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27 Seiten

Philosophische Depressionen und andere Abgründe

Romane/Serien · Nachdenkliches
Ich habe eigentlich beschlossen, nie wieder über mein Privatleben zu plaudern. Aber was ist schon eigentlich? Eigentlich ist ein so dermaßen verwerfbarer Ausdruck, so was von vergänglich, so was von relativ, dass ich ihn eigentlich aus meinem Wortschatz streichen sollte, wäre er nicht urtypisch für meine Persönlichkeit. Ich bin extrem eigentlich. Und das ist mein Fehler. Mein Leben, alles was ich mache, dominiert vom eigentlich. Es nervt mich eigentlich selber, aber... . Eigentlich sehe ich ja ganz nett aus, aber... . Eigentlich könnte ich ja mal, aber... .
Eigentlich und aber, Sie sehen es, sind hier untrennbar miteinander verknüpft. Sind es immer. Immer bei mir. Eigentlich ist ja mein Lieblingswort und ohne aber kein eigentlich.
Da sitze ich gestern auf einer Parkbank und denke so über mich nach. Einige Tage zuvor hatte ich eigentlich beschlossen, meine Vergangenheit einfach zu verdrängen und neu anzufangen. Einfach alles vergessen, nie mehr drüber sprechen, es ungeschehen machen, es meinetwegen einfach nur geträumt haben. Eigentlich. Aber , ohne aber geht es wirklich nicht, kaum eine stunde später merke ich, no, so haut das nicht hin. Mir geht es nämlich völlig ab, das müssen Sie immerfort beachten, nicht über mich nachzudenken und über das, was ich irgendwann mal gemacht habe. Es gibt Momente in meinem Leben, und gab Momente, solche, die ich halt vergessen wollte, solche die vor einer Milliarde von Augenblicken , irgendwann in der Jura meines Lebens mich so was von in die Abgründe des Gottes Scham stießen, dass ich bis heute noch alle zwei Minuten mit komischen Gefühlen an sie zurückdenke. Diese Momente waren manchmal nur peinlich oder unangenehm, waren manchmal schmerzlich oder einfach nur blöd. Waren aber streng genommen total normal. Schließlich war ich in der Pubertät. Aber trotzdem, meine Wenigkeit denkt ohne Unterlass über sie nach. Ich denke und denke und denke.
Ich nehme mein unscheinbares Leben viel zu ernst, nehme alles viel zu ernst, höre viel zu genau zu und interpretiere Prosa, selbst wenn ich sie nicht lese. Ich meine das ganze Leben ist Kunst, Prosa, Literatur. Wie Sie halt wollen. Ich interpretiere jeden Satz, jedes Wort, presse alles in einen Kontext, den es nicht gibt, vergesse, meine Argumente am Text zu belegen, vergesse zu kritisieren. Und peng! Ist es passiert: verinterpretiert. Null Punkte. Dafür ganz viele miese Gedanken und daraus resultierende Gefühle und peng! Wieder über mich nachgedacht. Scheiße. Alles Mist. Hinsetzen. Bauchschmerzen, schlechtes Gewissen. Toilette. Immer noch nicht besser. Und watt nu?
Ich bin kein Philosoph, kein Politiker, keine Journalistin oder irgendwas anderes tolles, wichtiges. Ich bin Studentin, grad mal raus aus der Pubertät, eine nicht ausgereifte Persönlichkeit. Ich bin voll von Träumen und von deren Realisation meilenweit entfernt. Ich verzweifle an meinem jetzigen Leben. Es macht mich krank, dass alles nie so läuft, wie ich es gerne hätte. Selbst meine Haare lassen sich mit dem Wachsen mehr als genug Zeit. Ich bin neu in einer Stadt, in der ich kaum jemanden kenne. Ich möchte alles sein und bin nichts. Zumindest denke ich das. Ich bin zu blöd für Mathematik und mein Leben ist... ja was? Jedenfalls nicht langweilig. Es ist eigentlich und aber.
Aber eigentlich hatte ich ja beschlossen, über mein Privatleben nie wieder zu plaudern...






























1. Matheklausur

Letztes Jahr um diese Zeit mache ich gerade mein Abitur. Es ist ein Witz. Einige wenige Monate zuvor, im Urlaub mit meinen Eltern habe ich mich wichtig gemacht. Lernen, ja klar und wie, bis ich alles total toll kann. Ich will ein super Abi machen, damit ich alles studieren kann, was ich will. HaHaHa. Meine Eltern immer nur :klasse, klasse und mein Bruder : datt wird eh nix, siszta!
Ich sach dazu heute ungern noch viel. Jedenfalls sollte mein weiser Verwandter, der mit der selben Haarfarbe und Augenfarbe, keine Seltenheit in Familien, recht behalten. Meine Eltern nur noch: scheiße, scheiße .Ich ganz locker: scheiß drauf und mein Bruder hämisch: hab ich´s nich gesacht? Ja Brohsä, haste, back´ Dir aber mein Ei drauf, mein Lieber, bist eh schon viel toller als ich. Haß. Nein, nicht wirklich. Eigentlich war ich nie überzeugt davon, dass ich jemals lernen würde. HALT! Hab aber gelernt! Hatte ja Mathe als P3. Ich, mit meinen göttlichen Vorraussetzungen hab die Abiturklausur förmlich nur so hingeschissen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich stand nämlich vor einer schweren Frage, die es nun zu beantworten galt:
Wie schreibt man eine Abiturklausur in einem Fach, für das man
1.zu blöd ist
2.nie bzw. fast nie zum Unterricht erschienen ist
3.nie etwas getan hat,
auf das man
4.man scheißt, weil der Lehrer wie ein Schwein aussieht
5.gern verzichtet für einen Kaffe oder ähnliches,
von dem man
6.eh nix zu erwarten hat außer mieser Noten und schlechten
Computerprogrammen mit ausländischen Namen für Schildkröten und
andere animalische Kreaturen
7.nach dreizehn Jahren Schule grünlich die Nase voll hat
8.Magen- Darm Probleme kriegt
9.nicht mehr weiß, als dass es was mit Zahlen zu tun hat?
Und noch eine abschließende Frage:
Was ist Stochastik, wieso rechnet man mit einer Zahl, die es nicht gibt, wie schreibt man Allghorithmen und WAS hat Analysis mit Analyse zu tun? Vektor? Hessesche Normalform? Hä?
Viele Fragen, dafür dass es nur eine ist, aber es steht ja was dahinter: völlige Verwirrung, ein stinkend mieses Gewissen, ein leeres Matheheft und viel zu viele Entschuldigungen, die über kurz oder lang noch abgezeichnet werden müssen vom Tutor.
Na ja, Schule hat eigentlich nichts spannendes, sie ist so konform, konventionell, so gradlinig. Ätzend! Da muß man sich selbst um Spannungsmomente kümmern. Ich kann Ihnen sagen, davon hatte ich weit mehr als genug.
Wie dem auch sei. Ich war ziemlich cool, wie Oberstufenschüler halt sein müssen, cool. Verschwänzt habe ich 80% aller Stunden, besucht habe ich nur noch solche, die ich aufgrund der Drohungen von Seiten der Lehrkräfte besuchen musste. Man sollte meinen, ich habe mich dabei gut gefühlt, weil ich ja immer so toll ausschlafen konnte und nie Hausaufgaben aufhatte. In Wirklichkeit hatte ich ein permanent schlechtes Gewissen. Eigentlich nämlich bin ich gar nicht cool. Ich komme mit dem cool sein, gar nicht so gut klar, genauso, wie mir Rauchen eigentlich nie geschmeckt hat, war mir die Schwänzerei und das Auf- Die- Schule- Gescheiße nie ganz geheuer. Und cool war ich eigentlich auch nicht, weil das halt eigentlich auch alles andere als cool war. Ich möchte sagen, statt entspannt zu sein, hatte ich nachher ´ne menge Stress. Vor allem dann, als es vor den Abiklausuren darum ging, die chronischen Schwänzer , aufgrund der emens hohen Stundenzahl, Stunden also, in denen man dem Unterricht wenig gefrönt hatte, die Oberprima wiederholen zu lassen. Ich lasse in meinem konformen Hirn diese Zeit ungern wieder aufblühen, da sie mich bis heute in einen argen Gewissenskonflikt, gespickt mit einer Vielzahl unerfreulicher Ausbrüche kalten Schweißes, stürzt und mir Unmengen schlaflose nikotinreiche Nächte beschert.
Wie dem auch sei. Die Matheklausur war so eine Art ?Reißzwecke im Hintern?. Ich habe mich reingesetzt in sie, mit den miesesten Absichten überhaupt, obwohl ich wusste, dass ich sie so nie wieder rauskriege aus meinem Arsch. Und so war´s auch. Geschlagene drei Stunden habe ich mich dem Stoff von zweieinhalb Jahren gewidmet, über den ich null Überblick hatte. Ich will sagen: Ich war bei weitem nicht allein in meiner grundsätzlichen Unwissenheit bezüglich einer gewissen Wissenschaft, aber ich war bei weitem alleine in meiner grundsätzlichen Einstellung bezüglich dieser gewissen Wissenschaft. Blöd in Mathe waren auch andere, aber die waren halt nicht so blöd, dagegen nichts zu tun. Ich war sogar zu blöd dazu, zu kapieren, dass ich wirklich zu blöd für Mathe war. Obwohl ich es skurriler Weise eigentlich ganz genau wusste, aber, das Aber gehört wie gesagt dazu, aber ich wollte es nicht glauben. Bis zu diesem Zeitpunkt nämlich glaubte ich wahrscheinlich noch an Wunder und an das Genie in mir, von dem ich heute aber verstanden habe, dass es vielleicht irgendwo verborgen sein mag, dass es aber mit einer hundertprozentigen Gewissheit keine mathematische Begabung für mich bereit hält. Es ist kein universales Genie und bezieht sich wahrscheinlich nur auf die Fähigkeit zu Essen und zu Schlafen. Es ist das niederste aller Genies. Es ist ein solches, dass man einfach deshalb nicht bemerkt, weil es selbstverständlich ist. Ja, und schlafen kann ich wirklich ziemlich gut. Selbst an Sachen wie Fahrradfahren hapert es bei mir, nicht einmal gehen kann ich besonders gut. Ich gehe manchmal über den großen Onkel und ich kann auch nicht mit dem Arsch unheimlich sexy wackeln.
Wie gesagt, mein Genie beschränkt sich auf eher grundsätzliche Dinge, die in Bezug auf die gesamte Menschheit eher nicht ins Gewicht fallen.
Jedenfalls begann ich um acht Uhr abends, am Abend vor der Klausur, versteht sich, mich dem Unterrichtsstoff einiger Jahre höherer Mathematik zu widmen und mir in diesem Zusammenhang noch versäumte Kleinigkeiten, wie z.B. die Hessesche Normalform, mithilfe einer lieben Freundin, die in Mathe etwas weniger blöd war als ich, anzueignen. Wie schon sicherlich geahnt, konnte das nur in die Hose gehen. Dass ich mir einen Spickzettel präpariert hatte für die Klausur erwähne ich an dieser Stelle übrigens nicht. Oder doch, ich habe ihn zu allem Überfluss und vielleicht auch zu meinem Glück daheim vergessen. Ich bin mir sicher, er hätte mir eh nichts gebracht.
Aber ich hatte während der Klausur echt ein total gutes Gefühl. Ich konnte echt alles und ich ging allen Ernstes davon aus, mindestens eine vier zu schreiben. Fatal, dass ich mir das echt eingebildet hatte. Irgendwie auch so was von doof... . Aber wie gesagt, zu diesem Zeitpunkt glaubte ich noch an das Genie in mir.
Den Glauben habe ich mir nach Erhalt der schriftlichen Noten übrigens ziemlich schnell abgewöhnt dann.
Jetzt sind Sie sicher gespannt, wie viele Punkte mir die Klausur einbrachte? Nein? Ich auch nicht. Einen einzigen schamhaften Punkt bescherte mir meine Faulheit- ?Demotivierung? nannte ich diesen Zustand jener Tage bevorzugt. ? Ich bin total demotiviert? klingt nicht so negativ wie ? ich bin stinkfaul?, obwohl letzteres der Wahrheit am nächsten kommt.
Eigentlich traurig das Ganze, nicht wahr?










