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Die Belfast Mission - Kapitel 31

Romane/Serien · Fantastisches
Kapitel 31 – Der Verrat

Der frühe Morgen versprach ein goldener Oktobertag zu werden. Die Sonne strahlte am wolkenlosen Himmel und der Morgentau haftete an den Grashalmen sowie Baumästen. Der Herbst hatte die Wälder in ein buntes Farbenmeer verwandelt. Goldgelber und roter Blätterschmuck schwebten von der alten Eiche herunter, die neben dem Hühnerstall emporragte, und wurde vom Wind über den Hof gefegt. Eloise schlenderte mit einem Bastkörbchen in das Hühnergehege. Als sie das Gittertor rasch hinter sich verschloss, wackelte der Maschenzaun und die Hühner flitzten flatternd davon.
„Habt keine Angst, meine Lieben. Heute gibt`s Kartoffelsuppe und kein Hühnerfrikassee. Diesmal brauche ich nur eure Eier, nicht eure Leiber“, grinste sie schelmisch.
Eloise seufzte während sie Brotkrümel und Maisschrot verstreute. Nun war sie tagsüber wieder ganz alleine, seitdem Anne als Schuldirektorin arbeitete, was für sie erstmal gewöhnungsbedürftig war.
Die Männer bestritten in aller Frühe, wenn es noch dunkel war, ihren Weg nach Queens Island. Und Stunden später, gegen 7 Uhr, radelten Justin und Anne mit ihren Fahrrädern zwei Dörfer entfernt in die Schule. Die ungewohnte Stille ließ sie wankelmütig werden und jetzt vermisste sie sogar Annes tollpatschige Patzer. Eloise hatte es mittlerweile eingesehen, dass Anne für den Haushalt völlig untalentiert war. Erst letztens hatte sie Anne herzhaft ausgelacht, weil sie rückwärts von einem Stuhl gestiegen und genau in den Putzeimer getreten war.
Anne hatte eben andere Qualitäten, höher gestellte Qualitäten wie sie nun einsah; schließlich gehörte eine Lehrerin hinter dem Katheder und sollte nicht den ganzen Tag mit dem Waschbrett verbringen. Eloise hielt sich die Hand über ihre Stirn, überblickte den Hof und blinzelte. Sachter Atemhauch entwich aus ihrem Mund.
„Lai-ka, wo bist du?!“, rief sie laut. „Wo sie nur wieder rumstreunt?“
Normalerweise kam der Hund sofort angeflitzt, wenn sie nach ihm rief, aber von Laika fehlte diesmal jede Spur.
Plötzlich trat Charles mit einem Herrenanzug bekleidet aus dem Haus, marschierte über den Hof und ging zielstrebig auf die Pferdescheune zu. Über seinem Arm lag ein Überzieher und seine Halbglatze war mit einem Bowler bedeckt.
„Onkel Charles, wieso bist du noch hier? Musst du heute etwa nicht arbeiten?“, fragte Eloise verwundert während sie ihm hinterher tippelte.
„Mmm … Später. Hab heute Nachtschicht“, brummelte er kurz gebunden und ohne sie zu beachten, sattelte er eines der Pferde auf.
„Ja aber … Ja aber wo willst du denn hin? Hast du überhaupt schon gefrühstückt? Und wie du ausschaust, so piekfein. Gehst du etwa aus? So früh schon? Weiß denn Anne darüber Bescheid?“
Charles atmete tief ein und genervt wieder aus.
„Das geht dich überhaupt nichts an, Rotschopf! Zieh Leine und geh mir nicht schon frühmorgens auf die Nerven!“, giftete er.
„Was du schon wieder hast. Ich habe dich nur ganz höflich etwas gefragt. Du könntest mir wenigstens beim Wasserschöpfen behilflich sein, wenn du erst heute Nacht arbeiten musst!“, erwiderte sie verärgert.

