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Imhotep, der Junge aus Heliopolis - Kapitel 2

Romane/Serien · Spannendes
Kapitel 2 – Die Lotusblume


Memphis, 1321 v. Chr. Hauptstadt des altägyptischen Neuen Reiches

Lange bevor Ägypten von König Menes vereint wurde und somit das Pharaonenreich entstand, sogar seitdem die ersten Nomadenstämme das Land besiedelten, war das Nilufer bereits ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt gewesen. Dort verbrachten die Leute ihre Freizeit, denn es herrschte weder Eile noch musste jemand befürchten, bestohlen zu werden, so wie es auf dem betriebsamen Marktplatz in der Stadt tagtäglich üblich war. Außerdem erfuhr man am Flussufer immer die aktuellsten Neuigkeiten aus dem Land, wenn ein Segelboot vorbeizog und die Mannschaft ihre Botschaften lautstark über den Nil verkündeten oder ein Pilger vorbeikam. Unten am Fluss traf man nur die einfachen Leute aus der Nachbarschaft an und wenn einmal ein Fremder erschien, wurde dieser freundlich begrüßt und sofort zu einer Mahlzeit eingeladen.
Bereits im Morgengrauen versammelten sich die Fischer am Nilufer, die ihre Papyrusboote zu Wasser ließen und weit hinaus ruderten, damit sie die Handelsleute auf den Märkten frühzeitig mit frischer Ware beliefern konnten. Noch bevor die glühende Mittagssonne ihren Zenit erreichte, kamen dann die Frauen und Kinder aus allen Stadtvierteln herbei und trugen Wäschekörbe auf ihren Rücken und Köpfen. Die Mädchen mussten ihren Müttern beim Waschen der Gewänder stets behilflich sein und die jungen Knaben, die noch von jeder Pflicht befreit waren, plantschten entweder unbeschwert im Fluss oder fischten das Mittagsessen für die Familie. Und wenn wiedermal eine Militärkolonne auf dem Nil patrouillierte, rannten die Kinder den Kriegsbooten am Uferrand johlend hinterher und winkten allen Soldaten freudig zu. Manchmal plagten allen Kindern aber die Langeweile, dann gesellten sie sich einfach zu ihren Großvätern, die im Schatten der Dattelpalmen hockten. Diese alten Männer hatten sogar noch unter der Herrschaft des seit etlichen Jahren verstorbenen Pharao Amenophis III gedient. Die Kinder lauschten gespannt, wenn die Großväter hingebungsvoll erzählten, wie sie damals gemeinsam mit dem Pharao in Nubien einmarschiert waren und die Kuschiten unterworfen hatten. Das war lange, lange her und nun hatte der Enkelsohn des Amenophis die Herrschaft über die beiden Länder Unter- und Oberägypten erlangt: Pharao Tutanchamun.

Die siebzehnjährigen Fischerjungen, Rechmire und Petu, standen bis zum Bauchnabel im Wasser und flickten ihre Netze. Ein beachtlicher Fang war ihnen abhandengekommen, trotzdem waren sie fröhlich gesinnt und trieben lautstark ihre Späße miteinander. Schließlich nicht grundlos, denn am Nilufer hockten zahlreiche heiratsfähige Mädchen, die Gewänder wuschen und sich heimlich über die Schäkereien der kessen Fischerburschen amüsierten. Jedoch galt Petu als ein stadtbekannter Frauenheld, der für eine Vermählung nicht viel übrig hatte, es dafür umso mehr verstand, bei Feierlichkeiten, wie beispielsweise während dem jährlichen Opet-Fest, Frauen zu verführen und sie zu später Nachtstunde irgendwo in einer Schafsscheune zu beglücken.
