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15 Seiten

Alconia im Bann der Dämonen - 5.Teil - ein fantastischer Roman

Romane/Serien · Spannendes
© doska
Nachdem die zehn Reisige im leichten Trab, stumm in einer Reihe hinter den drei Kutschen hergeritten waren, lediglich Hungaro, Drumpf und Bedegrift der Herold, eilten dem königlichen Wagen voraus, meinte von ihnen der Erste: „Also, wenn der König und die Rothaarige sich andauernd über gestern Nacht unterhalten müssen, und ebenso deren vier Diener und Kammerfrauen, dann können wir das auch tun.“
„So, meinst du?“, ließ sich sofort Undegror verlauten. Er ritt direkt hinter Raldon, der gerade gesprochen hatte. „Aber König Leopold hatte, als es wieder nach Hause ging, absolute Ruhe in unserer Reihe verlangt.“
„Sehr richtig, es ziemt sich nämlich nicht für eine Eskorte des Königs lustig miteinander zu plaudern.“, hörte man nun auch von ganz hinten die Stimme Troweins.
„Aber hier ist doch Wald, der verschluckt den Lärm.“, widersprach Raldon, hartnäckig wie er von Natur aus nun einmal war. „Und dieser alte Sandweg ist schmal. Wir können noch nicht einmal die Karosserien des Königs in die Mitte nehmen. Der König kann uns gar nicht hören und Gudrun ist nicht so streng mit dem einfachen Volk. Im Gegenteil, also, was soll`s, plaudern wir. Dabei gleich mal eine Frage, die ich nach hinten ausrichte: Warum bist du gestern Nacht erst so spät zu uns gestoßen, Trowein? Das ziemt sich nämlich auch nicht, für einen Boten der Prinzessin.“
„Ach, das macht sie doch immer, unsere Prinzessin Alconia“, … verteidigte sich Trowein sogleich, und lenkte dabei sein Pferd geschickt an den anderen Reitern vorbei, bis er ganz in Undegrors und Raldons Nähe war. „Das macht sie stets so, dass sie mindestens einen Boten losschickt, um nach ihrem Vater zu schauen, weil ihr seine Abwesenheit viel zu lang vorkommt. Da habe ich auf dem Wege zu Conradts Burg ein wenig getrödelt, das stimmt schon.“
„Du hast nicht nur getrödelt, du hast es dir auch noch gut gehen lassen in jenem Rasthaus, dass wir auch bald ansteuern werden. Sei doch mal ehrlich!“
Trowein nickte verschämt. „Die haben gutes Bier da. Konnte ich mir leisten von meinem Sold.“ Er setzte sich nun in seinem Sattel so zurecht, dass er während der Unterhaltung eine gemütlichere Haltung einnehmen konnte. „Jetzt bist du aber dran mein lieber Raldon. Was hat sich gestern Nacht ereignet? Der halbe Burghof war ja auf den Beinen. Ein heilloses Durcheinander war das.“ Er lachte unsicher. „Ein Scheiterhaufen war auch errichtet worden. Ein bisschen klein war der, wenn du mich fragst. Hatte Graf Conradt von Alaxis wieder ein paar Gefangene im Kerker, die er im Morgengrauen grillen wollte?“

