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8 Seiten

Preis der Lust/ Kapitel 28

Romane/Serien · Erotisches
© rosmarin
28. Kapitel
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Nur langsam kam ich zu mir, realisierte, was da eben geschehen war. Wäre da nicht die rote Rose und der Zettel gewesen, hätte ich dieses Erlebnis ins Land der Träume verwiesen.
Gigan!
Ein heißes Gefühl durchströmte mich, Tränen traten mir in die Augen. Sie Sehnsucht nach ihm steigerte sich zu fast unerträglichem körperlichen Schmerz. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Seine Ruhe, seine Leidenschaft, seine Berührungen. Alles. Ich konnte und wollte nicht akzeptieren, dass er mich verlassen, die rot gefärbte Kitschfrau ihn hatte. Vielleicht hätte ich es, wenn er mir nicht dauernd über den Weg gelaufen wäre. Jeder hätte nach unserer Session wieder sein Leben leben können. Doch Gigan gab uns nicht die Chance. Er wusste, dass ich ihm nicht widerstehen konnte und nutzte es schamlos aus. Und jede neue Enttäuschung weckte immer intensivere Rachegefühle in mir. Ich wollte ihn ganz oder gar nicht, und weil das, wie es schien, nicht möglich war, wollte ich ihn mit meinen naiven Racheakten so verletzen, dass ihm nichts anderes übrigbleiben würde als den Schwanz einzuziehen und zu verschwinden.

Im Zwiespalt dieser Gedanken stand ich endlich auf von dem kalten Fliesenboden, steckte die Rose und den Zettel in meine Handtasche und wankte, noch etwas zittrig auf den Beinen, die vier Treppen hinauf, in der Hoffnung, dass mir der Magier helfen könnte.

Eine junge Frau mit mürrischem Gesicht dirigierte mich ohne ein Wort der Begrüßung durch mehrere sehr hohe kühle in geheimnisvollem Dämmer gehaltene Räume. Wir gelangten in ein Zimmer, das vollgestopft war mit alten schweren Möbeln. Orientalischen Teppiche bedeckten den Fußboden und alle Wände. Die Frau verschwand wie ein Schatten durch einen Türrahmen, der nur zum Teil mit einem Teppich, der an der rechten Seite mit einem Halter gerafft war, in ein angrenzendes Zimmer.

Unsicher schaute ich mich um.
Auf einer langen Couch saßen ängstlich geduckt zwei halbverschleierte türkische Frauen in dunkler Kleidung, die schwarzen Kopftücher tief ins Gesicht gezogen.
„Guten Tag“, flüsterte ich und setzte mich neben die Hilfesuchenden.
„Salam aleikum.“ Die Frauen musterten mich einen Augenblick neugierig, senkten dann wieder demütig ihre Köpfe.
„Gott schütze Sie auch.“
Ab und zu huschte die junge stumme Frau mit dem unzugänglichen Gesicht wie ein Geist durch das Zimmer, das erfüllt war von einem betörend orientalischem Duft. Vermutlich einem Gemisch aus Zimt, Sandelholz, Rose, der meine Sinne umnebelte, mich in einen traumhaften Zustand versetzte.
Ein Märchen aus tausend und einer Nacht. Mein Giganmärchen. Verträumt schloss ich die Augen.

„Tritt bitte ein“, hörte ich eine Stimme.
Der Magier Abu stand im Türrahmen. Angetan mit einem schwarzen Umhang, auf dem unzählige silberne Sterne glitzerten, auf dem Kopf über dunklen Locken eine Kippa.
Ich stand auf, folgte ihm in sein Arbeitszimmer.
„Nimm bitte Platz“, forderte er mich auf und wies mit der Hand, die aus dem Seitenschlitz seines Umhangs hervorschnellte, auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
Ich betrachtete aufmerksam die kleine Kristallkugel darauf. „Du musst keine Angst haben.“ Abu blickte tief meine Augen. „Die Kugel brauche ich.“
„Ich habe keine Angst“, erwiderte ich schnell, „es ist nur etwas dunkel hier.“
„Ich kann auch mehr Licht machen.“ Abu stand auf, knipste das Licht an. „Worum geht’s denn?“, fragte er sehr sanft.

Hatte er etwa vergessen, dass wir den Termin vereinbart hatten?