2.Philosophische Depression

Gestern morgen stand ich in der Dusche und machte mir unheimlich wichtige Gedanken über meinen Kater. Ich meine hier nicht Folgen exzessiven Alkoholgenusses, sondern eine männliche Katze. Ich bin nämlich so spießig, dass ich behaupten kann, bis heute noch nie besoffen gewesen zu sein. Das Wasser lief also aus dem Duschkopf um sogleich mit emenser Geschwindigkeit auf meinen Kopf zu treffen. Ich benutze morgens gerne den Massagestrahl, davon wird man zwar weder wacher noch schlauer, man kann es sich aber wenigstens einbilden.
Mein Kater ist eigentlich ziemlich niedlich, auch wenn er manchmal so komische Anfälle hat, die man im großen und ganzen nur mit einem Adjektiv beschreiben kann: aggressiv. Um dem einen positiven Touch zu verpassen, nenne ich diese Anfälle auch einfach Spieltrieb. Ist ja aber auch egal. Ich komme morgens unter der Dusche meist auf die Besten Gedanken. Die sind dann so herzzerreißend beknackt, dass ich am liebsten Schreien möchte, das wiederum ist gut, dann bin ich nämlich wirklich wach.
Aber wie bereits gesagt, ich dachte über meinen Kater nach. Er saß nämlich vor dem eigentlich dunkelblauen aber durchsichtigen Duschvorhang und starrte meine Nacktheit, wie ich fand, irgendwie für einen Kater unerhört lüstern, für ein männliches Wesen aber durchaus natürlich, an. Und da fragte ich mich plötzlich, was er wohl gerade denkt. So bescheuert doch eigentlich gar nicht, oder? Leider stürzte mich diese Frage aber in eine tiefe philosophische Depression, verursacht durch meine Unwissenheit, die sich wie ein roter Faden durch jeden meiner genialen Gedankengänge zieht. Nämlich stand ich vor einer Frage, die sich mir in Bezug auf MICH auch immer wieder stellte:
KÖNNEN TIERE DENKEN? Da ich ein Mensch bin und deshalb auch ein Tier, ein Zustand von dem Menschen sich gerne distanzieren, denn welcher Mensch ist schon gerne ein Tier, er ist doch Mensch und kein Tier ( Ein Mensch ist doch was vollkommen anderes als ein Tier!), da ich also wie gesagt sowohl Mensch als auch Tier bin, aber hauptsächlich Tier, kam ich nun gedanklich vom Regen in die Traufe. Die Frage, ob ich als Mensch, also Tier, weil Tier überhaupt denke, machte mich gedanklich irgendwie etwas krank. Wenn nämlich Kater, auch Tier, nicht denkt, denke ich konsequenter weise auch nicht, weil ja Tier. Wenn aber Mensch, auch Tier, denkt, denkt Kater auch, und wenn Kater denkt und mich dabei anstarrt, denkt Kater Sachen, die ich nicht weiß, aber erahnen kann und das wiederum gefiel mir nicht. Kater denkt dann nämlich lüstern und anzüglich, sexistisch und chauvinistisch und das fand ich ganz schön abstoßend. Was also tun? Da ich ja wusste, dass ich denke, weil ich die ganze Zeit gedacht hatte, und weil ich wusste, dass das Denken mich immer wieder in die bekacktesten Situationen beförderte, konnte ich daraus zweifelsfrei schließen, weil ich ja immer wieder in ziemlich dumme Situationen geriet, die übrigens ohne Denken nie zustande gekommen wären, wusste ich also zweifelsfrei, dass ich dachte. Und da bekam ich plötzlich so richtig schamhafte Gefühle. Ich wollte mich plötzlich bedecken, meine Nacktheit vor dem versauten Kater verbergen, ich wollte dass der Duschvorhang eigentlich schon dunkelblau, aber nicht durchsichtig war, dass ich in Ruhe weiterduschen konnte. Da das bedauerlicher weise aber nicht der Fall war, musste ich halt leiden. Ich möchte an dieser Stelle nicht behaupten, dass ich gemerkt hätte, dass der Kater längst die Tür anstarrte und mir den Rücken zugewandt hatte. Ich war ja ganz konfus! Bedecken, bedecken, Nacktheit bedecken, verdecken, Scham, schamesrot, Gott des Schams, Göttin der Schamhaftigkeit, beide anwesend, ich habe gesündigt, wieso sind meine Wangen so heiß? Du bist heiß, Baby, denkt der Kater, der böse, böse, versaute, sexistische Kater. Übrigens kastriert, das denkende Tier.
Als ich bemerkte, dass der Kater mir schon längst keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, war es bedauerlicher Weise schon zu spät. Ich stand, ins Handtuch eingewickelt, die Beine gekreuzt unter dem Massagestrahl und mischte das Wasser neu, weil es mir inzwischen etwas zu heiß vorgekommen war. Was nur passiert wäre, wenn der Kater nun nicht kastriert gewesen wär? Vielleicht, nein- ich mag gar nicht dran denken... Schmach überkam mich. Obgleich ich mich ob meiner Entdeckung bezüglich des käterlichen Verhaltens wieder ein wenig eingekriegt hatte.
?Schnuff, schnuff, Dicker!? Rief ich fröhlich aus, als sich endlich auch eine gedankliche Flaute einstellte. Der Kater wand sich mir gelangweilt zu und maunzte mich beleidigt an. Das hätte er lieber lassen sollen. Denn wie gesagt interpretiere ich gerne. Interpretation ist eigentlich nur ein anderes Wort für bedrohliches Gedankenmonster, das mich auffressen will mit Haut und Haar und das liebend gerne meine Schreie ignoriert, egal wie laut, Schreie nämlich sind ihm scheißegal. Beleidigt maunzen! So was. Ich war entrüstet. Gleichzeitig auch etwas enttäuscht. WIE KANN JEMAND BELEIDIGT SEIN, WENN SICH IHM DOCH GLEICHZEITIG DIE MÖGLICHKEIT BIETET, EINEN EIGENTLICH PERFEKTEN, NASS GLÄNZENDEN FRAUENKÖRPER ANZUSTARREN?
Fakt war, der Kater wollte raus, war genervt von meinem nackten Hinterteil, das ihn mehr als eine Viertelstunde unentwegt anstarrte, wollte raus, hatte Hunger, war gepisst von meiner Anwesenheit. Außerdem hat sein feines Näschen gerochen, dass das Katzenklo irgendwann in naher Zukunft mal wieder gereinigt werden musste.
Verständlich eigentlich, aber. Das aber muss sein, wie gesagt, darauf verzichte ich nicht. Nie. Da mach ich auch keine Ausnahme!
Der Kater, so wurde mir einige Stunden später, ich hatte mich natürlich unentwegt weiter mit dem morgendlichen Vorfall beschäftigt, klar, der Kater hat mich niemals wirklich angestarrt, nein, er hat einfach nur geguckt, hat vielleicht gesehen, dass ich nackt bin, ob er es aber gemerkt hat, geschweige denn sexuell erregend fand ist fraglich.
Ob er denken kann steht für mich jetzt außer Frage. Ja, er kann denken. Aber natürlich! Mit seinem Denken jedoch ist es ähnlich wie mit meinem unentdeckten Genie, Sie kennen das ja, unentdeckt aber doch vorhanden und so weiter. Des Katers denken beschränkt sich auf eher elementare Dinge, wie essen, schlafen und kacken. Sex gibt es für ihn gar nicht mehr, seitdem der Tierarzt da unten was abgeschnitten hat, er lässt sich nicht mal mehr am Bauch streicheln seit dem. Sex mit Menschen gab es, von allem anderen mal abgesehen, für ihn sowieso noch nie. Wär ja auch irgendwie pervers.
Aber solls ja geben... BÄH!
Rein biologisch wär das ja auch alles ein bisschen absurd. Wenn mir das doch eher eingefallen wäre.
?Komm Kater, wir gehen baden!?
haha.





