Mein, lieber Trowein, dann weißt du anscheinend wirklich rein gar nichts, von dem, was heute Nacht geschehen ist. Hat man dich denn derart angeschwiegen?“
„Doch ein bisschen kam mir schon zu Ohren. Aber weißt du, da schnappt man nur hier und da ein paar Wortfetzen auf, mit denen man eigentlich nicht besonders viel anfangen kann.“
„Du meinst Wortfetzen, die arg verrückt klingen, richtig?“
Trowein nickte abermals.
„Also, dann werde ich dir mal das Ganze so gut es geht schildern, da die anderen sich wohl auch inzwischen Einiges über diese merkwürdige Geschichte zu erzählen haben. Aldune die junge Küchenmagd erzählte mir nämlich alles ganz genau, aber sobald der Weg breiter wird, höre ich damit auf. Haben wir uns verstanden?“
„Verstanden, aber nun berichte endlich. Ich platze nämlich schier vor Neugier.“
„Hm, gut, wo fange ich am Besten an? Also, da Graf Conradt von Alaxis, den König zu sich einladen musste, was er ja jedes halbe Jahr tun muss, wie du weißt, hatte er auch ein kleines Programm für ihn parat, um ihn in diesen vierzehn Tagen gut zu unterhalten. Der Knüller am letzten Tage des Aufenthalts, sollte Makimba die Wetterhexe mit ihren Gesellen sein.“
„Makimba, DIE Makimba!“, rief Trowein, nun recht neidisch geworden. „Sie ist eine Berühmtheit! Habe ich also doch richtig gehört. Das Burgvolk hatte nämlich andauernd von ihr gesprochen! Ausgerechnet SIE war also an den Hof des Grafen geladen. Das ist sehr mutig von ihr, zu kommen, denn der Adel sagt ihr sehr viel Böses nach. Aber ich glaube das alles nicht, nur dass sie eine Barani ist, die zwar hellseherische Fähigkeiten besitzt, aber sonst weiter nichts!“
„Das soll sie auch tatsächlich nur sein, sofern man Narobirs Aussagen zu glauben vermag.“
„Wer ist Narobir?“
„Er ist einer der Stalljungen des Grafen. Kennt nur die Burg seines Herrn und sonst weiter nichts. Der behauptete heute früh steif und fest, dass diese Hexe nicht zaubern könnte. Sie habe das selbst von sich behauptet.“
„Siehst du, ich habe also recht! Aber ihre schönen Wagen haben gebrannt, als ich in den Burghof ritt. Etwa sie selber auch? Ich meine, lagen sie und ihre Getreuen darin gefesselt und … ich getraue mich nicht weiter zu denken!“
„Nein, da kann ich dich beruhigen, da du ja anscheinend diese Hexe magst, aber lasse das nicht zu laut werden. Der Adel ist schnell bei der Hand jeden einen Kopf kürzer zu machen, falls der Sympathien für rebellische Leute hegt und Makimba ist rebellisch- auf jeden Fall! Denn stell dir mal vor, erst hat sie den versammelten Gästen Konradts, ein paar wunderschöne Kunststücke dargeboten. Ihre Krähenmänner, wie sie ihre Getreuen nennt, sind nämlich begabte Artisten, großartige Unterhalter, aber dann hat sie mit denen ein Theaterstück aufgeführt in welchem sie den verschwenderischen Adel anprangerte, ein Untier kam auch darin vor, und zum Schluss wallten blaue große Tücher empor, so wie Wellen , weißt du. Da kam eine große Flut, die alles verschlang.“
„Du meine Güte, und was sagten die Gäste dazu?“
„Die waren natürlich empört. Äpfel und kandierte Schweinshaxen flogen wild durch die Gegend und Richtung Makimba und derer Getreuen. Lediglich König Leopold blieb dabei ganz ruhig. Er schleckte Gedanken versunken noch den Rest der köstlichen Schweinbratensoße aus, die sich in einer Silberschüssel befand.“
„Und wie verhielten sich Luise und Gudrun?“
„Die hatten natürlich Angst um Makimba. Sie waren aufgesprungen, um zu ihr zu laufen. Aber die Reisige des Grafen hinderten sie daran vorwärts zu kommen. Konrath befahl Makimba festzunehmen. Bisher hinter einem Vorhang versteckt, kam dann auch der rote Fürst grinsend hervor und Makimba rief entsetzt: Also DU steckst in Wahrheit dahinter!“
„Demnach kannten die sich. Gott, ist das spannend und dann?“
„Makimba und ihre Freunde wurden, die Treppen hinunter, mehr geschleift als geführt. Der rote Fürst hatte anscheinend einen Heidenspaß daran, denn er rief dabei immer wieder: „Ja jetzt ist es aus mit dir Makimba…entgültig aus!“
„Schrecklich! Und nun?“
„Weiteres verriet mir Parano einer der Reisige der in jener Nacht die Verließe zu bewachen hatte!“
„Ist mir völlig egal, nur weiter!“
„Nachdem Konradt eigenhändig die Eisentüren der Verließe abgeschlossen hatte, zuvor war Makimba und auch jeder Einzelne ihrer Mitstreiter, noch zusätzlich an die Wand der jeweiligen Zelle gekettet worden, begab er sich gemeinsam mit dem roten Fürsten wieder nach oben.
Es floss noch reichlich Wein oben im Festsaal, denn man musste ja den Sieg über die teuflische Hexe feiern. Da erscholl mit einem Male lautes aufgeregtes Geschrei unten im Burghof.
„Makimba ist nicht mehr da!“, rief ein Reisig in höchster Aufregung nach oben hinauf.
„Wie … nicht mehr da?“, rief Graf Konradt verblüfft.
Der rote Fürst stürmte nicht minder überrascht an dessen Seite. „Sind denn die Wachen überfallen worden?“
„Ja, aber nur jene zwei, die Makimba zuletzt noch die Stufen hinunter gestoßen haben. Sie liefen später als die Wachen ausgewechselt wurden zum kleinen Park im Burghof, um sich mal kurz zu erleichtern und da ist es dann über sie hergefallen!“
„Makimba?“
„Nein, ES …man hat ES an seinem großen schwarzen Schatten erkannt, zwischen Bäumen und Gebüsch. Es wirkte wie eine Mischung aus einem zu groß geratenen Bären und einem Affen…das Untier hat die zwei mit seinem mächtigen Gebiss einfach zerfleischt. Der rote Fürst fragte dann: „Kam danach das Untier etwa die Treppen hinunter bis zum Verließ?“ „Nein,“ war da die Antwort, niemand hat seit dem auch nur irgendetwas von ihm gesehen.“