„Um eine Partnerrückführung“, sagte ich etwas irritiert, „das hatte ich doch schon am Telefon gesagt.“
„Aha. Hast du Fotos mit?“
„Ja. Hier.“ Ich überreichte Abu ein Passfoto von Gigan und ein normales, auf dem wir uns umarmten.
„Gut“, sagte Abu. „Ich brauche deinen Namen. Den Namen deiner Mutter und den Namen deines Vaters. Und natürlich den Namen deines Geliebten. Auch den seines Vaters und seiner Mutter.“

Was wollte Abu mit den Namen? Ich war etwas ratlos. Ich kannte weder den Namen meiner richtigen Mutter noch den Namen meines leiblichen Vaters. Ich war ein Findelkind aus dem Rosmarinbeet, ein Findelkind, das die ersten Jahre seines Lebens in einem Nonnenkloster verbracht hatte. Das sagte ich Abu allerdings nicht. Ich wollte nur soviel preisgeben wie mir nötig schien.
Also nannte ich die Namen meiner Pflegeltern.

„Ich muss wieder dunkler machen“, sagte Abu, „ich kann sonst nicht richtig arbeiten.“
Wieder am Schreibtisch legte Abu seine Hände um die milchigweiße Kristallkugel, schloss die Augen, war minutenlang ganz Konzentration, murmelte dann in seiner Muttersprache mir unverständliche Gebete und Beschwörungen.
„Es wird klappen“, sagte er nach einiger Zeit, „doch es wird schwer werden. Du musst öfter kommen. Dieser Mann, dieser Gigan, liebt dich. Er liebt dich sehr. Du bist seine große Liebe.“ Aufmerksam schaute er in die Kugel, durch die dunstige Schwärze zog, während Abu ihr die dunkelsten Geheimnisse zu entlocken versuchte. „Doch da ist eine Frau“, fuhr er endlich fort, „eine böse Frau. Sie arbeitet mit schwarzer Magie. Sie ist eine Halbhexe. Sie hat großen Einfluss auf ihn.“ Wieder machte er eine Pause, bevor er leise weitersprach: „Er ist hin- und hergerissen. Er weiß nicht, was er machen soll. Die Frau hat ihn in der Hand. Diese Frau ist schlecht. Sehr schlecht. Sie lügt. Sie hat böse Dinge über dich gesagt. Ja, es wird schwer sein. Doch ich werde es schaffen.“

Ich war beeindruckt. Woher wusste Abu von der anderen Frau? Ich hatte kein Wort darüber verlauten lassen. Auch nicht von Gigan, diesem Schwachkopf, der nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.

Neugierig schaute ich in die dunklen geheimnisvoll
glänzenden Augen des außergewöhnlichen Magiers.
„Du musst es schaffen“, sagte ich eindringlich, „wenn er mich wirklich liebt, will ich ihn zurückhaben. Ich liebe ihn. Die andere liebt ihn nicht. Da muss was ganz Schlimmes dahinterstecken. Kannst du das rausfinden?“
„Es wird schwer werden. Sie macht es mit schwarzer Magie. Ich müsste auch schwarze Magie anwenden“, wiederholte sich Abu.
„Ist mir egal. Hauptsache, er kommt zurück.“
„Leg deine Hände um die Kugel.“

Ich legte meine Hände über die alles versprechende Kristallkugel. Abu legte seine Hände kaum spürbar darüber.
Wir schwiegen andächtig. Was würde geschehen? Das Schweigen erfüllte allmählich das ganze Zimmer. Kroch aus allen Ecken. Erschreckte mich zutiefst, wurde unerträglich. Ich musste etwas sagen, bevor es mich ganz verschlingen würde gleich einem gefräßigen Ungeheuer. Da fuhr Abu mit seinen Beschwörungen fort, ab und zu Satzfetzen in Deutsch einflechtend:
„Helft ihr! Helft ihr! Sie liebt ihn. Er liebt sie. Helft ihr!“