Petu interessierte sich demnach nur für ein Techtelmechtel. Er bevorzugte für solche pikanten Rendezvous stets die reifen und verheirateten Frauen. Diese waren immerhin unkompliziert und zierten sich nicht so wie es eine Gleichaltrige tat und bei einer reiferen Dame musste er auch nicht lange Drumherum reden, bis sie begriff, wovon er immer träumte. Außerdem lief eine verheiratete Frau einem nicht ständig hinterher und verlangte keinerlei Rechenschaft, wo und in welchen Betten man sich die letzten Nächte rumgetrieben hatte. Trotzdem brach auch Petu schon so manches Frauenherz und riskierte mit seiner gewissenlosen Lebensphilosophie überdies, eines Tages von einem betrogenen Ehemann in flagranti erwischt zu werden, der ihm daraufhin zweifelsohne die Kehle durchschneiden würde. Mord wurde aber schon immer mit dem Tode bestraft, daher war es klüger, einen Ehebruch einfach bei der lokalen Miliz anzuzeigen. Über das Schicksal seiner Gattin durfte der Geschmähte selbst entscheiden. Gewöhnlich wurden beiden Ehebrechern die Nasen abgeschnitten. Aber Frauen wurden im Ägyptischen Reich keineswegs benachteiligt, so wie es damals meist in anderen Ländern üblich war. Im Gegenteil. Frauen waren in Kemet absolut gleichberechtigt und man schätzte gar ihre Meinung.
In der 12. Dynastie wurde Königin Nofrusobek sogar zum ersten weiblichen Pharao gekrönt und etwa 160 Jahre vor Tutanchamun hatte Königin Hatschepsut ebenfalls als ein Pharao über Ägypten regiert.
Petu respektierte und achtete die Götter und brachte, wie jeder anständige Ägypter, regelmäßig Opfergaben in einem Tempel. Hauptsächlich für die Totengöttin Hathor, die Göttin der Liebe und der Schönheit, um sein schlechtes Gewissen, das ihn insgeheim plagte, zu stillen. Sein schlechtes Gewissen rumorte aber nicht der gebrochenen Frauenherzen wegen, sondern weil Petu befürchtete, er würde vor allen Göttern den Eindruck erwecken, er sei über die Liebe erhaben, womit er die Göttin Hathor sicherlich erzürnen würde. Und um Hathor zu besänftigen, damit sie ihm verzeihen möge, wenn sein Ka (Seele) das Totenreich bestritt und der Totengott Osiris ihm gegenüberstände, investierte Petu immerzu einen beachtlichen Anteil seines Fischerlohnes in Opferbeigaben für die Göttin Hathor, weshalb der Junge bislang ein Habenichts geblieben war. Der Gott Amun aber war seit einigen hundert Jahren der Reichsgott von Kemet, nach dessen Gesetzen, welche in den jahrtausendalten Schriftrollen geschrieben standen, sich das Leben der Ägypter richtete.
Rechmire dagegen war ein sehr schüchterner, netter sowie bescheidener Bursche und verehrte, wie die meisten aus dem Volk, den Gott Amun. Rechmire war ein außergewöhnlich mutiger Kerl, dessen Herz stets Recht von Unrecht unterscheiden konnte. Er setzte sich auch jederzeit für die Gerechtigkeit ein und suchte stattdessen die Liebe seines Lebens. Schon seit seiner Kindheit war er in die hübsche Nefertiri vernarrt, obwohl man sie damals eine hässliche Nilente genannt hatte, sie auch deswegen oft gehänselt und geschlagen worden war. Aber Rechmire hatte das hässliche Entlein stets verteidigt, weil er sich schon in seinen Kindertagen zu ihr hingezogen fühlte und ahnte, dass sie eines Tages zu einer Lotusblume erblühen würde.

Nefertiri war ebenfalls am Nilufer. Sie schien für die Albernheiten der Fischerburschen aber nichts übrig zu haben, ignorierte Rechmire wie so oft und konzentrierte sich vielmehr darauf, die Wäsche genauso zu reinigen, wie es ihre strenge Mutter abverlangte.
„Schau nur, Petu. Nefi ist auch da“, stieß ihn Rechmire an und deutete mit einer Kopfbewegung in ihre Richtung. Sein Herz tanzte euphorisch in seinem Brustkorb, wie immer, wenn er sie ansah.