„Entschuldige mein lieber Raldon, aber soviel ich weiß, darf sich ein Zauberwesen nicht völlig wegzaubern. Also nicht ins Nichts übergehen, dann ist es nämlich für immer fort und kann nicht mehr irgendetwas sein. Es ist dann quasi tot. Das untier wird sich doch nicht tot gezaubert haben?“
„Tot, nur wegen der Befreiung einer Hexe? Das kann ich mir eigentlich auch nicht so recht vorstellen. Da hast du Recht, also irgendwie dürfte es gestern noch irgendwo vorhanden gewesen sein? Wie kam es überhaupt völlig ungesehen in den Burghof hinein? Die Frage ist zudem, kann es sich auch selber verzaubern? Wenn nicht, wie verschwand es dann so plötzlich? „Egal, erzähle jetzt einfach weiter.“
„Gut, also Konradt, wühlte sofort in seinen Taschen und was sage ich dir? Alle Schlüssel zu den Zellen waren noch da. Er fragte deshalb: „Sind die Eisengitter der Türen von den Zellen etwa zerstört worden?“ „Auch nicht,“, war da die Antwort. „Nichts ist beschädigt, auch im Inneren der Zellen, da hängen noch die Ketten ordentlich an den Wänden. „Hat sonst jemand noch das Untier irgendwo gesehen? “ fragte der Graf weiter. „Nein, aber einer unserer Wachen meinte gesehen zu haben, dass die angelehnte Tür zu den Treppen, jene die zu den Zellen hinab führen, kurz einen Spalt weit geöffnet wurde und dass ein kurzes raues Wort zu hören war. Es klang so ähnlich wie „Mo!“ Später huschten mehr Mäuse als sonst an den Wachen vorbei, die Stufen empor ins Freie. Aber Mäuse gibt es ja in den Verließen immer.“
„Und was geschah nun mit Dietmar?“, fragte Trowein, noch rasch, denn er merkte, dass sich der schmale Waldweg allmählich zu verbreitern begann. „Das war nämlich das zweite Aufsehen erregende Ereignis im Burghof. Ich habe gehört, dass ihn jemand beobachtet hat, wie er sich umbringen wollte?
„Ja, aber, er ist so ungeschickt. Es klappte nicht richtig. Er stürzte zunächst zwar auch wirklich hinab, kam aber an einer schlanken Birke, die im Mauerwerk rechts neben dem Toilettenhäuschen wuchs zum Halten. Du weißt ja diese Häuschen ragen immer ein wenig in den Burggraben hinaus, damit von oben herab in das Wasser …“
„Iiih, schildere mir das nicht näher. Schließlich weiß ich Bescheid, obwohl wir einfachen Leute uns dort nicht erleichtern dürfen. Und dann …was ist dann passiert?“
„Na, Heidemarie, eine Kammerzofe, mit der ich näher befreundet bin, konnte mir Dietmars Sturz sehr gründlich beschreiben, weil sie selbst dort im Inneren des Häuschens gerade Platz genommen hatte und durchs Fenster Dietmar trotz der Dunkelheit recht gut erkennen konnte. Das Stämmchen an welchem er sich eisern festhielt, brach schließlich durch, aber so eine schlanke Birke, die ist elastisch, die hält erst einmal lange aus. Also bog die Birke erst einmal hinab, sie wurde dabei fast entwurzelt und Dietmar landete zusammen mit der Baumkrone im Wasser des Burggrabens.“
„Iiiihgitt!“, hoffentlich flutschte nicht noch etwas Anderes zu ihm hinunter.
„Jedenfalls trieb Dietmar dort stumm im Wasser, sich dabei an der Baumkrone festhaltend, bis ihn die Dunkelheit völlig verschluckte. Im Morgengrauen zogen dann Wilbur und Heregalt den verfrorenen Jüngling aus dem Wasser.“
„Gewiss war er ganz nass! Oh, wie peinlich!“
„Er braucht dir nicht leid zu tun, Trowein. Er kann froh sein, dass er mit dem Leben davonkam, denn stell dir mal vor, das Untier hätte ihn entdeckt. Es hätte ihn gewiss verspeist …oh, hier ist der Weg aber schon sehr breit. Los, kein Wort mehr und sofort eskortieren. Du rechts, ich links. “
Sie trabten an den zwei hintersten Kutschen vorbei, welche die vier Diener einen Lakai und drei Hofdamen des Königs transportierten und natürlich auch das Gepäck. Eigentlich waren die Kutschen eher langgestreckte, ungefederte, überdachte Wagen- einschließlich dem Gefährt des Königs. Sie rumpelten daher mächtig einher, auch weil der Weg hier arg steinig war. Staub legte sich auf die hübsch verzierten Karren und deren ordentlich gekleidete Kutscher. Deren Platz war immer vorne auf einem schmalen Brett im Wagen und ihr Bereich war nicht überdacht. Alle drei Kutscher hielten dennoch tapfer ihre jeweils schön geschmückte Peitsche stolz in die Höhe, um ihre trägen stämmigen Gäule - es waren immer zwei Stück – dann und wann voranzutreiben.
Die übrigen Reisige folgten Raldon, bis auf drei, die immer hinter den Kutschen zu bleiben hatten. Der Herold und seine beiden Gesellen warfen ihnen einen gemahnenden Blick zu, als sie endlich angekommen waren und die Kutsche des Königs flankierten, doch Leopold schien diese kleine Verspätung nicht bemerkt zu haben.
„Ach Dietmar“, hörten sie ihn jetzt aus dem Inneren der Kutsche ertönen, „Du hast mir doch versprochen, mich zu unterhalten, aber rein gar nichts kommt von dir.“
„Ach, lass den Jungen doch in Ruhe!“, setzte sich Gudrun wieder für den Jüngling ein und legte, obwohl die Kutsche hin und her ruckelte, möglichst sanft ihre Hand auf die rundliche Schulter des Königs. „Er ist schon immer etwas still gewesen und gestern Nacht hat er doch so viel durchgemacht!“
„Aber er liest andauernd dieses Buch!“, protestierte König Leopold dennoch weiter und er schob dabei die üppigen Vorhänge, welche die Zugluft ein wenig mildern sollten, zur Seite, um nun doch nach seiner Eskorte zu sehen.
„Komm“, meinte Gudrun dennoch. „Lass ihn lesen und wir Beide spielen jetzt ein Spiel. Es geht ganz einfach…“