3. Lehrerkinder

Meine Eltern sind beide Lehrer. Eine Tatsache, die für meine Schulkarriere nie von großer Bedeutung gewesen war. Nun gut, in der Grundschule war das schon immer schon ein wenig störend, da mein Vater am selbigen Schulzentrum als Hauptschullehrer tätig war, und somit unentwegt auf dem neuesten Stand, was mein immer etwas komisches, leicht verwirrtes Verhalten betraf und was ich, wie gesagt schon als ein wenig störend empfand. Auf der anderen Seite empfand er die Tatsache, mit mir an einer Schule zu sein, spätestens als ich in der zweiten Klasse war, auch nicht mehr als so außerordentlich, wie er mir einige Jahre danach offenbaren sollte. Nicht selten habe er gerne das ein oder andere Attentat auf seine Tochter verübt, nachdem ihm von kollegialer Seite, natürlich anonym , zugetragen worden war, dass man heute mal wieder meinen siffigen, einst war er pink, braunen Ranzen, auf der Suche nach einem verschollenen Deutschheft, in dem die Hausaufgabe zu finden sei, durchwühlt und auf sämtliche vergammelte Schulbrote, Kleingetier, wie Kakerlaken und andere Erfreulichkeiten gestoßen war. Übrigens habe man auch das Deutschheft gefunden, jedoch keine Hausaufgabe und dabei sollten die Kleinen doch nur das ABC aufschreiben! ?Allerdings habe ich folgendes gefunden:? mein Vater etwas pikiert über das nun folgen sollende schielt auf die Uhr...wann ist die Pause nun endlich vorbei, das muss doch irgendwie ein Alptraum sein... ?Ohma unt Opa sizssen aufm Sohfa, Oma lätzst ein fligen, Opa mus in krihgen.? Ein ? na, was sagst Du dazu? Wird stillschweigend von meinem Vater beantwortet also nicht beantwortet, weil er dazu einfach nichts sagen kann, er ist ja nichteinmal mehr schockiert. Es ist bloß eine solch fatale Sprachlosigkeit, die sich in ihm breit macht. Scham? Nein. Mordgedanken? Vielleicht. Rachegelüste? Zutreffend.
Später wird das Zugetragene an meine Mutter weitergeleitet, man ist dann gemeinsam entrüstet, gemeinsam ratlos und das Gör spielt, als wär nie was gewesen im Garten.
Meine Mutter hat mir mal gesagt, dass sie irgendwann an einen Punkt gekommen ist, da hat sie gedacht, dass es jetzt SO schlimm sei, schlimmer gehe es gar nicht mehr. Und da wurde es besser. Aber dann wurds auch wieder schlimmer und dann wurds wieder besser. Und so richtig gut ist es, glaub´ich, bis heute noch nicht. Aber ich zeige ganz gute Tendenzen seit dem erneuten Abfall im Abiturjahr.
Ich habe mich eigentlich so schlimm gar nicht in Erinnerung, aber das hat man ja meistens nie. Aber damals hab ich mein Verhalten auch gar nicht so schlimm gefunden. Ich fand es ja auch selbstverständlich, in viel zu großen Schuhen, ich fand die total schick, sie waren schwarz mit so bunten Löchern für die Schnürsenkel, ich hatte sie meiner Oma abgeschwatzt, in die Schule zu kommen, was sämtliche Eltern anderer Kinder dazu veranlasste, mich ob meiner Armut zu bemitleiden und meinen Eltern Berge von Altkleidern und getragenen Schuhen zuzukommen zu lassen. Ob das meinen Altvorderen nicht unangenehm war? Doch war´s! Und mir? Nein, war´s nicht. Ich fand die Schuhe ja schön.
Was in meinem Hirn vorgegangen sein muß, als ich zum Klassenfrühstück mit einem Becher Milch, dessen Inhalt zu drei vierteln schon vom Pflaster des Gehwegs richtung Schule dankbar aufgesogen worden war, weiß ich bis heute nicht. Was im Hirn meiner Eltern vorgegangen ist, kann ich nur erahnen.
Das Lehrerkindklischee sieht wahrlich anders aus. Lehrerkinder sind famos gut in der Schule, sind gut gekleidet, machen ihre Hausaufgaben und haben Spaß an Referaten. Vor allem wissen sie, wie man besonders gut bei Lehrern schleimt. Ok, das wusste ich auch. Aber leider habe ich dieses Wissen weniger missbraucht als verspielt. Sagen wir so, viel gebracht hat mir dieses Wissen nie. Aber wie gesagt, das ist nur ein Klischee. Ich habe bislang ein einziges Lehrerkind kennengelernt, dass so brav war, dass man beinahe das Kotzen kriegt. Es kam auf dem Gymnasium in meine Klasse und seitdem habe ich es gehasst. Das Problem: es war dumm. Lehrerkinder sind eigentlich nicht dumm, Lehrerkinder sind kreativ und machen alles, was man als Lehrerkind nicht machen sollte. Lehrerkinder scheißen auf die Schule, weil sie mit Schule aufgewachsen sind und Schule deshalb nichts Besonderes ist für sie. Lehrerkinder sind Rebellen. Lehrerkinder sind spannend und Lehrerkinder haben, das ist vor allem ziemlich wichtig, keine Angst vor Lehrern, weil ja die Eltern Lehrer sind.
Aber ein Lehrerkind tat das nicht. Ein Lehrerkind lernte wie verrückt für die Schule, war immer in jedem Fach gut und machte ein ausgezeichnetes Abitur. Igitt. Das Lehrerkind, das ich nicht mochte, weil es so untypisch für ein Lehrerkind gewesen war, schaffte es nicht einmal, obwohl es es sich so sehr wünschte, verrückt zu sein. Es wollte sich so gern verrückt kleiden, aber das konnte es nicht.
Das Lehrerkind war so entsetzlich dumm, dass es dazu neigte, sich ohne Hintergrundinfo und so weiter, der allgemeinen Meinung anzuschließen.
Aber so sind wir Lehrerkinder nicht. Aber ich denke, dass ich es nicht mochte lag zum größten Teil daran, dass ich nie etwas mit ihr anfangen konnte. Ihre Gedankengänge waren mir einfach zu flach, ihr Verhalten war mir zu aufgesetzt und ihr Drang alles hundertprozentig zu machen ging mir mächtig gegen den Strich. Aber die Lehrer mochten es. Sie hatte es wenigstens drauf, die Lehrer langfristig effizient zu beschleimen und das ging mir, wie gesagt , ja leider vollkommen ab.
Ich hatte in Sachen schleimen eigentlich ganz gute Ansätze, aber leider wurden diese dank meiner ununterbrochenen demotivation, ständig und ziemlich im Keim ihres Lebens erstickt. Wenn nämlich der Lehrer anfänglich einen guten Eindruck von einem Schüler hat, kann ersterer aber ganz schnell wieder verschwinden, spätestens dann, wenn man sich zum dritten Mal bei einer improvisierten Hausaufgabe so verlabert, dass es offensichtlich ist, dass das schriftliche Dokument, das ja anscheinend existiert, doch nur eine Ausgeburt des Phantasie und der Gutgläubigkeit des Lehrendes darstellt, doch eben nicht als existent gelten kann.
Lehrerkinder sind keine Streber. Lehrerkinder MÜSSEN Klavierspielen und Geige und als erstes Blockflöte. Lehrerkinder singen im Chor und Lehrerkinder sind Abiturienten. Aber Lehrerkinder sind nicht gut in der Schule. Ich möchte, dass das bitte berücksichtigt wird in Zukunft!



























