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4 Seiten

Warum hab ich nie Nein gesagt? Eine (Meine) Lebensgeschichte Teil1

Romane/Serien · Erinnerungen
Teil 1... Im Mai 1956 wurde ich in einem kleinen Dorf, in der Nähe von Aachen geboren. Die Freude über das Ereignis meiner Geburt, wird sich bei meinen Eltern in Grenzen gehalten haben, da sie sich nach meiner 4 Jahre älteren Schwester Marita einen Jungen gewünscht hätten. Mein Vater ein Bauarbeiter und meine Mutter die früher als Näherin in eine Fabrik gearbeitet hatte und jetzt Hausfrau war, bewohnten mit meiner Schwester und mir eine kleine zwei Zimmer Wohnung.Zu viert schliefen wir im Ehebett, die Küche war gleichzeitig Aufenthaltsraum und Spielzimmer. Schon früh bekam ich von meiner Mutter beigebracht rechtzeitig anzukündigen, wenn ich auf die Toilette mußte denn um da hinzukommen mußte man zwei Treppen runterlaufen, dann den Hof überqueren die letzte Tür bei den Kaninchenstellen war das ersehnte Ziel und wenn man Glück war gerade frei. Ich war ungefähr vier Jahre, als ich das erste mal sah was Gewalt ist. Es war an einem Sonntag Nachmittag ich weiß das so genau, weil mein Vater immer Sonntags erst Nachmittas nach Hause kam dann roch er immer so unangenehm und redete viel mehr und lauter als sonst. Ich spielte mit meiner Schwester auf dem Sofa, irgend etwas hatte mich erschreckt ich sah zu meiner Mama, die mit gesenktem Kopf am Herd stand, dicht neben ihr mein Papa der mit hochrotem Kopf aufgeregt mit den Armen durch die Luft wedelnd meine Mama anschrie. Als Mama ihren Kopf in meine Richtung drehte, stellte ich erschrocken fest das sie aus der Nase blutete und auf dem vom verzerrten Gesicht dicke Tränen liefen. Wie kann meiner Mama nur so etwas schlimmes passieren dachte ich und lief zu ihr hin um sie zu trösten. Als ich sie umarmen wollte, stieß sie mich lästig von sich. Es dauerte eine Zeitlang, bis ich begriff das mein Papa für derartige Verletzungen meiner Mama verantwortlich war. Von da an hatte ich Angst vor Papa.
Zu dieser Zeit mußte ich den Kindergarten besuchen, hier merkte ich schnell das ich ein Außenseiter war. Während die anderen Kinder spielten, zog ich es vor aus einiger Entfernung Daumenlutschend zuzuschauen, außerdem machte der Daumen im Mund eine Konversation mit anderen Kindern unmöglich, zudem war ich überaus ängstlich. Was für andere Kinder selbstverständlich war, versetzte mich in Panik, zum Beispiel: Eine Rutschbahn hinunter zu rutschen, oder auf einer Schaukel zu schaukeln. Derartige Auffälligkeiten wurden damals von den Erzieherrinnen (Nonnen) im Kindergarten leider nicht erkannt. Fast täglich flehte ich meine Mama an, mich nicht in den Kindergarten zu bringen, doch sie zwang mich weiterhin ohne sich über meine Ängste Gedanken zu machen. Kurz vor meiner Einschulung zogen wir in eine größere Wohnung die sich im gleichen Ort befand. Unser Vermieter bewohnte mit seiner Frau und seinem Stiefsohn die Wohnung neben uns. Am Tag des Einzugs fand ich die Leute noch sehr nett, die meiner Schwester und mir erlaubten sie Tante und Onkel zu nennen. Ich bemerkte schnell, das die Tante und der Onkel dem Alkohol sehr zugetan waren, und es war immer der gleiche Ablauf: Zuerst feierten sie fröhlich miteinander dann gabs plötzlich Meinungsverschiedenheiten die meistens damit endeten, das die Tante vom Onkel geschlagen wurde. Die arme Frau hatte fast regelmäßig verschiedenartige Verletzungen durch ihren Mann zu beklagen. Wenn sie bei meiner Mutter weinend über ihr Schicksal haderte tat sie mir leid, letztendlich jedoch gab sie sich immer selbst die Schuld und verstand ihren Mann der allen Grund gehabt hatte zuzuschlagen. Sein Stiefsohn Ralf ein sensibler Junge hatte es besonders schwer, ich kann mich noch gut daran erinnern, das unser Vermieter an dem damals 12 jährigem Erziehungsmaßnahmen in Form von Schlägen und Demütigungen anwandte denen der Junge hilf und schutzlos ausgesetzt war. Das einzige was Ralf glücklich machte war seine Katze, ausdauernd spielte er mit dem niedlichen Tier. Ich sah den beiden oft zu und wünschte mir insgeheim auch ein Kätzchen.