„Und du meinst, es klappt wirklich, dass die Kutsche genau hier vorbeikommen wird, Edwin?“, wisperte Rugberth und wandte sich zur Seite, wo sein Kamerad neben ihm kauerte. Das üppige Buschwerk des Tegbawaldes bildete für beide ein gutes Versteck. Aber es war auch schwierig gewesen, von der alten Landstraße aus, durch alles Gestrüpp hindurch, tiefer in diesen Wald hinein zu kommen.
„Da bin ich mir sicher.“ Edwin nickte und prüfte dabei, ob die Klinge seines Jagdmessers auch scharf genug war. Einige Zweiglein des Haselnussbusches mussten dran glauben und fielen so leicht ins Laub als wären es Federn. „Schließlich haben wir uns viel Arbeit gemacht, den stacheligen alten Baumstamm inmitten des Weges zu vergraben. Nur ein wenig schaut der hervor, aber das genügt.“
„Ja, genau das hat uns ja auch der Graf von Alaxis geraten. Das Rad würde beschädigt, meinte der …“
„Ruhig, Mensch, keine Namen nennen, gewöhne dir das gleich mal ab!“, gemahnte ihn sein Kumpel und fuchtelte weiter mit seinem Messer herum.
„Entschuldige, hatte ich vergessen! Aber hier sind wir doch mutterseelenallein. Da kann uns niemand hören. Höchstens die Krähe da. Hihi, komisch, die hat ja einen weißen Latz. Merkwürdiges Vieh, so etwas habe ich noch nie gesehen!“
„Ach Rugberth, das interessiert mich doch jetzt nicht! Jedenfalls hast du in sofern Recht, dass unser Auftraggeber, diesen Weg schon seit vielen Jahren kennt und daher weiß, dass der Dicke…“
„Du meinst unseren König!“
„Schscht Mann, schon wieder. Also der wird wegen seines Rückenleidens die Fahrt in der Kutsche ohnehin nicht lange durchhalten. Der ganze Weg ist arg holperig, weißt du, und wenn auch noch das Rad beschädigt wird und repariert werden muss, stoppt der garantiert hier. Wenn die Sonne am höchsten ist, wird er hier Rast machen und den Duft des schönen Erikakrautes auf dieser Wiese dort vorne genießen. Es ist übrigens sein Lieblingskraut.“ Edwin blickte hinüber, wo alles lila blühte und die Krähe gerade aufflog.
Rugberth zupfte an seiner Krallenhand herum und schob sich den präparierten, etwas wabbeligen Bärenkopf bequemer zurecht, damit er besser durchatmen konnte. Der Schweiß lief ihm unter dem dicken Fellmantel in Strömen. Die zwölf Sukaten für die Ermordung des Dicken, wie man „ihn“ wohl immer nennen musste, waren zwar ein stattliches Sümmchen, aber dieser Spätsommer war brütend heiß. Schlimm, dass er den ganzen Körper mit diesem Bärenfell verhüllen musste und gut, dass man nicht erschwitzen konnte.
„Edwin, ich frage mich nur, ob alles wirklich so astrein klappt, wie wir uns das vorgestellt haben!“
„Rugberth, wir haben bisher unsere Aufträge immer erfüllt, nicht wahr?“ Edwin klopfte Rugberth so kräftig auf die Schulter, dass das alte Bärenfell staubte. „Schließlich sind wir kreativ. Wie du dich sicherlich entsinnen kannst, meinte unser Auftraggeber, der Dicke würde während der Fahrt immer sehr viel Wein trinken, um den Schmerz im Rücken zu betäuben und hier würde er bestimmt dann auch seine Blase entleeren. Weil er das Erikakraut liebt und davon eine heilende Wirkung erwartet, würden seine Diener indes Sträuße davon schneiden. Der Dicke geniere sich schnell und würde sich immer unbewacht ins dichte Gebüsch zurückziehen.“
„Stimmt, du hast Recht, eigentlich ist alles gut durchdacht. Ein Bär überfällt wiedermal jemanden, weil dieser sich zu tief in den Wald hinein gewagt hat.“
„Ach, Rugberth, der ist doch neuerdings kein Bär mehr, ein Untier ist der geworden! Das solltest du nicht vergessen. Und eigentlich hielt es sich ja zunächst nur im jenem riesigen Wald auf, der sich in der Grafschaft Alaxis befindet.“
„Hihi, hier ist zwar schon der Wald des Fürstentums Moledo, aber es ist eben umgezogen das Vieh!“
„Alles Aberglaube, sage ich dir. Aber wenn die Leute so dumm sind und den Quatsch ernst nehmen! Horch mal, da kommt schon die Kutsche.“
„Wirklich? Ich höre keine Räder rumpeln, eher Hufgetrappel!“
„Du hast eben schlechte Ohren!“
„Nein, mein Lieber, das ist eben das dicke Bärenfell über meinen durchaus guten Lauscher!“
„Sieh mal, der prächtig gekleidete Herold reitet vorne weg und da kommt die königliche Kutsche auch schon.“
„Tatsächlich!“ Rugberth machte nun auch einen langen Hals und der Bärenkopf zeigte einen Teil seiner nackten, sonnenverbrannten Haut und einige Bartstoppeln. Rugberths graublaue Augen in den winzigen Löchern des Bärenkopfes musterten den prächtigen Wagen, der von zwei straken Schimmeln gezogen wurde. Es staubte ordentlich. Die Freunde sprachen kein Wort, aber es quälte sie doch die bange Frage, ob die Kutsche tatsächlich hier anhalten würde.
Da…ein lautes Knacken, dann ein Fluchen. „Verdammt… das Rad!“, rief der Kutscher, „He, wie kommt dieser alte Baum hierher?“ Der Herold und seine zwei Begleiter, wendeten ihre Pferde und kamen mit betretenen Gesichtern zurück, denn sie hatten den versunkenen Baumstamm gar nicht bemerkt. „Pfeifen seid ihr!“ empörte sich der Kutscher weiter. Was denkt ihr wohl, weshalb ihr vorweg reiten sollt, hä? Drei Kutschen standen mit einem Male still und sechs schweißnasse Pferde schnaubten erleichtert durch ihre Nüstern.
Der Herold saß sofort ab, der Kutscher schwang sich ebenfalls vom Kutschbock und ein Lakai schob einen kleinen Tritt an die Kutsche heran und öffnete die mit einem hübschen rotgoldenen Blumenmuster bemalte Tür. Er verneigte sich tief.
„Wollen Hoheit einen kleinen, entspannenden Spaziergang am schönen Erikafeld vorbei machen oder gleich in den W ...“
„Letzteres und zwar SOFORT!“, brüllte König Leopold genervt und tupfte sich mit einem kleinen Spitzentüchlein den Schweiß von der Stirn.
„Will der König begleitet werden?“
König Leopold wurde knallrot im Gesicht „Das habe ich bei solchen Gängen noch nie verlangt und werde es auch nie tun!“
Nachdem man den gewichtigen König mehr aus der Kutsche gehoben als gestützt hatte, Gudrun und Dietmar blieben noch drin, stand dieser recht wackelig auf dem holperigen Waldweg und schaute sich suchend um. Er massierte sich dabei den Rücken und stöhnte. Wo gab es hier nur einen einigermaßen begehbaren Pfad in den Wald hinein?
