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13 Seiten

Die Templer - Kapitel 03

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
„Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar.“, teilte Harris die computergenerierte Stimme einer Frau teilnahmslos mit. Zum wiederholten Male versuchte er Alexander oder jemanden an Bord der HMS Darwin via Satellitentelefon zu erreichen. Statt das seine Anrufe entgegengenommen wurden, hörte er immer die gleiche Ansage.
Ärger und Frust machten sich breit.
Beim Satellitentelefon ging es sogar soweit das gar kein Signal gefunden wurde. Was ihn stutzig machte. Nichtsdestotrotz versuchte es Harris weiter, rief sogar das Satellitentelefon an Bord der HMS York an, umzusehen ob der Fehler möglicherweise beim Satellitenbetreiber lag. Das Freizeichen erklang, kurz darauf wurde sein Anruf entgegen genommen.
Da lag der Fehler nicht.
Was ihn nur noch mehr frustrierte.
„Admiral Harris.“ Ein junger Mann, der im Projektstab vom Smithsonian arbeitete, kam zu ihm geeilt. „Sir.“, hechelte er aufgeregt. „Die Küstenwache hat uns soeben informiert das sie um 2 Uhr Nachts einen verstümmelten Notruf der HMS Darwin auffing.“, erklärte er dem vollbärtigen grummelnden Mann vor ihm. Nava gesellte sich zu ihnen. Sie hatte auch versucht Alexander telefonisch zu erreichen, sich aber nichts weiter dabei gedacht. Wahrscheinlich hatte ihr Verlobte sein Smartphone in der Kajüte vergessen. Die Mitteilung hörte sich alles andere als gut an. Sie machte sich sofort Sorgen. „Als ein Patrouillenboot am letzten bekannten Standort eintraf …“ Er schaute die Beiden unschlüssig an. „fehlte von dem Schiff jede Spur.“ Die Augenbrauen des Mannes zogen sich zusammen.
Die HMS Darwin hatte einen festen Ankerplatz, über den war die US-Küstenwache informiert. Dort wusste man um die Suche nach der CSS Ares im Auftrag vom Smithsonian Institute. Ein Trawler wie die Darwin verschwand nicht einfach. Schon gar nicht ohne vorher die zuständigen Behörden, geschweige den Admiral Harris informiert zu haben. Das Verschwinden, einhergehend mit dem Notruf konnte nur eins bedeuten.
„Mein Gott.“, juchzte Nava. Sie schlug die Hände vors Gesicht. „Oh, mein Gott.“ Ihr kamen Tränen.
Der junge Mann war sichtlich bemüht seinen Auftrag Admiral Harris zu informieren, fortzusetzen. Was nicht einfach war, immerhin ging es hier um Menschenleben. „Um 4 Uhr Morgens traf die USCGC Beethoven vor Ort ein. Sie haben mit Sonarbojen an der Stelle gesucht und eine Positionsortung durchgeführt. Man hat daraufhin einen Tauchroboter hinab geschickt.“ Ein Blick zu Nava, die ihn beinahe flehend ansah, die kommenden Worte nicht zu sagen. Ihm schnürte es die Kehle zu. Schnell wandte er sich Harris zu, der grimmig dreinblickte. „Die Darwin ist gesunken.“

