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Leben und Liebesleben von Au-Pair-Frauen beim Auslandsaufenthalt

Kurzgeschichten · Experimentelles · Erinnerungen
Wöchentlich sechsunddreißig Stunden Kinder hüten, Brei kochen, Wäsche bügeln oder den Kinderwagen durch einen Park schieben, dazwischen noch eine Sprachschule besuchen und Fremdsprachen büffeln? Und dann abends müde ins Bett fallen? Sieht so der Alltag einer jungen Frau aus, die von zu Hause in Deutschland ausgezogen war, um als AuPair das Leben, die große weite Welt und letztendlich auch sich selbst kennenzulernen?
In Frankreich – besonders in Paris und Lyon, aber auch in den USA, in London und anderen Metropolen – leben einige tausend junge deutsche Frauen für mindestens ein Jahr als AuPair und kümmern sich primär um die Kinder und den Haushalt betuchter Familien. Aber wie halten es moderne und weltoffene junge Frauen während des Auslandsaufenthaltes mit dem Sex und der Liebe?
Da AuPair-Frauen zwischen achtzehn und achtundzwanzig Jahren alt sind, kann man davon ausgehen, dass die wenigstens von ihnen als Jungfrau nach Paris kommen. Und wenn, dann haben sie ein Jahr Zeit und Gelegenheit, diesen Zustand zu ändern.
Zwar kommen einige der jungen Frauen auch aus religiös oder stark konservativ gestrickten Elternhäusern, aber die lassen ihre Kinder seltener in die Großstadtmetropolen, sondern bevorzugen brave Gastfamilien in ländlichen Gebieten der Schweiz oder Österreichs, oder sie schicken sie gleich auf behütete Privatschulen.
In der Regel sind es weltoffene, moderne, unkomplizierte und neugierige Frauen, die nach London, Paris oder New York gehen. Und die möchten nicht nur eine Fremdsprache lernen oder in der Fremde die Unabhängigkeit üben; sie sind auch nicht abgeneigt, die eine oder andere Lebens- und Liebeserfahrung zu sammeln. Zum Abenteuer Leben gehört auch das Abenteuer Liebe und Sexualität.
Dabei mündet mancher deutsch-französische Flirt sogar in einer Ehe, aber auch in Konflikten. Bemerkenswert ist die hohe Zahl französischer Männer, die sich für das deutsche Frolleinwunder begeistern. Französinnen gelten zwar als sexy, modisch und verführerisch, aber den deutschen Mädchen sagen Franzosen Sparsamkeit, Familiensinn und Organisationstalent nach; was ja für die Familiengründung ein gutes Argument zu sein scheint. Zwar besteht darüber keine genaue Statistik, aber beachtlich viele der jungen deutschen Frauen bleiben bei einem französischen Mann hängen und landen in einer deutsch-französischen Ehe. Deren Kinder werden dann zwei- und dreisprachig erzogen, wenn sie - bei einer Scheidungsrate von etwa 30 Prozent – nicht zum juristischen Spielball zwischen den extrem unterschiedlichen deutschen und französischen Familiengesetzen werden.
Aber auch ohne feste Beziehung genießen Au-Pairs die Freiheit, notfalls eben beim Sex im Hotel, seltener im eigenen Zimmer. Zwar stellt die Gastfamilie der AuPair-Frau in den meisten Fällen ein eigenes Zimmer innerhalb des Hauses zur Verfügung, aber die Wohnung ist – schon wegen der zu betreuenden Kinder – für Privatbesuche tabu.
Auch deutsche Frauen gehen – wie in Frankreich üblich – für die Liebe ins Hotel. Solche Selbstverständlichkeiten sind weder für das Hotelpersonal noch für die liebesbedürftigen Beteiligten anstößig. Wenn der Flirt am Ufer der Seine, im Bistro oder in einer Theaterpause oder der Augenaufschlag beim Stadtbummel erst einmal Früchte getragen hat, dann findet sich in Frankreich auch ein Weg ins Paradies.
Dazwischen liegen zahlreiche Varianten: Ein Au-Pair-Aufenthalt kann zu Einsamkeit und Scheitern, oder zur Emanzipation und zur Entwicklung der Persönlichkeit führen. Etwa jede zehnte junge Deutsche hat im Ausland Probleme mit Kontakten und Integration. Das können arbeitstechnische Probleme innerhalb der Gastfamilie sein, aber auch Erkenntnisse der jungen Frau, dass sie vielleicht zu früh von zu Hause weg und in die Welt gezogen ist.
Bei Problemen mit der Gastfamilie – zum Beispiel wegen Verletzung des Arbeitsvertragens – kann die Sozialarbeiterin meist erfolgreich intervenieren. Bei psychologischen Problemen wie Einsamkeit, Liebeskummer oder Heimweh hilft oft nur die Rückreise nach Deutschland. Dann helfen auch die verständnisvollsten Gasteltern nichts mehr; wenn sie denn überhaupt verständnisvoll waren und das AuPair nicht ohnehin nur als günstige Haushaltshilfe gesehen haben.
Oft sind die in Deutschland zurückgelassenen Bindungen – zum eifersüchtigen Freund oder zur ängstlichen Familie – größer als der Emanzipationswunsch der jungen AuPair-Frau. Befragt man jedoch zehn Frauen, dann sagen neun von Ihnen: Das AuPair-Jahr im Ausland hat mir etwas gebracht: Beruflich, kulturell und auch bei der Persönlichkeitsentwicklung. Das Jahr im Ausland hat mich selbstständiger UND selbstbewusster gemacht. Nur ganz wenige haben eine negative Meinung zu einem beruflichen Auslandsjahr.
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ANMERKUNG:
Dieser Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit zum Thema "Au-Pair und Auslandsaufenthalte"; es sind nur ein paar Gedankenspiele, verbunden mit Beobachtungen und Erfahrungen. Andere haben andere Erfahrungen gemacht.
Auch ist diese Betrachtung keine "Kurzgeschichte", sondern mehr ein journalistischer Bericht. Aber dieses Genre kann man leider bei Webstories nicht anklicken.
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(Foto: www.aupair-village.com)
 
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Kommentare  

Ein unterhaltsamer Bericht, für mich jedenfalls, denn mit der Situation deutscher Au-Pair-Frauen habe ich mich noch nie vertraut gemacht. So lernt man zu.

Marco Polo (22.11.2012)

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