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Fesseln

Erotisches · Kurzgeschichten
© Nadja S.
So leise, so verräterisch kommt die Nacht angeschlichen-
von meinem Fenster aus sieht man die Lichter der Stadt tanzen.
Kalt und abeisend wie die Huren auf dem Weg nach Hause.
Noch ist es nicht spät – und doch schleicht sich die Unruhe in mich,
in jedem noch so unbekannten Winkel.
Mein Puls hämmert konstant vor sich hin, wie eine Dampfmaschine.
Zu viel Energie.
Ich muss hier raus, ich muss.
Meine Gier treibt mich hinaus in die dunklen Straßen,
in verwinkelte Gassen mit undefinierbaren Gestalten,
die aneinander geschmolzen scheinen, dort, wo das schmutzige
Straßenlicht sie berührt.
Wo, wo bist Du ?
Brennpunkt meiner nächtlichen Begierde.
Ich lasse mich treiben, in eine zwielichtige, ölig stumpfe Bar-
Da stehst Du. Mitten im Scheinwerferlicht,
auf hohen Stiefeln und einem Hauch von Nichts am Körper.
Ich kann die Musik nicht nachvollziehen, zu der du Dich bewegst.
Ein Schlangentanz, der mir das Blut schlagartig
unter die Haut treibt. Ein Hüftschwung, an dem ich mich
zu schneiden fürchte. Du lächelst die Anwesenden wollüstig an,
als Du Dich zwischen uns Zuschauer begibst.
Ein aufreizender Blick, eine geschmeidige Drehung –
Du leckst Dir über die nass glänzenden Lippen.
Und schnappst Dir meinen Mantel, um zum Schluss nur noch mit
diesem bekleidet in gespielter Schamhaftigkeit zu verschwinden.
Als ich ihn von einem Barkeeper zurück bekomme,
steckt ein Zettel zusammen mit einem Schlüssel in der Innentasche.
„Treppe hoch, letzte Tür rechts.“
Als ich aufschließe, stehst Du vom Bett auf und kommst leise
auf mich zu. Ein schiefgelegter Kopf, ein Aufblitzen der Augen –
nur diesmal schüchtern. „ Bist Du sanft? “
Als ich nicht antworte, fragst du nur gelassen:
„ Also, willst Du mich fesseln – mir wehtun? “
Ich schüttle den Kopf, streichle über Deine nackte Hüfte unter dem
dünnen Morgenmantel. „ Ich bin sanft. “
Du seufzst leise, als meine Lippen Deinen Hals liebkosen.
Und als der Morgen graut, liege ich immer noch bei Dir.
Meine Ketten sind gelockert worden;
durch Dich scheint die dunkle Gier gewichen zu sein –
ich bin sanft geblieben...
 
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Mit wenigen Worten viel erzählt!


Robert Short (06.04.2002)

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