***

Keine 2 Stunden später standen Harris und Nava auf der Brücke der USCGC Beethoven, wo Sie Livebilder dreier Tauchroboter sahen, die die gesunkene HMS Darwin umschwirrten. Der Trawler lag irgendwie unwirklich auf der Backbord-Seite. Am Rumpf sah man keine nennenswerten Schäden.
Selbst Laien war klar, das aufgrund der Schiffslage, der Sinkschaden Backbord zu finden war. Was man ebenfalls nicht sah, war Dolores. Der Stahlarm vom Kranausleger lag eingequetscht zwischen Grund und Schiff, was zu einer Schlaufe führte. Trümmer des Unterwasserroboters waren ebenso wenig zu erkennen. Was 2 Möglichkeiten offerierte.
Dolores lag zerquetscht unter der HMS Darwin.
Oder eben nicht.
„Konnten Sie Überreste von Dolores am Grund feststellen?“, fragte Nava abwesend.
Weder das Patrouillenboot noch die USCGC Beethoven hatten Überlebende oder Leichen aus dem Potomac River geborgen. Dafür hatte sich auf der Wasseroberfläche ein Diesel- und Ölteppich gebildet, der durchsetzt von schwimmenden Trümmerstücken war.
Doch angesichts der Livebilder gab es kaum Hoffnung, dass jemand noch am Leben war.
Der Schiffskommandant und sein Erster Offizier sahen sich fragend an. Nicht wegen der Frage an sich, sondern wegen dem benutzten Namen.
Nava schaute die Männer an, wurde sich ihres Fauxpas bewusst. „Sie ist unser Unterwasserroboter.“, fügte sie erklärend hinzu.
Von dem Unterwasserroboter hatten sie schon gehört. Der XO, Erster Offizier, übernahm die Antwort. „Tut mir leid, Ma’am.“ Ihnen war außerdem die Konstellation bekannt, dass ihr Verlobter an Bord der HMS Darwin war. „Wir konnten keine Trümmer oder Ähnliches am Grund feststellen.“ Seine Zuversicht diesbezüglich hielt sich in Grenzen.
Ein schwacher Hoffnungsschimmer keimte auf. Wenn man keine Trümmer von Dolores fand, konnte es ja sein … Andererseits ließ die Lage des Schiffs keinen Zweifel daran, dass der Unterwasserroboter unter ihm begraben wurde. Nava atmete tief durch, sah zum Admiral, der grimmig wie immer auf den Bildschirm schaute. Am liebsten wäre er selbst hinuntergetaucht.
Er löste seinen Blick, blickte Nava an und ging mit ihr in eine ruhige Ecke der Brücke, wo man mehr unter sich war, als im Moment. Dies machte sie wiederum stutzig. „Solange wir keine Gewissheit bezüglich des Verbleibs von Dolores haben“, sagte Harris verschwörerisch. „gehen wir davon aus das er am Leben ist.“ Der Admiral glaubte es tatsächlich.
„Wenn er noch lebt“, erwiderte Nava mit bebender Stimmte. Die Hoffnung Alexander lebend wiederzusehen erhielt neuen Schwung. Sie klammerte sich an den letzten Strohalm. Genau wie Harris. „wieso hat er sich nicht gemeldet?“ Ihre Frage wurde von einem Stich begleitet.
Eine Frage, die sich Harris auch schon stellte. Er schob sich die obligatorische Zigarre in seinen Mund, kaute drauf rum, wechselte sie von Links nach Rechts und umgekehrt. „Um die Verantwortlichen im Glauben zu lassen er sei tot.“ Das war die einzig plausible Erklärung für das Verhalten von Alexander. Jeder Andere hätte sich gemeldet. „Ich werde die Familien informieren.“, erklärte er düster. Dass sah Harris als seine Pflicht. „Ich hab die Herold und Bishop her beordert.“ Dabei handelte es sich um Schwesterschiffe der Darwin. „Sie werden die Darwin bergen.“
„Das wird Wochen dauern!!“, ging Nava dazwischen.
Dessen war er sich bewusst. Niemand außer ihnen barg sein Schiff. Dies mussten sie selbst tun. „Ja.“, stimmte Harris ihrer Entrüstung zu. Ein schnelleres Verfahren gab es nicht. „Du bleibst hier und übernimmst die Koordination.“ Überrascht von der Aufgabe hob Sie die Augenbrauen. „Und für den Fall, dass es ein Lebenszeichen von ihm gibt.“, schloss er leise.