„Sag, mein Freund, welchen klugen Rat vermagst du mir zu geben?“, fragte Rechmire entschlossen, wobei er das Gelächter seines Kumpels riskierte. „Was, bei Amun, muss ich anstellen, dass Nefertiri mein Weib wird? Früher, als wir noch Kinder waren, mochte sie mich noch. Aber seitdem letztens mein Phallus ausversehen in ihrer Gegenwart meinen Schurz ausbeulte und sie es sah, seitdem beachtet sie mich nicht mehr. Dabei dachte ich, das hätte sie beeindruckt.“ Er zuckte mit der Schullter. „Ich weiß selbst nicht, weshalb sie nicht entzückt war. Was ist schon gegen einen fruchtbaren Phallus einzuwenden? Sie hätte es doch als ein Kompliment auffassen müssen.“ Rechmire seufzte. „Sag mir, geehrter Freund, du hast doch jetzt schon so oft … Du-du müsstest doch wissen wie man … Na du weißt schon, wie man das Herz einer Frau gewinnt“, stammelte er und strich sich nervös durch sein pechschwarzes Haar. Petu lachte und schüttelte dabei sachte seinen Kopf.
„Rechmire, Rechmire … Du, mein geliebter Freund, vergiss es. Lass dir von mir gesagt sein, dass Nefertiri nicht solch ein Weib ist wie diese, die ich betöre. Nefi wird sich niemals auf ein Abenteuer in einem Heuhaufen einlassen. Sie wirst du nur mit dem Segen von Hathor bekommen, dann, wenn deine Liebe zu ihr aufrichtig ist.“ Petu wackelte abermals mit dem Kopf. „Deshalb habe ich mich nie bemüht, Nefi zu erobern, obwohl auch zwischen ihren Schenkeln die Wollust glüht und verlangt, gestillt zu werden. Gewiss sogar. Ich kenne mich doch aus. Aber wehe dem, du küsst solch ein Weib, dann will es sofort geheiratet werden“, warnte Petu mit erhobenem Zeigefinger.
Ein unverschämt breites Grinsen erfüllte sein Gesicht, woraufhin ihm Rechmire wutschäumend entgegenblickte und seine flache Hand auf das Wasser schlug, sodass es mitten in sein Gesicht spritzte.
„Wage es bloß nicht, oder, oder ich schwöre bei Amun … Ich vergesse, dass du mir wie ein Bruder bist!“, drohte Rechmire mit geballter Faust.
Petu schüttelte sich mit gekniffenen Augen das Nass aus seinem schwarz gelockten Haar und lachte herzhaft. Petu neckte ihn absichtlich, weil er es einfach genoss, seinen sonst so besonnenen Freund aus der Reserve zu locken, bis er sich empörte. Er wusste Bescheid, wie hoffnungslos er in Nefertiri verliebt war. Leider schien aber auch Nefertiri ebenso schüchtern zu sein und so beschloss er, seinem Freund die Weichen zu stellen.
Petu hatte eine Idee, stampfte zum Schilf hinüber, verjagte die Libellen, knickte die Schilfrohre beiseite und griff mit beiden Händen nach einer Lotosblume. Sein Plan war: Rechmire sollte die Seerose auf das Wasser legen und sie mit seinen Händen zu ihr treiben lassen. Er prophezeite ihm, dass Nefertiri aufblicken und in sein Antlitz schauen würde, wenn die Lotusblume ihr entgegen schwimme. „Und wenn sie dich daraufhin freundlich anlächelt“, versicherte er, „hat Hathor deine Gebete erhört und Nefertiri dir deinen strammen Prügel von damals verziehen.“
Rechmire blickte ihn skeptisch an.
„In der Tat? So einfach geht das?“
Petu nickte. „Aber gewiss mein Freund, vertraue mir. Ich kenne mich doch mit Frauen aus.“

Die Lotusblume schwappte auf kleinen Wellen dem Mädchen entgegen. Ihre braunen Augen schauten verwundert auf, als die Seerose zu ihr trieb. Sachte hob sie ihren Kopf und schaute auf Rechmire, der sie freundlich anlächelte und ihr dabei unsicher aus dem Handgelenk zuwinkte. Sie strich sich eine Haarsträhne aus ihrem anmutigen Gesicht, aber noch bevor Nefertiri die Lotusblume zu fassen bekam, trieb sie mit der Nilströmung davon. Die anderen Mädchen kicherten und tuschelten miteinander und auch Nefertiri hielt sich schmunzelnd die Hand vor dem Mund und sah belustigt zu, wie die Seerose auf kleinen Wellen davondriftete.
Plötzlich stand Nefertiris Mutter hinter ihnen, blickte verärgert in die Runde und unterband im Namen aller Mütter das Turteln mit diesen Halunken, indem sie energisch in die Hände klatschte. Dann trat die beleibte Frau empört vor das Nilufer, schimpfte mit den Fischerburschen und drohte ihren Eltern zu erzählen, dass sie jungen Dingern den Hof machen würden, anstatt zu arbeiten.