4.Todunglücklich und Pech in der Liebe


Als ich einmal mit meinem Eltern im Urlaub war habe ich mich verliebt. Dies ist deshalb keine lustige oder muntere Geschichte.
Liebe ist immer eine Sache, die Anfangs total spannend ist, weil man sich ständig knutscht und der Kerl einfach so geil küssen kann und weil es überall kribbelt und und und. Aber es ist ja in aller Munde, dass das nicht so bleibt. Dann irgendwann küsst der Typ immer schlechter, dann will man ihn gar nicht mehr küssen und dann ist er eh weg vom Fenster.
Wenn man sich aber in dieser Knutschzeit enger an diesen jungen Mann gebunden hat, sei es wohnlich oder irgendwie anders, kann das fatale Folgen haben, das durfte ich am eigenen Leib schon spüren, aber darum geht es hier schließlich nicht. Es geht in dieser Story eher um die elementaren Dinge der Liebe, so die Basics, die man sich in der Blütezeit der Pubertät zu eigen macht oder machen sollte. Mit Basics meine ich die alles andere als tiefgreifenden Dinge, die Junge und Mädchen ?miteinander gehen? macht. Die Bravo- Liebe- Basics, perfekt auf das Dr.Sommer- Team abgestimmte Love- elementaries. Dinge wie:
- poppen, nichts dabei finden und allen erzählen, wie geil es war
- oder harmloser- küssen, es eklig finden und es gleichzeitig total supertoll finden
- die Regel bekommen und denken, das Jungfernhäutchen sei gerissen
- von Sex reden und nicht wissen, was das ist
- einen Freund haben, den alle Mädchen scharf finden nur man selbst halt nicht
- die wirkliche Liebe nicht von der eingebildeten unterscheiden können
- auf Leo Di Caprio stehen
- Kate Winslet beneiden
- Blonde Mädchen beneiden
- Haare blondieren und trotzdem noch keinen Freund haben
- ENDLICH mal GEKÜSST WERDEN WOLLEN
- ...und müssen, weil man sonst nicht mithalten kann
- über Körbchengrößen diskutieren, obwohl man gar keinen Busen hat
- aufatmen, wenn man den ersten Push- up BH entdeckt hat
- Rauchen, obwohl es stinkt und man nach jeder Zigarette dringend scheißen muss
- Alkohol trinken, einfach weil man geil ist
- Heimlich Pornos gucken und sich mit ungeklärten Fragen zum Thema Sex an das Dr. Sommer- Team der Bravo wenden oder einfach für´n Fuffi sich ´ne Geschichte ausdenken über ?Mein erstes Mal?.
Das sind so die erhabenen Dinge, mit denen sich der Durchschnittspubertierende beschäftigt. Ich will es hier auch gar nicht verurteilen. Ich habe mich ja ähnlich aufgeführt. Aber auch nur ähnlich. Meine Schamgrenzen verlaufen zum Glück weit ab von der westlichen Hemisphäre, jeglicher Hemisphäre überhaupt, deswegen kam die Sex- Sache lange Zeit gar nicht für mich in Frage. Aber halt das Geknutsche war auch mir ziemlich wichtig. Ob da was ernstes dabei war?
Ja, war es. Ich weiß nur noch, dass er wo anders wohnte, dass er nur auf Besuch war, als ich ihn kennen lernte. Ich weiß auch, dass er ein Jahr älter war als ich. Ich weiß allerdings nicht mehr ob wir uns jemals geküsst haben. Wir waren jedenfalls für einander zusammen und das war klar. Damals wusste ich noch nicht, dass es mir ernst war, ich meine, ich glaube es geahnt zu haben. Als er mich allerdings zu sich einlud habe ich gekniffen. Ich hatte irgendwie Angst davor, glaub ich. Schön blöd, aber ich war halt noch klein. Er kam noch öfter zu Besuch. Und ich weiß nicht, wie es ihm ging, aber mir war es wichtig, ihn jedes Mal zu sehen, wenn er kam. Keine Ahnung warum. Maybe es war so ne Art Wellenlängengeschichte. Auf einer Wellenlänge waren wir allemal.
Bis heute habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ein Zustand, den ich gerne ändern würde, bin aber zu feig.
Aber Himmel, auch das wollte ich nicht erzählen.
Ich war also einmal mit meinen Eltern im Urlaub. Nicht nur mit meinen Eltern auch mit meiner Großmutter und meinem Bruder.
Damals war ich so um die vierzehn, also das für pubertäre Exzesse anfälligste Alter. Und ich verliebte mich in diesem Urlaub oder zumindest meinte ich, mich verliebt zu haben. Er war um einiges älter als ich, damals siebzehn... ohhhhhoo! Er verliebte sich nicht in mich. Die Story ist soweit schnell zu erzählen. Er knutschte mich nur und erzählte mir irgend´ne Scheiße, die ich damals auch nicht wirklich ernst genommen habe, aber ich wollte sie unbedingt glauben, also hab ich sein Gelaber für bare Münze genommen. Es war ja so romantisch als wir am Campingplatzlagerfeuer gemeinsam saßen, die Eltern in Hörweite, wir in Hörweite der Eltern, behütet, geborgen... und wir knutschten uns. Ich fands eigentlich eklig, aber ich wollte ja auch verliebt sein und zum verliebt sein gehört knutschen dazu. Ich hab es auch später, das mit dem Knutschen, meiner Oma anvertraut und habe gelernt, dass Küssen nix besonderes ist, sondern eigentlich was ganz normales und so. Jedenfalls hab ich das irgendwie alles ganz toll gefunden, habe mich unheimlich erwachsen gefühlt, habe ihm einen Ohring von mir als eine Art Liebespfand gegeben, den ich allerdings vor meiner Abreise wiederbekommen hab, glaub ich. Wo keine Liebe ist brauch man im Großen und Ganzen auch keinen Liebespfand. Jedenfalls reisten wir eines Tages ab, wofür ich meine Eltern verfluchte. Ich war todunglücklich und da komme ich jetzt zum Eigentlichen. Todunglücklich sein. Ist das nicht ein verlogenes Wort? Es prophezeit einem die tiefsten Abgründe menschlichen Empfindens, es macht einem Angst und möchte einem alles vermiesen. Eigentlich ist man am laufenden Band todunglücklich, bei jeder beschissenen Kleinigkeit, fängt man an sich zu bemitleiden und wird todunglücklich. Das beknackte: exakt 69 Sekunden später ist man gar nicht mehr todunglücklich und hat ganz flugs vergessen, dass man es jemals war.
Ich bin besonders oft todunglücklich. Wie ich, glaube ich, schon mal erwähnte, neige ich dazu, die ganze Welt ganz wahnsinnig ernst zu nehmen. Allerdings ist das kein ernstnehmbares ernstzunehmendes Ernstnehmen, sondern vielmehr ein ernstnehmen sämtlicher Kleinigkeiten, die einem eigentlich gründlich am Arsch vorbei gehen sollten, wenn man genau drüber nachdenkt. Aber ich nehme diese Dinge trotz gründlichen Nachdenkens so wahnsinnig ernst, es ist schon fast neurotisch. Und ja, wenn ich es recht überdenke bin ich ein Kandidat für dir Klapse. Kein Mensch ausser mir auf der Welt macht sich wahrscheinlich Gedanken über die Konsistenz seiner Exkremente. Mich kann ein weicher Stuhl in tiefste Depressionen stürzen, ebenso kann Verstopfung bewirken, dass ich tagelang nur noch Nichtstuend im Bett liege, höchstens den Kopf bewege, nichts esse, nicht aufstehe, weil ich muss ja nicht einmal auf´s Klo und ich schaue fern. Das befriedigt mich natürlich kein Stück in dem Moment und ich todunglücklich, weil ich nicht kacken kann und weil mir im Grunde so ätzend langweilig ist, dass selbst ein kleiner Schiss eine gelungene Abwechslung gewesen wäre. Aber anstatt irgendwas zu machen, sei es Abführmittel kaufen, bin ich einfach nur todunglücklich. Ich denke die ganze Zeit daran, dass ich todunglücklich bin, denke aber nicht darüber nach, was ich dagegen machen könnte.
Todunglücklich kann man auch sein, wenn man die ganze Zeit bloß heult. Das war nämlich nach diesem Urlaub so. Ich habe nur noch geheult um meine verflossene Liebe, die gar keine war. Ich muss mir sämtliche Gehirnzellen aus dem Kopf geheult haben, anders kann ich mir mein anschließendes Verhalten gar nicht mehr erklären. In der Tat ging es danach nämlich erst so richtig steil abwärts mit mir. Ich vermochte überhaupt keinen klaren Gedanken mehr zu fassen und schrieb einen ?Ich -Renne-Hinter-Dir-Her,-Schatz? Brief nach dem anderen, in dem ich dem armen Jungen mein Leid über seinen Verlust darlegte und ihm meine vermeintliche Liebe bekundete. Ich habe einige Wochen später angefangen zu hoffen, dass diese Briefe den Kerl nie erreicht haben, da fingen mir nämlich meine ständigen ?du kannst dann und dann ja kommen und dann auch auf der Couch schlafen? an, peinlich zu werden.
Seitdem hatte ich auch erst mal nicht mehr allzu viel Glück mit dem männlichen Geschlecht. Ein sogenannter Klassenkamerad hat mir auf irgendeinem meiner Geburtstage, an dem ich eine Party veranstaltete wie immer, ein mal meine Zukunft vorausgesagt. Er prophezeite mir ewiglich kein Glück in der Liebe. Bis heute habe ich beknackter Weise Schiss, dass könnte stimmen, aber wenn ich mich recht erinnere, mag seine Weissagung darin begründet liegen, dass ich den ganzen Abend lang versucht hatte, mich an den Idioten, den ich übrigens nicht mal wirklich geil fand, sondern ziemlich beschissen, ranzuschmeißen, was ihm womöglich etwas genervt hat. Aber ich war damals scheinbar resistent gegen jegliche Zeichen, die laut, deutlich, eigentlich unübersehbar ein NEIN signalisierten. Heute bin ich da leider vorsichtiger geworden, etwas zu vorsichtig , möchte ich sagen, aber es geht mir total ab, wie immer, ein Mittelmaß zu finden.
Ich habe mich damals ein Tick zu oft an irgendwelche beliebigen Typen rangeschmissen und leider war ich dabei auch immer ein Tick zu aufdringlich. Wie zum Beispiel mit einem gewissen Kerl, der ungefähr hundert Jahre älter war als ich und sein Abitur zu einer Zeit machte da ich noch in der Mittelstufe rumkrauchte. Ich schrieb ihm ständig irgendwelche Briefe, die, wie verwunderlich!, unbeantwortet blieben und zitierte ihn eine zeitlang jeden zweiten Tag nach der Schule zum sog. Bioteich. Da belagerte und belatscherte ich das arme Schwein mit einer so krassen Penetranz, dass er sich schließlich geschlagen gab und mir versprach, nur damit ich doch endlich ihn in Ruhe lasse und meine Fresse halte, ich glaube nämlich, er hatte inzwischen echt Schiß vor mir bekommen, er versprach mir jedenfalls mit mir ins Kino zu fahren. Dazu ist es jedoch nie gekommen, was wohl daran lag, dass ich dann irgendwann auch anfing, ihn anzurufen und durchs Telefon hat er sich dann auch endlich irgendwann getraut, mir zu sagen, dass ich ihm auf den Sack gehe und dass er nicht mit mir ins Kino fahren wird. Ich kann mich nicht daran erinnern, damals besonders gekränkt gewesen zu sein, selbst das Schämen über mein total beschissenes Verhalten sollte sich erst Monate später einstellen.
Witziger Weise aber war mir das alles noch nicht genug. Ich hatte dann irgendwann beschlossen, auch seinen Freund toll zu finden und schrieb ihm dann auch Briefe, allerdings war ich da schon etwas gewiefter. Ich machte es auf die Mitleids- Masche. So nach dem Motto.? Ich brauch jetzt wen, echt...?heul. Heul auch jetzt. Ich kann nur hoffen, dass man mich aus sämtlichen Gehirnen rausgestrichen hat. Ich meine das war alles im einen eine solche Scheiße, die ich mir da geleistet hab, dass andere Leute wahrscheinlich reihenweise das Kotzen bekommen haben.
Als ich dann irgendwann endlich die Kurve gekriegt hatte und bislang bei keinem gelandet war mit meiner Ranschmeißmasche, oh wunder,
hatte ich immer noch keinen richtigen Freund bekommen und hatte mich zwar geküsst, aber doch nicht wirklich!
Ein Gutes jedoch hatte meine Aufdringlichkeit. Die beiden Kerle, die unter mir damals gemeinsam durch die Hölle gingen, waren anschließend glaub ich, ziemlich gute Freunde. Ist doch schön nicht?
Ich aber war, das war dann auch das einzige Resultat, das ich erzielte, ich war wochenlang nichts als todunglücklich. Ich bins auch jetzt noch ab und an, aber wenigstens hab ich gelernt, die Situationen, die mich todunglücklich machen, zum größten Teil nicht mehr selbst zu schaffen. Das ist doch auch mal wat tolles!





