Nur etwa fünfzig Schritte von ihm entfernt, kauerten mordlüstern die beiden Halunken und tuschelten miteinander. „Jaja, das wussten wir doch, dass er ganz alleine gehen wird“, murmelte Edwin in seinem Gebüsch und streichelte zufrieden die Klinge.
„A ... aber, Moment mal ... der König läuft gar nicht hierher?“, ächzte Rugberth aufgeregt und schwitzte noch mehr in seinem Bärenfell. „Der Dicke wählt einen anderen Weg in den Wald hinein, als wir es uns gedacht haben, wohl um auch wirklich nicht von den Dienern gesehen zu werden!“
„Ja, schleichen wir uns also dorthin.“ Edwin machte mit der Klinge eine Bewegung in die betreffende Richtung.
Beide setzten sich sofort in Gang. Es war ziemlich umständlich, sich in ständig geduckter Haltung durchs Dickicht zu schieben. Da hatten es die Krähe oben in den Bäumen leichter, ihnen zu folgen. Sie hüpfte elegant von Ast zu Ast und schließlich flog sie aus dem Wald hinaus und setzte sich auf das Dach der Kutsche, um darauf herum zu picken.
Dietmar, der sich gerade wieder in eines seiner Bücher vertieft hatte, die er für die lange Reise mitgenommen hatte, denn er liebte Bücher über alles, fuhr zusammen.
„Aber Dietmar, was hast du denn plötzlich?“, fragte Gudrun besorgt und blickte ebenfalls von ihrem Buch auf, welches sie sich eben noch von Dietmar geliehen hatte.
Dietmar schnüffelte erregt. „Mäuse …ich rieche Mäuse!“ „Mäuse?“, echote Gudrun verschlafen.
„Ja, sie haben sich in dieser Kutsche verkrochen und ich hasse Mäuse!“ Er sprang auf und hob seinen Sitz. „Iiiiih, wie ekelig!“, quiekte er so schrill, wie eine Hofdame, denn tatsächlich befanden sich direkt unter seinem Sitz etwa zwölf Graufellchen. „Igitt, igitt, wer weiß, wie lange diese grauen Dinger schon mitgereist sind. Die Mäuse blickten ihn mit ihren großen Knopfaugen zunächst nur erstaunt an, aber dann begriffen sie. Sie sahen nun zu, dass sie so schnell wie möglich ins Freie kamen.
„Nein, hier bleibe ich nicht.“, kreischte Dietmar, als er die Mäuse wegflitzen sah, denn es kamen immer noch welche nach, aus den Ecken und Nischen der alten Kutsche. „Sollen wir Euch irgendwie helfen?“, fragten Raldon und Trowein beflissen, die als erste hinzugekommen waren. Die übrigen Reisige blieben im Hintergrund, denn sie wollten sich ausschütten vor lauter Lachen. „Nein, das braucht ihr nicht!“, quiekte Dietmar und hob dabei auch noch geziert die Fingerspitzen in die Höhe. „Ich glaube fast, die gehen alle von selber. Die haben nämlich mächtige Angst vor mir!“ Den letzten Satz hatte er richtig stolz hinausgeschmettert und da platzte das Lachen von allen Seiten endgültig hinaus. Und auch in den anderen zwei Wagen wurde das Gelächter des kleinen Hofstaates noch lauter, als es das ohnehin schon war. Gudrun errötete, denn sie schämte sich stellvertretend für Dietmar. Dennoch hörte der Jüngling mit seinem Gezeter nicht auf., „Gudrun, siehst du diesen Fleck hier…an dem Sitz. Das ist Mäusedreck! Und darauf habe ICH gesessen. Bestimmt ist meine Hose davon dreckig.“
„Dein Hosenboden? Lass mich sehen!“
„Zu spät, liebe Gudrun, ich habe gehört, dass es hier in diesem Wald eine kleine Quelle geben soll, darin werde ich meine Hose waschen!“
„Aber Dietmar, willst du das wirklich tun?“ Ehe Gudrun noch Weiteres dazu sagen konnte, war der Jüngling auch schon laut zeternd aus der Kutsche hinaus und in den Wald hinein gejagt.
„Nanu?“, sagte Gudrun wenig später verwundert und half dabei der letzten Maus aus dem Wagen hinaus. „Du kleines Mäuschen hinkst ja?“
Indes lauerten die Mordgesellen Edwin und Rugberth gemeinsam weiter dem König auf. „He, jetzt überlegt der Dicke doch glatt, ob er nicht wieder zurück geht? Vielleicht wird er sich endlich mal einig!“
„Pass auf, Rugberth, wir trennen uns ganz einfach.“, schlug Edwin nun vor. „ Ich laufe dorthin, wo der König gerade hin will und du bleibst hier, falls er zurück kommt.“
„Mensch Edwin, das ist eine gute Idee! Wenn er hierher kommt, kann ich ihn ja mit meinem alten Messer abstechen und dann so zerfetzen, als wäre ich das Untier gewesen.“
„Sehr gut, Rugberth, und du gibst mir eine deiner Krallentatzen ab und ich bearbeite ihn mit meinem neuen Messer, damit ich das auch tun kann.“
„Gut mach` ich ... verdammt, geht so schwer von der verschwitzten Hand herunter.“
Rugberth schaute schließlich seinem Kameraden hinterher, wie der im dichten Wald verschwand. Er konnte wirklich nicht alles mit seinem Bärenkopf überblicken, sonst hätte er sehen müssen, dass plötzlich noch eine weitere Gestalt hinter seinem Freund einher schlich. Sie war groß und breitschulterig, trug einen grauen Umhang unter dem Arm und schob sich so geschickt durchs Gebüsch, als würde sie ihr Leben lang nichts anderes als urwüchsige Wälder kennen. Die Krähe mit dem weißen Latz hüpfte ihr voran, von Ast zu Ast und schien immer aufgeregter zu werden.
Was Rugberth auch nicht sehen konnte, war, dass das Geschöpf dicht behaart war. Es schaute nun mit seinen gelben Augen ab und an nach oben. Die giftgrünen Pupillen verengten sich zu einem kleinen, waagerechten Spalt, und zwar immer dann, wenn zuviel Licht durch die Blätter in den Wald hinein schien. Es legte die großen leicht abstehenden Ohren eng an den Kopf, sobald es sich duckte und das Buschwerk dichter wurde.
Edwin hatte indes den König genau vor sich, dieser bückte sich gerade leise ächzend und zog sich die Hose hinunter. Der Dicke stöhnte herzzerreißend, als er in die Hocke ging. Allerdings trennten Edwin noch zwei, drei Büsche von seinem Mordopfer. Er schob sich gerade um eine kleine Buche herum, als er den König derart schmerzerfüllt jammern hörte, dass er dachte, dem würde etwas Schlimmes angetan, noch ehe er selber seine mörderische Tat vollbracht hatte.