Plötzlich ließ Abu meine Hände los, reckte seine gen Himmel, bat die unsichtbaren Geister mit lauter Stimme:
„Helft ihr! Helft ihr!“ Als er genug gefleht hatte, nahm er die Fotos, umwickelte sie gewissenhaft mit Glanzpapier.
„Gib mir deine Hände“, forderte er. Ich gab Abu meine Hände. Er legte die silbern umhüllten glänzenden Fotos hinein, faltete meine Hände wie zum Gebet. „Hab keine Angst“, sagte er, „wenn deine Hände sich öffnen werden. Und nun drück sie ganz fest zusammen.“ Ich drückte meine Handflächen fest gegeneinander, sah Abu erwartungsvoll an. „Du musst jetzt ganz fest an ihn denken“, flüsterte er, „du musst denken: Er liebt mich. Er liebt mich. Er soll nicht mehr essen. Nicht mehr trinken. Nicht schlafen. Er soll keinen anderen Gedanken haben als mich. Er soll mir nachlaufen wie ein Hund. Es soll ihm schrecklich schlecht gehen ohne mich. Er soll nur mich lieben. Nur mich. Mich allein.“
„Das sage ich mir schon seit Wochen“, zweifelte ich, „aber es klappt nicht. Außerdem hast du doch vorhin in der Kugel gesehen, dass er nur mich liebt, dass ich seine große Liebe bin.“
„Ja“, gab Abu zu, „aber er muss sich von der anderen lösen, bevor er endgültig zu dir zurückkehren kann. Und dazu brauche ich das Zutun der Geister.“
„So?“
„Ja“, Abu sah wieder tief in meine Augen, „außerdem hast du nicht meine Kräfte“, sagte er selbstgefällig mit seiner geheimnisvoll weichen Stimme, „und auch, wenn du sie hättest, könntest du nichts ausrichten. Es wirkt nicht bei einem selbst. Man kann nur anderen helfen.“ Mit leichter Hand strich er wiederholt über meine Stirn, brandmarkte sie mit dem Zeichen des Kreuzes ohne sie zu berühren.
„Helft ihr! Helft ihr!“, bat er wieder die Geister, „er soll in sie fahren. Sie liebt ihn. Er soll keine Ruhe mehr finden. Er soll nur an sie denken. Er soll nicht mehr essen, nicht trinken, nicht schlafen können. Es soll nur noch sie für ihn geben. Er soll ihr nachlaufen, wo immer sie ist. Er soll ihr nachlaufen, wie ein kleiner Hund, ein verlassener, kleiner, einsamer Hund. Helft ihr! Helft ihr!“

Mein Gott! Das macht er doch schon alles, dachte ich, während meine Augen mit Abus verwachsen zu sein und ich langsam in eine andere Welt zu versinken schien.
Wie aus weiter Ferne vernahm ich seine bittende Stimme: „Helft ihr! Helft ihr!“
Plötzlich öffneten sich meine Hände. Ich war wieder da.
„Oh?“, staunte ich, „Abu! Meine Hände öffnen sich tatsächlich! Ohne meinen Willen!“
„Mehr!“, rief Abu, „mehr! Immer mehr! Es ist noch nicht genug! Er soll in sie fahren! Er soll nur sie lieben! Mehr! Immer mehr!“
Meine Hände, über die ich die Kontrolle verloren zu haben schien, öffneten sich mehr und mehr. Da half auch kein Zusammendrücken.
„Mehr! Mehr!“, rief Abu entrückt, „mehr! Mehr! Viel mehr!“
Endlich hatten sich meine Hände ganz geöffnet. Die Fotos lagen aufgedeckt darin. Mit starren weit aufgerissenen Augen blickte Gigan mir entgegen.
„Das ist ja gruselig.“ Ich schüttelte mich entsetzt, „Abu. Wie hast du das gemacht?“
„Mein Geheimnis.“ Abu lächelte zufrieden, dankte überschwänglich seinen Geistern mit Worten, die ich nicht verstand. „Wie sieht die Frau aus?“, fragte er wie beiläufig, während er seine Hände wieder auf die Kristallkugel legte, durch die jetzt eine dunstige Weiße zog.

Das gab es doch nicht. Ich war wieder ganz in der Realität. Mit mir doch nicht! Humbug! Das Ganze. Der verscheißert mich! Gila hatte Recht. Alles Unsinn.

