine wichtige Rolle spielen!
„Hast du alles erledigt? Das mit den Seilen und so weiter?“
Das herablassende Gefrage des Valrs machte ihn nur noch wütender. Wer dachte er denn das er war, he? Er reichte Ahrok ja nicht einmal bis zur Brust und spielte sich hier als Herr Oberwichtig auf!
Anstatt den Kleinen anzubrüllen, nickte er jedoch nur müde und wies auf die Stricke, die man zwischen den Häusern gespannt hatte.
„Ich bin ziemlich erschöpft. Ich mach erst einmal einen Spaziergang“, sagte er in möglichst ruhigem Ton, um sich nicht doch noch zu verraten.
Ohne auf eine Antwort des Zwerges zu warten, ließ er diesen auf der Straße stehen und verließ das Dorf. Schulterzuckend blickte ihm Ragnar noch kurz hinterher, dann gesellte er sich zu den anderen, die die Grube aushoben.

Ahrok hatte das Dorf in westliche Richtung verlassen, nur um dann einen großen Bogen nach Osten zu schlagen, sobald er außer Sichtweite war. Er musste wissen, was diese Banditen vorhatten. Er musste er es jetzt wissen und er wollte den Zwerg nicht dabei haben!
Erst hatte er überlegt, sein Schwert mitzunehmen, hatte sich aber dann doch aus zwei Gründen dagegen entschieden. Erstens würde es ihn beim Anschleichen ziemlich arg behindern und zweitens hätte Ragnar bestimmt Verdacht geschöpft.
Genau das war es ja, was er vermeiden wollte. Nach all ihrer gemeinsamen Zeit wollte er endlich einmal etwas ganz alleine schaffen. Er würde die Räuber ausspionieren und als strahlender Held zum Dorf zurückkehren mit wichtigen Neuigkeiten, die für die Schlacht von großer Bedeutung waren. Ahrok zitterte vor Erregung, wenn er nur daran dachte.
In der immer greifbareren Ferne wuchs langsam das Wäldchen heran, in welchem sie gestern den Banditen begegnet waren und Ahrok hoffte, auch heute wieder dort auf sie zu treffen. Sein Umweg hatte ihn unerwartet viel Zeit gekostet, denn entgegen seiner Erwartungen hing die Sonne mittlerweile tief im Westen. Der Tag neigte sich langsam, aber stetig, seinem Ende zu und er hatte noch nichts vorzuweisen.
Es verging noch eine weitere, halbe Stunde, bis Ahrok dann endlich in das Halbdunkel der Bäume trat. Der Wald um ihn herum erblühte in den letzten Strahlen der schwindenden Frühlingssonne und Ahrok betrachtete seine Umgebung zum ersten Mal wirklich.
Auf einmal erschien ihm dieser Wald wie der friedlichste Platz auf der ganzen Welt. Frische Äste sprossen freudig gen Himmel und zeigten ihre flauschigen Knospen. Jeder Baum und jede Blume zeigte sich von ihrer frühlingshaft jugendlichen Seite. Dutzende Vögel führten hoch über ihm in den weiten Kronen der Bäume ihre nie endenden Streitgespräche und er hoffte, dass ihre Stimmen sein Fortkommen gut verschleiern würden, doch schon nach den ersten paar Schritten war ihm klar, dass dies nicht der Fall sein würde. Seine knackenden Schritte durchs Unterholz sowie das Rascheln der Büsche und Zweige, die er streifte, hätten vermuten lassen können, dass eine ganze Wildschweinherde durch den Wald ramponierte.
Erneut ermahnte er sich zur Vorsicht und schluckte einen Fluch hinunter, als sich ein stachliger Zweig eines gigantischen Schlehdornstrauchs durch sein dünnes Hemd bohrte und ihm den Oberarm zerkratzte.