***

Alexander hatte einen kleinen Unterschlupf für die Nacht gefunden. An ein Feuer war nicht zu denken, da dies möglicherweise die Suchmannschaften oder die Angreifer auf ihn aufmerksam machte. Für den Augenblick war es einfach besser, das man ihn für Tod hielt.
Anhand des Survival-Kit’s war er mit dem nötigsten ausgerüstet, bis er den Weg in die Zivilisation zurückgefunden hatte. Im Indianer-Reservat, das entlang vom Potomac River lag, gab es allerhand Wildtriere, wie Wölfe, Bären und Pumas. Sich in der Gegend rumzutreiben war also nicht ganz ungefährlich. Viel gefährlicher als im sudanesischen Hinterland, konnte es nicht sein, meinte er zynisch zu sich selbst.
Er erwachte aus seinem unruhigen Schlaf, packte sein Zeug zusammen, aß zwei der Energieriegel, die zum Survival-Kit gehörten. In einem Bachlauf fühlte er seine Wasserflasche im Zusammenspiel mit dem Kohlefilter auf. Dann ging Alexander einfach los, weg vom Ufer, tiefer ins Reservat. Irgendwann musste er ja auf jemanden treffen.
Die Landschaft war herrlich.
Einsam und verlassen. Unberührt. Weit und breit keine Menschenseele zusehen oder deren Einflüsse. Etwas anderes wäre ihm zwar lieber, als er sich seinen Weg durch die Landschaft bahnte. Gleichzeitig nagten Zweifel und Schuld an ihm. Was ihn dazu brachte über einen Ausstieg nachzudenken.
Vielleicht war es Zeit etwas anderes zu machen, etwas Normales. Bisher konnte er sich dergleichen nicht vorstellen. Er mochte die Arbeit, die Suche nach Schätzen der Vergangenheit, die Herausforderung, das Abenteuer. All das hatte ihn Dinge sehen lassen, die man sich kaum in den Ausmaßen vorstellen konnte. Zeugnisse der Vergangenheit, die einen zum Staunen brachten.
Der Grund, warum Alexander sich mit dem Thema nicht beschäftigte, lag daran, dass er nicht wusste, was er danach tun sollte. Rumsitzen und Däumchen drehen!! Auf der Terrasse seiner nicht vorhandenen Finca seinen Ruhestand verbringen!! Nein, so sah er sich nicht. Bisher jedenfalls.
Darüber, so beschloss Alexander, konnte er sich auch noch später Gedanken machen. Erst musste er herausfinden, wer hinter dem Angriff steckte. Vorher würde er keine Ruhe finden. Der Tod seiner Freunde durfte nicht umsonst gewesen sein. Wer auch immer dafür verantwortlich war, er würde ihn oder sie zur Rechenschaft ziehen. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln.
„Guten Tag, Sir.“

***

Er blieb stehen.
Eine Indianerin, ein Ebenbild der berühmten Pocahontas, stand in einer grünbraunen Uniform vor einem Jeep, der die gleiche Lackierung besaß. Auf der Motorhaube befand sich das Stammeswappen der Potomac-Indianer. Seitlich am geländetauglichen Jeep stand Stammespolizei.
Im Halfter, den die Indianerin trug, steckte eine Schusswaffe. Auf der anderen Seite am Gürtel hingen eine Taserpistole, Pfefferspray und Kabelbinder, die neumodischen Handschellen. Das Stammeswappen befand sich auf der Brust der Uniform. Darüber stand geschwungen Stammespolizei. Im aufgenähten Namensschild am Revier war ihr Name zu lesen. S. Tekakwitha, den Alexander dummerweise nicht aussprechen konnte.
„Kann ich ihnen helfen?“
Was für eine Frage bei seinem abgewetzten Erscheinungsbild. Er musste ziemlich verloren aussehen. Schließlich hatte Alexander nur das dabei, was er am Leib trug. Was nicht viel war. „Ähm …“, räusperte er sich, schaute sich um, bevor er sie wieder ansah. „Ich wollte nur einen Spaziergang machen“ Eine notwendige Lüge. „und hab mich heillos verlaufen.“
Ihr Misstrauen war durchaus verständlich. „Das Campen im Reservat ohne Stammeserlaubnis ist verboten.“, informierte Sie ihn. Ihre Hand lag am Gürtel, nahe der Schusswaffe. „Haben Sie eine Stammeserlaubnis?“
Sie war sich bewusst das Alexander sie anlog. Ein Weißer im Reservat erregte Aufmerksamkeit. Vor allem dann, wenn er ziellos herumstreunte und mehr den Eindruck machte ein Obdachloser zu sein, als ein campender Tourist.
Er hob beschwichtigend die Hände. „Ich fürchte, ich hab sie nicht bei mir.“ Eine Ausrede, die als solches enttarnt war, als er sie sagte. Dessen war sich Alexander bewusst. Die Begegnung mit der Polizistin brachte ihn durchaus in die Bredouille, aber weitaus besser als den Angreifern gegenüberzustehen oder zum Beispiel einem Bären.
„Ich nehme mal an, ihren Ausweis haben sie auch nicht dabei.“, stellte Sie ein wenig schnippisch fest. „Ich fürchte, ich muss Sie mitnehmen, um ihre Personalien festzustellen.“ Auf die sanfte oder harte Tour, blieb unausgesprochen. Sie war weiterhin misstrauisch. Ein unbekannter Weißer, aufgelesen im Reservat, ohne Papiere warf Fragen auf. Ganz zu Schweigen vom Erscheinungsbild, das er abgab.
Welche Wahl blieb ihm? Herausreden konnte Alexander sich nicht. „Ich habe nichts zu verbergen.“ Sagten das nicht Alle die etwas zu verbergen hatten? Er hatte einen Ausweg aus der Wildnis. Mehr aber auch nicht.
Ein Problem war gelöst, umgleich mit einem neuen aufzuwarten.