Eloise war seine Launen längst gewohnt und mittlerweile hatte sie begriffen, dass zwischen ihnen niemals eine Freundschaft zustande kommen wird. Sie hatte es akzeptiert, dass er sie offensichtlich nicht ausstehen konnte und nahm diese Erkenntnis eines Tages mit einem Schulterzucken hin: „Wer nicht will, der hat schon.“
Dennoch versuchte sie ihm weiterhin freundlich zu begegnen, was aber einfach nicht fruchten wollte. Damit zwischen ihnen überhaupt ein Dialog zustande kam, blieb ihr eben nur noch seinen Frustrationspegel, welcher besonders in ihrer Anwesenheit anstieg, schadenfreudig etwas zu erhöhen. Gegenseitige Neckereien waren ihr wesentlich angenehmer, als dass Charles sie ignorierte und ständig grußlos an ihr vorbei lief.
Sie hatte zu Ike letztens scherzhaft gesagt, dass sie ihm gerne einmal eine scheuern möchte, weil er andauernd schlechte Laune verbreiten und selten lachen würde. Doch Ike faste das gar nicht witzig auf und meinte zu ihr, sie solle sich unterstehen und es ebenfalls unterlassen, ihn in irgendeiner Weise zu provozieren. Charles sei immerhin der Herr des Hauses, der Beide noch bis zum Jahresende bei sich wohnen ließe, das sollte sie niemals vergessen. Aber Eloise fuchste sein griesgrämiges Verhalten schon seit Anfang an; nun platzte ihr endgültig der Kragen und sagte ihm die Meinung geradeaus ins Gesicht.
„Du bist ein richtiger Miesepeter, Onkel Charles. Lass dir das jetzt endlich von mir gesagt sein. Nun weißt du, was ich von dir denke!“, schimpfte sie, wobei sie ihn kurz frech angrinste.
Charles stieg auf das Pferd und blickte erbost auf sie herab.
„Leck mich doch am Arsch, du blöde Kuh. Du gehst mir schon seit unserer ersten Begegnung tierisch auf`n Sack! Wenn ihr euch Beide endlich aus meinem Haus verpisst habt, lasse ich höchstpersönlich die Champagnerkorken knallen und besauf mich das erste Mal in meinem Leben. Dann werde ich keine Kosten scheuen, alle Dorftrottel in ganz Ulster zum Spanferkelfressen einladen und jubelnd um ein Lagerfeuer tanzen“, antwortete Charles während er sie hasserfüllt anblickte.
Eloises freches Grinsen entschwand allmählich aus ihrem Sommersprossengesicht. So unmissverständlich hatte Charles seine Abneigung ihr gegenüber bisher noch nie bekundet. Seine vulgäre Ausdrucksweise war ihr völlig fremd und einen Augenblick musste sie nachdenken, was er überhaupt meinte. So dermaßen gemein hatte sie Charles noch nie erlebt.
„Und gewöhn dir endlich verflucht noch mal ab, mich ständig Onkel Charles zu nennen. Ich bin glücklicherweise nicht dein verdammter Onkel! Also, mich einfach nur Charles zu nennen ist völlig ausreichend. Kapiert das dein beklopptes Rotschopfhirn endlich?!“, fauchte er verbissen, woraufhin sogar das Pferd nervös reagierte, kurz wieherte und unruhig mit den Hufen trampelte. Eloise verschränkte ihre Arme und blickte ihm gleichgültig in die Augen.
„Na schön, wie du meinst … Onkel Charles.“

Charles schaute boshaft auf sie herab, riss dann die Zügel herum und galoppierte in einer Staubwolke davon. Eloise lief langsam über den Hof, reckte dabei ihren Hals und beobachtete, wie Charles das südliche Hoftor passierte und über das weite Ackerfeld in die Richtung des Waldes davon ritt.
Es kam zwar in letzter Zeit öfters vor, dass Charles und Ike zu unterschiedlichen Schichten eingeteilt wurden und deshalb getrennt ihren Arbeitsweg bestritten, aber seine herausgeputzte Erscheinung empfand sie äußerst sonderlich. Charles wirkte mit Sakko und Oberweste auf sie etwas befremdlich, ja, beinahe sogar witzig. Das einzige und letzte Mal als sie ihn in solch einer schnieken Aufmache gesehen hatte, war am Tage seiner Ankunft gewesen.
Wohin mag er wohl reiten, fragte sie sich und das am zeitigen Vormittag? Jedenfalls ritt er nicht den üblichen Weg zur Stadt, durch das Nord-Tor über den Feldweg. Aber sich weiterhin Gedanken über ihn zu machen, war reine Zeitverschwendung. Ihr würde er sowieso niemals die Wahrheit sagen.
„Das werde ich Ike erzählen, dass du mich beleidigt hast und am helllichten Tag irgendwo hin reitest. Ike wird dir schon den Marsch blasen und er wird mir dann berichten, wo du dich neuerdings herumtreibst“, grinste sie zuversichtlich.