Beinahe war es so, als würde dieser vermaledeite Wald die Schurken vor ihm und seiner gerechten Heldenarbeit schützen wollen. Vielleicht sollte er morgen einmal mit Ragnars Axt wiederkommen und dem Wald zeigen, wer hier der Held war! Beschissener Wald…
Ahrok kniete sich nieder und kroch von nun an auf allen Vieren durch die Ansammlung von widerspenstigen Bäumen, da er vermutete, in der Nähe der Bösewichte zu sein und er anders als gestern nicht überraschend in ihre gespannten Armbrüste laufen wollte.
Seine Finger trafen auf lockere Erde.
Sofort erkannte er die beiden frischen Gräber, die Ragnar und er gestern ausgehoben hatten und ihm wurde schon wieder schlecht, als er sich an die beiden Kinder erinnerte.
Jedenfalls hatte er sich nicht geirrt und er war also tatsächlich in der Nähe des Lagers, sofern die Mörder sich immer noch an derselben Stelle aufhielten. In diesem Moment wünschte sich Ahrok das scharfe Gehör und die untrügliche Nase des Zwerges.
Vorsichtig kroch er weiter. Heute würde ihn ganz sicher niemand so leicht entdecken wie gestern.
Nach nur wenigen Minuten geradezu meisterlicher Schleicharbeit hörte er das Wiehern mehrerer Pferde. Er hatte also Glück und die Dreckskerle lagerten hier noch immer. Ahrok verlangsamte sein Anschleichen. Zollweise schob er sich wie eine Schlange über den Boden näher an das Lager und zerriss sich damit endgültig das dünne Seidenhemd.
Je näher er kam, desto deutlicher konnte er einige Stimmen hinter den Pferdelauten ausmachen.
Manche waren laut und herb männlich, andere schrill, hysterisch und ängstlich. Die letzteren gehörten ohne Zweifel mehreren Frauen.
Er konnte sich nicht vorstellen, was Frauen hier bei den gedungenen Banditen zu suchen hatten? Waren sie Köche? Wohl eher nicht. Oder Verwandte? Nein, das war auch unwahrscheinlich. Er konnte sich keinen Reim auf die Anwesenheit von Weibern in diesem Lager machen, also kroch er erst einmal weiter.
Kam es ihm nur so vor oder wurden die Pferde immer unruhiger, je näher er heran schlich. Das letzte, natürliche Licht war bereits vor Minuten verschwunden und die Banditen hatten wieder ein großes Lagerfeuer angezündet. Würde er jetzt den ganzen Weg zurückkriechen, um die Pferde zu umgehen, dann würde er in dieser Dunkelheit sicher eine ganze Stunde verlieren und das war etwas, worauf er nur zu gut verzichten konnte.
Zu seinem Glück zollte keiner der anwesenden Banditen den unruhig schnaubenden Tieren auch nur die geringste Aufmerksamkeit, also brauchte er einen erneuten Umweg nicht in Betracht zu ziehen. Die Meisten waren derart angetrunken, dass die es wohl kaum bemerkt hätten, wenn er durch ihr Lager spaziert wäre, in dessen Mitte mehrere halbnackte Frauenkörper lagen. Ahrok befürchtete, dass diese Kerle ihnen das Selbe angetan hätten wie den Kindern, doch dann sah er, dass sich die Frauen bewegten.
Selbst bei dem schlechten Licht konnte er erkennen, dass sie alle noch sehr jung waren. Ihre Körper waren mit frischen Blutergüssen sowie Schürfwunden übersät und sie bedeckten vor Scham ihre bloßen Körper. Gerade zog sich einer der Männer, Ahrok erkannte in ihm einen der Armbrustschützen von gestern, seine Hose hoch. Vorsichtig schob er sich weiter dem Feuer entgegen.