***

Im Reservat herrschten die Stammesgesetze. Sie waren gesetzlich autonom, sofern ihre Gesetzmäßigkeiten keine US-Bundesgesetze verletzten oder außer Kraft setzten. Ein Reservat lag außerhalb der Zuständigkeit der US-Sicherheitsbehörden.
Auch wenn Sie ihn nicht als direkte Bedrohung einstufte, blieb die Indianerin höchst aufmerksam und wachsam ihm gegenüber. Verständlicherweise, immerhin hätte es sich bei ihm um einen entflohenen Sträfling oder Wilderer handeln können, der bei der nächstbesten Gelegenheit körperliche Gewalt anwendete, um sich nach Wildwestmanier aus den Fängen der Stammesjustiz zu befreien.
Sie fuhr querfeldein, bis man eine unbefestigte, ausgefahrene Straßenspur erreichte und ihr folgte. Die Fahrt zurück in die Zivilisation dauerte 40 Minuten. Man erreichte eine verschlafene Kleinstadt, die gut als Westernkulisse funktioniert hätte. Ein kleines Nest mitten im Indianerreservat, dass sich seine indianischen Wurzeln bewahrte. Eine Mischung aus Tradition und Moderne. Angepasst an die Gegebenheiten.
Ms S. Tekakwitha parkte den Jeep vor einer Hütte, die als Polizeistation fungierte. Sie wartete bis Alexander ausgestiegen war, folgte ihm und rechnete jeden Moment mit einem Fluchtversuch. Vorsicht war besser als Nachsicht. Ihr Misstrauen überwog.
Im Inneren der Polizeistation sah es relativ rustikal aus, hatte etwas von einem Sheriff Büro aus den alten Westernfilmen, die im Fernsehen Jahr für Jahr ausgestrahlt wurden. Spartanisch, aber mit einem ganz eigenen Flair.
An den Wänden hingen aktuelle Plakate der Most-Wanted-List, die zum einen das FBI und die Stammespolizei heraus gaben. Auf keinem der Plakate war Alexander zu erkennen.
Was ihm eine Galgenfrist einräumte, andernfalls hätte ihn die Stammespolizistin schon bei ihrem Aufeinandertreffen verhaftet.
Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, schloss eine der Schubladen auf, holte ein Tablet-PC hervor, schaltete es ein, legte das Gerät vor Alexander hin, der auf dem abgewetzten Stuhl platz genommen hatte. Mit einer Tastatureingabe befreite Ms S. Tekakwitha ihren Computer aus dem Ruhezustand, loggte sich ein und wartete bis das Betriebssystem geladen war.
„Bitte legen Sie ihre Hand auf das Tablet.“ Keine Bitte, sondern eine Aufforderung.
Statt Tinte und ein Blatt Papier benutzte man heute Tablet-PC um Fingerabdrücke abzunehmen. Er zögerte keinen Moment, was ihn nur noch verdächtiger aussehen ließ, als wieso schon. Kaum lag seine Hand drauf, wurde sie abgescannt.
Mit einer Eingabe ließ sie die eingescannten Fingerabdrücke durch die Lokale und Bundesdatenbank für registrierte Verbrecher durchlaufen.
Tekakwitha ging zur Kaffeemaschine, goss sich einen ein, schaltete den Fernseher ein, schaute zu Alexander, trank einen Schluck, ging zum Faxgerät, entnahm die im Ausgabefach liegenden Faxe, überflog sie und setzte sich an ihren Schreibtisch.
Wenn man sich umsah, bekam man den Eindruck das Sie alleine arbeitete. Was bedeutete das die Indianerin die einzige Vollstreckungsbeamtin der Stammespolizei war. Andernfalls wäre mindestens eine weitere Person oder zumindest ein Schreibtisch anwesend, was hier nicht der Fall war. Also arbeitete die Frau alleine. Außerdem gab es nichts persönliches mit dem man seinen Arbeitsplatz heimisch machte.
„Es wird Sie nicht sonderlich überraschen, das aktuell keine Stammeserlaubnis für das Campen im Reservat vorliegt.“, entgegnete Sie nach einer entsprechenden Systemanfrage. „Außerdem hab ich hier eine Anfrage der US-Küstenwache.“ Eine Reaktionspause. „Wegen einem Schiffsunglück auf dem Potomac River.“ Sie hielt das entsprechende Fax in ihren Fingern. „Sie wissen nicht zufällig etwas darüber?“
Alexander saß ruhig auf dem Stuhl.
Dass die Küstenwache eine solche Anfrage raus gab, war nicht weiter verwunderlich. Möglicherweise hatte jemand, der an der Küste wohnte oder gewesen ist, etwas gehört oder gesehen. Auch bei Schiffsunglücken wurden Ermittlungen angestellt, die in der Regel die Küstenwache vollzog.
Sie ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Ihr Blick ruhte auf ihm, beobachtete seine Körpersprache die einem schon viel sagte, ohne dass die Person etwas sagte. Die Indianerin lehnte sich in ihren Stuhl zurück, schaute ihn weiter an, wartete geduldig. „Für jemanden den man für Tod hält, sehen Sie noch sehr lebendig aus, Herr Döbber.“