Eloise seufzte. Die Wasserboiler mussten wieder gefüllt werden und diese anstrengende Arbeit musste sie nun ganz alleine bewältigen. Sie sammelte alle auffindbaren Eimer auf und stellte sie um die Wasserpumpe herum. Mit beiden Händen packte sie am Schwenkarm und drückte kräftig auf und nieder. Die Wasserpumpe quietschte, Wasser plätscherte in die Blecheimer. Immer wieder wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und streifte sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, während sie keuchte.
„Hallo Eloise“, sprach plötzlich eine bekannte jugendliche Stimme hinter ihr, als sie grade nach den gefüllten Wassereimern packte. Einen Moment hielt sie inne, lächelte und antwortete überrascht: „Das ist doch mein kleiner Bruder Paddy!“
Sogleich stürzte sie freudig in seine Arme, wobei sie augenblicklich feststellte, dass der sechzehnjährige Paddy gewachsen war. Sie drückte ihn von sich und betrachtete ihn mit freudenstrahlenden Augen.
„Mensch, das ist ja aber eine Überraschung, Paddy. Was bist du so verflixt groß geworden. Du kannst mir ja jetzt sogar auf den Kopf spucken. Sag, wo ist Albert, Mutter und Vater? Warum habt ihr denn nicht vorher Bescheid gesagt, dass ihr mich besuchen kommt? Ich hätte doch einen Kuchen gebacken.“
Eloise war von ihrer eigenen Freude überrumpelt und zerrte ihren jüngeren Bruder einfach in das Haus hinein. Sicherlich musste er durstig oder gar hungrig sein. Im Küchenbereich schwebte der Duft einer köchelnden Kartoffelsuppe mit geschnippelten Würstchen, die allemal ausreichte, um sogar unerwartete Besucher zu verköstigen.
Ihre Euphorie war nicht mehr zu bremsen. Sie bombardierte ihn ohne Punkt und Komma mit Fragen, wie es demjenigen erginge und was jener im Dorf machen würde, wobei sie gar nicht bemerkte, dass Paddy seinen Kopf hängen ließ und eigentlich nur resignierend hinterher trottete. Eloise war vom Freudentaumel regelrecht benebelt, immerhin waren beinahe zwei Jahre vergangen, als sie trotzig das Elternhaus verlassen und entschlossen hatte, ihr Leben gemeinsam mit Ike zu verbringen. Sie war im Streit gegangen, seitdem hatte sie ihre Familie nicht mehr gesehen und nun vermisste sie selbst ihre strenge Mutter. Erst nachdem Eloise ihren Bruder genauer betrachtete, bemerkte sie sein besorgtes Gesicht.
„Paddy, was ist denn mit dir? Nun sag doch endlich, wann Mutter und Vati mit Albert kommen.“

Plötzlich fiel ein Schatten eines beleibten Mannes auf den Dielenboden – Peter Gallagher trat langsam herein. Seinen Kahlkopf verbarg er, wie immer, mit einem braunen Schlapphut.
„Guten Tag, Eloise O’Brian“, sprach er mit seiner markanten heiseren Stimme, dann blickte er zu Paddy. „Hast du den verfluchten Köter, der eigentlich hätte längst verreckt sein müssen, angekettet?“
Paddy nickte verschämt.
Eloise weitete ihre Augen und brüllte hysterisch, dass Peter augenblicklich verschwinden soll, aber stattdessen traten vier weitere ungebetene Gäste herein. Komplizen von Babyface. Drei von ihnen waren junge Burschen, nicht viel älter als Paddy, der andere ein unrasierter Mann, der sogar deutlich älter war als Peter Gallagher.
Von ihrem Geschrei völlig unbeeindruckt, schlich die Gallagher-Bande langsam umher und begutachteten seelenruhig die Küchenstube. Der Unrasierte grinste erhaben und wagte sogar, einfach den Kochtopfdeckel abzunehmen und hineinzuschauen. Er schloss seine Augen und sog den Duft der köstlichen Kartoffelsuppe ein. Dann tauchte er die Schöpfkelle hinein und führte sie gerade zu seinem Mund, als ihn Paddy lautstark anbrüllte: „Lass das sein, du Mistkerl! Ich habe nicht erlaubt, dass ihr irgendetwas anfasst!“
Bösartig schaute der Unrasierte schräg zu Paddy rüber, seine Lippen berührten grade die Schöpfkelle.
„Halt die Schnauze, O’Brian. Du befiehlst mir gar nichts“, sprach er gelangweilt, dann schlürfte er von der Kelle die Suppe ein, wobei sein scharfer Blick nicht von ihm abließ.
Eloise trat ihrem Bruder entgegen, schaute ihn aufgebracht an und ohrfeigte ihn.
„Was fällt dir ein, Gesindel mitzubringen und obendrein unseren Hund irgendwo anzubinden? Ich bin maßlos enttäuscht von dir, Paddy. Auf der Stelle bringst du mir Laika wieder zurück!“, befahl sie und zeigte mit ausgestrecktem Finger zur Tür.
„Du verstehst nicht, meine liebe Eloise. Du wirst sofort deine Koffer packen und mit mir zurück nach Hause kommen. Dazu habe ich sogar den Segen deiner Eltern“, klärte Gallagher sie mit seiner heiseren Stimme auf.
Eloise entwich ein kurzer Lacher, zeigte ihm einen Stirnvogel und wies ihn abermals kreischend hinaus:“ Mach, dass du sofort von hier verschwindest!“
Aber Peter Gallagher ignorierte ihre Aufforderung und ging langsam auf sie zu. Paddy fasste an ihrer Schulter und stammelte, dass sie sich zurzeit in größter Gefahr befinden würde und schleunigst zurück ins Dorf kommen müsste, was ihr eigentliches Zuhause wäre, bekundete Paddy aufgebracht.