Das Schluchzen einer Mädchenstimme drang bis hin zu Ahroks Versteck.
Wenn er doch nur sein Schwert hier gehabt hätte. Um das Feuer herum saßen nur sechs Gegner und die waren auch noch tief in ihren Suff versunken. Er hätte mit dem Abschlachter an seiner Seite eine durchaus gute Aussicht darauf gehabt, es mit ihnen aufzunehmen, aber vielleicht würde es auch ohne Schwert funktionieren.
In seinen Gedanken sprang er aus seinem Versteck und schlug den Ersten nieder. Irgendwo würde sich dann schon eine Waffe finden lassen, mit der er ein, zwei Leute kalt stellte, bevor der richtige Kampf begann.
Er hatte es viermal in seinem Kopf durchgespielt und da es dort jedes Mal wunderbar funktioniert hatte, konnte es doch unmöglich schief gehen.
Ahrok war drauf und dran, seinen Plan auszuführen, als er lautes Rufen und das dumpfe Trampeln von weiteren Hufen vernahm. Wie hatte er auch nur so dumm sein können, anzunehmen, dass diese sechs hier ganz allein waren.
Ungeduldig kroch er wieder ein Stück weit zurück in die Deckung.
Die Neuankömmlinge sahen bei weitem ausgeruhter und streitlustiger aus als ihre feiernden Kameraden im Lager. Leider hatten die hier wohl noch nichts getrunken. Das war ein Umstand, der seine Rettungsmission nur noch weiter erschwerte und als ob das nicht schon schlimm genug war, lagen quer über den Sätteln der Reiter noch weitere junge Frauen zu Bündeln zusammengeschnürt.
„So, Leute, das sind die Letzten. Die anderen Schreckschrauben in dem Drecksdorf waren echt unfickbar, so etwas tu ich meinen Männern nicht an“, rief der Kerl, der auch gestern so was wie den Anführer gemimt hatte. „Aber die hier… zu unser aller Glück haben die Dörfler hier nicht einmal hässliche Töchter.“
Er hob das Gesicht eines Mädchens an.
Hilflos spuckte sie in seine Richtung.
„Huuu, die kleine Elfe zeigt ihre Krallen“, lachte der Mann belustigt, doch dann fiel sein Blick auf die nackten Frauen inmitten seiner Männer und sein Lachen verstummte abrupt.
„Wer… hat… sich diese Frechheit erlaubt?!“, donnerte er in die Runde.
Ein Mann auf dem plötzlich alle Blicke ruhten kratzte sich verlegen am Nacken. Zögerlich trat er zu dem Reiter: „Ich war das, Herr Leutnant… Tut mir leid, aber du weißt ja, wie lange wir schon keine Frauen mehr hatten und da…“
Eine gewaltige Ohrfeige beendete seine Entschuldigung.
„Du weißt ganz genau, wie sehr ich gebrauchte Sachen hasse, mein werter Freund. Ihr durftet doch gucken, das hab ich euch doch erlaubt. Hättest du dir friedlich und allein für dich einen geschrubbt, so hätte ich doch kein Wort gesagt, aber anfassen... Wenn du dir diese kleine Schlampe zur Brust genommen hast, wie kann ich sie dann noch haben?“
Betreten schaute der Mann zu Boden.
„Heinrich, Heinrich, Heinrich…“, der Leutnant lenkte sein Pferd in kleinen Kreisen um den betretenen Mann herum und seine Stimme klang beinahe väterlich, als er ihn zurechtwies. „Wie oft soll ich euch denn noch zeigen, wer hier das Sagen hat.“
Obwohl die Worte keinerlei Aggression verrieten tastete der Mann, den er mit Heinrich titulierte hatte, vorsichtig nach seiner Waffe.
„Wir sind Soldaten, also wo kommen wir denn hin ohne Disziplin? Nur ins Chaos! Das kann ich leider nicht dulden, Heinrich. Es tut mir wirklich leid.“
Die Augen des Reiters verengten sich.
Der Mann, den der Berittene als Heinrich angeredet hatte, sah nur eine Chance dem Tod zu entrinnen, nämlich dadurch dass er dem anderen zuvorkam. Seine Rechte griff nach dem Säbel, der ihm im Gürtel hing und er stieß vor, um dem Reiter den Stahl in den Körper zu jagen.
Der Sauspieß des Anführers schien ihm wie von selbst in die Hand zu fliegen und durchbohrte die Kehle des Angreifers, bevor dieser auch nur auf Armlänge an den Reiter herangekommen war.
Ein ängstlicher Frauenschrei war das einzige Geräusch, das die bedrohliche Stille durchschnitt.
Mitleidig betrachtete der Berittene seinen Kameraden, wie der sich gurgelnd in der immer größer werdenden Lache seines eigenen Blutes wandt.
„Es tut mir wirklich leid, Heinrich. Du warst ein guter Feldwebel und ich hab dich bis eben noch sehr gern gehabt.“ Dann riss er den Spieß wieder aus der Wunde und verstaute ihn wieder am Sattel. Geradezu bedächtig stieg er von seinem Pferd und trat in die Mitte der Männer. „Und dass ihr anderen Hurensöhne es euch nun endlich merkt. Ich bin hier der ranghöchste Offizier. Euer Anführer. Euer König! Und daher rührt hier keiner von euch diese Frauen an, bevor ich nicht meinen Spaß mit ihnen gehabt habe! Außer der da“, er versetzte dem ängstlichen Mädchen einen Stoß mit dem Stiefel. „Die hat mir Heinrich ja schon verdorben. Vergnügt euch mit der!“
Einige betrachteten niedergeschlagen ihren toten Kameraden, doch die meisten johlten fröhlich angesichts der kommenden Feierlichkeiten und der Ausdruck grenzenlosen Entsetzens legte sich auf die Angesichter der Frauen.