„Verdammter Rücken!“, hörte er und war beruhigt. Na, dem würde gleich noch etwas ganz anderes weh tun. Edwin grinste und er machte eine kleine übermütige Bewegung mit der Hand und die Klinge seines Jagdmessers blitzte klar und hell auf im fleckigen Sonnenlicht des Waldes. Eine Krähe krakelte nun und hüpfte munter im Geäst direkt über dem König. Sie schüttelte die schwarzen Federn und hell im Sonnenlicht funkelte ihr weißer Latz. Der König kreischte abermals schmerzerfüllt, als er sich wieder erheben wollte und den Rücke dabei strecken musste. Edwin hörte zu seiner Überraschung plötzlich Äste brechen und Gesträuch zerknacken. Es war der König, der plötzlich ohnmächtig hinschlug. Der letzte Schmerz im Rücken war also zuviel für ihn gewesen. Dann vernahm er hinter sich ein ebensolches Knistern und Knacken, dann ein Rascheln. Jemand kam sehr schnell und geschmeidig näher. Für Edwin war klar, Rugberth hatte seinen Platz verlassen, um ihm bei diesem Mord zu helfen. Typisch Rugberth, der musste immer zum ungünstigsten Zeitpunkt erscheinen. Edwin knirschte mit den Zähnen. Hoffentlich vermasselte er ihm nicht alles, denn es war ja ausgesprochen günstig, den König zu erledigen, noch ehe der zu sich kam. Wieder ein Rascheln hinter ihm. Nein, er hatte jetzt nicht den Nerv sich auch noch um Rugberth zu kümmern. Als er sich neben den König kauerte um diesem sein Messer tief ins Herz zu stoßen, spürte er, dass sich Rugberth anscheinend hinter ihm ebenfalls hingehockt hatte. Wie albern. Warum blieb Rugberth hinter ihm? Nach kurzer Überlegung griff er einfach nach hinten, um Rugberth neben sich zu ziehen und spürte das Fell. Merkwürdigerweise fühlte es sich irgendwie anders an als die alte Bärenhaut. Das Fell war dünner, irgendwie borstiger und darunter konnte man Haut spüren. Diese Haut war fest, leicht feucht und vor allem warm! Sicher war das alte Bärenfell von der Sonne aufgewärmt worden - oder? Er zog mit seinen Fingern kräftig an diesem kurzen Borstenfell um sich zu überzeugen, dass es doch der alte Bärenfellmantel war und die Haut mitsamt dem Fell zuckte zusammen. Fast gleichzeitig vernahm er einen tiefen, unheimlichen Grunzlaut. Seine Hand fuhr zurück. Komisch mit einem Mal hatte er Angst. Vorsichtig blickte er über die Schulter zurück. Nein, so etwas gab es doch gar nicht, konnte es gar nicht geben! Sein Verstand spielte ihm bestimmt nur einen Streich. Edwins Herzschlag beschleunigte sich. Er wollte schreien, aber eine fürchterliche Klaue legte sich auf seinen Mund, die andere nahm das Messer aus seiner erschlafften Hand und dann spürte er ganz plötzlich einen wahnsinnigen Schmerz in der Brust und nach einem weiteren Prankenschlag gar nichts mehr. Wenig später schleppte ein unheimliches Wesen die blutüberströmte Leiche von diesem Ort weg und warf sie etwas weiter weg irgendwo hinein ins Gebüsch.
Rugberth war nun doch unruhig geworden. Er hatte den Bärenkopf ein wenig gelüftet und schaute sich um. Sein Blick huschte dabei auch zum Waldweg, wo die drei Kutschen gehalten hatten. Wenn er ein paar Zweige zur Seite schob, konnte er die Kutsche seiner königlichen Hoheit klar und deutlich erkennen. Dort war der König allem Anschein nach noch nicht. Er schien nicht zurück gekehrt zu sein. Sein Auge durchforschte nun wieder den Wald. Auch hier sah er weder den Dicken noch seinen Kumpel Edwin. Die Schreie des Königs hatten leider bis zum Waldweg getönt, aber das schien den kleinen Hofstaat des dicken Leopolds nicht gestört zu haben. Die beiden anderen Fahrgäste – es sollten die Gräfin Gudrun von Trauenfels und Dietmar von Bedolm sein- befanden sich wohl noch immer in der Kutsche, denn die Kutsche schwankte, als ob darin Bewegung wäre. Vier Diener pflückten weiterhin Erika vom Feld und zwei Kammerfrauen banden sie zu schönen Sträußchen zusammen. Die dritte der Kammerfrauen küsste sich inzwischen mit dem Herold. Fünf der elf Reisige saßen oder ruhten auf ihren ausgebreiteten Mänteln und genossen die Sonne, drei von denen verzehrten dabei ihren Reiseproviant und man unterhielt sich ganz offensichtlich recht gut miteinander, der sechste und siebte gab den Pferden zu trinken, denn in der Nähe sollte es einen Bach geben und von dort hatten sie wohl auch das Wasser geholt, der achte fütterte sie. Der neunte striegelte gerade sein Pferd und mitten im Erikafeld auf einer Decke spielten vier Reisige in aller Seelenruhe ein Brettspiel. Der Einzige der laut fluchend arbeitete, war der Kutscher des königlichen Gefährts, weil der das Rad reparieren musste. Seine beiden Kollegen standen dabei mehr oder weniger ungelenk herum, wohl weil sie nicht wussten, was dabei zu tun wäre.
Rugberth begab sich jetzt einfach in jene Richtung, in welche sich Edwin zuletzt gewandt hatte. Er hatte nämlich eine schlimme Befürchtung. Sollte sein Freund ihn angelogen und einfach den Auftrag alleine erledigt haben, nur um später nicht teilen zu müssen? Edwin war mit allen Wassern gewaschen, wenn es darum ging, Rugberth übers Ohr zu hauen. Er kannte eigentlich nichts anderes von ihm. Zornig zwang er sich an Gebüsch und Bäumen vorbei, um ihn zur Rede zu stellen und blieb so manches Mal mit seiner Verkleidung an kleinen Zweiglein oder Dornenranken hängen. Er fluchte leise und dann sah er plötzlich jemanden hinter einem Busch liegen. Ein weiter Umhang lag darüber. Blut drang durch den dünnen Stoff hindurch. Hatte der König solch einen Umhang getragen? Er konnte sich nicht genauer entsinnen.
Egal, er kroch auf allen Vieren näher, hockte sich hin, um die Decke anzuheben, als er ein Rascheln hinter sich vernahm. Eine Krallenhand legte sich plötzlich auf seine Schulter. Rugberth grinste, obwohl er eigentlich Edwin böse war, aber das war doch wirklich ein köstlicher Scherz, ihn mit seiner eigenen Klaue erschrecken zu wollen. Er blickte auf seine Schulter, wo sich die Krallen ganz langsam durch sein Bärenfell schoben. Autsch, das tat ja wichtig weh, wie verrückt war das denn jetzt? Nun übertrieb Edwin aber mächtig und überhaupt, diese Pfote sah ja ganz anders aus, irgendwie langgestreckter, auch nicht so haarig, mehr affenartig und sie sah auch viel lebendiger aus ... Mann, schmerzte das! Diese Krallen wurden ja immer länger?
Er blickte hinauf und ein wenig zur Seite und erstarrte vor Entsetzen, denn er sah jetzt, wie die zweite Krallenhand eines entsetzlich ausschauenden Wesens direkt auf ihn zu sauste. Rasch duckte er sich und so ging der tödliche Schlag daneben. Es gelang ihm auch, sich in einem verzweifelten Überlebenskampf den gefährlich Klauen zu entwinden. So schnell wie er konnte, versuchte er davonzulaufen.
„Mo!“, hörte er leise hinter sich und da öffnete sich der Boden unter seinen Füßen.