„Eloise, hör mir genau zu! Als der Holländer letztens von den Dark Crows überfallen und zusammengeschlagen wurde, wurde er von den Banditen nicht bestohlen. Nur sein Freund, Bob McMurphy, hatte man ausgeraubt. Bugsy, der Bandenchef der Dark Crows, hatte sich den Holländer persönlich vorgeknöpft und was meinst du, weshalb? Peter hat in Erfahrung gebracht, dass einige merkwürdige Männer in der Stadt aufgetaucht sind und nach ihm suchen. Der Holländer ist ein Windhund und hat irgendwas auf dem Kerbholz. Die Dark Crows haben mit ihm abgerechnet, weil irgendjemand ihnen diesen Auftrag erteilt hatte. Und die sind noch lange nicht mit ihm fertig. Der Holländer macht krumme Geschäfte! Der ist ein Verbrecher und wird dich ins Unglück stürzen!“, redetet Paddy auf seine Schwester beharrlich ein.
„Unsinn!“, fuhr es sogleich aus Eloise trotzig heraus. „Ike ist überfallen worden und sie haben ihm sehr wohl sein Geld gestohlen! Er hat mir nämlich seine aufgerissene Lohntüte gezeigt. Was soll es denn sonst für einen Sinn ergeben, jemanden zu überfallen, aber ihm trotzdem sein Geld nicht wegzunehmen?“
„Sei doch nicht dumm. Verstehe doch! Weil der Holländer eine Abreibung bekommen sollte und Peter ist sich ganz sicher, dass es nicht die Protestanten waren. Eloise, ist dir denn noch gar nicht aufgefallen, dass der Holländer irgendwelche Geheimnisse vor dir verbirgt?“
Einen Augenblick lang starrte Eloise ihren Bruder nur an. Dass Ike manchmal geheimnisvoll tat, war ihr schon lange bekannt. Aber sobald sie ihn darauf ansprach, endete es oftmals im Streit. Doch dann verpasste sie ihrem Bruder erneut eine schallende Ohrfeige.
„Von dir Naseweis lasse ich mich noch lange nicht für dumm erklären! Ich glaube jetzt sogar, dass Peter diese gemeinen Gangster angeheuert hat. Jawohl!“
Eloise holte nochmal aus und wollte ihren kleine Bruder, der mittlerweile einen halben Kopf größer als sie war, abermals ohrfeigen; doch Paddy war schneller, packte ihren Arm und blickte sie warnend an.
„Du scheuerst mir keine mehr, geliebte Schwester … Nie wieder!“, ermahnte Paddy. Eloise hielt einen Augenblick inne, entriss sich dann aus seinem kräftigen Griff und blickte ihn erhaben an.
„Dann hör gefälligst auf, Ike ständig den Holländer zu nennen!“

Eloise wusste ganz genau, ihr Bruder hatte Recht, denn irgendetwas verheimlichte Ike scheinbar wirklich. Manchmal zweifelte sie daran, dass all diese Wundermittel angeblich bei Harland & Wolff hergestellt wurden. Immerhin besuchten sie Queens Island jeden Sonntag und er hatte sie bereits in jede Werkstatt geführt. Harland & Wolff schien ihr eine normale Schiffswerft zu sein, die ausschließlich Schiffe produzierte und keine Cremes, Medikamente oder andere technischen Dinge herstellte, die er manches Mal mitbrachte. Aber die vielen Fotografen und vor allem das Filmteam, die dort ständig anwesend waren – das alles wirkte auf sie befremdlich, geheimnisvoll, aufregend und neu – ließen ihren Zweifel wieder zunichtemachen und letztendlich glaubte sie, dass Harland & Wolff alles Erdenkliche produzieren würde.
Eloise war genauso, wie alle Menschen in diesem Jahrhundert davon überzeugt, dass ein Zeitalter begonnen hatte, indem mithilfe der Technik nun alles machbar war. Harland & Wolffs superlative Schiffe waren die Beweise dafür. Also, weshalb sollte Ike sie belügen, fragte sie sich schlussendlich.
Obwohl Bob McMurphy in jener Nacht sein Ehrenwort gegeben hatte, niemanden davon zu berichten, dass man Ike nicht seines Wochenlohnes beraubt hatte, sickerte die Wahrheit scheinbar trotzdem ans Tageslicht. Jetzt wussten sogar die Landleute darüber Bescheid. Bob war aber ein verschwiegener Typ, besonders bei solchen Angelegenheiten, wenn es sich um einen Freund handelte, und hatte tatsächlich dicht gehalten. Zwar hatte er sich selbst hinterfragt, weshalb die Straßengang Ikes Lohntüte nicht geraubt hatten, denn dies empfand auch er äußerst seltsam, aber Ike erklärte ihm, dass vermutlich die Protestanten dahinter stecken würden. Man will ihn nur einschüchtern, um ihn aus dem Unternehmen zu jagen. Ihn nicht des Wochenlohnes zu entledigen, wäre nur ein Warnzeichen, um ihre Forderung zu bekräftigen, behauptete Ike.