Ragnar warf wütend den Schaft seines Spatens beiseite. Das war nun schon der Dritte, der ihm heute zerbrochen war, diese Menschenwerkzeuge waren ja so ungemein schlecht gefertigt. Sämtliche Dorfbewohner hatten sich mittlerweile auf sein Anraten hin zurückgezogen und er arbeitete allein an der Fertigstellung der Grube. Allein!
Wo war bloß Ahrok abgeblieben? Erst schleppte er ihn voller Tatendrang in dieses gottverlassene Kaff, ließ ihn hier Schlachtpläne ausarbeiten und nun auch noch die ganze Arbeit machen! Dieses armselige Würstchen! Er hatte gehofft, dass der junge Mensch in seiner Begleitung wenigstens ein paar der erstrebenswerten, zwergischen Eigenschaften annehmen würde wie Unermüdlichkeit, Sturheit, Wildheit, Trinkfestigkeit und so weiter.
Nur kurz spazieren! Ja klar… Der Kerl war höchstwahrscheinlich beim ewigen Rumjammern um seine verkorkste Liebschaft mit der Komtess eingeschlafen oder er hatte Muffensausen bekommen und war abgedampft. Na gut, Letzteres war wohl eher unwahrscheinlich, der Kleine war vielleicht ein Jammerlappen was Frauen betraf und faul noch dazu, aber er zog selbst vor den schlimmsten Kontrahenten nie den Schwanz ein und das machte ihn ja so ungemein sympathisch.
Ragnar betrachtete die Grube. An und für sich war die ja auch schon tief genug. Ohne Leiter hätte er es schon nicht mehr aus diesem Loch herausgeschafft. Es dürfte also reichen.
Er konnte sich nun daran machen, die angespitzten Holzpfähle hinein zu rammen. Ein glückliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er daran dachte, wie seine schöne Falle diesen hässlichen Pferdeviechern die Beine brechen und die Gedärme aufspießen würde… und wenn er Glück hatte, dann erwischte es vielleicht auch noch einen der Banditen bei den Stürzen oder zwei …
„Ähm, mein Herr?“, eine junge Frau stand am Rand der Grube.
Ragnar betrachtete ihre Oberarme, aber die sahen nicht besonders kräftig aus. Dies Mädchen würde ihm keine große Hilfe dabei sein, die Baumstämme zu schleppen. Aber irgendwie hatte diese so ungewohnt bewundernde Anrede etwas wirklich Beeindruckendes. Er könnte sich daran gewöhnen, bejubelt anstatt verachtet zu werden.
„Was ist denn, Kleine?“
Das Mädchen war sichtlich verstört von einem Zwerg mit klein tituliert zu werden.
„Ich… Wir haben uns gedacht, Ihr solltet auch einmal eine Pause einlegen.“
„Nein, diese Pfähle müssen…“
„Wir haben Ihnen auch etwas Bier kalt gestellt.“
Andererseits, können die Baumstämme ja auch warten.
„Na gut, wenn ihr darauf besteht, werde ich mich zu euch gesellen, aber nur kurz!“