„Das musst du doch wissen“, sagte ich schroff, „siehst du sie nicht? In deiner Kugel?“
„Noch nicht.“ Abu starrte angestrengt in die Kristallkugel.
„Jetzt sehe ich sie“, behauptete er, „undeutlich. Aber da ist sie. Sagte ich doch. Er liebt sie nicht. Sonst würde ich sie klarer sehen.“
„Sie hat rote struppige gefärbte Haare“, sagte ich böse und schaute auch in die Kugel. „Ich kann nichts erkennen.“
„Brauchst du auch nicht. Ist sie groß?“
„Ein bisschen größer als ich.“
„Und hübsch?“
„Nein. Wie kommst du denn darauf? Sie ist hässlich. Stinkhässlich.“
„Sie ist ein bisschen hübsch“, besänftigte mich Abu, „aber ich werde sie hässlich machen.“
„Tu das“, sagte ich wütend, „wenn das überhaupt noch möglich ist. Wie willst du sie denn trennen? Wie soll das gehen?“
„Ein Streit. Noch ein Streit.“ Abu lächelte geheimnisvoll. „Er wird sie nicht mehr wollen. Er wird dich wieder wollen. Ihr passt besser zusammen. Er hat immer nur dich gewollt. Nicht sie. Doch er kommt nicht los. Sie hat ihn verhext. Sie arbeitet mit schwarzer Magie. Wir müssen es auch. Ich brauche noch ein Foto von dir. Eines, auf dem ich dein Gesicht richtig von vorn sehen kann. Ich muss sein Gesicht auf deines legen.“
Das fehlte mir noch, dachte ich und sagte: „Sollst du haben.“
Abu kramte in einem Fach unter dem Tisch, reichte mir einen kleinen Stapel Zettel, die mit seltsamen Schnörkeln verziert waren, vermutlich arabischen Schriftzeichen. Jedenfalls dufteten sie betörend süßlichherbarabisch.
„Davon musst du jeden Tag einen auf einem sauberen Teller verbrennen“, sagte Abu beschwörend, „und dann die Asche zum Fenster hinausstreuen.“
„Mach ich.“
„Es kostet alles zusammen vierhundert Mark. Ist nicht viel. Und es wird klappen.“
Ich gab Abu zwanzig Mark.
„Mehr habe ich nicht“, log ich, „den Rest bekommst du das nächste Mal. Wann soll ich wiederkommen?“
„Am Montag um die gleiche Zeit. Und vergiss das Foto nicht.“

*

Seltsam benommen verabschiedete ich mich von Abu.
An der Tür drehte ich mich noch einmal um. Abu saß unbeweglich in sich versunken auf seinem Stuhl, die Hände um die Kristallkugel geschlungen, und murmelte seine Zaubersprüche.
Bestimmt hatte er mich schon vergessen.
Ich taumelte durch das düstere Zimmer. Die halbverschleierten türkischen Frauen mit ihren schwarzen, tief in die Stirn gezogenen Kopftüchern, saßen noch immer geduldig wartend auf der schwarzen Couch, Abus weisen Rat erhoffend.

Ich schwebte wie in einem Traum die vier Treppen des alten Mietshauses nach unten auf die Straße. Es war stockdunkel, nur die Straßenlaternen verbreiteten ab und zu diffuses Licht.
Hatte Abu mich verzaubert? Hypnotisiert? Wieso öffneten sich wie von Geisterhand gelenkt meine Hände? Gegen meinen Willen? Sollte ich tatsächlich an schwarze Magie glauben? Und dass Frau Nesselhof damit arbeitete? Eine Halbhexe sei?
Weg mit diesen blöden Fragen.
Wichtig war, dass Abu die Kitschfrau von Gigan wegzaubern wollte.
Beruhigt stieg ich aus der Bahn und traute meinen Augen nicht.
Das konnte nicht sein!
Bestimmt narrte mich meine überreizte Fantasie. Ein Trugbild meiner Sinne!
Genau mir gegenüber, nur drei Schritt entfernt, stand Gigan, starrte mich an mit seinen blauen Eisaugen.
Ohne zu überlegen eilte ich auf ihn zu, fiel in seine Arme.
„Komm“, flüsterte er, „komm, meine geliebte wilde Blume. Komm.“


*

Am nächsten Tag lag ein Brief vom Polizeipräsidenten im Briefkasten.
„Ha“, triumphierte ich, „haben die mich also doch angezeigt. Sehr spannend.“
Sofort rief ich auf dem Polizeipräsidium an und beschwerte mich über die ungerechtfertigte Anzeige.
„Ich bin es nicht gewesen“, sagte ich aufgebracht. „Man verleumdet mich hier böswillig.“
„Dann legen Sie doch bitte Widerspruch ein“, riet die Sachbearbeiterin freundlich.