„Aber-aber man erzählt es sich doch überall. Der Holländer … Verzeihung, ich meine natürlich Ike, wurde nicht beraubt, sondern nur Bob McMurphy. Das ist die Wahrheit!“
„Du irrst dich!“, verteidigte Eloise weiterhin hartnäckig, wobei sie sich mutig vor ihm stellte.
Peter Gallagher hatte genug von diesem geschwisterlichen Rededuell und befürchtete, seiner Angebeteten würde es vielleicht bald gelingen, ihren Bruder zu überzeugen. Wütend schnappte er einen Stuhl, warf ihn in die Ecke und forderte sie nochmals lautstark auf, endlich sofort die Koffer zu packen.
„Du wirst auf der Stelle wieder nach Hause kommen!“, tobte Gallagher.
Eloise ging langsam schrittweise zurück. Direkt hinter ihr stand die Badezimmertür offen. Vorsichtig näherten sich die Komplizen, wobei der Unrasierte sie höhnisch angrinste und mit der Zunge gierig über seine Lippen fuhr.
„Unglaublich. Ihr wagt es, mich in meinem eigenen Zuhause zu bedrohen? Ike wird euch dafür umbringen!“, sprach sie energisch, griff dann blitzschnell nach einem Küchenmesser und hielt es ihren Angreifern mit beiden Händen zitternd entgegen. Eloise war aber alleine, die sich gegen fünf Gegnern behaupten musste.
„Wagt es bloß nicht, mich anzurühren!“, fauchte sie entschlossen, wobei sie allen abwechselnd das Messer entgegen stach. Die jüngeren Männer stockten, hoben sachte ihre Hände und wendeten sich wieder langsam rückwärtsgehend von ihr ab.
Aber nicht der Unrasierte. Er ging mit behutsamen Schritten weiter auf sie zu. Seine Augen funkelten und er zupfte nervös an seiner Schirmmütze. Er war fest entschlossen, sie zu packen und ihr das Messer wegzunehmen. Es kam eben nur darauf an, schneller als sie zu reagieren ansonsten würde die scharfe Klinge in seinem Leib stecken. Aber mit so einem Waschweib, da war er sich sicher, würde er schon fertig werden.
„Na los, schnapp sie dir endlich!“, befahl Gallagher. „Nimm dem Weib endlich das verdammte Messer ab!“

Paddy verfolgte hilflos wie seine Schwester bedrängt wurde. So hatte er es sich wahrhaftig nicht vorgestellt, dies war mit Peter Gallagher nicht so abgesprochen worden. Der junge O’Brian ging ernsthaft davon aus, dass Eloise freiwillig wieder mit ihm nach Hause gehen würde, nachdem er sie vernünftig aufgeklärt hätte. Sogar seine Eltern hatten gegen diesen fremden Mann gehetzt, der ihrer Tochter offenbar den Kopf verdreht und sie um ihr Eheglück mit dem angesehenen Peter Gallagher gebracht hatte. Jetzt aber dämmerte es ihm: Babyface hatte ihn nur benutzt, um den Hund anzuleinen, weil er sich zu Recht vor ihm fürchtete. Paddy wusste, dass mit Peter Gallagher nicht zu spaßen war. Ihm traute er sogar eine gewaltsame Entführung zu, also versuchte er mit seiner Schwester diplomatisch zu verhandeln. Nun aber begriff Paddy, dass er einen fatalen Fehler gemacht hatte, dass er seine eigene Schwester praktisch verraten hatte.
Paddy ließ einen Schrei los, schnappte sich eine Bratpfanne vom Herd und schlug einen jungen Ganoven damit kräftig auf den Schädel, der daraufhin schreiend zu Boden fiel. Dem nächsten Bandenmitglied schlug Paddy die Bratpfanne mitten ins Gesicht, dieser ächzend rückwärts taumelte und den Küchentisch mit sich umriss. Paddy war plötzlich außer sich, holte mit der Faust aus, schlug einen weiteren Burschen mitten ins Gesicht und stürzte sich schreiend auf in drauf.

Die Situation eskalierte. Die Jungs rangelten auf dem Boden und boxten sich gegenseitig ihre Fäuste ins Gesicht. Der Unrasierte streckte blitzartig seine Arme nach Eloise aus, packte ihre Handgelenke und streckte ihre Arme zurück. Eloise hielt verbissen dagegen, doch der Mann war ihr einfach überlegen und drückte sie mit Leichtigkeit einige Schritte zurück. Er quetschte ihre Handgelenke zusammen, sah sie mit weit geöffneten Augen erbarmungslos an und grinste dabei. Eloise hielt dem Druck seiner Kraft nicht mehr stand und ließ schließlich ächzend das Messer fallen. Das Küchenmesser fiel klirrend zu Boden.
Geistesgegenwärtig rammte sie ihm daraufhin plötzlich ihr Knie kräftig zwischen seine Beine – Ike hatte ihr ein paar Handgriffe der Selbstverteidigung beigebracht –, worauf er schmerzverzehrt aufschrie und gebückt zusammenklappte. Sogleich schnappte sie sich wieder das Messer, kniff ihre Augen zu und fuchtelte damit blind um sich rum. Die scharfe Klinge traf seinen Oberarm, fügte ihm zusätzliche Schnitte am Kopf zu und trennte ihm um Haaresbreite einen Finger ab. Wehleidige Schreie schrillten. Der Unrasierte krümmte sich und hielt ihr kapitulierend seine blutende Hände entgegen.
Eloise hatte Todesangst. Sie fürchtete um ihr Leben und das ihres Bruders. Sie missverstand seine geschlagene Pose. Reflexartig trat sie vor und stach mit dem Messer in beide Hände ein, sodass er seine Hände wehleidig schreiend um seinen Kopf schlang. Blut strömte über seinen Hemdärmeln und tränkte seine Kleidung rot.
Das pure Entsetzen spiegelte in ihrem Gesicht wider, während sie auf den blutüberströmten Mann starrte, der wie ein jammerndes Häufchen Elend am Boden kauerte und um sein Leben winselte. Eloise keuchte, ließ das Messer fallen, packte einen Küchenstuhl, flüchtete damit eilig in das Badezimmer und verriegelte die Tür hinter sich.