Der König richtete sich auf. Wie peinlich! War er doch, als er sich nur ein bisschen strecken wollte, vor Schmerz ohnmächtig geworden! Dieser schlimme Rücken! Er schien nun durch sein eigenes Stöhnen wach geworden zu sein oder war das schmerzhafte Ächzen und angstvolle Geschrei von jemand anderem gewesen? Unsinn, er hatte geträumt. Wer sollte sich hier schon herumtreiben? Er reinigte sich - immer noch sehr gekrümmt laut jammernd - mit ein paar Blättern den Hintern und schaute sich kaum um, als er sich die Hose hochzog. Auch nicht, als er sich schließlich Richtung Waldweg begab.
„Oh Gott, Hoheit, da seid ihr ja“, heuchelte Herberth, sein treuester Diener scheinbar erleichtert. „Wir waren schon nahe daran, nach Euch zu suchen. Habt Ihr denn vorhin so entsetzlich geschrieen und gestöhnt?“
„Ja, wer sonst, du Dämel!“, rief König Leopold verschämt. Ach, sie hatten es alle gehört. Er war ja solch ein Weichei geworden. „Oder etwa ein Waldgeist?“, spöttelte er nun. „Ich sage Euch, noch mal mache ich eine solche Reise nicht. Das kann ich meinem Rücken nicht mehr zumuten.“ Dass er auch noch ohnmächtig vor Schmerzen geworden war, verschwieg er selbstverständlich seinen Dienern und Soldaten, aber er selbst würde diese Schande nie vergessen. „Ich habe die Reise ja auch nur Alconia zur Liebe gemacht“, schimpfte König Leopold weiter, „damit ich Graf Conradt von Alaxis dazu überreden konnte, dass Dietmar von Bedolm zu ihrem Geburtstag erscheinen darf und ... wisst ihr was, diese Reise ist die langweiligste, die ich je gemacht habe. Nicht ein bisschen Spannendes ist da passiert – rein gar nichts!“
Dietmar saß ihm gegenüber und las schon wieder. Gudrun betrachtete den Jüngling nachdenklich. Seltsam, dessen Hose war ja gar nicht nass?

Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

Hallo Michael, ist ja süß, dass du mir sogar noch einen langen Kommentar schreibst. Ja, im Gegensatz zu dem König haben die beiden Auftragsmörder die Angriffe des raubtierartigen Wesens, das ja schon am Anfang der Story in Erscheinung getreten ist, nicht überlebt und der König weiß noch nicht einmal davon. Ich danke dir für deine Mühe.

He, Jingizu, ich danke dir ebenfalls für deine Treue und für den lieben Kommentar. Richtig, man soll schon über das - eigentlich so grausame - Schicksal der beiden armen Auftragskiller grinsen und auch über den König, der von allem so gar keine Ahnung hat. Das war schon Absicht.
Die Namen mussten so häufig rein, weil bei WebStories nicht selten flüchtig gelesen wird und dadurch die Personen verwechselt werden. Das kommt später, sollte es ein Buch werden, raus. Ja, es ist eine andere Währung auf die ich nicht näher eingehen möchte und die später auch einen anderen Namen haben wird. Bei den Beispielen in deinem Kommi verstehe ich nicht so recht, was du meinst.
Ich freue mich immer über deine Gedankengänge zu dieser Story.


doska (19.07.2012)

Ich habe diesen Teil mir nochmals durchgelesen und leider feststellen müssen, dass es sich wirklich um eine dritte Person handelte, die noch mit im Spiel war, zumal das Bärenfell sich anders wie gewohnt angefühlt hatte. Dieses habe ich beim ersten Durchlesen glattweg übersehen und kann es mir im Nachhinein selbst nicht erklären. Natürlich sind diese beiden Auftragsmörder, die den König beiseite schaffen sollten. Eindeutig überlesen habe ich auch die Zeile von der weiteren Gestalt, die plötzlich herangeschlichen kam. So bekommt natürlich die Handlung, die ich dadurch fehlerhaft interpretiert habe, wieder einen ganz anderen Sinn. Aber dennoch bin ich der Meinung, dass sich Rugberth und Edwin doch nicht so richtig grün sind. Die Worte "Edwin war mit allen Wassern gewaschen, wenn es darum ging, Rugberth übers Ohr zu hauen", sagen doch eigentlich aus, dass diese beiden nicht gerade die dicksten Freunde sind. Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht mit den beiden und dem König.
Entschuldige bitte meine Fehleinschätzung!
LG. Michael


Michael Brushwood (19.07.2012)

Auch in diesem Teil tritt der Horror wieder hinter einen gemäßigten Schreibstil zurück und die brutalen Morde werden durch deine Wortwahl abgemildert, ja fast ins Lächerliche gezogen.

In dieser Hinsicht fiel mir hier besonders auf, dass sich die Attentäter in beinahe jedem Satz mit Namen anreden - das verleiht der Szene irgendwie den Anschein, als ob hier ein Sketch oder Schauspiel abläuft. Mag sein, dass es eine eigenart der beiden ist, aber das "klingt" so einstudiert :)

"... wandte sich zur Seite, wo sein Kamerad neben ihm kauerte." und im selben Absatz kommt dann gleich noch einmal "...blickte hinüber, wo alles lila blühte und gerade zwei Krähen aufflogen."

Außerdem sollen die beiden "12 Sukaten" für ihr blutig Handwerk bekommen - k.A. ob du hier eine neue Währung erinden wolltest, oder es ein Schreibfehler ist ;)

************************

So die Geschichte kommt jetzt also ins Rollen. Der König steht jemandem im Weg und das monströse Monster taucht wieder auf um denselben auf ungewöhnlich wenig monströse Art zu retten und dann wieder zu verschwinden.

Die Beschreibung des kleinen Wäldchens ist dir gut gelungen und die Charaktere passen gut in deine Geschichte hinein ich bin gespannt, wohin du noch willst.


Jingizu (18.07.2012)

Hallo Michael, ich danke dir für deinen Kommentar. Edwin und Rugberth waren gedungene Mörder, die den Auftrag hatten , den König zu töten, sobald er den Wald aufsucht. Doch im Wald gab es noch eine dritte Person mit dem die zwei nicht gerechnet hatten und der sich nicht erst als Untier umständlich verkleiden musste.

Hallo, Tis- Anariel, ich freue mich immer sehr über deinen Kommentar. Stimmt das Komplott scheiterte wegen dieser dritten recht haarigen Person , die plötzlich auftauchte. Tja, warum wurde der König verschont? Das werden die nächsten Kapitel zeigen. Du hast eine bestimmte Ahnung? Das freut mich sehr.


doska (18.07.2012)

Erst habe ich geglaubt, der sichere Tod des Königs wäre nicht mehr zu verhindern gewesen, zumal er, auf Grund seines extrem schmerzenden Rückens sich ohnehin schon so mächtig gekrümmt hatte. Doch dann, als Rugberth ( für ihn völlig unerwartet, da er nicht mehr glaubte, Edwin sei nach seiner Tat überhaupt noch in der Lage, sich so schnell wieder aufzuraffen) Edwins Krallen zu spüren bekam, dieser anschließend flüchtete, als der Boden unter den Füßen begann, sich zu öffnen, und der König plötzlich hervortrat, war auch ich überrascht, dass Leopold so schnell wieder dem dornigen Dickischt des Waldes entrinnen konnte. Natürlich wollte sich Edwin mit seiner Tat unbedingt an Rugberth rächen. Anfangs dachte ich, Rugberth und Edwin würden auf ein und derselben Wellenlinie liegen. Doch beide waren nur darauf aus gewesen, den Erfolg allein für sich verbuchen zu können, um nach einem eventuell bevorstehenden Machtwechsel noch größere Befugnisse an sich reißen zu können.
Wieder ein spannendes Kapitel, mit vielen gruseligen Bildern, die aber so richtig in dieses schreckliche Szenario hineinpassen.
LG. Michael


Michael Brushwood (18.07.2012)

Oh, ein Mordkomplott gegen den König und die zwei angeheuerten Schurken habne auch scheinbar leichtes Spiel, doch dann...dann kommt ihnen deine unheimliche Kretaur in die Quere. Seltsam, dass sie den König verschont.

Hmm..ich hab da eine Ahnung, aber die behalt ich vorerst für mich.

Wieder ist alles sehr bildhaft und spannend geschrieben und sehr angenehm zu lesen. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.


Tis-Anariel (18.07.2012)

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