Ahrok lag nun schon wieder eine ganze Weile hier in seinem Versteck unter dem Busch. Die Zeit konnte er bei der schlechten Sicht auf den Himmel nicht einschätzen, aber vermutlich waren schon wieder einige Stunden ins Land gegangen. Einmal hätte er fast laut aufgeschrien, als sich eine fette Spinne direkt vor seinem Gesicht abgeseilt hatte. Das ekelhafte Biest hatte viel zu viel Ähnlichkeit mit einem Schattenspinner besessen, um überleben zu dürfen. Zum Glück hatte der Tod des Viechs durch seine Hand nur leises Rascheln erzeugt, auf das niemand, nicht einmal die verräterischen Pferde, achtete.
In den letzten Stunden, die er hier zwischen Dreck und Krabbeltieren verbracht hatte, waren hervorragende Pläne entworfen und ebenso rasch auch wieder als unbrauchbar abgetan worden, nur um Minuten später durch andere ersetzt zu werden, die sich dann wenig später auch als ebenso unnütz herausstellen würde.
Allein eines stand fest. Er musste die Mädchen hier heraus bekommen und sie zuerst einmal mit in das Dorf nehmen, welches Ragnar nun hoffentlich mittlerweile in eine stachelstarrende Festung verwandelt hatte.
Doch wie sollte er diese Heldentat nur bewerkstelligen? Vor allem die Befreiung der Mädchen stellte sich als überaus schwierig heraus. Zu jeder Zeit waren mindestens drei der Mistkerle in der direkten Umgebung der jungen Frauen.
Als ob der Tod ihres Kameraden sie paranoid gemacht hatte, hielten diese ihre Waffen nun immer in Griffweite und allen Anschein nach wurde auch weniger getrunken. Manche waren tatsächlich schon dabei wieder, auszunüchtern.
Zum ersten Mal wog er ab, zurück ins Dorf zu kriechen, um mit Ragnar an seiner Seite dann wieder hier her zurück zukehren, aber sein Ego siegte kurz darauf über seine Vernunft. Dieses Mal würde er es ganz alleine schaffen, ohne dass ein Zwerg für ihn das Denken oder Kämpfen übernahm!
Noch während dieses Gedankenganges kam Unruhe in das kleine Zeltlager.
Soweit Ahrok das von seiner Position aus beobachten konnte, war den Frauen bisher noch kein weiteres Leid zugefügt worden. Aber die Zeit für sie alle wurde knapp. Eine Entscheidung musste schnell fallen, denn man brachte sie soeben alle bis auf eine in Zelt des Anführers. Das auch kurz danach noch kein Geschrei oder etwas ähnlich Alarmierendes zu hören war, beruhigte Ahrok dennoch keineswegs.
Der Rest der Soldaten scharte sich nun lüstern um das letzte verbliebene Mädchen. Es war ein grauenvoller Anblick, der Ahrok nur zu vertraut war. Ihr anfängliches Geschrei war mittlerweile zu einem leisen Wimmern geworden. Die Haare unter seinem Hemd stellten sich auf, als ein grauenvoller Schauer seine Wirbelsäule hinunterkroch.
Er konnte nicht länger warten. Jetzt musste es schnell gehen.
Da ihm weder Zeit noch eine bessere Alternative blieb, war er bereit seinen aktuellen Plan auszuführen.
Dieser beinhaltete, sich in das Zelt des Leutnants zu schleichen, ihn still und heimlich niederzuschlagen, die Mädchen dort zu befreien und mit ihnen dann hinaus in das Dorf zu schleichen, bevor auch nur ein anderer Verdacht schöpfte.
Die Idee krankte zwar noch an geringfügigen Schwachstellen, zum Beispiel daran, wie er zum Zelt kommen, wie er den Kerl ohne seine Waffe lautlos besiegen und wie er danach so viele Mädchen herausschleusen sollte ohne entdeckt zu werden und zu guter Letzt blieb dann noch immer das andere Mädchen zurück, welches derweil inmitten der dreizehn Banditen zurückblieb, aber dennoch war das bisher sein bester Plan und der mit den bei Weitem am wenigsten Schwachstellen.
Wie dem auch sei, Ahrok hoffte inständig, dass er sich bei dem minütlich schwärzer werdenden Dunkelheit ruhig kleine Fehler erlauben durfte.
So vorsichtig wie es ihm mit seinen von vor Aufregung zitternden Gliedern möglich war, schob er sich wieder fünfzehn Schritt weit zurück in den Wald.
Dort erhob er sich und schlug einen großen Bogen um das Lager, damit er sich dem Zelt des Leutnants nun von einer weniger beachteten Seite nähern konnte. Er brauchte nicht besonders leise zu sein, denn die Soldaten waren jetzt erneut zu sehr damit beschäftigt, ihre Eroberung zu feiern. Sie tranken wieder hochprozentiges Zeug und warfen sich rohe Scherze an den Kopf, so als ob der Tod des Kameraden nie geschehen wäre. All ihre schamlos zur Schau getragene Aufmerksamkeit galt dem armen Ding in ihrer Mitte. Ihr Leid war nun seine beste Ablenkung.