Paddy hockte auf dem Burschen und schlug wie von Sinnen seine Fäuste in dessen Gesicht. Gallagher zerrte Paddy von dem längst geschlagenen Kerl weg, schleuderte ihn gegen den umgekippten Küchentisch, und rammte seinen fettleibigen Körper wuchtig gegen die Badezimmertür. Immer und immer wieder.
„Gib auf, Eloise! Öffne sofort die Tür! Du hast keine Chance, zu flüchten!“, brüllte er, während er mit beiden Fäusten wütend gegen die Badezimmertür hämmerte.
Die einzige Fluchtmöglichkeit, die sich für sie eventuell noch ergab, wäre das kleine Fenster gewesen, hindurch sie erst einmal schlüpfen müsste. Wieder rammte Peter mit Anlauf gegen die Badezimmertür – das Schließblech der Türzarge knackte und gab letztendlich nach.
Gallagher trat einen Schritt zurück, winkelte sein Bein an und trat die Tür endgültig ein. Das Schließblech krachte heraus und schepperte zu Boden. Wuchtig knallte die Tür gegen die Kachelwand des Badezimmers. Schweißperlen liefen über sein bulliges Babygesicht, seine schmalen Augen blickten bedrohlich drein. Er keuchte nicht nur vor Anstrengung, sondern vielmehr aus Wut.
Atemlos stand Peter Gallagher in der Türschwelle. Er schnaufte und schaute Eloise verwundert an, die auf einen Stuhl stand und ihm beidhändig die silberne EM23 Schnellfeuerwaffe entgegen hielt. Hinter ihr entdeckte er oberhalb eine aufgeklappte Fliesenkachel. Zitternd stieg Eloise langsam vom Stuhl. Ihr Herz raste vor Angst, sodass sie glaubte, Gallagher könnte ihren Herzschlag sogar hören.
Eloise war zwar fähig auf Enten und Wildschweine zu schießen – Sie war ohnehin eine gute Schützin, die mit Schusswaffen umgehen konnte –, sie sah sich sogar selbst in der Lage, eines ihrer geliebten Hühner zu schlachten, aber auf einen Menschen zu schießen und sei es sogar auf den verhassten Peter Gallagher, das war eine ganz andere Sache. Schließlich lautet Gottes fünfte Gebot: Du sollst nicht töten! Aber sie bangte grad um ihres und um Paddys Leben.
Peter Gallagher runzelte die Stirn. Ein heiseres Lachen platzte aus ihm heraus.
„Was soll`n das werden, Eloise? Bedrohst du mich etwa mit einer Spielzeugpistole?“, prustete er.
„Das-das ist eine echte Pistole. Bleib ja stehen, da wo du bist!“, warnte sie.
Eloise war sich aber selbst nicht sicher, ob es sich tatsächlich um eine Schusswaffe handelte, was sie in ihren Händen hielt. Nach der Form und Gewicht es zu beurteilen, könnte es durchaus eine Pistole sein, dachte sie bereits, als sie zufällig eines Tages bei einer geplanten Grundreinigung des Badezimmers fündig geworden war. Aber eine Schusswaffe ohne Munitionstrommel, so wie bei einem Revolver, hatten weder sie noch Gallagher zuvor jemals gesehen.
Langsam zog Peter Gallagher seinen Revolver hervor und hielt ihr diesen entgegen. Sein erhabenes Grinsen entschwand.

„Lass das verdammte Ding fallen und pack endlich deine verfluchten Koffer. Du gehst jetzt mit mir, ob du willst oder nicht!“, sprach er heiser. Eloise hielt ihm mit gestreckten Armen zittrig die EM23 weiterhin entgegen und blickte verzweifelt in seinen Revolverlauf. Paddy brüllte aus der Küchenstube heraus: „Lass meine Schwester in Ruhe, du Schwein!“, worauf Peter ihm drohte, seine Schwester sofort umzulegen, falls er sich ihm nähern sollte. Um seine Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen, hielt Peter seinen Revolver direkt auf Paddy. Paddy hechtete sofort zur Seite – Gallagher drückte ab, sogleich krachte ein Schuss und fetzte in den Küchenschrank. Babyface zielte mit dem rauchenden Revolverlauf unverzüglich wieder auf Eloise.
„Nochmal! Leg sofort dieses Ding weg oder ich knall euch beide ab. Dann hast du deinen Bruder auf dem Gewissen“, hauchte er ihr entschlossen entgegen.
„Hör nicht auf ihn, Eloise. Drück ab! Du hast Recht, es ist eine Pistole. Es ist ein Selbstlader, das ist eine Kriegswaffe, die hat keine Munitionstrommel!“, rief Paddy ihr zu.
„Halt’s Maul, du Verräter. Dich mach ich dann auch noch kalt, wenn sie dieses komische Eisending nicht augenblicklich weglegt!“