Noch heute schmerzt der Gedanke an den Tag, als das Kätzchen sterben mußte. Den Entschluss faßte unser Vermieter weil dem armen Tier im Wohnzimmer ein Malleur passiert war in Form von Durchfall. Noch heute sehe ich ihn vor mir wutentbrannt und hochrotem Kopf, in der einen Hand einen Jutesack in der anderen einen Besenstiel mit dem er unter dem Sofa stocherte wo sich das verschreckte Kätzchen versteckte. Schon bald bekam er es zu fassen, unsanft steckte er es in den Sack, und band diesen fest mit einer Kordel zu, dann stampfte er hinaus in Richtung Sickergrube wo die Fäkalien des Plumsklos landeten. Ich befürchte das schlimmste und lief weinend und flehend, er solle dem Kätzchen nichts antun hinter ihm her, es half nichts. Er hob die schwere verrostete Eisenplatte von der Sickergrube hoch schmiss den Sack in die stinkende Jauche und schob die Eisenplatte wieder über die Grube. Ich stand neben der Grube, so lange bis das klägliche miauen von dem armen Kätzchen immer schwächer wurde und schließlich ganz verstummte. Ralf hat sich von dem Tag an verändert, er prügelte sich bei jeder Gelegenheit ob in der Schule oder beim Spielen zudem wurde er wie wir von Tante erfuhren zum Bettnässer.
Ich fürchtete mich vor diesem Mann, der über alle zu richten schien, wenn er mich am Daumen lutschen sah, zog er mir diesen brutal aus dem Mund und spuckte darauf.
In der Schule hatte ich von Anfang an Schwierigkeiten ich gehörte zu den Lernschwachen in unserer Klasse, die meinem Klassenlehrer ein Dorn im Auge waren, doch statt die Ursache zu erkennen um dann zu fördern, wurden ich und meinesgleichen zu Außenseiter in der Klasse gemacht. Meine Eltern hatten immer noch so viele Probleme miteinander, weder die schlecht ausgefallenen Diktate noch die mangelhaften Zeugnisse gaben Anlass zur Sorge. Mein Lichtblick in dieser dunklen Zeit war meine Oma, sie wohnte im gleichen Ort, und so oft ich konnte ging ich sie besuchen, und an den Wochenenden schlief ich meist bei ihr. Bei Oma fand ich Wärme Verständnis und Geborgenheit. Daumenlutschend lauschte ich den Erzählungen aus ihrem Leben, wenn wir beisammen saßen. Es waren traurige Erinnerungen die Oma aus Kriegs und Nachkriegszeiten zu erzählen hatte. Besonders tragisch war, der Verlust von 5 ihrer 7 Kinder die an übliche Kinderkrankheiten gestorben waren. Mit Tränen in den Augen lächelte Oma dann dankbar zum Kreuz weil Gott ihre Kinder zu sich geholt hat und Engel aus Ihnen gemacht hat. Als mein Vater die Gelegenheit bekam, preiswert ein Grundstück zu erwerben, entschloss er sich ein Haus zu bauen. In dieser Zeit bekam ich meine Eltern kaum noch zu sehen, jede freie Minute waren sie in Eigeninitiative damit beschäftigt das Haus fertig zu stellen. Unser Vermieter nutzte die Abwesenheit meiner Eltern schamlos aus, und stellte meiner Schwester Marita nach, die sich zu einem hübschen Teenager entwickelt hatte. Des Öfteren drehte er die Sicherung aus dem Stromkasten und lauerte dann im dunklem Hinterhalt meiner Schwester auf um sie dann unsittlich anzufassen. Als sie ihn dann auch noch als Exhibionisten erleben mußte, berichtete sie meinen Eltern weinend und verstört von den Vorfällen. Doch statt etwas zu unternehmen, tröstete mein Vater meine Schwester mit dem Versprechen schon bald ins neue Haus zu ziehen. Mein Vater trank immer noch in regelmäßigen Abständen, und immer noch bangte ich wenn er betrunken nach Hause kam, seine Agressivität meiner Mutter gegenüber versetzte mich in Angst und Schrecken. Die beiden schafften es das Haus gemeinsam fertigzustellen. Und dann endlich war es soweit, wir zogen ein.
 
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