***

Genau in ihrem Blickfeld befand sich der Fernseher, der wiederum in seinem Rücken lag. Ein kurzer Blick über die Schulter. Eine Nachrichtensendung lief, wo von einem Schiffsunglück auf dem Potomac River berichtet wurde. Im Hintergrund sah man den Hafen der US-Küstenwache. Ein Foto wurde eingeblendet, das ihn zeigte. Darunter stand sein Name. Was die Reporterin vor Ort sagte, wusste er nicht. Der Ton vom Fernseher war ausgeschaltet.
Weiterhin entspannt wandte er sich wieder der Indianerpolizistin zu. „Sie wussten doch bereits wer ich bin.“
Keine Reaktion.
Demzufolge war die Frau keine Amateurin. Wenn Sie im Bund mit den Angreifern stand, hätte Sie ihn gleich in der Wildnis erschossen.
„Wie kommen Sie darauf?“ Ein Anflug von Neugierde schwang mit.
Als Schatzsucher kam es drauf an Dinge zusehen, die andere nicht sahen. Nichtigkeiten, die keine Bedeutung zuhaben schienen. Was ein Irrtum war. Genau diese Dinge verliehen dem Bild schärfe. Man musste die Teile zusammensetzen oder sich einen Reim darauf machen.
„Sie wussten bereits wo die Fundstelle der Ares lag.“, begann Alexander seine Ahnung darzulegen. Eine Karte an der Wand zeigte einen vergrößerten Ausschnitt der Gegend. Dazu gehörte auch der Abschnitt, wo er an Land ging und die Nacht verbrachte. Man musste also 2 und 2 zusammenzählen. „Dadurch konnten Sie ein Suchgebiet abstecken.“ Ein Kloß bildete sich. Das außer ihm keiner überlebte, blieb unausgesprochen. Wahrscheinlich hatte die Indianerin wieso nicht damit gerechnet jemanden lebend zu finden. Was zu einer anderen Schlussfolgerung führte. „Wer sind die Angreifer?“ Düsternis lag in seiner Stimme. Es war unmissverständlich, dass er eine Antwort wollte.
Schweigen setzte ein.
Tekakwitha ließ sich nichts anmerken. Im groben und ganzen hatte der Mann, der als einer der besten Schatzsucher galt, recht. Wobei die akademische Fachwelt ihn für einen Schatzräuber hielt, der mehr zerstörte als er bewahrte. Seine Erfolge hingegen sprachen für ihn. „Ist ihnen etwas aufgefallen?“ Dass er antworten wollte, war verständlich. Sie enthielt sie ihm nicht absichtlich. „Eine Tätowierung vielleicht!“
Sie wusste also wer die Leute waren.
Alexander hatte die angesprochene Tätowierung bei dem Kerl gesehen. Genau wie die Indianerin. „Ein Schwert. Der Griff hat die Form eines Ankers.“
„In der Mitte befindet sich das Allsehende Auge.“, ging Sie dazwischen. „Auf der Klinge befindet sich eine lateinische Gravur: Gladio Templariorum.“ Sein Latein war alles andere als vorzeigbar. Da konnte Alexander mehr Mandarin. „Das Schwert der Templer.“, übersetzte Tekakwitha. „Die Ankerspitzen sind mit einer Rune versehen.“ Dieses Detail war ihm entgangen. Viel Zeit hatte er auch nicht gehabt, sich die Tätowierung anzuschauen. Sie schob ein Blatt Papier über die Tischplatte. Alexander nahm es. „Eine flammende 7.“, schloss Sie die Beschreibung des Tattoo’s ab.
Auf dem Blatt Papier befand sich eine Zeichnung der beschriebenen Tätowierung. Er legte es zurück auf ihren Schreibtisch, schaute die Indianer an. Sie war ihm immer noch eine Antwort schuldig. Obgleich sie sich aus dem bisherigen herauskristallisierte.
Tekakwitha nahm die Zeichnung wieder an sich. „Sie sind Soldaten der Templer.“, beantwortete sie seine Frage.
Einer der Befehle war die Tötung der Besatzung und Versenkung der Darwin.
Daraus ergab sich eine andere Frage.