Diese Drohung hatte Eloise nun endgültig eingeschüchtert. Langsam senkte sie die EM23 mit beiden Händen festhaltend nieder. Ganz sachte. Sie schluchzte. Eloise traute Peter Gallagher zu, dass er ihren Bruder und sie kaltblütig erschießen würde. Eine Träne rann ihr über die Wange. Sie schloss ihre Augen. „HERR … Was soll ich denn jetzt tun?“, flüsterte sie vor sich hin. „Man darf doch niemanden töten“, weinte sie.
Plötzlich drang ein kurzes Zischen aus der EM23er Schalldämpfermündung heraus, wobei der Rückschlag der Waffe Eloise einen Schritt nach hinten schwanken ließ. Sie erschrak und blickte verdutzt auf Gallagher. Peter taumelte rückwärts, mit aufgerissenen Augen, und stürzte zu Boden. Sogleich petzte er seine kleinen Augen schmerzverzerrt zusammen, ließ seinen Revolver fallen und griff an seinen Oberschenkel. Blut spritzte pulsierend zwischen seinen Fingern heraus.
„Ahhhh … Scheiße! Mist, verdammter Mist aber auch!“ schrie er. „Du blöde Gans hast mich angeschossen … Ahhhh!“
Eloise hatte versehentlich die sensible Knopfvorrichtung am Haltegriff betätigt, somit einen Schuss ausgelöst und dabei Peters Oberschenkelarterie getroffen. In Peters Babygesicht zeichnete sich rasch die Leichenblässe ab.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße … Ich krepiere!“, schrie er aufgebracht. „Du Mörderin!“
Peters Babyface war schmerzverzerrt. Er hockte auf seinen Hintern und versuchte mit den Händen panisch die Blutung zu stoppen. Aber das Blut spritzte pulsierend zwischen seinen Fingern hindurch. Er drohte ernsthaft zu verbluten.

Sofort legte Eloise die silberne Pistole nieder und eilte ihm zur Hilfe, indem sie ein Handtuch schnappte, zu ihm hinunterkniete und es ihm auf die Wunde drückte. Verzweifelt schaute sie umher.
„Paddy, Paddy! Schnell! Noch ein Handtuch! Los, beeile dich doch!“, schrie sie panisch.
Peters Gesicht war vom Schmerz gezeichnet. Derweil zerrte sie an seinen Hosenträgern und benutzte diese, um sein Oberschenkel abzubinden. Gallagher wimmerte vor Schmerzen. Besorgt sah sie mit an, wie sich das helle Handtuch unaufhörlich rot färbte. Selbst seine geschundenen Kumpane blickten erschrocken auf.
„Ich sterbe … Verflucht! Nur wegen dir, du uneinsichtiges Weib!“, schrie Gallagher.
„Paddy, wo bleibt das Handtuch? Verflixt nochmal, hilf mir doch endlich!“, rief sie hektisch.
Aber Paddy stand nur regungslos zwischen Tür und Angel, seine Hände in den Hosentaschen gesteckt und lehnte lässig gegen die Türzarge.
„Lass ihn doch verrecken. Er hat dich bedroht und wollte uns umbringen. Das hat er nun davon“, sprach er gleichgültig.
Entrüstet blickte Eloise zu ihm hinauf.
„Paddy!“, fauchte sie ihn wütend an. „Steh da nicht so unbekümmert rum!“
Widerwillig betrat Paddy das Badezimmer und schaute sich gemächlich um. Dann zuckte er mit der Schulter.
„Kann leider kein Handtuch finden. Ich weiß nicht, wo eins ist.“
„Paddy, verflixt aber auch! Gib mir auf der Stelle ein Handtuch aus dem Schrank, sonst schmiere ich dir gleich eine!“, ermahnte sie ihn mit einem äußerst ernsten Gesichtsausdruck.
Als Paddy ihr endlich verachtend ein Handtuch zuwarf, wechselte sie eilig das blutgetränkte Handtuch mit dem frischen Handtuch, und verband die Wunde sogleich wieder.
Kaum hatte sie den provisorischen Verband gewechselt und die Schusswunde mit den Hosenträgern abgebunden, packte Peter an ihrer Schulter und stieß sie von sich weg. Dann nahm er den Revolver und hielt ihr diesen wieder entgegen. Langsam raffte sich Peter sitzend hoch und lehnte gegen die Kachelwand. Er stöhnte, kalter Schweiß rann von seiner Stirn und er keuchte. Mit einer Hand presste er gegen den provisorischen Verband und mit seiner anderen Hand, zielte er mit dem Revolver leicht zitternd auf Eloise. Er keuchte. Sein Zeigefinger rieb nervös über den Abzug. Peter zielte auf ihre Brust. Er beabsichtigte, genau in ihr Herz zu schießen.
Eloise hockte ihm gegenüber, ihre Hände auf dem Boden abgestützt. Sie schloss die Augen und neigte ihren Kopf zur Seite. Sein Anblick sollte wahrlich nicht ihr Letzter sein und sich in ihr Gedächtnis einprägen, bevor sie dem HERRN gegenüberstände. Sie war sich dessen sicher, nun dem Tod entgegen zu treten. Peter würde sie sowieso umbringen, denn er war zu weit gegangen und musste nun Ikes Rache fürchten. So oder so. Also konnte er sie auch töten, damit er wenigstens ihr Glück, und vor allem das Glück von dem verhassten Holländer zunichtemache. Dafür würde er eine lebenslange Haft im Gefängnis oder gar die Todesstrafe in Kauf nehmen, hatte Peter insgeheim in seinen unbändigen Hass beschlossen. Hauptsache ist, dass der Holländer nicht bekommt was ihm rechtmäßig zusteht, war seine Einstellung, um sein Gesicht vor allen Leuten zu bewahren.
„Nein Peter, tu das bitte nicht. Verschone meine Schwester!“, flehte Paddy entsetzt.
Ein kurzes Lächeln zuckte über Eloises Mundwinkel, als sie sich an Ikes mahnende Worte erinnerte, als er sie noch täglich vor irgendwelchem Unheil gewarnt hatte: „Liebes, sorge bitte unbedingt dafür, dass Laika immer in deiner Nähe ist, falls ich nicht zu Hause sein sollte, denn sie wird dich beschützen. Laika ist dein Schutzengel!“
„Lächerlich, ich kann verflixt gut selbst auf mich aufpassen! Laika ist eher diejenige, auf die ICH aufpassen muss, weil sie sonst wieder Rattengift frisst!“, hatte sie daraufhin patzig geantwortet, und hatte ihm obendrein frech die Zunge rausgestreckt.