*

Zappi kam früher als erwartet nach Hause. So konnte ich ihn noch mit meinem Widerspruch überraschen.
„Willst du lesen, was ich geschrieben habe?“, fragte ich und hielt ihm das Schreiben vors Gesicht.
„Ja. Bitte. Gib schon her.“
„Du musst aber laut lesen, damit ich die Worte fühlen kann.“

Zappi las laut:
Es befremdet mich sehr, dass eine am 27.07. angeblich begangene Tat erst am 13.09. angezeigt wird. Diese Anschuldigung des Zerschneidens der PKW-Reifen weise ich entschieden zurück. Ich bin doch kein Straßenrowdy, der ständig mit einem Messer oder dergleichen gefährlichen Werkzeuge durch die Straßen rennt. Da ich Tagebuch führe,
weiß ich, dass ich zur etwa angegebenen Tatzeit auf dem Wege zum Kaufhof, ich wollte mir im Sommerschlussverkauf einen Schirm kaufen, vor der Telefonzelle am Alexanderplatz einen Bekannten traf. Ich begleitete ihn bis zu seiner Arbeitsstelle, vor der wir uns verabschiedeten. Danach lief ich zum Kaufhof und kaufte mir den Schirm. Einen Parkplatz habe ich nicht betreten. Über diese Beschuldigung bin ich sehr empört. Ich verwahre mich gegen diese Böswilligkeiten und beantrage die Aufnahme von Beweisen.

„Stimmt das, was du da geschrieben hast?“ Zappi schaute mich ungläubig an. „Na?“, wurde er ungeduldig, als ich nicht gleich antwortete.
„Es stimmt“, sagte Marie zwei schnell.
„Natürlich“, erwiderte ich, „zweifelst du etwa an der Richtigkeit meiner Worte?“
„Das nicht. Aber...“
„Es gibt kein aber. Es ist, wie ich sage und geschrieben habe.“
„Dann wird der Polizeipräsident es auch so akzeptieren“, sagte Zappi. „Übrigens muss ich noch mal ins Krankenhaus.“
„Ist sie immer noch nicht operiert?“
„Nein. Sie haben es wieder verschoben. Sie musste erst stabilisiert werden. Morgen früh ist es dann soweit.“
„Hat sie den Rollan angezogen?“
„Noch nicht.“
„Sag ich doch. Sie wird ihn nicht brauchen. Was willst du übrigens heute noch bei ihr?“
„Ich soll ihr zwei Flaschen Bier bringen. Sie hat so einen Appetit.“
„Ein frommer Wunsch. So kurz vor der Operation“, kicherte ich.

Zappi kam mir sehr seltsam vor. Hatte mir nicht richtig zugehört, war irgendwie zerstreut.

Ich nahm den Widerspruch, steckte ihn in ein Kuvert, klebte es mit meiner Spucke zu, ging nach unten über die Straße zu den Briefkästen auf der anderen Straßenseite.
Plötzlich kam mir ein absurder Gedanke. Ein fieser Verdacht. Fast schämte ich mich, ihn überhaupt zu denken. Doch ich dachte ihn. Er war in meinem Kopf. Und ganz real.
Hatte etwa Zappi etwas mit den Anrufen zu tun? Konnte er seine Stimme so verstellen? Mir das antun? Unmöglich, wies ich mich zurecht.
Doch je länger ich über diese Möglichkeit nachdachte, desto wahrscheinlicher kam sie mir vor. Mir fiel ein, dass Zappi nie anwesend war, wenn die stummen oder verbalen Gruselanrufe kamen. Und er war nie da gewesen, als die Anschläge auf mich erfolgten.
Nein. Es durfte nicht sein. Nicht Zappi. Und doch wurde der Gedanke übermächtig.

*

Mit unwiderstehlicher Gewalt zog es mich in Gigans Nähe. Ich rannte nach oben, zog mir einen Mantel über, verließ das Haus.
Auf dem Parkplatz zwischen den Büschen stand unser roter Suzuki.
Ich setzte mich auf die Bank auf dem Kinderspielplatz und wartete geduldig auf Gigan, während die Bilder der gestrigen Kellernacht spukhaft an mir vorüberzogen.

***

Fortsetzung folgt
 
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Kommentare  

na, wer weiß? ich kann ja den verdacht auf ihn lenken, provozieren, was du denkst, und ihn trotzdem den täter sein lassen.
gruß von


rosmarin (03.02.2013)

Oh jeh, die Arme und was ist mit Zappi? Auf ihn habe ich eigentlich getippt, aber da du ihn so brühwarm als Täter anbietest kann er es wohl nicht sein? Sehr spannend alles wieder.

Else08 (02.02.2013)

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