5. Gedanken für´s Klo

Als ich neulich auf dem Klo saß, in einer alten Frauenzeitschrift blätterte und dabei gemütlich an einer Penny- Billigzigarette nuckelte, wurde mir auf einmal klar, dass sich der Großteil meines Lebens bislang entweder in der Schule oder auf dem Abort abgespielt hatte. Der Artikel, den ich gerade las, beschäftigte sich tiefgehend mit dieser unheimlich aussagekräftigen PISA- Studie. Man schämt sich nun ja bundesweit für die miesen deutschen Schüler, die, wie man jetzt endlich weiß, zum größten Teil dumm wie Scheiße sind, was die Schülerschaft jedoch mit Sicherheit nie an sich selbst festmachen würde... .Ach, wie dem auch sei, so kam ich jedenfalls auf diesen tiefgehenden Gedanken, ich meine, so kam ich zu dieser wahnsinnig philosophischen Erkenntnis über meine eigene Trägheit oder positiver ausgedrückt, über den Verlauf meines bisherigen Lebens.
Ich muss sagen, ich fand diese gedankliche Entdeckung auf der einen Seite wirklich sehr traurig, aber auf der anderen Seite vergnügte mich der sprachliche Zusammenhang zwischen diesen beiden Orten enorm. Wenn man nämlich Synonyme sucht, zum einen für Schule und zum anderen für Klo, stößt man unfreiwillig auf eine Verwandtschaft dieser beiden Wörtchen. Sie sind eine Familie! Nämlich kann man bekanntlich für Toilette auch ?Bedürfnisanstalt? sagen und für Schule nicht nur ?Pflichtinstitution? oder ?Zuchtclub für den Nachwuchs der Führungselite e.V.? oder dergleichen, nein Schule ist auch einfach die ?Abrichtungsanstalt?. Ist das nicht wahnsinnig? Aber weiter in der Erklärung: Bei beiden Anstalten handelt es sich, jetzt im grammatikalischen Verständnis, wie wir alle wissen, um zusammengesetzte Substantive. Dadurch ergibt sich quasi automatisch eine Verwandtschaft zwischen den beiden Ausdrücken- jetzt nur von der Grammatik her begutachtet, versteht sich. Aber auch die Semantik soll in diesem Fall selbstverständlich nicht zu kurz kommen. Deshalb werde ich meinen Moment der Erleuchtung nun für Sie näher erläutern. Ich möchte eintauchen in die Materie der Semantik, ich möchte die Familienbande zweier Wörter begutachten, werten, sie Ihnen verstehen lehren und meine Scharfblicke nicht wiederlegen. Tauchen Sie mit mir ein in die Welt der konfusen Gedankengänge, der endlosen Sätze und der nicht erkennbaren Logik dahinter. Ich lade Sie ein! Tauchen Sie noch tiefer in diese Welten als Sie bisher schon eintauchen durften! Empfinden Sie es als einTAUCHEN bitte, nicht als gefühlloses einTUNKEN!
Wie bisher schon dargelegt, ist eine offensichtliche grammatikalische Verwandtschaft zwischen den Redefiguren ?Abrichtungsanstalt? und ?Bedürfnisanstalt? nicht zu leugnen, denn sie ist ja offensichtlich und Offensichtliches sollte man nicht leugnen, denn wenn man etwas leugnet, was eigentlich offensichtlich ist, kann man nur von einem Verbrechen sprechen, dass sich im allgemeinen kaum mehr mit dem Doppelwort für Irreführung, also Lüge abtun lässt, sondern schon als ein... ist doch auch vollkommen egal!... Also diese Wörter gehören grammatikalisch in eine Wortfamilie. Daran lässt sich nichts ändern, auch in der Zukunft nicht. Um nun auf die Semantik zu sprechen zu kommen: Nun macht man sich ja, als erster gedanklicher Schritt, den man vollführen sollte, den Kopf über die Sinnverwandtschaft dieser zwei Ausdrücke. Nun, wollen wir uns doch als erstes einmal die Wörter als solche anschauen und Cluster (engl.=Worttrauben) erstellen, die uns in der Interpretation der Wörter merklich weiterhelfen sollen.

Abrichtungsanstalt: Toilette: Schule:
- Hunde lernen, nicht in dieWohnung zu kacken - Menschen lernen, dort zu kacken - Menschen lernen
- auf dem Klo sitzt man - Man sitzt beim AA- machen - Man sitzt eigentlich immer
- man liest und lernt - man liest und lernt dabei - man lernt lesen
- man kann Rätsel lösen - man lernt, um Rätsel zu lösen
- man kann Briefe schreiben lernen - man kann Briefe schreiben - man lernt Briefe zu schreiben
- man muss brav sein - man muss brav sein
- man darf nicht rumzappeln - man sollte nicht rumzappeln beim Geschäft - man darf nicht rumzappeln, das stört den Lehrer
- man redet nicht - man redet meisten nicht - man darf nur reden, wenn man dazu aufgefordert wird
Na, ist Ihnen was aufgefallen? Ok, gut, ich habe hier nicht unbedingt Worttrauben gemalt, habe aber nach dem selben Brainstormingverfahren eine schön übersichtliche Tabelle erstellt, so können Sie schön geordnet nachvollziehen, was ich Ihnen versuche nahezubringen.
Um jetzt darauf einmal in vollständigen Sätzen drauf einzugehen: Nicht nur das Wort ?Anstalt? macht Abrichtung- und Bedürnisersteres zu einer Familie, nein, es ist auch der Sinn.
Schule und Toilette sind durchaus also miteinander verbindbar. Man zelebriert dort durchaus ähnliche Dinge. Man verrichtet sie auch auf der selbe Art und Weise. Man ist ähnlich entspannt und verfolgt ähnliche Ziele. Und diese Ziele kann man im Endeffekt meistens beide, ohne groß darüber nachzudenken und guten Gewissens, einfach runterspülen.
Sie konnten nicht folgen? Ich konnte es auch nicht, aber seien Sie deswegen bitte nicht betrübt. Dieser kleine wissenschaftliche Bericht war ganz und gar nicht dazu gedacht, ihn nachzuvollziehen oder wirklich zu verstehen. Ich weiß selbst nicht genau, wozu er gedacht war. Ich glaube, ich wollte nur die Schule schlecht machen und sie deshalb mit einer Toilette vergleichen. Ich wollte die Schule grundlos verletzen, wollte ihr wehtun, sie kränken. Einfach aus Spaß an der Freude. Ja, ich tue ihr unrecht, na und?
So wie ich die Schule erlebte hat sie kaum wat besseres verdient. Übrigens sacht datt auch die PISA- Studie. Hä? Egal...