Ahrok atmete tief durch.
Die letzten zwanzig Schritt zum Zelt musste er über freie Fläche zurücklegen, das war gefährlich.
Vorsichtig spähte er hinüber zu den Banditen, wenn auch nur einer von denen zufällig in seine Richtung blickte, dann war alles verloren. Er griff sich einen der armdicken Äste, die hier auf dem Waldboden lagen und sprintete hinüber zu dem Zelt.
Ahroks Atem ging schneller, als er sich an die Leinenwand kauerte und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Scheinbar hatte ihn niemand bemerkt, denn die Meute johlte unbeirrbar weiter. Wenn man ihn jetzt entdecken würde, dann war´s das mit ihm. Seltsamerweise legte ihm dieser Gedanke auch noch ein heimliches Grinsen in die Mundwinkel.
„Ich hab gesagt, du sollst für mich tanzen!“, hörte er eine Stimme aus dem Zelt.
Ahrok schickte ein kurzes Stoßgebet zum Namenlosen, dass er ihm helfen möge und dann schob er seinen Kopf unter der Zeltwand hindurch.
Im flackernden Schein eines kleinen Feuers, über dem eine Lammkeule brutzelte, erblickte er die Frauen, die verschreckt an der gegenüberliegenden Zeltbahn kauerten und auf ihn und den anderen Kerl starrten, der nur eine Armlänge vor ihm stand.
Zum Glück für den jungen Helden drehte der Mann ihm den Rücken zu. Die Götter hatten also tatsächlich ein gutes Wort für ihn eingelegt.
Vorsichtig zog sich Ahrok weiter durch die leise raschelnde Zeltwand. Einige der jungen Frauen hatte ihren Blick nun von dem trunkenen Leutnant abgewandt und stierten stattdessen nun ihn mit ihren großen Augen an. Die Verwunderung war ihnen ins Gesicht geschrieben.
„Was? Was ist denn da?“, bellte der Anführer der Banditen.
Ahroks Herz rutschte ihm in die Hose, als er diese Worte vernahm. Er steckte noch zur Hälfte unter der Zeltbahn, nur knapp eine Elle von einem Kerl entfernt, an dessen Hüfte ein Krummsäbel baumelte und der im Begriff war, ihn zu entdecken.
Rasch schnellte er in die Höhe und riss dabei die leinene Zeltbahn entzwei. Das Zelt wackelte und drohte umzustürzen, hielt aber erstaunlicherweise diesem Angriff auf seine Statik stand.
Erschrocken fuhr der Leutnant herum und griff sofort nach seiner Waffe. Ahrok sah noch die Überraschung in den rauchgrauen Augen des Kerls, da traf auch schon der knorrige Ast in seiner Hand den Mann knackend an der Schläfe und fällte ihn wie einen Baum.
Sogleich stimmten die Frauen ein heilloses Geschrei an.
„Seid leise!“, kommandierte er mit gedämpfter Stimme.
Draußen lachte man nur wild und keiner störte sich an den schrillen Stimmen.
Ahrok hörte ein gequältes Stöhnen unter ihm. Der Kerl mit einer stark blutenden Platzwunde über dem linken Auge begann sich langsam wieder aufzurichten.
„Ohhh... Du mieser, kleiner...“
Zehn, zwanzig weitere wuchtige Schläge hagelten in stummer Wut auf den Kopf des Leutnants ein. Zerrissen die Haut, zertrümmerten Schädelplatten, schickten Blut, Hirn und Knochen an die Zeltwände. Erst als ihm eine der Frauen in den Arm fiel, ließ er davon ab weiter auf längst nicht mehr erkennbaren Kopf des Mannes herumzuhämmern.
Angewidert spuckte er auf die Leiche und ließ den blutigen, gesplitterten Ast fallen. Noch immer raste sein Herz und die Brust pumpte vor Erregung auf und ab.
Die Frauen kauerten sich in Todesangst zusammen an die Zeltbahn.
Langsam verschwanden die verstörenden Bilder der Kinderleichen aus seinem Kopf und Ahroks verzerrtes Gesicht entspannte sich wieder.
„Habt keine Angst. Ich bin hier um euch zu retten“, flüsterte er möglichst leise. So aufgebracht, wie er in diesem Moment, war fiel es ihm schwer, sie nicht einfach anzuschreien.
Wenn ihn die Frauen verstanden, dann zeigten seine Worte jedoch nicht die geringste Wirkung. Sie starrten ihn immer noch an wie einen wahnsinnigen Mörder.
„Versteht hier eine von euch meine Sprache?“
Keine Reaktion.
Die meisten waren Elfen, also war es möglich, dass ihn tatsächlich niemand verstand.
„Wir… zusammen… rausgehen hier.“
Mit seinem letzten bisschen Geduld hoffte er, das wildes Gestikulieren ihm weiterhelfen würde, aber die Frauen blickten immer noch drein wie verstörte Rehe.