***

Alexander hatte von den Templern gehört.
Eine der zahllosen Verschwörungstheorien.
Eine Gruppe mit Einflussnahme auf militärischer, wirtschaftlicher und politischer Ebene, bis in die höchsten Kreise der US-Regierung. Ein Geheimbund, der bis in den Unabhängigkeits- und dem anschließenden Bürgerkrieg der USA zurückreicht. Zahllose Verschwörungen wurden mit den Templern in Verbindung gebracht.
Unter anderem eine, die im Zusammenhang mit der CSS Ares stand.
„Der Rat der Templer hat sich vor Ausbruch des Bürgerkriegs 1861 in einer Abstimmung entschlossen die Konföderierten zu unterstützen.“, begann die Indianerin zu erzählen. „Als das Ende absehbar war, wurde ein Geheimbündnis zwischen der Führung der Konföderierten und der britischen Krone vermittelt, die Waffen, Munition und dergleichen zur Verfügung stellte.“ Genau dieses Geheimbündnis gehörte zu den zahllosen Verschwörungstheorien. Sie stand auch im Zusammenhang mit der CSS Ares. „Die Ares traf sich mit einem britischen Handelsschiff der Königlichen Handelsgesellschaft.“ Welche dem Königshaus Großbritanniens gehörte und als Nachfolger der British East India Company galt. „Zu der umgeladenen Fracht gehörten Münzrohlinge und Barren in Gold und Silber, die die Bezahlung für die Templer waren.“ Eben jene Münzrohlinge hatte Dolores bei einem ihrer Tauchgänge gefunden und vom Grund des Potomac River’s mitgebracht. „Ein anderer Teil der Lieferung sollte als Finanzspritze an die Konföderierten gehen.“ Mit der Waffenlieferung hätte es den Bürgerkrieg in die Länge gezogen, statt 1865 zu enden. Möglicherweise sogar eine Wende herbeigeführt. „Die CSS Ares erreichte ihr Ziel nicht.“ Was zum endgültigen Zusammenbruch der Konföderierten führte und das Ende des Bürgerkriegs besiedelte, wie es die Geschichte lehrte.
Tekakwitha nahm einen Schluck Kaffee. „Sie wissen von dem Brief.“ Was keine Frage war.
Der Stamm der Potomac-Indianer hatte den genannten Brief an das Smithsonian übergeben. Wie sich später herausstellte, gehörte der Verfasser zur Besatzung der verschollenen CSS Ares. Durch den Brief wurde das Ares-Projekt seitens des Smithsonian’s ins Leben gerufen, die sich dann an die Harris Sea and Underwater Company wendete, um das konföderierte Kanonenboot aufzuspüren. Womit sie auch Erfolg hatten. Was zur Ermordung von 17 Besatzungsmitgliedern und der Versenkung der HMS Darwin führte.
Alexander nickte nur.
„Der Mann, der ihn schrieb, verfasste einen Zweiten.“, offenbarte Sie ihm. Ein kurzer Ausdruck der Überraschung erschien auf seinem Gesicht. „Er war an Generalleutnant Ulysses S. Grant gerichtet.“ Dem damaligen Oberbefehlshaber der United States Army und 18er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. „Der Verfasser war ein Spion der Union.“ Spionage ging bis in die Antike zurück. Und darüber hinaus.
Alexander wurde hellhörig.
„Eine Indianerin fand ihn am Flussufer, pflegte ihn. Kurz nach dem zweiten Brief starb er letztlich.“, erzählte Sie flüssig. „Er bat Sie den Brief zu Grant zu bringen, damit er von der Verschwörung um die Templer erfuhr.“ Eine kurze Pause. Unterschwellige Wehmut kam auf. „Im Winter wurde die Indianerin jedoch schwer krank und starb. Der Brief geriet in Vergessenheit.“ Wodurch er Ulysses Grant nie erreichte und die Templer unbehelligt blieben. „Er gehörte zu einer Reihe von Gegenständen, die die Potomac-Indianer dem Nationalmuseum der Indianer zur Verfügung stellten. Der Brief landete schließlich im Fundus des Archiv’s vom Kulturform für indianische Geschichte.“
„Ich nehme mal, er ist jetzt in ihrem Besitz.“, schlussfolgerte Alexander aus dem Gesagten.
Mit Sicherheit hatte man ihr von Seiten des Kulturforums den Brief nicht überlassen.
Sie zögerte einen Moment. „Ja.“

