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TRAUERVERARBEITUNG ...

Trauriges · Kurzgeschichten
funktioniert manchmal.
Vielleicht weil ich jetzt viel mehr Vögel im Garten sehe. Und das Eichhörnchen war auch lieb anzuschauen, als es auf dem Garagendach vor mir herumpreschte, aber es ist ja auch nur ein Eierdieb.
Katzen sind mörderisch veranlagt. Als Einzelgänger können sie nicht auf eine "Gang" zugreifen, wie es bei den Hundeartigen Sitte ist. Meine Güte, wie habe ich die Katzen verflucht, als sie diverse Vögel killten, nur so aus Spaß. Nein, es war zwar Spaß für die Katzen, aber es war auch ihre Bestimmung.
Und jetzt? Ich weiß nur, dass ich zu keinem Eichhörnchen und auch keinem Vogel (obwohl ich beide Arten beschützen will) jemals so eine emotinale Verbindung hatte wie die zu einer Katze. Speziell zu Tigger, ein wahrhaft intelligentes Wesen und zudem auch unglaublich hübsch anzusehen.

Warum ich so weinen muss ...

Wegen Tigger? Ja natürlich. Ich hab den geliebt. Und es geschah so schnell mit ihm. Er fraß seit Wochen nichts mehr, schlief nur noch draußen. Und was war: Der Tierarzt wusste es nicht, wollte den Kater noch in die von ihm bevorzugte Klinik überweisen. Aber ich blieb hart, verlangte eine Röntgenaufnahme. Und da kam alles zutage: Ein riesiger Tumor, der dem Kater den Magen und den Darm abschnürte.
Also eingeschläfert. Ich komme immer noch nicht damit klar, weil es so plötzlich geschah. Ich hatte noch mit mindestens drei Jahren gerechnet, die Tigger bei mir verbringen könnte. Scheiße, muss wieder weinen.

Aber ich hatte noch andere Katzen. Und von zwei Bestimmten träume ich des Öfteren, von Pascha und Kiddie. Beide mussten 1989 eingeschläfert werden. Nierenversagen.
Kiddie, Paschas Bruder war ein großer liebenswerter Dummkopf. Aber der intelligente Pascha liebte mich, das weiß ich. Immer wenn er mich anschaute, sahen seine Augen herzförmig aus. Ich weiß noch, wie er tagelang auf meiner Schulter saß, als er zurückgekehrt war nach einem unheilvollen Tripp in die Gegend. 14 Tage blieb er verschollen und ich suchte nach ihm, auch mit Zeitungsanzeigen. Die brachten nicht viel außer: "Ich hab deinen Kater totgeschlagen!" Und noch Angebote, diverse Kätzchen aufzunehmen, weil ich jetzt ja Platz hätte.
Es ist überhaupt ein Wunder, dass mir noch nie eine Katze abhanden kam. Alle kehrten zurück.
Wenn ich mir vorstelle, wie Eltern leiden, wenn ein Kind ... Nein, ich will es mir nicht vorstellen, es ist zu grauenhaft.
Warum also träume ich immer noch von Pascha - mit Bruder Kiddie im Hintergrund? Beide wurden 17 Jahre alt.
Ich träume, dass ich die beiden in einer Wohnung zurücklasse. Immer finde ich mich in dieser Wohnung wieder, und immer sind die beiden Kater da. Und immer habe ich ein schlechtes Gewissen, weil sie immer noch da sind nach dieser langen Zeit. Sie sind doch schon sieben Jahre vor meinem Auszug aus dieser Wohnung gestorben. Manchmal finde ich sie auch verwildert, in der Gegend herumstreunend und kann sie nicht einfangen.
Vielleicht deswegen: Kurz vor ihrem Tod kam Neukater Pebbles dazu, der hat den beiden alten Jungs das Restleben schwergemacht.
Vielleicht war ich geblendet von dem jungen Katerstar, vielleicht habe ich Pascha vernachlässigt, obwohl gerade er viel Liebe benötigt hätte. Ich weiß es nicht mehr. Aber mein Unterbewusstsein teilt es mir wohl mit.
Pascha, ich hab dich auch lieb gehabt, unheimlich lieb gehabt. Auch dich, du großer dummer lieber Kiddie! Ihr wart und seid immer noch unheimlich Gute.
Und du mein lieber Pascha, du musst dich nicht sorgen und du musst auch nicht mehr von mir träumen.

Seltsamer Traum:

Paris. Ein Arbeitskollege war dort mit seiner Freundin. Seltsam, mein Arbeitsleben ist schon seit neun Jahren vorbei. Egal, wir saßen in einem Café an der Seine. Die Seine war ein breiter Fluss mit vielen Wellen. So groß ist die, dachte ich. Und sie war fast leer, die Seine, nur am Rande sah man ein Segelboot. Irgendwann brachen wir auf und gingen auf Ufersteinen direkt an der Seine entlang. Wellen schwappten über die Steine, aber ich hatte keine Angst.
Wir kamen an einer verborgenen Ecke vorbei, dort saß Tigger und wartete auf mich. Ich wollte dort bleiben, aber mein Exarbeitskollege sagte: Der wird schon auf dich warten. Also ging ich mit, um irgendwelche Sachen zu kaufen in irgendeinem Kaufhaus.
Dann war der Traum vorbei.
Kann man die Trauer durchs Kaufen betäuben? Ich hab es versucht. Nein, kann man definitiv nicht. Besser das Geld ans Tierheim spenden.
Ach Mist, es klappt nicht mit der Trauerverarbeitung. Tränen ...
 
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Kommentare  

Liebe Rosmarin,
die Zeit heilt alle Wunden, so sagt man. Ich hoffe es auch. Es ist furchtbar, wenn etwas Einmaliges stirbt - und vorher so leiden musste. Aber dies ist eine neue Zeit, da bleibt kein Platz mehr für tierische Begleiter, sei es Hund, sei es Katz. Wir werden sie nicht mehr richtig ernähren können. Und deswegen wird Tigger mein letzter Begleiter sein.
Einen lieben Gruß an dich, Rosmarin!


Ingrid Alias I (31.01.2020)

Nein liebe Ingrid, es klappt nicht. Ich habe es
auch mit Kaufrausch, fast schon Sucht, unnützer
Dinge versucht. Es funktioniert nicht. Man muss
durch, durch das düstere Tal. Vielleicht hilft ja
die Zeit. Lange Zeit.
Gruß von


rosmarin (30.01.2020)

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