Rechmire und Petu gehorchten und zerrten das Fischernetz zerknirscht an Land. Ihre Eltern wären tatsächlich nicht sonderlich erfreut darüber, wenn sie erführen, dass ihre Söhne herumschäkerten, anstatt zu fischen. Noch einmal schaute Rechmire sehnsüchtig zur Mädchengruppe hinüber. Nefertiris und seine Blicke kreuzten sich kurz. Sie lächelte scheu, wandte ihren Blick aber sofort von ihm ab und knetete die Kleidungstücke weiter unter dem Flusswasser.
„Petu, du musst mir unbedingt dabei behilflich sein, Nefi davon zu überzeugen, dass sie mein Weib werden soll. Ansonsten wird der Große Pharao sie vielleicht noch eines Tages entdecken und beim Anblick ihrer Schönheit dermaßen entzückt sein, dass er sie sogleich in seinem Harem aufnimmt. Falls das geschieht, werde ich sie niemals mehr wiedersehen.“
Während die Jungs das Fischernetz auf weitere, reparaturbedürftige Flachsstränge überprüften, unterhielten sie sich wie so oft über ihren Pharao, der hier in der Hauptstadt Memphis seine Residenz bewohnte. Der Pharao Tutanchamun war besonders bei der jungen Generation beliebt, denn es war allgemein bekannt, dass der König noch sehr jung war, gerade einmal so alt wie Rechmire und Petu. Noch nie zuvor hatte ein jugendlicher Pharao das Reich regiert, weshalb jedes Kind begeistert auf seine Denkmäler aufblickte und ihn wie einen wahren Gott verherrlichten. Für die Kinder war Tutanchamun sogar mehr als eine Gottheit, er war für sie ein leibhaftiges Idol. Endlich regierte ein blutjunger König, ein Jugendlicher wie sie es waren, der Gesetze sprach und die Erwachsenen, selbst die weisen Tempelpriester und die mächtigen Großen des Landes, mussten sich seinem Willen beugen. Aber die Bevölkerung hatte Tutanchamun bislang nur zu Gesicht bekommen, als er gekrönt wurde. Damals war er noch ein kleines Kind gewesen, nicht älter als sieben Jahre. Der betagte Eje, der Wesir von Kemet war es stets, der vor das Volk trat und im Namen des Pharaos sprach. Rechmire und Petu gingen tagtäglich am Königspalast vorbei und hofften jedes Mal, das Angesicht des jungen Königs zu erhaschen. Aber wie immer erblickten sie nur Soldaten, die mit Speeren und Schildern bewaffnet waren und ihren Wachdienst ableisteten.
Einmal drängte sich eine Menschenmenge vor dem Palasteingang. Als sie dorthin eilten, zwängten sie sich herzklopfend durch die applaudierenden Leute, in der Hoffnung, dass Pharao Tutanchamun nun leibhaftig vor ihnen stehen würde. Jedoch wurden sie enttäuscht, denn es war nur seine Gemahlin, Königin Anchesenamun, die auf einer schleierumhüllten Sänfte getragen wurde. Trotzdem jubelten die Burschen ihrer Königin begeistert entgegen und riefen ihr lautstark zu, dass sie dem Pharao schöne Grüße ausrichten solle: Grüße von den Fischerjungen Petu und Rechmire, die den Großen Pharao Tutanchamun ewig verehren werden.