***

Doch das war noch nicht alles.
„Mitte der 70ger Jahre hat die Lydman-Gesellschaft den Auftrag bekommen entlang der Chesapeake Bay“ Die größte Flussmündung der USA. Der Potomac River endete in ihr. „und dem Potomac River Bohrungen nach Ölvorkommen durchzuführen.“ Tekakwitha schob ihm einen Kartenausschnitt zu, auf dem Rote Punkte die gemachten Bohrungen markierte. Eine grüne Linie war ebenfalls eingezeichnet. Sie führte von der Chesapeake Bay hinauf, in den Potomac River und endete am letzten roten Punkt. Bemerkenswert war, dass manche Bohrungen im damaligen und heutigen Naturschutzgebiet der Chesapeake Bay lagen. Der letzte Rote Punkt und das Ende der Grünen Linie hatten noch eine andere Gemeinsamkeit. „10 Jahre führte die Gesellschaft die Bohrungen durch. Ohne dabei auf nennenswerte Ölvorkommen zu stoßen.“, fuhr die Indianerin fort. Das Treffen zwischen ihnen wirkte wie eine Informationsveranstaltung. „9 Monate lang hielten Sie sich an Punkt 17 auf.“ Dies war der letzte Rote Punkt. „Danach wurden Bohrungen eingestellt. Die Lydman-Gesellschaft wurde später aufgelöst.“
Alexander’s Blick verdüsterte sich, als er sich den Kartenausschnitt ansah und am angesprochenen Punkt 17 haften blieb. Genau dort hatte man die Überreste der CSS Ares gefunden. Allgemeinhin konnte man es als Zufall bezeichnen. Nicht aber in ihrem Fall. Der Verlauf der grünen Linie stellte die mögliche Route vom konföderierten Kanonenboot dar, entlang dieser sich die roten Punkte verteilten.
Die Lydman-Gesellschaft hatte nicht nach Ölvorkommen gebohrt, sondern den Standort der Ares gesucht. Zu deren Fracht Tonnen von Münzrohlinge und Barren in Gold und Silber gehörten. Der Schatz der Ares, könnte man die Fracht betiteln. Eine 9-monatige Probebohrung war schon außergewöhnlich, selbst Mitte der 80er.
Er dachte nach.
Zu der Zeit blieben nicht viele Optionen um das Frachtgut vom Grund zu heben. Eine davon waren Tiefseetaucher. Deren Einsatz war riskant, aber keineswegs abwegig. Zumal die Hebung innerhalb von 9 Monaten stattfand. Viel Planungsspielraum blieb da nicht. Andererseits konnte man davon ausgehen, dass die Leute bereits einen Hebungsplan besaßen, der nur an die Gegebenheiten angepasst wurde.
„15 Monate später verkauft die Bergbaugesellschaft Hamilton Mining Industry über 18 Monate hinweg mehrere Tonnen Silber- und Goldbarren im Wert von 219 Millionen Dollar am freien Markt.“ Zu der Zeit ein stolzes Sümmchen. Heute wäre es doppelt oder dreifach soviel geworden. „Firmenangaben zur Folge stammte das Gold und Silber aus bis dato ertraggeringen Minen, die eher minderes Erz gefördert haben.“ Was nichts zu heißen hatte. Sie würden einfach behaupten auf eine Ader gestoßen zu sein, die man ausbeutete. Dagegen ließ sich schwer etwas einwenden. „Ein Jahr nach dem Verkauf schließen die Minen.“ Konnte Zufall sein. Mit den bisherigen Hintergründen kaum vorstellbar. Die Templer hatten über die Bergbaugesellschaft die eingeschmolzenen Münzrohlinge und Barren verkauft.
Was mit dem Fund der CSS Ares zum Bumerang wurde.
Gold- und Silberbarren wurden gesetzlich spezifisch untersucht und in einer Datenbank gespeichert. Ihre gefundenen Münzen wären untersucht worden, die resultierenden Daten mit der Datenbank abgeglichen. Das Vergleichsergebnis hätte ergeben, dass das damalige Gold und Silber von Hamilton Mining Industry mit den gefundenen Münzen vom Grund des Potomac River’s übereinstimmte. Was natürlich Fragen aufwarf. Spezifisch gleiches Gold und Silber konnte nicht von 2 Orten stammen.
Ein Fakt, der sich mit nichts widerlegen ließ.
Um das zu verhindern, beschlossen die Templer 17 Menschen zu töten und ein Schiff zu versenken. Zur Wahrung des Geheimnisses waren Sie zu allem bereit.