Eloise schloss ihre Augen und wartete auf den tödlichen Schuss, dieser ihr das Leben aushauchen würde. Würde sie diesen überhaupt noch hören, fragte sie sich insgeheim.
Plötzlich vernahm sie deutlich wie Tatzen auf dem Dielenboden kratzten. Ein Tier kam scheinbar angeflitzt. Peter Gallagher verspürte Laikas Hecheln im Nacken, bevor er in ihre dunklen Augen blickte, die ihn wie ein blutrünstiger Hai anstarrten. Laika knurrte zähnefletschend und ihre Lauscher waren angelegt. Peter hatte weder noch die geringste Chance zu flüchten, noch bekam er die Gelegenheit, seinen Revolver zu gebrauchen. Der Hund fiel wie eine wild gewordene Bestie über ihn her und fügte ihm fürchterliche Wunden zu. Sie verbiss sich in seinen Arm; der Revolver fiel zu Boden und dann schnappte Laika in sein speckiges Genick und rüttelte wie besessen daran – wie damals Ikes Schirmmütze.
Als Paddy den Revolver ergatterte und Gallagher damit im Schach hielt, pfiff Eloise ihren Hund zurück. Mit angelegten Ohren schmiegte sich die Schäferhündin an ihr Frauchen, behielt Babyface unentwegt im Auge und knurrte ihn bedrohlich zähnefletschend an. Gallagher wälzte sich schmerzverzerrt am Boden. Sein Hemd und seine Hose waren zerrissen und vom Blut getränkt, sodass man beinahe annehmen musste, dass auf ihn mit einer Schrotflinte geschossen wurde.
„Weshalb war Laika an einen Baum angebunden?“
Plötzlich stand Justin in der Türschwelle und betrachtete erschrocken das Chaos und den blutverschmierten Boden.
„Was geht ‘n hier ab? Ist das etwa echtes Blut?“, fragte Justin naserümpfend. Gleichzeit war auch der Bauer McEnrey mit einer Mistgabel bewaffnet erschienen – weil er das Geschrei von Eloise vernommen hatte –, der Peter Gallagher wutschnaubend anblickte und ihn letztendlich mitsamt der Bande aus dem Haus vertrieb.

Unterdessen führte Ike fröhlich pfeifend sein Pferdegespann auf dem Nachhauseweg. Diesmal war er schlauer gewesen und hatte Bob McMurphy die Führung in der Werkstatt überlassen, anstatt ihm ebenfalls einen frühzeitigen Feierabend zu gönnen. Somit wurde Bob gezwungen, sich weiterhin auf der Schiffswerft aufzuhalten und zu arbeiten. Hinten auf der Ladefläche lagen in Papiertüten verpackt das neue Kleid und der dazu passende Hut, von dem Eloise so geschwärmt hatte, und sie neuerdings von nichts anderem mehr gesprochen hatte. Das wird bestimmt eine riesige Überraschung, war Ike überzeugt, ungeahnt davon, welche böse Überraschung ihn erwarten würde. „Hmm … Was Liebes heute wohl gekocht hat?“, fragte er sich und rieb dabei hungrig seinen Bauch. In der Ferne erblickte Ike bereits die Dachgaube. Gleich war er Zuhause.
 
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