6.Aus den Memoiren einer Uni-Sextanerin

Nun endlich darf ich mich Uni-Sextanerin nennen. Gerade noch die Big Oberprimanerin, die Göttin der Oberstufe, verehrt, beneidet von der Mittelstufe, gefürchtet von der Unterstufe, gerade noch so groß, jetzt wieder enorm geschrumpft. Da treffen einen die teils mitleidigen, teil spöttischen Blicke der schon etwas erfahreneren, reiferen, erwachseneren Studenten, die die Uni schon in- und auswendig kennen und schon fühlt man sich in die guten alten Zeiten, als man frisch eingeschult war auf dem Gymnasium, zurückversetzt, beinahe ein etwas nostalgisches Gefühl.
So fürchtete man sich vor 13 vergangenen Schuljahren vor den etwas böswilligen und herablassenden Hänseleien der Quintaner und
fast verfällt man nun wieder in die Anfängerrolle und duckt sich ehrfürchtig vor den erhabenen Uni-Quintanern.
Nun aber stelle ich enorme Ansprüche an die älteren Studenten. Fast erwarte ich, ja, möchte ich von ihnen verspottet werden, weil ich
jung bin, neu bin. Eine enorm skurrile Angelegenheit. Und so bin ich es wahrscheinlich selbst, eingelullt in meine Minderwertigkeitskomplexe,
die sich verspottet.
Ich selber komme mir so jung vor und unerfahren, bin es auch, woran dabei in der Wirklichkeit, jenseits meines phantastischen Denkens,
nichts Verwerfliches zu finden ist. Im Gegenteil, es ist normal! Fängt man denn im Leben nicht immer einmal ganz unten an? Begonnen
bei der Geburt, dann im Kindergarten, dann als Erstklässler, weiterführend als Sextaner, anschließend als Erstsemestler, dann als Referendar, als junger Lehrer, als frischer Pensionär,
als jüngster Altersheimler, usw. Den Tod lasse ich weg, denn jenseits der Welt und aller menschlichen Normen, so denke ich, spielen gewisse Rangfolgen keine Rolle mehr. Vor Gott, Allah, Buddha, oder sonst wem wage ich zu bezweifeln, dass es noch eine Rolle spielt, wer gerade erst- und wer schon etwas länger tot ist, sprich wer Himmels-Sextaner
bzw. beispielsweise Tertianer ist.
Trotz allem überfallen mich Uni-Neugeburt noch mancherlei weitere Ängste, sprich die typischen unnötigen ?und was ist wenn?? Fragen, die einem die Tage vor Vorlesungsbeginn so herzhaft verpökeln, nur dass die Gedanken, die die besagten Tage sich zu eigen machen, im Gegensatz zu gepökeltem Fleisch ich als nicht konserviert herausstellen, also ziemlich neu verschimmeln und weg- bzw.verworfen werden.
?Und was ist, wenn ich keine Freunde finde?? Die mit Sicherheit beliebteste Schiss-Frage, die ebenso undankbar wie total verquer ist. Die
Angst, die sich in meinem Kopf ein Bild malt, in Grautönen gehalten, ich allein Samstag Abend rauchend und Lesend in meinem Zimmer, ich
allein vor meinem Fernseher, ich mutterseelenallein im Hörsaal, ich und ein Professor allein im Seminar, ich allein vor der Uni, im Café, in der Stadt und alle Bäume tragen kein Laub, es laufen nur Andreas-Türck-Talkshows im Fernsehen, ich muß die ganze Zeit ?Sylvia- Romane?, Gala, die Bunte und Bild lesen und das Mikrowellenessen schmeckt auch nicht.
Und ich bin traurig - auch die ganze Zeit.
Und da müsste ich es doch erheblich besser wissen! Fiel es mir oder irgendjemand anders denn schwer, Bekanntschaften zu schließen auf
dem Gymnasium, in der Grundschule, im Kindergarten oder im Konfirmandenunterricht, beim Sport oder im Chor oder sonst wo? Doch
sicherlich eigentlich nicht.
?Und was ist, wenn mich die Leute für arrogant halten oder unsympathisch?? - ?Keine Sorge Rebling?, denke ich mir, ?es gibt sicherlich auch andere arrogante und unsympathische Leute, denen jene Makel an mir gar nicht auffallen werden, da sie selbst mit jenen behaftet
sind.? Die Frage, ob mich das Studium überfordern könnte, stelle ich mir nur ganz selten, denn ich fröne der Vorfreude, endlich überhaupt
einmal, im Gegensatz zu vergangenen Schulzeit, gefordert zu werden. Vielmehr mache ich mir Sorgen, dass mich die oberschulentypische
Lustlosigkeit erneut überfällt, dass ich wieder anfange zu schwänzen, weil man das zu lernende schon weiß oder weil man es in jedem
Buch in einer Viertelstunde nachlesen kann und hiernach an die Millionen mal schlauer ist, als nach jeder dreiviertel Stunde Gesülze aus Richtung des Lehrerpults, dessen Besitzer sich als überqualifiziert empfindet, sich grämt, dass sein Hirn nicht zum Professor gereicht hat und jenes allgegenwärtig den Schülerpöbel spüren lässt, was wiederum den eben
genannten Kaffeesatz der Intellektualität zum Fernbleiben des Unterrichts veranlasst, da es ernstlich schwer ist, die Minderwertigkeitskomplexe der Lehrenden länger als 1x die
Woche zu ertragen. ?So eben lasen sie einen Einhunderthundsieben Wörter langen Satz, ich hoffe, sie konnten folgen.? In jeder Klausur wäre dieser Satz en fatales Vergehen an der deutschen Sprache gewesen, weil
entweder der überqualifizierte Herr Deutschlehrer inhaltlich nicht folgen konnte oder aber aus reiner Schikane oder aber weil man dieses Wortgebilde in der Tat nicht versteht? Versteht man es denn?
Man merkt, kaum entsinne ich mich vergangener Zeiten, überfällt mich erneut der mich knebelnde und fesselnde Gram der Schulzeit. Aber
ich sollte das eigentlich vergessen und mich sodann freudig dem Neuen zuwenden und meinen unbegründeten (?und was ist, wenn sie nicht unbegründet sind??) Ängsten hinzugeben, zu studieren, um Menschen kennen zu lernen, bevor ich mein schwarz-weißes Schubladendenken
anstelle und beginne, der Schulzeit nachzuheulen, weil damals ja alles so
schön Scheiße war.






































7. Frankreich im Frühjahr
Zu Anfang möchte ich sagen: Wenn man ein Auge zudrückt und dann das andere, ist man ganz schön schlimm dran, dann sieht man nämlich leider gar nichts mehr. Man sollte also niemals beide Augen zudrücken.