***

Die 5 Männer gingen den Küstenabschnitt vom Potomac River entlang. Sie trugen Uniformen der US-Küstenwache. Vom Stammesrat der Potomac-Indianer erhielt die Küstenwache die Erlaubnis an der Küste nach Hinweisen bezüglich des Untergangs der HMS Darwin zu suchen.
Als das Suchteam von der Erlaubnis informiert wurde, wechselten Sie ihre eigentlichen Kampfanzüge gegen jene der Küstenwache. Schon in der Unglücksnacht hatten die Männer die Küstenlinie mit einem Schlauchboot abgefahren, waren in der Dämmerung an Land gegangen und setzten jetzt die Suche zu Fuß fort.
Loses Frachtgut, Öl und Diesel wurden an die Küste gespült.
Bis auf den Zwischenfall an Deck der HMS Darwin schien nichts auf die Beteiligung der Templer hinzudeuten. Auch waren keine Überlebenden gemeldet worden. Die Küstenwache ging davon aus das niemand an Bord des Schiffs das Unglück überlebte.
Daher hatte es in Reihen der Templer keinen Grund gegeben zu intervenieren. Mit einer zeitnahen Bergung der Darwin rechnete man nicht, auch wenn 2 Schwesterschiffe der Harris Underwater and Sea Company zur Unglücksstelle unterwegs waren.
Für den Eventualfall waren Vorkehrungen getroffen worden.
Wie diese aussahen, wussten die Männer vom Suchteam nicht. Interessieren tat es Sie nicht.
An einem Kiesstreifen der Küste entdeckte man ungewöhnliche Spuren. Sie waren zum Teil weggewaschen, aber halt nicht ganz. Eine abgerundete Vertiefung. Etwas schien am Küstenstreifen an Land gekommen zu sein. Von der Stelle weg fand man schließlich Fußspuren.
Die abgerundete Vertiefung konnte von einem Boot stammen, wie es die Indianer für Flussfahrten mit Touristen benutzten. Die Fußspuren wiederum konnten Hinterlassenschaften eines Landgangs sein.
Um sicherzugehen, suchte man ein größeres Gebiet nahe der gefundenen Spuren ab. Weitere Funde wurden nicht gemacht. Der Teamführer leitete eine Anfrage an die Kommandoebene weiter. Minuten später erhielt er Antwort und zugleich neue Befehle.
Das Team folgte der Spur, verlor sie kurze Zeit später, fand sie aber wieder. Dabei stieß man auf ein provisorisches Nachlager, von dem die Spur tiefer ins Reservat führte. Wo die Männer ein zweites Paar Fußabdrücke und Reifenspuren fanden, dessen Profil zu einem Geländewagen passte, den die Stammespolizei im Fuhrpark hatte. Ihre verfolgte Fußspur ging in Richtung der Reifenspuren und zweiten Fußabdrücke.
Allem Anschein nach hatte es ein Zusammentreffen eines möglichen Überlebenden mit der Stammespolizei der Potomac-Indianer gegeben.
Der Teamführer machte Meldung.
Kurz nach der Meldung erhielt das Team erneut neue Befehle.
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Ende, Kapitel 03
© by Alexander Döbber
 
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