Von da an reichte es ihm. Noch immer rasten Unmengen Adrenalin durch seinen Körper und zwangen ihn zur Tat. Er packte die erste am Arm, riss sie zu sich hoch und stieß sie durch den Riss in der Zeltwand nach draußen.
„Geht der Rest von euch freiwillig? Oder muss ich bei euch auch noch mithelfen?!“
Sie nickten sofort ängstlich.
„Ja! Ja. Wir gehen. Sofort, aber bitte…“
„Ich tu euch schon nichts!“, Ahrok hob mehr als nur ein bisschen genervt die Stimme. Wie kamen die dazu, ihn so zu verdächtigen. Immerhin hatte er gerade ihre Jungfräulichkeit oder zumindest ihr Leben gerettet.
„Herr Leutnant? Ist da drinnen alles in Ordnung? Ist wieder eine frei für uns?“, fragte jemand von draußen.
Scheiße! Er hatte doch leise sein wollen! Mist! Diese blöden Ziegen hatten ihm seinen schönen Rettungsplan voll versaut.
Er beförderte die letzten mit einem kräftigen Schubser hinaus.
„Nun geht, geht! Los beeilt euch schon!“
„Herr Leutnant? Henrik?“, ein bärtiges Gesicht schob sich durch die Zeltöffnung.
Sofort traf Ahroks Stiefel den Kiefer des Mannes und schleuderte ihn rückwärts hinaus in das Lagerfeuer. Die anderen Banditen lachten lauthals über ihren Kameraden, der lautstark fluchend versuchte, seine brennenden Haare zu löschen und sie darauf aufmerksam machen wollte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
Jetzt musste er schnell improvisieren und das war ja nun wirklich nicht seine Stärke. Ihm schien es das Beste zu sein, die Flucht auf geradem Wege zurück zum Dorf anzutreten. Dort konnte er dann mit Ragnar in Ruhe überlegen, was zu tun sei.
„Kommt schon! Kommt schon! Mir nach!“, befahl Ahrok und er hoffte die Frauen würden ihm auch wirklich folgen.
Immer wieder versuchte er sich in der spärlich beschienenen Finsternis des Waldes zu orientieren. Er hoffte nur, dass er die richtige Richtung eingeschlagen hatte. Ein kurzer Blick nach hinten verriet, dass ihm einige der Frauen wie angeordnet hinterher liefen. Ob es nun wirklich alle waren, ließ sich schwer sagen, denn erstens ließ ihn der kleine Fetzen Mondlicht nicht viel erkennen und zweitens hatte er nie wirklich gezählt, wie viele Frauen es überhaupt waren.
Der einsetzende Tumult aus dem Lager hinter ihnen trug auch nicht viel dazu bei, Ahroks wild umherhuschende Gedanken zu beruhigen. Aufregung und leichte Panik trübten sein Urteilsvermögen. Wenn diese Reiter sie erwischen würden, bevor sie das Dorf erreichten, dann hatten sie aber so was von abgegessen. Ohne Waffen und nur mit ein paar Frauen an seiner Seite, die wohl höchstens einmal mit störrischen Haaren gekämpft hatten, sah es gar nicht gut für ihn aus.
„Kommt schon, beeilt euch!“, rief er ihnen zu und er hoffte, sie würden sich wirklich so anstrengen, dass sie es alle bis hin zum Dörfchen Weidenstolz schafften.
Der Wald lichtete sich mit einem Mal vor ihnen und Ahrok erkannte ihm Licht des bleichen Mondes das Dorf in nur wenigen Meilen Entfernung.
„Seht, da vorn sind wir sicher!“, rief er ihnen aufmunternd zu.
Ein spitzer Schrei durchriss das eintönige Keuchen und Ahrok befürchtete schon, eine der Frauen läge von einem Spieß durchbohrt hinter ihm.
„Was ist?! Was ist passiert?!“ Er schnellte herum, konnte jedoch keinen Angreifer erkennen.
„Es ist Else“, keuchte eine der Frauen atemlos. „Sie ist gestürzt.“
Ahrok erblickte sogleich das wimmernde Mädchen auf dem Boden. Sie war mit dem Fuß an einer Wurzel hängen geblieben und hatte sich denselbigen dabei gebrochen oder zumindest verstaucht.
Die sollte sich mal nicht so haben, schließlich ging es bei diesem Lauf um ihr Leben.
„Na, dann hilf ihr auf und weiter geht´s!“
„Au… Aua! Ich kann nicht weiter!“
Die junge Frau konnte kaum gerade stehen und brauchte jemanden, der sie stützte.
Ahrok verdrehte die Augen: „Na gut, dann lauft schon mal vor. Ich kümmere mich um eure Else.“
Er hievte sich die Frau auf den Rücken und stellte verbittert fest, dass es sich bei ihr nicht gerade um die Leichteste handelte. Es war wie zwei Arianen zu tragen.
„Nun lauft schon, lauft! Ich bin direkt hinter euch!“, keuchte er.
Die Mädchen liefen voraus und er bemühte sich, nicht allzu weit zurück zu fallen.
 