Dank eines Schulaustausches in der neunten Klasse kam endlich einmal etwas Leben in meine kärgliche, graue Existenz. Da meine Eltern erkannt hatten, dass meine schulbezogene Motivationsgrenze in den ersten neun Schuljahren von 100 auf unter 20 Punkte gesunken war und sich das im allgemeinen besonders auf die naturwissenschaftlichen Fächer, da konnte man leider aber rein gar nichts mehr dran ändern, das Arbeitsgebiet körperliche Ertüchtigung oder klarer ausgedrückt, das Hopsen über irgendwelche Böcke und das Hangeln entlang irgendwelcher Latten, kombiniert mit dem schamlosen Wälzen auf sogenannten Turnmatten, ich meine den Disziplinbereich Sport und das weite Fachfeld der Sprachen, insbesondere Französisch und ausgenommen Englisch und Deutsch bezog, schickten sie mich im Frühjahr anno 1996, glaub ich, in die Berge. Meine Mutter erhoffte sich davon einen Motivationsschub meinerseits, der bewirken sollte, dass ich irgendwann, in weit entfernter Zukunft doch einmal mich begeistern würde für das Lernen einer gewissen Sprache. Ich meine natürlich Französisch. Und die Berge, in die man mich delegierte waren die Pyrenäen. Ich habe verdrängt, in welches hübsche kleine Bergdorf ich versandt worden war. Ich wollte es damals, so weit ich mich entsinnen kann, gar nicht wissen, schon allein aus dem Grund, da ich den Namen dieses lieblichen aber erbärmlichen Weilers nicht annähernd aussprechen konnte. Bei mir klang es, wenn ich dann doch mal von dem Nest sprach, immer irgendwie, als würde ich in die kalten Steppen- und Tundralandschaften des schönen Sibiriens geschickt. Das hielt wiederum meine Eltern dazu an, es zu vermeiden, mich in der Öffentlichkeit auf den bevorstehenden Austausch anzusprechen. Sie wollten nicht dastehen wie Rabeneltern, die ihre süße kleine, die ich mit Sicherheit nicht war, zur Zwangsarbeit nach Russland schickten.
Was ich verstehen kann.
Ich freute mich natürlich unbändig auf diesen zweiwöchigen Ausflug. Ich sprach, trotz zweijährigen Unterrichts, so gut wie kein Wort französisch, geschweige denn russisch, konnte nicht einmal zu Ausdruck bringen, dass ich Hunger habe, na ja, das vielleicht gerade noch, aber wenn es darum ging zu verlautbaren, dass ich eventuell einmal Hunger hatte, wurde es für mich schon etwas schwieriger und zu sagen, dass ich einmal Hunger haben werde ging mir vollkommen und restlos ab.
Es war also für mich eine riesige Herausforderung. Eine Art Springflut der Abenteuerlust überkam mich und ich beschloss, als ich kurz vor meiner Abreise mir selbst eingestand, dass ich diese Herausforderung mit Sicherheit niemals bewältigen würde, meine französischen Altersgenossen und ihre Altvorderen einer gründlichen Wartung, einer Prüfung auf Herz und Nieren sozusagen, ihrer Deutschkenntnisse zu unterziehen.
Einer der Beschlüsse, die ich selbstverständlich meinen vor Selbstgefälligkeit strotzenden Eltern, sie waren überzeugter als überzeugt von dem Erfolg dieses, im Preis- Leistungs Ungleichgewicht stehenden Ausmarsches, vorenthielt, was ja gar nicht mal wirklich dumm war.
Im Frühjahr, im März 1996 also sollte es losgehen. Am Vorabend der Abreise hielten mich meine Eltern, bereits etwas gereizt, zum abertausendsten Mal dazu an, endlich meine Reisetasche zu packen, die ich aber seit der letzten Klassenfahrt aufgrund eines lädierten Reißverschlusses, der das Verschließen der Tasche unmöglich machte, verschmähte. Ich hatte versäumt, meinen Alten davon kundzutun und hielt es auch nun nicht für nötig, just einmal meinen Mund aufzumachen. Statt dessen widmete ich mich ersprießlich der Lektüre eines Buches über die Beschaffenheit von Korbsesseln. ?Rattanmöbel- Wohnen im Einklang mit der Natur? lautete der Titel dieses Diskurs, meine ich mich zu erinnern.
Was mich weiterhin davon abhielt, meine Sachen auf unordentliche Weise in eine Tasche zu stopfen, war, dass ich mich verunsichert fühlte durch die Tatsache, dass ich nur in meinen bösesten Alpträumen erahnen konnte, was mich da unten in der französischen Pampa gastfamilientechnisch erwarten sollte.
Folgendes hatte sich nämlich Tage zuvor in einer Französischstunde ereignet: Kurz vor dem Abreisetermin hatten sich einige der Franzosen kurzum dazu entschlossen, doch keinem der deutschen Kinder in ihre gepflegten Wohnungen Einlass zu gewähren und hatten sich also von dem Austauschprogramm distanziert. Andere Eltern hatten sich wiederum kurzfristig dazu bereit erklärt, das ein oder andere Gör zwei Wochen lang durchzufüttern. Das kling alles gar nicht weiter schlimm, wäre durch dieses leidliche Hin und Her nun nicht ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Geschlechter aufgetreten.
Insgesamt beteiligten sich vier Mädchen und sechs Jungen an dem Austausch. Ursprünglich waren auch zehn geschlechtlich korrekte Gasfamilienkinder, also vier mit Töchtern und sechs mit Söhnen, aufgetrieben worden. Nun aber hieß es, dass nur noch drei Mädels einer weiblichen Herbergstochter frönen durften, dass also ein Mädchen nicht dem Glück ausgesetzt war, nach der Schule mit einem Mädchen zu spielen. In der besagten Französischstunde also wurde uns dieser Zustand gebeichtet und also eine Krisensitzung in der großen Pause nach der Vierten einberaumt, wo man dann per Losverfahren feststellen sollte, wer die Arschkarte gezogen hatte.
Im Unterricht konnte das nun natürlich nicht abgewickelt werden, da man damit ja wertvolle Unterrichtszeit vergeude.
In der großen Pause also traf man sich flugs in der Pausenhalle zusammen und pflanzte sich zu fünft voller Anspannung im Schneidersitz auf den Boden. Die Mme Lehrerin hatte bereits Zettel vorbereitet. Grüne Zettel, auf denen vier Namen, Kiki, Jeanne, Louise und eben Guillaume in ordentlicher Lehrerinnenschrift geschrieben standen und die es nun zu ziehen galt. Machen wirs kurz. Natürlich hatte ich das Glück, Guillaume zu ziehen. Sprich die Arschkarte. Alle freuten sich königlich, während ich überlegte, ob mir die Situation gestattete, in Tränen auszubrechen oder ob mir es zwar die Situation erlaubte, aber mein Alter nicht oder ob mein Alter wirklich es mir ganz krass verbot. Ich heulte jedenfalls erst, als ich Zuhause war und dem positiv gewürzten Geschnatter meiner Eltern ausgesetzt war, die mich davon zu überzeugen suchten, dass ein maskuliner Spielgefährte das ideale Pendant zu meinem zeitweise etwas unweiblich anmutendem Gebaren darstellte. Auch wenn es vielleicht stimmte fühlte ich mich doch etwas gekränkt in meiner porzellanenen pubertären Weiblichkeit, die es mir jedoch erlaubte, mich gelegentlich noch im Schlamm zu wälzen.
Jedenfalls las ich dann am Abend vor der Abreise in meinem Rattanbuch, dass ich von meiner Großtante zu meinem letzten Geburtstag geschenkt bekommen hatte und das ich bislang höchstens zum Po abwischen benutzt hätte und trauerte dem Austausch entgegen.
Als meine Mutter dann gegen neun mein Zimmer auf wenig diskrete Weise zu belagern begann und bei der Gelegenheit meine schönsten Sachen in der Tasche verstaute, hatte ich mich kurzerhand unter das Bett verkrochen und hörte New Kids On The Blocks mit meinem Walkman, dem die Kassettenklappe fehlte und der Stop- Knopf, was das Abspielen von Tonmaterial nicht gerade erleichterte. Deshalb überhörte ich wohl auch den etwas überspannten Aufschrei von Seiten meines Muttertiers, der meinem Vater wohl signalisieren sollte, dass sie auf Grund einer kaputten Reisetasche als Höhepunkt dieses Abends keine Lust mehr hatte auf den auf heute Abend verlegten Paarungstanz im elterlichen Schlafzimmer.
Was auch immer mein Vater von dem Geschrei mitbekommen hatte, hatte ihn dennoch dazu verleitet, in einem Wahnsinnstempo die Treppe zu erklimmen und in mein schmuckes Zimmerchen zu stürmen. Wo er eine knallrote Ehegattin und keine Tochter, auf den ersten Blick jedenfalls, zu erblicken vermochte. Meine Mutter deutete umgehend unter das Bett und dann auf den Reißverschluss, leider reparaturbedürftig, und dann wieder unter das Bett.
Erst als vier Arme angestrengt versuchten mich aus meinem sicheren Versteck zu zerren, merkte ich, wie angespannt die Situation sein musste, in der ich mich nun leider Gottes befand. Ich rückte ein wenig tiefer unter meine Bettstätte und drückte mich an die Wand. Dann begann ich, meinen Eltern jedmöglichen Kram, wie alte Socken, ungewaschene Unterhosen und Spielzeugautos in die wild grabschenden Hände zu drücken. Ich hatte einen Heidenspaß an der Sache bis die Hände urplötzlich verschwanden und ich mich wieder in Sicherheit wähnte. Fünf oder fünfzehn Minuten waren verstrichen und ich wollte gerade rauskriechen, weil ich pinkeln musste, als sich das Bettgestell erst um zehn, dann um 20 und schließlich um 50 Zentimeter hob und auf wundersame Weise über meinen Kopf hinweg in die andere Zimmerecke schwebte. Und dann lag ich da. Entblößt, unsicher, was mich erwartete, verstört und erniedrigt. Meine Eltern standen. Unglücklicherweise mehr als nur erzürnt, zornesrot im Gesicht, weiß um die gespannten Mundwinkel, wortlos.
Was nun folgte möchte ich nicht darlegen. Kurz zusammengefasst aber stand nun eine verbale Züchtigung auf dem Plan, kleine aber pikante Drohungen zärtlich und wohlbedacht an passenden Stellen eingeflochten, streng, unangenehm, endlos. Das kennt man ja. Den angedrohten Hausarrest, den man eh nie bekommt, Taschengeldentzug, der in zwei Wochen eh wieder vergessen sein wird, wenn Papa einem den zwanziger in die Hand drückt, während er die Zeitung liest und so weiter...
Jedenfalls ging man anschließend noch kurz zum Nachbarn, um sich eine vollfunktionstüchtige Reisetasche auszuborgen, bedacht mit dem Nachsatz an die eigene Tochter gewandt: ?Die kriegen Sie dann in zwei Wochen wie neu wieder zurück.? Der Nachsatz ohne die nötige Überzeugung. Dem Nachbar war´s dann doch egal. Wenn Reisetasche im Arsch, er bekommen wirklich neue. Und ich bekommen verbale Haue mal wieder, sollte mir auch wurscht sein, was ist schon verbale Haue gegen einen Austausch, auf den man keine Gelüste hat.
Ich ging an diesem Abend gegen neun schlafen und erwachte am folgenden Morgen, dem Morgen der Abreise, etwas gerädert vom vergangenen Abend und gemartert von den Alpträumen, die mir der Frankreichausflug bescherte, übrigens schon seit Wochen.
Man hatte mir bereits einen Beutel gepackt mit Broten, Naschi, Tee und Bananen mit braunen Stellen und nach dem Frühstück, das ich nicht essen wollte ging?s dann los. Ich werde an dieser Stelle Ihnen die Busfahrt von über 20 Stunden in allen ihren Einzelheiten vorenthalten und bei meiner Ankunft in dem Bergdorf fortfahren.
Natürlich habe ich mir die ganze Fahrt lang versucht die Beschaffenheit des Jungen Guillaume vorzustellen und war zu dem Entschluss gekommen, dass es ja sein könnte, dass er ganz geil war und dass wir ein bisschen knutschen könnten. Ich fand´s nachher also gar nicht mehr so schlimm zu einem Jungen zu kommen.
Das musste vorweg jetzt erwähnt werden.
Bei unserer Ankunft warteten schon alle Gastfamilien auf ihre ausgeliehenen Schützlinge, wie wir, voller Spannung, was sie erwarten sollte.
Als wir aus dem Bus stiegen bot uns ein gar lustiges Bild. Die Mädels und Jungs und ihre Eltern in zwei Reihen fein säuberlich aufgestellt, vorne die Gören und hinter denen die dazu passenden Eltern und gegebenenfalls Geschwister, Tanten und Onkels und Omas und Opas Cousinen und Cousins, Hunde und Katzen und Kühe und Schweine und Pferde und was sonst noch alles zu einer intakten, glücklichen pyrenäendorf- französichen Bauerngroßfamilie dazugehört.
Ich vermied es, mir die Jungen genauer anzusehen, da ich einer etwaigen Enttäuschung vorbeugen wollte, vermied es allerdings kaum zehn Sekunden und starrte dann, voller Ahnungsdrang jeden der Kerle einmal wenige Minuten lang genau an und kam dann zu dem Entschluss, dass vier von den sieben jungen Herren durchaus geeignet gewesen wären für eine zweiwöchige Knutscherei. Ich hoffte also inständig, dass mich das Glück befiele, einen dieser vier abzubekommen.
Wir wurden dann der Reihe nach, das meint in alphabetisch pädagogisch- pedantischer political correctness, aufgerufen und in die Arme der uns zugeteilten Familie geschubst, also unserem freudlosen Schicksal überlassen. Guillaume sollte alle meine Vorstellungen übertreffen. Er konnte natürlich nicht zu den auserwählten Vier gezählt werden, er gehörte vielmehr zu den zwei gar nicht in Betracht gezogenen, er war also nicht mal der eine, der noch gerade so gegangen wäre. Guillaume war so hässlich, dass es mir beinahe die Puschen auszog. In meiner Nase meldete sich bei seinem Anblick, dieses unangenehme Ziehen, dass sich auch immer ankündigte, wenn ich warme Bockwürste mit Kartoffelsalat essen musste und ich stolperte langsam vorwärts gen Höllenpfuhl, verfluchte mich leise für meine Naivität, für meinen Glauben an das Gute. Ich war mir jetzt sicher, dass es das Gute nicht gab. Böse. Alles war ganz gewaltig böse.
Guillaume war echt schweineeklig, passend, denn sein Vater war der einzige Schweinebauer im Dorf, was mich hoch erfreute, da ich wusste: Schweinegülle stinkt noch beschissener als Hühnerkacke und Ottonormalverbrauchergülle zusammen mit verfaulten Eiern.
Guillaume war ungefähr so groß wie ich hatte aber viermal so große Füße, er hatte fettiges, braunes nach hinten gekämmtes Haar, von dem jedoch die ein oder andere Strähne fetttriefend in deine Aknestirn fiel. Er grinste mich unverschämt an mit einem ?Feste- Klammern- Grinsen?, vom allerfeinsten. Ich meine mich erinnern zu können, dass er ständig irgendwelche Speisereste, die aussahen wie verschimmelter Spinat, in der Klammer stecken hatte, was verursachte, dass er aus dem Mund stank, wie der Güllepott vorne auf dem Hof. Ich liebe Gülle, mhmm! Läcka! Zähne waren bei ihm auch nur noch eher rudimentär vorhanden oder wenn man es so ausdrücken möchte: Mit seinen Zähnen war es gleich der Religion, sie bestanden allein durch den Glauben.
Mit Guillaume verbrachte ich nun die zwei beiweitem schönsten Wochen meines Lebens. Ich ging ihm möglichst aus dem Weg und brachte ihm und seinen Eltern kein Deutsch bei. Ich stellte auf stumm. Sprach gar nicht, und wenn dann nur auf der Toilette, dort führte ich ausgedehnte Selbstgespräche, klagte mir selbst mein Leid.
Guillaume hatte sich zu allem Überfluss noch in mich verknallt, er rannte mir ständig hinterher. Ich hatte wahnsinnigen Spaß.
Wieder daheim heulte ich zwei Tage durchgängig, denn ich wollte meinen Eltern meinen Unmut deutlichst kundtun. Diese ignorierten mich völlig und so blieb ich allein in meinem Leid. Als es einige Monate später daran ging, Guillaume bei uns zu beherbergen blieb sein Besuch bedauerlicherweise aus. Man sagte uns, er habe eine Grippe, nur ich weiß, dass er nicht kam, weil ich gedroht hatte, ihn zu teeren und zu federn, wenn er sich nach diesen zwei Wochen noch einmal in meine Nähe trauen würde. Das konnte ich komischer Weise auf Französisch sagen.