Während Petu und Rechmire angeregt über Tutanchamun diskutierten und die Schönheit seiner Gemahlin anpriesen, gesellten sich weitere Kinder dazu und horchten ihre Gespräche gespannt zu. Nicht einmal bei einem Glücksspiel oder einer wilden Rauferei zuzugucken war interessanter, als wenn zwei stadtbekannte Burschen sich über den Pharao unterhielten. Rechmire und Petu waren in Memphis als berüchtigte Jugendliche bekannt, die in der Vergangenheit schon für so manchen Schabernack in der Nachbarschaft verantwortlich gewesen waren, weshalb die Burschenschaft ehrfürchtig zu ihnen hinaufschaute. Zum Übel aller Eltern pflegten Rechmire und Petu damals den Umgang mit diesem zwielichtigen Imhotep, von dem niemand etwas wusste, weder woher er genau kam, noch wer seine Eltern waren. Man vermutete, dass dieser fremde Bursche aus der benachbarten Stadt Heliopolis stammte, weil er zwar einen frechen, trotz alledem einen gebildeten Eindruck hinterließ. Heliopolis zählte, genauso wie Memphis und Theben, zu den ältesten Städten von Ägypten und war aufgrund des bedeutenden Re-Harachte Tempels berühmt. Heliopolis war eine Stadt der Gelehrten, dort lebten viele wohlhabende sowie gescheite Leute. Man behauptete, der ungezogene Bengel Imhotep wäre eigentlich der Schuldige, weil er Rechmire und Petu zu jeder Schandtat anstiften würde und sie ihm nur nachahmten. Denn seitdem dieser Banause Imhotep verschwunden war, beklagten weniger Knaben gebrochene Nasen, pinkelte keiner mehr das Lagerfeuer der Ziegenhirten aus und die Wäsche wurde auch nicht mehr so häufig in der Nachbarschaft angezündet, die immer zum Trocknen auf Wäscheleinen hing. Der Umgang mit Rechmire, Petu und Imhotep wurde also von allen Eltern strikt untersagt und was auch immer die Eltern missbilligten, war schon damals vor Christi Geburt bei allen Kindern hoch angesagt. Aber nun waren Rechmire, Imhotep und Petu halbe Männer, und jetzt sagte man ihnen nach, sie seien skrupellose Schürzenjäger. Auch Rechmire wurde in diese Kategorie gesteckt, denn mitgehangen ist mitgefangen und Imhotep trug dafür die Verantwortung, meinten die Leute.
„Ich wette mit euch allen um einen halben Deben Kupfer, wenn es endlich Krieg gegen die verfluchten Hethiter gibt, wird Pharao Tutanchamun in seinem Streitwagen die ganze Armee vorne an der Spitze anführen und all diese Söhne Seths besiegen!“
Rechmire stieg auf einen kleinen Felsen und posierte mit einem Stock zum Angriff. Ein kleiner Junge wagte eine vorwitzige Bemerkung: „Aber vielleicht ist Pharao Tutanchamun gar nicht so mutig, wie wir alle denken. Vielleicht ist er genauso ein Feigling, wie sein Vater es war.“ Der kleine Kerl spuckte auf den Boden. „Der Ketzer, der Sohn des Osiris, zu Ra emporgestiegener Pharao Echnaton. Mein Vater sagt …“
„Schweig und hüte deine Zunge, Winzling! Sonst wird man sie dir noch eines Tages abschneiden!“ Rechmire stieg vom Felsen herunter, hielt ihm den Holzstock vor sein Gesicht und fuchtelte damit herum. „Samt deiner Nase und Ohren, du Sohn eines trächtigen Ferkels!“
Schallendes Gelächter ertönte aus allen umherstehenden Kindermündern, wobei sie schadenfroh mit dem Finger auf den verschmähten Knaben zeigten.
„Lass dir gefälligst allererst die Kindheitslocke von deinem Vater abschneiden, bevor du es wagst, den zum Gott gewordenen Pharao Echnaton und unseren Großen Pharao zu beleidigen!“, fügte Rechmire hinzu, damit der Knirps es bloß nicht wagte, das Trugbild des geschätzten Königs weiterhin in Frage zu stellen.
Schmollend, seinen Blick zum Boden gesenkt, ließ der Junge die Schmach des schadenfrohen Gelächters über sich ergehen, während Rechmire längst einen fremden Jugendlichen dabei beobachtete, der ihnen mit einem Spazierstock entgegen kam. Der Jugendliche blieb stehen und ließ seine braune Robe heruntergleiten, sodass er nur noch mit seinem Lendenschurz bekleidet dastand. Sein Kopf war kahl geschoren, wie der eines Tempelpriesters und die Sonnenstrahlen hatten seine kastanienfarbene Haut weniger strapaziert als bei allen andern Kindern. Rechmire runzelte die Stirn, blinzelte und hielt einen Moment inne.
„Imhotep! Es ist Imhotep!“, rief er freudig. Die Kinder johlten daraufhin und rannten dem berüchtigten Jugendlichen entgegen.
 
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