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Kommentare  

tja, so ein harter boden ist auch bei mir im garten, deswegen fühlte ich mit ahrok und den anderen... ;-)
am schönsten war, wie ahrok den frühling erlebt, leider aber ist das nur ganz kurz - und geht dann in die schrecken des krieges über, die nicht nett sind...
bin gespannt, ob ahrok die frauen retten kann...


Ingrid Alias I (29.04.2012)

Ahrok im Alleingang und ohne sein Schwert, aber es ist ja nochmal gut gegangen. Spannend wie er in das Zelt eindringt und den miesen Anführer zur Strecke bringt. Und irgendwie fand ich das auch damals schon ziemlich echt. Obwohl man bei solch einem Husarenstück wirklich ein sagenhaftes Glück haben muss.

Jochen (27.04.2012)

Also das Kapitel hab ich auch noch gut in Erinnerung. Hat mir damals schon gefallen. Ahrok ist schon ein wenig leichtsinnig so ganz alleine loszuziehen.

Tis-Anariel (26.04.2012)

Nein ich hab an den Kapitel des zweiten Buches bisher kaum etwas verändert - sie nur hier und da etwas den neuen Begebenheiten in Band 1 angepasst.
Schön, dass es dir immer noch gefällt, denn ich mag den 2. Band einfach noch viel mehr als den ersten, weil sich endlich die letzten 2 Charaktere in den Reigen der Hauptpersonen einreihen und die wahre Geschichte langsam, langsam, langsam am Horizont erscheint.


Jingizu (26.04.2012)

Habe ich auch noch von damals in Erinnerung. Das war damals sehr spannend und ist es auch noch heute. Ich glaube an diesem Kapitel hast du kaum etwas verändert oder doch? Jedenfalls ist es toll.

Petra (25.04.2012)

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