8.Kleine Geschichte eins
Er hatte sich das Messer einfach genommen und sich in das Schlafzimmer begeben. Dort hatte er sich auf das Ehebett gesetzt und erst einmal fast zwei Stunden lang nur geweint. Das Messer muss er neben sich auf das Kissen, das einst seine Frau bettete, gelegt. Liebevoll strich er manchmal darüber, über das Messer, und lächelte unter seinen Tränen schwach. Er berührte auch die Rüschen der Bettwäsche und dachte an vergangene Zeiten. Als dann die Kirchenglocken zur 18ten Stunde schlugen, nahm er das Küchenmesser wieder zur Hand und rammte es sich in das Herz.
Leider verfehlte er das Herz um einige Zentimeter. Er hatte es auf der rechten Seite vermutet, stellte aber nach dem Stoß etwas resigniert fest, dass es sich wohl auf der linken Seite seines Korpus befand. Statt sich das blutverschmierte Messer ein zweites Mal, diesmal aber an der richtigen Stelle, in sein Oberleib zu stoßen, schmiss er das blutige Ding ruckartig einfach in die Zimmerecke. Dann robbte er, nicht ohne eine dicke Blutspur hinter sich herzuziehen, zum Telefon und wählte die Notrufnummer. Dann nannte er der netten Dame mit der hübschen Stimme am anderen Ende seine Adresse und erzählte, er habe sich beim Kartoffelschälen aus versehen erstochen. Die Dame grunzte etwas verwirrt, nachdem sie in einem Bruchteil von Sekunden sich diesen Vorfall vor Augen rief, gab jedoch ohne zu Zögern und von Routine zeugend, sofort eine Meldung durch.
?Ich habe jetzt einen Krankenwagen zu Ihnen bestellt. Er wird in wenigen Minuten vor Ort sein. Bitte verhalten Sie sich ruhig, legen Sie sich auf den Rücken und binden sie sofort mit einem Handtuch oder etwas anderem, einem Socken vielleicht, die Hauptschlagader ab.?
?So schlimm ist es nun auch wieder nicht.? Brachte der Mann schwer atmend hervor und hängte auf. Er robbte schnellstmöglich in die Küche und zog sich unter schwerem Stöhnen und intensiven Schweißausbrüchen am Kühlschrank hoch, um für eine Sekunde aufrecht zu stehen. Als er die Augen wieder aufschlug lag er wieder vor dem Kühlschrank, als hätte er nie gestanden.
Der Mann legte sich also auf den Rücken und wartete. Natürlich kam der Krankenwagen alles andere als sofort. Die wenigen Minuten, die der gepeinigte Körper des Mannes mit Aussicht auf Heilung noch gerade so hätte verkraften können, strichen an ihm jedoch ohne den frischen Wind des Genesens vorbei, während die Adern des jungen Mannes langsam an Volumen verloren.
Der Notarzt sollte nie eintreffen. Einige Minuten bevor der Mann starb, fiel ihm ein, er hatte der Frau seine alte Adresse in der Birkenallee genannt und nicht die neue in der Ebereschenstraße.Oh Frühling, magst net komma?


9. Kleine Geschichte zwei
Ich habe ihn nicht gesehen, wirklich nicht. Aber das kann ich tausendmal beteuern, das interessiert doch keinen. Alle sind so überzeugt davon, dass ich das nur gemacht habe, um Aufmerksamkeit zu erregen, alle sagen, das war pure Absicht, aber ich habe ihn wirklich nicht gesehen.
Ich bin grün und blau im Gesicht und nicht nur im Gesicht. Und trotzdem sagen alle anderen, das war pure Absicht. Ich möchte eigentlich gar nicht darlegen, was für ein immenses Unrecht mir hier geschieht, denn ich habe ihn wirklich nicht gesehen und wenn ich ihn gesehen hätte, wäre ich ihm ausgewichen, denn möchte ich wirklich so aussehen, wie ich jetzt aussehe? Nein, natürlich nicht, denn wer möchte schon so aussehen?
Ich habe überall blaue Flecke und trage eine riesige Mullbinde um mein geschundenes Haupt gewickelt. Ich bin wirklich hübsch, aber jetzt sehe ich aus, als hätte mich jemand ganz derb durchgeknüppelt.
Aber klaro, das mit dem Laternepfahl war pure Absicht.


10.
Eben habe ich versucht, in dieses Heftchen eine meiner alten Geschichten mit einzubringen. Ein eher sinnloses Unterfangen. Zum Teil habe ich die Geschichten vor mehr als sechs Jahren geschrieben und wie nicht anders zu erwarten, schäme ich mich inzwischen entsetzlich für meinen damaligen Stil, wobei ich bezweifle, dass mein heutiger irgendwie besser ist. Aber ich schäme mich nicht nur für den Stil sondern auch für die Themata, die ich damals rauskramte. Nur im traurigen ?Liebe, Sex und Zärtlichkeit? Style, dominiert vom ?Ich treffe meinen Engel der Leidenschaft und alles wird gut.?. Ganz reizend. Schlimmer fast noch als mein Tagebuch aus vergangenen Zeiten. Ein Dokument, dass ich vor Kurzem erst, auf Grund seiner unheimlichen Aussagekraft, einfach so verbrannt habe. Ganz toll. Aber man schämt sich halt dieser Tage für seine pubertären Exzesse.
Ich habe damals eigentlich ganz amüsante
 
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Kommentare  

wow ich habe mich doch tatsächlich durch die vielen seiten gelesen... hab viel geschmunzelt, viel gelächelt und gelacht... das Bild vom Huhn - das Sahnehäubchen... der Laternenpfahl von Kapitel 9 löste einen herzhaften Lachanfall aus (aber durch deinen ganzen Text war ich eh schon angeheitert ;o)) deine ganze schreibe ist sehr selbstironisch und selbstwitzelnd (ich weiß keinen besseren ausdruck :-D) und der Französischaustausch: allzu bekannt, möchte mich lieber nicht daran erinnern... und... und... ach... einfach herrlich... wie sich jemand selbst so ehrlich auf die schippe nehmen kann beachtlich... wie du siehst, ich finde nicht die richtigen worte um mich für die angenehme Lesezeit, die ich bei deinem Text verweilen durfte, zu bedanken... mir scheint es nur, wie Jan auch schon meinte, dass da irgendwas noch fehlt/ dass es eigentlich aber (*gg*) noch irgendwie weiterginge... (gibt es vielleicht eine Fortsetzung?! *hechel - lesenwill*) im übrigen schließe ich mich Jan voll und ganz an... :-)
Lieben Gruß


*Becci* (21.09.2002)

Wenn ich diese Website einfach mal mit einer Wüste vergleiche, dann ist Deine Story eine echte Oase! Hier kennt die Witischkeit keine Grenzen und schon gar kein Pardon! Ich habe es vorher noch nie geschafft, mich durch eine so lange Geschichte zu eiern, weil es schlicht langweilig ist, aber hier hätte ich auch noch zwei, drei Stündchen drangehängt. Und die beiden Stories am Ende zusammenhanglos mit einzufügen mit dem lapidaren Hinweis "So war ich früher", ist geradezu grandios - bescheuert im absolut positiven Sinne. Warum aber der abgebrochene letzte Satz? Egal, geile Schreibe!

Jan (31.03.2002)

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